Vom Fachmann für Kenner | November 2010


Genervter Jäger

»Das war das Schlimmste, was ich je erlegt habe!«

Sascha Dornhöfer

Wegen Datenspeicherung

Erst das Anbringen eines Dauer-Blutdruckmeßgeräts, dessen pure Existenz  mich im Laufe eines Tages blutdruckmäßig voll auf die Höhe brachte, zeigte mir, daß ich mich von ganzem Herzen einen Überwachungsgegner nennen darf.

Susanne Feldt

Gourmand

Ein hungriger Bekannter mit eher schlichten Ernährungsgewohnheiten war sich nicht sicher, ob er den Inhalt seiner Dose aufwärmen oder lieber gleich kalt verschlingen sollte, also suchte er meinen Rat.
»Was meinst du, wie schmecken Ravioli in Tomatensauce am besten?«
»Besoffen.«

Karsten Wollny

Neue Ausrede

Aber Schatz, das ist doch kein Porno, das ist »Google-Geschlechtsverkehrs-View«!

Robert Niemann

Der Feierabend (II)

Am besten ist es, gleich nach der Arbeit mit dem Hobeln zu beginnen. Sie sind noch gestreßt vom Büro und das Abschalten fällt Ihnen schwer? Ideale Voraussetzungen, um ein wenig am Wohnzimmerschrank zu hobeln, die Welt völlig außen vor zu lassen, sich selbst etwas Gutes zu tun. Hobeln Sie erst mit links, das stärkt das Herz, und dann mit rechts, das ist gut für die Leber, dann beidhändig, das dehnt die Nackenmuskulatur. Machen Sie danach eine Pause von zwei Minuten und wiederholen das Ganze viermal. Wichtig ist, daß Sie nur so lange hobeln, wie Ihre Kräfte reichen. Sie selbst sind der Maßstab – nicht irgendein Profihobler aus Ihrem Bekanntenkreis! Holen Sie zum Schluß tief Luft und kehren Sie, während Sie so viel Kohlendioxyd wie möglich ausatmen (notfalls mit kurzen Schlägen gegen das Zwerchfell nachhelfen), die Späne zusammen.
Glotze an. Fertig.

Vera Henkel

My Thai

Bevor es die Asia-Restaurants den Friseurstuben nachmachen, möchte ich mir folgende Namen schützen lassen:
1. Thaiway to hell
2. Thaipott
3. Thais Teils
4. Thai-Fun
5. Thaispace
6. Miss Saigon & Lady Thai
7. Geiles Thai
8. Thai Noon
9. De Thai
10. Mike’s Thaizone

Piers Trepper

Detective Word X

Obwohl es richtig geschrieben war, zeigte mir die Word-Rechtschreibkorrektur »fünfundzwanzig Jahre« als Fehler an. Tatsächlich bin ich neunundzwanzig Jahre alt. Da die Fehler, die die Rechtschreibkorrektur findet, für den Empfänger ja sichtbar sind, muß ich meinen Lebenslauf für die Bewerbung wohl noch mal überarbeiten.

Christina Hahn

Schon gewusst?

Retro-Partys sind voll Achtziger!

Markus Hennig

Security Check

Es verleiht dem Wort »Sicherheit« eine irgendwie ironische Bedeutung, wenn die beiden netten grauhaarigen Herren, denen man aufgrund von offensichtlichen Altersgebrechen intuitiv seinen Sitzplatz anbieten möchte, sich bei genauerem Hinsehen als Mitarbeiter der »BVG U-Bahn-Security« entpuppen. Ich habe meinen Sitzplatz behalten, hätte aber im Ernstfall nicht gezögert, den beiden etwaige messerstechende Unholde und andere Finsterlinge vom Leib zu halten.

Gerrit Pohl

Haushaltstip

Beim Einkauf einer Leiche aus zweiter Hand immer darauf achten, ob es nicht versteckte Schmauchspuren gibt.

Theobald Fuchs

Masseerhaltung

Wenn man jede Woche, die zwei Wochen Griechenlandurlaub ausgenommen, einen Döner mit ca. 200 Gramm Dönerfleisch ißt, besteht man rein rechnerisch schon nach acht Jahren komplett aus Döner.

Erich Klepptenberger

Beim Rockfestival

Vor dem Toilettenwagen: Wartende in der Schlange. Im Toilettenwagen: WC-Kabinen links, Pissoirs rechts. Die WC-Kabinen sind besetzt. Die Pissoirs dagegen sind frei, was aber von außen nicht zu sehen ist. Daher auch die lange Schlange. Ein Neuankömmling fragt clever in die Runde: »Zum Scheißen oder zum Pinkeln?«
Antwort eines Wartenden: »Zum Kotzen.«

Nicolai Hagedorn

Bilanz

Zum Ende der Gartensaison 2010 darf ich, nicht überraschend, folgende Plazierungen mitteilen: 1.: Spontanvegetation, 2.: Schnecken, 3.:

Helge Möhn

Lebenslänglich

Ende Oktober unter deutschen Rentnern in Los Cristianos auf Teneriffa.
Jene, die am hellichten Mittag bei Kaffee, Bier und Zigaretten an der Promenade sitzen, begrüßen die, die in kurzer Hose und mit nacktem Oberkörper zum Strand schlendern:
»Das Wasser ist noch da.«
Darauf die Schlendernden:
»Das ist gut. Macht euch ’nen schönen Tag.«
Darauf wieder die Sitzenden:
»Was bleibt uns übrig.«
Vielleicht handelt es sich hierbei um eine spezielle Form des Galgenhumors derjenigen, die bis zum Tode verurteilt sind zu Sonnenschein und Badeurlaub.

Steffen Brück

Idyll

Letzte Nacht habe ich lange meine schlafende Freundin betrachtet. Sie sah so friedlich aus, als wäre sie tot.

Christoph Virchow

Für immer Punk möcht’ ich sein

Während einer Zugfahrt sitzen zwei Punks neben mir, mit punktypischen Dingen beschäftigt: Biertrinken, Rülpsen, Schnorren, die Kulttruppe »Eisenpimmel« hören. Die beiden sprechen sich mit den Namen »Edel« und »Gucci« an und überlegen, ob sie am Abend noch bei Prada vorbeischauen sollen. In meiner Jugend trugen Punks noch Namen wie Kotze, Fistel, Terror, Ratte oder Pimmel. Irgendwie war früher doch alles besser.

Andreas Flamme

Dem Frankfurter Verkehrsdezernenten gewidmet

O Nichtswürdiger, der Du die Ampelschaltung an der Bockenheimer Warte derart gestaltet hast, daß Fußgänger a) sehr lange warten müssen, b) dann läppische zwei Sekunden haben, um in Lebensgefahr auf eine Verkehrsinsel zu hasten, auf der sie c) eine gefühlte Viertelstunde ausharren müssen, während vor und hinter ihnen die Automobile nach Herzenslust und mit Höchstgeschwindigkeit brausen und ihnen bei Regenwetter auch noch stinkende Brühe ins Gesicht kübeln dürfen: Dein Haar soll dir ausgerissen werden wie dem Weidelamm; Dein Hals soll gebrochen werden wie der eines Zeisigs; Dein Amt soll nicht existieren; das Amt Deines Sohnes soll nicht existieren; Dein Haus soll nicht existieren; Dein Gott soll Dein Opferbrot nicht annehmen; Dein Fleisch soll dem Feuer gehören; Deine Kinder sollen dem Feuer gehören; Dein Leichnam soll nicht der Erde gehören; Deine Jahre sollen verkürzt sein; ein Esel soll Dich schänden und Dein Weib und Deine Nachkommen bis ins siebte Glied; der Esel soll sich danach nicht mehr melden und auf Anrufe nicht reagieren, dafür aber bei allen Freunden mit seinen Taten prahlen; der Esel soll dann später ein Buch über Dich schreiben, in dem Du ganz schlecht wegkommst; in der Verfilmung des Buchs sollst Du von Matthias Schweighöfer gespielt werden; die Filmbesprechung soll der Michael Althen von der FAZ besorgen; verrecke, Lutz Sikorski, verrecke, VERRECKE!

Pharao Le-Ophischa, Gebieter der zwei Reiche

Spätrömische Dekadenz

Durchsage in der Lampenabteilung eines großen Einrichtungshauses: »Die kleine Cheyenne Grabowski möchte bitte aus dem Kinderpalais abgeholt werden.« Da behaupte noch einer, das Prekariat litte Not!

Olivia Ehlers

Überschätzte Krankheiten

Altersbedingter Nasenhaarausfall.

Ulf Wentzien

An der Supermarktkasse

Vor mir steht ein Pärchen. Er, schwarz gekleidet, mit Gitarre auf dem Rücken, kauft Leinwände.
Kassierer: »Oho! Wer von Ihnen ist denn der Picasso?«
Er: »Sie. Ich kann so was nicht. Ich bin eher der Mussolini.«
Kassierer: »Ach, Sie sind Musiker?«
Er: »Genau.«

Jannik Wirschun

Vorbild Heiner Geissler

Eine der wenigen Kompetenzen, die man betagten Menschen zuschreibt, ist ihre Fähigkeit, aufgrund von Lebenserfahrung und sogenannter »Altersweisheit« als Vermittler und Schlichter in Konfliktsituationen aufzutreten. Beispiel Fußball: Immer wieder müssen bei Risikospielen ganze Fanblocks leer bleiben, um einen Sicherheitsabstand zwischen den rivalisierenden Hooligangruppen zu schaffen. Dabei könnte man Gewaltausbrüche viel besser dämpfen, wenn man diese Pufferzonen nicht mit teurer Polizei füllt, die die Stimmung ja eher aufheizt, sondern mit möglichst unbeweglichen Rentnern.

Gregor Mothes

Einfach runterspülen

In unserer WG macht die Spülmaschine seit einiger Zeit nicht mehr ganz das, was sie soll. Bei beinahe jedem Spülgang geht mindestens ein Glas zu Bruch. Da wir faulen Gewohnheitstiere die Maschine natürlich trotzdem jedes Mal wieder vollpacken bis obenhin, neigt sich unser Gläservorrat langsam dem Ende entgegen. Die einzigen Trinkbehälter, die aus Platzgründen immer mit der Hand gespült werden müssen und darum noch reichlich vorhanden sind, sind die großen Bierkrüge und Rotweinschwenker. Kein Wunder, daß bei uns so viel gesoffen wird.

Moritz Veltmann

Apokryphen

In der Oper. Mozart: Die Zauberflöte. Die Musik ist schön, die Inszenierung auch, das Publikum gesittet. Als der ältere Herr neben mir dennoch Schlafgeräusche von sich gibt, stoße ich ihn sanft in die Seite. Er, mäßig interessiert: »Sind sie schon tot?« – Diesen Akt hat man uns bisher verheimlicht.

Tibor Rácskai

Metropolisch betrachtet

Wenn man Verkehrsstaus als Infarkte, Stromausfälle als Kollapse und Rohrbrüche als Blutungen des »Organismus Großstadt« bezeichnen kann, was sind dann Selbstmordanschläge? Die Bäuerchen?

Sebastian Klug

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt