Vom Fachmann für Kenner | Februar 2013


Evolution

Entgegen meinen Erwartungen werden Silberfischchen-Populationen durch tagelangen »Meister Proper«-Beschuß nur stärker, die einzelnen Mitglieder größer und widerstandsfähiger. Hätte aber funktionieren können!

Nicolai Hagedorn

WG-Ordnung

Mitbewohner, nach dem Spülen: »Die Pfanne ist bratklar.«

Zülfükar Tosun

Knittervisage

Eine Bushaltestelle in Hamburg. Neben mir: Touristinnen, mutmaßlich badischer Provenienz. Gegenüber: ein aus mehreren Einzelteilen bestehendes Riesenplakat mit Max Raabe drauf. Die über seinem Gesicht verlaufenden Schnittkanten sind nicht exakt geklebt und ergänzen so sein eher spärliches mimisches Repertoire um eine gleichermaßen wundervolle wie überraschende Grimasse. Oder, mit den Worten einer der Damen gesprochen: »Isch hab ja scho immer bissi seltsam gefunne, wie deä singt, abba isch hab doch net gewußt, daß deä behinnert is.«

David Schaible

Buy local!

Eben warb im Fernsehen ein Modelabel damit, sein Angebot sei »von Frauen aus der Region« gefertigt. Wäre solch ein nachhaltiger Ansatz nicht auch etwas für den Bio-Straßenstrich?

Tina Manske

Filmidee

»Rain Man 2: Son of Rain Man«. Der Held des Films heißt Raimond und ist ein sogenannter Savant idiotique, ein Autist, der nur so tut, als sei er inselbegabt. Wenn jemand einen Kartenstapel auf den Boden wirft, ruft Raimond: »Viertausendeinhundertneunzig!« Zeigt man ihm zwei beliebige Punkte auf einem Stadtplan, bestimmt Raimond mit ziemlicher Sicherheit die umständlichste Verbindung zwischen diesen Orten. Fragt man ihn, auf welchen Wochentag ein bestimmtes Datum fällt, antwortet er stets mit »Freitag« (und hat damit in einem Siebtel der Fälle recht). Am Ende des Films hat Raimond genug Selbstbewußtsein angehäuft, sich um das Amt des Bürgermeisters zu bewerben, erhält aber nur 0,3% der Stimmen. Mögliche Fortsetzungen: »Rain Man 3: Rain Woman«, »Rain Man in Space«, »Rain Man vs. Mothra« und das Prequel: »Mama läßt das Rauchen nicht«.

Torsten Gaitzsch

Lernzielkontrolle

Um festzustellen, ob ein junger Mensch lebenstüchtig ist oder nicht, muß man ihn in der Schule nicht ausgiebig prüfen; es genügt schon, Folien für eine Präsentation am Tageslichtprojektor auszuteilen. Wenn der Schüler sich dann wundert, daß sein Vortrag mißlingt, weil er auch die Rückseite der Folie beschrieben hat, dann weiß man Bescheid.

Tibor Rácskai

Die Beuys-Kollektion

In der Herrenabteilung waren mir alle Hosen, die auf einem bestimmten Ständer hingen, viel zu weit. Dann erst bemerkte ich, wo ich mich befand: in der Fettecke.

Martin Neugebauer

Wundersame Wetterphänomene

Draußen begann der angekündigte Eisregen. »Schau mal, Schatz«, rief meine Frau aus dem Wohnzimmer, »wie schön der Regen an der Fensterscheibe gefriert!« Während ich das sich ständig verändernde Kunstwerk aus dünnen Eisschichten betrachtete, rief meine Frau erneut, diesmal aus der Küche. »Komm schnell!«, und sie zeigte auf das Küchenfenster: »Hier sieht es genauso aus!« Ich weiß nicht warum, aber ich mußte in diesem Moment einfach mit »Wahnsinn, sogar in der Küche!« antworten.

Nils Pooker

Traurig ist’s,

wenn man die erste Geburtstagsmail von spirituosen-superbillig.de bekommt; noch trauriger, wenn es die einzige bleibt. Aber immerhin weiß man dann, worin man Trost findet.

Tim Wolff (jetzt 35)

Für leicht befunden

Um sowohl meine kulturell interessierten als auch die eher materiell orientierten Freunde zu beeindrucken, kaufe ich fortan für jedes Buch einen eigenen E-Reader. Und auch für Reisen eignen sich die Dinger: Fünf E-Reader sind schließlich ein gutes Stück leichter als fünf Romane.

Dirk Haubrichs

Fröhliche Hundegeschichten (XIX)

Stellt die Mona Lisa in Wahrheit einen Hund dar? International renommierte Seriös-Wissenschaftler stellen alles auf den Kopf, was man bisher über das schönste Gemälde der Weltgeschichte zu glauben meinte. Auf die Schliche gekommen waren sie Rätselkönig da Vinci über ein feines Hundehaar, das in der Kinn-Patina der Lächeldame steckte. Hatten frühere Studien das Haar mit Leonardos Vorliebe für Dackelhaarpinsel erklärt, konnten Kleinkunsthistoriker der Universität Malibu nun mittels moderner Röntgenendoskope in die über vierzig Schichten der Leinwand eindringen. Sie fanden: eine Bleistiftskizze; eine übermalte Fassung, die Mona Lisa als Mann zeigt (Mono Lisa); eine Art Makramee; einen Illuminaten-Mitgliedsausweis; eine Einkaufsliste über zwei Äpfel und einen Hubschrauberrotor (in Spiegelschrift); mehrere Dutzend antike Wandgemälde; eine bronzezeitliche Siedlung mit eigenem Ziehbrunnen; ein paar eher lieblos hingerotzte Penisstudien; die Nordwand des Bernsteinzimmers; ein Herz aus aufgeklebten Nudeln – und schließlich ein vier Meter hohes Kolossalgemälde, das einen Berner Sennenhund zeigt, der über den Tischrand hinweg lieb auf ein Würstchen hinabguckt. So blickt uns die Mona Lisa heute aus treuen Hundeaugen an, während ihre Hände von unappetitlichen Wurstfingern entstellt werden.

Warum hat da Vinci dieses Bild übermalt? Möglicherweise fürchtete er politische Verwicklungen: Stand der Berner Sennenhund doch symbolisch für Florenz, wohingegen das Würstchen das Wappentier der Herzöge von Modena war. Andere Wissenschaftler meinen, da Vincis Homosexualität sei mal wieder mit ihm durchgegangen, und er habe das Bild aus reiner Tuntenhaftigkeit zerstört. Wem aber gehörte der Hund? Bis diese Frage beantwortet ist, wird wohl noch viel Röntgenstrahlung durch die Mona Lisa fließen.

Leo Fischer

Fast gemischtes Doppel

Nennt man einen weiblichen Fliesenleger eigentlich Flieseuse? Und eine männliche Friseuse entsprechend: Frisenleger?

Frederik Moche

Respekt

Daß Menschen mit dunkler Haut ganz anders, nämlich strenger behandelt werden müssen – das, behauptet die Großmutter, sei ihr bei einer Anekdote klar geworden, die ihr Bruder Otto einmal erzählt habe. Als Mitglied des diplomatischen Corps habe er den damaligen Bundespräsidenten nach Togo begleitet. Als Herr Lübke einige Vertreter der dortigen Bevölkerung gefragt habe, ob sie noch ein paar Brocken Deutsch sprechen würden, sei ein alter Mann vorgetreten und habe gesagt: »Jawohl. Steh stramm, du Schwein!« Da habe der Bundespräsident diesem Mann freundlich die Hand geschüttelt.

Ludger Fischer

Falsche Freundin

Der Unterschied zwischen dem deutschen Wort »prägnant« und dem englischen »pregnant« prägt sich am besten ein, wenn man von einer Britin mit einem komischen Hut und einem überaus markanten Kinn auf Unterhalt verklagt wird.

Benjamin Bäder

Office at Morning

Mein Bildschirmhintergrund stellt Edward Hoppers »Office at Night« dar. Einmal, während mein PC in aller Beamtenruhe seine Funktionen aktivierte, betrachtete ich die gemalte Büroszene genauer: Das überdimensionierte Trinkglas auf der Schreibmaschinentastatur in der linken unteren Ecke hätte eigentlich umkippen müssen. Hatte sich der sonst so akkurate Hopper einen Fehler oder Scherz erlaubt? Das Rätsel löste sich, als ich zufällig mit dem Mauszeiger über das Glas fuhr. Jetzt steht der Papierkorb in der rechten unteren Bildecke neben dem Schreibtisch, wo er hingehört.

Jonny Rieder

Cineastischer Alptraum

Als ein Freund überlegte, wie wohl eine von Quentin Tarantino gedrehte Hommage an den Stummfilm aussehen könnte, antwortete ich, daß das mein erster Kinobesuch mit Lesebrille werden würde – der brillanten Dialoge wegen.

Karsten Wollny

WG-Küchen-Dialog

»Im Baumarkt gibt es einen Sammelbehälter für Energiesparlampen. Nachher bringe ich meine hin. Hat einer von euch auch welche?«

»Ja, aber die funktionieren noch.«

»Ach, was du heute kannst entsorgen …«

Katharina Greve

Immunität

Zum Thema »Anschauen beim Anstoßen« bzw. was droht, wenn man sich beim Zuprosten nicht in die Augen blickt (sieben Jahre schlechter Sex o.ä.) blökte bei solchem Anlaß eine seit rund zehn Jahren verheiratete Dame fröhlich in Richtung ihres Mannes: »Da kann uns ja nichts passieren, das haben wir schon hinter uns.« Auch bei matter Beleuchtung waren die jähe Erstarrung seiner Gesichtszüge und deren flotte Verfärbung nicht zu übersehen.

Christof Goddemeier

Beamen hilft

Auf dem Heimweg vom Flughafen, nach zwanzigstündiger Reise: Im Radio des Taxis erzählt der Moderator etwas über Hippokrates und die alten Assyrer, der Taxifahrer hingegen spricht davon, daß es Zeit werde, endlich das Beamen zu erfinden. Er wäre dann zwar arbeitslos, aber das Beamen hätte doch ganz entscheidende Vorteile für die Gesundheit im allgemeinen: Denn während man teleportiert werde, sei man ja für einen kurzen Zeitraum reines Datenmaterial; es sollte doch in dieser Zeit möglich sein, alle Krankheiten aus dem Körper zu entfernen. Wir haben uns darauf geeinigt, das System unter dem Namen »Virenscanner« patentieren zu lassen.

Bernd Langhans

Generation Spaß

Mit Früchtetee verbinde ich schon lange nichts als Widerwillen. Jetzt habe ich’s noch mal gewagt und stelle fest: Früchtetee ist lecker! Das Leben wird nie langweilig.

Tina Hildebrand

Die Kunst des Herauswindens

Ziemlich unmöglich macht man sich bei seinen kulturell interessierten Freunden, wenn man nach dem Besuch einer Ausstellung für Moderne Kunst auf die Bitte nach einer Einordnung des Gebotenen bloß »Hauptsache gesund!« erwidert.

Nikolai Thom

Ausschreibung

Meinen Körper möchte ich nach dem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Am liebsten der Wirtschaftswissenschaft – die zahlt vermutlich am besten und zieht ihn gewiß endlich einmal ordentlich an!

Mark-Stefan Tietze

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt