Vom Fachmann für Kenner | März 2009


Endzeit

Ich räume meine Wohnung nicht mehr auf, und vielleicht kacke ich eines Tages sogar mitten auf den Wohnzimmerteppich. Das können die Zeugen Jehovas, die nach Armageddon hier einziehen, dann ja wegmachen.

Eduard Harfst

Praecox

Unter uns: In letzter Zeit komme ich ständig zu früh. Bisher habe ich deswegen glücklicherweise »hinterher« nur Verständnis und Zuspruch erfahren, befürchte aber ernstlich, daß sich das ändern könnte, falls ich jemals Sex mit jemand anderem haben sollte als mit mir selbst.

Thorsten Mausehund

Lob und Preis

Wenn jetzt wegen der Bankenkrise weltweit die Nachfrage sinkt und auch bei uns der Kokainpreis purzelt, dann haben Globalisierung und Kapitalismus endlich auch mal ihr Gutes gehabt.

Tobias Bystry

Rauchen muß nicht tödlich sein

In einer Berliner Kneipe wird lautstark über die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums diskutiert. Einem rauchenden, bärtigen Biker-Typen platzt irgendwann der Kragen. Er steht auf und beendet die Diskussion mit den Worten: »Also mein Vater hat vierzisch Jahre jeroocht und jestorben isser letzten Endes an janüscht. Umjefallen – Ende.«

Thomas Kiesbuy

Skiunfall

Unser Bekannter wurde auf unserem Skiausflug nach der Hüttenrast von einem bösen Darmgrimmen heimgesucht und ließ uns lange vor der Hütte warten, bevor er mit hochrotem Kopf wieder zu uns stieß. Die Rekonstruktion der Ereignisse ergab, daß er sich derart hatte darauf konzentrieren müssen, mit den klobigen Skistiefeln nicht auf dem gefliesten Boden der Toilette auszurutschen, die Ärmel des halb heruntergelassenen Anzuges nicht in die omnipräsenten Wasserpfützen auf dem Boden hängen zu lassen und die Skibrille ordentlich an der Türklinke zu befestigen, ohne die Stöcke und die Handschuhe zu verlieren, daß er nicht bemerkt hatte, daß sich die Kapuze aufnahmebereit zwischen ihn und den Bestimmungsort seiner Notdurft geschoben hatte. Der Ausflug endete an diesem Tag verfrüht. Unser Rat: Künftig immer nur abnehmbare Kapuzen tragen!

Gudrun Bauer

Geht doch!

Eine unkomplizierte Lösung für völlig verdreckte Stellen im Bad bieten einige ältere und neuere Produkte der Putzmittelindustrie. Ich persönlich habe hervorragende Ergebnisse mit General Allzweckreiniger, Biff Scheuermilch, 00-WC-Reiniger, Domestos Grot-Buster, Silit Bang und DenkMit Antikal erzielt. Bei Gelegenheit immer mal wieder ein paar Flaschen kaufen, draufstellen, fertig.

Andreas D. Hesse

Strohwitwer

Einen Bekannten in der Stadt getroffen. »Hallo, was machst du denn hier?« – »Schnaps kaufen, meine Frau kommt am Wochenende zurück.« – »Trinkt sie denn Schnaps?« – »Nein, aber ich. Und jetzt muß ich neue Flaschen auf das Niveau der alten von vor ihrer Abreise runtertrinken.« Klingt plausibel.

Florian Reuter

Requiescat in pace

Hat der Haider jetzt eigentlich schon ein ihm gebührendes Hakenkreuz an der Unfallstelle?

Holger Kuhrts

Häßliche Krankheit

Ein entfernter Verwandter, Arzt im Ruhestand, publiziert unermüdlich weiter. Jüngst beschrieb er als erster ein seltsames Syndrom aus schuppiger und nässender Haut, Intelligenzminderung, Ozaena (Stinknase) und widerspenstigem Verhalten und gab ihm den Namen Morbus Rockstatt. Nun ist es in der Medizin üblich, eine neue Erkrankung mit dem Namen des Erstbeschreibers zu versehen. Überrascht fragte ich also den Pionier, wie es denn zum Namen der neuen Krankheit gekommen sei, wo er doch Schönefeld heiße. Seine Antwort: Diese Erkrankung sei derart häßlich und abstoßend, daß er vorgezogen habe, den Namen der betroffenen Patientin zu verwenden.

Christof Goddemeier

Wohngemeinschaft

Eine gute Freundin berichtete mir von einem Gespräch mit einer Kommilitonin, die nach erfolgter Schilderung der WG-Verhältnisse durch die Freundin empört ausrief: »Was, ihr habt in der WG keinen Fernseher? Also ich könnte das nicht, ich muß jeden Abend meine vertrauten Stimmen hören.«

Lukas Münich

Angemessenes Strafmaß

Auf Dilettantismus stehen bis zu fünf Jahre Stümperhaft.

Cornelia Röser

Vor der Hämorrhoiden-OP

Ich sitze in einem kleinen Vorzimmer, die OP-Schwester blickt durch die Tür und fordert mich auf, mich zu entkleiden, eine Haube übers Haar zu setzen, in grüne Plastikschlappen zu steigen und den Kittel anzulegen: »Bitte nach hinten offen«.

Ich gehorche und frage mich, was diesen Hinweis nötig gemacht hat. Wie oft sind Patienten im Stil der Trenchcoat-Exhibitionisten, wie man sie nur noch aus Sketchen und Cartoons kennt, so in den OP-Saal stolziert, daß es nötig wurde, auf die korrekte Trageweise extra hinzuweisen? Was sind das für Menschen, bzw. sicherlich Männer, die ein aus tausend Krankenhausfilmen und -serien bekanntes, nicht zubindbares Kleidungsstück für einen Eingriff im Enddarmbereich so anziehen? Vermutlich die gleichen, die samstagnachts ungeniert an Hauswände pinkeln und dabei fröhlich schiefe Liedchen pfeifen? Vermutlich.

Tim Wolff

Gesetz der Branche

Letzthin bin ich beim Zappen zufällig im Dschungelcamp gelandet. Am nächsten Tag habe ich aus der Zeitung erfahren, daß etwa sieben Millionen Zuschauer eingeschaltet hatten. Bei dem Erfolg kann man mit Sicherheit davon ausgehen, daß demnächst ein Promi-Special produziert wird.

Torsten Harms

Geschichtsstunde

Bei dem Zeichentrickmüll, den SuperRTL und Nickelodeon derzeit ausstrahlen, vermittle ich meiner vierjährigen Tochter lieber mittels DVD die Hochkultur der Maja.

Daniel Sibbe

Rückumwandlung

Irgendwie bizarr, aber trotzdem wahr: Meinen alten Solar-Taschenrechner bekomme ich nur noch dann zum Laufen, wenn parallel zum Tageslicht meine Schreibtischlampe auf die Solarzellen strahlt. Seit meine Schreibtischlampe mit einer Energiesparlampe ausgestattet ist, dauert es außerdem viel länger, bis er überhaupt angeht. Das ist allerdings immer noch günstiger, als den Taschenrechner aus dem geöffneten Fenster rauszuhalten, wenn es draußen kalt ist und ich drinnen heize. Muß wohl endlich mal wieder die Fenster putzen.

Nils Heinrich

Jobgesuch

Suche: sehr gut bezahlte Stelle in der Organisation von Flüchtlingslagern (gern Lampedusa oder ähnlich sonnige Gegenden), Schwerpunkt Quartiersbelegung.

Biete: überdurchschnittliche (fast geniale) Begabung in Sachen Auslastungsoptimierung (Referenz: die WG-Spülmaschine).

Katharina Greve

Strawberry Fields

Ich bewundere Männer, die bei H&M Unterwäsche für ihre Freundinnen kaufen; ich könnte das nie. Mir ist es schon peinlich, wenn ich im Supermarkt Toilettenpapier aufs Laufband legen muß. Um so glücklicher war ich, als ich neulich beim definitiv als pikant einzuschätzenden Kauf einer Matratze keine Schweißausbrüche bekam, weil das Beratungsgespräch im Fachgeschäft zunächst sachlich verlief. Dann empfahl mir die Verkäuferin kurz vorm Bezahlen noch eine Moltonauflage. Begründung: »Das ist immer ganz gut, wenn mal die Erdbeertage kommen…« Mein Kopf wurde rot wie die erwähnte Frucht. Damit der nächste Matratzenkauf erst in vielen, vielen Jahren fällig wird, schlafe ich jetzt jede zweite Nacht auf dem Sofa.

Sven Sakowitz

Trendscouts, hergehört!

Ist die Zeit eigentlich schon reif für ein Guildo-Horn-Revival?

Mark-Stefan Tietze

Sparen mit Spaß

Wer hätte gedacht, daß die Kombination aus »Caribic Creme-Bad Olive/Milch« (Aldi) und »Head & Shoulders Classic Clean« (dm) den Geruch von klassischem Klostein ergibt? Ich nicht, und so habe ich erst stundenlang mit meinen Mitbewohnern gerätselt, was hier so komisch stinkt bzw. wer schon wieder den billigen Toilettenreiniger aus dem Ein-Euro-Shop benutzt hat, bis mir die Erkenntnis kam: »Das sind meine Haare!«

Max Wegner

Damenproblem

Das Damenproblem, schreibt Wikipedia als Artikel des Tages, sei eine schachmathematische Aufgabe. Demnach sollen jeweils acht Damen auf einem Schachbrett so aufgestellt werden, daß sich keine zwei Damen den Schachregeln gemäß schlagen können. In meinem Fall ist das Damenproblem eindeutig keine Aufgabe der Schachmathematik, sondern eine des perfiden Alltags, in dem ich unter großer Anstrengung versuche, gerade mal zwei Damen so aufzustellen, daß sie einander nicht bemerken – schwierig genug!

Moritz Lenhardt

Eigentlich vermessen

In meiner mittlerweile recht ausufernden Pokalsammlung besteht immer noch eine für mich schmerzhafte Lücke, die zu schließen ich mir für dieses Jahr vornahm: Ich möchte endlich in einem Bescheidenheitswettbewerb den zweiten Platz erringen.

Matthias Bader

Neues Fernsehformat

Mein Vorschlag für ein neues Sendungskonzept: Die Kamera folgt dem Ehemann von Angela Merkel dabei, wie er sich telefonisch eine Prostituierte bestellt. Arbeitstitel: »Sauer bucht Frau«.

Billig abzugeben!

Oliver Nagel

Wissenschaftliche Fußnote

Vom aktuellen Stand der Wissenschaftsethik, sprich ihrer methodischen Strenge, ihrer intellektuellen Redlichkeit, ihrer Skepsis, was voreilige Schlußfolgerungen angeht – von all dem konnte ich mir kürzlich ein Bild machen, als ich meinen Namen googelte. Ich stieß auf die wissenschaftliche Arbeit meines früheren Professors, der offensichtlich eine von zwei Kommilitonen und mir verfaßte Seminararbeit geplündert hatte, ohne uns auch nur darauf hinzuweisen. In der Publikation erwähnte er bloß unsere »Mitarbeit«, obwohl er alles von uns übernommen hatte: die statistische Auswertung, die Interpretation der Ergebnisse und die zur Hälfte selbst ausgefüllten Fragebögen.

Friedrich Krautzberger

Doppelleben

Wenn man sieht, wie ich jeden Abend nach Anbruch der Dunkelheit in Jogginghose und Kapuzenpulli durch die verlassenen Straßen meiner Vorstadtsiedlung schleiche und mir dabei hastig eine John Player Special nach der anderen anstecke, könnte man ja durchaus meinen, ich sei irgendein schwer angesagter Prominenter, der sich aus Angst vor besessenen Fans nur des Nachts und inkognito nach draußen traut. Daß ich in Wahrheit vorübergehend wieder bei meinen Eltern wohne und diesen noch immer nicht meine mittlerweile fast zehn Jahre andauernde Nikotinsucht gebeichtet habe, darauf kommt natürlich niemand. Behalten Sie es also bitte für sich.

Lukas Haberland

Wissen macht Ah!

Kürzlich habe ich gelesen, Paläontologen hätten die Überreste eines Vorfahren der Wale gefunden. Ihren Erkenntnissen zufolge verbrachten diese Tiere die meiste Zeit im Wasser und gingen im Grunde nur zum Sex und um zu gebären an Land. Bei unserer Sportlerin des Jahres, der Schwimmerin Britta Steffen, dürfte es sich dann ja wohl ähnlich verhalten.

Uwe Becker

O tempora...

Früher war nämlich doch alles besser. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, in meiner Kindheit jemals einen so ekligen Satz gehört zu haben wie neulich auf dem Spielplatz in Kreuzberg:»Emil! Oskar! Kommt, wir müssen gehen, Oma macht Sushi.«

Steffen Brück

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg