Inhalt der Printausgabe

Oktober 2005


Die Sex-Akte Diekmann
Olàlà: der Bild-Chef ganz intim!
(Seite 3 von 3)

Lehrreich wäre es für diesen größten Fickgeschichtenerzähler, den die europäische Literaturgeschichte verzeichnet, wenn er wieder einmal selbst in die Schlagzeilen geriete und endlich alles ins Gesicht zurückgespritzt kriegte, was er den Opfern seines beruflichen Werdegangs mit der brutalen Zurschaustellung und dem publizistischen Ausschlecken ihres Genitalbereichs und ihrer Bettwäsche angetan hat. Wie ist Kai Diekmann im Bett? Hat er jemals Sex mit flüchtigen Bekannten gehabt? Oder immer nur in die Röhre gekuckt, wenn seine Kumpels sich mit ihren Bumskontakten brüsteten? Geht ihm einer ab, wenn er daran denkt, wie er die Vergangenheit der Katharina B. durch den Schmodder seiner Profession gezerrt hat? Was macht Kai Diekmann scharf? Hat er am Ende eines Tages ohne neue Sex-Enthüllungen Orgasmusschwierigkeiten? Was empfindet er beim Anblick der Latex-Luder im Inseratenteil seiner Zeitung? Ist es wahr, daß er sich schon wenige Tage nach seiner Ernennung zum Chefredakteur keinen runtergeholt hat? Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Und das interessiert einen doch, bei einem Mann, dessen journalistische Spürnase nun schon so oft in Dieter Bohlens Unterhose etwas gewittert hat. Stimmt es, daß Kai Diekmann heterosexuell ist und drei Arschbacken besitzt? Die Öffentlichkeit will es jetzt endlich wissen. Hosen runter! Heraus mit der Sex-Akte Diekmann!
Im Auftrag von TITANIC haben führende Privatdetekteien weltweit 2,3 Milliarden geschlechtsreifen Frauen ein Foto von Kai Diekmann vorgelegt und sie gefragt, ob sie mit diesem Mann schon einmal einen Bumskontakt gepflogen hätten, und wenn ja, ob Kai Diekmann für sie nur ein Sex-Spielzeug gewesen sei. Das Ergebnis der Umfrage ist niederschmetternd: 2, 299 999 999 Milliarden Frauen haben ihre Unschuld beteuert, und nur eine einzige alte, -kurzsichtige thailändische Reisbäuerin räumte ein, daß sie sich ihrer Sache da nicht ganz so sicher sei.

***


So und nicht anders wird das Proletariat dereinst seinen
Sieg über den Kapitalismus und die Penis-Presse feiern,
während das im Kerker schmachtende Paparazzigeschmeiß
um Gnade winselt.
Wär’s möglich, daß Kai Diek mann als oberster Ausposauner privater Bumskontakte seinerseits noch eine Jungfrau ist und diesen Umstand schamlos vor aller Welt ver heimlicht? Es wird immer schmutziger, verworrener. Wir haben Herrn Dr. med. Eduard Hofspaten gefragt, einen Sexualwissenschaftler, der in seiner Privatklinik in Linz Geisteskranke zu therapieren versucht, die sich zwanghaft in das Geschlechtsleben ihrer Mitbürger einmischen.
TITANIC: Herr Dr. Hofspaten, bei uns in Deutschland gibt es eine Tageszeitung, die…
Hofspaten: Schon klar.
TITANIC: Und an deren Spitze steht ein Mann, der…
Hofspaten: Ja, der Kai Diekmann, auf den wart ich noch. Wissen S’, ich praktizier hier jetzt seit 1953, seit ich die Klinik von meinem Vater übernommen hab, und der hat hier schon ausgeschiedenes Personal der Stunde und des Stürmers behandelt, und da werd ich auch den Diekmann noch verkraften.
TITANIC: Halten Sie Kai Diekmann für therapierbar?
Hofspaten: Das hängt allein vom Eisengehalt seines Willens ab. Schaun S’, der Mann ist ja nicht verrückt, der verdient sich doch doof und dämlich, solang er in anderer Leut’ Schamregion Schlitten fährt. Zu mir kommen nur die alten Huren des Betriebs, die auf ihre alten Tage Betschwestern werden wollen, und denen stell ich dann ihr Zertifikat aus, daß sie ab sofort auch in der Meinungsspalte herumhuren dürfen. Menschenskinder, dafür krieg ich doch mein Geld, daß ich das möglich mache!
TITANIC: Ach? Und von wem?
Hofspaten: Das geht Sie gar nichts an.
TITANIC: Aber Sie haben doch eben gesagt…
Hofspaten: Ich sag jetzt überhaupt nichts mehr.

