Vom Fachmann für Kenner | November 2011


Eigenlob

Eine meiner vorzüglichsten Eigenschaften: Ich habe nichts gegen Toleranz.

Steffen Brück

Andererseits

Immer wenn ich in den Fernsehnachrichten Bilder aus dem afghanischen Hinterland mit finster dreinblickenden Taliban sehe, denke ich unwillkürlich: »Scheiß Leben dort, aber geile Gegend zum Mountainbiken!«

Christian Widder

Hilferuf

Wo waren »Wir sind Helden«, als mein Portemonnaie geklaut wurde?

Michael Hahn

Berufsverbrecher

Eine Bekannte, beruflich als »Bondage-Domina« tätig, ist verklagt worden. Grund: Sexuelle Befestigung am Arbeitsplatz.

Lars Iwersen

Selbstbewußtes Auftreten

Wenn ich mich bei Facebook auf einem Foto markiere, das mehrere Personen zeigt, erscheint daraufhin in meinem Profil die Meldung: Bianca Stücker hat sich selbst auf einem Foto markiert. Ein bißchen klingt das wie: Bianca Stücker hat sich selbst für einen wichtigen Preis nominiert, oder: Bianca Stücker hat sich selbst für den Recall vorgeschlagen. Vielleicht bleibe ich auf meinen Fotos künftig lieber inkognito.

Bianca Stücker

Einfach

Die Lösung im Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen heißt: Geduld. Irgendwann sind sie schließlich keine Jugendlichen mehr.

Markus Gölzer

Moderne Zeiten

Seit ich mir im Supermarkt immer einen einzelnen Ohrhörer mit abgeschnittenem Kabel ins Ohr stecke, kann ich Selbstgespräche führen, ohne mitleidige oder verängstigte Blicke ertragen zu müssen.

Ulf Wentzien

Zur diskursiven Konstruktion von Wirklichkeit

Nach Abschluß meines Studiums reiste ich mit einem ausgebauten VW-Transporter herum. In Montenegro nahm ich eine englische Anhalterin mit. Als ich am ersten gemeinsamen Abend lesend auf dem Bett lag, sie neben mir, hauchte sie plötzlich: »Jan, if you wanna get me up, get me up.« Scheiße, dachte ich, ich habe die Phrase »to get someone up« zwar noch nie gehört, aber das ist doch bestimmt ein Slangausdruck für den Vollzug des Koitus. Wie verhalte ich mich jetzt bloß? Meine mangelnden Kenntnisse in informellem Englisch eingestehen? So tun, als hätte ich nichts gehört? Wegrennen? Glücklicherweise stellte sich schnell heraus: Sie hatte darum gebeten, morgen aufgeweckt zu werden, wann immer ich weiterfahren wolle. Ich schmunzelte ein wenig über dieses Mißverständnis, als ich das kleine Luder kurz darauf so richtig schön auf Touren brachte.

Jan Freunscht

Extreme-Sitting

Immer, wenn wir im Nudistencamp »Reise nach Jerusalem« spielen, frage ich mich, warum die Evolution die Hoden genau zwischen den Beinen angebracht hat.

Sascha Dornhöfer

Das Training der anderen

Vor geraumer Zeit erwähnte ich in einem Telefongespräch mit meinem Ex, daß die knackigen Polizeianwärter im Revier gegenüber gerade ihre stählernen Körper trainierten. Vom folgenden Tag an blieben die Vorhänge des Fitneßraums zugezogen. So staatsgefährdend und überwachenswert hätte ich mich gar nicht eingeschätzt! Seit einigen Wochen bemerke ich nun, daß die Polizeianwärter beim Schutz ihrer Privatsphäre wieder nachlässig werden. Ob sie auch Titanic lesen?

Dirk Erler

Renditepartner

Da man im Netz mittlerweile unzählige spezialisierte Singlebörsen findet, die unter anderem Muslime, Milfs, Punks oder sogar einsame Musiker ansprechen sollen, wird es m.E. nun auch höchste Zeit für ein Flirtportal, dessen Angebot sich ausschließlich an Finanzprofis richtet. Einen Namen dafür hätte ich schon.

Magnus Maier

Medium

Wenn einem eine Freundin mit ausgeprägtem Hang zu allem Esoterischen nach einem Streit erklärt, nun sei man ein- für allemal für sie gestorben, dann muß das ja wohl noch lange nicht das Ende der Beziehung bedeuten.

Karsten Wollny

Resümee

Eines haben Derrick und Gaddafi gemeinsam: Beide wurden vierzig Jahre lang nicht befördert. Der eine blieb Oberinspektor, der andere Oberst.

Daniel Nierwetberg

Mathe, Grundkurs

Beim Betrachten diverser Schönheiten in der virtuellen Welt überkommt mich mehr und mehr das Gefühl: Diese Frauen, sie sind alle so berechnet.

Helge Möhn

Musikkritik

Mit meinem Vater im Auto. Aus den Boxen dudelt »You can’t always get what you want« von den Rolling Stones. Nach einem kurzen Moment des Zuhörens bemerkt er ironisch: »You can always get what you want, na, das ist ja ’ne tolle Aussage!«
Ich: »Nee, der singt You can’t always get what you want.«
Kurze Pause. Dann er: »Na, das ist ja wohl auch nicht besser.«

Christian Martin

Dinge, die noch nie ein Mensch getan hat

Auf einschlägigen Webseiten die Frage »Bist du schon 18?« mit »Nein« beantwortet.

Aleksandar Jožvaj

Momente des Verfalls

Einmal, während meiner Studentenzeit, bemerkte ich zwölf Joghurtbecher, die im unteren Fach meiner Kühlschranktür standen, gut versteckt hinter einer Porreestange. Herrje, dachte ich, die habe ich ja total vergessen. Ob man die noch essen kann? Ich schaute auf das Ablaufdatum. Die Stempel auf dem Deckel besagten, daß alle Joghurts genau bis zu jenem Tag haltbar seien, an welchem sich diese Episode zutrug. »Glück gehabt«, dachte ich, »na denn mal los, wäre doch schade, sie wegzuwerfen.« Also begann ich, einen Becher nach dem anderen auszulöffeln. Schon beim fünften hatte ich kein Gefühl mehr im Mund. Mir war, als seien mein Gaumen und die Backeninnenwände mit Holzleim ausgestrichen worden. Die Geschmacksrichtungen waren nicht mehr zu unterscheiden: Waldfrucht, Heidelbeere, Vanille, Himbeere, Kirsche – alles eine kalte, zähe Kleie. Aber ich machte weiter, denn die Zeit lief unerbittlich fort. Ich kam bis zum neunten Becher, dann mußte ich brechen. Als ich meinen Kopf wieder aus der Kloschüssel zog, wurde mir klar, warum: Die Uhr zeigte 0:03 Uhr.

Felix Jentsch

Endlich Arbeit

Seit Jahren weiß ich nicht, was ich antworten soll, wenn mich alte Bekannte nach meinem Beruf fragen. Vermieter? Privatier? Hausmann? Mich langsam der Rente nähernd, habe ich endlich eine treffende Bezeichnung gefunden: Altenpfleger! Wer soll sich denn sonst um mich kümmern?

Jürgen Schäfer

Spartip für Windows-Benutzer

Ein versehentlich angelegter »Neuer Ordner« muß nicht gleich gelöscht werden. Einfach einen neuen Ordner anlegen, »Neue Ordner« nennen und rein mit den neuen Ordnern, zur späteren Verwendung.

Theobald Fuchs

Sprachkritik

Der neumodische Ausdruck »Coworking Space« ist vollkommen überflüssig. Ein Kuhstall bleibt ein Kuhstall.

Tanja Hötzle

Der Aufstieg

Der Weg zur Hochalm war sehr steil und ebenso schweißtreibend wie atemraubend. Nach etwa zwei Drittel des Wegs überholte mich ein Pärchen, vermutlich zwei Sportstudenten: sie mit Knackarsch, er mit solch einem Sixpack, daß er mit freiem Oberkörper wanderte. Beide sahen sehr entspannt aus und plauderten lässig. Flugs gewannen sie zehn Meter Vorsprung. Zunächst sah ich ihnen staunend nach, bewunderte sie, war glatt ein wenig neidisch. Aber das war natürlich Quatsch: Denn mit Kondition kann das schließlich jeder.

Björn Boch

Gerade herausgefunden

Überrascht mußte ich feststellen: Mein Leben basiert auf einer zu 100% wahren Geschichte.

Lukas Lohmer

Anything goes

Natürlich kann man jemand sein, der nach dem Verlassen des Hauses dreimal wieder hineingeht, um zu schauen, ob das Gas aus ist – wirklich aus, und zwar tatsächlich wirklich aus. Und man kann auch jemand sein wie unser Nachbar, der nach dem Abschließen seiner Wohnung immer noch mal wieder die Treppe heraufkommt, um zu kontrollieren, ob sie wirklich verschlossen ist – natürlich kann man so jemand sein. Aber: Wenn man so jemand ist, dann ist es ratsam, wenigstens einmal zwischendurch auch kurz zu kontrollieren, ob der Hosenstall geschlossen ist. Alles andere sieht nämlich wirklich bescheuert aus.

Peter P. Neuhaus

Gefahren im Job

Was viele nicht wissen: Man kann sich auch nach unten schlafen.

Dominik Mauer

Sinnvoller Wetteinsatz

»Ich bin mir sicher, daß du mit mindestens drei Tüten Klamotten aus der Stadt zurückkommst.«
»Wie sicher?«
»Ich würde deine Handtasche dafür ins Feuer legen.«

Michael Höfler

Wahrscheinlichkeiten

Läßt man sich morgens stark benebelt auf dem WC nieder und wird dabei nicht, wie erwartet, von der kalten, harten Klobrille, sondern von einem warmen, weichen Toilettensitz mit flauschiger Rückenlehne empfangen, ist es eher unwahrscheinlich, daß ebendieser nachts unbemerkt eingebaut worden ist. Wahrscheinlicher ist, daß man auf dem ebenso benebelten, brustbehaarten Saufkumpanen von letzter Nacht hockt.

Thorsten Mausehund

Studien haben ergeben

Ständig mit dem Laptop auf dem Schoß zu arbeiten kann bei Männern zu Unfruchtbarkeit führen. Da sieht man wieder einmal, wie langsam die Computertechnik voranschreitet – gab es dieses Problem doch schon zu Zeiten von Konrad Zuses Z3 (1000 Kilogramm).

Torsten Gaitzsch

Faustregel

In meiner Beziehung orientiere ich mich am parlamentarischen System: Bei besonders umstrittenen Themen muß die Zweidrittelwahrheit ausreichen.

Christoph Virchow

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt