Briefe an die Leser | März 2023


Blöd gelaufen, brasilianische Rechtsextreme!

Da dachtet Ihr wohl, dass Ihr mit Eurem Sturm aufs Parlament für mächtig Wirbel in der westlichen Welt sorgen würdet, wie? Denn schließlich seid Ihr ja eine der größten Demokratien der Welt, und das muss ja in den anderen demokratischen Ländern in Mitteleuropa zu einem Aufschrei führen, stimmt’s?

Tja, da habt Ihr Euch mal hübsch verkalkuliert. In Deutschland zumindest reicht die Wahrnehmung Eures Landes nämlich auch im Jahr 2023 nicht über Fußball, Caipirinha und Copacabana hinaus, haha! Einen knappen Tag lang hattet Ihr halbwegs unsere Aufmerksamkeit, dann ging’s schon wieder um Habeck, Lützerath und den neuen Tatort. Dumm gelaufen!

Den Regenwald aber trotzdem brav stehen lassen, mahnt: Titanic

»FAZ«, alte Gewaltmonopolistin!

»Am Ende wird die Demonstration«, nämlich die von Lützerath, »ganz und gar nicht friedlich bleiben. Während die Räumung des besetzten Weilers seit Mittwoch schneller und ungefährlicher ablief, als die Polizei befürchtete, kommt es im Lauf des Samstags zu Ausschreitungen mit Verletzten« – halt, stopp: Schneller und ungefährlicher, als die Polizei befürchtete? Gemeint war doch sicher: Die Polizei hat befürchtet, die Räumung würde gefährlich werden. Dann wäre aber die glimpflichere Variante eine »weniger gefährliche«. »Ungefährlicher«, FAZ, ist nicht die milde Form von »gefährlich«, sondern die Steigerung von »ungefährlich«.

Oder meinst Du, die Polizei befürchtete, die Räumung Lützeraths würde allzu ungefährlich ablaufen? Vor so viel überraschender Linkssubversion und versteckter Polizeikritik streckt die Knüppel und räumt schnell und gefahrlos Deine Satzbaustellen: Titanic

Na, so was, Kevin Spacey!

Wir dachten, Sie seien gecancelt worden, aber mitnichten! Vielmehr hat Ihnen kürzlich das Nationale Filmmuseum von Turin den Preis Stella della Moleste, sorry: della Mole für Ihr Lebenswerk verliehen. Das kam wohl für Sie selbst unerwartet. Bei Ihrer Dankesrede gratulierten Sie der Institution dafür, dass sie »die Eier hatte«, Sie einzuladen.

Da möchten wiederum wir Ihnen gratulieren, dass Sie dem Drang widerstehen konnten, an ebenjene Eier zu grapschen. Wobei – das ist unfair: Das Museum wurde ein Jahr vor Ihrer Geburt gegründet und fällt mithin gar nicht in Ihr Beuteschema.

Also eher keine Glückwünsche von: Titanic

Guten Appetit, Kunst-Nudel Daniel Richter!

Im Spiegel-Interview sprachen Sie über eine vergangene Schaffenskrise: »Ich wollte eben andere Bilder malen. Das ist so, als würde jemand sein Leben lang Reis kochen: Er weiß, wie er den zubereitet. Nun steht er vor einem Topf mit den für ihn geradezu rätselhaften Nudeln, das ist ein Problem.«

Mal davon abgesehen, dass eine lebenslang Reis kochende Person ein seltsamer Einstieg ist: Sollen wir das so verstehen, dass das Ideenmaterial für die neuen Bilder, also die Nudeln, durchaus vorhanden war, und Sie nur nicht wussten, wie Sie es technisch umsetzen, also kochen sollten? Und worin besteht eigentlich der grundlegende Unterschied in der Zubereitung? Werden nicht sowohl Reis als auch Nudeln in Wasser gegart? Aber was halten wir Sie und uns mit Ihrem schiefen Vergleich auf! Schließlich sind Sie weltberühmt für Ihre rätselhaften Bilder.

Bissfeste Grüße von Titanic

Recht hellsichtig, Hendrik Wüst,

schätzten Sie Ihre Abwesenheit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen bei den Protesten gegen die Abbaggerung des Dorfes Lützerath ein. »Wenn ein Ministerpräsident da rumläuft, glaube ich, hilft das niemandem der Beteiligten bei seiner Arbeit«, sagten Sie dem Deutschlandfunk, das werde »eher stören«. Wohl wahr. Aber warum schütteln Sie dann noch seltsamen Menschen die Hand, schneiden unschuldige Absperrbänder durch oder laufen beim Karnevalsempfang zwischen Kinderprinzenpaaren rum?

Fragt, zum Glück völlig unbeteiligt: Titanic

Grüß Dich, Berliner Verkehrsmanagement!

Wir verstehen, dass Du in der Hauptstadt alle Hände und Bleifüße voll zu tun hast, die vielen bekloppten Autofahrer/innen irgendwie zu bändigen. Im Berliner Stadtteil Weißensee scheinst Du nun aber ordentlich durchzugreifen. Seit Sommer 2022 landen dort an einer Baustelle regelmäßig Autos im Gleisbett der Straßenbahn. Mittlerweile hast Du mindestens 41 Karren aufs Glattgleis geführt, an manchen Abenden sogar mehrere nacheinander, noch während die Feuerwehr mit der Bergung beschäftigt war.

Nur widerwillig hast Du dann im Dezember reagiert und neue verwirrende Markierungen auf die Fahrbahn geklatscht. Kein Wunder, dass die »unheimliche Gleisbett-Serie« (B.Z.) seitdem munter weitergeht. Hätten Du und die grüne Verkehrssenatorin Bettina Jarasch mal lieber direkt im Sommer zugegeben, dass das Weißenseer Gleisbett die vielversprochene Berliner Verkehrswende ist. Oder hattet Ihr Sorgen, Wähler/innen zu vergraulen?

Beobachtet die Ökodiktatur gespannt vom Frankfurter Abstellgleis aus: Titanic

Hallo, Literaturkritik!

Was ist los mit Dir? Alt geworden? Müde? Wir waren doch so gut aufeinander eingespielt: Du liest ein neues Werk von Raphaela Edelbauer (»Das flüssige Land«, 2019 / »Dave«, 2021), gerätst aus dem Häuschen, schreibst irgendwas wie »sprachlich souverän« und »Raffinesse« und »Kafka« und »enorme Sprachmächtigkeit« und abermals »Kafka«, und wir schauen uns das schwergelobte Werk etwas genauer an und finden lauter wundersame Stellen, die Du wahrscheinlich überlesen hast: »Der ganze Raum zitterte glückselig vor Neid wie ein trotziger Block Aspik« zum Beispiel. Oder: »Selbst wenn jemand bloß geschäftig und zielgerichtet den Gang hinunterging, war sein Streben vom Habitus eines Handgemenges«. Oder: »Da richtete sich Pawel jäh auf, und die Lider waren wie von transparenten Seilen an der Stirn aufgerafft.«

So weit, so gewohnt. Aber jetzt? Erscheint »Die Inkommensurablen«, Edelbauers dritter Roman in knapp dreieinhalb Jahren – und Du, Literaturkritik, versagst plötzlich. Mäkelst rum! Erstmalig! Hältst das zwar alles weiterhin für »glänzend« und »klaren Stil«, meinst aber, dass sich »da und dort kleine Fehler eingeschlichen« hätten; findest das Buch stur »faszinierend«, aber auch »faszinierend misslungen«; attestierst auf einmal »Manierismus«, ja stellst (mit dem Spiegel) die ganz großen bangen Fragen: »Mist oder Musil?«

Heißt das, dass Dir allmählich was schwant? Dass Du Lunte gerochen hast? Verdacht schöpfst? Dass Dir an Sätzen wie »Dessen Reaktion produzierte eine ungeheure Diskrepanz« oder »Junge Charmeure in Militäruniform liefen ein paar Mädchen nach, die sich beim Kaufen einer Brezel aus der Auslage eines groben Böhmen kokett umdrehten« irgendwas auf-, irgendwas missfällt – Du weißt nur noch nicht, was genau?

Und also R. Edelbauer bloß noch sieben oder acht Romane schreiben muss, bist Du in zehn oder elf Jahren auf dem Laufenden bist, was die Sprachmächtigkeit dieser Art von Literatur betrifft?

Na dann – durchhalten!

Wünscht Titanic

Übel, Umweltministerin Steffi Lemke!

»Wenn ich zu Hause bin, lese ich oft stundenlang Akten und erledige Telefonate«, beichteten Sie der Bunten, »ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich geistig manchmal abwesend bin, wenn wir gemeinsam beim Frühstück sitzen.«

Wir wollen uns ja nicht in Ihr Eheleben einmischen, Frau Ministerin, aber muss Ihr Mann wirklich aus der Bunten erfahren, dass Sie gar nicht zuhören, wenn er über Wehwehchen jammert, die Sonderangebote aus dem Rewe-Prospekt vorliest und Grüße von seiner Mutter ausrichtet?

Findet das ziemlich hart: Titanic

Ach, »Welt«,

wohl mangels Materials bewarbst Du online einen sieben Jahre alten Artikel aus dem Archiv, und zwar mit den Worten: »Wenn ihr diese Wörter benutzt, wirkt ihr intelligenter.« Dazu ein wahlloses Foto einer jungen Frau.

Nun wollen wir Dich nicht enttäuschen, müssen aber doch auf einen wichtigen Umstand hinweisen, der Dir anscheinend entgangen ist. Man muss nämlich nicht nur bestimmte Wörter benutzen, um intelligent zu erscheinen, sondern diese auch noch in eine komplizierte Reihenfolge bringen, die oft ganz entscheidend ist.

Dumm für oft Welt hält Journalist/innen: Titanic

Bssssssssssssss, Bienen!

In den USA ist gerade ein Impfstoff für Euch freigegeben worden, nämlich gegen die Amerikanische Faulbrut, die Euch seit einer Weile dahinrafft. Nun wollten wir schon höhnen: »Haha, jetzt wird zurückgestochen! Da merkt Ihr mal, wie unangenehm das ist«, doch dann lasen wir die entsprechende Meldung genauer und erfuhren, dass das Vakzin gar nicht injiziert, sondern dem Gelée Royale für Eure Königinnen beigemengt wird. Erschreckend, wie sich wieder einmal die Impfgegner/innenlobby durchgesetzt hat!

Zeichnet somit erst mal keine Beeontech-Aktien: Titanic

Ungewohnt emotional, Manuel Neuer,

haben Sie auf die Entlassung Ihres langjährigen Towarttrainers Toni Tapalović durch den FC Bayern reagiert. Trotz des Rauswurfs Ihres Freundes und Trauzeugen bewahrten Sie sich in der Süddeutschen Zeitung Ihre Würde als Vorzeige-Nationalspieler: »Das Berufliche und Private haben wir immer getrennt. Ich verstehe, dass es jetzt vielleicht so klingt, als sei ich nicht objektiv. Aber ich kann das wirklich unterscheiden.«

Das, lieber Manuel Neuer, glauben wir Ihnen sofort! Schließlich würden Sie ja niemals in der Umkleidekabine ein Lied der kroatischen Fascho-Band Thompson grölen, so wie mit Kumpel Tapalović im Urlaub vor etwas über zwei Jahren. Oder etwa doch?

Fragt sich: Titanic

Apropos: Da hat, Tapalović,

Ihr ehemaliger Arbeitgeber ja offenbar den nächsten Schritt in Richtung Zukunft gemacht. Jedenfalls lasen wir kurz nach Ihrer Entlassung: »Rechner ersetzt Tapalović«. Seien Sie aber nicht allzu traurig bitte, bald wird es vielen ähnlich gehen. Lachen Sie stattdessen gerne mit uns über diesen automatisch generierten Witz von Titanic

Mensch, Alexander Dobrindt,

wir wissen ja, dass Du junge Klimaaktivist/innen lieber gestern als heute allesamt in den Jugendknast stecken würdest. Da muss natürlich jede links-alternative Rotzgöre aus einer Kreuzberger Kita für Dich eine zu viel sein. Aber wer wird denn zu so rabiaten Mitteln greifen?

»Kinder statt Cannabis« sei das »Gebot der Stunde«, hast Du erklärt, und das, Dobrindt, geht eindeutig zu weit. Was versprichst Du Dir überhaupt davon? High sein, frei sein – Terror muss dabei sein? Den ganz speziellen Kick? Was uns aber am meisten interessiert: Wo bekommst Du die Kleinen eigentlich her?

Obwohl, will es vielleicht doch nicht so genau wissen: Titanic

Ihr zwei, liebe »amtsbekannte Erfurter«,

wolltet Euch einer Verkehrskontrolle auf eher ungewöhnliche Weise entziehen: »Wie die Polizei mitteilte, flüchteten die beiden mit ihrem Auto am Morgen vor einer Kontrolle im Ortsteil Azmannsdorf. Die Beamten entdeckten das Fahrzeug jedoch kurz darauf – von innen verriegelt. Die beiden 42-Jährigen lagen dabei bäuchlings im hinteren Teil des Autos und stellten sich tot« (AFP).

Die Polizist/innen konnten Euch dann mit der Drohung, das Fahrzeug gewaltsam zu öffnen, recht bald wieder Leben einhauchen. Nun stellt sich uns allerdings eine statistische Frage: Hätte man Euch sonst zu den Verkehrstoten rechnen müssen?

Stellt sich totlachend: Titanic

Unser Mitleid, Arndt Geiwitz!

Generalbevollmächtigter für die wieder mal insolvente Firma Galeria Karstadt Kaufhof möchten wir auch nicht sein; da sind wir froh, dass Sie wenigstens eine Vision haben: »Fokussierung, Priorisierung, Effizienz und Schnelligkeit sind die klaren Leitplanken, die nun vom Management konsequent umgesetzt werden müssen.«

Wenn das Management die Leitplanken aber nun konsequent umsetzt – fehlen die dann nicht irgendwo? Und ist eine schnelle Leitplanke noch im Sinne der Verkehrssicherheit?

Fokussiert: Titanic

Um Dich wiederum, Twitter-Eigentümer Elon Musk,

ist es nach den turbulenten letzten Monaten wieder etwas ruhiger geworden. Du hast wohl händeringend versucht, Kosten einzusparen und an Geld zu kommen. So hast Du, wie wir hörten, jüngst sogar fünf Espressomaschinen der italienischen Marke La Marzocco aus der Twitter-Hauptverwaltung in San Francisco auf einer Online-Auktion versteigern lassen.

Aber ein paar Lampen lässt Du schon noch an der Decke befestigt, oder? Sonst kann bald der Letzte nicht mal mehr das Licht ausmachen!

Vergießt eine solidarische Träne – in einen schönen doppelten Espresso: Titanic

Angetreten, Grünenpolitiker Stephan Bischoff!

Sie waren mal Bundestagsabgeordneter, haben Ihre politische Arbeit aber mittlerweile auf Twitter verlagert. Dort schossen Sie neulich den Vogel ab und teilten mit: »Ich habe soeben meine Kriegsdienstverweigerung widerrufen. Meine Annahmen und Hoffnungen von damals haben sich leider nicht bestätigt.« Na, herzlichen Glückwunsch! Wenn es dann bald zum bewaffneten Konflikt kommt, hat die Bundeswehr sicher gute Verwendung für 40jährige Bürohengste mit Selbstdarstellungsneurose. In den Bereichen Küche, Facilitymanagement oder Kanonenfutter ist bestimmt noch ein Platz frei.

Abtreten! Titanic

Rechtsliberaler Mainstream!

Einerseits stört Dich ja der diktatorische »Öko-Calvinismus«; andererseits stört es Dich, wenn dieser Öko-Calvinismus fünfe gerade sein lässt und ein Flugzeug nach Bali besteigt.

Schön. Versteh uns aber bitte, wenn uns die Inkonsequenz im Guten lieber ist als die Konsequenz im Falschen.

Insoweit konsequent nicht Deine Titanic

Licht aus, Spot an, Ex-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer!

Angesichts eines Fotos, auf dem Luisa Neubauer bei den Protesten in Lützerath von drei Polizisten weggetragen wird und ihr Gesicht dabei heller erscheint als die Umgebung sowie die Gesichter der Polizisten, (t)witterten Sie direkt eine mediale Verschwörung zugunsten der Klimaaktivistin: »Bestens ausgeleuchtet oder mit Photoshop nachgeholfen? Hauptsache hoher Aufmerksamkeitsfaktor. Mein Dank an die 3 Polizisten, die für Recht und Gesetz ihren Dienst tun!« Woraufhin die Nachrichtenagentur per Kommentar prompt Licht ins Dunkel brachte, Sie 1. wissen ließ, dass der Scheinwerfer eines in der Nähe stehenden Polizeiwagens Neubauers Gesicht angestrahlt hatte, und 2. hell und deutlich veranschaulichte, dass es sich in Ihrem Hirnkasterl längst ausgeleuchtet hat.

Gewähren Ihnen zum letzten Mal einen hohen Aufmerksamkeitsfaktor:

Ihre Erleuchteten von Titanic

Prima, Instagram,

als appgewordene Kleptomanin klaust Du ja schon seit Jahren bei allen anderen Apps und vereinst sie in Dir zum Inbegriff von Zeitverschwendung und mentalem Leiden – aber die neue Notiz-Funktion? Was soll das denn sein? Twitter, aber in scheiße? Snapchat, aber in pseudo-erwachsen? Vermutlich wird sich das in andere Erfolgsgeschichten einreihen wie die der Google-Glasses, der Instagram-Guides oder von Bing. Konzentrier Dich doch lieber auf Deine Kernkompetenzen: Schlechte Gefühle verbreiten.

Fühlt’s nicht so: Titanic

Yo, Fettes Brot!

Nach über 30 Jahren Bandgeschichte wollt Ihr die »coolste Bandauflösung aller Zeiten« (Spiegel-Interview) hinlegen, »auf eine Art und Weise, wie das noch keiner gemacht hat.« Und weiter: »Viele Bands zerbröseln ja einfach. Oder verlieren an Bedeutung. Oder bleiben fürs Geld zusammen.« Oder posaunen ihre Auflösung von Zeit bis SZ durch ganz Feuilleton-Deutschland, anstatt einfach nichts Neues mehr herauszubringen, wovon ohnehin niemand mehr wirklich Notiz nehmen würde.

Die nächste Auflösung bitte etwas cooler, wünscht sich: Titanic

Lieber Wursthersteller Grillido,

wir wissen, es ist in Zeiten von Umweltaktivismus und Gesundheitstrends nicht so leicht, Fleischprodukte zu bewerben. Dass Du jetzt allerdings versuchst, Deine Rindersalamisticks als den gesunden »Snack ohne Reue« namens »Sportwurst« zu verkaufen, macht uns doch etwas nachdenklich. Wir fragen uns: Wie willst Du dieses poetische Marketingglanzstück noch überbieten? Mit Fitness-Mett zum Abnehmen? Aktiv-Sülze für schöne Haut? Blutwurst gegen Bluthochdruck?

Raucht drauf erst mal eine schöne Sportzigarette: Titanic

Du, Asklepios-Kliniken-Gruppe,

gönnst den Kassenpatient/innen in Deinen Hamburger Einrichtungen nicht mehr die Butter auf dem angetauten Graubrot. Die müssen sich mit Margarine begnügen, während es Butter nur noch für Privatpatient/innen gibt. Aaaber, Asklepios: Sorgen die ganzen tierischen Fette nicht für erhöhte Cholesterinwerte bei den Besserzahlenden? Ach, das ist ein gewollter Nebeneffekt und dürfte sich langfristig für den Klinikstandort Hamburg auszahlen?

Hat’s geahnt: Titanic

Gute Idee, Porsche-Vorständin Barbara Frenkel …

Sie haben Ihre Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung das (zufälligerweise auch von Porsche produzierte) synthetische Benzin, also E-fuels, subventionieren und somit billiger machen müsse. Denn: »Der Kraftstoff, den wir herstellen, ist viel zu teuer, als dass wir ihn so verwenden könnten.«

Dieser Superidee schließen wir uns gerne an: Wir tippen jetzt jedes Heft auf unseren eigens entwickelten »E-tools« (Kryptotinte), aber weil das doch aufwendiger ist als die Arbeit am PC, fordern wir dann gemeinsam mit Porsche Geld vom Staat, um die Heftkosten zu drücken, ja? Nein? Dann sehen Sie bitte endlich ein, dass Sie sich mit Ihrer ineffizienten Deppentechnologie auf dem Markt nicht durchsetzen werden, und sagen Sie Ihren peinlichen Brummbrumms Lebewohl.

Wünscht Ihnen keine gute Fahrt: Titanic

Mahlzeit, japanische Sushi-Terrorist/innen,

es ekelte uns sehr, als wir auf tagesschau.de von Euren Igittigitt-Interventionen erfuhren: »Unhygienische Streiche in Restaurants mit Sushi-Laufbändern haben in Japan zu Aktienverlusten von mehreren Gastronomieketten geführt. Videos, die unter dem Namen ›Sushi-Terror‹ in Online-Netzwerken veröffentlicht wurden, sind in den vergangenen Tagen millionenfach aufgerufen worden.« Im Artikel wird dann in erster Linie von Ableck-Angriffen berichtet: Lecken über Sojasoßen-Flaschendeckel, über Teetassen und freilich auch über das vorbeifahrende Sushi. Die Restaurantbetreiber/innen sind verzweifelt, bieten mittlerweile desinfiziertes Geschirr an und planen gar eine Videoüberwachung der Sushi-Laufbänder.

Es geht also ungewohnt heiß her in den Küchen für ungekochten Fisch, und trotzdem: Sind Eure grauslichen Pranks wirklich, wie Ihr es nennt, »Terror«? Wir finden, Ihr solltet Eure Schleck-Schelmereien ob des Speisefließbandes, auf dem sie stattfinden, eher »Running Gags« nennen.

Bekannt für geschmackvolle Witze: Titanic

Nice one, Ted Cruz!

Sie sind US-Senator und mittlerweile auch hierzulande als rechter Hardliner und Schwurbelkopf der Republikaner halbwegs bekannt. Derzeit setzen Sie sich für die Begrenzung auf zwei Amtszeiten für Senator/innen ein. Und wollen gleichzeitig für eine eigene dritte kandidieren.

Diesen Ansatz finden wir sehr vielversprechend, um die Anliegen Ihrer Partei durchzubringen. Sie sollten ihn unbedingt auch auf andere Themen anwenden! Unsere Vorschläge: Waffenniederlegungen gegen schärfere Waffengesetze, Abtreibungskliniken gegen Abtreibungen und offene Grenzen gegen Einwanderung.

Für weitere Tipps stehen jederzeit zur Verfügung:

Ihre Snowflakes von Titanic

Aufgepasst, Rita Schilke!

Sie sind »Aufräumcoach« und raten bei Konflikten rund um das Thema: »Alle besprechen gemeinsam, was für sie Ordnung bedeutet, wie sie es gern hätten und was sie bereit sind, dafür zu tun.« Als Leitlinie für so ein Gespräch verweisen Sie auf die Grundsätze der »gewaltfreien Kommunikation«, beispielsweise: »Mir ist eine saubere Küche wichtig, wenn ich die nächste Mahlzeit zubereiten möchte. Kannst Du sie das nächste Mal aufräumen?« Oder: »Ich beobachte, dass Du das Geschirr nach dem Essen nicht gleich in die Spülmaschine räumst.« Schilke, was ist denn daran gewaltfrei? Fühlt sich bei solchen Sätzen vor allem beobachtet und den eigenen Hals anschwellen: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Nachdem wir, »Spiegel«,

Deine Überschrift »Mann steckt sich bei Milchkühen mit Vogelgrippe an« gelesen hatten, müssen wir selbst kurz in ein Fieberdelirium verfallen sein. Auf einmal waberte da Schlagzeile nach Schlagzeile vor unseren Augen vorbei: »Affe steckt sich bei Vögeln mit Rinderwahnsinn an«, »Vogel steckt sich bei Mann mit Affenpocken an«, »Rind steckt sich bei Hund mit Katzenschnupfen an«, »Katze steckt sich bei Krebs mit Schweinepest an« und »Wasser steckt sich bei Feuer mit Windpocken an«.

Stecken sich auf den Schreck erst mal eine an:

Deine Tierfreund/innen von Titanic

 Endlich, »ARD«!

Seit Jahren musst Du Dich rechtfertigen, weil Du immer wieder die NS-Enthusiast/innen von der AfD zu Kuschelkursinterviews einlädst und ihnen eine gebührenfinanzierte Plattform bietest, damit sie Dinge verbreiten können, die sich irgendwo zwischen Rassenlehre und Volksverhetzung befinden. Aber jetzt hast Du es den Hatern endlich gezeigt und AfD-Anführer Tino Chrupalla in das härteste Interviewformat ever eingeladen: »Frag selbst«, das freaky Social-Media-Format von der Tagesschau, das schon Olaf Scholz mit knallharten Fragen à la »Wann Döner wieder drei Euro?« niedergerungen hat. Wir sind uns sicher: Besser als mit einem Kartoffelranking auf dem Twitch-Kanal der Tagesschau kann die AfD gar nicht entlarvt werden!

Legt schon mal die Chips bereit: Titanic

 Du, »MDR«,

gehst mit einer Unterlassungserklärung gegen die sächsische Linke vor, weil die im Wahlkampf gegen die Schließung von Kliniken plakatiert: »In aller Freundschaft: Jede Klinik zählt.« Nun drohen juristische Scharmützel nebst entsprechenden Kosten für beide Seiten. Wie wäre es, wenn die Linke ihr Plakat zurückzieht und im Gegenzug nur eine einzige Klinik schließt? Die Ersparnisse dürften gewaltig sein, wenn die Sachsenklinik erst mal dichtgemacht hat.

Vorschlag zur Güte von Deinen Sparfüchsen von Titanic

 Grüß Gott, Markus Söder!

Weil der bayerische AfD-Chef Sie wiederholt »Södolf« genannt hat und Sie ihn daraufhin anzeigten, muss dieser Ihnen nun 12 000 Euro wegen Beleidigung zahlen. Genau genommen muss er den Betrag an den Freistaat Bayern überweisen, was aber wiederum Ihnen zugutekommt. Ebenjener zahlt Ihnen ja die Honorare für freie Fotograf/innen, von denen Sie sich bei öffentlichen Anlässen gern begleiten und ablichten lassen. Im Jahr 2022 sollen sich die Kosten auf stolze 180 000 Euro belaufen haben.

Vorschlag: Wenn es Ihnen gelingt, die Prasserei für Ihr Image komplett durch Klagen gegen AfD-Mitglieder querzufinanzieren, stoßen wir uns weniger an Ihrem lockeren Umgang mit öffentlichen Geldern.

Drückt vorauseilend schon mal beide Augen zu: Titanic

 Mahlzeit, Erling Haaland!

Mahlzeit, Erling Haaland!

Zur Fußballeuropameisterschaft der Herren machte erneut die Schlagzeile die Runde, dass Sie Ihren sportlichen Erfolg Ihrer Ernährung verdankten, die vor allem aus Kuhherzen und -lebern und einem »Getränk aus Milch, Grünkohl und Spinat« besteht.

»Würg!« mögen die meisten denken, wenn sie das hören. Doch kann ein Fußballer von Weltrang wie Sie sich gewiss einen persönlichen Spitzenkoch leisten, der die nötige Variation in den Speiseplan bringt: morgens Porridge aus Baby-Kuhherzen in Grünkohl-Spinat-Milch, mittags Burger aus einem Kuhleber-Patty und zwei Kuhherzenhälften und Spinat-Grünkohl-Eiscreme zum Nachtisch, abends Eintopf aus Kuhherzen, Kuhleber, Spi… na ja, Sie wissen schon!

Bon appétit wünscht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Räpresentation

Als Legastheniker fühle ich mich immer etwas minderwertig und in der Gesellschaft nicht sehr gesehen. Deshalb habe ich mich gefreut, auf einem Spaziergang durch Darmstadt an einer Plakette mit der Aufschrift »Deutscher Legastheniker-Verband« vorbeizukommen. Nur um von meiner nichtlegasthenischen Begleitung aufgeklärt zu werden, dass es sich dabei um den »Deutschen Leichtathletik-Verband« handele und und umso teifer in mein Loch züruckzufalllen.

Björn Weirup

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

Vermischtes

Erweitern

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04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
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