Briefe an die Leser | Januar 2024


Joachim Gauck!

»Wir müssen Spielräume entdecken, die uns zunächst unsympathisch sind, weil sie inhuman klingen«, lautet Ihr neuester Vorstoß zur Flüchtlingspolitik. Wenn wir Sie recht verstehen, kann man Ihr flammendes Plädoyer so zusammenfassen: Gerade im Namen der Humanität gilt es, mehr Inhumanität zu wagen!

Als oberster deutscher Feldprediger sprechen Sie damit eine tiefe Wahrheit aus. Denn geschahen nicht alle bis heute als inhuman bekrittelten Taten in der deutschen Geschichte letztlich aus einem aufrichtig empfundenen Drang nach Humanität?

Klingt vielleicht zunächst hart: Titanic

FDP-Fraktionsvorsitzender Christian Dürr!

Kaum war das Urteil des Verfassungsgerichts gesprochen, das 60 Milliarden Miese in den Bundeshaushalt brachte, wussten Sie schon, wo zuerst gespart werden muss: bei Bürgergeld und Sozialstaat. Tatsache sei, dass Geld erst erwirtschaftet werden müsse, bevor es verteilt werden könne, flöteten Sie im Bundestag.

Moment: Gerade bei Ihrer Wählerschaft verhält es sich doch vielmehr so, dass Geld weniger erwirtschaftet als gehortet und auch nicht verteilt, sondern vererbt wird. Und damit das so bleiben kann, braucht es einen möglichst mickrigen Sozialstaat, der die Leute zum Erwirtschaften des Geldes für Ihre Wähler/innen aus den höheren Unternehmensetagen nötigt. Das war es doch, was Sie sagen wollten, oder?

Ihre Marktanalyst/innen von Titanic

Wir sind da skeptisch, Doping-Ass Jan Ullrich!

Selbst in Ihren dunkelsten Stunden haben Sie stets Höchstleistungen angepeilt, wie wir im Stern-Interview erfuhren: »Zu dieser Zeit habe ich mir einige Challenges einfallen lassen. Eine war, dass ich einen Weltrekord im Rauchen aufstellen wollte. Einmal habe ich 700 bis 800 Zigaretten am Tag durchgezogen.« Zum einen ist das erstaunlich unpräzise, wenn man einen Rekord aufstellen möchte. Zum anderen stellt sich die Frage, wie das überhaupt gehen soll. Beziehungsweise fragen Sie sich das selbst: »Jedem anderen Menschen hätte der Körper viel früher ein Stoppschild hochgehalten. Es ist mir ein Rätsel, wie ich das ausgehalten habe.«

Ganz klar, Fluppen-Ulle: So was hält nur ein Körper aus, der auf Hochleistungssport getrimmt ist! Ihr Rauch-Rekord hat demnach nicht unter rechtmäßigen Umständen stattgefunden. Nicht nur Ihre Sporterfolge müssen deshalb wegen Drogenmissbrauch aberkannt werden, sondern auch Ihr Drogenerfolg wegen Sportmissbrauchs.

Dickes Sorry: Titanic

Du, Anne-Frank-Kita in Tangerhütte (Sachsen-Anhalt),

solltest – wenn es nach den Eltern Deiner Zöglinge ginge – gar nicht mehr so heißen. Der Lokalzeitung offenbarte Deine Leiterin durchaus verblüffend, man habe »einen Namen ›ohne politische Hintergründe‹ gewollt, außerdem könnten Eltern mit Migrationshintergrund oft nichts mit Anne Frank anfangen.«

So so, im tiefsten Osten macht man sich plötzlich Gedanken – wenn auch die völlig falschen – über die Gefühlswelten von Migrant/innen und Geflüchteten. Wir waren kurz irritiert. Doch dann erfuhren wir in der Zeit, was dem zuständigen Bürgermeister dazu einfiel: »Von 100 Kindern in der Einrichtung habe etwa jedes fünfte eine Einwanderungsgeschichte, die meisten kämen aus der Ukraine. Die Diskussion um den Namen habe nichts mit Migration zu tun.«

Also doch nur wieder die alte AfD-Masche?

Dachte sich eh schon: Titanic

Mads Mikkelsen!

Im Bunte-Interview bezeichnen Sie sich selbst als Familienmenschen: »Ich kenne niemanden, der das nicht wäre.« Und auf die Frage, was Sie glücklich mache, antworteten Sie: »Meiner Enkeltochter zuzusehen, Messi Fußball spielen zu sehen, Roger Federer beim Tennis, mit meinem Hund zu rennen, diese Dinge.«

Und das ist doch wirklich ein versöhnliches Bild, wie Sie Ihrer Enkeltochter, Ihrem Hund, Messi und dem kleinen Federer beim Herumtollen im Garten zuschauen – das perfekte Familienidyll!

Wünscht besinnliche Feiertage: Titanic

Hey, »Zeit«!

In Deinem Sonder-Reiseheft »Das Hotel-Abc«, in dem Du Gott sei Dank auch mal an die Anzeigenwünsche der Tourismusindustrie gedacht hast, stelltest Du gleich als erstes die geniale Frage: »Wie finde ich das Hotel, das zu mir passt?« Das wüssten nämlich alle gerne!

Da der dazugehörige Artikel aber überhaupt keine brauchbaren Hinweise gab, sondern nur herumlamentierte, wie unzuverlässig Homepage, Hotelbewertungen und anderes seien, müssen wohl wir unsere unbestechlichen Empfehlungen aus der Hotelpagenmütze holen. Also: Solltest Du ein Kerbtier sein, passt ein Insektenhotel zu Dir, wenn Du aus Fels bist, eher ein Berghotel, und bestehst Du hauptsächlich aus Sand, ist vermutlich ein Strandhotel genau richtig! Willst Du dagegen nur ein Nickerchen machen, nimmst Du Dir am besten ein Stundenhotel, und solltest Du im Beruf gestalterisch tätig sein, dann ist für Dich ein Designer-Hotel wie geschaffen.

Gern geschehen!

Auf großzügiges Trinkgeld spekuliert nun die Rezeption von Titanic

Huch, Ulf Poschardt, c/o »Welt«!

Deine aufrichtige Begeisterung für jeden zweiten entwichenen Milliardärsfurz in allen Ehren, aber gehst Du bei Deinen Lobhuldigungen für Elon Musk jetzt nicht doch ein bisschen zu weit? »Sein großes ›F*** them‹ ist der Triumph der Freiheit über die Woke-Kultur«, betiteltest Du Deinen Kommentar in der Welt, deren Chefredakteur Du ja immerhin bist, und lässt ihn so anteasern: »Je erfolgreicher Elon Musk ist, desto mehr verunglimpft ihn die linke Lauchbourgeoisie als Helfershelfer von Nazis. Ängstliche Werbekunden meiden daher bereits seine Plattform ›X‹. Nun hat Musk in drastischer Weise geantwortet. Und damit sein wahres Unternehmertum unter Beweis gestellt.«

Lauchbourgeoisie, echt? Soll das die Aktualisierung der angestaubten »Müsli«-Schmähung werden? Und »F*** them« – also wirklich! Mit Sternchen geschrieben! Was ist los, Poschel? Plötzlich selbst weich geworden? Musk hat doch bei jener Podiumsdiskussion, die der Anlass für Deine Verehrung ist, klar und deutlich die Worte »Go fuck yourself!« gesprochen. Und Du nimmst Rücksicht auf Leute, die womöglich erschrecken könnten ob der vulgären Wortwahl? Ist das nicht im Grunde schon Cancel Culture?

Und ein ganz kleines bisschen haben wir uns schließlich noch gewundert, wieso es in einer sich wirtschaftsfreundlich definierenden Zeitung eigentlich als »wahres Unternehmertum« gewürdigt wird, wenn der Unternehmer mit seiner Firma zweistellige Milliardenverluste einfährt und den Laden ganz offensichtlich komplett vor die Wand fährt – bis wir plötzlich verstanden haben. Klar! Schließlich hast Du es als Chefredakteur auch geschafft, die deutsche Ausgabe von Vanity Fair zu einem veritablen Millionengrab zu machen. Also, nur zu, eifere Deiner Ikone gerne weiter nach. Das ist wahre Freiheit! Und um die Welt wäre es nun wirklich nicht schade.

Go fuck yourself: Titanic

Freut uns ja immer, Sabine Bauer,

die Sie laut HNA »eine Urologin im Goldrausch« sind, wenn Menschen ihre sexuellen Fantasien zum selbstbestimmten Beruf machen können.

Also Glückwunsch und für die Zukunft Toi Toi, wünscht vor Freude ebenfalls mit Pipi in den Augen

Ihre Titanic

Scusi, Italiener/innen,

wenn wir die derzeitige Aufregung um Euren Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida von den Fratelli d'Italia nicht verstehen können. Aber einen bereits knapp zwei Stunden verspäteten Hochgeschwindigkeitszug für einen außerplanmäßigen Stopp anhalten zu lassen, um in ein eigens bereitgestelltes Auto einsteigen zu können, das einen zum nächsten Termin chauffiert, ist doch ein völlig plausibles Verhalten – für den Großneffen einer Diva.

Wähnt sich diesmal nicht im falschen Film: Titanic

Ein bisschen in Sorge, Boris Becker,

waren wir angesichts Ihres mehrmonatigen Gefängnisaufenthaltes in England ja schon. Würde Ihre am sturen Zurückdreschen von Bällen geschulte Psyche dem Knastalltag gewachsen sein? Würde es einer, der früher mit Filzbällen in der Tasche zur Arbeit gegangen ist, ertragen, selbst regelmäßig gefilzt zu werden? Und vor allem: Müssten Ihre legendären rhetorischen Fähigkeiten, die sich unter anderem in Ihrer Autobiographie so ausgiebig dokumentiert finden (»Wenn mir einer ohne Grund ans Bein pinkelt, dann sollte er darauf gefasst sein, dass ich ihm einen Arschtritt verpasse«), nicht ob der eingeschränkten Kommunikation hinter Gittern zwangsläufig verkümmern?

Was waren wir da froh, Becker, Ihren Auftritt im Podcast des nebulös als »Veranstaltung für digitales Marketing und Technologie« angekündigten »Online Marketing Rockstars Festivals« zu verfolgen, denn was Sie da über anderthalb Stunden ins Mikrofon retournierten, waren immer noch dieselben sicher verwandelten Selbstoffenbarungs-Volleys (»Ich lebe meine Persönlichkeitsmarke, die heißt Boris Becker«), dieselben marktschreierischen Netzroller (»Wir sind da in vielen guten Gesprächen mit spannenden Persönlichkeiten«) und vor allem dieselben gewagten Logik-und-Grammatik-Hechtsprünge (»Das Ausland ist deutlich größer wie Deutschland«), die uns schon früher immer die Pressekonferenz nach Ihren Wimbledon-Achtelfinals herbeisehnen ließen.

Selbstverständlich weiterhin bei jedem Ihrer harten Aufschläge mit dabei: Titanic

¡Hola, Shakira!

Die spanische Staatsanwaltschaft wirft Dir vor, in den Jahren 2012 bis 2014 keine Steuern in Spanien gezahlt zu haben, obwohl Du mehr als die Hälfte Deiner Zeit dort verbracht hast. Dadurch hättest Du den Staat um Steuereinnahmen von fast 14,5 Millionen Euro gebracht. Nun hast Du dies zugegeben, aber auch direkt durch Deine Anwält/innen begründen lassen: Du hättest in dieser Zeit ein »Nomadenleben« geführt und Dich deshalb nicht dazu verpflichtet gefühlt, in Spanien Steuern zu zahlen.

Nach der Logik hast Du aber dann ja bestimmt an jedem Ort, den Du im Rahmen Deiner internationalen Tourneen bereist hast, Deinen Wohnsitz angemeldet, um ihn dann nach ein, zwei Tagen wieder abzumelden und dieses Procedere im nächsten Land zu wiederholen? Und so überall auf der Welt Steuern gezahlt?

Kann sich das nicht anders vorstellen: Titanic

Mustergültig, Christian Keller,

haben Sie als »Geschäftsführer Sport« des z.Zt. nicht so guten 1. FC Köln den Charme des bewährten rheinischen (Galgen-)Humors unter Beweis gestellt, indem Sie laut Kölner Express nach einem von sportlichen Fehlleistungen Ihres Teams gezeichneten Bundesligaspiel fassungslos konstitu..., konstati..., also feststellten: »In den vergangenen Wochen haben wir oft gesagt, dass wir gut gespielt haben, aber heute können wir das nicht konsternieren.«

Will das aber nicht hochsterilisieren: Titanic

Fachschaft Business, Economics & Management der Uni Lüneburg!

Auf Eurer »Finance Fiesta« wurde Euch doch tatsächlich die Kasse gestohlen. Aber nicht traurig sein, seht es mal so: Ihr habt, wenn auch unfreiwillig, das Seed Capital für ein kriminelles Start-up bereitgestellt. Dafür bekommt Ihr mit etwas Glück später einen Anteil an einem milliardenschweren Unternehmen – so viel anders lief es bei Wirecard doch auch nicht. Nur, und da könnt Ihr Euch an dem unbekannten Entrepreneur ein Vorbild nehmen: Plant den richtigen Zeitpunkt zum Exit.

Andernfalls droht der finanzielle Untergang, weiß aus eigener Erfahrung: Titanic

Uncool, schwedischer Skilangläufer Calle Halfvarsson!

Erst vorletztes Jahr schrieben wir an dieser Stelle an Ihren finnischen Kollegen Remi Lindholm, der sich seinen Penis bei einem Wettkampf eingefroren hatte (TITANIC 4/22).

In diesem Winter ging das harte Los nun an Sie, als Ihre Schneekanone bei einem Wettkampf ein Hypothermalbad nehmen musste. Eiskalt berichtet der Spiegel: »Nach dem Rennen in Kuusamo hatte der zweimalige Staffel-Vizeweltmeister erklärt, ihm sei sein ›snorre‹ eingefroren.« Demnach behaupteten Sie steif und fest, Sie hätten »zehn Minuten in einem Zelt gelegen, um den Penis aufzuwärmen«. Na, das hat sicherlich ein regelrechtes Schneegestöber gegeben, als Sie da in der Jurte Ihren Eiszapfen auftauten. Vermutlich hat es sehr viel Reibung und einige warme Gedanken gebraucht, bis Ihr Capri wieder spritzlebendig geworden war!

Wir freuen uns, dass diese Geschichte ein Happy End hatte. Aber wie viel (gefrorenes) Wasser muss noch den (zugefrorenen) Bach hinuntergleiten, bis die Verantwortlichen mal in die Hände spucken und zupacken? Bis die Wettkampfleitung endlich beschließt: Das war die letzte Eisprinzessin, deren Olaf wiederaufgetaut werden musste, die letzte Frostbeule in der Hose unseres Sports, das letzte Häagen-Dazs in Väterchen Frosts Kühltruhe?

Ihre taufrischen Sonnenscheine von Titanic

Sie, Felizitas Wohlfarth,

verschachern als Expertin in einem Verschnitt aus redaktionellem Beitrag und Werbung für den Online-Händler Meravino sogenannten Weihnachtswein an die Leser des Rezeptblättchens Meine Familie & ich. Gefragt, woran man merkt, dass ein Wein zum Essen passt, schenken Sie ganz lässig nach: »Wir Profis sagen ›What grows together, goes together!‹«, nur um gleich Belege anzuführen: Syrah zu Steaks, Chardonnay zu Gemüse, Riesling zu Meeresfrüchten.

So weit, so primitivo. Doch was uns in dem Zusammenhang schon noch interessiert hätte, Frau Wohlfarth, ist Ihre Profimeinung zur Frage, auf welchem Meeresfrüchteacker auch der urdeutsche Riesling anständig gedeiht.

Bleibt vorerst lieber beim Bier: Titanic

Liebe Krankenversicherung Envivas,

herzlichen Dank für Deine unablässigen Bemühungen, uns eine Zahnzusatzversicherung anzudienen. Unser Interesse geht bisher allerdings so ziemlich gegen null. Aber da wir freundlich gesonnene Menschen sind, wollen wir Dich ganz dezent darauf hinweisen, warum wir nicht anbeißen: Es liegt am Produktnamen! »ZahnFlex« klingt für uns nach allem anderen als nach Wohlbefinden. Da schwingen eher ein kreischender Seitenschneider, knirschendes Metall und eine funkenstiebende Trennscheibe mit.

Verbleibt sicherheitshalber lieber unversichert mit einem strahlenden Grinsen: Titanic

On point, »Süddeutsche Zeitung«!

Die Deutsche Verlagsanstalt bewirbt Christopher Clarks Sachbuch »Frühling der Revolution« mit dieser Zeile von Dir: »Fesselnd wie ein Pageturner«. Na, dann wird er sich ja so dolle verkaufen wie ein Bestseller, wird erfolgreich wie ein Hit, womöglich gar epochemachend wie ein Klassiker!

Aber was anderes: Wie blättert man eigentlich um, wenn man gefesselt und also unbeweglich ist?

Neunmalklug wie eine Besserwisserin: Titanic

Auf die Plätze, fertig, los, Frank-Walter Steinmeier!

Der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn bezeichnet Sie in einem Interview nicht nur als einen guten Freund. Sie beide sind auch Sportpartner. Asselborn: »Er fährt gut. Er klettert auch gut. Wir waren einmal zusammen in den Bergen in Österreich. Frank ist eine richtige Dampfwalze.«

Sie, Steinmeier, eine Dampfwalze? So kennen wir Sie ja gar nicht! Wo Sie sonst so langsam, schwerfällig und gleichförmig … wenn wir darüber nachdenken, passt der Dampfwalzen-Vergleich vielleicht doch nicht so schlecht.

Sportlich grüßt die Satire-Dampfwalze Titanic

Smarte Idee, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach!

Mit dem Spiegel sprachen Sie über die Vorzüge der elektronischen Patientenakte (ePA), die 2025 eingeführt werden soll, und über den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen: »Ich sehe dabei vor allem die Vorteile. Viele Patienten, etwa mit Krebs, sind verzweifelt. Künftig kann die KI nicht nur Anhaltspunkte für die Behandlung geben. Sie kann dem Patienten auch eine Medikamentenstudie vorschlagen, die für ihn hilfreich sein könnte.« Aber kann denn die KI das persönliche Gespräch mit einem Arzt ersetzen? Man sollte doch meinen, dass Einfühlungsvermögen in so einer Situation wichtig ist und dass Menschen da einer Software noch überlegen sind.

Andererseits: »Heute erfahren Patienten oft gar nicht von passenden Studien«, erklären Sie. »Künftig können Studie und Patient zusammengebracht werden. Das ist wie ein Krebs-Tinder, wenn man so will.«

Nichts für ungut, Lauterbach, aber bei so viel Sensibilität kommunizieren wir dann doch lieber mit einer seelenlosen App.

Ihre Satire-Bots von Titanic

Chris de Burgh (75)!

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur taten Sie kund: »Das Musikgeschäft hat sich grundlegend verändert. Ich glaube nicht, dass viele Menschen, die heute in der Branche anfangen, dort mehr als ein paar Jahre überleben werden.« Allen, die ins Musikgeschäft einsteigen, raten Sie dies: »Du kannst nur erfolgreich sein, wenn du das Scheitern verstehst. Man muss wissen, wie es ist, nach Hause zu gehen und sich völlig zerstört zu fühlen, weil alle Träume zerplatzt sind.«

Jaha, Herr de Burgh, aber man muss auch wissen, wie es ist, nach Hause zu gehen und völlig überrascht zu sein von einem Erfolg, den man nicht ansatzweise erklären kann. Ihrem beispielsweise.

Ergänzung von Ihrer Titanic

Total faszinierend, »ARD«,

klingt eine Deiner neuen Doku-Reihen. Für »Erlebnis Erde: Ein Jahr auf unserer Erde« hat der Westdeutsche Rundfunk »ausgesuchte Tierfamilien« durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter begleitet. Vier Folgen strahlst Du dem Konzept entsprechend aus, eine für jede Jahreszeit.

So weit, so gerecht, liebe ARD. Nur mit der Wahl des prominenten Sprechers bringst Du das natürliche Gleichgewicht leider vollkommen durcheinander: Dem Schauspieler Christoph Maria Herbst, heuchlerischerweise geboren im Februar, fehlt es ja ganz offensichtlich an Objektivität!

Gerade so durchs Jahr gekommen: Titanic

Sie, Christian Sewing (Deutsche Bank),

wollen die Obergrenze für Bonuszahlungen an Banker abschaffen, um mit anderen Finanzzentren global konkurrieren zu können. Die Obergrenze war in der EU nach den Erfahrungen mit risikovergessenen Spitzenbankern in der Finanzkrise eingeführt worden. Voraussetzung für so einen auch für Sie sicher lukrativen Rückschritt sei, »dass dies nicht zu einer Kultur der übermäßigen Risikobereitschaft führe«, wie das Manager Magazin Sie wiedergibt.

Aber verwechseln Sie da nicht Ursache und Wirkung? Nein? Ach, egal. Und falls doch, rettet Sie und Ihre maßvollen Boni-Banker auch beim nächsten Mal wieder: Titanic

Wow bzw. wau, Spiegel.de!

Kaum war unsere letzte Ausgabe, in der wir Dir aufgrund Deiner Schlagzeile »›Nord Nord Mord‹-Schauspieler: Oliver Wnuk bei Dreharbeiten von Dackel gebissen« die Frage gestellt hatten, wie es wohl um Dich bestellt sein mag, wenn Du inzwischen sogar den boulevardjournalistischen Grundsatz »Hund beißt Mann ist keine Nachricht« über den, hihi, Haufen wirfst, aus dem Druck, schon hast Du es wieder getan. Zum Staatsbesuch des österreichischen Bundespräsidenten in der Republik Moldau schriebst Du: »Wie der moldauische Fernsehsender TVR Moldova und die Nachrichtenagentur Reuters übereinstimmend berichten, wurde Van der Bellen in der moldauischen Hauptstadt Chişinǎu angebellt und gebissen. Die Übeltäterin: Codrut, der Retriever-Mischling von Moldaus Staatspräsidentin Maia Sandu.«

Sei versichert: Selbst ohne unbeabsichtigten Spaß-Kontext (Van der Bellen, zwinker, zwinker) werden wir den von Dir vermeldeten Nicht-Nachrichten auch weiterhin hinterherhecheln!

Ganz eine Brave: Titanic

Ha ha, Henry Kissinger, sehr witzig,

aber jetzt hören Sie doch mal auf, sich tot zu stellen. Politische Verbrecher Ihrer Kategorie (nein, wir nennen keine weiteren Namen) sind unsterblich. Einfach Weltklasse sind Sie, wenn es unter dem Label »Freiheit« um die Herstellung von Krieg, Diktatur und Völkermord geht. Unsterblich, that’s what you are. Leider. Also, ad multos annos, Sie Furunkel auf dem Rücken der Menschheit! Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
14.05.2024 Frankfurt, Goethe-Universität Martin Sonneborn
15.05.2024 München, Volkstheater Moritz Hürtgen mit S. El Ouassil und M. Robitzky
16.05.2024 Regensburg, Alte Mälzerei Max Goldt
17.05.2024 A-Linz, Posthof Max Goldt