Inhalt der Printausgabe
November 2002
Briefe an die Leser (Seite 9 von 14) |
Gustav Seibt! In einer dreispaltigen Würdigung des Wirkens des Berliner Kulturmagnaten Christoph Stölzl haben Sie kürzlich in der Süddeutschen Zeitung mehrfach, und zwar einmal in jeder Spalte, Teppiche und deren Hersteller verhöhnt; wir dürfen zitieren. Seibt gegen Teppich, die erste: "Wahrscheinlich war das auch seinem innerparteilichen Gegner, dem Weddinger Teppichproduzenten Frank Steffel, klar…" Seibt gegen Teppich, die zweite: "Unten saßen Teppichfabrikanten und andere Abgeordnete, die nicht wußten, wie ihnen geschah…" Seibt gegen Teppich, die dritte: "Diepgen wurde gestürzt, Stölzl landete bei einer CDU-Parteifunktion, und nun sollte er da den Aufräumer unter Bankrotteuren, Teppichproduzenten und anderen Berliner Erscheinungen bilden. Eine gräßliche Aufgabe!" Ist es nun so, daß Sie die Existenz und das Produzieren von Teppichen generell ablehnen? Laufen Sie lieber auf gewachsten Holzfußböden und Marmorfliesen umher? Oder widerstrebt Ihnen nur die Teilnahme von Teppichproduzenten am kommunalpolitischen Alltagsgeschäft? Und wenn ja, warum? Sogar in Ihrem Steckenpferd, dem alten Rom, trieben sich doch neben würdevoll fürbaß schreitenden Altphilologen und anderen Erscheinungen auch einige nette Teppichhändler herum, und wir möchten wetten, daß auch Sie selbst in Ihrem Leben schon den Ankauf des einen oder anderen Teppichs in Erwägung gezogen haben. Es wäre schön, wenn Sie künftig zur polemischen Vernichtung Ihrer politischen Gegner ein gescheiteres Argument heranziehen könnten als deren Broterwerb. Zumal wir ja fast alle irgendwann einen neuen Teppich brauchen, aber nur selten einen affigen Anti-Teppich-Text aus dem Laptop eines Teppichfabrikantenwidersachers. Ihre Perser auf der Titanic
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