Inhalt der Printausgabe

März 2004


TITANIC-Monatsgespräch
Das Weltall und wir
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Dr. Dunkel Darüber liegen mir jetzt keine Informationen vor.
Octo Nee, mir liegen die auch nicht vor. Aber es ist wohl so: Das Teleskop braucht wohl wie jeder Satellit ein klein wenig Energie zur Feinregulierung der Position. Und die geht ja irgendwann zur Neige, und ich glaube, die NASA möchte sich einen Shuttle-Flug zum Hubble ersparen, weil ja neuerdings ohnehin eine andere Strategie gefahren wird. Langfristig soll ja eine Basis auf dem Mond gebaut werden.
TITANIC (interessiert) Ist das jetzt sicher?
Octo Das hängt auch von der Wiederwahl des Präsidenten ab, aber George Bush hat dieses Ziel verkündet, und dann könnte man auf dem Mond natürlich noch weitaus leistungsfähigere Teleskope aufstellen. (triumphierend) Und man könnte dann auch an eine touristische Nutzung einer Mondbasis denken.
TITANIC Aber wie lange wird es dauern, bis ein Mensch seinen Fuß auf den Mars setzt?
Dr. Dunkel Wie lange sind die jetzt dahingeflogen? Wie lange waren die unterwegs?
Octo Einige Jahre bestimmt, sieben oder so?
TITANIC Aber nein, das schaffen wir mittlerweile in weniger als einem Jahr.
Dr. Dunkel Da sind wir bei der Frage welche Raketen schafft man, welche Verhältnisse schafft man für den Menschen in diesen Transportern. Zwölf Monate sind eine lange Reise, die ja auch in der Schwerelosigkeit stattfindet.
TITANIC Ich glaube, die Muskeln sind das Problem einerseits, wenn man ein Jahr in der Schwerelosigkeit verbringt, und auf der anderen Seite die kosmische Strahlung.
Dr. Dunkel (sinniert) Von der Zeit her denk ich schon, daß es Menschen gibt, die daran interessiert sind, 12 Monate zu fliegen.
Octo Das mit den Muskeln ist ja nicht so problematisch. Die müßten dann eben eine Art Fitneßcenter im Raumschiff haben. Denn ansonsten wäre es ja so, als ob jemand ein Jahr lang im Krankenbett gewesen wäre. Der könnte ja nur noch winzige Trippelschritte machen.
Dr. Dunkel Also ich hab da Leute beobachtet, die lagen sechs Monate in der Universitätsklinik hier im Bett, die konnten danach prächtig wieder laufen.
TITANIC (vermittelnd) Möglicherweise geht es bei Schwerelosigkeit noch um andere Muskeln. Aber das kann man sicher in den Griff kriegen.
Dr. Dunkel Dann denke ich nicht, daß das noch mehr als drei Generationen dauert, bemannt dorthin zu fliegen. Man muß halt jemanden finden, der bereit ist, zwölf Monate in so einer Kiste zu sitzen. Damals hat man ja mit Affen angefangen. Vielleicht schicken sie jetzt auch wieder erst mal einen Affen.
TITANIC (gespannt) Also, was glaubt ihr, wann der erste Mensch da sein wird? Eine Jahreszahl, Prognose?
Dr. Dunkel (fest) Zehn Jahre, zehn!
TITANIC Also 2014?
"Ich glaube,
es gibt Leben!"
Dr. Dunkel (bestätigt) Das ist denkbar, ja.
Octo 2020, das ist die schönere Zahl. Das wird eine Gemeinschaftsmission wie die ISS mit Amerikanern, Europäern und den Russen. Wobei die Russen natürlich auch Europäer sind.
TITANIC Und was versprechen wir uns von diesem Flug?
Octo Ich finde, man sollte das kommerziell nutzen. Denn die Steuergelder werden immer knapper, und es ist klar, daß sich das allmählich auch stärker selbst finanzieren muß, um aus dieser starken Abhängigkeit von Forschungshaushalten herauszukommen. Da wäre es meines Erachtens am besten, zunächst einmal ein Hotel im Weltraum zu bauen. Da gibt es auch schon Pläne. Dieses Hotel würde dann kreisen, nicht nur um die Erde, sondern es würde selbst kreisen. In den äußeren Bereichen wären dann die Hotelzimmer. Da hätte man dann aufgrund
TITANIC (irritiert) Entschuldige, ist das jetzt auf dem Mond oder in der Umlaufbahn?
Octo Zunächst mal in der Umlaufbahn, weil die ja einfacher zu erreichen ist. Eine Umlaufbahn kann man ja im Grunde schon mit einem etwas umgerüsteten Düsenflugzeug erreichen. Dort könnte man dann ein Hotel kreisen lassen, das zusätzlich noch um sich selbst herum kreist. In diesem Hotel gäbe es dann in der Mitte eine Erlebniszone, da könnte man dann schweben, weil das ja die Mitte dieser Eigenkreisung des Hotels wäre. Außen dagegen wären dann die Hotelzimmer. Da hätte man dann aufgrund der Eigenkreisbewegung dann eine kleine Schwerkraft. Man könnte also ruhig einmal einen Kugelschreiber vorsichtig auf den Tisch legen, und man könnte sich auch ins Bett legen, würde sich dann allerdings federleicht fühlen. Das wäre ja gerade schön.
TITANIC Müßte sich dieses Teil sehr schnell drehen, damit sich Schwerkraft entwickelt?
Octo Nein, denn Karusselle z.B. drehen sich ja auch nicht gerade galaktisch schnell, und man spürt dennoch schon sehr starke Fliehkräfte.
TITANIC Wie schnell ungefähr?
Octo Das müßte ich ausrechnen. Die Formel ist (murmelt) m, r, omega... ist die Kraft, und die Beschleunigung ist dann auch einmal... omega. Und omega ist, ist… zwei Pi mal die Frequenz. Also: Erdbeschleunigung g setzen wir mal mit 10 m/sec an, das muß dann gleich sein Radius mal omega. (rechnet) Ohne das jetzt genau auszurechnen, kann ich folgendes sagen: Es hängt von der Größe des Hotels ab.
TITANIC Aha.
Octo Genau wie die Schleuderleistung einer Wäscheschleuder auch nicht nur von der Umdrehungszahl, sondern ebenso vom Durchmesser der Schleuder abhängt.
TITANIC Aber du weißt ja, was in einer Schleuder passiert. Wenn sich das Hotel sehr schnell dreht, werden die Leute außen starke Fliehkräfte spüren.
Octo (belehrend) Man soll ja Fliehkräfte spüren, weil die ja die dort nicht vorhandene Schwerkraft ersetzen sollen.
TITANIC (verwirrt) Aber ist es nicht so, daß die Fliehkräfte im Hotel uns an die Wände drücken würden? Oder wo ist der Boden des Hotelzimmers?
Octo Der Boden befindet sich dann außen. Und man wird ja durch diese Drehbewegung im Prinzip nach außen gedrückt, mit den Schuhen in Richtung des Bodens, genauso wie wir durch die Schwerkraft hier auf den Boden gedrückt werden.
Dr. Dunkel Jajaja!
Octo (doziert) Das ist aber natürlich nicht nur ein technisches und wirtschaftliches Problem. Es ist auch ein juristisches Problem. Denn solche Reisen werden nur möglich sein, wenn ein weitgehender Haftungsausschluß stattfindet, das heißt: Derjenige, der sich auf eine solche Reise begibt, muß dann im Grunde den Veranstalter von der Haftung weitgehend freisprechen, denn ansonsten wäre das Risiko für den Veranstalter zu groß.
TITANIC Aber wie würde denn ein Hotelzimmer aussehen in der Umlaufbahn? Was unterscheidet es von einem Hotelzimmer im Marriott?
Octo Ja, also die kommerzielle Ausrichtung wird wahrscheinlich dafür sorgen, daß man da keine Experimente eingeht. Es wird also der Hotelstil sein, den man auf der halben Welt findet mit irgendwelchen bunten Decken und karibischen Anklängen, fröhlich und feurig und gemütlich und stilvoll zugleich. Ich fürchte fast, man wird da nicht gerade eine besonders moderne Einrichtung haben, sondern es wird so aussehen wie irgendein Hotelzimmer einer internationalen Hotelkette in irgendeiner Großstadt.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

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 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner
01.05.2024 Berlin, 1.-Mai-Fest der PARTEI Martin Sonneborn mit Sibylle Berg