Vom Fachmann für Kenner | Mai 2011


Der Snob zum Mob

Ich bin angezogen, du bist bekleidet. Ich habe gespeist, du hast gegessen. Ich bin auf Reisen, du bist im Urlaub. Ich liebe, du hast Beziehungen. Ich bin gebildet, du wurdest erzogen. Ich schreibe dies auf, du mußt es lesen. Ich bin – he, Moment. Hiergeblieben! Haaaallo!

Leo Fischer

Passgenau

Nachdem die Schlecker-Verkäuferin meine mit mühevoll unterdrücktem Kichern vorgebrachte Frage, ob sie diesen Fußbalsam auch für Größe 39 hätte, er wäre nämlich für meine Frau, mit dem Hinweis verneinte, daß »für die kleinen Größen gerade nichts lagernd« sei und ich doch »nächste Woche wiederkommen« solle, stellte ich, plötzlich unsicher geworden, die Tube ins Regal zurück und verließ das Geschäft. Muß meine Frau eben mal ein paar Tage ohne Fußbalsam auskommen.

Nikolaus Blahacek

Alternative

Man fühlt sich jünger und auch irgendwie erleichtert, wenn noch vor der ersten Einladung zum Tupperware-Abend eine Einladung zur Dildo-Night ins Haus flattert.

Christina Hahn

Tschechische Psychologie

Interessanterweise fällt vielen deutschen Touristen erst bei der Landung auf dem größten tschechischen Flughafen auf – dann aber urplötzlich! –, daß die tschechische Hauptstadt in der tschechischen Sprache anders heißt als auf deutsch. Die Wissenschaft spricht hier von einem Praha-Erlebnis.

Ronja Ruppel

Einfach Müll

Hinweis- und Warnschilder, die inner- und außerhalb von Mehrfamilienhäusern häufig anzutreffen sind, eignen sich nicht für die Bekämpfung der illegalen Entsorgung von Autobatterien und Reifen. Mein Vorschlag für ein solches Schild, das die Anwohner zur selbständigen Beseitigung dieser Abfälle hätte animieren sollen, wurde deshalb vom Vermieter auch abgelehnt: »Jeder unsachgemäß deponierte Kehricht wird von der Hausverwaltung entsorgt!«

Benjamin Spielmann

Um den goldenen Brei herum

Auf einer Geburtstagsfeier bezauberte mich einst ein Freund des Gastgebers, der von eher schlichter Natur war, durch seinen schöpferischen Umgang mit Redewendungen. Daß er zwischendurch mal arbeitslos geworden sei, sagte er zum Beispiel empört, sei nun wirklich nicht »das Rosarote vom Ei gewesen«. Und er habe, allen Unterstellungen zum Trotz, keineswegs die ganze Zeit »auf der faulen Tasche gelegen«! Daran mußte ich jetzt wieder denken, als ich, wiederum auf einem Geburtstagsfest, mit einem hinzugekommenen Nachbarn der Familie plauderte. Über den Besitzer einer neueröffneten und offenbar florierenden Pizzeria im Ort tat er kund: »Der verdient sich da ’n Appel und ’n Ei!« Und fügte zu meinem Entzücken an: »Das ist ’ne richtige Fundgrube für den!«

Mark-Stefan Tietze

Auf dem Boden geblieben

Wollen einem die Kumpel den neuen Proberaum, der weder Strom noch Heizung hat, mit dem Vorzug schmackhaft machen: »Aber man kann super aus dem Fenster in den vorbeilaufenden Bach pinkeln!« – dann muß man sich keine Sorgen machen, daß diese Band irgendwann abgehoben und elitär sein wird.

Stephan Bihs

Paradigmenwechsel

Wenn Ihnen der Rauch nicht paßt, können Sie ja reingehen.

Christoph Virchow

Coitus Interruptus

Wenn man sich nachts voll wie die sprichwörtliche Strandhaubitze in seine Jugendherberge begibt und es gerade noch so auf die obere Etage des Hochbetts schafft, und wenn einem sowieso schon schlecht ist, auch ohne daß das Bett schaukelt wie eine Postkutsche im Wilden Westen – dann sollte man sich unbedingt vergewissern, daß unter einem nicht ein Pärchen schlummert, das irgendwann nachts die Lust auf ein aufregendes Schäferstündchen überkommen könnte. Meistens aber hat sich das Wackeln in den meisten Fällen schon nach dem ersten neben dem Bett aufschlagenden Schwall Erbrochenen für den Rest der Nacht erledigt. Wegmachen muß man das Ganze dann natürlich trotzdem.

Moritz Veltmann

Neues Wort

Nach »satt« für »nicht hungrig« und »sitt« für »nicht durstig« kommt nun »sutt«. Man sagt es, wenn man vorerst genug Luft eingeatmet hat und momentan keine neue möchte.

Felix Jentsch

Ohne Worte

Das, zum Beispiel, ist hart: eine halbe Stunde an einem Fleck herumzuwischen und dann festzustellen, daß es ein Schatten ist.

Vera Henkel

Zeitungskrise

Andere Länder, andere Tierhaltung: Ein Freund war auf einer Indienreise bei einer Familie im Süden des Landes Pensionsgast. Hier hielt man hinter dem Haus ein stattliches Schwein. Auf die Frage, was es denn fressen würde, erhielt er von der Hausherrin die erstaunliche Antwort: »Pig eat shit and newspaper.«

Martin Rohwer

Arglistige Täuschung?

Wenn man mal wieder einen bierfreien Tag einlegt und während des Nachmittagsschlafes träumt, in seiner Stammkneipe zwei Halbe zu trinken – ist das dann rechtlich in Ordnung? Und was soll man zu seinem eigenen Gehirn sagen, das sich auch noch genau diese Frage in genau jenem Traum stellt? Hat es eine hohe ethische Gesinnung? Oder einen Vollpfostenknall?

Jürgen Roth

Babyleicht

Reife Männer unterstützen die olfaktorische Kontaktaufnahme mit reifen Frauen gerne durch exzentrisch-teures Rasierwasser und parfümieren sich aus Flakons, die einer kubistischen Flugzeugwerkstatt zu entstammen scheinen. Um einen unwiderstehlichen Duft zu erlangen, der die anvisierte Damenwelt vor Verzückung regelrecht aus der Fassung bringt, genügt es jedoch oft schon, sich gründlich und flächendeckend mit Babyöl einzureiben.

Thomas Tonn

Wirkt!

Auch wenn viele sie für Aberglauben, Hokuspokus und Geldmacherei halten mögen: Ich bin der Meinung, daß Homöopathie funktioniert. Vier Wochen lang habe ich ausschließlich homöopathische Mengen an Zucker, Fett und Kohlenhydraten konsumiert, und ich habe tatsächlich abgenommen.

Gaston Latz

Der Zweier

Schon zum zweiten Mal bekam ich jetzt Pfeffer- und Salzstreuer, genauer, ein orthographisch fragwürdiges »2er Set Pfeffer & Salz-Streuer« in Herzform geschenkt. Das erste Set hatte ich erfolgreich weiterverschenken können. Mit dem zweiten wird’s schwieriger. Wer weiß schon metallene herzförmige Pfeffer- und Salzstreuer in Eiergröße zu schätzen, genauer: »hochglänzende Metallherzen verbunden mit Magneten«? Wenn Sie ein richtiger Schnelldenker sind, fragen Sie sich jetzt natürlich, an welcher Stelle und wieso überhaupt die beiden Herzen mit Magneten verbunden sind. Ich habe mich das nicht gefragt, einerseits, weil ich kein Schnelldenker bin, andererseits, weil ich das Geschenkset in Händen hielt und genau sehen konnte, was sich der Geschenkseterfinder bei seinem Herzentwurf gedacht hatte. Nicht die Herzen sind nämlich mit Magneten verbunden, sondern jedes, in sich senkrecht zweigeteilte Herz ist mittels Magneten wieder zu einem ganzen verbunden. Dadurch, so die herzige Idee, hat jeder Frühstücker für sein Frühstücksei sein eigenes Pfeffer- und Salzset und muß seinen Mitesser nicht um die entsprechenden Streuer bitten. Der letzte Anlaß für Kommunikation ist damit auch aus der Welt, das Frühstücksschweigen perfekt. Ich danke der Firma »Warbeg GmbH« in Essen-Rüttenscheid. Endlich kann ich meine Knopf-im-Ohr-Kopfhörer ganztägig eingeschaltet lassen.

Ludger Fischer

Smoking kills

Die Tatsache, daß ich nie in meinem Leben geraucht habe, nützt mir leider wenig – nehme ich doch mit schöner Regelmäßigkeit einen kräftigen Schluck aus ausgerechnet jener Bierdose, in der kurz zuvor alle meine Freunde ihre Zigaretten ausgedämpft haben.

Sebastian Klug

Richtigstellung

Rosa Luxemburg war niemals liiert mit Roy Lichtenstein – und auch nicht verwandt.

Severin Groebner

WG-Gespräche

»Gestern war ich in einem Improvisationstheater, wo das Publikum mitgespielt hat. Ich sollte pantomimisch darstellen, was ich den ganzen Tag so getrieben habe.«
»Was hast du dargestellt?«
»Wie ich onanierend vor meinem Computer sitze und mir Pornoseiten reinziehe.«
»Mutig.«
»Ehrlich.«
»Warst du alleine da?«
»Ja. Ich wollte mich ablenken.«
»Von den Pornoseiten?«
»Ja. Hat nicht geklappt.«
»Tja.«

Markus Riexinger

Jetlag-Erkenntnis

Nach einem über zwanzigstündigen Flug kam ich völlig übernächtigt und erschöpft zu Hause an. Letzter Gedanke vorm Einschlafen: Wäre ich Arzt, müßte ich jetzt noch eine Herztransplantation durchführen.

Volker Surmann

Nachgeschmack

Meine Freundin bestellte wie immer die langweilige Ofenkartoffel, ich entschied mich für den geräucherten Zander mit Blutwurstcrostini auf Sellerie-Bohnensalat. Nach dem obligatorischen gegenseitigen Hin- und Hergabeln fand ich meine Wahl bestätigt: »Ich bestell einfach immer das Bessere – und du etwas total Langweiliges.« Sie: »Na, immerhin haben wir uns so ja auch kennengelernt.«

Georg Wolf

Medizinisches Gesuch

Rechts hatte ich eine schlimme Knie-OP. Eine Blinddarmentzündung. Ebenfalls rechts: Zwei Muttermale, die wegen Krebsgefahr zu entfernen waren. Rechts mußten mir die Weisheitszähne gezogen werden. Der rechte Eckzahn fehlt seit meiner Geburt. Rechts habe ich ständig Hexenschüsse. Und rechts hatte ich eine Thrombose (seither wird mein rechter Fuß schneller kalt als der linke). Ich bin mir inzwischen sicher: Meine rechte Körperhälfte hat einfach keine Freude am Leben. Gewiß wird sie früher sterben als meine linke. Ob man sie dann vielleicht operativ entfernen könnte? Meine linke Hälfte könnte danach nämlich noch ein paar richtig dufte Jahre haben.

Anna Leuschner

Mentallica

In der U-Bahn. Ein verkiffter Parkaträger zu seinem eine Gitarre schulternden Zivifreund: »Nee, den Streß mit Arbeit geb ich mir nicht, das gibt nur Ärger. Das Lied von Metallica, ›Nothing else matters‹, ist ja auch voll mein Lebensmotto. Das heißt ja auf deutsch ›Nichts als Probleme‹.« Ich fühlte einen wollüstigen Schauer über meinen Rücken rieseln. Ein Lebensmotto, das auf einem glatten Übersetzungsfehler basierte! Zu gerne hätte ich mich nun an ihn gewandt und ihn aufgeklärt. Aber wahrscheinlich gäbe das auch wieder nichts als… genau.

Annalena Hagenah

Digitale Etikette

Ich habe irgendwo gelesen, daß es heutzutage nicht mehr unbedingt von Stillosigkeit zeugt, Beziehungen auf elektronischem Weg für beendet zu erklären. Ob das wohl auch für Rundmails gilt?

Thea Unangst

Die Großen der Heimat

Eine Bekannte, übrigens gebürtige Bonnerin, teilte mir anschaulich und jede Verwechslungsgefahr ausschließend ihre neue Anschrift mit, und zwar folgendermaßen: »Beethovenallee 49. Beethoven, wie der Hund.«

Aiko Kempen

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg