Vom Fachmann für Kenner | Juli 2022


Selbstoptimierung

Mit Stolz habe ich festgestellt, dass ich mittlerweile zur Entspannung und Freizeitgestaltung auf Hobbys, Literatur und Kultur verzichten kann und mir ein einfaches Smartphone reicht.

Schmonnie Mücke

Wahrscheinlich falsch

Mir passieren ähnlich viele wahrscheinliche wie unwahrscheinliche Dinge. Ist wohl nicht so weit her mit der Wahrscheinlichkeit.

Marcel Pfeiffer

Warme Worte

Der Eisbrecher auf allen Feten und Feiern: Tautologie.

Daniel Sibbe

Reverse Aufklärung

Jugendlichen, die im Internet bekanntermaßen schon früh mit Pornografie in Berührung kommen, braucht man von Bienchen und Blümchen wahrlich nichts mehr zu erzählen. Es sei denn, man beabsichtigt, ihnen die dramatischen Folgen des Bienensterbens anhand expliziter Schilderungen von Sexpraktiken zu erläutern.

Leo Riegel

Zu spät geboren

Meine Therapeutin meinte, ich könne meine moralischen Vorstellungen nicht auf andere übertragen. Ich meinte, Sophie Scholl könnte noch leben, hätte sie sie als Therapeutin gehabt.

Markus Riexinger

Kleine Adelskunde

Blau ist die Farbe des Adels – auch bei den Kassenbons. Denn blaue Kassenbons erhalten sogar Einlass in die begehrte blaue (!) Tonne und dürfen ihren Lebensabend im Kreise der Frankfurter Allgemeinen, der Zeit oder vielleicht sogar von Le Monde verbringen. Herkömmliche Kassenzettel hingegen mit ihren niederen Schichten (Chemikalien auf Thermopapier): müssen mit dem stinkigen Restmüll vorliebnehmen. Klassischer White Trash eben.

Fritz Krautzenberger

Kreative Frage

Warum nennt die Medienbranche und Kreativwirtschaft ihre Großraumbüros, in denen man dicht gedrängt in kleinen, durch Raumteiler umrandeten Zellen Ideen ausbrüten muss, nicht einfach Überlegebatterien?

Jürgen Miedl

Eilmeldung

Seitdem ich eine neue Ausbildung absolviert habe, besuche ich regelmäßig Newsseiten und halte Ausschau nach neuen Berichten. Ich lese sie nicht, sondern scrolle sofort zur Kommentarspalte. Nicht selten schreie ich die Berichte sogar an: »Lasst mich verdammt noch mal durch, ich bin First Responder!«

Ronnie Zumbühl

Güteklasse Aaaaaah!

Bei Rückenschmerzen setze ich grundsätzlich nur auf solche aus eigener Fehlhaltung!

Burkard Niehues

Zottenreißer

Wenn der Vermieter auch Heilpraktiker ist, reicht dann eine Darmsanierung als Kündigungsgrund?

Viola Müter

Schwitzen wie die Finnen

Euer städtisches Wellnessbad hat angekündigt, den Spa-Bereich wegen der drohenden Energiekrise demnächst weniger stark zu beheizen? Eine lästige, aber alternativlose Maßnahme, die man kinderleicht durch pragmatische Anpassung kompensieren kann: Wenn die Temperatur in der Saunalandschaft auf frostig kühle 85 bis 89 Grad Celsius gesunken ist, einfach zwei dicke Pullover extra drüberziehen, dazu pro Saunagang 70 bis 120 Liegestütze machen und in den Pausen, statt kalt zu duschen, mehrere Kannen frisch aufgebrühten Holundertees hinunterstürzen. Vom sogar noch aufgewerteten Hitze-Erlebnis 2.0 werdet ihr begeistert sein. Das Beste: Mit der sich nur sehr langsam abbauenden Körperwärme könnt ihr im Winter noch 1 bis 2 Wochen kostenlos eure Wohnung heizen oder als rotglühend dampfender Schneeengel die Einfahrt eures Nachbarn von Glatteis freischmelzen. Warnungen von sogenannten »Medizinern« solltet ihr hingegen am besten ignorieren. Zwar ist der menschliche Organismus auf eine über Wochen konstante Temperatur von 42 Grad plus nicht unbedingt ausgelegt, aber mit einer regelmäßigen Tagestrinkmenge von mind. 17 Litern sollte auch das kein Problem für euch sein. Und – seid ihr jetzt heiß? Na dann, ab in die Schwitzhütte!

Patric Hemgesberg

Ganzheitlicher Ansatz

Meinem Mitbewohner ist ja damals nach dem ersten Praktikum nahegelegt worden, das Medizinstudium sein zu lassen. Fachlich passte es eigentlich, menschlich lief’s so weit auch ganz gut. Aber irgendwie kam es nicht so gut an, als er der schwer mitgenommenen Frau eines Koma-Patienten Entspannung und »Zeit zum Abschalten« wünschte.

Wieland Schwanebeck

Früh übt sich

Im Kindergarten meines Neffen wird jetzt gegendert: Die Jungs werden gehänselt, die Mädchen gegretelt.

Patrick Fischer

Smartwatch

Der Discounter meines Vertrauens offerierte jetzt als Aktionsware eine anscheinend ungewöhnlich günstige Smartwatch mit 60 vorinstallierten Sportmodi, Überwachung von Schlafqualität sowie Stressniveau u. a. m. Vor lauter Aufregung tat ich die halbe Nacht kein Auge zu. Und wirklich: Als ich am nächsten Tag in die Filiale eilte, war die Uhr bereits vergriffen. Ärgerlich. Aber immerhin schlafe ich seitdem wieder ruhiger.

Norbert Behr

So ist’s brav

Muss man sich über seine psychische Verfassung eigentlich Sorgen machen, wenn man sich beim Verrichten anstrengender Hausarbeit selbst lobt wie einen jungen Hund? Ich frage natürlich nicht für mich, sondern für einen Freund. Einen guten Freund, einen ganz feinen!

Alexander Grupe

Zeitungsherbst

Eine Meldung, die für ein bisschen Abwechslung in der Schlagzeilenödnis sorgen würde: Leichensammler findet lange vermissten Pilz.

Theobald Fuchs

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg