Briefe an die Leser | Juni 2023


Merhaba, Berichterstatter/innen!

Wie die türkischen Wahlen ausgegangen sind, das konntet Ihr uns zu Redaktionsschluss noch nicht mitteilen; wohl aber, auf welche Weise Erdoğan seinen Gegenkandidaten Kemal Kılıçdaroğlu sowie dessen fortgeschrittenes Alter (74) während des Wahlkampfes lächerlich zu machen pflegte: »mit der veralteten Anrede ›Bay Kemal‹ (Herr Kemal)«. Niedlich, dieser Despoten-Ageismus. Auch wenn Erdoğans Exkurs ins Alt-Osmanische, den uns der Tagesspiegel hier nahebringen wollte, laut FAZ eher einer ins Neu-Englische war: »Der türkische Präsident nennt ihn«, Kılıçdaroğlu, »am liebsten ›Bye-bye-Kemal‹.«

Aber, Türkei-Berichterstatter/innen, mal ehrlich: Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass Erdoğan seinen Herausforderer schlicht als bestechlich brandmarken wollte (»Buy Kemal«)? Ihn als Krämerseele verspotten, als Betreiber einer provinziellen deutschen Spelunke (»Bei Kemal«)? Als »Bay-Kemal«, der den ganzen Tag am Strand von Antalya faulenzt? Als »By-Kemal«, der bald einen »By«-Pass braucht, als Tattergreis, der Nahrung nur noch in Matschform zu sich nehmen kann (»Brei-Kemal«)?

Erwägt doch, liebe Berichterstatter/innen, erst mal all diese Möglichkeiten und gebt byezeiten Bayscheid Eurer Titanic

Dumm gelaufen, Birgit Malsack-Winkemann!

Sie sollen als AfD-Abgeordnete im Bundestag eine Wahrsagerin als Sachbearbeiterin beschäftigt und aus Steuermitteln bezahlt haben. Wäre es aber nicht sinnvoller gewesen, Sie hätten umgekehrt eine Sachbearbeiterin als Wahrsagerin angestellt? Die hätte Ihnen nämlich sicher davon abgeraten, sich der Reichsbürger/innen-Truppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß anzuschließen, die einen bewaffneten Angriff auf den Bundestag plante. Nach dem Umsturz wollten Sie Justizministerin einer Übergangsregierung werden. Stattdessen sitzen Sie, Frau Malsack-Winkemann, jetzt im Knast und haben viel Zeit, über Ihren fehlgeschlagenen Plan nachzudenken. Hätten Sie doch bloß uns vorher um Rat gefragt, Ihnen wäre einiges erspart geblieben …

Orakeln die Astrolog/innen auf der Titanic

Wirklich nicht leicht, Joachim Gauck,

scheint Ihnen die in der Bibel gepriesene Geduld zu fallen. In einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung anlässlich Ihres neuen Buchwerks platzte es aus Ihrem Bundespräsidenten-a.-D.- und Expastoren-Kopf heraus: »Endlich kommen Sie zu meinem vordringlichen Anliegen.« Gut, es war auch schon die zwölfte von zwanzig Fragen. Aber dass Sie bis dahin ungern geantwortet hätten, war zumindest der Länge Ihrer Welterklärungen nicht zu entnehmen.

Vorschlag: Wenn Sie sich mit den Philister/innen von der Presse partout nicht mehr rumschlagen wollen, interviewen Sie sich künftig doch einfach selbst. Unserem vordringlichen Anliegen, Ihr Gerede endlich komplett auszublenden, kämen Sie damit sehr entgegen.

Bedankt sich herzlich im Voraus: Titanic

Sorgen, Alexander Poitz (Gewerkschaft der Polizei),

machen Sie sich wegen des 49-Euro-Tickets. Denn »wo mehr Menschen sind, findet auch mehr Kriminalität statt«.

Klar, Menschen, die kein Auto fahren, sind suspekt, und dass die Anwesenheit von Personen die statistische Wahrscheinlichkeit für Straftaten erhöht, ist nicht von der Hand zu weisen.

Wir denken daher, dass Sie uns zustimmen, wenn wir feststellen: Wo mehr Polizist/innen sind, finden sich auch mehr Nazis.

Mit kalter Mathematik: Titanic

Hehe, Florian Dörr,

Sie sind offenbar Redakteur der Frankfurter Neuen Presse und haben einen Artikel über einen Brand in Nieder-Eschbach auf dem Schreibtisch gehabt, wie ein Einschub im Text wissen lässt: »Dieser Artikel wurde mithilfe maschineller Unterstützung bearbeitet und vor der Veröffentlichung von der Redakteur Florian Dörr sorgfältig geprüft.«

Aber eben nicht sorgfältig genug, was?

Lieben Gruß von die Grammatikprüfung der Titanic

Strengen Sie sich mal an, Kevin Kühnert!

Dass die SPD bei Umfragen zum Klimaschutz verhältnismäßig schlecht abschneidet, erklären Sie so: »Viele haben bei Klimaschutz noch Sonnenblumen und Latzhosen vor Augen. Das sind einprägsame Klischees. Die Klimaschützer von heute legen Leitungen, recyceln Akkus oder tauschen Fenster aus.«

Das mag ja sein, Kühnert. Aber anstatt zu lamentieren, könnten Sie sich dieser alten, aber wirkungsvollen Klischees auch bedienen, oder nicht? Einfach mal die Zotteln lang wachsen lassen, Gummistiefel an- und Strohhut aufziehen, bevor es in den Bundestag geht, und dort mit der Klampfe ein konsumkritisches Liedchen anstimmen. Oder sind Sie sich dafür etwa zu fein?

Für jede noch so abgedroschene Symbolik empfänglich: Titanic

Hoppla, Leipziger Fußballtrainer Marco Rose!

Sie meinten nach einem Spiel Ihrer Mannschaft, während dessen einem Ihrer Spieler eine Münze an den Kopf geworfen wurde, »ein, zwei Idioten« gebe es in einem Stadion immer. Rose, da scheinen Sie sich versprochen zu haben: Richtig müsste es »ein, zwei Nicht-Idioten« heißen.

Immer gern: Titanic

Rawr, liebe »Tagesschau«,

nun ist es endlich so weit: Die Zeit der Urzeitechsen läuft ab. »Wird Paraguays Dinosaurier-Partei abgewählt?« fragst Du sorgenvoll. Überraschend, dass die Viecher in diesem Winkel der Welt so lange durchhielten und obendrein imstande waren, sich politisch zu organisieren. Aber gut, wenn die Leute die Nase voll haben, sorgen eben die Stimmzettel fürs Aussterben.

Rebelliert in diesem Fall nicht gegen Extinction: Titanic

Obacht, Karl Lauterbach!

Angesichts des Prozessbeginns gegen die »Vereinten Patrioten«, die Ihre Entführung planten, gaben Sie Auskunft über Ihr Leben mit verschärftem Personenschutz. Beziehungsweise gaben Sie natürlich keine Auskunft, weil das Ihre Sicherheit nicht gerade erhöhen würde: »Ob mir jemand eine Pizza bringen darf, darüber kann ich nicht reden.« Und dann fügten Sie hinzu: »Aber es gibt wenige Bereiche, wo ich noch verletzlich bin.«

Lauterbach, Lauterbach! Wenn Sie sich da mal nicht täuschen! Denn erstens weiß sowieso jede/r Pizzabäcker/in in Berlin Bescheid, wenn die Bestellung »Einmal Thunfisch ohne Salz« eingeht, zweitens führt das zum heimtückischen Anschlagsplan, die georderte Pizza mit einer Prise Salz zu versehen, was drittens unweigerlich zur Folge haben würde, dass Sie, sonst salz- und alkoholarm, anschließend nach einem Pils verlangen, und dann – Lauterbach, dann brechen alle Dämme, und Sie werden – wie sollen wir es Ihnen sagen? Einen lustigen Abend verbringen!

Wir haben Sie gewarnt!

Ihre Personenschützer/innen von der Titanic

Mach’s gut, Corona-Warnapp!

Ja, Du hast richtig gelesen: Wir machen Schluss mit Dir. Der Deinstallationsantrag ist eingereicht. Dass es zuletzt nicht mehr so richtig gepasst hat, musst Du doch selbst gemerkt haben. Dabei haben wir uns wirklich reingekniet in die Beziehung, hatten stets unser Bluetooth aktiviert wie am ersten Tag, haben nie mit der Luca-App geliebäugelt, stattdessen all unsere Impfzertifikate brav in Dich reingeladen, obwohl das unsere Privatsache ist. Schutz lag uns immer am Herzen!

Und was machst Du jetzt? Versetzt Dich in den »Schlafmodus« und lässt Dir keine Updates mehr verpassen. Wow. Nicht mit uns, sorry, Krankheitsverhütung ist Sache beider Partner/innen. Ohne Updates steigt nun mal das Risiko für Sicherheitsschwachstellen und somit für – Virenbefall. Musst Du selber wissen, ob Du Dich dem aussetzen willst. Hast Dich ja ohnehin ganz schön gehen lassen, bist inzwischen auf 63 MB angewachsen. Diesen Platz haben wir einfach nicht mehr für Dich.

Wir hatten trotzdem eine schöne Zeit mit Dir und werden noch lange an Dich denken. Die Zugriffsberechtigungen für Dich lassen wir bis Mitte des Monats offen.

Au revoir! Titanic

PS: Du solltest Dich testen lassen.

Gut Überleben, Fritz Meinecke!

In einem Interview zu Ihrer Show »Fritz Meinecke – Facing the Unknown« berichteten Sie von einem lebensbedrohlichen Fauxpas in der Wüste: »Wir hatten einmal die Situation in der Sahara, dass wir zu wenig Wasser dabei hatten.« Da fragen wir uns doch, Meinecke, an was haben Sie als Survivalexperte denn gedacht, wenn nicht an genug Wasser für die Wüste?

Überleben gerade so Ihre Show:

Ihre Extremhumorist/innen von Titanic

Wohl bekomm’s, FDP!

Wir sind von Dir ja unideologische Vorstöße zum Thema Auto gewöhnt, und jetzt hast Du Dir da wieder etwas überlegt: die »Brötchentaste« am Parkautomaten (in Bayern wohl »Semmelschieber«), die Du bundesweit einführen willst. Gegängelte Autofahrer/innen können dann endlich aufatmen, ermöglicht ihnen die Taste doch kostenloses Kurzparken. Außerdem willst Du im eingeschränkten Halteverbot das Parken für bis zu fünf Minuten erlauben, um die Attraktivität der Innenstädte zu erhöhen. Aber kannst Du Dir vorstellen, dass Menschen sich vielleicht gerade gern länger als fünf Minuten da aufhalten, weil dort recht wenige Autos herumstehen?

Empfiehlt Dir ganz dringend, kleinere Brötchen zu backen: Titanic

Knifflig, anonymes englisches Museum!

In Deiner Ausstellung in Worcester wurde eine historische Statue mit blauem Buntstift beschmiert, nachdem Du blaue Buntstifte Kinder ausgegeben hattest.

Lass uns raten: Derzeit sind Hercule Poirot, Miss Marple und Sherlock Holmes auf Hochtouren damit beschäftigt, den Fall aufzuklären?

Fragen mit rauchenden Köpfen

Deine Hobbykriminalist/innen von Titanic

Farewell, Boris Palmer!

Man soll nicht nachtreten, und da Sie jetzt zum einen die Grünen verlassen haben (die ohne Sie immer noch ein Sauhaufen sind) und zum anderen eine Auszeit vom Wirken außerhalb Tübingens angekündigt haben, verkneifen wir uns die Beleidigungen, die uns bei Ihnen stets auf der Zunge liegen. Wir wünschen Ihnen sogar gute Erholung!

Nur eine Frage: »Ich werde daher in einer Auszeit professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und den Versuch machen, meinen Anteil an diesen zunehmend zerstörerischen Verstrickungen aufzuarbeiten«, posteten Sie auf Facebook. Sie meinen, OB Palmer, mit professioneller Hilfe aber nicht eine Gesprächstherapie bei Markus Lanz, oder? Denn dann würde alles noch viel schlimmer mit Ihnen! Gehen Sie doch lieber ins Schweigekloster. Am besten für immer!

Wir meinen es nur gut mit Ihnen! Titanic

Recht haben Sie, Quentin Tarantino!

Sie wehren sich gegen die Bezeichnung »Nerd« und teilen mit, dass Sie lieber »Filmexperte« oder gar »Filmgenie« genannt werden wollen.

Folgen Ihrem Beispiel gern und versprechen, Sie in Zukunft nicht mehr »überheblicher Arsch« zu nennen, sondern lieber den Begriff »Arroganzgenie« zu verwenden:

Ihre Expert/innen von Titanic

Kompliment, »Focus online«!

Eine schöne Attacke wider Technikfeindlichkeit, Naturkitsch und selbstklebende Klima-Aktivist/innen, die Du da reitest, mit der so bedrohlichen wie warnenden Artikelüberschrift: »Die Klima-Kleber müssen lernen, dass die Erde die Menschen töten will«.

Gut, wir hätten zwar eher gesagt, dass es meist Autofahrer/innen sind, die die sog. Klima-Kleber/innen töten wollen, aber klar: Diese Autofahrer/innen stammen von der Erde, also lässt sich schlüssig argumentieren, dass die Erde den Klimaaktivismus auszulöschen beabsichtigt. Allerdings sind – bitte glaub uns das jetzt – die jungen Aktivist/innen ebenfalls »von hier«, vulgo: Erdlinge. Und somit selbst Sendbot/innen irdischen Vernichtungswillens!

Wird sich da, Online-Focus, die Erde bald selbst zerstören, im Kampf »aller gegen alle« (Hobbes), in einem riesigen finalen Hup- und Klebe-Armageddon? Und heißt deshalb Dein Autor, der hier seine schwülen Todesstern-Fantasien verbreiten darf, während er auf dem einzigen bewohnbaren Planeten des bekannten Universums sitzt, vorausschauend (und nur leicht verrutscht) »Christian Masengarb«?

Erde zu Erde: Titanic

Ey, Edeka- »Gut-&-Günstig«-Semmelknödel fein gewürzt im Kochbeutel!

Ihr seid Convenience-Food. Das heißt, Ihr seid dazu da, uns Faultüten den kapitalistisch getakteten Alltag zu erleichtern. Wenn sich aber, Edeka-»Gut-&-Günstig«-Semmelknödel fein gewürzt im Kochbeutel, der kochendheiße, glitschige Beutel von Hand und ohne Küchenscherengefummel nicht öffnen lässt, weil die Perforation zu schwach ist, was seid Ihr dann: Inconvenience-Food? Entschleunigungsessen? Letztlich Systemkritik?

Dann will nichts gesagt haben: Titanic

Ei Gude, Boris Rhein (CDU),

ständig vergessen wir, dass Sie ja hessischer und somit »unser« Ministerpräsident sind, und das immerhin schon seit einem guten Jahr! Es kann halt nicht jeder das Charisma eines Volker Bouffier haben, gell?

Immerhin hat ein großes Bunte-Interview uns nun an Sie erinnert. Dort plauderten Sie erwartungsgemäß aus dem Nähkästchen, wie bei der Frage, ob die erste Begegnung mit Ihrer Frau Liebe auf den ersten Blick gewesen sei: »Nein. Sie hielt mich für einen stockkonservativen JU-Fuzzi, mir hat sie zu grün gedacht, weil sie gegen die Atomversuche der Franzosen in der Südsee war.« Wie bitte? Ihre Frau war dagegen, idyllische Pazifik-Atolle in die Luft zu jagen? Haha, was für eine Hippie-Tante haben Sie sich denn da angelacht, Rheini?

Später im Interview wurde es dann sogar noch politisch. Zum Thema Migration fanden Sie: »Jeder, der uns hilft und unsere Werte akzeptiert, ist hier herzlich willkommen. Manche Migranten babbeln Frankfurterisch wie ich. Einige sogar besser.« Soso! Das sind also »unsere Werte«, ja? Wie gut jemand »Aschebäschä« sagen und mit Badesalz-Zitaten um sich werfen kann?

Bleibt zu hoffen, dass Sie nicht herausfinden, dass unsere Redaktion hauptsächlich aus unangepassten (Nieder-)Sachsen, Franken und NRWlerinnen besteht.

Wird sonst womöglich von Ihnen persönlich abgeschoben: Titanic

Wirklich kein schlechtes Gewissen, sachsen-anhaltische Abiturient/innen,

müsst Ihr haben, weil Ihr Abi-Aufgaben im Fach Geschichte vorab in Chat-Gruppen geteilt habt. Im Gegenteil, das ist sehr lobenswert von Euch. Immerhin habt Ihr Euch in geheimen Chats über korrekte geschichtliche Fakten ausgetauscht. Das kann man über die Telegram-Gruppen Eurer Eltern wohl nicht behaupten.

Vergibt eine Eins mit Sternchen für diese Aktion: Titanic

Du, »Bild«,

titeltest prominent auf Deiner Internetpräsenz zu den Vorwürfen gegen den deutschen Kinoliebling Til Schweiger: »Jetzt spricht der Filmfirma-Boss«. Diese Komposition konnte uns zwar nicht zum Weiterlesen animieren, weckte jedoch freudige Erwartungen an andere Überschriften in dem Stil: »Skandal um Nagelsmann: Jetzt spricht der Fußballvereins-Vorstand« oder »Unzureichend geputzte Toiletten: Jetzt spricht die Gebäudereinigungsfirma-Chefin«. Oder etwas aus Deiner Welt: »Überschriften-Gate: Jetzt spricht die Arschzeitungs-Verlegerwitwe«.

Da nicht für:

die Satiremagazin-Redaktion der Titanic

Huhu, Schwarzblauer Ölkäfer!

Du breitest Dich gerade fleißig aus im Lande, enthältst aber leider eine Menge des Giftstoffs Cantharidin, die, wie unsere Medien nicht müde werden zu warnen, ausreichen würde, um einen erwachsenen Menschen zu töten.

Wir möchten dagegen Dich warnen, nämlich davor, dass bald Robert Habeck oder Annalena Baerbock bei Dir anklopfen und um Dein Öl betteln könnten. Dass Rohstoffe aus toxischen Quellen oder von sonstwie bedenklichen Zulieferern stammen, hat uns Deutsche schließlich noch nie von lukrativen Deals abgehalten.

Kabarettistische Grüße von den Mistkäfern auf der Titanic

Sie, Klara Geywitz,

kamen uns als Bundesbauministerin bisher immer etwas dröge vor. Aber dann: »Niemand muss am 2. Januar, nachdem er die Reste seiner Silvesterparty weggeräumt hat, in den Heizungskeller gehen und irgendwas tun«, verrieten Sie der Braunschweiger Zeitung in einem Interview zum neuen Heizungsgesetz.

Und da, Frau Geywitz, erkennen wir in Ihnen endlich doch ein Feierbiest, denn Silvesterpartys, nach denen man sich erst am 2. Januar wieder in der Wohnung umguckt, gehören erfahrungsgemäß zu den besseren ihrer Art.

Beeindruckt, aber wahrscheinlich auf Ihre Einladung zum Jahreswechsel vergeblich hoffend: Titanic

Moingiorno, Italien!

Dein Norden leidet an Dürre, der Wasserstand des Gardasees ist für diese Jahreszeit außergewöhnlich niedrig.

In der FAZ lasen wir zur Causa Folgendes: »Italien hat einen Sonderkommissar für den Kampf gegen Trockenheit und Dürre ernannt. Er heißt Nicola Dell’Acqua, was man etwa mit ›Nicola vom Wasser‹ übersetzen könnte.« Unabhängig von der Frage, was (abgesehen von einem Regentanz) ein einzelner Mensch da genau tun kann, können wir nur gratulieren. Eine gute Wahl, Worte sind bekanntlich Macht! Wir hoffen inständig, dass Deine »postfaschistische« Regierung weitere Sonderkommissar/innen ernennt. Wie wäre es zum Beispiel mit Chiara Dello Socialismo?

Arrivederci ruft staubtrocken und trotzdem al dente: Titanic

Apropos: Giorgia Meloni, altes Fascho-Früchtchen!

Anglizismen sind ein bisschen wie Ausschlag: Als sprachhygienischer Mensch ekelt man sich vor ihnen, ist genervt, kratzt hin und wieder dran rum und achtet im Übrigen darauf, sich höchstens mit den alleransteckendsten Formen zu infizieren; zur Immunisierung, oder weil’s halt manchmal doch funky aussieht.

So allergisch wir aber auf die modisch dauerinformierten Daherquaker/innen sind, die keinen Satz ohne »sich committen« und »I feel you« und »meine Learnings in 2023« hinbekommen, so wahnhaft dünken uns Sprachreiniger. Oder, da es um Sie geht, Ministerpräsidentin Meloni: Sprachreinigerinnen. (Oder, da es um Sie geht, Gendergegnerin Meloni: Sprachreiniger.) Die nämlich, wenn sie an die Macht gelangen, im Furor jener Symbolpolitik, die sie auf geschlechtersprachlicher Ebene für sowohl albern als auch autoritär halten, den ihnen unterstellten Ämtern bei Strafe verbieten wollen, ausländisch zu reden. Als klänge Faschismus auf Italienisch besser als auf Englisch.

Nun, uns soll’s recht sein, Meloni! Denn wenn die von Ihnen so vergötterte Nationalsprache jetzt unter staatlichem Schutz und Stacheldrahtverhau steht, dann ist unser holpriges Speisekarten-Italienisch im Urlaub künftig kein Grund zum Schämen mehr, sondern Sabotage an Ihrem, Meloni, Reinheitsdiktat. Und das Bestellen von Tschianti, Gnotschi und Schpagetti praktizierter Antifaschismus.

Tschau, Bella! Titanic

Lieber »Stern«,

Deinen Titel »Elefantenbaby badet neben Krokodil – Mutter kämpft gegen das Reptil« möchten wir wie folgt weiterführen: »Reime in Titeln – infantil?«

Findet mindestens skurril

Deine Titanic

Wow, FDP-Verkehrsminister Volker Wissing!

Hellauf begeistert sind wir von Ihrem neuesten Einfall zur Mobilitätswende: »Ich würde mir wünschen, dass wir, auch wenn ein Auto in Deutschland verkauft wird, quasi ganz selbstverständlich auch das Deutschlandticket zumindest mit dabeihaben«, sagten Sie bei einem Auftritt im Berliner Hauptbahnhof. Autokäufer/innen würden so eingeladen, die brandneue Karre auch mal zugunsten der öffentlichen Verkehrsmittel stehen zu lassen.

Genial, Wissing! Aber warum das Ganze nicht noch ein bisschen weiterdrehen? Wie wäre es zum Beispiel mit einem kostenlosen Fahrrad zu jedem zehnten Kurzstreckenflug? Mit einem Fitnessgutschein in jeder Packung Zigaretten? Oder vielleicht bringt ja ein Bündel Bio-Sellerie zum argentinischen Rindersteak die Leute auf andere Gedanken?

Immer hungrig auf Innovationen: Titanic

Ein tolles Geschenk, Comiczeichner Ralph Ruthe,

haben Sie da Ihrer Heimatstadt Bielefeld gemacht. In Zusammenarbeit mit einem Graffitikünstler wurde eine komplette Hauswand mit einem Ihrer Comics bemalt. Das 135 m² große Kunstwerk ist schon aus der Ferne, aus vorbeifahrenden Zügen und von der Stadtautobahn aus sichtbar. Als wäre man als Bewohner/in der grauen Schnarchstadt im Nirgendwo Ostwestfalens nicht schon gestraft genug!

Jetzt muss man also, neben den täglichen Ausdünstungen der Dr.-Oetker-Fabrik, auch noch Ihre debilen Knollennasenfigürchen hinnehmen. Wir hoffen, die Anwohner/innen bekommen wenigstens eine Mietminderung.

Organisiert schon mal die Sammelklage:

Ihr Bürgerrechtsressort von Titanic

Eigentlich, Jordan B. Peterson,

ist Deine Geschichte so austauschbar wie schnell erzählt: Ein dauerbeleidigter Ratgeberschreiber und Youtube-Plauderer befasst sich im Hauptamt mit misogyn-faschistoiden Verschwörungsfantasien und seiner panischen Angst vor Gender-, Woke- und Cancel-Wahnsinn. Beim Schmökern in Deinem Wikipedia-Artikel sind wir aber jetzt über folgenden Satz gestolpert: »Von 1993 bis 1998 lehrte Peterson als Assistenzprofessor an der Harvard-Universität und konzentrierte sich auf das durch Drogen und Alkoholismus bedingte Aggressionsverhalten« – blieb, Peterson, da denn noch genug Zeit für die Lehre?

Das fragt Dich ganz nüchtern

Deine Titanic

Sie, Lukas Köhler,

sind laut FAZ »das klimapolitische Gesicht der FDP, die sich mehr denn je als Stimme der Autofahrer versteht«. Die Zeitung fragt unschuldig: »Geht das?« Nun leben wir in einer komplexen Welt, aber trotzdem sind hin und wieder einfache Antworten jenseits aller schiefen Bilder möglich. So in diesem Fall: Nein.

Eindeutig wie immer: Titanic

Zur klebefreudigen »Letzten Generation«, Dr. Irene Mihalic,

Erste Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, fiel Ihnen ein: »Mit ihrem elitären und selbstgerechten Protest bewirkt die ›Letzte Generation‹ das Gegenteil dessen, was wir in der aktuellen Lage bräuchten, nämlich eine breite Bewegung in der Gesellschaft, für konsequente Klimaschutzpolitik.«

Aber wäre es nicht eigentlich Ihr Job, für eine solche Bewegung zu sorgen? Oder sind Sie ganz elitär daran gewöhnt, andere für sich arbeiten zu lassen? Dann macht das Rummäkeln am Ergebnis aber schnell einen recht selbstgerechten Eindruck, und der kann ziemlich lange an einem kleben bleiben.

Wollte Ihnen das nur mal sagen:

Ihre breite Bewegung von der Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Puh, Lars Klingbeil!

Gerade wollten wir den Arbeitstag für beendet erklären und auch die SPD mal in Ruhe vor sich hin sterben lassen, da quengeln Sie uns auf web.de entgegen, dass es »kein Recht auf Faulheit gibt«. Das sehen wir auch so, Klingbeil! Und halten deshalb jeden Tag, an dem wir uns nicht über Ihren Populismus lustig machen, für einen verschwendeten.

Die Mühe macht sich liebend gern: Titanic

 Grüß Gott, Söder!

Grüß Gott, Söder!

Wie schlossen Sie Ihr Statement vor dem israelischen Generalkonsulat in München, wenige Stunden, nachdem ein 18jähriger mit einem Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett auf dieses geschossen hatte und daraufhin von der Polizei erschossen worden war? Sie sagten: »Nochmals vielen Dank an alle Beteiligten!« Der Hauptbeteiligte, das war freilich der Attentäter – Ihre Danksagung lässt also tief blicken! Denn was täten Sie ohne durchgeknallte Islamisten mit anachronistischer Bewaffnung, die vom Rückstoß eines historischen Repetiergewehrs beinahe umgeworfen werden und von Ihrer Polizei spielend leicht umgenietet werden können?

Aber Obacht! Nicht dass Sie sich beim nächsten Mal zu noch offenherzigeren Reaktionen hinreißen lassen und zum Abschluss »So ein Tag, so wunderschön wie heute« anstimmen. Könnte möglicherweise missverstanden werden!

Meint Titanic

 Philipp Bovermann (»SZ«)!

Früher hatten Sie Angst vor der Klimakatastrophe. Heute sind Sie Mitte dreißig und haben dazugelernt: »Ich kann heute nur noch darüber staunen, wie wenig tief mich die Tatsache bekümmert, dass der Planet überhitzt, dass Arten verschwinden, Ökosysteme kollabieren, Regenwälder brennen, Meeresböden sich in Wüsten verwandeln. Menschen werden sterben, Menschen sterben schon heute, das Leid der Tiere sprengt alle Vorstellungskraft – aber jetzt stehe ich auf meinem Balkon, habe mir ein Leben aufgebaut, mit einem tollen Job, einer tollen Frau, einer tollen Tochter, unten auf dem Teich schwimmt eine Entenfamilie vorbei, und geblieben ist nur die sanfte Sorge, dass ich mir zu wenig Sorgen mache. Ich grusele mich vor mir selbst. Aber nur ein winziges bisschen.« Denn »vielleicht ist es rational, wegen des Klimawandels ruhig zu bleiben und sich auf das Leid im Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Welt wird schon nicht gleich untergehen.«

Nein, Kollege Bovermann, wird sie nicht, jedenfalls Ihre nicht. An den Menschen in Südostasien oder Osteuropa, betroffen von einem exemplarischen Regen aus der neuen Klimagegenwart, schwimmen derweil keine Entenfamilien, sondern ihre toten Töchter vorbei, während Sie sich so arg auf das Leid im Hier und Jetzt konzentrieren, dass es alle Vorstellungskraft sprengt.

Vorm ewigen Jungspießer gruselt’s da ein bisschen: Titanic

 Und Du, »Braunschweiger Zeitung«,

hast uns mit Deiner Überschrift »Diese beiden tödlichen Keime bekämpfen Forscher aus Braunschweig« einen kleinen Schrecken eingejagt. Viel lieber wäre uns in eh schon schweren Zeiten die Headline »Forscher aus Braunschweig bekämpfen diese beiden tödlichen Keime« gewesen.

Bitte auf uns arme Seelen achten, wünscht sich

Deine Titanic

 Hmmm, Aurelie von Blazekovic (»SZ«)!

Am Abend der Wahlen in Thüringen und Sachsen hatte die ZDF-Chefredakteurin Schausten dem 1. September 2024 den 1. September 1939 an die Seite gestellt, und dazu fiel Ihnen dies ein: »Das Dämonisieren von Rechtspopulisten hatte bisher keinen Erfolg. Egal, wie richtig es ist, dass die AfD gefährlich, radikal, extrem ist. Politiker, Journalisten, Demokratieverteidiger können das immer noch lauter und lauter rufen – aber es bringt nichts. Die berechtigten Warnungen sind inzwischen leere Formeln. Die Wahlergebnisse der AfD sind immer besser geworden, der Trotz immer erheblicher. Die Tatsache, dass sie sich beständig als Opfer von Medien inszenieren kann, hat der Partei genutzt. Es ist nicht die Aufgabe von Bettina Schausten, die AfD kleinzukriegen, sondern die der anderen Parteien. Sie sollten mal über den Tim-Walz-Weg nachdenken. Ist Björn Höcke etwa nicht weird

Ist er. Hitler war es auch, und ihn als »Anstreicher« (Brecht) oder inexistenten Krachmacher (Tucholsky) zu entdämonisieren, hat bekanntlich so viel gebracht, dass diese Sätze nie haben fallen müssen: »Man hat mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen.«

Wegweisend winkt Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Im Unterzucker

Wenn man sich bei seinem Lieblingsitaliener keine Pizza bestellen kann, weil man nicht alle Vespas auf den Fotos gefunden hat – liegt das dann am nicht bestandenen Turin-Test?

Lara Wagner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
09.10.2024 Lorsch, Theater Sapperlott Max Goldt
11.10.2024 Coesfeld, Stadtbücherei Gerhard Henschel
12.10.2024 Bad Lauchstädt, Goethe Theater Max Goldt
12.10.2024 Freiburg, Vorderhaus Thomas Gsella