Briefe an die Leser | Februar 2024


Alles klar, tagesschau.de!

Du übertiteltest einen Artikel zur Debatte um ein Sexkaufverbot spritzig mit dem Zitat »Deutschland ist das Bordell Europas«. Im Artikel lasen wir dann allerdings gar nicht, wer diese schmissige Formulierung denn verwendet haben soll, sondern erfuhren nur, dass »viele Deutschland so bezeichnen«. Na, wenn das so ist, haben wir noch ein paar weitere catchy Überschriften für Dich, die auch von vielen bestimmt irgendwann mal so gesagt wurden. Wie wäre es mit »Deutschland ist das Glory Hole der Autoindustrie« oder »Die FDP ist die Tantra-Massage der Superreichen«?

Nie um eine spitze Formulierung verlegen: Titanic

Huhu, Männer!

Links die Rolex, rechts die Smartwatch – das geht nicht. Und macht die Rolex wertlos!

Eure Stilberatung, c/o Titanic

Sehr clever, deutsche Medien!

Der gewitzte Artikel schreibt sich von allein, dachtet Ihr offenbar bei der Berichterstattung über die Haushaltskrisen der Ampel: »Das bisschen Haushalt« (Wirtschaftswoche), »Das bisschen Haushalt« (Zeit online), »Das bisschen Haushalt« (Taz), »Das bisschen Haushalt macht sich von allein?« (SZ), »Das bisschen Haushalt dürfte deshalb kein Problem für ihn sein« (noch mal SZ), »Das bisschen Haushalt macht sich von allein ...« (Spiegel).

Aber manchmal muss man auch in Sachen Kreativität einfach haushalten, stimmt’s?

Muss das leider aushalten: Titanic

Ist das wahr, Olaf Scholz?

Beim EU-Gipfel sollen Sie dem ungarischen Regierungschef Viktor Orbán vorgeschlagen haben, »für eine Kaffeepause den Saal zu verlassen, damit die versammelten Staats- und Regierungschefs ohne ihn über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine abstimmen könnten. Orbán war diesem Vorschlag gefolgt, so dass in seiner Abwesenheit die Vertreter der anderen 26 Mitgliedstaaten den Beschluss für die Beitrittsverhandlungen fällten« (web.de). Ihren Umgang mit Orbán bezeichnete der ukrainische Botschafter daraufhin als eine »diplomatische Meisterleistung«.

Ja, Herr Bundeskanzler, das ist fraglos die ganz hohe Kunst der Diplomatie! Sicher beherrschen Sie auch andere elegante Verhandlungsstrategien wie »Schau mal, da oben!«-Rufe während der Abstimmung, sich in hitzigen Debatten schlafend stellen oder das Verwenden von Zaubertinte!

Traut Ihnen einfach alles zu: Titanic

Servus, Jean-Marie Pfaff,

Ihres Zeichens Welttorhüter des Jahres 1987, Träger des Goldenen Schuhs und Wegfauster und Eckenhechter im Tor des FC Bayern München! Dass Sie nach der Bundesliga-Tabelle auch mal die Charts erklimmen wollten, war im Kicker-Interview anlässlich Ihres 70. Geburtstags zu lesen.

Gern gaben Sie Einblicke in Ihr künstlerisches Schaffen und bekannten, Ihr Hit-Versuch von 1984 sei das Ergebnis eines Verkehrsunfalls gewesen, in den Sie verwickelt waren und bei dem eine Nonne ums Leben kam: »Die Idee zur Platte entstand danach.«

Das scheint uns eine runde Sache zu sein. Denn dass Sie der Tod einer Verkehrsteilnehmerin zu dem gesungenen Geständnis »Ich war ein Belgier und jetzt bin ich ein Bayer / Ich trinke Bier und esse Leberkäs’ mit Eier« inspiriert hat, hätte sich der bayerische Assimilationsbeauftragte nicht schöner ausdenken können.

Oans, zwoa, g’sunga! Titanic

Wie fortschrittlich, Marie-Agnes Strack-Zimmermann!

Sie begrüßten die Entscheidung des KSK, mehr auf die kognitiven Voraussetzungen seiner Anwärter/innen zu achten. Dies sei ein kluger Schritt, denn es sollten schließlich keine »toxischen Typen« mehr zum Kommando gelangen. Da fragen wir uns allerdings, was für Sie eigentlich toxische Typen sind. Wir dachten bisher, dass Menschen, die sich zu Elitesoldat/innen ausbilden lassen wollen, also im Zweifel bereit sind, anderen die Visage wegzuballern, schon irgendwie toxisch sind. Umso interessierter warten wir auf die neue, unproblematische Softie-Brigade, die da bald in die Kasernen einzieht.

Ihre Snowflakes von Titanic

Apropos und na ja, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) …

Sie haben beim Dreikönigstreffen Ihrer Partei in den Saal gebrüllt, Sie wollten nicht, »dass die Kacke hier am Dampfen ist, braun und rot«, denn es dürfe nicht sein, dass eine »Minderheit eine Mehrheit tyrannisiert«.

Zwei Fragen: Wo, außer vielleicht in Kuba, dampft die Kacke denn rot? Und wenn eine Minderheit nicht die Mehrheit tyrannisieren soll – was hat dann die FDP in den Parlamenten verloren?

Nicht überzeugt: Titanic

Wow, »BBC«!

Du berichtest, dass es gelungen ist, den Lebensweg eines vor 2000 Jahren Verstorbenen zu rekonstruieren. Und zwar mithilfe von DNS aus seinem Skelett, welches bei Sanierungsarbeiten der A14 zwischen Cambridge und Huntingdon gefunden worden war. So konnte entschlüsselt werden, dass »Offord Cluny 203645« mit sechs Jahren von seinem Geburtsort in der Gegend des heutigen Russland aufgebrochen ist, um nach langer Reise schließlich als Teil der sarmatischen Kavallerie mit der römischen Armee nach Großbritannien zu gelangen.

Wie unfassbar, wir können es gar nicht glauben! Die A14 zwischen Cambridge und Huntingdon wird endlich erneuert? The future ist wirklich now!

Stellt begeistert fest

Deine Titanic

Hmm, Giovanni di Lorenzo …

Über ein schon länger zurückliegendes Interview mit Schlagersängerin Helene Fischer klagen Sie heute: »Am Morgen vor dem Redaktionsschluss rief das Management an und wollte es so, wie es war, nicht freigeben. Nur wenige Stunden vor dem Andruck kam dann eine Fassung, in der so viel verändert und gestrichen worden war, wie ich es in meinem ganzen Berufsleben noch nie erlebt hatte.«

Frage, Giovanni: Kann das daran gelegen haben, dass Frau Fischers Management schlicht mit Ihrem schnarchlangweiligen Interviewstil unzufrieden war? Hat es im Nachgang ein paar Gerüchte über Affären und Anekdoten über Bühnenpatzer eingestreut, um das Interview zumindest halbwegs interessant zu machen?

Nur so eine Vermutung von Ihrer Titanic

Oha, »Spektrum«!

Bei dem »Mammutprojekt: Erstmals jede Zelle im Mäusehirn kartiert«, was müssen die Mammuts, bekanntlich nahe Verwandte der Elefanten, da für Angst gehabt haben?

Fragt sich hochwissenschaftlich: Deine Titanic

Huhu, Reinhard Müller (»FAZ«)!

In der »Zeitung für Deutschland« gibst Du schon lange an der Seite des Kollegen von Altenbockum den markigen Rechtsaußen, und auch in Deinem Kommentar zu den Bahnstreiks enttäuschst Du uns nicht. Zwar schmuggelt sich anfangs ein erschütternd liberaler Gedanke in Deinen Text (»Ein Streik soll ja wirksam sein. Ein zahnloses Grundrecht ist keins«), doch gelingt Dir nach einigen Rechtskurven ein furioses Finale: »Herrschaft und Erpressung durch Minderheiten, lautet die Parole. Wohl deshalb kann sich die Minderheitenpartei SPD mit der Lokführergewerkschaft identifizieren. Zurück bleibt das Volk.«

Hammer! Das sitzt! Zu bedenken geben wollen wir lediglich, dass das Volk mittlerweile von selbst so streik- und gewerkschaftsfeindlich denkt und Du es gar nicht mehr in diese Ecke hetzen musst. Wenn Du also nicht Mainstream werden willst, Müller, müsstest Du Dich selber mal rechts überholen und wenigstens eine harte Strafe für irgendeine der herrschenden Minderheiten fordern. Am besten eine körperliche, damit es ordentlich provokant und hitzig wird, verstanden?

Guter Rat von Titanic

Sie hingegen, Caren Miosga,

geben im Interview mit dem Spiegel einen Vorgeschmack darauf, was Zuschauer/innen Ihrer neuen Talkshow in der ARD erwartet. Im Dienste des demokratischen Diskurses wollen Sie, auch mit AfD-Politiker/innen, über die wirklich wichtigen Fragen diskutieren: »Warum können wir um Deutschland nicht einfach eine Mauer ziehen, um Migranten abzuhalten? Das zu erklären und aufzuzeigen, dass es für komplexe Probleme keine einfachen Lösungen gibt, kann gegen Polarisierung helfen.«

Polarisierende Themen gegen die Polarisierung also – ein genialer Ansatz! Wird es erst einmal vernünftig erklärt, werden die Menschen verstehen, dass das Bauen von Mauern oder simpler Schusswaffengebrauch zwar verführerisch klingen, sich letztlich aber nur schwer umsetzen lassen. Die Erfahrung zeigt schließlich, dass es viel unverfänglichere und preiswertere Wege gibt, um Flüchtenden den Weg nach Deutschland abzuschneiden. Wichtig und richtig, Miosga, dass die bei Ihnen dann ausführlich besprochen werden.

Prophezeit eine Sendung ohne Pull-Faktoren: Titanic

Ritze-ratze, Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann!

Weil Sie u. a. das Grundstück Ihres Nachbarn betreten und dessen Garage mit einer Kettensäge traktiert hatten, wurden Sie zu einer Geldstrafe von 420 000 Euro verurteilt. Interessant finden wir die Verteidigung Ihres Anwalts: Dem Staatsanwalt, der Sie der Selbstjustiz bezichtigte, warf er »unzulässiges Moralisieren« vor.

Wir finden auch: Nur weil da einer mit laufender Kettensäge beim Nachbarn auf der Schwelle steht, muss man nicht auf Gutmensch machen und unnötig rummoralisieren! Man kann das auch einfach mal wertfrei hinnehmen, wenn ein Eindringling einem das Hab und Gut zersägt. Es ist nicht alles immer schwarz oder weiß!

Meinen die Moralapostel/innen von Titanic

Ach je, Sportreporter/innen!

Gibt es eigentlich kein Sprachbild, das Ihr nicht schief hängt, keine verworrene Redensart, die Ihr nicht gedankenlos weiterverbreitet? Unser derzeitiger – um in Eurem Duktus zu bleiben – absoluter Topfavorit? Bitte sehr: Irgendeine in Rückstand oder sonst wie in Schwierigkeiten geratene Mannschaft müsse jetzt aber ordentlich »auf die Zähne beißen«.

Muss bei Euren Kommentaren regelmäßig die Zähne zusammenbeißen: Titanic

Sie, niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens,

äußerten Unmut über Menschen, die die Flutgebiete in Ihrem Bundesland zum Kitesurfen nutzen. Dies sei lebensgefährlicher Unsinn, empörten Sie sich. Lebensgefährlich mag das sein, Behrens. Aber haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass dank der großen Einsparungen beim Katastrophenschutz die Flucht per Brett für viele der letzte Rettungsweg sein könnte?

Surft ebenfalls auf jeder Unglückswelle: Titanic

Aua, Urolog/innen der Universitätsklinik München!

Regelmäßig lesen wir vom Fachkräftemangel und von der Dauerbelastung der Mediziner/innen. Ihr scheint davon eher nicht betroffen zu sein. So hattet Ihr Zeit, um Daten von Tausenden Patient/innen auszuwerten und der Frage nachzugehen, ob die Weihnachtsfeiertage ein erhöhtes Risiko für Penisfrakturen mit sich bringen. Oder wie Ihr es in Eurer Studie schmunzelig ausdrückt: »The price for a merry Christmas«.

Und tatsächlich habt Ihr herausgefunden, dass die Weihnachtstage in dieser Beziehung ein Knackpunkt sind. Genauso wie Freitage, Samstage und die gesamte Sommerzeit. Man könnte auch sagen, Ihr habt auf Biegen und Brechen ein Ergebnis zusammengezimmert, um für Eure Studie Aufmerksamkeit in der Vorweihnachtszeit zu bekommen. Damit habt Ihr immerhin den von Fachkräftemangel und Dauerbelastung geschundenen Journalist/innen von Standard bis T-Online einen Dienst erwiesen: Diese konnten Eure Studie flugs paraphrasieren und sich mit klickgeilen Überschriften wie »Gefährliche Weihnachten: Deutlich höheres Risiko für Penisbruch« oder »Urologen warnen vor zu viel Euphorie an Weihnachten« selbst beglücken.

Warnt vor zu viel Euphorie beim Datenauswerten: Titanic

Glückwunsch, Gerrit Schröder!

Als Welt-Reporter unterrichteten Sie uns über die Hochwasserlage an Aller und Wümme in Niedersachsen. Ihre wiederholten Fragen »Kommt der Kanzler?« und »Wird er Gummistiefel tragen?« konnten Sie zunächst nur mit Ja bzw. Nein beantworten. Ihre Enttäuschung über den gummistiefellosen Kanzler hat sich dieser jedoch so zu Herzen genommen, dass er bei seinem zweiten Besuch Ihrem Drängen nachgab, und – oh Wunder! – tatsächlich: Der Kanzler trug Gummistiefel! Was wieder mal beweist: In wichtigen Fragen, Gerrit Schröder, nie lockerlassen und immer am Ball bleiben!

Never give up! Titanic

Hello again, Howard Carpendale!

Was müssen wir im großen Interview mit dem Zeit-Magazin lesen? Du willst nicht Schlagersänger genannt werden? »Ich will Respekt haben für das, was ich tue«, erklärst Du.

Was sollen wir Dir sagen? Respekt wollen wir auch – bekommen wir aber nicht, denn wir arbeiten nur für ein schmuddeliges Satireheftchen. Und Du machst halt Schlager, das ist die Wahrheit. Zudem mit hochalbernem Kult-Akzent! Aber so ist das eben: Irgendwann sind die zig Millionen, die man für sein Gedudel bekommt, selbstverständlich geworden und die Villa am Starnberger See auch. Und dann will man noch Respekt und Anerkennung als großer Künstler, als Philosoph letztlich.

Sieh es doch so: Weder Du noch wir bekommen Respekt. Aber Du bist im Gegensatz zu uns wenigstens finanziell abgesichert. Und wir gönnen es Dir von Herzen! Obwohl Du fürchterliche Schlager singst.

Deine Fans von Titanic

Vielen Dank, »Deutschlandfunk«!

Dass Du uns so früh am Morgen schon mit Informationen zum internationalen Arbeitskampf versorgst, ist vorbildlich – auch wenn jener Streik der Mediziner/innen in Großbritannien, von dem Du berichtest, wohl eher unter die Kategorie »Klagen auf vergleichsweise hohem Niveau« fällt. Zumindest haben wir jetzt verstanden, dass die angehenden Ärzt/innen auf der Insel unzufrieden sind und deutlich mehr Lohn fordern. Achte aber bitte nächstes Mal auf die Abmoderation, damit die Geschichte rund wird. Das Thema mit dem Satz »Den britischen Assistenzärzten reicht es« abzuschließen, erscheint uns nämlich nicht ganz schlüssig.

Anmerkung von den Frauen und Herren Sprachdoktoren der Titanic

Durchzählen, »epd«!

Du versuchst anscheinend, dem Vorwurf der PISA-Studie, die Deutschen könnten nicht zählen, etwas entgegenzusetzen. Deine unterschwellige Message: Mag ja sein, dass wir beim Addieren und Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren etwas hintendran sind, aber dafür liefern wir zumindest beim Kopulieren echt präzise Ergebnisse: »In jeder zweiten Familie lebt genau ein Kind« titeltest Du ob dieser mathematischen Punktlandung geradezu euphorisch. Darauf auch wieder irgendwie stolz: Titanic

Ach, einfach toll, »Spiegel«,

was Du uns da in der Rubrik »Familienalbum« auftischst, in der üblicherweise persönlich-historische Erlebnisse herzerwärmend aufgearbeitet werden.

Dieses Mal berichtet ein Werner von einem Gärtner namens Heinz, der Mitte der fünfziger Jahre beinahe einen Geschäftsmann namens Walter mit der Gartenschere erstochen hätte. Das Motiv: Walter war Offizier in Auschwitz gewesen, wo Heinz als Soldat diente und sich geweigert hatte, weitere Erschießungen durchzuführen, worauf Walter seinerseits ihm mit Erschießung drohte. Letztlich hat die Geschichte aber ein Happy End, weil Werners Eltern, die einen Gasthof besaßen, vermittelnd »das Unmögliche« gelang, »was auch die junge Bundesrepublik überforderte«, nämlich »zu einem Miteinander zu finden« – Täter/innen mit etwas weniger skrupellosen Täter/innen zu versöhnen, war bekanntermaßen die größte Herausforderung der jungen BRD.

Am Ende konnte die Aussöhnung stattfinden, weil der Gasthofbesitzer den Geschäftsmann daran erinnerte, dass bei einer Anklage seine Gräueltaten in Polen ans Licht kämen, die Gasthofbesitzerin wiederum dem Gärtner klarmachte, dass er ins Gefängnis kommen könnte, und so wurde die Sache einmütig unter den Teppich gekehrt. Deutsche, die Gräueltaten von Nazis verschleiern, ein Geschäftsmann, der trotz unverzeihlicher Schuld unbehelligt blieb und ein erfolgreiches Unternehmen aufbaute, und ein Soldat, der aus Selbstschutz kuscht, ach, Spiegel, wenn das keine bundesrepublikanische Nachkriegswohlfühlgeschichte ist, wissen wir auch nicht.

Ohne weitere Worte ab:

Deine Titanic

Liebes »Altpapier«!

Du bist eine kritische, tagesaktuelle Medienkolumne im Netz, angelagert beim MDR, aber unabhängig, und erledigst Deinen Job sehr gut. Jeden Morgen wirst Du von verdienstvollen Medienkritiker/innen befüllt, die freilich in aller Herrgottsfrühe keine Zeit mehr haben, ihre Texte noch mal Korrektur zu lesen, also z. B. darauf zu achten, was die Autovervollständigung womöglich angerichtet hat.

Das ist jedoch ebenfalls sehr gut, denn manchmal entsteht hier Zauberhaftes: »Wenn niemand einen Dienstag nutzt, dann will ihn auch niemand nutzen.« Wir danken herzlichst für den Satz, der so lange rätselhaft schön bleibt, wie wir ausblenden, dass es in dem Absatz um Kurznachrichtendienste geht.

Stets für die kuriosen Interessen der Kundschaft im Dienstag: Titanic

Toll, Margrethe II. von Dänemark,

fanden es hierzulande etliche Medien, dass Sie in Ihrer Silvesteransprache ankündigten, nach 52 Jahren als Königin abzudanken. »Spektakulär« sei das (Deutsche Welle), es war von neuen »Maßstäben in der Nachfolgefrage« zu lesen (FAZ) sowie von der »Kunst des Abgangs« (SZ). Was uns etwas überraschte.

Denn wie sensationell wäre es bitte erst gewesen, wenn Sie sich für die gute alte republikanische, nach einem französischen Arzt benannte und bei Royalen viel zu selten angewandte Methode entschieden hätten, einen klaren Schnitt zu machen? Vor allem, wenn Sie dabei noch eine Kippe im Mundwinkel gehabt hätten! Aber das Rauchen haben Sie sich, Margrethe, ja leider abgewöhnt.

Sendet dennoch königliche Grüße: Titanic

Gratulation, Olaf Scholz!

Sie haben mit Ihrer Frau Britta Ernst in sehr privatem Kreis Silberhochzeit gefeiert. Zuvor sagten Sie bei einer Veranstaltung der Rheinischen Post: »Ich glaube, dass ich ein ganz anderer Mensch wäre, wenn ich nicht mit Britta Ernst verheiratet wäre.«

Oha! Wer wären Sie denn dann? Ein schlecht riechender Poet mit desolaten Zähnen, der bei jeder Gelegenheit mittelmäßige Kinderfilme zitiert? Ein Berufsschullehrer und Sammler der besten Sprüche Dirk Bachs? Jemand, der nicht für den Tod eines Teenagers verantwortlich ist?

Jetzt doch ein bisschen neugierig: Titanic

Booom, Ties Rabe (Schulsenator in Hamburg)!

Zu den neuesten PISA-Ergebnissen sagten Sie: »Natürlich müssen unsere Schulen besser werden, aber das geht nur, wenn man an vielen Stellschrauben vorsichtig dreht und mit den Lehrerinnen und Lehrern zusammenarbeitet. Wir in Hamburg zum Beispiel haben unsere Schulen nicht in die Luft gesprengt – und uns trotzdem in den vergangenen zehn Jahren im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern stark verbessert.«

Na gut, Rabe, aber wissen Sie denn, wie gut Hamburg in der PISA-Studie abgeschnitten hätte, hätten Sie die Schulen alle in die Luft gesprengt?

Einen Versuch wär’s wert, findet Titanic

Ach Mensch, Lionel,

das geht doch so nicht: einfach klammheimlich sterben, bevor wir, die Jungspunde in der aktuellen Redaktion, Dich richtig kennenlernen durften! Denn rar waren Deine Auftritte. Unvergessen Deine Jurorentätigkeit bei unserer Buchmessenlesung 2016 (Gäste: Flandern und die Niederlande), bei der wir überhaupt erst lernten, dass Dein Nachname van der Meulen strenggenommen »van der Mölen« auszusprechen ist.

Du warst der erste TITANIC-Chefredakteur und hattest gleich doppelten Migrationshintergrund (Holland & Stern). Wir schätzten Deine seltenen Besuche bei Blattkritik-Konferenzen: Während Herausgeber Schmitt uns »Schießbudenfiguren« wieder mal in der Luft zerriss und Hans Zippert »zu wenig Tier-Content« monierte, nicktest Du nur still und gütig, und wenn Du Dich doch mal zu einem Kommentar hinreißen ließest, war es ein noch lange im Gedächtnis bleibender Ratschlag wie »Grün auf dem Titel verkauft sich schlecht« oder »Gute Aufmacherthemen findet man im Videotext«.

Für den Aufenthalt im Jenseits hattest Du gewiss auch schon einen weisen Plan in petto. Schade, dass Du, lieber Lionel, uns ihn nicht mehr hast mitteilen können!

Immer Deine Titanic

Hey, faz.net!

»Lässt sich das Sterberisiko durch Sport minimieren?« fragst Du und willst uns damit hinter Deine Bezahlschranke locken. Mit ein bisschen Gehirnakrobatik sind wir allerdings selbst auf die Antwort gekommen: Nein.

Deine Stochastiker/innen von der Titanic

Abgefahren, Ex-Rennfahrer Gerhard Berger,

dass Sie im Spiegel den Formel-1-Fahrer Max Verstappen auf eine Stufe mit Ayrton Senna stellen. Darin, dass Verstappen keine Fehler mache und bei Regen oder Trockenheit keine Schwächen zeige, erinnere dieser Sie sehr an Senna: »Der war auch so.« Wir hoffen indes, dass Sie sich irren. Denn was alle Rennfans wissen: Senna verunglückte 1994 auf der Höhe seiner Karriere tödlich, und in diesem Aspekt, da sprechen wir sicher auch für Verstappen, ist Letzterer hoffentlich nicht »auch so«.

Meint die Pointenkurve kriegend

Ihre Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
09.05.2024 Zürich, Friedhof Forum Thomas Gsella
09.05.2024 München, Volkstheater Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella
11.05.2024 Karlsruhe, Kabarett in der Orgelfabrik Thomas Gsella