Inhalt der Printausgabe

März 2004


TITANIC-Monatsgespräch
Das Weltall und wir
(Seite 3 von 3)

TITANIC (ungläubig) Mit Fenstern und...
Octo Ein Fenster ist natürlich unverzichtbar, denn man will ja raussehen ins Weltall. Man kann ja dann vor allem auch die Erde sehen.
TITANIC (verwirrt) Das Fenster müßte dann am Boden sein, quasi?
Octo Das Hotel dreht sich ja. Dann muß man eben entweder schräg schauen oder warten, bis das Hotel sich wieder in der richtigen Stellung befindet. Man wird ja über Computer Infor-mationen bekommen, wann sich das Hotel in welcher Stellung befindet.
TITANIC (zusammenhanglos) Und am Boden?
Octo Das würde für diejenigen Zimmer gelten, die sich ganz außen befinden. Da könnte man den Boden durchsichtig machen. Soweit ich weiß, ist beim Fernsehturm von Toronto auch ein durchsichtiger Boden vorhanden.
"Ob wir der allererste
Urknall sind?"
Dr. Dunkel (überzeugt) Da würde ich nie reingehen.
Octo Ich war auch noch nie drauf, aber es gibt ja verschiedentlich Glasböden...
Dr. Dunkel Das ist beim Ginnheimer Fernsehturm auch so, da kann man auch nach unten schauen.
Octo (interessiert) Aber schräg nach unten? Ist auch der Boden durchsichtig?
Dr. Dunkell Also, der Fußboden ist nicht durchsichtig. Das geht ja auch nicht, weil der auf einer Säule steht. Aber alles, was nach außen hin ragt, ist durchsichtig.
TITANIC (wehmütig) Das war oben im WTC auch so, in der Bar "Windows of the World".
Octo Nein, die Böden waren meines Wissens...
TITANIC Die Böden nicht, nur das Stück, das nach außen ging.
Octo Das ist aber doch in jedem Haus so. Ansonsten hätte man ja ein fensterloses Gebäude, und dann bräuchte man ja gar nicht ins Weltall zu fliegen. Dann könnte man ja hier unten bleiben.
TITANIC Aber in den inneren Zimmern, wo bringt man da Fenster an?
Dr. Dunkel (energisch) Es wird keine inneren Zimmer geben, es wird nur äußere Zimmer geben. Die sind voll verglast, das ist nicht das Problem. Man darf sich das jetzt nicht vorstellen wie so eine kleine Currywurst. Das ist ja ein Riesending, das da im Weltall installiert ist, mit mehreren Stockwerken und nach außen hin durchsichtig, so daß man also die Erde sehen kann. Das was nach innen ist, das ist von mir aus für Lieferanten oder was weiß ich.
Octo Es ist ja so: Dieses Hotel ist ja nicht etwa eine Kugel oder auch nicht ein Würfel oder
Dr. Dunkel Das sieht aus wie ein Ring, wie ein Schwimmring.
Octo Oder man könnte auch vier Hochhäuser aneinander koppeln und in der Mitte miteinander verbinden. (aufgeregt) Oder besser noch sechs Hochhäuser, die würden dann wie aus den Seiten eines Würfels herausragen. Und das Ganze dreht sich dann dergestalt, daß die Hochhäuser senkrecht zur Drehachse stehen. Dadurch ist die Fliehkraft in den Hochhäusern davon abhängig, wo man ein Zimmer gebucht hat. Also, wer ganz außen bucht, der kann sich dann über einen Glasboden freuen, hat aber dann schon eine recht starke Schwerkraft. Je weiter man nach innen kommt, desto mehr wird es dann leichter.
TITANIC Faszinierend!
Octo (einschränkend) Es wird auch Hotelzimmer geben, in denen es sehr schwierig wird zu leben, denn man kann sich da ja im Prinzip nicht mehr hinsetzen. Man wird dann ja vom kleinsten Lufthauch aus der Klimaanlage schon fast vom Sessel heruntergeworfen.
TITANIC Also alles doppelt gepolstert?
Octo Das auf jeden Fall!
TITANIC Anschnallen beim Schlafen?
Octo In den innersten Hotelzimmern wäre das sinnvoll. Aber wenn man ein Hotelzimmer -außen bucht, hat man schon eine stärkere Schwerkraft.
TITANIC (begeistert) Das bedeutet, oben könnte man sich mit einem Hotelfön quasi durch die Luft schießen?
Octo Das könnte man. Ja, wenn der batteriebetrieben wäre und kein Kabel braucht.
TITANIC Leider sind die meisten mit Kabel.
Octo (nachdenklich) Ja, die Kabel braucht man ja aber deshalb, weil die Föns ja auch in erster Linie heizen sollen. Aber man könnte ja einen Fön konstruieren, der nicht heizt. Dadurch spart er schon einmal über 90 Prozent der Energie. Und die 10 Prozent der Energie könnte man wohl schon mit einem Akku aufbringen. Dann könnte man mit einem solchen Kaltfön durch die Halle und durch die Zimmer schweben.
Dr. Dunkel (warnend) Der Fön benötigt aber auch Luft, Atmosphäre und all das.
TITANIC Das muß es ja wohl geben, schon wegen der Hotelgäste.
Dr. Dunkel Wie schafft man das denn überhaupt, Luft, Sauerstoff? Am besten in riesigen Sauerstofftanks an dem Hotel.
Octo (bestätigt) Das stimmt. Da bräuchte man Sauerstofftanks.
Dr. Dunkel Das muß dann nachgeliefert -wer-den von den Weltraumtransportern.
TITANIC Genau. Wie lange wird man fliegen, und was wird ein Zimmer kosten?
Dr. Dunkel Fliegen? Es ist kein Problem, dahin zu fliegen, die Raumstation umkreist ja die Erde. (zu Octo) Wie lange fliegen wir zur Zeit dahin?
"So teuer?!"
Octo Ich glaub, ein paar Stunden. Kommt darauf an, in welcher Umlaufbahn sich dieses Hotel befindet, wie schnell es um die Erde kreist. Und ob es symmetrisch um die Erde kreist, die Erde als Mittelpunkt hat, oder ein bißchen unsymmetrischer. Also der Herr Tito, der erste Weltraumtourist, der hat es ja vorgemacht. Es wäre ja problemlos gegangen, wenn nicht das Anschluß-dock noch belegt gewesen wäre. Deshalb mußte ja seine Rakete, die in Rußland startete, noch eine Ehrenrunde drehen. Wenn er aber hätte direkt fliegen können, wäre das sicher in wenigen Stunden abgeschlossen gewesen.
TITANIC Was kostet ein Zimmer mit Ausblick?
Octo Ja, für wieviele Tage denn?
TITANIC Eine Woche Halbpension.
Octo Wenn man sich mal eine Pauschalreise vorstellt, fünf Übernachtungen und Hin- und Rückflug und Bahntransfer zum Flughafen, dann würde man wahrscheinlich mit 100 000 Euro für den Anfang schon hinkommen.
Dr. Dunkel Ich wollte gerade sagen: mindestens 150 000 Euro.
TITANIC (enttäuscht) So teuer?!
Octo Der Preis wäre auf dem Niveau eines Mercedes der S-Klasse. Und es gibt ja unendlich viele Milliardäre auf der Welt. Wenn nur jeder zweite Milliardär da mal hinfliegen würde, hätten wir schon mal eine gewisse Grundauslastung für den Anfang. Und dann könnte man als nächstes diejenigen anpeilen, die so ein 10-Millionen-Vermögen haben.
TITANIC Octo, Dr. Dunkel, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.


Martin Sonneborn



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

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 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner
01.05.2024 Berlin, 1.-Mai-Fest der PARTEI Martin Sonneborn mit Sibylle Berg