Briefe an die Leser | August 2023


Soso, Reinhard Müller von der »FAZ«,

»die Volksfront-Attitüde gegenüber einer Partei ist verfassungsrechtlich fragwürdig«, finden Sie in Ihrer Zeitung. Uns fällt jedoch aus dem Stegreif mindestens ein Beispiel ein, wo eine solche Volksfront Deutschland gutgetan hätte. Ach so, damals waren Sie noch nicht am Leben, Müller? Na dann, Gratulation zur Gnade der späten Geburt! Aber jetzt mal ehrlich, hätten Sie denn nicht noch später geboren werden können? Zum Beispiel erst nach der nächsten Bundestagswahl? Immerhin einen Verharmloser weniger aus der bürgerlichen Mitte hätte Höcke dann. Und Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

Mit reichlich rechtsbürgerlichen Grüßen Titanic

Einen Blick in Ihr Lager, DFB-Sportdirektor Rudi Völler,

gewährten Sie, nachdem die deutsche Männer-Fußballnationalmannschaft ihre letzten Spiele nicht ganz zu Ihrer Zufriedenheit zu Ende gebracht hatte: »Wir haben einige gute Spieler, die ganz oben im Regal sind. Aber wir haben auch einige Spieler, die hängen ein bisschen hintendran.« sagten Sie. Für uns hört sich das so an, als ob Sie die ganz oben im Regal einfach ein bisschen runterräumen könnten, dann müssten Sie sich nicht so weit strecken. Die anderen dagegen hintendran hängen zu lassen, klingt nicht nur unpraktisch, sondern selbst für trainierte Sportler etwas unbequem. Schon mal an eine Just-in-Time-Lieferung gedacht oder an Hilfe von Marie Kondo?

Fragen die Logistiker/innen von der Titanic

Sie, Helene Fischer,

haben in Hannover ein Konzert abgebrochen. Aber es gab auch eine schlechte Nachricht: Zuvor waren Sie mit dem Gesicht wohl gegen eine Trapezstange gestoßen, während Sie Ihren Song »Wunden« zum Besten gaben. Ob der anschließende Besuch im Krankenhaus gesetzlich, privat oder berufsgenossenschaftlich bezahlt wurde, wissen wir nicht, aber wir halten es nicht für unrealistisch, dass diesmal der Weltgeist die Rechnung übernimmt.

Philosophisch-konspirative Grüße von Titanic

Nanu, Friedrich Merz?

Mitten im FAZ-Streitgespräch mit Grünen-Chefin Ricarda Lang werden Sie plötzlich ganz nachdenklich: »Wir erleben einen Angriff einer rechtsnationalistischen Partei auf die Institutionen. Das ist eine bedrohliche Entwicklung.« Jetzt aber mal Kopf hoch, Herr Merz! Noch ist nichts verloren. Als Bundesvorsitzender können Sie doch entscheidend Einfluss darauf nehmen, ob es die CDU zurück in die Regierung schafft oder nicht.

Bleibt optimistisch: Titanic

Apropos: Mahlzeit, Alexander Jungbluth!

Sie sind AfD-Politiker aus der pfälzischen Provinz und haben es mit Ihrer Forderung, Döner und Pizza aus Deutschland zu verbannen, zum Spitzenkandidaten für die Europawahlliste gebracht. Im Europäischen Parlament wollen Sie dann die (Ess‑)Kulturen der Nationen streng nach Ethnie trennen. Es soll nur noch das auf die Tische kommen, was dort Ihrer Meinung nach hingehört. In Frankreich ausschließlich Camembert mit Rotwein, Schott/innen ernähren sich gefälligst von Haggis und Scotch und in Deutschland speist man bitte nur Sauerkraut mit Bier. Dann ist Ihre Welt in Ordnung.

Sie wissen aber schon, dass Sie – wenn Sie nach dieser Ordnung leben – in Brüssel nur Pommes frites essen dürfen? Da könnte Ihr Pfälzer Saumagen rebellieren. Und der zweite Arbeitssitz des Europäischen Parlaments ist sogar in Straßburg. Das liegt in Frankreich, also beim Erbfeind. Sind Sie wirklich sicher, dass Sie dahin wollen? Pfälzisch wird von den EU-Dolmetscher/innen auch gar nicht übersetzt. Vielleicht ist es also doch besser, Sie bleiben einfach zu Hause!

Raten Ihnen

Ihre kulinarischen Weltenbummler/innen von der Titanic

Großen Respekt haben wir, Autorin des medizinischen Fachbuches »Fundamentals of Urine and Body Fluid Analysis«,

vor Ihren wissenschaftlichen Leistungen. Nur scheint Sie bei der Wahl Ihres Themas niemand beraten zu haben, der oder die aus den südlichen Gefilden des deutschsprachigen Raumes stammt.

Wir jedenfalls, Dr. Nancy A. Brunzel, haben uns beinahe eingepinkelt vor Lachen.

Bitte trotzdem nicht angepisst sein, wünscht sich Titanic

Herzlichen Glückwunsch, »Frankfurter Neue Presse«!

Du hast Dich in den letzten Jahrzehnten von einer schnarchkonservativen Lokalzeitung in eine vollkommen unzuverlässige Clickbait-Schleuder verwandelt. Umso mehr freuen wir uns darüber, wie sehr Du jetzt doch einmal auf der sicheren Seite warst mit Deiner Überschrift »Das Warten hat ein Ende: The Weeknd kommt am Freitag nach Frankfurt«.

Jaja, auch Du schaffst mal eine faktisch einwandfreie Schlagzeile. Und bekommst dann zum Dank prompt einen Brief von Titanic

Du aber, Reinert Bärchen,

bist sowohl Markenname als auch Werbemaskottchen einer Wurstfabrik im westfälischen Versmold und uns, wenn wir ehrlich sind, einigermaßen unheimlich. Dafür hat nicht so sehr Dein betont niedlicher Name gesorgt, sondern vor allem Dein Werbeauftritt bei Facebook. Dort wolltest Du uns jüngst Deine Reinert-Bärchen-Salami andrehen, indem Du uns ein Rezept für Salami-Pizzaschnecken ans Herz legtest. Einerseits tatest Du dies mit dem lustig gezeichneten Schmunzelbären, der Dir ein überirdisch lächelndes Wurstgesicht gibt, andererseits mit dem heiter gemeinten und auf eine ganz andere Tierart gemünzten Satz: »Diese Schnecken sind ganz schnell wieder weg!«

Die Aussicht, dass das Gebäck im Nullkommanix von gierigen Kindern weggefuttert wäre, sollte uns vermutlich Appetit machen und eine Landpartie planen helfen: »Die kleine Mahlzeit lässt sich prima vorbereiten und ist auch bei einem Picknick oder Ausflug ein echter Hit.«

Was das aber für ein Abstecher ins Grüne würde, können wir uns schon denken, Reinert Bärchen! Einer ohne Wiederkehr! Ganz schnell wieder weg waren deshalb auch wir, nicht so sehr wegen Deines inhumanen Kalküls, Kinder zum Verzehr von Tieren mit menschenähnlichem Antlitz zu verleiten, sondern vor allem wegen Deiner ziemlich besorgniserregenden Hashtags »#ReinertBärchen« und »#TheFamilyButchers«.

Willst Du es demnächst nicht mal mit Horrorfilmen versuchen?

Fragt bleich und zähneklappernd: Titanic

Hello, Rishi Sunak!

Sie sind im Moment britischer Premierminister und haben als solcher einer Grundschule in Ihrem Wahlkreis anlässlich einer Tombola eine Flasche Wein spendiert. Die kostete aus unserer Sicht 11,64 Euro und aus Ihrer 10 Pfund. Nun sind Sie und Ihre family bekanntlich stinkreich und einige Leute deshalb ziemlich sauer: »Offenbar sind ihm die Kinder in seinem Wahlkreis zehn Pfund wert«, zitiert der Sunday Mirror die Vorsitzende des Schulvereins. Man benötige allerdings 10 000 Pfund. Wir sind jedoch ausnahmsweise mal auf Ihrer Seite, Sunak: 1000 Weinflaschen auf einer Tombola für Grundschüler/innen würden jetzt ja auch keinen richtig guten Eindruck machen!

Whatever: Cheers! Titanic

Kai Wegner (CDU), Sie Schnellchecker!

Sie haben eine ganze Weile gebraucht, um zu verinnerlichen, dass Sie der neue Regierende Bürgermeister von Berlin sind: »Gerade zu Beginn, wenn ich bei Veranstaltungen war und der Regierende Bürgermeister begrüßt wurde, habe ich erst mal nach links und rechts geblickt, bis ich festgestellt habe, dass alle mich angucken«, erzählten Sie dem Spiegel.

Und was haben Sie dann gemacht, nachdem Sie so unerwartet angesprochen wurden, Wegner? Haben Sie sich schlafend gestellt? Haben Sie auf sich gezeigt und »Wer? Ich?!« gerufen? Sind Sie aufgestanden, haben sich verbeugt und erst dann bemerkt, dass Sie in kurzer Hose und Badelatschen aufgekreuzt sind?

Kann ebenfalls noch nicht glauben, dass Sie Bürgermeister sind: Titanic

Gähn, Nestlé!

Eine Studie der US-Universität Yale hat ergeben, dass Du, entgegen anderslautenden Versprechungen, weiterhin fleißig den russischen Markt mit Deinen Produkten belieferst. Und das soll uns jetzt schockieren? Bei Deinen sonstigen moralischen Standards sind wir von diesem Vergehen eher gelangweilt. Eine Beteiligung an der russischen Waffenindustrie oder ein Exklusivvertrag als Putins Privatcaterer (wir haben gehört, da ist gerade etwas frei geworden …) hätten schon drin sein können. Auch ein Ruf als Superbösewicht will schließlich hart erarbeitet und gewissenhaft gepflegt werden!

Enttäuschte Grüße von Titanic

Süß, Frankfurter Konditorei-Lkw!

Du fährst durch die Stadt und machst Werbung für eine Patisserie mit der Aufschrift »9 von 10 Frauen lieben Nachtisch … eine lügt«. Also lieben vielleicht doch nur acht von zehn Frauen Nachtisch?

Rätseln Deine Nasch- und Logikkatzen von der Titanic

Gerade Dir, Madonna,

mit Deinen Megahits »Like a Virgin« und »Like a Prayer« sollte das Prinzip des Als-ob doch geläufig sein. Und Du deshalb wissen, dass man einen Körper zwar behandeln lassen kann, damit er aussieht wie ein junger, er dadurch aber nicht wieder jung wird.

Stattdessen hast Du, »seit Monaten« an »starkem Fieber« leidend, die »Symptome Insidern zufolge ignoriert« und »bis zu 12 Stunden am Tag« für Deine anstehende Welttournee geprobt. Nun hattest Du eine »schwere bakterielle Infektion« und lagst, nach mutmaßlicher Ohnmacht, für mehrere Tage auf der Intensivstation, auf der Du intubiert werden musstest.

Obwohl Du die katholischste Personifizierung des protestantischen Arbeitsethos ever bist und »Holiday« nur ein früher Ausrutscher war, hast Du Deinen Tourneestart nun verschoben. Weil Dir die Pause bestimmt schwerfällt, haben wir eine Idee für ein anderes Projekt: Lass doch über Deine derzeitige Malaise einen Dokumentarfilm drehen, Titel: »Im Krankenhausbett mit Madonna«. Zur Auflockerung kannst Du ja knackige Krankenpfleger/innen ein bisschen um Dich herumtanzen lassen, da wird Dir schon was einfallen!

Damit Madame X nicht schon bald zur Madame Ex-und-hopp wird, hör bitte auf Titanic

Ein entspanntes Hallo, Peter Altmaier …

Dem Stern boten Sie einen Einblick in Ihren Alltag als Polit-Rentner: »Ich entscheide frei, ob ich nach einem Termin noch ein Museum besuche, die Landschaft genieße oder einfach schlafen gehe.« Der Plan für Ihren 65. Geburtstag, an dem Sie von einer Tagung zurückkehrten, sah so aus: »Ich werde irgendwo anhalten, wo es einen See gibt mit schöner Landschaft und einen guten Italiener.« In Weimar haben Sie sich nach einem Besuch der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek »im Park in die Sonne gelegt«. Was jedoch »das Schönste im Ruhestand« sei, verraten Sie am Ende des Interviews: »Wenn man morgens wach wird, sich einen Kaffee gönnt – und sich dann noch mal ein Stündchen hinlegt.«

Und wo Sie, Altmaier, so vergnügt preisgeben, dass Sie den Ruhestand vor allem dazu nutzen, sich auf die faule Haut zu legen, dürfen wir Ihnen zum Schluss auch etwas verraten? So sympathisch waren Sie uns wahrlich noch nie!

Schämt sich dafür unentspannt: Titanic

Sehr passend, bayerisches LKA,

finden wir ja, dass Du offenbar Telefongespräche der Letzten Generation überwacht hast. Damit wolltest Du herausfinden, ob es sich bei den Klimaaktivist/innen um eine kriminelle Organisation handelt. Und für diese Prüfung hast Du nun wirklich ausreichend Expertise. Denn wer, wenn nicht deutsche Polizist/innen, sollte erkennen können, ob irgendwo verfassungsfeindliche Inhalte geteilt werden?

Deine Law-and-Order-Spaßvögel von Titanic

Aufgestanden, Hans Leijtens, Frontex-Chef!

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung versuchten Sie, Ihre Agentur mit dem Satz »Keiner von uns wacht morgens auf und sagt: Lasst uns heute Menschenrechte verletzen« zu verteidigen. Und diese Aussage wollen wir auch gar nicht anzweifeln. Denn sagen müssen Sie es ja auch gar nicht. Sie denken es. Und dann tun Sie es.

Ist immer für Grenzenlosigkeit, auch bei der Verachtung für Sie: Titanic

Howdy, Spacecowboy Richard Branson!

Nachdem Sie mit Ihrem Weltraumunternehmen Virgin Galactic just drei italienische Wissenschaftler/innen ins All befördert haben, die unter anderem ihre Landesflagge in der Schwerelosigkeit wehen ließen, planen Sie für Anfang August einen weiteren Weltraumflug, diesmal mit »privaten Astronauten«.

Nach dem Untergang des U-Boots Titan möchten wir an dieser Stelle an Ihr Verantwortungsbewusstsein appellieren. Nicht etwa, weil es uns besonders juckt, wenn Milliardär/innen bei ihren privaten Himmelfahrtskommandos im- oder explodieren. Darf ja jede/r seinem/ihrem Körper so viel Unter- oder Überdruck zumuten, wie er oder sie will. Aber als Normalsterbliche haben wir gerade einfach keine Lust darauf, dass die Nachrichtenlandschaft demnächst schon wieder tagelang mit Sauerstoff-Countdowns und Klopfzeichen-Tickern geflutet wird.

Bleibt stets auf dem Boden: Titanic

Huhu, Teddybär Albärt!

Du wurdest nun als offizielles Maskottchen für die Männerfußball-EM in Deutschland präsentiert. Vorher hattest Du Dich unter anderem gegen einen Gartenzwerg und eine Kartoffel durchgesetzt. »Mit der Einführung unseres Maskottchens hoffen wir, eine lustige und sympathische Figur zu schaffen, die die Kinder für das Fußballspielen begeistern wird«, so DFB-Kuscheltier Philipp Lahm.

Bei aller Knuffig- und Fröhlichkeit solltest Du Dir dennoch ein dickes Fell wachsen lassen, Albärt. Denn in Deutschland herrscht Kulturkampf, nicht zuletzt beim Thema Nationalmannschaft. Überleg Dir also gut, welche provokanten Gesten Du machst, welche woken Armbinden Du trägst und ob Du nicht doch die Nationalhymne mitbrummst. Denn in Deiner Funktion wirst Du vermutlich dem Deutschen Teddybärenmuseum in Sonneberg einen Besuch abstatten und dem dortigen AfD-Landrat begegnen müssen.

Nicht, dass Dich das typische Schicksal eines Problembären ereilt!

Warnt Titanic

Wenn Du, »Bloomberg«,

einen gewissen Todd Woody über die Sicherheit aus Holz gebauter Wolkenkratzer schreiben lässt, ist der dann nicht befangen?

Ist auch ohne Holzauge wachsam:

Deine Titanic

Ein unverhofftes Comeback feiern Sie, Volker Pispers,

seit einem Jahr auf Youtube. Und zwar als Inhalt US-amerikanischer Reaction-Videos, die mit klangvollen Titeln wie »Germany’s most brutal Comedian«, »Extremely dark German humor« oder »German humor is disturbing!« mehrere hunderttausend Klicks verzeichnen. In den Videos präsentiert ein Vlogger Ausschnitte Ihrer alten Kabarettauftritte und gibt sich komplett geflasht von Ihrer harsh analysis. Dazu gibt es alle zwei Minuten Werbeunterbrechungen und Hinweise auf die von dem Youtuber vertriebenen Produkte.

Aber dass gerade Ihre Tiraden gegen Finanzsystem, Imperialismus und diverse Medienmoguln als Clickbait für die in der Infobox verlinkten Merchandiseprodukte irgendwelcher Internetleute dienen – das ist doch wirklich mal ein gelungener Witz. Wir jedenfalls haben schon lange nicht mehr so ausgelassen über ein Produkt deutschen Kabaretts lachen können.

See you! Titanic

Sind Sie sicher, »Stern«-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz?

Ihr Magazin gehört seit anderthalb Jahren zu RTL Deutschland, mit keinem geringeren Ziel, als einen »neuen nationalen, crossmedialen Medien-Champion zu bilden«. Jetzt sagten Sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, angesprochen auf ein Titelbild mit Dieter Bohlen, der Juror der RTL-Sendung »Deutschland sucht den Superstar« ist: »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Leute uns vorhalten, wir machen einfach Cross-Promotion für RTL.« Denn Sie halten Stern-Titelbilder einfach für journalistisch relevante Beiträge zur Aufklärung der mündigen Massen?

Hält das leider für möglich: Titanic

Als wir, unbekannte Reinigungskraft,

lasen, dass Du Forschungsstände von 25 Jahren zerstört hast, indem Du einen Laborkühlschrank ausstelltest, weil der ein nerviges Geräusch gemacht hatte, sind wir erst mal zu unserem Redaktionskühlschrank gerannt, um sicherzugehen, dass es sich dabei nicht um eine Verwechslung handelt und es in Wirklichkeit um unseren Kühlschrank ging. Denn dort lagern auch ein paar Experimente in Tupperdosen – und das sogar schon seit 1979.

Aber wir konnten uns dann ganz erleichtert eine kühle Flasche aufmachen und wieder zurück an die Arbeit gehen.

Putzige Grüße von Deinen Laborratten auf der Titanic

Guten Abend, Sandra Maischberger!

Wie ein Wasserfall redete Ihr einziger Gesprächspartner, ohne Punkt und Komma erklärte Olaf Scholz seine Politik, wie aus der Pistole geschossen kamen seine Antworten. Sie sahen sich genötigt, den Bundeskanzler bei jedem zweiten Satz zu unterbrechen, um ihm, die hohen Umfragewerte der AfD im Rücken, Vorhaltungen zu machen, wie sie die Volksgemeinschaft kaum besser hätte formulieren können. Aber Ihr schönster und bester Einspruch war dann doch der, als Scholz mal wieder in voller Fahrt war und Sie ihm mit dem ganzen Gewicht Ihrer Autorität in die Parade fuhren: »Warum reden Sie so wenig?«

Nicht einmal durch diesen Einwurf ließ sich Olaf Scholz aus der Fassung bringen. Stattdessen bat er höflichst darum, »vielleicht das eine noch sagen zu dürfen«, und später auch noch, »wenn Sie gestatten, das andere«.

Deswegen müssen wir es Ihnen nun schonend beibringen: Nur weil etwas seit eineinhalb Jahren nachgeplappert wird, muss es noch nicht mit der Realität übereinstimmen. Vor allem sollte man, wenn man dem glatten Beweis des Gegenteils gegenübersitzt, möglicherweise ein bisschen flexibel sein und von seinen Vorurteilen etwas Abstand nehmen.

Wie? Sie können uns nicht folgen? Dann warten wir mal ab, was Sie uns als Nächstes als gesicherte Wahrheit auftischen: die Flat-Earth-Theorie? Die Unbefleckte Empfängnis? Oder gleich: die gute journalistische Arbeit der Sendung »Maischberger«?

Bei Ihnen immer auf alles gefasst: Titanic

Nicht ganz logisch, Psychologe Jürgen Margraf,

erscheint uns Ihre Forderung »Handeln, nicht resignieren!«, die Sie im Interview mit WDR 5 zum Thema Ängste erhoben. Sie rieten von Ängsten geplagten Zuhörer/innen, aktiv zu werden und diese durch Handlungen zu überwinden. Zum Beispiel, indem man sich bewusst mit Spinnen konfrontiere. Auch Ängste vor der großen Umweltkatastrophe ließen sich so begegnen, indem man beispielsweise sein Auto abschaffe. Da mussten wir stutzen. Wird man im Zweifel durch den Autoverkauf wirklich handlungsfähiger? Und was passiert danach? Führt die Erkenntnis, dass die Welt auch ohne das eigene Auto weiterhin Temperaturrekorde im Wochenrhythmus knackt, nicht am Ende zu noch viel mehr Resignation?

Fragen sich zitternd

Ihre Angsthasen von Titanic

Etwas irritiert, Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius,

sind wir von Ihrer Idee, »junge Menschen« für die Bundeswehr »zu begeistern«. Sie stellen sich das so vor: »Junge Frauen und Männer könnten für eine gewisse Zeit am Truppenalltag teilnehmen, quasi wie bei einem Praktikum«. Wenn wir es richtig verstanden haben, soll doch aus der Bundeswehr gerade wieder eine sogenannte richtige Armee werden. Und Sie suchen Leute, die Kaffee kochen oder die Gulaschkanone umrühren? Schicken Sie deren Praktikumsberichte mal lieber nicht über den großen Verteiler der Nato, raten Ihnen Ihre Profi-Zivis von der Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
09.05.2024 Zürich, Friedhof Forum Thomas Gsella
09.05.2024 München, Volkstheater Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella
11.05.2024 Karlsruhe, Kabarett in der Orgelfabrik Thomas Gsella