Inhalt der Printausgabe
August 2004
Vom Fachmann für Kenner (Seite 15 von 16) |
Läbbedoddel Wenn der Schlachter rief: "Hier war ein Läbbedoddel zwischen den Kutteln! Wer will ihn haben?", war er stets von einer gierigen Kinderschar umringt, als ginge es um den neuen Harry Potter oder ein Pókemon. Das gemeine Milch- oder Fleckvieh hat nämlich die Angewohnheit, sich mit seiner riesigen, leicht aufgerauhten Zunge das Fell zu lecken. Dabei gelangen Teile des Fells, sogenannte Haare, in einen der vier Mägen und verfilzen zu einer Kugel. Diese Läbbedoddel genannten Haarkugeln waren bei Kindern früher sehr begehrt. Sie waren schleimig, härteten jedoch schnell wie Silikon aus und wurden zu einem stabilen Spielzeug. Die Filzkugeln hießen natürlich nur im Odenwald so, etymologisch läßt sich der Name nicht einwandfrei bestimmen: Läbbe bezeichnet vielleicht das nur für Kreuzworträtsel geschöpfte Wort Lab als Ferment des Kälbermagens, Doddel kommt eventuell von Dotter, der ja auch rund ist und aus Tieren fällt. Auf jeden Fall steht es auf der Liste aussterbender Wörter, und das ist doch schade, oder? Jochen Gerken
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