Aha, aha, aha! Hat der BND seine Finger im Spiel? In welchen Kanälen ist die Sex-Akte Diekmann ver schwunden? Was verschweigt Friede Springer? Ist sie mehr als ein Sex-Spielzeug? Hat sie jemals Sex mit flüchtigen Bekannten gehabt? Und was würde ein privater Schwanzvergleich zwischen Kai Diek-mann und Mathias Döpfner ergeben, den obersten Herren der Berichterstattung über das Geschlechtsleben einer möglicherweise vergewaltigten Frau, die sie von Kiel bis Dresden an ihren Schamhaaren durch die Gosse gezerrt haben?

Zwei Zentimeter mehr da rüber im nächsten Heft.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du wiederum, »Spiegel«,

bleibst in der NBA, der Basketball-Profiliga der Männer in den USA, am Ball und berichtest über die Vertragsverlängerung des Superstars LeBron James. »Neuer Lakers-Vertrag – LeBron James verzichtet offenbar auf Spitzengehalt«, vermeldest Du aufgeregt.

Entsetzt, Spiegel, müssen wir feststellen, dass unsere Vorstellung von einem guten Einkommen offenbar um einiges weiter von der Deiner Redakteur/innen entfernt ist als bislang gedacht. Andere Angebote hin oder her: 93 Millionen Euro für zwei Jahre Bällewerfen hätten wir jetzt schon unter »Spitzengehalt« eingeordnet. Reichtum ist wohl tatsächlich eine Frage der Perspektive.

Arm, aber sexy: Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Deine Fans, Taylor Swift,

Deine Fans, Taylor Swift,

sind bekannt dafür, Dir restlos ergeben zu sein. Sie machen alle, die auch nur die leiseste Kritik an Dir äußern, erbarmungslos nieder und nennen sich bedingt originell »Swifties«. So weit ist das alles gelernt und bekannt. Was uns aber besorgt, ist, dass sie nun auch noch geschafft haben, dass eine der deutschen Stationen Deiner Eras-Tour (Gelsenkirchen) ähnlich einfallslos in »Swiftkirchen« umbenannt wird. Mit Unterstützung der dortigen Bürgermeisterin und allem Drum und Dran. Da fragen wir uns schon: Wie soll das weitergehen? Wird bald alles, was Du berührst, nach Dir benannt? Heißen nach Deiner Abreise die Swiffer-Staubtücher »Swiffties«, 50-Euro-Scheine »Sfifties«, Fische »Sfischties«, Schwimmhallen »Swimmties«, Restaurants »Swubway« bzw. »SwiftDonald’s«, die Wildecker Herzbuben »Swildecker Herzbuben«, Albärt »Swiftbärt« und die Modekette Tom Tailor »Swift Tailor«?

Wenn das so ist, dann traut sich auf keinen Fall, etwas dagegen zu sagen:

Deine swanatische Tayltanic

 Wenn, Sepp Müller (CDU),

Bundeskanzler Olaf Scholz, wie Sie ihm vorwerfen, in einem »Paralleluniversum« lebt – wer hat dann seinen Platz in den Bundestagsdebatten, den Haushaltsstreitgesprächen der Ampelkoalition, beim ZDF-Sommerinterview usw. eingenommen?

Fragt die Fringe-Division der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster