Humorkritik | März 2009

März 2009

Sehr komisch!

Was haben Johann Nestroy, Mark Twain, Ambrose Bierce, Karl Valentin, Flann O’Brien, Heinz Erhardt und Ephraim Kishon gemein? Richtig: Sie alle fehlen ulkigerweise in dem »Komischen Lesebuch«, das der lustige Fischer-Taschenbuchverlag herausgebracht hat. Selbst Auszüge aus komischen Klassikern wie Rabelais’ »Gargantua und Pantagruel«, Sternes »Tristram Shandy« oder Grabbes »Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung«, aus dem »Eulenspiegel« und dem Schiltbürgerbuch, aus Dostojewskis »Das Gut Stepantschikowo und seine Bewohner« und Brechts »Flüchtlinggesprächen«, aus ... und ... – kurz und ungut: lauter Fehlanzeigen – und dabei ist das »Komische Lesebuch« spaßigerweise sogar in der Reihe »Fischer Klassik« erschienen.

Zugegeben: Über Geschmack kann man nicht streiten, und das stundenlang. Immerhin enthält der Band von Aristophanes über Molière bis zum volkstümlichen Scherzgedicht »Ick sitze hier und esse Klops« auch einen ordentlichen Batzen Gutes, Schönes und jedem Ernst Bares; ja, er präsentiert sogar ein paar erstaunliche Fundsachen, z.B. die just zur hehren Goethezeit verfaßten »Hyperbeln auf Herrn Wahl’s ungeheure Nase« von Herrn Johann Christoph Friedrich Haug, z.B.: »Wenn er durch die Nase spricht, / Donnert’s in der Runde; / Wenn er seine Nase rümpft, / Dauert’s eine Stunde«; oder, weil’s so schön ist, gleich noch einen: »Was unterscheidet uns von Dir? / Kurz, ohne Periphrase: / Aus Seel’ und Leib bestehen wir, / Du, Freund! Aus Seel’ und Nase.« Sehr hübsch auch »Ein Lied, das der berühmte Philosoph Haeckel am 3. Juli 1911 vormittags auf einer Gartenpromenade vor sich hinsang« und das, Joachim Ringelnatz hat’s zu Papier gebracht, so anhebt: »Wimmbamm Bumm Wimm Bammbumm Wimm Bamm Bumm …«

Aber daß die drollige Herausgeberin Lea Katharina Ostmann ihrer Anthologie kein Vor- oder Nachwort beigegeben hat, das doch einiges erklären könnte ... daß offenkundig, um dieses Manko auszugleichen, Jean Paul als Humortheoretiker gnädige Aufnahme gefunden hat, aber putzigerweise nicht als Komikpraktiker ... und daß ... jaja, hör’ ja schon auf. Wimmbamm Bumm Wimm Bammbumm Wimm Bamm Bumm ...

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
01.12.2023 Hamburg, Centralkomitee Hauck & Bauer
01.12.2023 Karben, Kulturscheune im Selzerbrunnenhof Pit Knorr & Die Eiligen Drei Könige
02.12.2023 Itzehoe, Lauschbar Hauck & Bauer
03.12.2023 Kassel, Studiobühne im Staatstheater Kassel Ella Carina Werner