Vom Fachmann für Kenner | März 2020


Panik

Nie und nimmer würde ich mich freiwillig dazu bereit erklären, einen Paragliding-Tandemflug zu absolvieren. Bereits beim bloßen Gedanken daran, 30 Minuten lang an einem Fallschirm hängend dem Smalltalk mit einem Fremden ausgeliefert zu sein, fangen meine Knie an zu schlottern.

Teja Fischer

Ganz ehrlich

Die Arbeit als Chirurgin wäre mir zu operativ.

Tina Manske

Glatter Durchschuss

Ich weiß noch, wie mein Großvater früher vom 2. Weltkrieg erzählte. »Etwas in mir ist damals kaputtgegangen«, sagte er aus dem Fenster blickend. Dem nachdenklichen Schweigen, das diesem Satz folgte, setzte er wenig später ein Ende. »Ach ja, jetzt weiß ich’s wieder!« rief er und präsentierte mir eine Narbe: »Die Milz war’s!«

Leo Riegel

Brunch

Während die Gäste sich faul fläzend bedienen lassen, hetze ich als Gastgeber ununterbrochen in der gesamten Wohnung umher. Bei einer kurzen Verschnaufpause auf dem Klo fällt mir das passende Sprichwort ein: Wer hastet, der hostet.

Ingo Krämer

Erzeugung

»Echt? Du bist im Labor gezeugt worden? Spannend! Was war es denn: In-vitro-Fertilisation? Intrauterine Insemination?« »Nö, meine Eltern sind Labortechniker.«

Jürgen Miedl

Da wächst kein Gras drüber

Dass in der unmittelbaren Nachbarschaft meiner kleinen Ortschaft, in die ich gezogen bin, wohl doch ein paar Dinge im Argen liegen, wurde mir bewusst, als kürzlich ein kleiner Trupp von Haustür zu Haustür zog, um anlässlich des Todes eines Nachbarn Geld für einen Trauerkranz zu sammeln, und eine Anwohnerin ihre kleine Spende für die ganze Straße deutlich hörbar kommentierte: »Ja, jetzt kann er ja schön im Himmel viermal die Woche Rasen mähen. Zur Mittagszeit!«

Matthias Stangel

In schlechten Zeiten

Das Berliner Dienstleistungsunternehmen Ruwe sucht dieses Jahr keine Aushilfskräfte für den öffentlichen Winterdienst, sondern einen Kapitän für die MS Eisbrecher. Wie optimistisch in Zeiten des Klimawandels.

Robert Rescue

Verspäteter Nachruf auf Kurt Cobain

Er starb, während er tat, was er liebte: sterben.

Tim Wolff

Stadtneurosen

Wenn die Straßen zwanghaft Spuren sperren und das Elektrizitätswerk bipolar gestört ist, wenn der Nahverkehr Angst vor großen Menschenmengen hat und der Einzelhandel an chronischem Ladenschluss leidet, wenn der Hauptmarkt zum Bahnhof schlafwandelt, das Rathaus cholerische Anfälle hat und sich das hypersensible Opernhaus einen Gehörsturz zuzieht, dann sollte der Stadtpsychiater mal nachdenken, ob er mit seinen ewigen Rohrschachttests wirklich ans Ziel kommt.

Theobald Fuchs

Virales Marketing

Was das Bekanntmachen von chinesischen Millionenstädten im Rest der Welt angeht, ist Corona schon ein beeindruckender Erfolg.

Jan Schlieter

Bauernweisheit

Um an die Hufeisentheorie zu glauben, muss man vor allem ein blöder Gaul sein.

Julia Mateus

Der Pate

Meine beste Freundin, die sich seit Geburt ihres Kindes leider sehr für alternative Heilmethoden interessiert und nicht müde wird, diese auch anderen nahezubringen, hat mich gebeten, Patenonkel ihres Kindes zu werden. Ich sagte natürlich sofort zu und habe vor, mich in ihrem Sinne zu kümmern: Ich werde mich absolut nicht um das Kind sorgen, dennoch alle etwaigen Erfolge für mich verbuchen und schließlich für nichts und wieder nichts auch noch viel Geld verlangen. Ich denke, diese Homöopathenschaft wird ihr gefallen.

Karl Franz

Literarisches Kompliment

Als ich einem befreundeten Autor vor kurzem erzählte, dass er auf mich wie eine faszinierende Mischung aus Goethe, Kafka und Nietzsche wirke, empfand er das verständlicherweise als überaus schmeichelhaft. Gemeint hatte ich’s aber als taktvollen Hinweis auf sein hohes Alter, seine Tuberkulose und seine Syphilis.

Andreas Maier

Schaltafeln, die die Welt bedeuten

Baustellen sind die Theaterbühnen für den pensionierten kleinen Mann. Der Konflikt zwischen Presslufthammer und Asphalt – zeitlos.

Ronnie Zumbühl

Networking

Nach mehr als zwei Jahren intensiver Nutzung muss ich ernüchtert eingestehen: Tinder ist einfach nicht die richtige Business-Plattform für mich.

Tanja Schmid

Blinkmosen, die

Eine Geste, die sich ausschließlich unter Verwendung eines Kraftfahrzeugs ausführen lässt. Hierbei wird ein anderer Verkehrsteilnehmer großzügig überholt und in der Folge lässig wieder vor ihm eingeschert. Der Blinker wird erst im allerletzten Moment – also fast schon nachträglich – und nur sehr kurz betätigt, sodass das Signal ein paar Brotkrumen gleicht, die man im Vorbeifahren für einen Bettler fallen lässt.

Robert von Cube

Lob des Defätisten

Neulich im Geschichtsunterricht ist mir ein Schüler so dermaßen auf die Nerven gegangen, dass ich ihm wegen fortgesetzter Lehrkraftzersetzung erst ein Referat über den Nationalsozialismus aufgebrummt und es ihm aber sogleich wieder erlassen habe, da eine Jugend, die so respektlos und autoritätsresistent ist, mir nicht wenig Hoffnung auf eine friedliche Zukunft gibt.

Tibor Rácskai

Weißer Humor

Zurückgeworfen auf sich selbst, neigen viele Kokainisten in der Tagesklinik zu übermäßiger Solidarität untereinander. Sie selbst nennen ihr Verhalten auch Näschenliebe.

Jonas Wienke

Allesamt

Ein Wort, das mich neulich Nacht relativ lang beschäftigt hat (etwa drei Minuten). So schön deutsch, also aktuell wieder hoch im Kurs. Ob es schon einen hippen Berlinladen mit ebenjenem Namen gibt, wo Samtprodukte verkauft werden? Oder gibt es bald ein Jugendslangwort, allerdings etwas abgewandelt: »Alles samt!«? Passend zum Kiffen … Und dann kam mir die beste Idee, auch inhaltlich. Das Allesamt. Ein Amt, wo man einfach alles erledigen kann.

Paula Irmschler

Ungleichbehandlung

Der Ernährungs- und Fitnesscoach rügte eine Kursteilnehmerin recht scharf, als er sie in der Pause beim Verzehr eines Schokoriegels antraf. Eine andere hingegen, die direkt daneben stehend die gleiche Süßigkeit naschte, ließ er unbehelligt. Da wurde ganz offenbar mit zweierlei Mars gemessen.

Thorsten Mausehund

Wahnsinn

Mein Sohn ist Neurochirurg an einer hochangesehenen Privatklinik. Eine Koryphäe! Mich hat er auch schon mal operiert, weil ich mir einbildete, ich hätte einen Sohn.

Sascha Dornhöfer

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt