Briefe an die Leser | November 2023


Ahoi, Aida!

Als in der Nähe von Sizilien ein Boot mit Fliehenden in Seenot bei Dir andockte und Du die Menschen nicht an Bord gelassen, sondern auf das Eintreffen der italienischen Küstenwache gewartet hast, legten Dir Kritiker/innen das natürlich als Kaltherzigkeit aus. Wir hingegen verstehen Deinen dramaturgischen Kniff. Irgendwie musst Du Deine Gäste ja bei Laune halten und für Unterhaltung sorgen. Was gibt’s da Besseres als ein Boot in Seenot, dessen Passagier/innen man nicht rettet?

Kennen die Antwort schon: Deine Animateur/innen von der Titanic

Apropos: Ciao, Giorgia Meloni!

Sie verlangen von der EU, Migrant/innen an der Überquerung des Mittelmeers zu hindern. Notfalls müsse, wie der Deutschlandfunk Sie zitiert, »die Marine eingreifen«. Aber Frau Meloni, da haben Sie wohl etwas durcheinandergebracht: Die Marine ist doch noch gar nicht an der Macht!

Verwirrte Grüße von Titanic

Hmm, Gerhard Matzig …

Im Feuilleton der SZ traten Sie an, Ihren grün-versnobten Leser/innen zu erklären, warum die Landbevölkerung bei der bayerischen Landtagswahl massenhaft zur AfD abgewandert ist. Ihrer Analyse zufolge ist es die »Brennsuppe« bzw. die Angst vor diesem Armeleute-Essen: »die Angst vor Verarmung, Abstieg und Wohlstandsverlust, die in der Mitte umgeht«, und die sei etwa im Bayerischen Wald und in Niederbayern aus historischen Gründen oft noch mit Händen zu greifen.

In München-Schwabing dagegen lebe man im Überfluss, der »vom Überdruss kaum mehr zu unterscheiden ist«, weswegen man dort einer Mode verfallen sei, die vom grün wählenden Lastenfahrradfahrer repräsentiert werde: »Verzicht, Askese, das Sich-Bescheiden samt ›Weniger ist mehr‹-Philosophie plus Sekundenkleber«. So gesehen kommt eigentlich nur einer unterm Strich gut weg: der Wohnungsbesitzer von München-Haidhausen mit BMW in der Tiefgarage, der der von Ihnen beschriebenen dekadenten Mode entsagt und sich mutig zu der Münchner Minderheit bekennt, die AfD wählt, stimmt’s?

Verzichtet lieber auf die weitere Beschäftigung mit Ihren Thesen: Titanic

Valar Morghulis, George R. R. Martin!

Zusammen mit dem US-Schriftsteller/innenverband verklagst Du nun den Entwickler von ChatGPT, weil dieser seine Wunder-KI mit Texten aus Deinen Büchern gefüttert hat.

Heiliges Drachenei, George R. R., wie hast Du das denn herausgefunden? Hat der Chatbot auf die Frage, wie man eine Regenrinne reinigt, geantwortet, dass man am besten mit seiner Schwester in die Kiste hüpft und anschließend Vatermord begeht?

Und wäre es, statt eines langjährigen Klageverfahrens bis in die höchsten Instanzen, nicht viel passender, den Erfinder und das gesamte Silicon Valley auf eine Burg zu einer Hochzeit einzuladen und die Sache da zu klären? Erst ein bisschen Speis und Trank, dann wird getanzt und dann zum Höhepunkt des Abends … na, Du weißt ja selber, wie’s ausgeht.

Ist dann leider verhindert: Titanic

Wie Du meinst, Ritter Sport!

Deine Sorte Knusper-Nuss bewirbst Du mit: »Keine Aromen. Purer Genuss.« Wahrscheinlich definiert jede/r Genuss anders und unsereins ist etwas eigen, aber wir hätten dann doch lieber künstliche Aromen als gar keine.

Knuspert besser woanders: Titanic

Löblich, Univ.-Prof. Hubert Hasenauer,

ist Ihr Engagement gegen die Verkitschung und Vermenschlichung von Pflanzen. Zusammen mit mehreren Kolleg/innen warnen Sie, tätig an der Wiener Universität für Bodenkultur, im Fachjournal Trends in Plant Science davor, Bäumen Glücks- oder Schmerzempfinden zuzuschreiben. Auch die Idee eines »Mutterbaumes«, den »gezielten Transfer von Kohlenstoff von älteren zu jüngeren Bäumen mittels Pilzgeflechten«, hält Ihre Forschungsgruppe für Humbug: »Dort, wo die Daten einen solchen Transfer tatsächlich nahelegen, ist die ausgetauschte Kohlenstoffmenge so gering, dass sie für den empfangenden Baum physiologisch völlig irrelevant ist«. Treibe hingegen ein gefällter Baum am Stumpf wieder aus, dann sei das »die gleiche Wurzel, das hat nichts mit dem ›Mutterbaum‹ zu tun«. Bei solchen Vorstellungen sei Ihnen zufolge vielmehr »der Wunsch Vater des Gedankens«.

Moment, Professor! Wie kann denn ein Gedanke einen Vater haben? Werden hier nicht Wünsche auf geradezu krude Weise vermenschlicht, Gedanken sogar verkindlicht?

Achten Sie bitte ein wenig besser auf Ihre Worte, die Wissenschaftsfeindlichkeit ist schließlich groß genug, warnt Ihr Holzmedium Titanic

Ganz sicher, Matthias Winkelmann?

Sie sind CDU-Fraktionsvorsitzender im Wernigeroder Stadtrat im Harz. Nun haben Sie es geschafft, bundesweit Schlagzeilen zu produzieren, und zwar im Zuge des Besuchs von Robert Habeck. Der Wirtschaftsminister sollte sich nämlich ins Goldene Buch eintragen, und das veranlasste Sie zu der Aussage, Sie könnten es nicht mit Ihrem Gewissen vereinbaren, mit »diesem Mann in einem Raum« zu sein. Sie fänden es sogar »unerträglich«, der Eintragung beizuwohnen.

Letzteres können wir verstehen: Die zu erwartende lockere Rede Habecks, die aufgesetzten Schmeicheleien der Kolleg/innen aus dem Stadtrat, die sexuelle Spannung im Raum … Alles gute Gründe, die Veranstaltung abzulehnen. Aber Ihr Gewissen, Winkelmann? Wir dachten bisher, dass das gerade bei ostdeutschen CDU-Verbänden nun wahrlich nicht ausschlaggebend für politische Entscheidungen sei. Oder haben Sie Ihr Gewissen einfach neu justiert und arbeiten jetzt an der Brandmauer gegen Mitte-links?

Hat keinerlei Gewissensbisse, Sie das zu fragen: Titanic

Eine runde Sache, Maurice Cabanis,

ist Ihre Anstellung als Direktor der Stuttgarter Klinik für Suchtmedizin. Gern wären wir in dem Moment dabei gewesen, als Ihnen klar wurde, dass Google die Wahl Ihrer medizinischen Fachrichtung schon vorab getroffen hatte: Egal, was Sie eingaben – »Cabanis Herzchirurgie«, »Cabanis Notfallarzt«, »Cabanis Pathologie« – es kam nur immer wieder die Nachfrage »Suchst Du stattdessen nach: cannabis«.

Latent neidisch ob dieses vorgezeichneten Weges: Titanic

Spitzenidee, Krimi-Autor Björn Berenz!

Um blutrünstige Senior/innen für sich zu gewinnen, haben Sie sich für Ihren ersten Schwedenkrimi einen ganz besonders delikaten Titel einfallen lassen. In »Knäcketod« wird wegen eines Leichenfundes im Knäckebrotteig ermittelt, und das macht Appetit auf mehr. Wir freuen uns auf: furchterregende Fleischwolf-Szenen im Bologna-Krimi »Mordadella«, einen mörderischen Ausflug ins Commonwealth samt Sherlock-Holmes-Referenzen in »Fish and Schlitz« – und natürlich auf den verschrobenen Ermittler, der dem berüchtigten »Hamwürger« in einer norddeutschen Metropole nachjagt!

Wünscht gutes Gelingen: Titanic

Mal wieder zu Dir, Mey & Edlich!

Deine Sonderaktionen in allen Ehren, und der »Auf-Messers-Schneide-Blouson« aus Lammleder führt halt auch »zurück zu den Wurzeln« – aber ist Dir da in Deinem Foto nicht trotzdem was, na, unterlaufen? Oder bebilderst Du so Dein Katalogmotto »Zur Hölle mit den Konventionen«? Sodass dem Lammbraten dann halt der vegane Waffelnachtisch folgt?

Folgt Dir jedenfalls immer williger: Titanic

Hast Du schon gehört, »FAZ«?

Du solltest gelegentlich Deinen besitz- wie bildungsbürgerlichen Elfenbeinturm verlassen. Dann würdest Du auch nicht weltfremd an den Leuten vorbei zum Thema »Archäologie in Anatolien« titeln: »Wie sprachen die Nachbarn der Hethiter?«, sondern die viel interessantere, weil lebensnähere Frage stellen: Wie sprachen die Nachbarn über die Hethiter?

Tratscht auch gern: Titanic

Sie, Anika Decker,

sind Drehbuchautorin und haben gerichtlich erstritten, für Ihre Beteiligung an Til Schweigers »Keinohrhasen« und »Zweiohrküken« angemessen entlohnt zu werden (sog. »Fairness-Paragraph«, wenn die Vergütung in »auffälligem Missverhältnis« zu den späteren Filmeinnahmen steht). Das Urteil: 51 026,59 Euro schuldet Ihnen Barefoot Films für »Keinohrhasen«, 86 031,97 Euro für »Zweiohrküken«. Auch von Warner Bros. bekommen Sie nachträglich Kohle, nämlich für »Keinohrhasen« 26 907,09 Euro, für »Zweiohrküken« 20 498,94 Euro; zu schweigen von künftigen Beteiligungsansprüchen.

Macht bis dato 184 464 Euro und 59 Cent. Eine schöne Summe; einerseits. Andererseits: Dafür, dass Sie nun überall öffentlich bekannt sind als Mitschöpferin dieser beiden epochalen ästhetischen Menschheitsverbrechen und fulminanten Scheißfilme – war’s das wirklich wert?

Immer gegen auffällige Missverhältnisse: Titanic

Na ja, desired.de,

ob »Introvertiert – Diese 3 Tierkreiszeichen haben das langweiligste Leben« wirklich eine gute Clickbaiting-Schlagzeile ist, sei dahingestellt. Wir verraten Dir aber ein Geheimnis, bei dem Du normalerweise ganz bis zum Ende des ansonsten sinnlosen, aber langen Textes lesen müsstest, um es zu erfahren: Das langweiligste Leben hat – und das hat mit Tierkreiszeichen und solchem Geschummel nichts zu tun, sondern vielmehr mit der Aufgabe, immerzu solchen haarsträubenden Blödsinn wie den Deinen sichten und dann solchen Portalen wie Dir Briefe schreiben zu müssen – wer? Na?

Natürlich Titanic

Haha, Bayern-Boss Markus Söder,

da haben Sie ja einen rausgehauen! Haben CDU-Chef Merz beim Wahlkampfbesuch ein braunes, gesäßförmiges Gebäckstück mit der Aufschrift »In Bayern leckt es sich einfach besser!« überreicht. Lol! Erst beim zweiten Hinschauen bemerkten wir, dass wir die fette Zuckergussschrift nicht richtig entziffert hatten. »In Bayern LEBT es sich einfach besser!« stand da natürlich auf dem Lebkuchenherz. Unser Fehler!

Weniger anstößig wird die Aussage dadurch allerdings nicht.

Lebt ganz gut außerhalb Bayerns: Titanic

Aua, Elon Musk!

In Ihrer Tesla-Fabrik in Grünheide gibt es fast täglich Arbeitsunfälle, die unter anderem zu amputierten Gliedmaßen führen. Das mag im Einzelfall bedauerlich sein, dürfte aber am Ende einen großen Geist wie Sie nicht weiter stören: Wozu braucht es noch Arme und Beine, wenn sich das autonome Fahren erst mal durchsetzt?

Ist sich auch für kein Geschäft zu schade: Titanic

Sehr gewitzt, Hannah Gensch!

Sie arbeiten als systemische Paartherapeutin in München. In Ihrem Text »Liebe zu viert« erzählen Sie die Geschichte eines heterosexuellen Paares, das sich für eine polyamore Beziehung entscheidet: »Also arbeiteten wir ein richtiges Regelwerk aus, um ihre Liebe zu schützen. Darin steht etwa, dass auch er sich eine zweite Partnerin suchen darf, Sex mit den neuen Partnern ist erlaubt, jedoch keine zu tiefe emotionale Bindung. Auch die sexuellen Praktiken werden limitiert, manche sind nur dem Ehepartner vorbehalten. Man muss sich abmelden und wieder anmelden beim Partner, wenn man den oder die andere (sic!) trifft. Die Häufigkeit der Treffen ist klar festgelegt, auch wo man sich treffen darf.«

Gensch, besonders erotisch sind diese ganzen Regeln ja nun nicht! Oder ist das etwa Teil Ihres Plans und Sie hoffen, dass die beiden sich bei derart vielen Vorschriften bald wieder für eine monogame Zweierbeziehung entscheiden? Das würde ja zumindest Ihnen viel Arbeit ersparen.

Fragt Ihre Paartherapeutin: Titanic

Freundschaft, Genosse Gysi!

Wie die früher so moskauorientierten Scorpions befinden Sie alter Haudegen (75) sich offenbar seit Jahren auf einer langen, zähen Abschiedstour, die einfach kein Ende nehmen will. Im Augenblick gilt Ihr Engagement der Rechtsabweichlerin Sahra Wagenknecht, die Sie davon abhalten wollen, die heftig kriselnde Linke zu verlassen und ihre eigene Partei mit nationalistischem Einschlag zu gründen. »Ich hatte vor wenigen Tagen ein Gespräch mit ihr«, verrieten Sie der Frankfurter Rundschau, nur um Ihr bereits absehbares Scheitern einzugestehen: »Aber sie ist schon ziemlich weit mit ihren Überlegungen für eine Abspaltung.«

Da Sie inzwischen so wenig Einfluss auf Wagenknecht haben, können Sie der Frau dann wenigstens etwas Entmutigendes auf den Weg geben? Selbstverständlich gern: »Sozialpolitik wie die Linke, Wirtschaftspolitik wie Ludwig Erhard und eine Flüchtlingspolitik wie die AfD. Das kann nicht aufgehen.« Und, schärfster Kritikpunkt: »Eine Ein-Personen-Partei? Das ist zu einseitig.«

Aber seien Sie ehrlich, Herr Gysi, das hat Sie in den langen Jahren als Superstar im Fraktionsvorsitz doch auch nie gestört!

Vielseitige Fanpost mit Autogrammwunsch (Rückporto liegt bei) von Titanic

Bei Fuß, Discounterkette Netto!

In Deinem Selbstbedienungs-Backwarensortiment hast Du soeben Würstchen mit Ketchup im Blätterteigmantel im Angebot. Vermutlich wolltest Du sie ursprünglich unter dem Namen »Hot Dog« verkaufen, bis einem kritischen Geist in Deiner Marketingabteilung einfiel, dass die Dinger ja kalt feilgeboten werden und sich Kenner/innen der englischen Sprache darüber lustig machen könnten. Weshalb Du sie unter folgendem Namen in die Märkte brachtest:

Wuff, wuff, Netto, aber das ist lahm! Der »Dog« steht doch für das Würstchen im Brötchen, und dieser Mix aus Deutsch und Englisch schmeckt uns auch nicht. Hättest Du den Snack nicht kurzerhand »Kalter Hund« nennen können? Die paar Alten, die bei dem Namen noch an den Kastenkuchen aus Butterkeks, Kokosfett und Schokolade denken, will doch ohnehin niemand mehr als Kundschaft!

Zurück ins Körbchen, schilt Titanic

Du, Venedig,

willst also Geld für den Besuch Deiner modrigen Lagunenexistenz verlangen, um den Massentourismus einzudämmen: Ab Frühling 2024 sollen Tagesausflügler/innen eine Eintrittsgebühr zahlen. Allerdings nur probeweise an 30 noch festzulegenden Tagen des kommenden Jahres. Darunter auch an Brückentagen im Frühling. Ja, klar, so fängt es immer an. Und am Ende zahlt sich der durchschnittliche Overtourist wieder dumm und dämlich. Denn wir beide, Venedig, wissen doch ganz genau: Bei Dir ist jeder Tag Brückentag!

So nicht mit Titanic

Gu App, Bundeskanzler Nehammer (Österreich)!

Das wussten Sie natürlich noch, was wir dem seligen Guido Westerwelle im Novemberheft 2009 in die stets weitoffene liberale Goschn legten: »Krankenkassen abschaffen und durch Verzehrgutscheine von McDonald’s ersetzen« – und jetzt, Nehammer, Sie: »Was heißt: Ein Kind kriegt keine warme Mahlzeit in Österreich? Wisst ihr, was die billigste warme Mahlzeit ist? Ein Hamburger beim McDonald’s. Ein Hamburger kostet 1,40 Euro, mit Pommes dazu 3,50 Euro. Und jetzt behauptet wirklich einer ernsthaft, wir leben in einem Land, wo sich Eltern kein Essen für Kinder leisten können?«

Fiele uns nie ein. Wir möchten allenfalls behaupten, dass österreichische Kinder in einem Land leben, das sich einen Ronald McDonald als Bundeskanzler leistet.

Billig, warm, Titanic

Guten Flug, Tom Hanks!

Schon in einigen Jahren, so fabulierten Sie in einem Interview mit dem BBC-Sender Radio 4, werde die erste Geburt auf dem Mond stattfinden. Eines nahen Tages werde eine Frau auf dem Erdtrabanten schwanger werden, und sogleich skizzierten Sie vor lauter Begeisterung deren weiteren Lebensweg: »Vielleicht ist es dann die beste Lösung, sie dort oben zu belassen und den ersten wirklich außerirdisch geborenen Menschen willkommen zu heißen.«

Wir aber, Tom Hanks, müssen da doch noch mal nachfragen: Wer ist denn der Vater? Der Mann im Mond? Klappt’s mit dem Sex ganz gut trotz Schwerelosigkeit? Und auch später das Schieben des Kinderwagens? Kita-Plätze sind vorhanden? Und der Lehrer/innenmangel ist auch nicht viel größer als auf der Erde?

Sieht dann keine Probleme: Titanic

Lächerlich, USA!

»Missing F-35: US military asks for public’s help to find jet«, erfahren wir via BBC.

Das ist doch gar nichts! Bei uns in Deutschland wurde schon 2018 vermeldet, es seien in den vergangenen Jahren »75 Gewehre und Pistolen sowie fast 57 000 Schuss Munition« (Spiegel) perdu gegangen. Und das nur bei der Bundeswehr! 2021 galten mehr als 10 000 Waffen aus Privatbesitz als abhandengekommen.

Doch auch wir wollen uns gar nicht zu sehr aufspielen. Denn bei all den Schlagzeilen sagt man in Großbritannien nur: »Hold my pint.« Bei denen sind nicht nur mal ein paar Pistölchen hinters Regal gefallen: Wie nochmals die BBC berichtet, sind »Machine guns among weapons lost by UK armed forces«. Und damit kommt man auf der Insel erst so langsam in Gang! Quasi als Zwischengang wird gemeldet: »Wales’ national museums are missing almost 2000 items«, bevor es dann zum völlig überraschenden Höhepunkt kommt: »Hundreds of UK sex offenders went missing, figures show«.

