Vom Fachmann für Kenner | März 2014


ICD: F52.7

Ist man mit einer promovierten Psychologin liiert, heißt das, bei partnerschaftlichen Konflikten mit Vorhaltungen, Unmutsäußerungen oder gar Beschimpfungen auf akademischem Niveau konfrontiert zu werden. Wiederholt mußte ich mir schon anhören, daß mein Verhalten in seiner Quantifizierung zwar a priori keine Satyriasis impliziere, verschiedene Indikatoren jedoch für eine eventuell krankhafte Veränderung meiner sexuellen Appetenz sprächen. Der Volksmund nennt das simpel »schwanzgesteuert«.

Thorsten Mausehund

Marktlücke

Beim Werbung gucken kam mir letztens endlich die dringend benötigte Geschäftsidee: Ich mache eine Partnervermittlung auf, die quasi ein proletarischer Gegenentwurf zu diesen ganzen schnöseligen Akademiker-Agenturen ist. Einen Namen hab ich auch schon: Dumm fickt gut.

Meggie Christoph

Bahn-Anekdote

Sonntags steige ich in München in den ICE, der mich nach Frankfurt bringen soll. Neben mir nimmt eine gut gekleidete alte Dame Platz, die mich bittet, ihren Koffer doch bitte auf die Ablage zu hieven. Ich entspreche ihrem Wunsch, sie dankt mir lächelnd und versinkt sodann in einem Buch, mit dessen Autor ich absolut einverstanden bin. Später unterbricht sie ihre Lektüre kurz, um mir ein Stück Schokolade anzubieten. Ein paar Plätze weiter im nur halbvollen Zug sitzt eine Gruppe Jugendlicher, die in moderater Lautstärke Urlaubspläne austauschen. Für ein paar Minuten lasse ich mich von ihrem durchaus gewitzten und interessanten Gespräch unterhalten. Als der Fahrkartenkontrolleur bei mir Halt macht, vernehme ich an ihm eine dezente Note wohlriechenden Rasierwassers und kurze Zeit später dann verlockenden Kaffeeduft, der von einem mobilen Snack-Verkäufer ausgeht. Gutgelaunt lasse ich fünfe gerade sein und kaufe mir einen Becher, trinke mit großem Genuß und verschütte keinen einzigen Tropfen. Als der Zug in meinen Zielbahnhof einfährt, bin ich überrascht, wie schnell die Fahrt verging, und ein Blick auf die Uhr verrät mir, daß Frankfurt gar vier Minuten früher als geplant erreicht wurde. Vollkommen zufrieden und entspannt trete ich auf den Bahnsteig. Eigentlich alles wie immer, denke ich.

Moritz Hürtgen

Revolutionstheorie, medizinisch

Wenn sich der durchschnittliche deutsche Angestellte einmal wirklich klarmachen würde, wie verheerend sich seine berufliche Tätigkeit auf sein Herz-Kreislauf-System auswirkt – jeder Kardiologe weiß: Sitzen ist gefährlich, Bewegungsmangel tötet! –, dann könnte man ihn vielleicht doch noch für den kommunistischen Aufstand gewinnen. Allerdings würde der wohl sehr schnell niedergeschlagen werden – wegen der vielen herzkranken Kämpfer.

Tanja Hötzle

Burnout after reading

Viele klagen in unserer schnellebigen modernen Arbeitswelt darüber, schlecht einschlafen zu können. Ich hingegen reagiere auf den wachsenden beruflichen Streß mit deutlichen Ausschlafstörungen.

Tina Manske

Schülerseelenkunde

Neuliche Mail meines Schwagers, wohnhaft in Pfaffenroth: »Heute mußte unser siebenjähriger Sohn als Reli-Hausaufgabe den Psalm ›Der Herr ist mein Hirte‹ abschreiben. Den Satz ›Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde‹ hat er dabei leicht abgewandelt. So ging er also hin und schrieb: ›Du bereitest vor mir einen Tisch im Arschgesicht meiner Feinde.‹ Was wohl der Pfarrer Ederle gesagt hätte, wenn ich nicht auf Korrektur bestanden hätte?« Ja, was? Hätte der Pfaffe roth gesehen? Ich glaube nicht. Vermutlich hätt’s der Ederle, jauchzend wackelig wie er halt immer ist vom guten Frühstücks-Eder-Bier, es entweder einfach überlesen oder für komplett goldrichtig befunden, dieser gottfroh dicke Haxnfresser und bacchantische Saufkopf und, wer weiß, zuzeiten dann tatsächlich dionysisch megarundes Mond- und eben Arschgesi–… Nein? Na jut. Doch einen Versuch war’s wert.

Thomas Gsella

Anders rechnen

Um meinen hohen Alkoholkonsum zu kaschieren, bin ich dazu übergegangen, nicht mehr die Summe der in mich eingepflegten Biere zu memorieren, sondern deren Produkt. So bin ich nach drei Halben gerade mal bei einem Achtel und damit allenfalls so beschwipst wie ein distinguierter Österreicher nach einem guten Mittagessen.

Andy Strauß

Auf den Ball folgt das Kind

Diese alte, präventive Verkehrsweisheit hatte eine Bekannte von mir in der Neujahrsnacht nicht beachtet, denn sie wurde von dem gutaussehenden Mann, den sie vom Silvestertanz mit nach Hause nahm, schwanger.

Volker Schwarz

Diagnose

Als ich in der Kneipe einen Greis beobachtete, der vor sich Schnapsgläser in geometrischen Formen anordnete, wurde mir klar: Hier handelte es sich um Asperger Uralt.

Valentin Witt

Schlechter Deal

Nach dem Punk-Konzert, Gespräch zwischen zwei Überlebenden, ein maximal euphorisierter Irokese brüllt dem anderen ein Geständnis ins Ohr: »Wenn ich nur halb so gut Schlagzeug spielen könnte wie der Typ – da gäbe ich meinen linken Arm für her!«

Theobald Fuchs

Generationenkonflikt

Grundsätzlich finde ich es ja richtig, daß Opa meinem kleineren Bruder damals eine Tracht Prügel verpaßt hat, schließlich besaß dieser nicht nur die Frechheit, das heilige Familienfrühstück ausfallen zu lassen und sich dann noch zu spät und mit sichtlichen Ermüdungserscheinungen zum gemeinsamen Mittagsmahl einzufinden; nein, er entblödete sich nicht, dem gebrechlichen Mann auf seine Frage nach dem Grund dieser unrühmlichen Tagesform in jugendlich-schnarrendem Tonfall zu entgegnen, daß er mit seiner Clique nach dem Diskobesuch zu später Stunde noch ausgiebig bei einem Freund geaftert habe; kurzum, eine Tracht Prügel schien gerechtfertigt – zumal Opa eine erzkonservative, bisweilen ins Nostalgische reichende Lebenshaltung kultiviert hat: In dem Moment nämlich, in dem erbarmungslos seine knorrige Hand niedersauste, schrie er, außer sich vor Zorn, daß man diese Praktiken zu seiner Zeit noch als Analfisting bezeichnet hätte.

Johann Zajaczkowski

Gruppendynamik

Buffet an der FH mit dem Hinweisschild: »Nachbereitung Auschwitz«. Ich hätte auf Rat meiner Kollegin »ruhig so tun können, als gehöre ich dazu«, um mich auch am dort angebotenen Braten zu bedienen. Darauf habe ich aber lieber verzichtet.

Christina Hahn

Richtigstellung/Dementi

Kürzlich habe ich mich während einer mehr zufällig angesehenen Folge »Two and a Half Men« an einem Schlückchen Bier verschluckt und mußte infolgedessen husten; ganz kurz klang es tatsächlich so, als hätte ich gelacht. Ich möchte hier noch einmal mit aller Deutlichkeit betonen, daß ich wirklich nicht gelacht, auch nicht gekichert oder verschmitzt gelächelt habe. Es möge sich bitte niemand aufgrund dieses kleinen Malheurs versagen, weiterhin nur das denkbar Beste und Ehrenhafteste von mir anzunehmen; bei Bedarf lege ich auch sehr gerne eine eidesstattliche Erklärung vor und trete vor die versammelte Presse und Weltöffentlichkeit, um vor aller Augen und Ohren absolut glaubhaft im Sinne der einen und einzigen Wahrheit zu wirken. Ich lache vielleicht über jeden geschmacklosen Scheiß, ja über jeden noch so vulgären und dümmlichen Witz, aber über SO etwas zu lachen, dazu wäre ich menschlich einfach nicht imstande, unter keinen wie auch immer gearteten und vermeintlich »verzeihlichen« Umständen, so wahr mir Gott helfe.

Sebastian Klug

Alte Weisheit

Kommt Zeit, kommt völlig überhöhte Rechnung (wegen Mahngebühr).

Mark-Stefan Tietze

Fazit

Handwaschpaste: starker Putzkörper, jedoch deutlich seifiger Geschmack im Abgang. Rosenblüten-Tagescreme: Geschmack blumig, ergibt eine schön glatte Zahnoberfläche, hinterläßt aber leider ein unglaublich fettiges Mundgefühl. Haarcoloration Platinblond: Kopfnote unangenehm ammoniakalisch, die Zunge wird extrem pelzig, dafür sorgt dieses Mittel für eine Aufhellung der Zähne um mindestens drei Weißtöne. Allein diese Beispiele lassen für mich nur eine Folgerung zu: Ich muß mich dringend bemühen, meine One-Night-Stands zu mir nach Hause zu lotsen. Da weiß ich wenigstens, wo die Zahnpasta steht.

Helge Möhn

Übergebührend praktisch

Mein persönlicher Lieblingseffekt der abgeschafften Praxisgebühr ist, daß der Zehner Gras beim freitäglichen Krankschreibenlassen nun quasi inklusive ist.

Matthias König

Learning English

Werde einer aus den Amerikanern und ihren Slangausdrücken schlau. Schließlich nennen sie das männliche Geschlechtsteil »Privatdetektiv« (dick), das weibliche Pendant »Graf« (cunt), ihren besten Kumpel »Körper« (buddy) und ihren Vater »Tod« (dad). Dann essen sie »Einwohner« (burger), saufen »Braunkohle« (coke) und waschen sich die Haare mit »Fellatio und Flanken« (Head and Shoulders). Und ihr Präsident heißt »Bretterbude« (Barack)! Kein Wunder, daß es bei denen drunter und drüber geht.

Moses Wolff

Scheißjob

Ein schwuler Bekannter erzählte auf einer Party einmal von einem Besuch in einer Szenekneipe, auf deren Toilette sich ein Mann als lebendiges Klo angeboten habe. Darauf D., reichlich irritiert: »Wie, ist das sein Job?« − Wir haben uns alle bepißt vor Lachen.

Tibor Rácskai

Elite

Für alle, die das noch nicht gewußt haben: Man kann tatsächlich im Internet leere Druckerpatronen verkaufen. Wahr ist aber auch: Reich wird man dadurch nicht (erst recht nicht, wenn es die eigenen sind). Aber die Vorstellung, daß da irgendwelche Leute in schummrig ausgeleuchteten Kellerverliesen hocken, um die einstmals in gleißend hell ausgestrahlten Elektrogroßmärkten gekauften Originalpatronen mittels Spezialtrichtern mit selbst zusammengerührten Farben wieder zu befüllen, um noch ein paar Cent zu sparen, mag dem ein oder anderen vielleicht das Gefühl geben, zu einer wie auch immer gearteten Elite zu gehören.

Burkhard Niehues

Randnotiz

Im Mai 1509 verstarb der Dachs, mit dessen Haaren die Mona Lisa entstand, völlig verarmt in seinem Bau auf Kreta.

Teja Fischer

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick