Vom Fachmann für Kenner | Februar 2021


Letztes Anliegen

Wenn dann sogar unsere Zeit im Krematoriumsofen abgelaufen ist und es »klick« macht, ob man dann wohl, bevor man das Türchen aufmacht, auch diese berühmte Anstandsminute abwartet wie zu Hause bei der Mikrowelle?

Hans Kantereit

Lesebeitrag

Als ich neu in Frankfurt war, wunderte ich mich über die Schilder mit Aufschriften wie »Speiserestaurant« oder »Einkaufskiosk«. Was ich zunächst für eine harmlose regionale Eigenheit hielt, entpuppte sich nach einiger Vergehzeit in dieser Wohnstadt als qualvoller Ausführzwang.

Leo Riegel

Kochkurs

Beim Koriander unterscheidet man zwischen Nord- und Südkoriander.

Dorthe Landschulz

Des Deutschen Baum

Führende Linguisten haben es nun endlich zweifelsfrei bewiesen: Im Jahre 1569 vergab der Schweizer Schluchtenspringer Urs Bäumli zum ersten Mal Namen für die bis dahin ungetauften Baumarten in den deutschen Wäldern: Ei-CHe, Bu-CHe, Lär-CHe, Fi-CHte, Bir-CHe, CHiefer. Nur die Tanne, die wurde erst später entdeCKCHt.

Theobald Fuchs

Krisengewinnler

Seitdem auch diese »Kauf dich glücklich«-Läden mit Mode von kleinen Designern und dem skandinavischen Geschirr geschlossen haben, müssen deren Kunden, wenn sie Musik von Patrice hören wollen, diese wieder selbst erwerben.

Julia Mateus

Risiken und Nebenwirkungen

Aufgrund meiner persönlichen, bisweilen traumatischen Erfahrungen verstehe ich alle, die Angst vorm Impfen haben. Meine Mutter hat mich von klein auf gegen wirklich jeden Scheiß impfen lassen, gefühlt steckte mir im Alter von 3 bis 14 Jahren durchgehend eine Nadel im Po. Zu den unzähligen möglichen Begleiterscheinungen und Langzeitfolgen der vielen Vakzine zählten übersteigerte Potenz, sehr gutes Aussehen, enorme sportliche Leistungsfähigkeit und außergewöhnlich hohe Intelligenz. Doch seien Sie unbesorgt: Nebenwirkungen treten nur sehr selten auf, bei mir ist bis heute nichts davon zu spüren.

Cornelius W.M. Oettle

Schon gewusst?

Diese Kölsch-Band hat jetzt auch einen Shitstorm an der Backe, wegen Bläckföössing.

Elias Hauck

Warnung für Fans

Vorsicht! Auf N24 wird regelmäßig und ohne entsprechenden Hinweis die Handlung von »The Crown« gespoilert.

Martin Weidauer

Neulich meine Mutter

Da es jetzt im Winter schon kalt sei, achte sie immer darauf, zumindest ein Zimmer im Haus zu heizen, für die Wellensittiche. Das Gleiche mache sie für sich selbst auch, fügte sie hinzu.

Johannes Kopf

Im Wortspiel-Fegefeuer

Mein Opa Werner war in seiner 2000-Seelen-Gemeinde zeitlebens für zwei Dinge bekannt: zum einen seinen krachenden Humor, mit dem er aus einem schier unerschöpflichen Repertoire an Herrenwitzen, schlüpfrigen Anekdoten und anderen Albernheiten nicht nur auf jeder Familienfeier für Stimmung sorgte, sondern zudem an Karneval, Kirchweih und bei allen Feuerwehr- und Schützenveranstaltungen den kompletten Festsaal vor Lachen wackeln ließ. Zum anderen war er langjähriger erster Vorsitzender und bis zu seinem Tod das letzte noch verbliebene Gründungsmitglied des örtlichen Kegelclubs. Als er in diesem Sommer 91jährig starb, war schnell beschlossene Sache, ihm mit einer Grabinschrift ein Denkmal in der Dorfgemeinschaft zu setzen. Dass zur feierlichen Enthüllung am Tag seiner Beerdigung die Trauergäste wie in einem von Opas Witzen bei 40 Grad im Schatten gleich reihenweise umkullerten, war bestimmt ganz in seinem Sinne. Denn wie bezeugt schon der in die Ehrentafel eingemeißelte Grabspruch seiner letzten Ruhestätte: »Er lebte für die Konischen Künste.«

Daniel Sibbe

Abgestürzt

Da der Mond zur Zeit als Statist in romantischen Komödien wenig gefragt ist, verdient er sich ein Zubrot als Hochseilartist. »Ich bin es ja gewohnt, in der Höhe zu arbeiten, das ist nicht das Problem. Aber immer wieder klauen mir ein paar Halbstarke die Münzen aus dem Hut, und bis ich unten bin, sind die schon über alle Berge.«

Tibor Rácskai

Zwingender Zusammenhang

Gespräch zweier Fahrgäste in der Bahn:

»Die Leute sind so scheiße. Es gibt schon wieder kein Klopapier.«
»Weil die Leute scheiße sind.«
»Wahrscheinlich.«

Larissa Letz

Nie wieder

Seit ich statt eines versprochenen Nudelauflaufs einen Rosenkohlauflauf zu einem gemeinsamen Essen mit meinen Freunden mitgebracht habe, bin ich für sie eine Persona non Gratin.

Karl Franz

Genialer Trick

Um intellektueller zu wirken, als er tatsächlich war, streute Gottfried Benn in seine Werke gelegentlich Fremdwörter ein, die es gar nicht gibt. Benns Gegner haben das natürlich längst durchschaut und verspotten den 1956 verstorbenen Dichter bis heute für diese Praxis. Seine Anhänger verteidigen sie jedoch, und zwar als krappelesk, rozistent und teilweise sogar egophantisch.

Andreas Maier

Ein sozialdemokratischer Witz

Ein Rabbi, ein Priester und ein Imam fahren Fahrstuhl. Da steigt Olaf Scholz zu und bittet sie, SPD zu wählen. Nach kurzem Nachdenken erwidern die drei: »Die SPD regiert nur in der Koalition, Gott aber regiert allein!« Enttäuscht steigt Scholz aus und geht zu Gott, um dessen Geheimnis zu erfahren. »Gott, wie schaffst du es, immer allein zu regieren?« Gott lacht und sagt: »Indem ich meine Untergebenen den ganzen Tag Fahrstuhl fahren lasse!« Am nächsten Tag erklärt Scholz der Parteispitze aufgeregt, sie müssten alle zurücktreten, um Fahrstuhltechniker zu werden. Auf die Frage warum, gibt er zur Antwort: »Nur drei Jahre Ausbildung, dann legen wir alle Fahrstühle im Land lahm, und Gott muss uns einfach zu Juniorpartnern machen!«

Nis Jasper Nicolaisen

Fragwürdige Erkenntnis

Kann ich mich wirklich nur noch in Bewegung bringen, indem ich zwei verhasste Tätigkeiten gegeneinander ausprokrastiniere?

Teja Fischer

Indische Weisheit

Leute machen Kleider.

Dominik Mauer

Winterblues

Die dunkle Jahreszeit nagt so sehr an meinem Selbstbewusstsein, ich fühle mich mittlerweile wie der Ratiopharm-Drilling, der es im Casting nicht geschafft hat.

Felix Scharlau

Kulinarische Frage

Vielleicht liegt es an den Süßigkeiten, die gerade überall in der Wohnung herumliegen. Vielleicht auch an diesem Buch über kaiserliche Kolonien wie Deutsch-Südwestafrika, das ich jeden Abend lese. Jedenfalls erwachte ich heute mit noch schlechterem Gewissen als sonst und Heißhunger auf ein »Herero Rocher«.

Arno Frank

Mitnahmeeffekt

Wenn man es sich aus Gründen der Effizienz zur eisernen Regel gemacht hat, grundsätzlich beim Verlassen der Wohnung immer etwas zu Erledigendes, sei es nun Altpapier, Pfandglas oder einen einzuwerfenden Brief, mitzunehmen, dann aber eine Viertelstunde lang auf der Suche nach einer solcherart zu bewältigenden Aufgabe eine gute Viertelstunde lang ergebnislos durch die Wohnung streunt, eine Zeit also, in der man, ex tunc betrachtet, die Wohnung locker hätte saugen und durchwischen können, wird einem schlagartig bewusst, dass es manchmal besser ist, einfach mal ohne Hintergedanken allein nach draußen an die frische Luft zu gehen, um über den Sinn und Zweck des Aufstellens derart starrer Verhaltensregeln in Ruhe nachzudenken. Und, wer weiß: Vielleicht kommt man dann ja mit einer sinnvollen neuen Erkenntnis zurück.

Burkhard Niehues

Überlandfahrt durch Ostvorpommern

Tot überm Gartenzaun zu hängen gilt in dieser Gegend sicher als Verbesserung der Lebensverhältnisse.

Thorsten Mausehund

Häufige Berufskrankheit bei Social Media-Redakteur*innen

Post-Post-Depression

Fabio Kühnemuth

Einfach goldig

Wenn wir ausschließlich ihre intellektuellen Fähigkeiten betrachten, ähneln kleine Kinder und Senioren einander stark. Denn was die einen noch nicht können, können die anderen nicht mehr. Der große Unterschied zwischen beiden Gruppen liegt also anderswo und besteht natürlich darin, dass wir unsere Lieblinge gar nicht genug knuddeln und drücken und herzen können. Es gibt allerdings auch Menschen, die das mit Kindern machen.

Jochen Schubert

Leitspruch des Kapitalismus

Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Bäumchen fällen.

