Humorkritik | September 2007
September 2007
Schrecklicher Verleser
Unlängst begab es sich, daß mir die Herbstvorschau des Piper Verlags in die Hände fiel, die ein neues Werk des uns allen hinlänglich bekannten Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann annonciert, welches – der großen Weltbesorgtheit des großen Moralisten und Selbstkritikers passabel entsprechend – »Der große Selbstbetrug. Wie wir um unsere Zukunft gebracht werden« heißen und (so uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt) im Oktober erscheinen wird.
Der erste Satz des subtilen Vorschauwerbetextes lautet tatsächlich: »Wenn jemand wirklich weiß, wie Deutschland tickt, dann der Chefredakteur der Bild-Zeitung.« Ich aber las statt »tickt« … Nun ja, ich las, vielmehr: mein Unterbewußtes las … Mein Gott, muß ich wirklich hier hinschreiben, was ich las? Ich las halt statt »tickt« das, was zu lesen man zwangsläufig nicht vermeiden kann, wenn es um Bild und Diekmann geht und um beider journalistisches Primärinteressengebiet.
Diekmanns Buch freilich werde ich wohl kaum lesen. Und zwar nicht nur, weil die Lektüre mich um ein paar kostbare Stunden meiner Leserzukunft bringen würde.