Vom Fachmann für Kenner | April 2022


Die reinste Plage

Die Mäuse sind schon so lange in meiner Wohnung, sie haben ihre Wandlöcher vom typischen Rundbogen zum gotischen Spitzbogen weiterentwickelt. Doch damit ist bald Schluss! Sobald ich die ersten Renaissance-Elemente sehe, werde ich den Kammerjäger rufen.

Leo Riegel

Antistresstraining

WER HAT DENN BITTE ZEIT FÜR SO EINEN SCHEISS?!?

Katharina Greve

Aufeiterung

Als er sich von Krankheit gezeichnet, elend und außer sich vor Sorge zu seiner Hausärztin schleppte, sagte diese sofort in verständnisvollem Ton: »Kopf hoch!« – »Es ist also nichts Schlimmes??« – »Doch, aber ich muss die Lymphknoten am Hals abtasten.«

Jürgen Miedl

Prophetische Gabe

So wie manche Menschen meinen, jeden Wetterumschwung schon vorher zu spüren und damit auch voraussagen zu können, so fühle ich nun klar das Ende der Pandemie. Untrüglichstes Anzeichen dafür: Ich finde Markus Söder allmählich wieder genauso schlimm wie vor Covid 19.

Fritz Krautzberger

Auf die richtige Perspektive kommt es an

Ich habe meine Ziele immer im Blick: In meiner Einzimmerwohnung kann ich vom Schreibtisch aus mein Bett sehen.

Ferri Bueller

Politikversagen

Zu den wenigen zu Hoffnung Anlass gebenden Vorhaben der neuen rot-grün-gelben Bundesregierung gehörte im vergangenen Herbst der Vorschlag, man wolle die Bahn zerschlagen. Nun naht der Frühling und noch immer ist nicht bekannt, wann und wo genau das geschehen soll. Dabei wüsste ich spontan drei, vier Dutzend Bekannte, die sofort kommen würden, um zu helfen. Aber uns Bürger*innen nimmt mal wieder keiner mit.

Norbert Behr

Steinalt

Medusalem

Fabio Kühnemuth

Harte Nuss

»Süßwarenfreie Kasse« steht über einer der fünf Kassen im nahen Supermarkt. Dazu das Bild einer glücklichen Familie, die auf ein durchgestrichenes Bonbon guckt. Keine Bonbons, kein Gequengel, soll das wohl heißen. Stelle mich dort an, um zu sehen, womit die Süßigkeiten-Absenz kompensiert wird. Entdecke »Brüder Grimms Nüsse«. Beschließe, mich nächstes Mal wieder zu den quengelnden Kindern an die Süßwarenkasse zu stellen.

Melanie Schweinfurth

Eiertanzvergnügen

Manchmal auf Partys, nachdem ich klargestellt habe, dass ich trotz meines Namens zur Hälfte Kartoffeldeutscher bin, will es jemand genauer wissen. Dann antworte ich »die untere«, und immer schaut der andere dann reflexhaft auf meinen Schritt. Das ist den meisten so peinlich, dass sie sich danach richtig Mühe geben, nicht langweilig zu sein.

Tibor Rácskai

Wieder vorrätig

Klopapier, Dosenravioli und Batterien hamstern ist voll 2020. Diese Woche auf dem Weg zum Supermarkt kam ein Mann auf mich zu, strahlte mich an und sagte: »Ich war eben beim Bäcker, da macht der Ofen plötzlich ganz laut tuuut und ich so: Fliegeralarm! Die Russen kommen!« Witze aus der Konserve. So weit gehen die Prepper jetzt schon.

Loreen Bauer

Ernährungsberatung

Die Wurstverkäuferin überzeugte mit ihren Verkaufsargumenten. Es ging um Bratwurst ohne Darm. In Berlin wird diese Spezialität an jeder Bude angeboten. Ich hatte gefragt, wie die Wurst, die als »ohne Darm« angeboten wurde, denn ihre Form behielte. »Weeß ick ooch nich«, war ihre spontane Antwort, gefolgt von der Verkaufsempfehlung »Ick würd’ det ja nich essen«.

Ludger Fischer

Bissfest

An Spaghetti al dente haben wir alle uns außerhalb der Werkskantinen schon lange gewöhnt, auch weil sie im vorbildlich geschmackssicheren Italien in der Regel so serviert werden, aber woran ich bei einer privaten Essenseinladung kürzlich doch ziemlich zu kauen hatte: Kartoffeln al dente.

Mark-Stefan Tietze

Verdammich!

Ich bin von frühester Kindheit an so dermaßen kirchlich-katholisch erzogen worden, dass mir auch heute noch keine gottlosen Verwünschungen über die Lippen kommen wollen, weil ich sonst befürchte, nach meinem Ableben in den Abgrund der ewigen Verdammnis zu stürzen. Ein klarer Fall von Fluchangst.

Daniel Sibbe

Artgrenzen überschreitende Psychologie:

Schmale Streifen Aluminiumfolie, ans Geländer des Balkons geklebt. Seile, die von der Decke desselben hängen, blitzende CDs daran baumelnd. Aus Draht und Pappe geformte, krankhaft entstellte Tierfiguren sowie stachelbewehrte in den Blumentöpfen steckende Spieße, als wolle jemand Metallstangen anpflanzen – wenn ich eine der Tauben wäre, die seit Ende März versuchen, auf dem Balkon zu nisten, dann bekäme ich langsam aber sicher auch Angst. Vor dem irren Typen nämlich, der in meiner Wohnung haust.

Theobald Fuchs

Man kann es sich auch schwer machen

Ich hatte gestern einen ehrlichen Schockmoment, als ich dran gedacht habe, dass, falls es Parallelwelten gibt, ich in einer davon sicherlich vergessen habe, rechtzeitig meine Bahncard zu kündigen.