Jürgen Miedl

Filmidee

Ich habe gestern Mittag eine meiner Filmideen Netflix gepitched. Ein erwachsener Mann in Karnevalsklamotten kämpft dabei auf einer einsamen Insel gegen 100 britische Kinder. Tribute von Peter Panem.

Jona Drewes

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Hi, Daniel Bayen!

Sie sind sehr jung und waren mit Ihrer Firma für Vintage-Klamotten namens Strike vorübergehend sehr erfolgreich. Die ist jetzt pleite, machte aber zeitweise 2,9 Millionen Euro Umsatz. Der Bedarf war so groß, dass Correctiv-Recherchen zufolge sogar massenhaft Neuware zwischen die Secondhand-Bekleidung gemischt wurde. Auch Sie räumten demnach ein, gefälschte Ware geordert zu haben. Allerdings, so behaupten Sie, nur, um Ihren »Mitarbeitern zu zeigen, wie man gefälschte Ware identifiziert und aussortiert«.

Aber Bayen, Ihre Expertise besteht doch darin, neue Sachen auf alt zu trimmen. Also versuchen Sie bitte nicht, uns solche uralten Tricks zu verkaufen!

Recycelt Witze immer nach allen Regeln der Kunst: Titanic

 Oha, »Siegessäule«!

Als queeres und »Berlins meistgelesenes Stadtmagazin« interviewtest Du anlässlich der Ausstellung »Sex. Jüdische Positionen« im Jüdischen Museum Berlin die Museumsleiterin und die Kuratorin und behelligtest die beiden unter anderem mit dieser Frage: »Linke, queere Aktivist*innen werfen dem Staat Israel vor, eine liberale Haltung gegenüber Homosexualität zu benutzen, um arabische und muslimische Menschen zu dämonisieren. Diese Aktivist*innen würden Ihnen wahrscheinlich Pinkwashing mit der Ausstellung unterstellen.«

Nun ist das Jüdische Museum Berlin weder eine Außenstelle des Staates Israel, noch muss man als Journalist/in irgendwelchen »Aktivist*innen« ihre antisemitischen Klischees, dass letztlich doch alle Jüdinnen und Juden dieser Welt unter einer Decke stecken, im Interview nachbeten. So können wir uns aber schon mal Deine nächsten Interviewfragen ausmalen: »Frau Pastorin Müller, Sie bieten einen Gottesdienst zum Christopher Street Day an. Betreiben Sie damit Pinkwashing für den Vatikanstaat?« oder »Hallo Jungs, ihr engagiert euch in einem schwulen Verein für American Football. Betreibt ihr damit nicht Pinkwashing für Donald Trump?«

Wird diese Artikel allerdings nicht mehr lesen: Titanic

 Mahlzeit, Erling Haaland!

Mahlzeit, Erling Haaland!

Zur Fußballeuropameisterschaft der Herren machte erneut die Schlagzeile die Runde, dass Sie Ihren sportlichen Erfolg Ihrer Ernährung verdankten, die vor allem aus Kuhherzen und -lebern und einem »Getränk aus Milch, Grünkohl und Spinat« besteht.

»Würg!« mögen die meisten denken, wenn sie das hören. Doch kann ein Fußballer von Weltrang wie Sie sich gewiss einen persönlichen Spitzenkoch leisten, der die nötige Variation in den Speiseplan bringt: morgens Porridge aus Baby-Kuhherzen in Grünkohl-Spinat-Milch, mittags Burger aus einem Kuhleber-Patty und zwei Kuhherzenhälften und Spinat-Grünkohl-Eiscreme zum Nachtisch, abends Eintopf aus Kuhherzen, Kuhleber, Spi… na ja, Sie wissen schon!

Bon appétit wünscht Titanic

 Also echt, Hollywood-Schauspieler Kevin Bacon!

»Wie wäre es eigentlich, wenn mich niemand kennen würde?« Unter diesem Motto verbrachten Sie mit falschen Zähnen, künstlicher Nase und fingerdicken Brillengläsern einen Tag in einem Einkaufszentrum nahe Los Angeles, um Ihre Erfahrungen als Nobody anschließend in der Vanity Fair breitzutreten.

Die Leute hätten sich einfach an Ihnen vorbeigedrängelt, und niemand habe »Ich liebe Dich!« zu Ihnen gesagt. Als Sie dann auch noch in der Schlange stehen mussten, um »einen verdammten Kaffee zu kaufen«, sei Ihnen schlagartig bewusst geworden: »Das ist scheiße. Ich will wieder berühmt sein.«

Das ist doch mal eine Erkenntnis, Bacon! Aber war der Grund für Ihre Aktion am Ende nicht doch ein anderer? Hatten Sie vielleicht einfach nur Angst, in die Mall zu gehen und als vermeintlicher Superstar von völlig gleichgültigen Kalifornier/innen nicht erkannt zu werden?

Fand Sie nicht umsonst in »Unsichtbare Gefahr« am besten: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster