Humorkritik | Dezember 2009
Dezember 2009

Männerherzchen
Der erfolgsverwöhnte Werbefachmann und Lebensplaner, der zum Rucksacktouristen wird, der zynische Musikproduzent und Womanizer, der seinen Lamborghini stehenläßt und zu seiner Jugendliebe nach Heuchelheim zurückkehrt, der pflichtbewußte Beamte, der mehr Menschlichkeit lernt, der notorische Studienabbrecher, der zum Kleinunternehmer mutiert – das sind die Männer, die in ihren Mördergruben reine Herzen entdecken und die deutsche Komödie »Männerherzen« zu einem Film machen, der es wahrhaft verdient hätte, in allen protestantischen Gemeindehäusern vorgeführt zu werden, als das Hohelied auf innere Werte wie Entsagung, Selbstdisziplin und Verantwortungsgefühl.
Bei aller Liebe, was hier letztlich ironiefrei gepriesen wird, hat in mir den Wunsch geweckt, ein schlechterer Mensch zu werden. Zum Kontrast gibt es zwar auch noch die Geschichte eines gewaltbereiten U-Bahnfahrers, doch die gehört eigentlich nicht hierher, bis sich auch der im Gefängnis noch als angehender Edelproll entpuppt.
Mir blieb am bittersüßen Ende nur ein tuntiger Schnulzier sympathisch, der wenigstens vorgab, an den Kitsch zu glauben, den er produzierte.