Inhalt der Printausgabe

Oktober 2004


Dröge Politik? Droge Politik!
DIE PARTEI informiert
(Seite 3 von 3)

 


Gute Corporate Identity

Hoffnung gibt uns auch der 22jährige Thomas aus Dresden, der zwar den Wiederaufbau-Plan ablehnt ("Also ich bin aus Dresden, ich bin dagegen, da müssen Sie schon entschuldigen!"), aber unsere Analyse durchaus zu teilen gewillt ist: "Da ist so einiges falsch gelaufen, nach der Wende. Vorher ging's bei uns ja noch einigermaßen!"
Euphorisch stimmt uns die 38jährige Ari mit Kinderwagen und Sonnenbrille, die ganz von selbst vor den PARTEI-Plakaten stehenbleibt und lobt: "Sie haben ja eine gute CI, also Corporate Identity: graue Mauerplakate, graue Anzüge!" Sie findet die Idee des Wiederaufbaus "munter und verständlich" und ist sofort bereit, den entscheidenden Vorteil zu sehen: "Jede Gruppe findet ihre eigene Identität wieder."
Dem Parteigenossen Rürup gelingt es zum krönenden Abschluß sogar, auf offener Straße ein Neumitglied zu werben, einen Mann, der die Wiedererrichtung der Mauer mit den Worten "Hätten sie gar nicht erst abreißen dürfen!" begrüßt. Daß der 47jährige Frührentner, obschon nach eigenem Bekunden "nicht ausländerfeindlich", außerdem "die ganzen Ausländer raus" haben will, weil "die machen sich hier breit, kriegen alles in den Arsch geschoben", wird ihm allerdings einen negativen Vermerk in der Parteiakte und demnächst vielleicht eine tüchtige Gehirnwäsche mit Schleudergang einbringen.

 


Heute Deutschland -
morgen das Weltall?


Die Bilanz unseres Ausflugs fällt dementsprechend gemischt aus. Zwar können wir mit unserer zentralen Forderung bei manchen Bürgern auf Verständnis, bei vielen sogar auf Begeisterung stoßen - mehrheitsfähig ist sie derzeit noch nicht. Es heißt also weiterhin: kämpfen, überzeugen, es vielleicht demnächst mal mit kleinen Wahlkampfpräsenten versuchen. Gezeigt haben wir jedenfalls schon mal allen, daß wir auch bei Gegenwind zu unseren Überzeugungen stehen und Mut zu (zunächst) unpopulären Forderungen haben.
Und die Lehre, die wir aus der Unternehmung ziehen? Wenn sich unsere Kernprogrammatik nicht auf Anhieb in eine Mehrheit der Wählerstimmen ummünzen läßt, müssen wir uns eben mehr Kernkompetenzen zulegen. So wie die Grünen ihre ursprüngliche Programmatik bald erweiterten, werden auch wir nicht umhinkönnen, uns schleunigst in neue, aufregende Politikfelder einzuarbeiten. Auch dort werden wir unseren Anhängern selbstverständlich nur das Beste bieten - das Beste ist uns für unsere Anhänger gerade gut genug!
Bis zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen können wir es schaffen, uns in sämtliche relevanten Themen der Innenpolitik einzuarbeiten. Bis zur Bundestagswahl verbleiben dann noch knappe anderthalb Jahre, um uns auch in der Außen-, Europa- und Verteidungspolitik fit zu machen - und vielleicht sogar schon für das entscheidende Politikfeld der Zukunft, die Weltraumpolitik. Da draußen kennt man ja zum Teil noch gar keine Mauern!

 


Droge Politik

Glücklich, aber zufrieden sitzen wir hinterher in einem sonnenbeschienenen Straßencafé und reden uns noch stundenlang die Köpfe heiß über Gewaltenteilung, Volonté générale und d'Hondtsches Auszählungsverfahren, über To-bin-Steuer, Hermes-Bürgschaften und einen sofortigen Schuldenerlaß für die Dritte Welt.
Aber so ist das mit der Politik - wenn man einmal Blut geleckt hat, will man immer mehr!

Mark-Stefan Tietze



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella