Vom Fachmann für Kenner | Juni 2019


Endlich Sommer

Wenn man beim ersten Freibadbesuch des Jahres erwartungsfroh den aufgehitzten Leib ins angenehm kühle Wasser wuchtet, tief nach unten taucht, dann mit einem Freudensprung vom Beckenboden schwungvoll an die Oberfläche dringt, die wohlig laue Luft begierig einsaugt, plötzlich merkt, man hat etwas in den Mund gekriegt, schnell ausspuckt und sieht, dass es ein Pflaster ist, das sich der Färbung nach erst kürzlich von der blutig-eitrigen Wunde eines anderen Beckenbenutzers gelöst hat, dann weiß man: Es ist endlich Sommer!

Jürgen Miedl

Mützenwetter

Die kompetente, sonst sehr nette und gesprächige Friseurin, die mir meine Haare schneidet, schlug mir heute einen neuen Schnitt vor. Ich antwortete scherzeshalber: »Ja okay, im Moment ist ja eh Mützenwetter.« Darauf schwiegen wir uns 15 lange Minuten an, während sie mir böse dreinschauend die Haare schnitt.

Till Dejon

Sprichwort, aktualisiert

Der Vogel muss gar nicht mehr früh sein, um den Wurm zu fangen, weil die anderen Vögel meistens schon tot sind.

Tibor Rácskai

Demografischer Wandel

Der kleine Chor meiner betagten Tante war schon in Gefahr, als drei Männer aus dem Bass kurz nacheinander starben. Das endgültige Ende war besiegelt, als am Tag der Probe die im Nachbarort wohnende Chorleiterin in einem verwirrten Moment den Zug in die andere Richtung nahm.

Miriam Wurster

Tipp für Raucher

Raucher bestätigen dem geneigten Nichtraucher gerne, was der eh schon immer ahnte: Kippen schmecken nicht nur nicht gut, sondern überwiegend bitter, gar faulig und eklig. Dem möchte ich an dieser Stelle widersprechen: Wer direkt nach dem Aufstehen ein Tütchen raucht, danach ein Glas Orangensaft trinkt, anschließend duscht, die Zähne putzt und sich sodann ein zweites Tütchen reintut, darf durchaus darauf hoffen, eine ordinäre rote Gauloises ungleich süßer und beinahe nussig im Abgang gustieren zu dürfen. Man muss es aber wirklich ganz zeitig am Morgen machen!

Björn Ackermann

Anmachen und ausmachen

Alle elf Minuten verliebt sich ein Single über Parship. Das sind 131 am Tag. Bei 500 000 Mitgliedern muss ich 3817 Tage, also zehn Jahre warten, bis ich da jemanden finde. Und dann muss sich das Verlieben auch noch in die andere Richtung abspielen. Da hocke ich mich doch lieber in eine Spelunke und versuch’s mit meiner alten Anmachtour. Hat bisher auch nicht geklappt.

Ludger Fischer

Telefoninterview

A: »Auf dem Bewerbungsfoto, das Sie uns geschickt haben, wirken Sie sehr charismatisch. Sehen Sie auch in echt so aus?«
B: »Na ja, wenn ich ganz ehrlich bin, nur beinahe.«
A: »Das heißt konkret?«
B: »Ich bin gar nicht schwarzweiß.«

Andreas Maier

Bitte nicht lesen

In einem öffentlichen Autobahnraststätten-WC sah ich eine Kloschüssel, die bis zum Rand gefüllt war, und wenn ich schreibe »bis zum Rand«, dann meine ich bis zum Rand, und wenn ich schreibe »gefüllt«, dann meine ich: Gefüllt mit dem, was man in verstopften Toiletten halt vorzufinden pflegt. Leider gelang es mir bis zum Ende des Tages nicht, die Vorstellung abzuschütteln, wie sich jemand trotz allem auf die Brille setzt und den Abort ganz selbstverständlich benutzt. Wie würden sich Schweredruck und Auftriebskraft des »Wassers« auf den Ausscheidungsprozess auswirken? Auf welche Weise würde das sodann verdrängte (Archimedes!) Fluid überschwappen? Und, weniger ein physikalisches denn ein pragmatisches Problem, würde der Defäkant seine privatesten Parts – Sie wissen schon: Würstchen und Eier, »Bob Marley & the Wailers« bzw., noch besser, »Sly & the Family Stone« – eintauchen lassen oder sie mit einer Hand über der Suppenoberfläche halten? Falls Sie jetzt auch bis zum Ende des Tages solche Bilder und Gedanken im Kopf haben, tut es mir leid. Aber ich habe ja extra »Bitte nicht lesen« obendrüber geschrieben.

Torsten Gaitzsch

Vier Wände im Mund

Man nehme ein Glas, fülle es mit Leitungswasser, stelle es aufs Nachtkästchen und lasse es mindestens 48 Stunden unberührt. Wenn man nach dieser Wartezeit einen Schluck nimmt, weiß man, wie das eigene Schlafzimmer schmeckt. Funktioniert auch mit anderen Räumen und ließe sich als »home infused water« gewiss prächtig vermarkten.

Moritz Hürtgen

Alternative für Deutschland

Die fünf beliebtesten »Alternativen für Deutschland« heißen in Wirklichkeit übrigens Legoland, Super Mario-Land, Auenland, Falafelland und Thailand.

Felix Scharlau

Auge um Auge

Jahrelang habe ich online Ballerspiele gezockt. Dabei gab es nicht Besseres, als aus einem Feuergefecht knapp als Sieger hervorzugehen. Nach etlichen Stunden des Zockens langweilen mich Ballerspiele mittlerweile. Um weiterhin den Kick zu bekommen, habe ich stattdessen angefangen, Gesellschaftsspiele zu spielen. Das Leid in den Augen des Gegenübers zu sehen, während man ihm alles nimmt, das können Computerspiele einfach nicht bieten.

Karl Franz

Anrüchig

Ob es wirklich etwas nützte, als neulich die notleidenden deutschen Käsereien an die Bundesregierung einen offenen Brie schickten?

Theobald Fuchs

Die Not des Genies

Manche Menschen sind mit so vielen Talenten gesegnet, sie bräuchten eigentlich zwei, drei oder mehr Leben, um genügend Zeit für die Ausgestaltung all ihrer Ideen zu haben. Die Fülle meiner Veranlagungen ist sogar derart üppig – nicht einmal die hundertfache Lebensdauer würde mir genügen! So betrachte ich mich nicht nur als leidlich begnadeten Maler, Dichter und Quatschkopf, vor allem glänze ich im Nichtstun, Prokrastinieren, Abbrechen, Vertrösten, Zeitvergeuden, Faulenzen, Durchlavieren, Verkalkulieren, Neubeginnen, Hinhalten, Ablenkenlassen, Verzögern … Bedauerlich an dieser Multibegabung ist – wie bei Leonardo da Vinci oder Robert Gernhardt, so auch bei mir –, dass keine der zahlreichen Fähigkeiten zu voller Blüte gelangt, auf keinem Gebiet Spitzenleistungen erzielt werden, das Werk insgesamt fragmentarisch bleibt. Und zu allem Übel stehen verschiedene Aufgaben sich gegenseitig im Weg. Heute z.B. weiß ich schon wieder nicht, was ich zuerst vor mir herschieben soll, und schreibe zur Entschlussvermeidung diesen Text. Auf diese Weise schaffe ich wieder mal nicht gar nichts!

Valentin Witt

Also wirklich

Man kann sich als Diktator für sein grausames Regime doch nicht mit den Regisseuren entschuldigen, die tolle Dokus darüber machen.

Teja Fischer

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Zur klebefreudigen »Letzten Generation«, Dr. Irene Mihalic,

Erste Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, fiel Ihnen ein: »Mit ihrem elitären und selbstgerechten Protest bewirkt die ›Letzte Generation‹ das Gegenteil dessen, was wir in der aktuellen Lage bräuchten, nämlich eine breite Bewegung in der Gesellschaft, für konsequente Klimaschutzpolitik.«

Aber wäre es nicht eigentlich Ihr Job, für eine solche Bewegung zu sorgen? Oder sind Sie ganz elitär daran gewöhnt, andere für sich arbeiten zu lassen? Dann macht das Rummäkeln am Ergebnis aber schnell einen recht selbstgerechten Eindruck, und der kann ziemlich lange an einem kleben bleiben.

Wollte Ihnen das nur mal sagen:

Ihre breite Bewegung von der Titanic

 Ei Gude, Boris Rhein (CDU),

Ei Gude, Boris Rhein (CDU),

ständig vergessen wir, dass Sie ja hessischer und somit »unser« Ministerpräsident sind, und das immerhin schon seit einem guten Jahr! Es kann halt nicht jeder das Charisma eines Volker Bouffier haben, gell?

Immerhin hat ein großes Bunte-Interview uns nun an Sie erinnert. Dort plauderten Sie erwartungsgemäß aus dem Nähkästchen, wie bei der Frage, ob die erste Begegnung mit Ihrer Frau Liebe auf den ersten Blick gewesen sei: »Nein. Sie hielt mich für einen stockkonservativen JU-Fuzzi, mir hat sie zu grün gedacht, weil sie gegen die Atomversuche der Franzosen in der Südsee war.« Wie bitte? Ihre Frau war dagegen, idyllische Pazifik-Atolle in die Luft zu jagen? Haha, was für eine Hippie-Tante haben Sie sich denn da angelacht, Rheini?

Später im Interview wurde es dann sogar noch politisch. Zum Thema Migration fanden Sie: »Jeder, der uns hilft und unsere Werte akzeptiert, ist hier herzlich willkommen. Manche Migranten babbeln Frankfurterisch wie ich. Einige sogar besser.« Soso! Das sind also »unsere Werte«, ja? Wie gut jemand »Aschebäschä« sagen und mit Badesalz-Zitaten um sich werfen kann?

Bleibt zu hoffen, dass Sie nicht herausfinden, dass unsere Redaktion hauptsächlich aus unangepassten (Nieder-)Sachsen, Franken und NRWlerinnen besteht.

Wird sonst womöglich von Ihnen persönlich abgeschoben: Titanic

 Sorgen, Alexander Poitz (Gewerkschaft der Polizei),

machen Sie sich wegen des 49-Euro-Tickets. Denn »wo mehr Menschen sind, findet auch mehr Kriminalität statt«.

Klar, Menschen, die kein Auto fahren, sind suspekt, und dass die Anwesenheit von Personen die statistische Wahrscheinlichkeit für Straftaten erhöht, ist nicht von der Hand zu weisen.

Wir denken daher, dass Sie uns zustimmen, wenn wir feststellen: Wo mehr Polizist/innen sind, finden sich auch mehr Nazis.

Mit kalter Mathematik: Titanic

 Huhu, Schwarzblauer Ölkäfer!

Du breitest Dich gerade fleißig aus im Lande, enthältst aber leider eine Menge des Giftstoffs Cantharidin, die, wie unsere Medien nicht müde werden zu warnen, ausreichen würde, um einen erwachsenen Menschen zu töten.

Wir möchten dagegen Dich warnen, nämlich davor, dass bald Robert Habeck oder Annalena Baerbock bei Dir anklopfen und um Dein Öl betteln könnten. Dass Rohstoffe aus toxischen Quellen oder von sonstwie bedenklichen Zulieferern stammen, hat uns Deutsche schließlich noch nie von lukrativen Deals abgehalten.

Kabarettistische Grüße von den Mistkäfern auf der Titanic

 Merhaba, Berichterstatter/innen!

Wie die türkischen Wahlen ausgegangen sind, das konntet Ihr uns zu Redaktionsschluss noch nicht mitteilen; wohl aber, auf welche Weise Erdoğan seinen Gegenkandidaten Kemal Kılıçdaroğlu sowie dessen fortgeschrittenes Alter (74) während des Wahlkampfes lächerlich zu machen pflegte: »mit der veralteten Anrede ›Bay Kemal‹ (Herr Kemal)«. Niedlich, dieser Despoten-Ageismus. Auch wenn Erdoğans Exkurs ins Alt-Osmanische, den uns der Tagesspiegel hier nahebringen wollte, laut FAZ eher einer ins Neu-Englische war: »Der türkische Präsident nennt ihn«, Kılıçdaroğlu, »am liebsten ›Bye-bye-Kemal‹.«

Aber, Türkei-Berichterstatter/innen, mal ehrlich: Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass Erdoğan seinen Herausforderer schlicht als bestechlich brandmarken wollte (»Buy Kemal«)? Ihn als Krämerseele verspotten, als Betreiber einer provinziellen deutschen Spelunke (»Bei Kemal«)? Als »Bay-Kemal«, der den ganzen Tag am Strand von Antalya faulenzt? Als »By-Kemal«, der bald einen »By«-Pass braucht, als Tattergreis, der Nahrung nur noch in Matschform zu sich nehmen kann (»Brei-Kemal«)?

Erwägt doch, liebe Berichterstatter/innen, erst mal all diese Möglichkeiten und gebt byezeiten Bayscheid Eurer Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Der Kult-Comic aus dem Kreißsaal:

»Asterix und Obstetrix«

Fabio Kühnemuth

 Suche Produktionsfirma

Das ZDF hat meine Idee »1,2 oder 2 – das tendenziöse Kinderquiz« leider abgelehnt.

Rick Nikolaizig

 Aus dem Kochbuch des Flexikannibalen

Lehrers Kind und Pfarrers Vieh
Gebraten: gern.
Gedünstet? Nie!

Mark-Stefan Tietze

 Body Positivity

Kürzlich habe ich von einem Mordfall in einem Fitnesscenter gelesen. Stolz schaute ich an mir herunter und kam zum Befund: Mein Körper ist mein Tempel Alibi.

Ronnie Zumbühl

 Autobiografie

Ich fahre seit dreißig Jahren Auto. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Es ist ein laufendes Verfahren.

Luz Laky

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Hans Zippert: "Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten", signiertJahrelang lag TITANIC-Urgestein Hans Zippert in der Sonne herum und ließ Eidechsen auf sich kriechen. Dann wurde er plötzlich Deutschlands umtriebigster Kolumnist. Viele fragen sich: Wie hat er das bloß verkraftet? Die Antwort gibt dieses "Tagebuch eines Tagebuchschreibers": gar nicht. Von Burnout-, Schlaganfall- und Nahtoderfahrungen berichtet Zippert in seinem bislang persönlichsten Werk – mal augenzwinkernd, mal mit einer guten Portion Schalk in den Herzkranzgefäßen. Nie war man als Leser dem Tod so nahe!Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EURSonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!
Titanic unterwegs
08.06.2023 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
08.06.2023 München, Gasteig HP8 Rudi Hurzlmeier: »Hurzlmeier Zeichnerei«
10.06.2023 München, Gasteig HP8 Rudi Hurzlmeier mit Oliver Ottitsch
11.06.2023 München, Gasteig HP8 Rudi Hurzlmeier: »Hurzlmeier Zeichnerei«