Vom Fachmann für Kenner | November 2014


Wortschatz

Neusten Studien zufolge existieren im Sprachgebrauch heranwachsender männlicher Eskimos nur halb so viele Wörter für Schnee wie für das weibliche Geschlechtsorgan.

Michael Schilling

Postneonaturalismus?

Wenn der mit einer überdimensionierten Greifzange bewaffnete Arm des Dönerverkäufers falkengleich sich aus Höhe der Achsel in einer sichelförmigen Bewegung in die Tiefe eines an einen Waschzuber gemahnenden Bottichs, überquellend von halben Tomatenscheiben, stürzt, während im Munde des Kunden trotz aller Kürze dieses Bewegungsablaufes sich Wasser der Vorfreude auf jede Menge Tomaten ansammelt; der Verkäufer aber den eilenden Flug seines Armes völlig überraschend noch abbremsen kann und lediglich zwei halbe Scheibchen aus dem Bottich zu fischen imstande ist, dann ist das zweifelsfrei Kunst. Nur die genaue Bezeichnung der Stilrichtung ist mir noch nicht ganz klar.

Helge Möhn

Wegweisendes Konzept

Für Deutschland gibt es nur noch eine einzige Möglichkeit, den drohenden Verkehrskollaps zu verhindern, nämlich den 14- bis 16spurigen Ausbau sämtlicher Autobahnen. Um dabei die Landschaft zu schonen, sollte man die Fahrspuren aber auf keinen Fall wie bisher anordnen, sondern hintereinander.

Denise Hughes

Mein schönstes Ferienerlebnis

Eigentlich freuen sich Lehrer auf den Ferienbeginn, aber am Tag davor wollte ich die Schule am liebsten gar nicht verlassen, denn zu Hause wartete nur Arbeit auf mich. Drei Schulaufgaben wollten korrigiert werden. Schon als ich die Haustür aufsperrte, flatterten sie mir aufgekratzt und quengelig entgegen: »Korrigiere mich!« – »Nein, mich zuerst!« – »Ich bin wichtiger!« – »Gar nicht wahr!« Ich flüchtete sofort in die Kneipe. Einige Biere später kehrte ich in banger Erwartung zurück, aber alles schien ruhig. Waren sie eingeschlafen? Vorsichtig öffnete ich die Türe zum Arbeitszimmer, und was ich sah, ließ mir den Atem stocken! Die drei Racker hatten sich gegenseitig gemeuchelt; alles war rot! So ein Glück, ich mußte nichts mehr tun. Zwei Wochen Ruhe und Frieden, das war mein schönstes Ferienerlebnis.

Tibor Rácskai

#Narzissmus

Was viele nicht wissen: Ich habe über eine Agentur 1000 Twitter-User dafür bezahlt, daß sie mir dort nicht folgen.

Dominik Mauer

Brot-Recycling

Seit in der WG ein ganz bestimmtes Kürbiskernbrot hoch im Kurs steht, rattern beim Hausputz ca. 100 bis 200 Gramm leckerste Kürbiskerne durch das Staubsaugerrohr, die sich auf dem Küchenfußboden angesammelt haben. Kurz dachte ich, man könne einfach aus dem Inhalt des Staubsaugerbeutels ein neues Brot backen. Gerade noch rechtzeitig fiel mir aber ein, daß das total eklig ist: Die letzte ungeliebte Eßmode der Mitbewohner war nämlich Sonnenblumenkernbrot. Pfui Deibel!

Katharina Greve

Schildbürger 2.0

In unserem Vier-Parteien-Mietshaus befindet sich an der Haustür unter den Klingelschildern ein weiterer, gleich aussehender, allerdings mit der Aufschrift »Licht« deutlich gekennzeichneter Drücker für die Außenbeleuchtung, der bei uns im Haus für allerlei Heiterkeit sorgt. Vor allem Zeugen Jehovas oder Paketbotenneulinge lösen mit Klagen wie »Bei Licht ist niemand da!« oder »Können Sie etwas für Reinders annehmen? Bei Licht macht wieder keiner auf!« immer große Belustigung unter den Mietern aus. Die Getäuschten dürfen sich dann amüsante Antworten anhören wie »Dann kommen Sie doch heute Nacht noch einmal wieder!« oder »Kein Wunder, oder ist Ihnen schon einmal am Tag ein Vampir begegnet?«. Da sich unser Repertoire an Antwortmöglichkeiten mittlerweile jedoch sozusagen lichtet, erwägen wir nun eine Neubeschriftung des Schilds. Mögliche Varianten: »Bratenduft«, »Mir« oder »Ebola«. Weitere originelle Vorschläge persönlich abzugeben bei

Daniel Sibbe

Unzeitgemäße Betrachtung

Wenn ich will, daß mich jemand anruft, muß ich eigentlich bloß aufs Klo gehen.

Harald Wurst

Das Komma üben:

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Teja Fischer

Harter Spruch

»Was dich nicht umbringt, macht dich härter«: an sich ja eine ganz nette Weisheit. Als Scherz des Urologen zur Diagnose »erektile Dysfunktion« fand ihn Großvater dann aber doch nicht so lustig.

Ernst Jordan

Willensstärke

Noch schlimmer, als nicht zu trinken, ist, daß man dann das Wort »abstinent« des öfteren benutzen muß. Es liegt, onomatopoetisch betrachtet, irgendwo zwischen »altersdement« und »inkontinent« und ist zudem bei Gebrauch in einer Trinkstätte meist mit der latent aggressiven Rückfrage »Hä?« kausal verknüpft. Nach dreimaliger Verwendung dieses Unworts (einmal im inneren Monolog, zweimal verbal) beschloß ich, auch um weitere Irritation meines Umfelds zu vermeiden, wieder mit dem Saufen anzufangen.

Florian Haymann

Fehleinkauf

Wer sich beim Kauf von Abfallbeuteln für No-Name-Produkte entscheidet, begeht einen schweren Fehler. Die Dinger kann man meist schon nach kurzer Zeit wegwerfen.

Andreas Maier

Wunderkind

Weil Werner mit neun Jahren bereits mehr als passabel Trompete spielen konnte, kam es zu einer Begegnung, die sein Leben verändern sollte: Seine Eltern ließen ihn einem Musikmanager vorspielen. Der war vom Fleck weg begeistert, und man begann umgehend aussichtsreiche Verhandlungen. In der Frage, wie denn die Eltern den notwendigen Geldbetrag zur Vorfinanzierung der ersten Plattenaufnahme und damit des Starts der als todsicher geltenden Karriere ihres Sohnes beizubringen gedachten, hatten sie nach einem kurzen Moment der Ratlosigkeit die rettende Idee: Sie würden einfach Werners Trompete verkaufen. Er ist dann später Installateur geworden.

Peter P. Neuhaus

U-Bahn mal anders

»Guten Tag, die verehrten Damen und Herren! Ich bitte um Entschuldigung für die Störung, ich verkaufe die Privilegiertenzeitung ›LUXURIÖS‹, ein Printprojekt der oberen Zehntausend zur Vermehrung ihrer Besitzstände. Die Zeitung kostet nur 280 Euro. Ein Teil des Erlöses geht an mich, und der Rest dient der Finanzierung eines neuen Golfplatzes in der Uckermark. Wir oberen Zehntausend müssen die Kosten dafür selbst aufbringen, weil das Land Brandenburg jede öffentlich-rechtliche Mittelzuweisung verweigert. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir ein Exemplar abnehmen würden, denn ich trage schwer daran. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!«

Robert Rescue

Urlaub mit Kindern

»Toskana wohl nicht wahr sein! Florenz hier Rom als Venedig nicht benehmen könntest. Keine Extra-Turin mehr; Genua an meiner Hand!« Das mögen keine Modena Erziehungsmethoden sein, aber Parma dachte ich schon, ich könnte sie Umbrien. Das Perugia vermutlich auf Gegenseitigkeit.

Robert Koall

Pointe revisited

Der Herbst ist da: feucht-kühle Schmuddeligkeit, es riecht muffig, überall Blätter auf dem Boden, morgendliche Schwaden in der Luft, das übriggebliebene Obst fault vor sich hin. Und draußen, ja draußen: sieht’ s genauso aus.

Thorsten Mausehund

Kindheitstrauma

Hin und wieder wundere ich mich, daß aus mir letzten Endes zwar nicht sehr viel, aber immerhin doch etwas geworden ist, hatte ich doch in meiner Kindheit eine ganze Reihe ernsthafter Kopfverletzungen erlitten: Der erste Unfall ereignete sich noch im Babyalter, als ich meinem Vater zur Beaufsichtigung überantwortet war, was dazu führte, daß ich eine steile Wendeltreppe hinunterpurzelte, auf der untersten Stufe abhob und volle Kanne gegen einen massiven Radiator der ganz, ganz alten Bauart donnerte; beim zweiten Unfall glitt ich – mit vollem Tempo rennend – auf einem Teppich aus und zerhaute mir meine süße Birne an einem Türstock; der dritte Unfall wiederum geschah, als ich auf einem schweren Autoanhänger herumturnte, ihn anschließend hin und her wippte und mir die Deichsel mit Schmackes auf den Schädel knallte; beim vierten trug es sich so zu, daß ich einen ordentlich dicken Stein auf einer Mauerkrone positionierte und ihn mit Bindfaden umwickelte, um hernach am Fuße der Mauer eine Art »Mausefalle« zu errichten; doch leider streifte ich mit meinem Arm wohl etwas zu kräftig am Faden, und dergestalt zerschellte der riesige Stein auf meinem lieblichen Ködröhn-dröööhn-DRÖÖÖHN! LÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖL…

Sebastian »Klug«

Armes Deutschland

Vergangene Woche standen meine Freundin und ich am Friedrichsplatz in der Innenstadt von Kassel fünf Minuten lang zufällig neben einem Mülleimer. Erschütternde Bilanz: Fünf Menschen schauten während jener Zeitspanne in das Behältnis, um möglicherweise irgend etwas herausholen zu können; nur einer warf tatsächlich etwas hinein.

Mark-Stefan Tietze

Bei allem Respekt

Zeulenroda in Zeulenroda-Triebes ist ein Ort, den es eigentlich gar nicht geben müßte, wenn es mit rechten Dingen zuginge. Und vielleicht gibt es Zeulenroda auch überhaupt nicht. Aber falls dieser Ort dennoch existiert, dann zeigt ein Blick auf die Landkarte, daß er genau da liegt – und so leid es mir tut: ich sag’s, wie’s ist –, wo die beiden Bundesländer Thüringen und Sachsen mit ihren hervorgereckten und herausgestreckten nackten Hintern aneinanderdrücken, um sich gegenseitig in die Arschlöcher zu scheißen.

Theobald Fuchs

Der Kern

Manchmal weiß man nicht mehr, wer hier wen verarscht. Frage ich die Bäckersfrau, was es mit »Das Kernige« auf sich hat, sagt sie: »Ist mit Kerne.«

Anna-Maria Prinz

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.12.2023 Itzehoe, Lauschbar Hauck & Bauer
03.12.2023 Kassel, Studiobühne im Staatstheater Kassel Ella Carina Werner
05.12.2023 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview« mit Stargast Til Mette
06.12.2023 Oldenburg, Wilhelm 13 Bernd Eilert mit Sandra Kegel und Klaus Modick