Wissen auf jeden Fall, wo sie sich definitiv niemals nachts im Museum aufhalten werden:

Deine verlorenen Seelen von Titanic

Priwet, Gabriele Krone-Schmalz!

In den achtziger und frühen neunziger Jahren waren Sie als Korrespondentin für die ARD in Moskau unterwegs, haben sich dann aber dem unabhängigen Journalismus zuliebe von den öffentlich-rechtlichen Meinungsmedien abgewandt.

Nun geben Sie auf den Nachdenkseiten einen ganz persönlichen Literaturtipp. »Gabriele Krone-Schmalz legt eine erweiterte und aktualisierte Neuausgabe ihres Buches ›Eiszeit‹ vor«, präsentieren Sie, Gabriele Krone-Schmalz, dort ein Werk der Russland-Expertin Gabriele Krone-Schmalz.

Wer einen dermaßen objektiven Journalismus betreibt, dass er sogar über sich selbst unvoreingenommen berichten kann, hat seine Disziplin wahrlich gemeistert. Nur, liebe Gabriele Krone-Schmalz: Das Lesen Ihrer neu aufgelegten Ukraine-Krieg-Apologetik übernehmen Sie dann aber bitte auch selbst, ja?

Es empfiehlt sich: Titanic

Keine Sorge, Gloria von Thurn und Taxis!

Nun hat nach dem Energieversorger Rewag auch BMW das Sponsoring für die Regensburger Schlossfestspiele, deren Schirmherrin Sie sind, gekündigt. Offizielle Begründung: Das Unternehmen richte sein gesellschaftliches Engagement neu aus. Wahrscheinlicher ist, dass der Autobauer sich von Ihnen und Ihrem erzkatholischen bis extrem rechten Gewäsch distanzieren will, selbstverständlich erst nach Boykottaufrufen und offenen Briefen von Kulturinitiativen.

Jedoch: Was juckt Sie der Protest? Sind nicht genau das die Vorzüge davon, stinkreich zu sein? Dass man ungehindert von »schnackselnden Afrikanern« und dem Teufel als Ursache für Corona faseln und Trump und Orbán huldigen kann? Und wenn infolgedessen irgendein dummer Autokonzern abspringt, dann wuppt man die Festspiele eben mit den eigenen Milliönchen, nicht? Bei einem geschätzten Vermögen von drei Milliarden Euro sollten Sie derartige Lappalien nun wirklich nicht aus der Ruhe bringen.

Findet, neuerdings ebenfalls steinreich: Titanic

»Was vom Oktoberfest 2023 in Erinnerung bleibt«, fragst Du, »SZ« …

Und bei 6,5 Millionen Liter ausgeschenktem Bier würden wir glatt behaupten: Nix!

Deine Filmriss-Spezialist/innen von der Titanic

Mal zu Ihnen, Jörg Prophet!

Sie wären gern der allererste AfD-Oberbürgermeister Deutschlands geworden, und zwar in Ihrer Heimatstadt Nordhausen, Thüringen. Hat »leider« nicht geklappt. Womit Sie nun also amtlich haben, was einen Superpatrioten besonders wurmen muss: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.

Beim muslimhassenden Wahlvolk war ein Typ Ihres Namens aber wohl ohnehin nicht die beste Idee, hm?

Ma’assalama: Titanic

Hello, Basketball-Weltmeister Dennis Schröder!

Als Nationalmannschaftskapitän und ehemaliger Star der Los Angeles Lakers wurden Sie in der InStyle zu Ihrem Leben in den USA befragt, und Sie antworteten auf die Frage, was Sie an Deutschland am meisten vermissten: »Das Essen! Ich bringe jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin, Gewürzketchup und Mayonnaise mit. Wobei ich kürzlich auch eine Website gefunden habe, über die man deutsche Produkte in den USA kaufen kann.«

Nichts für ungut, aber sollte die urdeutsche Mayonnaise nicht mittlerweile auch in ausgesuchten Geschäften in den USA erhältlich sein? In jedem Fall ist es eine schöne Vorstellung, wie Sie glückselig und mit einer Sporttasche voller Hela-Gewürzketchup am Flughafen von L.A. in Ihren Lamborghini hüpfen.

Apropos L.A.: Der Glamour-Metropole haben Sie nun zugunsten Torontos und der dort ansässigen Raptors den Rücken gekehrt, doch auch dort wollen Sie auf Dauer nicht bleiben: »Nach meiner Karriere möchte ich auf jeden Fall wieder nach Braunschweig zurück.« Aber warten wir erst mal ab, ob Sie damit ernst machen. Womöglich finden Sie in der Zwischenzeit heraus, dass einer dieser verrückten Webshops sogar Original Braunschweiger Mumme nach Kanada liefert. Dann heißt es ganz schnell: Bye-bye, Germany!

Weltmeisterliche Grüße von Titanic

Psst, Putin!

Gute Neuigkeiten: Diese Nazis, die Du da seit Februar 2022 in der Ukraine suchst – wir haben sie gefunden! Also, zumindest einen. Er heißt Jaroslaw Hunka, wohnt in Kanada, ist 98 Jahre alt und war früher Mitglied der ukrainischen Abteilung der Waffen-SS. Bekannt wurde er, weil ihn der kanadische Parlamentspräsident während einer Feier versehentlich begrüßt und gewürdigt hat und dafür zurücktreten musste.

In Anbetracht des Alters und der geographischen Entfernung dieser nationalsozialistischen Ein-Mann-Bedrohung könntest Du, Putin, jetzt dann langsam mal mit dem Krieg aufhören, meinst Du nicht? Oder ihn wenigstens im richtigen Land führen; und am besten Mann gegen Mann, gegen einen fast Hundertjährigen dürftest auch Du (71) eine Chance haben!

Wenn’s 1:1 ausgeht, hätte auch nichts dagegen: Titanic

Sauerei, BetterMen-Fitnessapp!

Du hast uns Deine Werbung in die Timeline gespült und versprochen, man sehe die Resultate bereits »at the end of September«. Teufel, dachten wir, wer so auftrumpft, muss auch was können, schließlich hatten wir schon den 27. September, als die Werbung bei uns ankam. Und was war dann das Resultat? Muskelkater bis weit in den Oktober hinein, aber kein Kilo abgenommen!

Halten Dich für fit für die Tonne:

Deine Sportappmuffel von Titanic

Puh, Lisa Caspari!

Auf Zeit online schrieben Sie über den wahlkämpfenden Markus Söder: »Söder will in Deutschland eine ›Obergrenze‹ für Zuwanderung, was immer das auch sein soll. Sein Vorschlag klingt zu schön, um jemals wahr zu werden, aber die Schlagzeile zielte voll rein in die allgemeine Unzufriedenheit. Treffer, versenkt.«

So, so. »Was immer das auch sein soll«, so eine Obergrenze, können Sie als ehemalige Vizeleiterin eines Politikressorts wohl schon erahnen. Und wenn Sie das können, können Sie sich sicher auch denken, wie wir an dieser Stelle jemanden nennen würden, der eine Ablehnung von Migrant/innen an der deutschen Grenze, etwa ab dem Zweihunderttausendundersten, vielleicht ja auch gleich vom Schützenturm, für zu schön hält, um jemals wahr zu werden.

Voll rein in die allgemeine Unzufriedenheit: Titanic

Liebe Anna,

erst gestern saßen wir noch mit Dir in Sossenheim zusammen, haben auf Deine Kosten gegessen und getrunken – und nun wirst Du plötzlich hundert Jahre alt, in Zahlen: 100! Das erste Jahrhundert Anna Poth ist damit abgeschlossen, ein neues kann beginnen. Du bist die Grande Dame der Neuen Frankfurter Schule, Du bist die Säulenheilige der Caricatura, Du bist die Göttin der Satire. Ohne Dich, Anna, würde es uns alle, würde es TITANIC nicht geben. Generationen von Redakteur/innen und Mitarbeiter/innen haben bei Dir Lebenshilfe und Trost bei Liebeskummer, familiären Problemen oder Textschwierigkeiten gefunden. Du warst die Zeremonienmeisterin denkwürdiger Orgien in der legendären Villa Claire.

Ein ehemaliger Chefredakteur erinnert sich bewundernd, wie Du mal mit ihm zusammen aufgetreten bist, und als Du Deinen Part beendet hattest, war die Zeit abgelaufen, und dem überraschten TITANIC-Mann blieb nur noch, sich für die Aufmerksamkeit zu bedanken.

Du hast Dich als Sekretärin in die Pardon-Redaktion eingeschleust, um in der Nähe eines gewissen Zeichners sein zu können. Inzwischen bist Du in eingeweihten Kreisen aber schon längst nicht mehr die Frau von Chlodwig, sondern Chlodwig gilt als der Mann von Anna Poth.

Warum gibt es bei diesen unermesslichen Verdiensten eigentlich keine Sonderausstellung »100 Jahre Anna Poth« in der Caricatura? Warum hat die Stadt Frankfurt Dich noch nicht zur Ehrenbürgerin ernannt und warum steht in Sossenheim kein Denkmal von Dir? Das fragen sich Deine Verehrer/innen, die Dich bis in alle Ewigkeit hochleben lassen und auf die nächsten hundert Jahre mit Dir anstoßen!

Dein Dich immer liebendes Satireheftchen Titanic

Guten Tag, Nils Minkmar!

»Die Hamas geht vor wie die SS«, schrieben Sie auf der Plattform X. »Und wird so enden.«

Also … bis ins hohe Alter straffrei und unbelastet, mit abschlagsfreien Pensionsbezügen dank angesehenen Positionen in Politik, Justiz und Kulturbetrieb?

Danke für die Klarstellung. Titanic

Konsequent, Berliner Finanzsenator Stefan Evers,

wollen Sie gegenüber der Letzten Generation sein, die die Säulen des Brandenburger Tors mit der früheren Haupt-Erkennungsfarbe Ihrer Partei (CDU, orange) ergänzt hat. Die Klima-Aktivist/innen sollen für die Reinigung bezahlen, müssten »persönlich geradestehen«, es sollten auch zivilrechtliche Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden. »Diese Forderung werden wir so lange eintreiben, bis sie eingetrieben ist«, sagten Sie. Ein Beispiel nehmen Sie sich an dem Engagement, mit dem Ihre Partei bei Öl-, Gas-, Kohle- und Autoindustrie so unerbittlich den Schadensersatz für die Zerstörung des Klimas eingetrieben hat?

Hofft Titanic

Aufgepasst, Jens Haaning, dänischer Konzeptkünstler!

Ein Gericht in Kopenhagen hat nun entschieden, dass Sie knapp 500 000 Kronen (66 000 Euro) an das »Kunsten Museum of Modern Art« in Aalborg zurückzahlen müssen.

Das Museum hatte Sie für eine Ausstellung über das Verhältnis des Menschen zu Arbeit und Geld beauftragt, eine frühere Arbeit zu rekonstruieren, in der Sie die durchschnittlichen Jahreseinkommen eines Dänen und eines Österreichers in Kronen- und Euroscheinen auf zwei Leinwände geklebt hatten. Dazu überwies das Museum Ihnen 534 000 Kronen. Sie behielten das Geld, schickten zwei leere Bildrahmen und nannten Ihr Werk »Take the Money and Run«. Ihr Vorgehen wollten Sie als Protest gegen die schlechte Bezahlung verstanden wissen. Haaning, für die Jahreseinkommen von zwei Dax-Vorstandsvorsitzenden (2022 im Durchschnitt ca. fünf Millionen Euro) hätten Sie zwar ein paar mehr Leinwände gebraucht, aber viel mehr rausleiern können! Und dann aber auch tatsächlich verschwinden müssen!

Rät fürs nächste Mal: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
08.05.2024 Wiesbaden, Schlachthof Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
09.05.2024 Zürich, Friedhof Forum Thomas Gsella
09.05.2024 München, Volkstheater Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella