Humorkritik | November 2010
November 2010

König Fil
Schon seit Jahrzehnten lobe ich den Zeichner und Livequatschmacher Fil (zuletzt in TITANIC 2/2005), und schon aus eitel-großväterlichen Ich-hab’s-ja-gleich-gesagt-Gründen freut es mich, daß er den verdienten Ruhm ernten, der Zeit Interviews und den Großstädten Tourneen geben kann – und man dank der neuen DVD die »Fil-und-Sharkey-Show« (Herold) nun auch in der Provinz sehen kann. Der neueste Band seiner »Didi & Stulle«-Comics aus der Zitty, »Im Auftrag der Kanzlerin« (Zitty-Verlag), resümiert die Bundestagswahl (»Ick gloob, ick wähl Hitler. Is zwar voll der Fascho, aber ich finde gut, daß er über sich selber lachen kann«) und zeigt Fil auf dem Höhepunkt seiner literarischen Meisterschaft. Aber ja: Fil ist Literatur! Nehmen wir das Berlinern: Bei tausend anderen Humorproduzenten wirkt es anbiedernd, gestrig; bei Fil wie ein elaborierter Idiolekt, geprägt von fast Bernhardschen Repetitions- und Verkürzungszwängen, angefüllt mit irren Einsichten – so etwa der kürzesten bekannten Erklärung des Ost-Nazitums (»Wir sind hier inna ehemaljen DDR, Faschismus is ihre Art uns zu sagn: ›Hallo? Wir sind ooch noch da?!?‹). Nun zeigt doch, ihr literarischen Ordenverleiher, daß ihr zu etwas gut seid – und krönt Fil endlich preis. Keiner hätte es eher verdient.