Vom Fachmann für Kenner | Februar 2020


Star der Zukunft

Er ist der einzige Held, den seine Fans niemals vergessen haben werden: Captain Futur II.

Andreas Maier

Gegen den Stich

Alle traditionelle Moralität habe ich hinter mir gelassen. Recht und Unrecht, Gut und Böse sind Kategorien, die für mich keine Bedeutung mehr haben. Ich beschreite nun einen Weg vollkommener sinnlicher Erfahrung, in der menschliche Kategorien zurückbleiben wie der leere Kokon eines neuen, größeren Wesens. Mögen andere mich Teufel oder Dämon zeihen, meinen Lebensstil pervers und mein Vergnügen verboten, ich lasse sie zurück wie kläffende Straßenhunde, an welchen der Moschusgeruch des Karnevals vorbeizieht. Ja, freimütig, vor aller Welt will ich meine Sünde bekennen: Ich habe Lachsbrötchen mit Marmelade gegessen.

Leo Fischer

Praktisch

Das mittlere Alter hat auch seine Vorteile – man kann die Jungen und die Alten gleichermaßen doof finden.

Tina Manske

Drinnen nur Gießkanne

Mein türkischer Lieblingskiosk hat genießbaren und mit nur 1 Euro pro Becher auch noch sehr günstigen Kaffee im Angebot, weshalb ich nach dem Frühsport dort gerne vorbeischaue. Was ich allerdings neulich gesehen habe, hat mich dann doch etwas irritiert. Der Inhaber kam mit einer großen, grünen Plastikgießkanne, solcher Art, wie sie auch auf dem nahen Friedhof herumstehen, aus dem Innenhof zurück und goss damit frisches Kaffeewasser in den Tank des Vollautomaten. Abgesehen davon, dass ich so etwas niemals vor den Augen eines Kunden machen würde, weiß ich doch jetzt immerhin, warum der Kaffee dort oft nur die Temperatur eines lauen Sommerregens aufweist.

Burkhard Niehues

Ornithologie in Zeiten des Werbefernsehens

Die Kormorane in den Bäumen sehen aus wie schwarze WC-Enten.

Thomas Tonn

Klassenfahrt

Dass in Zügen eine rigide Klassengesellschaft herrscht, ist ja auf den Tickets offen und ehrlich vermerkt. Aber trotzdem war es ein komisches Gefühl, als ich auf der Geschwindigkeitsanzeige unseres Waggons in der zweiten Klasse las: »2. Klasse: 82 km/h. 1. Klasse: 98 km/h.« Sofort wollte ich mich beim Personal über die offensichtlich fehlerhafte Anzeige beschweren. Das Zugbegleiter-Abteil befand sich aber in der ersten Klasse – und bei dem Geschwindigkeitsunterschied damit längst außer Reichweite.

Jürgen Miedl

Besser nicht

Schulden bei der AOK zu haben hat eine gute und eine schlechte Seite. Die schlechte ist, dass sie einen mit Mahnungen bombardieren und man Angst haben muss, dass einem früher oder später Inkasso-Schläger vorbeigeschickt werden. Die gute Seite ist, dass man bei dem darauf folgenden Krankenhausaufenthalt ausgezeichnet versichert wäre.

Karl Franz

Der Schlaf der Vernunft

Neulich hatte ich einen Traum, der mir vielleicht ermöglicht, mein verpfuschtes Leben vom Kopf auf die Füße zu stellen. Mir träumte nämlich der Satz: »Die wirklich wichtigen Dinge habe ich immer ins Wurstfach getan.« Zwar gibt es in meinem Kühlschrank kein Wurstfach, aber nun habe ich eben eines dazu erklärt und, obwohl ich gar keine Wurst esse, mir ein Stück Salami gekauft, meine Steuererklärung sowie die leere Brieftasche dazugelegt, und ich muss sagen, seitdem geht es mir tatsächlich besser.

Tibor Rácskai

Seemannsgarn

Dass bei in die Jahre gekommenen Fischern der Lachs ab ist, ist zugegebenermaßen ein ziemlicher Aalauer.

Daniel Benkert

Zauber der Gewürze

Auf meine Frage, ob er »El Za’atar« habe, stutzte der libanesische Händler kurz und zeigte dann, an welcher Stelle im Regal die Gewürzmischung zu finden sei. Später wurde mir der Grund des Zögerns klar, als ich im Rezeptbuch die Mengenangabe überprüfte: 1 El Za’atar.

Miriam Wurster

Keine Phantasie, die Verlage

Warum erscheinen die erfolgreichsten Podcasts eigentlich noch nicht als gedruckte Bücher? Sprecher könnten sie im Erfolgsfalle als reizvolle Hörbücher einlesen.

Felix Scharlau

Märchenhaftes aus der Backstube

Finden sich eigentlich nur bei mir in der Tüte mit einer ganz normalen Bäckereibestellung – sagen wir, drei Croissants, ein Rosinenbrötchen, zwei Weltmeister, ein Fitness und drei Mehrkorn – zuverlässig subtil andere Stückzahlen, also z.B. zwei Croissants, ein Rosinenbrötchen, zwei Weltmeister, kein Fitness und mehr Dreikorn, oder bin ich tatsächlich der Einzige, der beim Kindergartenausflug in die Backstube in die Knetmaschine gespuckt hat und deshalb bis zum Kuss der wahren Liebe von Fachverkäuferinnen bedient wird, die gerade an akuter Spindelstich-Schläfrigkeit leiden?

Jasper Nicolaisen

Analoge Kuriosität

Wenn in Turin ein Fiat 500, Baujahr 2007 mit ca. 50 km/h auf der Via Santa Giulia über einen halb losen Gullydeckel fährt, dann hört sich das exakt so an wie das Netflix-Intro.

Sascha Dornhöfer

Ein Volk für alle Fälle

Lange fand ich es unmöglich, dass die Schweiz als ein Land im Herzen Europas einfach ihr eigenes Ding macht und sich aus allem heraushält, hielt ich die Eidgenossen doch für ein Volk wie jedes andere auf diesem Kontinent. Ich änderte meine Meinung, als ich jüngst mit meiner Freundin, einer gebürtigen Luzernerin, nach Spanien reiste. Am Flughafen hielt das Sicherheitspersonal unerhörterweise für problematisch, dass meine Begleiterin eine beachtliche Klinge mit sich führte, was sie wiederum überhaupt nicht begreifen konnte, weshalb sie sich auf eine lange Diskussion einließ. Als wir dann tatsächlich bewaffnet ins Flugzeug gelassen wurden, fragte ich sie vorwurfsvollen Blickes: »Warum hast du überhaupt ein Messer dabei? Ich bin Pazifist!« Woraufhin sie nur konstatierte: »Und ich bin Schweizerin.«

Cornelius W.M. Oettle

Paradoxie für Einsteiger

Bei Amazon auf Lager, im stationären Buchhandel problemlos zu bestellen: »Unverfügbarkeit« von Hartmut Rosa.

Tanja Schmid

Guter Vorsatz

Die unsäglichsten One-Hit-Wonder meiner Jugend (die noch dazu in den 90ern stattfand) rauf und runter streamen, um ihren Interpreten die Rente ein wenig aufzubessern.

Teja Fischer

Hobby Obstpiraterie?

Ich habe neulich gelernt, dass man in seinem Garten gar nicht jede beliebige Apfelsorte anbauen darf. Es gibt sog. Exklusiv- oder Clubsorten, für die erst eine Lizenzgebühr fällig wird. Hä, fragte ich mich, wie soll das denn überprüft werden? Man erkennt die Sorte doch nicht mit dem bloßen Auge. Aber dann fiel mir ein, dass auf den Früchten immer diese kleinen Sticker mit dem Namen kleben. So kriegen sie dich!

Torsten Gaitzsch

Whataboutism im Alter

Du bist letztes Jahr die Treppe hinuntergestürzt, jetzt darf ich ja wohl in der Badewanne ausrutschen!

Theobald Fuchs

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Dass Du das »Du«, Steffen Freund,

so bescheuert verwendest, werden wir von Deiner Zeit als Fußball-Co-Kommentator bei RTL in unangenehmer Erinnerung behalten.

»Das muss anders gespielt werden! Du musst den Spieler in die Zone bringen.« – »Das zeichnet eine gute Mannschaft eben aus – dann lässt du dich besser fallen.« – »Gegen den Ball ist da kein Abnehmer, und das spürst du natürlich auch.« – »… und dann bist du in einer Situation, wo es gelb bis rot wird.« – »Dann hast du noch drei zentrale Mittelfeldspieler, das reicht dann mal nicht.« – »Du brauchst jetzt zwei Spieler, die noch frisch sind.« – »Es ist ein K.-o.-Spiel! Du hast nur noch 20 Minuten!« – »Einfach mal durchstecken! Jetzt kannst du eins gegen eins gehen!«

Eben nicht. Weil wenn’s ganz unerträglich wird, kannst Du natürlich den Ton abschalten.

Brauchst Du aber nicht mehr. Jetzt ist es ja vorbei. Und Du liest wieder Titanic

 Hoffentlich klappt’s, Künstlerin Marina Abramović (77)!

Sie wollen gern mindestens 103 Jahre alt werden. Alt zu sein sei in der Kultur des Balkans, im Gegensatz zu der Nordamerikas, etwas Großartiges. Sie seien »neugierig wie eine Fünfjährige« und wollen noch schwarze Löcher und Außerirdische sehen.

Wir wollen auch, dass Sie Außerirdische sehen bzw. dass die Außerirdischen Sie sehen, Abramović. Wenn Sie die Extraterrestrischen, die, wie wir aus diversen Blockbuster-Filmen wissen, nichts Gutes im Schilde führen, mit einer Ihrer verstörenden Performances voll Nacktheit, Grenzüberschreitung und Selbstgefährdung begrüßen, wenden sie sich vielleicht doch von uns ab.

Kommt stets in Frieden: Titanic

 Rechtzeitig zur Urlaubsartikelsaison, »Spiegel«,

lesen wir in Deinem Urlaubsartikel »Entzauberte Idylle« die Behauptung: »In den Ferien wollen wir doch alle nur eins: Aperol Spritz und endlich mal in Ruhe lesen.«

Das können wir natürlich sehr gut verstehen. Wir wollen in den Ferien auch nur eins: 1. eine eigene Softeismaschine auf dem Balkon, 2. einen Jacuzzi im Wohnzimmer, 3. eine Strandbar auf dem Balkon, 4. einen Balkon.

Deine Urlaubsmathematiker/innen von Titanic

 Liebes Werbeplakat in Freiburg!

»Nicht zu wählen, weil man nicht weiß, was, ist, wie keinen Film zu schauen, weil man sich nicht entscheiden kann«, trötest Du am Bahnhof allen noch so unwilligen Nichtwähler/innen entgegen. Jetzt stellt sich natürlich die alles entscheidende Frage: Ist ein versauter Filmabend, bei dem man am Ende aus Langeweile vielleicht sogar Monopoly spielen muss, genauso schlimm wie die Machtübernahme einer neofaschistischen Diktatur?

Fragt Popcorn mampfend Titanic

 Genau so war es, lieber »Tagesspiegel«!

»Die Trauer um die Mauertoten erinnert uns daran, was es bedeutet, Hoffnung, Mut und letztlich das eigene Leben für ein Leben in Freiheit zu opfern«, mahnst Du am Jahrestag des Mauerbaus. Ja, wer kennt sie nicht, die ganzen Menschen, die die Hoffnung auf ein besseres Leben und den Mut, ihr Leben zu riskieren, längst aufgegeben haben, um dann an der Mauer zu sterben, wiederaufzuerstehen und ein gutes Leben im freien Westen zu führen? Mögen sie und Deine Formulierungsgabe in Frieden ruhen, Tagesspiegel!

Herzliches Beileid schickt Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Meine Mitbewohnerin

legt Dinge, die nicht mehr so ganz intakt sind, in Essig ein. Dabei ist es egal, ob es sich um verkalkte, schmutzige oder verschimmelte Dinge handelt. Ich würde bei ihr den Verbrauch von Salzsäure in den kommenden Jahren intensiv beobachten – gerade falls ihr Partner unerwarteterweise verschwinden sollte.

Fia Meissner

 Hä?

Demenz kennt kein Alter.

Moppel Wehnemann

 Abwesenheit

Vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich bin vom 02.–05.09. abweisend. Ab 06.09. bin ich dann wieder freundlich.

Norbert Behr

 Ach, übrigens,

der Typ, mit dem ich in jedem Gespräch alle drei Minuten für mindestens fünf Minuten zu einem Nebenthema abschweife: Ich glaube, wir sind jetzt exkursiv miteinander.

Loreen Bauer

 Verdrehte Welt

Vermehrt las ich in letzter Zeit, bei Männern werde die Kombination aus langen Haaren und Dreitagebart als besonders attraktiv wahrgenommen. Da bin ich kurz davor wohl doch wieder falsch abgebogen. Dafür bin ich jetzt stolzer Träger eines langen Bartes und Dreitagehaars.

Dennis Boysen

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

  • 29.01.:

    Ein Nachruf auf Anna Poth von Christian Y. Schmidt im ND.

Titanic unterwegs
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer
17.09.2024 Stadthagen, Wilhelm-Busch-Gymnasium Wilhelm-Busch-Preis Hilke Raddatz mit Bernd Eilert
18.09.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
18.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner