Vom Fachmann für Kenner | Dezember 2012


Vollbeschäftigt

Um die morgens mit Ins-Kissen-Maulen vertane Zeit wieder aufzuholen, experimentiere ich damit, schon beim Rasieren der einen Gesichtshälfte auf (bzw. in) der anderen Hälfte die Zähne zu putzen. Und stelle fest: Es klappt unter der Dusche einen Tick besser als beim Stuhlgang.

Hendrik Wieduwilt

Ungedopt

Wenn man Medienberichten Glauben schenken darf, habe ich jetzt, auch wenn mein Rennrad schon seit ungefähr zwei Jahrzehnten im Keller steht, mit deutlich weniger Energie und Aufwand genausoviele Titel eingesackt wie mein großes Vorbild Lance Armstrong. Gelbes Trikot bitte an:


Tassilo Bachmann

Low Carb Diät, einfach gemacht

Brot dünner schneiden, dicker Wurst drauf.

Erich Klepptenberger

Definition

Meine beiden Töchter kennen mich nur als Unterschenkel-Amputierten. Als meine Älteste wissen wollte, was denn eigentlich Paralympics seien, antwortete meine Frau: »Das sind Spiele für Behinderte.« – »Was sind denn Behinderte?« fragte die Tocher. »Na, so wie Papi!« Tochter: »Ach so, dicke Leute.«

Raoul Wildt

Studie

Ein Student und eine Studentin begrüßen sich lautstark im Foyer der Bibliothek und plaudern munter drauflos. Was er vorhabe, fragt sie ihn. Er, der gerade aus dem Inneren der Bibliothek kommt, kann darauf keine Antwort geben; anscheinend hat er den Grund für seinen Ausflug vergessen. Es verstreicht ein langer Augenblick angestrengten Nachdenkens. Hinter den beiden ordnet ein Kommilitone mit sehr dunkler Hautfarbe seine Notizen. Der vergeßliche Student blickt jenen kurz an – und sofort fällt ihm ein, was er gesucht hat. Er öffnet seinen Spind, kramt im Rucksack, dreht sich um und hält eine Banane in der Hand. Als angehender Psychologe freute ich mich sehr über dieses anschauliche Beispiel assoziativen Denkens.

Johann Zajaczkowski

Sperriges

Während in Sperrmüllhaufen an den Straßenrändern zahlloser deutscher Provinzstädte noch so manch brauchbarer Gegenstand zu finden ist, ist das einzig Brauchbare, was man am Straßenrand in Berlin im Müll finden kann, das Schild mit der Aufschrift »Zu verschenken«.

Gregor Mothes

Niveauunterschied

»Ham Se von dem Baumgärtner gehört?« fragt die eine Dame die andere, »der ist im freien Fall durch die Atmosphäre und hat die Schallmauer durchgebrochen!« Ihr Gegenüber schüttelt den Kopf: »Auffen Mond fliegen, aber bei den Sicherheitsgurten sparen. Es muß ja auch immer erst was passieren!« Es entspinnt sich ein Vergleich zwischen Weltraumspaziergängern auf der ISS und stehendem Fahren mit der KVB, beides ganz ohne Sicherungen. Zum Glück muß ich die nächste raus.

Bastian Tyborski

Auf der Halloween-Party

Während ich die konventionellen Flirtversuche einiger Jungzombies (»Ficken?«) als eher peinlich empfand, war ich von dem Einfallsreichtum des Vampirs, der mir ins Ohr flüsterte, daß ich ein sehr schönes Gebiß habe, durchaus angetan. Leider entpuppte er sich später als mein Zahnarzt.

Tanja Schmid

Lost in Service

Als mich einmal technisches Versagen dazu zwang, Bargeld nicht wie gewohnt bequem am Automaten, sondern am Schalter abzuheben, fand ich mich unversehens hinter einer mittelstarken Armee aus kleinen, alten, mit Stock und Silberlöckchenfrisur bewaffneten Damen wieder, die wütend und lange auf alle verfügbaren Kassenangestellten einschwätzten. Genervt und ungeduldig schob ich mich über die unsichtbare, Abstand zwischen den Kunden gebietende Grenze hinweg, in der Hoffnung, die Angelegenheiten etwas beschleunigen zu können. Meine Überschreitung blieb nicht unbemerkt. Pfeilschnell, mit erstaunlicher Gewandtheit und unter den strengen Augen der anderen drehte sich eine der Damen um, erfaßte mich mit dem aus ihrem Stockende schießenden Blitzstrahl, zog mich damit gewaltsam zu sich, mitten hinein in die Gruppe, und verschwand. Ich schreibe diese Worte nun in einem kurzen, unbeobachteten Moment an Schalter 3 in Blockschrift, auf einem als Überweisungsträger getarnten Dokument. Computer oder Automaten gibt es hier nicht, nur einen stummen, ausdruckslosen Kassenangestellten, auf den ich seit unbestimmter Zeit mit Stock in der Hand und silberlöckchenumrahmten Gesicht einschwätzen muß. Für mich ist es zu spät. Falls diese Zeilen aber jemand findet, sollen sie ihm eine dringende Warnung sein: Automaten sind stets und unter allen Umständen der Schalterbedienung vorzuziehen.

Katrin Bolbeth

Wasser des Lebens

Der Vorteil der geschwollenen Füße meiner schwangeren Frau ist, daß ihre Beine dadurch wesentlich schlanker wirken.

Alexander Waldhelm

Produktempfehlung (3)

Wer sich endlich einmal fühlen will wie ein Greifvogel, eine Möwe, ein Uhu oder ein Kormoran, sollte unbedingt die »Grünen Bohnen in Tomatensauce« der Lidl-Marke Eridanous (»Original griechische Spezialität«) versuchen. An den zahlreichen und außerdem sehr langen Fäden der Bohnen muß man zwar wirklich eine ganze Weile herumwürgen. Dafür hat man aber hinterher ein prächtiges Gewölle vor sich auf dem Teller liegen – einen regelrechten Speiballen!

Mark-Stefan Tietze

Lehramtsstudium

Die Freiburger Unibibliothek hat für angehende Junglehrer die schöne Signaturengruppe Paed / Phil. Bisher habe ich mich allerdings nicht getraut, eines der dort stehenden Bücher zu öffnen oder gar auszuleihen, und denke vielmehr darüber nach, entweder die Polizei oder die katholische Kirche zu informieren. Interesse hätten wohl beide.

Philipp Balcke

Frag den Ökonomen

Frage: Warum war Musik von Farbigen in den letzten hundert Jahren so erfolgreich?

Antwort: Liegt an den Personalkosten; war einfach billiger.

Wolfgang Beck

Einvernehmen

Vor kurzem tauchte in meinem Fernseher überraschend die Familienministerin auf, was ich spontan nicht anders als mit »Diese blöde Fotze!« zu kommentieren wußte. Etwas verstört fragte meine Freundin aus dem Nebenzimmer: »Hab’ ich dich eben ›Fotze‹ sagen hören«, steckte den Kopf durch die Tür, warf einen Blick aufs Fernsehgerät, verdrehte die Augen und sprach: »Ach, DIE blöde Fotze!«

Matthias Schreiber

Bitte um Aufklärung

Ich lehne ja Bezeichnungen wie »Atheist« oder »Agnostiker« für mich ab – darum meine Frage: Wie nennt man Leute, denen es scheißegal ist, ob Gott existiert?

Karsten Wollny

Sparsam

Die Berechnungen zur Effektivität von Energiesparlampen sind viel zu konservativ. Den Beweis dafür lieferte ein guter Freund, der beim Austausch der letzten alten Glühbirne von der Leiter fiel. Während der sieben Tage im Krankenhaus haben sämtliche Leuchtmittel in seiner Wohnung praktisch überhaupt keinen Strom verbraucht.

Nils Pooker

Swift reloaded

Zigarettenpause. Es geht um eine Erklärung des Deutschen Kinderschutzbundes zum Thema Beschneidung. »Ich finde, daß in der ganzen Diskussion der ökonomische Aspekt bisher viel zu kurz gekommen ist«, sage ich. »Aus den unzähligen abgetrennten Kindervorhäuten könnte man doch in großem Stil knusprige Baby-Calamares herstellen und sie als Snacks in alle Welt verkaufen.« Kurz danach frage ich einen Kollegen, ob wir nach der Arbeit noch eine Kleinigkeit essen gehen. Er, offenbar beeinflußt von meinem Vorschlag: »Nee, laß mal, ich habe noch soviel V-O-R-H-E-U-T-E...«

Georg Schmitt

Verhaltensforschung

Nachts wach geworden, weil ein einsamer Betrunkener durch mein Viertel in Hamburg-Altona zog und immer wieder »Scheiß St. Pauli!« brüllte. Immerhin weiß ich jetzt: So klingt also der Balzruf eines Masochisten.

Svenna Triebler

Fröhliche Hundegeschichten (XVII)

Ein Leben lang war ich auf der Suche nach Rausch und uferlosem Genuß. Ich trieb mich herum in den finstersten Kaschemmen von Tanger und Emhof, ich wühlte im Dreck der Drogenküchen von Ferrero, in Kalkuttas dunklen Mobilfunkgeschäften bot man mir unmögliche Minutentarife an. Doch stets wurde mir noch der perverseste Kitzel schal, denn nie war er von Dauer, und meine Sinne wurden taub für den Reiz. In Shanghai schließlich hörte ich zum ersten Mal von der Chappui-Konfiguration – ein Puzzlespiel aus Knochen, gefertigt von einem wahnsinnigen Pariser Hundefänger des 19. Jahrhunderts. Und in dem Puzzle verborgen: ein Tor zum Reich der Kynobiten, unsterblichen Wesenheiten, die das Geheimnis endloser Freizeit kennen. Ich will die Verbrechen nicht schildern, die mich in den Besitz der Chappui-Konfiguration brachten. Ich weiß nur, wie ich endlos daran knobelte, die winzigen Knöchel ineinanderschob, wochenlang. Bis tief in die Nacht hinein knobelte ich, und immer mehr war mir so, als hörte ich von fernher ein schrilles Pfeifen, wie aus einer gewaltigen silbernen Hundepfeife, die irgendwo, ein Universum weit entfernt, zur Jagd blies.

Als ich erwachte, lag die Konfiguration gelöst vor mir. Sie hatte jetzt die Form eines beinernen Napfes. Aber statt Engelschören und Fanfaren erwarteten mich nur drei magere, struppige Hunde, die in einer Ecke saßen. In ihren Augen war nichts von überirdischen Freuden zu sehen, nur Verzweiflung und grausamer Appetit. Meine Stimme klang brüchig: »Ihr könnt mir... Freizeit geben?« Aus ihren Kehlen keckerte es hart: »Nicht so, wie du sie kennst. Aber dein Leben wird erfüllt sein.« Ich nickte tapfer. Im selben Augenblick schlangen sich die eisernen Ketten, die von ihren räudigen Hälsen hingen, um meine Hand, und fort rissen sie mich, hinein in eine Welt exquisiter Qual, wo meine Nervenenden keine Ruhe fanden, wo meine dämonischen Begleiter in jeder Minute neue Foltern für mich erdachten; eine Welt endlosen Gassigehens, Bodenwischens und Häufchenentfernens, des mitternächtlichen Bellens, zerfetzter Haut und zerfetzter Möbel, und meine Martern dauerten ein Äon. Dann brachte ich die Brut ins Tierheim zurück und schwor mir, den nächsten Haustierkauf gut zu überdenken.

Leo Fischer

Happy End

Warum stieren eigentlich alle immer so ins Lagerfeuer? Wo doch jeder weiß, wie’s ausgeht!

Nikolai Thom

Abgestaubt

Wenn sich junge Eltern die teure Anschaffung eines Saugroboters als Haushaltshilfe nicht mehr leisten können, hier ein preiswerter Tip: Strampelanzüge aus elektrostatischen Tüchern sind leicht selbst herzustellen und erfüllen denselben Zweck.

Torsten Wolff

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wurde aber auch Zeit, Niedersächsische Wach- und Schließgesellschaft!

Mit Freude haben wir die Aufschrift »Mobile Streife« auf einem Deiner Fahrzeuge gesehen und begrüßen sehr, dass endlich mal ein Sicherheitsunternehmen so was anbietet! Deine Mitarbeiter/innen sind also mobil. Sie sind unterwegs, auf Achse, auf – um es einmal ganz deutlich zu sagen – Streife, während alle anderen Streifen faul hinterm Büroschreibtisch oder gar im Homeoffice sitzen.

An wen sollten wir uns bisher wenden, wenn wir beispielsweise einen Einbruch beobachtet haben? Streifenpolizist/innen? Hocken immer nur auf der Wache rum. Streifenhörnchen? Nicht zuständig und außerdem eher in Nordamerika heimisch. Ein Glück also, dass Du jetzt endlich da bist!

Freuen sich schon auf weitere Services wie »Nähende Schneiderei«, »Reparierende Werkstatt« oder »Schleimige Werbeagentur«:

Deine besserwisserischen Streifbandzeitungscracks von Titanic

 Gesundheit, Thomas Gottschalk!

In Ihrem Podcast »Die Supernasen« echauffierten Sie sich mit einem fast schon dialektischen Satz zu Ihrer eigenen Arbeitsmoral über die vermeintlich arbeitsscheuen jungen Leute: »Es gab für mich nie eine Frage – ich war nie in meinem Leben krank, wenn ich im Radio oder im Fernsehen aufgetreten bin. Ich habe oft mit Schniefnase irgendwas erzählt.«

Das hat bei uns zu einigen Anschlussfragen geführt: Wenn Sie »nicht krank«, aber mit Schniefnase und im Wick-Medinait-Delirium vor einem Millionenpublikum zusammenhanglose Wortfetzen aneinandergereiht haben – war das nicht eine viel dreistere, weil höher bezahlte Form der Arbeitsverweigerung als eine Krankmeldung?

Wünscht Ihnen nachträglich gute Besserung: Titanic

 Grüß Gott, Markus Söder!

Weil der bayerische AfD-Chef Sie wiederholt »Södolf« genannt hat und Sie ihn daraufhin anzeigten, muss dieser Ihnen nun 12 000 Euro wegen Beleidigung zahlen. Genau genommen muss er den Betrag an den Freistaat Bayern überweisen, was aber wiederum Ihnen zugutekommt. Ebenjener zahlt Ihnen ja die Honorare für freie Fotograf/innen, von denen Sie sich bei öffentlichen Anlässen gern begleiten und ablichten lassen. Im Jahr 2022 sollen sich die Kosten auf stolze 180 000 Euro belaufen haben.

Vorschlag: Wenn es Ihnen gelingt, die Prasserei für Ihr Image komplett durch Klagen gegen AfD-Mitglieder querzufinanzieren, stoßen wir uns weniger an Ihrem lockeren Umgang mit öffentlichen Geldern.

Drückt vorauseilend schon mal beide Augen zu: Titanic

 Wenn, Sepp Müller (CDU),

Bundeskanzler Olaf Scholz, wie Sie ihm vorwerfen, in einem »Paralleluniversum« lebt – wer hat dann seinen Platz in den Bundestagsdebatten, den Haushaltsstreitgesprächen der Ampelkoalition, beim ZDF-Sommerinterview usw. eingenommen?

Fragt die Fringe-Division der Titanic

 An Deiner Nützlichkeit für unsere Knie, Gartenkniebank AZBestpro,

wollen wir gar nicht zweifeln, an Deiner Unbedenklichkeit für unsere Lungen allerdings schon eher.

Bleibt bei dieser Pointe fast die Luft weg: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Feuchte Träume

Träumen norddeutsche Comedians eigentlich davon, es irgendwann mal auf die ganz große Buhne zu schaffen?

Karl Franz

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Räpresentation

Als Legastheniker fühle ich mich immer etwas minderwertig und in der Gesellschaft nicht sehr gesehen. Deshalb habe ich mich gefreut, auf einem Spaziergang durch Darmstadt an einer Plakette mit der Aufschrift »Deutscher Legastheniker-Verband« vorbeizukommen. Nur um von meiner nichtlegasthenischen Begleitung aufgeklärt zu werden, dass es sich dabei um den »Deutschen Leichtathletik-Verband« handele und und umso teifer in mein Loch züruckzufalllen.

Björn Weirup

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Verabschiedungsrituale

Wie sich verabschieden in größerer Runde, ohne dass es ewig dauert? Ich halte es so: Anstatt einen unhöflichen »Polnischen« zu machen, klopfe ich auf den Tisch und sage: »Ich klopf mal, ne?«. Weil mir das dann doch etwas unwürdig erscheint, klopfe ich im Anschluss noch mal bei jeder Person einzeln. Dann umarme ich alle noch mal, zumindest die, die ich gut kenne. Den Rest küsse ich vor lauter Verunsicherung auf den Mund, manchmal auch mit Zunge. Nach gut zwanzig Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und ich verpasse meine Bahn.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster