Briefe an die Leser | September 2023


Prywít, Wolodymyr Selenskyj!

Beim Gipfeltreffen in der litauischen Hauptstadt Vilnius stellte man Ihrem Land zwar erneut eine Mitgliedschaft in Aussicht, doch auf einen Zeitplan wollten die Nato-Staaten sich nicht festlegen.

Statt, Selenskyi, nun immer wieder Ihren Zorn runterzuwürgen, wie wär’s damit: Bei diesen Treffen tragen alle einen dunklen Anzug, weißes Hemd und Krawatte, lediglich Sie turnen in Cargohose und grünem Armeeshirt herum? Das wirkt ja, als befänden Sie sich im Krieg! Und Sie wissen doch, dass die Nato nicht gern Krieg führende Länder aufnimmt. Also schlucken Sie die Kröte, ziehen Sie ein blitzweißes Hemd an und werfen Sie sich einen dunkelblauen Zweiteiler über. Die Krawatte binden Ihnen dann die Dresscoaches von Titanic

Sakra, »Bild«!

Da hast Du ja wieder was aufgedeckt: »Schauspieler-Sohn zerstückelt Lover in 14 Teile. Die dunkle Seite des schönen Killers. Im Internet schrieb er Hasskommentare«. Der attraktive, stinknormal wirkende Stückel-Killer hat Hasskommentare im Netz geschrieben? So kann man sich in einem Menschen täuschen! Wir sind entsetzt. Dieses Monster!

Indes, wir kennen solche Geschichten zur Genüge: Ein Amokläufer entpuppt sich als Falschparker, eine Kidnapperin trennt ihren Müll nicht, die Giftmischerin hat immer beim Trinkgeld geknausert, und das über Leichen gehende Hetzblatt nimmt’s gelegentlich mit der Kohärenz beim Schlagzeilen-Zusammenstückeln nicht so genau.

Grüße von der hellen Seite des Journalismus Titanic

Glückwunsch, Franz Josef Wagner!

Zu Ihrem achtzigsten Geburtstag widmete Ihnen das Zeit-Magazin glatt eine Titelstory samt großem Interview. Überschrift: »Ein Gespräch mit Franz Josef Wagner – dem umstrittensten Kolumnisten Deutschlands«. Und das, lieber F. J., ist doch wahrlich ein Geschenk, dass Ihr pathetisches, versucht poetisches Gewäsch an so prominenter Stelle auch noch als »umstritten« geadelt wird!

Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, meint Titanic

Lobe den Herrn, Bibelhaus Frankfurt!

»Bibel ist ökologisch« lautet einer Deiner aktuellen Slogans. Dies erläuterst Du auf Deiner Website: »Im Garten Eden bekommt der Mensch aber auch eine weitere Aufgabe, die Schöpfung zu ›bebauen und bewahren‹ (Genesis 2,15) und damit ökologisch zu handeln.«

Wie Du gerade das Bebauen als Anleitung zum ökologischen Handeln interpretierst, fragen wir uns schon. Es ist ja aber auch gar nicht nötig, sich weiter in Deine Exegese zu vertiefen. Die wichtigste ökologische Eigenschaft der Bibel liegt schließlich auf der Hand: Sie ist aus Papier und lässt sich deshalb problemlos zu hilfreicher Literatur über Ökologie recyceln!

Worauf wartest Du noch? Titanic

Krachende News, Roderich Kiesewetter (CDU),

wünschen Sie sich aus Russland: »Drohnenangriffe auf Moskau mit sehr geringen Auswirkungen sind auch deshalb nötig, weil sie die russische Bevölkerung trotz der Fehlinfos über den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine informieren.«

Das ist zwar nicht die zivilisierteste Art der Informationsübermittlung, aber vielleicht leidet das Gespür dafür auch ein bisschen, wenn man, wie Sie, jahrzehntelang Soldat bei der Bundeswehr war. Falls Sie Ähnliches auch für nicht-militärische Bereiche befürworten, freut sich schon auf die ersten Aktivist/innen der Letzten Generation im Vorstand der CDU:

Ihre Kommunikationsberatung von der Titanic

Hört, hört, »Spiegel«!

Du schreibst: »Nach Hakenkreuz-Post – Kanye West darf bei X wieder twittern« und meinst damit, dass er für den Hakenkreuz-Post blockiert und nun wieder zugelassen wurde. Aber Deine Formulierung ist natürlich viel treffender für den Zustand von Musks sozialem Netzwerk.

Wünschen Dir weiterhin eine so scharfe Beobachtungsgabe:

Deine fellow Medienkritiker/innen von Titanic

Anpfiff, Alexandra Popp!

Im Sports-Illustrated-Interview sprachen Sie als 32jährige Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft über die Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Spielerinnen: »Das ist eine ganz andere Generation. Allein, wie man heutzutage mit den Spielerinnen umgehen muss: Als ich in deren Alter war, wurde ich von gefühlt fünf Seiten angemault, wenn ich mal einen Fehlpass gespielt oder jemanden nicht angespielt habe. Wir waren damals noch etwas härter, was diese Kritik angeht – das Annehmen, aber auch das Umsetzen.« Weiter: »Es ist auch interessant, mit welchem Selbstverständnis ich als junge Spielerin das Tor oder die Bälle getragen habe. Jeden Tag. JEDEN Tag. Das haben die jungen Spielerinnen heutzutage gar nicht mehr.«

Kein Wunder, Popp, denn Sie haben es hier immerhin mit der arbeitsfaulen Generation Z zu tun! Zucken deren Vertreterinnen nur die Achseln, wenn Sie zum Kopfball flanken? Verlassen sie nach neunzig Minuten einfach das Feld, anstatt die Nachspielzeit zu absolvieren, und sagen sie Sätze wie »Nach dem Spiel ist nach dem Spiel«? Dann wird es höchste Zeit, dass Sie ein paar rüstige Boomerinnen rekrutieren, die den Jungen zeigen, wo das Lattenkreuz hängt.

Rät Titanic

Ei Gude, Nancy Faeser!

Als Bundesinnenministerin und SPD-Spitzenkandidatin für die hessische Landtagswahl stellen Sie im Wahlkampf wöchentlich eine weitere Verschärfung des Asylrechts in Aussicht, um bei Ihren stockkonservativen hessischen Landsleuten zu punkten. Das Dumme ist nur, dass Sie damit bis jetzt bei Ihrer Zielgruppe nicht so recht ankommen. Der sind Sie einfach zu zaghaft.

Da hilft nur eins: Klotzen, nicht kleckern! Ihr Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) hat es doch vorgemacht und sich über die Abschiebung von 69 Afghan/innen an seinem 69. Geburtstag gefreut! Das haben alle verstanden. Tja, Ihr 53. Geburtstag am 13. Juli ist schon rum, die Chance ist vertan! Jetzt hilft nur noch eins: gemeinsame Wahlkampfauftritte mit Thilo Sarrazin!

Und flankierend: eine Unterschriftensammlung gegen die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts, die es Migrant/innen erleichtert, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ohne die eigene aufzugeben. Für Unterschriftenaktionen gegen die doppelte Staatsbürgerschaft sind die Hess/innen seit jeher zu haben (»Wo kann ich gegen die Ausländer unterschreiben?«). Und dass Sie damit gegen Ihren eigenen Gesetzentwurf agitieren – das werden die sicher nicht checken!

Darauf wettet Ihre Wahlkampfassistenz von der Titanic

Du, EU-Parlament,

hast kürzlich das weltweit erste Regelwerk zur Kontrolle von KI verabschiedet, was die FAZ fragen ließ: »Wie will man etwas regulieren, was sich rechtlich kaum greifen lässt?« Dabei ist die vielleicht größere Frage die, ob die KI überhaupt noch bereit ist, so ein Gesetz zu akzeptieren!

Würde sicherheitshalber mal unverbindlich nachfragen: Titanic

Hä, AfD Freiburg?

Du ärgerst Dich schon länger über die auf dem Rathausplatz campenden Klimaaktivist/innen und schreibst deshalb ins Amtsblatt: »Die AfD hat dies in Anfragen an die Stadt mehrfach kritisiert. Die Antwort der Stadtoberen war immer ausweichend: Kann man nichts machen, ist rechtmäßig. Für die Ziele zeigte man überdies Verständnis.«

Doch nun will die Stadt den Platz schon mal räumen lassen, denn: »Der Weihnachtsmarkt naht. Dass der Bürger hier leiden musste, war wohl weniger wichtig. Einer der schönsten Plätze der Stadt verschandelt, Hochzeiter vor der Kulisse heruntergekommener Zelte, alter Holzpaletten und bekritzelter Leintücher.« AfD, aber was ist ein Weihnachtsmarkt denn bitte anderes als eine Kulisse heruntergekommener Bretterbuden und alter Holzpaletten? Von der einhergehenden Verschandelung schöner Plätze nicht zu reden!

Rätselt Titanic

Apropos: Peinlich, AfD!

Als Stimmen immer lauter wurden, die die Formulierung »Auflösung der EU« in Deinem Programm monierten, fühltest Du Dich genötigt, dies als »Versehen« zu deklarieren. Das glauben wir Dir sogar. Eigentlich sollte da »Auslöschung« stehen, nicht wahr?

Will es vielleicht lieber doch nicht wissen: Titanic

Wuff, wuff, Joe Biden!

Was mussten wir für eine erschütternde Meldung aus Ihrem Umfeld lesen? Ihr Schäferhund Commander soll zwischen Oktober 2022 und Januar 2023 mindestens zehn Mal Mitarbeiter/innen des Secret Service angegriffen oder sogar gebissen haben. Weder Sie noch Ihre Frau Jill konnten den Hund unter Kontrolle bringen.

Das stimmt uns nachdenklich: Unseres Wissens werden Hunde vor allem aggressiv, wenn sie Angst haben. Aber wovor hat Commander Angst? Möglicherweise um Sie? Dass Sie, Mr. President, auch in naher Zukunft beißen, und zwar ins Gras?

Um Ihre Alpha-Rolle im Rudel besorgt: Titanic

In Deckung, web.de!

Auf den Umstand, dass sich seit Russlands Angriff auf die Ukraine die Anträge auf Kriegsdienstverweigerung in der Bundeswehr verfünffacht haben, reagierst Du in Deinem Newsticker mit journalistischem Fingerspitzengefühl. »Zahl der Kriegsdienstverweigerer explodiert seit Kriegsbeginn«, verkündest Du und lässt uns verwirrt zurück: Werden Kriegsdienstverweigerer/innen nicht überhaupt erst zu Kriegsdienstverweigerer/innen, weil sie eben nicht in die Luft gejagt werden wollen?

Plädiert für entschärfte Wortwahl: Titanic

Moin, Schleswig-Holstein!

Dass Lokalpatriotismus fast ebenso lächerlich und unsinnig ist wie überregionaler, beweist sehr eindrucksvoll Dein Slogan »Der echte Norden«. Doch was für ein Standortvorteil soll das sein? Dass die Küsten Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommerns nicht im Norden lägen bzw. in einem irgendwie unechten Norden? Oder gibst Du ernsthaft damit an, dass kleine Teile von Schleswig-Holstein (nämlich gerade mal so eben Flensburg und Sylt) ein wenig nördlicher liegen als der nördlichste Teil anderer Bundesländer?

Ganz besonders eindrucksvoll ist die Gedankenlosigkeit dieser Aussage für viele Reisende in der gerade ausplätschernden Urlaubssaison zu erleben. Wenn sie nämlich von Norden aus Dänemark kommend in den Süden fahren und hinter der dänischen Grenze mit den Worten »Willkommen im echten Norden« begrüßt werden.

Aber wie das mit regionalen Unterschieden so ist, geht es im »echten Norden« zwar keineswegs geistreich zu, was aber noch lange nicht heißt, dass andere, wie etwa Mecklenburg-Vorpommern (»MV tut gut«), Niedersachen (»Niedersachsen. Klar«) oder Thüringen (»Das ist Thüringen«) weniger dummbratzig wären.

Dabei geht doch nur an einer kein Weg vorbei, und das ist Titanic

Hola, Daniel Brühl!

Wie zahlreiche deutsche Promis haben auch Sie Ihren Lebensmittelpunkt nach Spanien verlegt. Begründung: »Der Krieg in der Ukraine, das fühlte sich in Berlin zu nah an.«

Ja, das schlägt schon aufs Gemüt, wenn so ein Krieg zwar gut 1000 Kilometer entfernt, aber gefühlt doch irgendwie sehr präsent ist, nicht? Aber umso schöner, wenn man das nötige Kleingeld zusammen hat, um vor dem Kriegsgetöse auf die Finca zu fliehen! Wir hoffen, dass Sie den Stress bei einem Glas Tinto de Verano schnell vergessen können.

Schöne Grüße aus dem Kriegsgebiet von Titanic

Cher, Teuerste!

Sie steigen nun also ins Eisgeschäft ein, mit Ihrer eigenen Eismarke, und zwar unter dem zauberhaften Namen »Cherlato« – aber verstoßen Sie damit nicht gegen die internationalen Kalauer-Bestimmungen für Geschäftseröffnungen? Ein Friseurladen hätte es natürlich sein müssen, Cher, ein Friseurladen! Ein Friseurladen des Namens »Cher-Cut« oder »(S)Cheren-Schnitt« oder »(C)h(ai)(e)r-Einspaziert« …

Kleiner Cherz von Titanic

Tag auch, Mekkafood!

Du bietest »Quality products since 1993«, und wie gern haben wir da nach Deinen halalen Hackbällchen aus dem Tiefkühlfach gegriffen, noch ohne überhaupt zu wissen, dass, wie Du auf Deiner Homepage schreibst, »alle Spezialitäten mit größter Sorgfalt und den besten Zutaten hergestellt« werden. Mit nämlich »Hähnchenseparatorenfleisch 70% (brühwurstartig feinzerkleinertes maschinell entbeintes Hähnchenfleisch), Trinkwasser, Paniermehl (Weizenmehl, Hefe), Speisesalz, getrocknetes Gemüse (Zwiebeln), Bouillon (Soja, Emulgator Sojalecithin, natürliches Aroma (pflanzliches Fett, Dextrose, Farbstoff (Zuckerkulör), Geschmacksverstärker (Natriumglutamat, Dinatriuminosinat)), Kräutermischung (Koriander, Sellerie, Senf), Stabilisator (Diphosphate, Triphosphate), Antioxidationsmittel (Ascorbinsäure)« – so weit, Mekkafood, so Lebensmittelindustrie. Aber dass Du eine Marke der »Pure Ingredients Gm

Wenn Sie, Peter Ramsauer,

nicht durch gerade veröffentlichte Äußerungen aufgefallen wären, hätte niemand gemerkt, dass Sie immer noch im Bundestag Platz wegnehmen. Und wenn Sie glauben, in Bezug auf Menschen, die nach Deutschland kommen, den ehemaligen chinesischen KP-Führer Deng Xiaoping zitieren zu müssen (»Wenn man die Fenster zu weit aufmacht, kommt auch viel Ungeziefer mit rein«), dürfen Sie in Zukunft folgendes Sprichwort auf sich gemünzt sehen: »Wenn man lange genug auf die Stühle des deutschen Bundestages schaut, entdeckt man den einen oder anderen Mistkäfer.«

Die Insektenforscher/innen auf der Titanic

Überraschend, schlagerprofis.de …

Anlässlich eines Interviews mit Sängerin Beatrice Egli klagt Ihr: »Dass eine Mehrheit in Deutschland Gendern ablehnt und insbesondere große Sprachkünstler wie Heinz-Rudolf Kunze bei dieser Kunstsprache ›körperliche Schmerzen‹ bekommen«, sei »vielen in der Branche egal«.

Auch wir konsultieren beim Konsum niederer Kunstsprache, aber auch im Angesicht einer Natursprache indigener Germanenvölker wie der Euren unverzüglich Ärzt/innen und Apotheker/innen – führen wir unser eigenes Verbalwerk doch auf göttlichen Ursprung zurück.

Trotz höherer Einsichtsfähigkeit aus genannter Quelle erscheint uns allerdings ein Sprachkünstler unwahrscheinlich, der bei Kunstsprache von Kopfweh heimgesucht wird, ein Schlagerprofi aber, der ein solch groteskes Bild sprachlich einfängt, noch um einiges unwahrscheinlicher.

Deshalb zweifelnde Grüße von Titanic

Heil, rechtsextremer Maximilian Krah (AfD)!

Kurz nach Ihrer Kür zum Spitzenkandidaten Ihrer Partei für die Europawahl führten Sie, der Sie für besonders völkische und queerfeindliche Positionen bekannt sind, ein Gespräch mit dem Deutschlandfunk, der anschließend erleichtert berichtete: »Das war ein recht moderater Maximilian Krah, den man jetzt im Deutschlandfunk hören konnte.«

Ihre gemäßigte Forderung nämlich, so der Sender: »Die AfD wolle 80 Prozent weniger Europa«, statt radikaler 100 Prozent vermutlich – und das ließe sich doch mit ein wenig Augenmaß bewerkstelligen, indem Sie nach einem Wahlsieg entweder mit Bedacht einen Feldzug anzetteln, der die umliegenden europäischen Nationen so maßvoll in Schutt und Asche legt, dass immerhin ein paar Runkelrüben übrig bleiben, oder aber eine bescheidene Schenkung von vier Fünfteln des Kontinents an die Russische Föderation veranlassen.

In beiden Fällen wäre jedenfalls sichergestellt, dass der von Ihnen verehrte Präsident Putin sich ein kleines bisschen freuen täte – und Sie damit sogar ganz moderat zur Völkerverständigung beitragen würden.

Verzichtet sich mäßigend auf authentische Grüße: Titanic

Du, »Bild«,

plakatierst gerade überall als Werbung für die angeblichen Vorzüge Deiner digitalen Ableger den Slogan: »Das Neueste von morgen schon am Vorabend wissen!« Und präziser, Bild, hätten auch wir Dein Verhältnis zur Wahrheit nicht auf den Punkt bringen können.

Von dieser Ehrlichkeit beeindruckt: Titanic

Sind Sie sicher, Rufus Beck?

Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur zum 25. Jubiläum des Erscheinens des ersten deutschsprachigen »Harry-Potter«-Buchs kamen Sie ins Fantasieren: Würde Harry heutzutage und in der echten Welt leben, dann würde er sich als Klimaschützer engagieren. Er habe schließlich immer für eine gute Sache eingestanden.

Wir möchten Sie an dieser Stelle daran erinnern, dass Harry Potter ein Zauberer ist, sich folglich gar nicht für den Klimaschutz engagieren müsste, sondern ihn mit einem Schnips obsolet machen könnte. Da allerdings in sieben endlos langen »Harry Potter«-Bänden auch keine Klassenunterschiede, Armut oder gar der Kapitalismus weggezaubert wurden, fragen wir uns, warum Harry gerade bei der Klimakrise eine Ausnahme machen sollte. Aber wo Sie schon so am Fabulieren sind, kommen wir doch mal zu der wirklich interessanten Frage: Wie, glauben Sie, würde sich Ihr Kämpfer für das Gute zu Trans-Rechten verhalten?

Hat da so eine Ahnung: Titanic

Hoppla, Polizei Bielefeld!

Ein Tipp: Vor der Erstürmung einer Wohnung sollte man immer noch mal das Stockwerk überprüfen. Sonst kann es nämlich passieren, dass sich hinter der Tür nicht das erwartete Hells-Angels-Mitglied, sondern lediglich dessen Nachbar/innen befinden, die anschließend ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Ärgerlich.

Auch ärgerlich: Wenn es dann ein Trupp kleinlauter und peinlich berührter SEK-Beamt/innen unmittelbar ein Stockwerk drüber noch mal probieren muss und da dann niemand mehr anzutreffen ist. Aber vermutlich ist der betreffende Hells Angel einfach vorgewarnt worden.

Hält das für die wahrscheinlichste Erklärung: Titanic

Du, Krimi-Autorin Rita Falk,

bist mit der filmischen Umsetzung Deiner zahlreichen Eberhofer-Romane – »Dampfnudelblues«, »Sauerkrautkoma«, »Kaiserschmarrndrama« – nicht mehr zufrieden. Besonders die allerneueste Folge, »Rehragout-Rendezvous«, erregt Dein Missfallen: »Ich finde das Drehbuch unglaublich platt, trashig, stellenweise sogar ordinär.« Überdies seien Szenen hinzuerfunden worden und Charaktere verändert. Besonders verabscheuungswürdig seien die Abweichungen bei einer Figur namens Paul: »Der Film-Paul ist einfach ein Dorfdepp.«

Platt, trashig, ordinär – das sind gewichtige Vorwürfe, Rita Falk, die zu einer vergleichenden Neulektüre Deiner Romane einladen. Da fällt uns übrigens ein: Kennst Du die Geschichte vom Dorfdeppen, der sich beschwert, dass der Nachbarsdorfdepp ihn immer so schlecht imitiert?

Wär’ glatt der Stoff für einen neuen Roman!

Finden Deine Trash-Flegel von Titanic

Puh, 47jährige,

bei Euch läuft es ja nicht so rund gerade. »Nur mit Unterhose bekleidet: 47-Jähriger flippt an Trambahn-Haltestelle aus« müssen wir pfaffenhofen-today.de entnehmen. InFranken meldet: »143 Autos in vier Jahren zerkratzt – 47jähriger Verdächtiger wurde festgenommen«, und schließlich versaut Rammstein-Ekel Lindemann Euch noch zusätzlich das Prestige. Der ist zwar lang nicht mehr in Eurem Alter, aber von dem Lustgreis ist in letzter Zeit dauernd im Zusammenhang mit Euch die Rede, weil er sich als 47jähriger in eine 15jährige »verliebt« haben will.

Und wenn man sich bei so viel Ärger einfach mal einen antrinkt, geht natürlich auch das schief: »Betrunkener 47-Jähriger landet in Augustdorf im Gegenverkehr«, spottet unbarmherzig lz.de.

Vielleicht, liebe 47jährige, bleibt Ihr besser zu Hause, bis Ihr 48 seid?

Rät die ewig junge Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, welt.de!

Die Firma Samyang stellt offenbar recht pikante Instant-Ramen her. So pikant, dass Dänemark diese jetzt wegen Gesundheitsbedenken vom Markt genommen hat. Und was machst Du? Statt wie gewohnt gegen Verbotskultur und Ernährungsdiktatur zu hetzen, denunzierst Du Samyang beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, wo Du fast schon hämisch nachfragst, ob das Produkt vielleicht auch hierzulande verboten werden könne.

Das Amt sekundiert dann auch sogleich bei der Chilifeindlichkeit und zählt als angebliche »Vergiftungssymptome« auf: »brennendes Gefühl im (oberen) Magen-Darm-Trakt, Sodbrennen, Reflux bis hin zu Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Bauch- und Brustraum. Bei hohen Aufnahmemengen können zudem Kreislaufbeschwerden auftreten – beispielsweise Kaltschweißigkeit, Blutdruckveränderungen und Schwindel«. Hallo? Neun von zehn dieser »Nebenwirkungen« sind doch der erwünschte Effekt einer ordentlich scharfen Suppe! Erbrechen müssen wir höchstens bei so viel Hetze!

Feurig grüßt Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Also echt, Hollywood-Schauspieler Kevin Bacon!

»Wie wäre es eigentlich, wenn mich niemand kennen würde?« Unter diesem Motto verbrachten Sie mit falschen Zähnen, künstlicher Nase und fingerdicken Brillengläsern einen Tag in einem Einkaufszentrum nahe Los Angeles, um Ihre Erfahrungen als Nobody anschließend in der Vanity Fair breitzutreten.

Die Leute hätten sich einfach an Ihnen vorbeigedrängelt, und niemand habe »Ich liebe Dich!« zu Ihnen gesagt. Als Sie dann auch noch in der Schlange stehen mussten, um »einen verdammten Kaffee zu kaufen«, sei Ihnen schlagartig bewusst geworden: »Das ist scheiße. Ich will wieder berühmt sein.«

Das ist doch mal eine Erkenntnis, Bacon! Aber war der Grund für Ihre Aktion am Ende nicht doch ein anderer? Hatten Sie vielleicht einfach nur Angst, in die Mall zu gehen und als vermeintlicher Superstar von völlig gleichgültigen Kalifornier/innen nicht erkannt zu werden?

Fand Sie nicht umsonst in »Unsichtbare Gefahr« am besten: Titanic

 Mmmh, Futterparadies Frankfurt a. M.!

Du spielst in einem Feinschmecker-Ranking, das die Dichte der Michelin-Sterne-Restaurants großer Städte verglichen hat, international ganz oben mit: »Laut einer Studie des renommierten Gourmet-Magazins Chef’s Pencil teilen sich in der hessischen Metropole 77 307 Einwohner ein Sterne-Restaurant.«

Aber, mal ehrlich, Frankfurt: Sind das dann überhaupt noch echte Gourmet-Tempel für uns anspruchsvolle Genießer/innen? Wird dort wirklich noch köstlichste Haute Cuisine der allerersten Kajüte serviert?

Uns klingt das nämlich viel eher nach monströsen Werkskantinen mit übelster Massenabfertigung!

Rümpft blasiert die Nase: die Kombüsenbesatzung der Titanic

 So ist es, Franz Müntefering!

So ist es, Franz Müntefering!

Sie sind nun auch schon 84 Jahre alt und sagten zum Deutschlandfunk, Ältere wie Sie hätten noch erlebt, wozu übertriebener Nationalismus führe. Nämlich zu Bomben, Toten und Hunger. Ganz anders natürlich als nicht übertriebener Nationalismus! Der führt bekanntlich lediglich zur Einhaltung des Zweiprozentziels, zu geschlossenen Grenzen und Hunger. Ein wichtiger Unterschied!

Findet

Ihre Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Lifehack von unbekannt

Ein Mann, der mir im Zug gegenüber saß, griff in seine Tasche und holte einen Apfel heraus. Zu meinem Entsetzen zerriss er ihn mit bloßen Händen sauber in zwei Hälften und aß anschließend beide Hälften auf. Ich war schockiert ob dieser martialischen wie überflüssigen Handlung. Meinen empörten Blick missdeutete der Mann als Interesse und begann, mir die Technik des Apfelzerreißens zu erklären. Ich tat desinteressiert, folgte zu Hause aber seiner Anleitung und zerriss meinen ersten Apfel! Seitdem zerreiße ich fast alles: Kohlrabi, Kokosnüsse, anderer Leute Bluetoothboxen im Park, lästige Straßentauben, schwer zu öffnende Schmuckschatullen. Vielen Dank an den Mann im Zug, dafür, dass er mein Leben von Grund auf verbessert hat.

Clemens Kaltenbrunn

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

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