Inhalt der Printausgabe
Juli 2004
Vom Fachmann für Kenner (Seite 5 von 16) |
What I Did Last Summer Natürlich war es leichtsinnig und riskant, in einer lauen Sommernacht volltrunken an einem wildfremden Mädchen herumzuspielen, das soeben vor ihrem mehrfach wegen schwerer Körperverletzung vorbestraften Mann geflüchtet war. Also überzeugte ich am nächsten Morgen einen Freund, daß ich nun umgehend die Stadt verlassen müsse, und er, mitgesoffen, mitbetroffen, am besten gleich mit. In seinem alten Golf flohen wir kurz darauf Richtung Freiburg und verbrachten die Nacht unter freiem Himmel im Schwarzwald. Am nächsten Vormittag machten wir einen kurzen Abstecher nach Frankreich, Evian kaufen. Zehn Tage waren wir insgesamt auf der Flucht. Durchquerten die Schweiz, nächtigten am Bodensee, besichtigten Bayreuth, überlebten Erfurt und bestaunten von unserem buchstäblichen Feldlager aus den sachsen-anhaltischen Sternenhimmel. Zu unserer eigenen Verwunderung gelangten wir, auf unseren nächtlichen Autobahnfahrten mehrfach nur haarscharf dem Unfalltod entronnen, an einem sonnendurchtränkten Abend schließlich wohlbehalten in Berlin an. Mit den Worten "Du weißt doch, wie das so ist, wenn man auf der Flucht ist", meldete ich mich dort bei einem Bekannten, der als 23jähriger selbst von den Illuminaten bis in die Geschlossene hinein verfolgt worden war. Er wußte es noch sehr gut, und so kam es, daß ich alsbald wieder in einem dieser paradiesisch weichen Betten lag, mich glücklich in die Kissen kuschelte und es fast ein klitzekleinwenig schade fand, diesen komplett paranoiden Wahnsinnstrip ja nun wohl wirklich niemals irgendwem erzählen zu können. Dominik Mauer
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