Inhalt der Printausgabe
August 2004
|
Vom Fachmann für Kenner (Seite 4 von 16) |
|
Therapie Die Großmutter meiner Freundin ist eine äußerst ängstliche Dame. Fernsehkrimis schaut sie sich schon lange nicht mehr an. Familienangehörige werden vor einem Urlaub wochenlang darüber aufgeklärt, welche Gefahren unterwegs auf sie lauern. Und ständig bildet sie sich ein, es sei jemand in ihrer Wohnung oder versuche, dort gewaltsam einzudringen, um sie auszurauben und umzubringen. Als die alte Dame neulich auch noch davon erzählte, daß ihr regelmäßig die schlimmsten Horrorgesichter und Teufelsfratzen erschienen, machte ich mir Sorgen, ob dies auf Dauer ohne therapeutische Behandlung gutgehen könne. Als sie jedoch im Anschluß daran berichtete, daß sie den Heiligen Geist gesehen habe, beruhigte ich mich wieder. Denn danach gefragt, wie der Heilige Geist ausgesehen habe, erzählte sie: "Der Heilige Geist hat so ein Kindergesicht und ein schwarzes Hemd mit halblangen Ärmeln an. Die Arme und den Körper konnte ich nicht sehen, weil er ja ein Geist ist und kein Fleisch und keine Knochen hat." Die kurze Zusammenkunft sei übrigens folgendermaßen verlaufen: Der Heilige Geist habe plötzlich direkt neben dem Bett gestanden, worauf sie aus demselben hochgeschreckt sei und ihn angefahren habe: "Is' was?" Besser kann man wohl kaum mit einer Wahnvorstellung fertig werden. Helge Nickelé
|
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16
|
Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!