Karl Franz

Eiskalte Pointe

Die Nordische Kombination gilt als besonders exotische Wintersportart. Ernsthaft betrieben wird sie ausschließlich in Finnwegen und Schwedemark.

Andreas Maier

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine Frage, »Welt«-Newsletter …

Du informiertest Deine Abonnent/innen mit folgenden Worten über die Situation nach dem Hoteleinsturz in Kröv: »Bisher wurden zwei Menschen tot geborgen, weitere konnten verletzt – aber lebend – gerettet werden.« Aber wie viele Menschen wurden denn bitte verletzt, aber leider tot gerettet?

Rätselt knobelnd Titanic

 Puh, »Frankfurter Rundschau«!

»Während im Süden Europas weiter enorme Hitze herrscht, sorgt ein kurzweiliges Tief in Deutschland für eine Abkühlung.« Es bleibt aber dabei: Die Tiefs sorgen für Abkühlung, und für die Kurzweil sorgen Deine Sprachkapriolen. Nicht durcheinanderbringen!

Warm grüßt Titanic

 It’s us, hi, Kulturwissenschaftler Jörn Glasenapp!

Dass Sie als Verfasser einer Taylor-Swift-Monographie Ihren Gegenstand öffentlich verteidigen, etwa im Deutschlandfunk Nova oder bei Zeit Campus: geschenkt. Allein, die Argumente, derer Sie sich dafür bedienen, scheinen uns sanft fragwürdig: Kritik an Swift sei eine Sache »alter weißer Männer«, im Feuilleton herrsche immer noch König Adorno, weshalb dort Pop und »Kulturindustrie« unentwegt verdammt würden, und überhaupt sei die zelebrierte Verachtung des Massengeschmacks eine ausgesprochen wohlfeile Methode, Distinktion zu erzeugen, usw.

Je nun, Glasenapp: Wir sind in der privilegierten Position, dass es uns erst mal egal sein kann, ob Taylor Swift nun gute Kunst macht oder schlechte. Wir sind da pragmatisch: Manchmal macht das Lästern Spaß, manchmal der Applaus, je nachdem, wer sich gerade darüber ärgert. An Ihnen fällt uns bloß auf, dass Sie selbst so ein peinlicher Distinktionswicht sind! Denn wenn unter alten weißen Männern Swiftkritik tatsächlich Konsens und Massensport ist, dann sind Sie (*1970) wieder nur der eine nervige Quertreiber, der sich abheben will und dazwischenquäkt: Also ich find’s eigentlich ganz gut!

Finden das eigentlich auch ganz gut: Ihre Affirmations-Aficionados von Titanic

 Hä, focus.de?

»Deutschlands Wirtschaft wankt«, berichtest Du und fragst: »Warum will die Ampel das einfach nicht sehen?« Ähem: Vielleicht wird der Bundesregierung da ja schlecht, wenn sie zu genau hinschaut. Hast Du darüber schon mal nachgedacht?

Üble Grüße von Titanic

 Gut möglich, lieber spiegel.de,

dass es an der drückenden Hitze liegt. Doch wenn wir in Deinem Ratgeber-Artikel »So schützen Sie Ihr Gehirn bei hohen Temperaturen« lesen, wie wir uns im Sommer »gehirngerecht« verhalten können, dann rauchen uns die Köpfe. Haben wir uns unseren Hirnen gegenüber schon häufiger unangemessen aufgeführt? Hätten die grauen Zellen nicht auch von selbst an unser Fehlverhalten denken können? Und vor allem: Ist es jetzt nicht am wichtigsten, unsere Gehirne vor weiterem Spiegel-Konsum zu schützen?

Schließt eiskalt den Browser: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Hä?

Demenz kennt kein Alter.

Moppel Wehnemann

 Treehuggers

Bei aller Liebe zum Veganismus: Plant Parenthood geht mir zu weit.

Sebastian Maschuw

 Bilden Sie mal einen Satz mit »AKW«

Der Bauer tat sich seinen Zeh
beim Pflügen auf dem AK W.

Jürgen Miedl

 Schierlingsbücher

Kaum jemand erinnert sich an das allererste selbstgelesene Buch. War es »Wo die wilden Kerle wohnen« oder doch Grimms Märchen? Schade, denke ich mir. Es könnte eine Wegmarke in die wunderbare Welt der Bibliophilie sein. In meiner Erinnerung wabert stattdessen leider nur ein unförmiger Brei aus Pixibüchern. Diesen Fehler möchte ich am Ende meines Leselebens nicht noch einmal machen. Und habe mir das Buch »Essbare Wildpflanzen« bestellt.

Teresa Habild

 Fachmann fürs Leben

Im Gegensatz zur Schule hat man im Zivildienst viele nützliche Dinge gelernt. Zum Beispiel, dass man die Körper von Menschen, die sich selbst nicht mehr bewegen können, regelmäßig umlagert, damit keine Seite wund wird. Um anhaltenden Druck auf die Haut zu minimieren, wende ich auch heute noch die Pfirsiche in der Obstschale alle paar Stunden.

Friedrich Krautzberger

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

  • 29.01.:

    Ein Nachruf auf Anna Poth von Christian Y. Schmidt im ND.

  • 13.04.:

    HR2 Kultur über eine TITANIC-Lesung mit Katinka Buddenkotte im Club Voltaire.

Titanic unterwegs
13.09.2024 Stade, Schwedenspeicher Ella Carina Werner
14.09.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Bernd Pfarr: »Knochenzart«
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer
17.09.2024 Stadthagen, Wilhelm-Busch-Gymnasium Wilhelm-Busch-Preis Hilke Raddatz mit Bernd Eilert