Inhalt der Printausgabe

Juni 2005


Andy Englisch, der neue Freund vom deutschen Papst


Neue Super-Riesenserie von Andy Englisch:
Mein allerbester Busenfreund, der Ratzipapst
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Ich kenne ihn schon seit vielen Jahren – aber kennt er auch mich? Er sollte eigentlich, denn ich bin Andreas Englisch, der Vatikan-Exklusiv-Korrespondent von Deutschlands christlichster Tageszeitung (s. u.). Ich schreibe über den Papst (78), denn der Papst ist mein Freund, und alle haben sich gefreut wie verrückt, als es endlich soweit war: Nach dem alten Papst wurde der neue Papst Papst. Gottes Lebenstraum ging in Erfüllung!
Es ist eine Jahrtausendsensation ohne Ende: Joseph »Kardinal« Ratzi ist durch Juryentscheid Papst (78) geworden! Wahnsinn im Quadrat! Aus dem kleinen Städtchen Marktl am Inn ist der Hl. Vater (»Papam«) der erste Deutsche seit 10 000 Jahren, er ist Oberkatholik von der ganzen Welt. »Viva il Papa in Roma«, schrie ich, ganz Deutschland feierte wie verrückt, denn ich bin privat der beste Freund vom Papst, ich, Andreas Englisch, vereidigter Sondervatikanreporter von Deutschlands größter Jahrtausendzeitung in Rom, Berlin, Bonn, Marktl am Inn, dem Geburtsort von Kardinal Joseph Ratzimaus (78?).
Papam habemus pontifex maximus in fidibus sancti, leckmichfett total, der Papst, Amen, Halleluja!
Der Nachfolger des großen Johannes Paul II. trägt den Namen Benedikt XVI. nach Benedikt XV., nach Benedikt XIV., nach Benedikt XIII., nach Bendedikt XII. usw. bis zurück zu Petrus, dem Menschenschiffer, dem Stellvertreter des Gottseibeiuns auf Erden in der Höhe! Er schrieb das Buch »Salz – Gott erhalt’s« in zehn Sprachen gleichzeitig, darunter auch Französisch. Und ich bin sein Freund!
***
Ich bin der Freund vom neuen Papst, und ich war der Freund vom alten Papst. Wenn wir zusammen waren, vergaßen wir die Welt um uns herum, wir schwatzten und scherzten, tanzten und lachten, stahlen Pferde und beschmierten Hostien auf der Unterseite mit Zahnpasta. Freundschaft ist ein Gottesgeschenk, und ich bin von jedem der Freund, der es mit mir aushält.
Als Joseph Radikal Knatzinger (78!) in einer feierlichen Festveranstaltung zum Papst befördert wurde, klatschten 350 000 Peter auf dem Pilgerplatz der ewigen Stadt ewigen Beifall, der Kaiser der Katholiken wurde mit einem Traum aus Goldkuttenstoff behängt, bekam einen wertvollen Ring und süße rote Schuhe. Er machte komische Handbewegungen, sang Lieder und sagte irgendwas auf Latein.

Im offenen Jeep heizte der Papst dann wild hupend über den Petersplatz, die Gemeinschaft der Gläubiger machte La-Ola-Welle, schwenkte Deutschland, Bier und Bayernfahnen. Immer wieder ließ er halten, lächelte, streichelte und knutschte kleine Kinder. Rein und raus, der Herr ist im Haus. Der neue Papst möchte Teil einer Jugendbewegung sein.
Ich winkte ihm zu, denn ich mag meinen neuen Freund, den Papst, über den ich, Andreas Englisch, gerade exklusiv aus Vatikanstadt bei Rom berichte.




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Nachdem wir, »Spiegel«,

Deine Überschrift »Mann steckt sich bei Milchkühen mit Vogelgrippe an« gelesen hatten, müssen wir selbst kurz in ein Fieberdelirium verfallen sein. Auf einmal waberte da Schlagzeile nach Schlagzeile vor unseren Augen vorbei: »Affe steckt sich bei Vögeln mit Rinderwahnsinn an«, »Vogel steckt sich bei Mann mit Affenpocken an«, »Rind steckt sich bei Hund mit Katzenschnupfen an«, »Katze steckt sich bei Krebs mit Schweinepest an« und »Wasser steckt sich bei Feuer mit Windpocken an«.

Stecken sich auf den Schreck erst mal eine an:

Deine Tierfreund/innen von Titanic

 Wurde aber auch Zeit, Niedersächsische Wach- und Schließgesellschaft!

Mit Freude haben wir die Aufschrift »Mobile Streife« auf einem Deiner Fahrzeuge gesehen und begrüßen sehr, dass endlich mal ein Sicherheitsunternehmen so was anbietet! Deine Mitarbeiter/innen sind also mobil. Sie sind unterwegs, auf Achse, auf – um es einmal ganz deutlich zu sagen – Streife, während alle anderen Streifen faul hinterm Büroschreibtisch oder gar im Homeoffice sitzen.

An wen sollten wir uns bisher wenden, wenn wir beispielsweise einen Einbruch beobachtet haben? Streifenpolizist/innen? Hocken immer nur auf der Wache rum. Streifenhörnchen? Nicht zuständig und außerdem eher in Nordamerika heimisch. Ein Glück also, dass Du jetzt endlich da bist!

Freuen sich schon auf weitere Services wie »Nähende Schneiderei«, »Reparierende Werkstatt« oder »Schleimige Werbeagentur«:

Deine besserwisserischen Streifbandzeitungscracks von Titanic

 Mahlzeit, Erling Haaland!

Mahlzeit, Erling Haaland!

Zur Fußballeuropameisterschaft der Herren machte erneut die Schlagzeile die Runde, dass Sie Ihren sportlichen Erfolg Ihrer Ernährung verdankten, die vor allem aus Kuhherzen und -lebern und einem »Getränk aus Milch, Grünkohl und Spinat« besteht.

»Würg!« mögen die meisten denken, wenn sie das hören. Doch kann ein Fußballer von Weltrang wie Sie sich gewiss einen persönlichen Spitzenkoch leisten, der die nötige Variation in den Speiseplan bringt: morgens Porridge aus Baby-Kuhherzen in Grünkohl-Spinat-Milch, mittags Burger aus einem Kuhleber-Patty und zwei Kuhherzenhälften und Spinat-Grünkohl-Eiscreme zum Nachtisch, abends Eintopf aus Kuhherzen, Kuhleber, Spi… na ja, Sie wissen schon!

Bon appétit wünscht Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Gesundheit, Thomas Gottschalk!

In Ihrem Podcast »Die Supernasen« echauffierten Sie sich mit einem fast schon dialektischen Satz zu Ihrer eigenen Arbeitsmoral über die vermeintlich arbeitsscheuen jungen Leute: »Es gab für mich nie eine Frage – ich war nie in meinem Leben krank, wenn ich im Radio oder im Fernsehen aufgetreten bin. Ich habe oft mit Schniefnase irgendwas erzählt.«

Das hat bei uns zu einigen Anschlussfragen geführt: Wenn Sie »nicht krank«, aber mit Schniefnase und im Wick-Medinait-Delirium vor einem Millionenpublikum zusammenhanglose Wortfetzen aneinandergereiht haben – war das nicht eine viel dreistere, weil höher bezahlte Form der Arbeitsverweigerung als eine Krankmeldung?

Wünscht Ihnen nachträglich gute Besserung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Feuchte Träume

Träumen norddeutsche Comedians eigentlich davon, es irgendwann mal auf die ganz große Buhne zu schaffen?

Karl Franz

 Krasse Segregation

Wer bestimmten Gruppen zugehört, wird auf dem Wohnungsmarkt strukturell diskriminiert. Viele Alleinstehende suchen händeringend nach einer Drei- oder Vierzimmerwohnung, müssen aber feststellen: Für sie ist dieses Land ein gnadenloser Apartmentstaat, vor allem in den Großstädten!

Mark-Stefan Tietze

 Der kästnerlesende Bläser

Es gibt nichts Gutes
außer: Ich tut’ es.

Frank Jakubzik

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster