Vom Fachmann für Kenner | September 2017


Wunder über Wunder

Als ich bei Mäc Geiz herumkramte, rief eine Praktikantin der anderen Praktikantin zu: »Wo soll ich denn die Wunderschwämme hinpacken?« Darüber wunderte ich mich. Die andere Praktikantin rief über die Regale hinweg zurück: »In Richtung Schwämme!« Darüber wunderte ich mich nicht.

Kirsten Fuchs

Urteilsfähigkeit

Wenn ich, von plötzlicher Herzlichkeit übermannt, in einem Nahverkehrsbus meine Freundin küsse und dann höre, wie ein fünfjähriges Mädchen zu seiner Mutter sagt: »Mama, der Opa hat die Frau geküßt«, mache ich mir Gedanken um die Urteilsfähigkeit unserer Kinder.

Ludger Fischer

Warum?

Transportboxen sind super praktisch, luftdurchlässig, bieten optimale Aussicht und sind vor allem sicher. Trotzdem regen sich immer wieder Passanten auf, wenn ich mit meinem Kind darin durch die Innenstadt schlendere.

Nick Hertzberg

Der Witz in der Schublade

Falls eines Tages dieser eine DJ/Musiker, der in den 90ern mit »Why does my Heart (feel so bad)?« berühmt wurde (betreibt der heute nicht ein veganes Café?), gewichtsmäßig etwas zulegen würde (unwahrscheinlich, da wie gesagt vermutlich selbst Veganer, ein Schatten seiner selbst), könnte man ihn jedenfalls scherzhaft so nennen: Moby Dick.

Elias Hauck

Durch und durch erhebend

dieses Gefühl, seit ich unter die Schwerkraftleugner gegangen bin.

Dominik Wachsmann

AK Demiker

Zusammen mit einigen Freunden habe ich jetzt einen Verein gegründet, zu dem nur Personen zugelassen werden, die ein hohes Bildungsniveau mit einem fatalen Faible für flache Wortwitze in sich vereinen. Der Name für den Zirkel war schnell gefunden.

Stefanie Dose

Restwagieren, das

Das Restwagieren wird gerne von älteren Herrschaften betrieben. Hierbei legt man von einem mehrfach zu kaufenden Lebensmittel ein Exemplar aufs Kassenband und läßt den Rest im Wagen. Echtes Restwagieren ist dies nur dann, wenn es sich nicht um etwas Schweres wie einen Wasserkasten handelt, sondern beispielsweise um zwei Joghurts.

Robert von Cube

Dichte Angabe

Leicht irritiert war ich, als uns der sardische Reiseleiter Gabriel erklärte, Berlins Bevölkerungsdichte betrage je Quadratkilometer »3800 und ein paar Zerquetschte«. Das geht nun aber seit dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz gar nicht mehr. Das wäre ja fast so, als würde man die Bevölkerungsdichte diverser Mittelmeerinseln mit »X und ein paar Angeschwemmte« angeben.

Uwe Geishendorf

Studie erforderlich

Als ich kürzlich freiwillig, und ich betone, freiwillig, einen kleinen Psychiatrieaufenthalt absolvierte, habe ich mich gefragt, ob es den Patienten die gleiche bübische Freude bereitet, wenn sie an Stelle der verordneten Handvoll hochpotenter Neuroleptika einfach die gleiche Menge an Placebos in den Blumenkübeln verscharren.

Helge Möhn

Neulich in Buchenwald

Verwundert war ich dann doch, als ich mitbekam, wie ein älterer Herr am Handy zu seinem Gesprächspartner sagte: »Ach, wir bummeln noch ein bißchen.«

Konstantin Hitscher

Zukunftsplanung

Der Titel der Verfilmung meiner Autobiographie über mein von Zwangsneurosen bestimmtes Dasein wird »Fluch der Akribik« lauten.

Fabio Kühnemuth

Verdreht

Vor kurzem mußte ich berufsbedingt zum erstenmal in die neuen Bundesländer reisen. Meine gesamten Vorurteile über die ostdeutsche Provinz schienen sich zu bestätigen, als ich mich in einer mittelsächsischen Kleinstadt im »Café Delikat« wiederfand. Umgeben von einer alles erschlagenden ostalgischen Erinnerungskultur inklusive Hellerauer Schrankwandmobiliar sowie Ampelmännchen-, NVA- und erzgebirgischer Holzkunstdekoration an Wänden und Decke wurde ich von einer der Bedienungen in Pionierbluse und »Wisent«-Jeans schwer sächselnd aufgeklärt: »Seit letztem Jahr ist bei uns alles verdreht.« Wohl nicht erst seit dem letzten, dachte ich mir und bestellte einen Kaffee, der mir alsbald mit den Worten »Ihr Mokka, der Herr. Schön heiß und dazu noch verdreht« in einer dazu passenden, grün banderolierten Mitropa-Tasse serviert wurde. Während meines Aufenthalts wurde die Kellnerin nicht müde, jeden neuen Gast bei seiner Bewirtung trotz DDR-Interieur und Erscheinungsbild der Belegschaft auf das Offensichtliche hinzuweisen: »Alles verdreht hier« – »selbstverständlich verdreht« – »wir sind zu hundert Prozent verdreht«. Oder wie ich es ausgedrückt hätte: typisch Ossi! Erst beim Verlassen des Cafés bemerkte ich an der Tür die Zertifizierung mit dem Siegel für fairen Handel.

Daniel Sibbe

Seltene Befehle des Navigationsgerätes:

Folgen Sie dem Wagen vor Ihnen!

Günter Flott

Das Pilzparadoxon

Am Rande eines Waldwegs erspähte ich eine Kindergartenkindergruppe, die Pilze sammelte, um sie später auf einem Dorfmarkt feilzubieten, und deren Erzieherin justament auf die Genießbarkeit verschiedener Sorten hinwies: »Pilze wie diese hier, die kann man essen, also dürft ihr die auch mitnehmen und verkaufen. Und umgekehrt gilt natürlich: Pilze, die man nicht verkaufen darf, kann man auch nicht essen.« Um sicherzugehen, daß die Kleinen die Gesetze der Märkte vollumfänglich begriffen, ergänzte ich: »Manche Pilze kann man aber sehr wohl essen, obwohl man sie nicht verkaufen darf – damit macht man sogar den größten Gewinn!« Ich hatte mich dann zu entfernen.

Cornelius Oettle

Sprichworte

Tränen lügen nicht, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und Rennradfahrer haben keine Klingeln.

Miriam Wurster

Superman

Die Idee mag aus dem Moment geboren sein, aber wenn ich mir eine Superkraft aussuchen könnte, wäre es, zu viel herausgezogene Taschentücher wieder glatt in die Packung zurückstecken zu können.

Karl Franz

Quengelware

Vor mir an der Supermarktkasse: Er legt die Einkäufe aufs Band, sie bedient derweil den Zigarettenautomaten. Als die Packung aus dem Schacht flutscht, liest sie laut den Warnhinweis darauf vor: »Rauchen kann Ihre Spermatozoen schädigen. Hä? Was soll das denn heißen?« Er, kneift die Augen zusammen: »Hmmm. Spermato… zo… also, ich glaube, es geht um meine… daß die schlecht werden, davon …« Sie, fauchend: »Ja, ist schon klar! Aber was heißt denn: kann? Das ist mir zu unsicher! Hier, laß uns noch Kondome kaufen.«

Katinka Buddenkotte

Konsequenz

Ein Gasthaus im Norden wirbt mit dem flotten Spruch: »Essen und Trinken, wo andere Urlaub machen«. Konsequent und dem Niveau der Küche angemessen fände ich jedoch: »Essen und Trinken, wo andere nicht essen und trinken«.

Tibor Rácskai

Innerlich zerrissen

Pro & Kontra Ambivalenz – ich weiß einfach nicht, auf welche Seite ich mich schlagen soll!

Mark-Stefan Tietze

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Philipp Bovermann (»SZ«)!

Früher hatten Sie Angst vor der Klimakatastrophe. Heute sind Sie Mitte dreißig und haben dazugelernt: »Ich kann heute nur noch darüber staunen, wie wenig tief mich die Tatsache bekümmert, dass der Planet überhitzt, dass Arten verschwinden, Ökosysteme kollabieren, Regenwälder brennen, Meeresböden sich in Wüsten verwandeln. Menschen werden sterben, Menschen sterben schon heute, das Leid der Tiere sprengt alle Vorstellungskraft – aber jetzt stehe ich auf meinem Balkon, habe mir ein Leben aufgebaut, mit einem tollen Job, einer tollen Frau, einer tollen Tochter, unten auf dem Teich schwimmt eine Entenfamilie vorbei, und geblieben ist nur die sanfte Sorge, dass ich mir zu wenig Sorgen mache. Ich grusele mich vor mir selbst. Aber nur ein winziges bisschen.« Denn »vielleicht ist es rational, wegen des Klimawandels ruhig zu bleiben und sich auf das Leid im Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Welt wird schon nicht gleich untergehen.«

Nein, Kollege Bovermann, wird sie nicht, jedenfalls Ihre nicht. An den Menschen in Südostasien oder Osteuropa, betroffen von einem exemplarischen Regen aus der neuen Klimagegenwart, schwimmen derweil keine Entenfamilien, sondern ihre toten Töchter vorbei, während Sie sich so arg auf das Leid im Hier und Jetzt konzentrieren, dass es alle Vorstellungskraft sprengt.

Vorm ewigen Jungspießer gruselt’s da ein bisschen: Titanic

 Katsching, Todd Boehly!

Sie haben sich von Ihrem sauer Errafften den englischen Fußballverein FC Chelsea angelacht, der Titel holen soll, allerdings unter Ihrer Leitung lediglich einen einstelligen Tabellenplatz im nationalen Wettbewerb vorzuweisen hat. Zur Generalüberholung der in der Mittelmäßigkeit versackten Blauhemden sind auf Ihr Geheiß für über eine Milliarde Euro insgesamt 39 Fußballer verpflichtet worden, womit der aktuelle Kader mindestens 44 Spieler umfasst (darunter zehn Torhüter, von denen laut derzeit gültigem Regelwerk leider trotzdem nur einer das Tor hüten darf).

Zu dem über Ihrer Truppe ausgekübelten Spott tragen wir allerdings nicht bei, aus unserem Mund also keine Mutmaßungen über beengte Verhältnisse unter der Dusche oder die vollen Körbe am Trikotwaschtag. Denn selbstverständlich wird ein ausgebufftes Finanzgenie wie Sie, Boehly, seine Gründe haben, viermal elf Freunde mit Verträgen, die zum Teil bis ins nächste Jahrzehnt laufen, auszustatten. Denn wissen wir nicht alle, dass in diesen unsicheren Zeiten das Geld auf der Bank am besten aufgehoben ist?

Guckt eh lieber von der Tribüne aus zu: Titanic

 Ex-VIVA-Moderator Mola Adebisi!

Im »Dschungelcamp« gaben Sie Ihre Meinung zum Thema Geschlechterrollen zum Besten: »Ich möchte nicht das tun, was eine Frau tut, das kann ich auch nicht. Und eine Frau soll auch nicht das tun, was ein Mann tut. Das geht auch nicht.« Männer sollten beispielsweise nicht als Hebammen arbeiten, denn eine Frau würde ein Kind anders lieben als ein Mann.

Und das wird von einer Hebamme ja schließlich gefordert, dass sie Kinder nicht einfach fachgerecht zur Welt bringt, sondern sie auch liebt.

Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, die Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen zu trennen, warum haben Sie sich dann ein Metier gesucht, in dem sie gleichermaßen vertreten sind, Adebisi? Nämlich hauptberuflich im Dschungelcamp rumzusitzen?

Fragt sich, auch wenn sie das nicht tun soll: Titanic

 Mal halblang, Polizei Düsseldorf!

Irgendwie war ja zu erwarten, dass Du Dich in Deinen Ermittlungen zum Anschlag in Solingen von rassistischen Debatten und wütenden Rufen nach Massenabschiebungen beeinflussen lässt. Wenn Du in einem Aufruf an die Bevölkerung aber auch noch um »Angaben zur Herkunft der abgebildeten Regenjacke« bittest – gehst Du damit nicht ein bisschen zu weit?

Deine Sittenwächterin von der Titanic

 Huch, Wolodymyr Selenskyj!

Laut Spiegel wollen Sie »überraschend nach Deutschland reisen«. Verständlich, Flugzeug oder Zug werden auf Dauer ja auch langweilig. Interessiert, ob Sie stattdessen einen Tunnel graben, mit einem Zeppelin fliegen oder doch per Faltkanu heranschippern, wünschen Ihnen in jedem Fall eine gute Reise

Ihre Travelguides von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

 Im Unterzucker

Wenn man sich bei seinem Lieblingsitaliener keine Pizza bestellen kann, weil man nicht alle Vespas auf den Fotos gefunden hat – liegt das dann am nicht bestandenen Turin-Test?

Lara Wagner

 Quo vadis, Fortschritt?

Unfassbar: Nach so vielen Jahren des Horrorfilms gruseln sich die Leute noch vor der Nosferatu-Spinne. Wann taucht in unseren Breiten endlich die Slasher- oder Zombie-Spinne auf?!

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella