Vom Fachmann für Kenner | Juni 2022
Motorische Superpower
Ist »zwei linke Hände« zu haben für Linkshänder evolutionsbiologisch nicht eher ein gewaltiger Vorteil?
Patric Hemgesberg
Freundebuch
Neulich bin ich einem alten Schulfreund begegnet, und nach einem kurzen Schwatz habe ich ihm mit auf den Weg gegeben, dass er sich das »Bleib so, wie du bist!«, das ich ihm vor dreißig Jahren in sein Freundebuch geschrieben habe, nicht so hätte zu Herzen nehmen sollen.
Ronnie Zumbühl
Zauberberg
Bibi, Boris, Barbara und Bernhard Blocksberg, Marita Mertens, Paul Pichler, Karla Kolumna – die Erfinderin von Bibi Blocksberg (und Benjamin Blümchen!) hat eindeutig einen Hang zu Alliterationen. Dass sie allerdings bei Schubia Wanzhaar den Nachnamen nicht dem Vornamen angepasst hat, leuchtet mir ein.
Karl Franz
Das Beste aus zwei Welten
»Obwohl die Ideen so ähnlich waren, konnten sie sich ewig nicht auf einen Namen für ihr Kind einigen.« »Was stand denn zur Debatte?« – »Leopold oder Leonard.« – »Was wurde es?« – »Ein Kompromiss: Leopard.«
Jürgen Miedl
Method Acting
Die Bühnenpremiere unserer Laienspielgruppe musste leider aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden. Im Nachhinein ist es wohl doch ein Fehler gewesen, ausgerechnet den Darsteller mit dem größten Lampenfieber für die Hauptrolle in Molières »Der eingebildete Kranke« zu besetzen.
Daniel Sibbe
Onomatopoesie für Feinschmecker
Das englische Wort für Eidotter »Egg-Yolk« klingt so, wie ich mir vorstelle, dass es klingt, wenn ein unversehrter roher Eidotter in den Rachen läuft und ganz geschluckt wird.
Schmonni Mücke
Mantra, Mantra
Nachdem die Film- und Medienstiftung NRW nun offiziell bestätigt hat, dass der Film »Manta, Manta 2« von ihr mit 1,2 Millionen Euro unterstützt wird, frage ich mich, warum meine Idee für »Mantra, Mantra – Der Film« bis heute keinen Cent bekommen hat. Obwohl ich sie wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder eingereicht habe.
Norbert Behr
Linsenweisheit
Hülsenfrüchte sind gesund.
Martin Weidauer
Frühjahrsputz
Wenn man den Fußboden eines Altbaubalkons mit einer groben Bürste, Allesreiniger und viel Muskelkraft von jahrzehntealten Schmutzschichten befreit, findet man darunter in der Regel nur ein paar unbedeutende Fleckchen sauberen Bodens, hauptsächlich aber noch älteren, bisher versteckten Dreck. Damit ist die alte Menschheitsfrage, ob Dreck eigentlich schmutzig werden kann, wohl hinreichend beantwortet.
Katharina Greve
Telefonseelsorge(n)
Eine recht einsame 86jährige erzählte mir, sie erfreue sich seit einigen Wochen an regelmäßigen Anrufen eines fremden Mannes mit Asthma und Sprachfehler. Wie sie zu der Diagnose kam? Der Herr am anderen Ende der Leitung atme immer sehr schwer, und statt »trösten« sage er stets, er wolle mich »bürsten«.
Cornelius WM Oettle
Festivalgedanke
Der Hang zum (über-)großen Schal in der Kulturbranche muss mit den vielen windigen Typen zu tun haben.
Fabio Kühnemuth
Radreaktionskette
Wenn rennradfahrende Paare unter meinem Balkon vorbeizischen, bin ich mir oft unsicher, ob das wirklich deren Hobby ist oder ob das schon zur Paartherapie gehört, so wie die sich dabei immer anschreien.
Loreen Bauer
Hardcore
Wenn ich erotische Stimulanz brauche, browse ich jetzt immer im gründlich geführten »Parents Guide«, den man auf der Internet Movie Database zu jedem Film vorfindet – richtig derber Stoff. Am Anfang genügten mir noch die ganz gewöhnlichen Aufgeiler (»Gladiator«, 6 Punkte unter Sex & Nudity, weil: »Männliche Charaktere laufen oben ohne rum«). Später habe ich mir die Beschreibungen von Klassikern wie »Deep Throat« reingezogen – der kassiert zwar bloß magere drei Punkte für Sex & Nudity, aber immerhin: »Als der Penis aus dem Rektum schlüpft, trifft er den anderen Mann am Kinn.« Inzwischen läuft es immer mehr in Richtung Fetisch (»Die Monster AG«, mit unzweideutigen Szenen wie: »Ein Monster wird komplett kahlrasiert«). Nachdem mich aber selbst die Ausführungen zu der mit rekordverdächtigen 9 »Sex & Nudity«-Punkten geehrten »Eiskönigin« (»Kristoff scheint für einen Augenblick seinen Daumen auf Annas Brust zu legen«) mittlerweile kaum noch auf Touren bringen, ist abzusehen, dass ich bald den nächsten Kick brauchen werde. Vielleicht Dendrophilie (»Tree of Life«)? Oder echte Wollust (»Shaun das Schaf«)? Für Anregungen aus dem Kreis besorgter Eltern wäre sehr dankbar:
Wieland Schwanebeck
Es kommt auf die Perspektive an
Wenn plötzlich eine riesige Pranke kommt, die Hälfte deines Hauses wegreißt, sich dann eine dröhnende Stimme entschuldigt, das sei alles keine Absicht, müsse aber sein, und schließlich ein riesenhaftes Rohr am Himmel auftaucht und dich mit der ganzen schönen Ikea-Einrichtung einsaugt – ungefähr so etwas erlebte dieser Tage die Spinne, die hinter unserer Toilettentür nistete.
Theobald Fuchs
Zu heiß gewaschen
Häufiges Problem bei der Geldwäsche: Die Zahlung ist eingegangen.
Ingo Krämer
Hering-Stippvisite
Manchmal sind Klischees leider zutreffend, wie das vom unterkühlten Norddeutschen. Als ich bei meinem letzten Hamburg-Besuch die erstbeste Kiezkneipe betrat und gut gelaunt »Moin Moin, ihr Dösbaddel! Alles in Butter auf dem Kutter? Hummel Hummel, Mors Mors!« rief, überall nur hochgezogene Augenbrauen.
Leo Riegel