Briefe an die Leser | April 2023


Sie, Journalist Mathias Brüggmann,

haben laut Tagesspiegel über Jahre hinweg ein Doppelleben geführt. Neben Ihrer schnöden Tätigkeit als internationaler Korrespondent für das Handelsblatt sollen Sie, unter falschem Namen und mit angeklebtem Bart, das große Abenteuer im Ortsverband Pankow der Berliner SPD gesucht haben. Hier machten Sie durch stürmische Reden gegen die Parteikollegin und Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey auf sich aufmerksam.

Das klingt nicht nur aufregend, sondern ist auch sehr verständlich.

Auch wir hätten große Lust, in SPD-Ortsversammlungen gegen Giffey zu wettern, ohne unseren Ruf durch eine Mitgliedschaft bei den Sozialdemokrat/innen zu ruinieren. Nur eines, Mathias Brüggmann, lässt uns etwas ratlos zurück: Hätte Ihnen nicht ein besserer Deckname einfallen können als »Matthias Brückmann«? War ja klar, dass Sie auffliegen würden, so albern wie der klingt.

Kopfschüttelnde Grüße von Titanic

Alles fresh, Penny?

Deine kostenreduzierten, weil fast abgelaufenen Produkte laden uns immer wieder zu Impulskäufen ein. Zum Nachdenken hat uns allerdings der Begriff gebracht, mit dem Du die Preiserstattung auf dem Kassenzettel umschreibst: »Frischerabatt«. Ist das nicht das exakte Gegenteil von dem, was es beschreibt? Müsste es nicht viel eher »Ranzrabatt«, »Gammelgutschrift« oder »Reiher-Return« heißen?

Lässt sich auch im Supermarkt nicht gern für dumm verkaufen: Titanic

Brrr, Andrea Nahles!

»Arbeit ist kein Ponyhof«, erklärten Sie, die Vorsitzende der Agentur für Arbeit, und richteten sich damit an Angehörige der als arbeitsfaul verschrienen Generation Z.

Das verwirrt uns, da Sie selbst einen seit Generationen im Familienbesitz befindlichen Bauernhof bewohnen und deshalb wissen sollten, dass so ein Ponyhof ebenfalls kein Ponyhof ist: Füttern, Boxen ausmisten, Hufe beschlagen, und dann wollen die niedlichen Dinger ja noch bewundert, gekämmt und über die blühende Weide geritten werden!

Wollten Sie, Nahles, also eigentlich sagen, dass das Arbeitsleben gar nicht so anstrengend ist?

Antwort bitte an den Satire-Ponyhof namens Titanic

Hola, spanische Nudist/innen!

Ein Gericht hat entschieden, dass Ihr in einer andalusischen Ferienwohnanlage nicht auf die Textilfreiheit aller Urlauber/innen bestehen könnt. Geklagt hatten die Betroffenen unter anderem wegen einer Art Nacktheitspolizei innerhalb der Anlage.

Wie müssen wir uns das vorstellen? Die kommt mit geladener Waffe und ruft: »Hemd hoch oder ich schieße! Legen Sie sofort die Hose auf den Boden! Und jetzt kommen Sie ganz langsam aus Ihrem Versteck, Hände gut sichtbar nach oben, ich will die ganze Zeit Ihre Genitalien sehen können!« Oder: »Hallo, Zentrale, wir haben hier einen verdächtigen Koffer entdeckt. Da könnten Klamotten drin sein!« Und die für uns wichtigste Frage: Ist die Nudist/innen-Security selbst auch nackt? Und wo stecken die Waffen?

Macht sich zur Beantwortung dieser Fragen wohl bald auf Recherchereise:

Eure anzügliche Titanic

Interessant, Nino de Angelo …

Sie sind als Schlagersänger bekannt geworden und haben jetzt Ihr letztes Koks im Wald vergraben. »Toxische Menschen, Drogen und Alkohol sind das, was mich schwach macht, meine Achillesferse«, sagten Sie dem Sender RTL. »Koks hat mein Leben bestimmt. Ich habe es verbuddelt, mir aber die Stelle gemerkt, wenn es mich überkommt.« Va bene, de Angelo. Und wo haben Sie die toxischen Menschen und den Alkohol verbuddelt?

Neugierig: Titanic

Geht’s noch, »Altmark Zeitung«?

Den Fortgang der Polizeiarbeit bei einer Massenschlägerei zwischen jungen Leuten der rechten und linken Szene in der beschaulichen sachsen-anhaltischen Stadt Salzwedel beschreibst Du wie folgt: »Wie die Ermittlungen weiter ergaben, hatte ein Mann, der der rechten Szene zugeordnet wird, einen Streit mit einem ausländischen Mitbürger. Als Kevin M. (heute 26) dazukam und den Mann am Schlagen des Ausländers hindern wollte, ging es los.«

Bei allem Respekt, Altmark Zeitung: Ganze 34 Jahre sind seit dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR-Diktatur vergangen und Dein Einzugsgebiet konnte sein Linksextremismusproblem immer noch nicht lösen?

In der Überzeugung, dass Du und Deine Leute da drüben doch den Startschuss nicht gehört habt:

Deine Titanic aus Frankfurt (Main!)

Setzen, Lehrer/innen!

»Anteil der Einser-Abis stieg während der Pandemie offenbar deutlich«, lasen wir im Spiegel. Heißt: Je weniger Kontakt Ihr zu Euren Schützlingen habt, desto besser schneiden sie ab. Aber seid nicht traurig, wir sehen’s als Chance: Bald sind wir wegen des Lehrkräftemangels bei PISA auf Platz 1!

»Danke« für Eure Arbeit: Titanic

Alle Achtung, Chef a.D. des Balletts Hannover!

Nur weil eine Journalistin eines Ihrer Stücke kritisiert hatte, beschmierten Sie sie, angeblich im Affekt, mit Hundekot und bekamen in der Folge, wovon andere Choreograf/innen nur träumen: Schlagzeilen von der SZ bis zur Bild. Dabei ging es allerdings immer nur um Sie, Ihren Dackel und seine Hinterlassenschaften, nie um Ihre Ballettaufführung. Und wissen Sie was? Wir denken, dass genau das Ihr Plan war. Besser kann man doch von einem scheißlangweiligen Stück nicht ablenken!

Findet, die Geschichte stinkt zum Himmel: Titanic

Seien Sie gegrüßt, Pedro Pascal!

Rechtzeitig zum Start der dritten Staffel von »The Mandalorian«, einem Spin-off von »Star Wars«, in dem Sie als Protagonist in einer behelmten Rüstung, die Ihr Gesicht praktisch die ganze Zeit über bedeckt, durchs Weltall gondeln, beklagten Sie sich im Magazin Empire darüber, dass Sie unter diesem Helm so gut wie nichts sehen könnten (»… you can’t see shit!«), weil der schmale Sichtschlitz durch Ihren Atem ständig beschlagen sei.

Was für uns aber nur fair klingt: Wir sehen Sie ja auch nicht, und nach dieser Kleinkinder-Logik funktionieren »Star Wars« und seine multiplen Ableger eben.

Also könnten Sie Ihre Macht bitte nutzen, um Disney zu überzeugen, bei der nächsten Serie aus diesem Universum den Bildschirm einfach schwarz zu lassen?

Das ist der Weg!

Findet zumindest: Titanic

Grüß Gott, Papst Franziskus!

Na, wie fällt Ihre Bilanz aus nach circa hundert Tagen Pontifikat? Sie wissen schon: das erste Vierteljahr ohne Neben- und Gegenpapst! Ohne den aus dem Hinterhalt des Klosters Mater Ecclesiae heraus operierenden Spitzenintriganten, der Ihnen fast zehn Jahre lang zusammen mit seinem perfiden Helfershelfer fein austarierte Knüppel zwischen die Beine warf? Endlich alles locker? Nein? Die Hoden zwicken immer unterm päpstlichen Talar? Und das leidige Knie knarzt wie nichts Gutes? Von den lästigen Gläubigen zu schweigen, die Ihnen Tag für Tag auflauern, nur um den Saum Ihrer Soutane zu berühren und dann verzückt leise Schreie auszustoßen?

Ja klar, man kennt das, ein Leben »in den Schuhen des Fischers« ist kein Hostienschlecken! Und dann werden Sie auch noch von Ihrer WG überwacht, gar kein Drandenken an irgendwelche Extravaganzen, wie zum Beispiel nachts heimlich DVDs schauen, »Habemus Papam«, den Sie schon so lange sehen wollen, Michel Piccoli als ausgebüxter Papst, der sich durch Rom treiben lässt ...

Da hilft nur eins: Schleunigst abdanken, ins Kloster Mater Ecclesiae abdüsen, von dort aus Ihrem Nachfolger das Leben zur Hölle – und unsereins glücklich machen! Nach so vielen Jahrhunderten hat es die Kirche endlich wieder begriffen: Was ist ein Papst ohne einen Gegenpapst?

In Ewigkeit, amen! Titanic

Und Du, »SZ«,

titelst: »Ampel streitet um Öl- und Gasheizungen« – weil die Ampel sich jetzt trennt und die Frage ist, wer welche Heizung kriegt? Oder bleibt die Ampel hübsch beisammen, und der Streit ist eher einer über die Heizung?

Heiße Frage vom Übermedium Titanic

Sweet, liebe Menschheit!

Uns wird immer ganz warm ums Herz, wenn wir daran denken, wie wir uns schon seit frühsten Urzeiten gegenseitig unter die Arme greifen.

Den neusten Beweis für dieses lang andauernde Geben und Nehmen zwischen uns Homo sapiens hat nun das Museum of London Archaeology präsentiert: einen eisenzeitlichen Kamm aus einem menschlichen Schädel. Das zeigt doch sehr schön, dass bei uns nicht nur eine Hand die andere wäscht, sondern auch ein Kopf den anderen kämmt.

Gerührte Grüße von Titanic

Restaurant Sisyphos, Wuppertal!

Deine Geschäftsidee, dass das Essen immer wieder abgeräumt wird, bevor wir anfangen können: die geht auf?

Absurd hungrig, doch glücklich: Titanic

Meow, Boris Johnson!

Dem Spiegel haben wir entnommen, dass Ihre Regierung im ersten Coronajahr erwogen hatte, zur Bekämpfung der Pandemie alle Hauskatzen töten zu lassen. Es wäre bestimmt interessant gewesen zu sehen, wie Sie mit gutem Beispiel vorangehen und der in der Downing Street ansässigen Katze Larry vor laufender Kamera den Hals umdrehen. Aber das wäre ja gar nicht gegangen, weil Sie selbst auf der Intensivstation lagen, um die noch dümmere Idee umzusetzen, zur Bekämpfung der Pandemie einfach alle Menschen töten zu lassen.

Wundert sich bei Ihnen über wirklich nichts mehr: Titanic

Durchgezogen, Polizist/innen!

Immer öfter lesen wir, dass Ihr beschlagnahmtes Kokain selbst konsumiert, jetzt war’s mal wieder ein Kriminalbeamter in Berlin zusammen mit mindestens zwei Kolleginnen. Finden wir ja erst mal gut, dass Ihr bei Drogen eine klare Linie zieht. Wenn das Kokstaxi mal wieder zu lange braucht, rufen wir künftig einfach die 110. Aber einen Verbesserungsvorschlag hätten wir doch: Ersetzt doch das ohnehin umstrittene Polizeimotto »Thin Blue Line« bei der Gelegenheit gleich durch das wesentlich sympathischere »Thin White Line«!

Empfehlen Eure Naseweise von Titanic

Und noch was, Polizei!

Dass Du auch mal handgreiflich wirst, ist ja bekannt. Als wir in der Mopo die Schlagzeile »Gewalttaten angekündigt: Polizei durchsucht Schule bei Hamburg« lasen, waren wir aber doch erstaunt, wie unverhohlen Du mittlerweile damit umgehst.

Lass doch wenigstens die Kleinen in Ruhe!

Fordern Deine Kids von Titanic

Hey, »Esquire«!

Du versuchst es einfach noch mal mit der guten alten Idee vom Herrenmagazin, bloß jetzt eben »für gute Typen« – so jedenfalls Dein Motto. Dein eigenes Problem scheint allerdings ohnehin weniger charakterlicher als sprachlicher Natur zu sein. Denn Dein Online-Ableger überschreibt einen Artikel so: »Diese 9 Bücher brechen mit Tabuthemen«, und in der Bildunterschrift wird bekräftigt: »Diese neun Bücher brechen mit Tabus« – und wie Du, Esquire, hier einen Ausdruck ganz ohne Not entzwei- bzw. übers Knie brichst, weil Dir der richtige Wortlaut gerade nicht einfällt, bricht vielleicht wirklich ein Tabu, womöglich sogar mehrere!

Bricht vor Lachen zusammen und neben den Mülleimer: Titanic

Hyper, hyper, Bundesjustizminister Marco Buschmann!

Ihre große Leidenschaft ist die elektronische Musik, die Sie als Hobby betreiben, und das sogar im Ministerium, wie Sie der Bunten verrieten. Ganz am Puls der Zeit in der Techno-Metropole Berlin, Buschi!

Ihr Traum sei es, einmal Filmmusik zu komponieren, verrieten Sie außerdem etwas verlegen. Aber, aber, Herr Minister! Warum träumen, wenn Ihnen die größte Bühne zur Verfügung steht, um Ihre Musik in Umlauf zu bringen: der Deutsche Bundestag! Einfach mal Ihren Redner/innen-Slot nutzen, den Synthesizer-Turm vorne am Pult aufbauen und los geht’s! In die monotonen Reden von Scholz, Brinkhaus und Co. wird sich das, was Sie so auf Soundcloud hochladen, ohnehin perfekt einfügen.

Unz-unz-unz! Titanic

Hi, Ijoma Mangold!

»Die orange Pille – Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist« heißt Ihr neues Buch, und da fragen wir uns schon, was geschehen muss, damit einer, neben Alt-Right-Speak (»orange pill«) und der Reklame für Kryptowährung, wirre Werbeslogans wie diesen mit seinem Gesicht unter die Leute bringt: »Das größte Gerechtigkeitsversprechen seit Karl Marx«. Sicher, wer jahrelang berufsbedingt lesen muss, was die zeitgenössische Literatur so bereithält, der kann da nicht ganz unbeschadet rauskommen.

Dann aber lasen wir, was die Verlagswerbung über Sie zu berichten weiß: »Er war Literaturchef von Die Zeit, heute schreibt er für sie als kulturpolitischer Korrespondent. In der Zurückgezogenheit des Lockdowns tauchte er in das Bitcoin-Universum ein. Seither sieht er unsere Welt anders«. Keine weiteren Fragen, Mangold, der Lockdown war für uns alle hart. Trotzdem: Im Zweifel einfach mal wieder an die frische Luft gehen. Sie haben nichts zu verlieren als Ihre Blockchain.

Viel Glück! Titanic

Oh no, Scorpions!

Euer Engagement für Frieden in allen Ehren, aber was Ihr da über Euren Gitarristen Matthias Jabs im Mannheimer Morgen habt verlauten lassen, war dann doch zu viel des Guten: »Ich sehe es nicht, dass wir noch mal dort«, gemeint war Russland, »auftreten. Wegen der äußeren Umstände fühlt es sich einfach nicht richtig an.« Aber mal abgesehen davon, dass es sich nie richtig anfühlt, wenn Ihr irgendwo auftretet – damit dürfte Putin eines seiner wichtigsten Kriegsziele erreicht haben.

Aber was mussten wir dann gleich im Anschluss lesen? Ihr würdet Euch »wünschen, dass wir bald in der Ukraine spielen, nachdem der Krieg zu Ende ist«. Warum das denn, Scorpions? Da ist doch schon alles verwüstet!

Zeit für einen Wind of Change, meint Titanic

Viel Erfolg, »RBB«-Goldmamsell Patricia Schlesinger!

Als sympathischste Monetenschleuder seit Gloria von Thurn und Taxis klagen Sie vor dem Landgericht Berlin gegen Ihren alten Arbeitgeber auf Zahlung einer Betriebsrente in Höhe von monatlich 18 384 Euro. Moralisch wollen wir das nach Ihrem Rausschmiss nicht bewerten, aber rein betriebswirtschaftlich geben wir grünes Licht: Der RBB wird wegen des Skandals um Ihre Person ja 100 Mitarbeiter/innen entlassen, da sollte die Kohle also drin sein!

Gesendet aus dem Massagesessel von Titanic

G’day, Australien!

Du hast den Popsänger Harry Styles dazu gebracht, einen »Shoey« zu trinken. Eine Tradition, die daraus besteht, darauf zu bestehen, dass internationale Berühmtheiten bei ihren Besuchen und Tourneen durch Australien einen Schuh mit einem Getränk füllen und diesen dann vor den Augen und unter dem Geschrei des Publikums auf ex austrinken. Das hält nicht nur Harry Styles für »one of the most disgusting traditions«, die man sich so vorstellen kann.

Aber wir verstehen schon, wo das herkommt. Würden wir in einem Land leben, in dem 98 Prozent der Bevölkerung durch Angriffe von weißen Haien, giftigen Spinnen, Schlangen, Skorpionen und Stachelrochen dahingerafft werden, würden wir wohl ebenfalls versuchen, durchreisende Stars irgendwie an unserem Leid zu beteiligen. Dafür ist diese unhygienische und irgendwie auch mackerig anmutende Tradition dann wahrscheinlich noch recht harmlos.

Macht trotzdem den nächsten Urlaub lieber wieder im schönen Sauerland:

Deine Barfüßler/innen von Titanic

Durchatmen, daueraggressiver Carsten Stahl!

Als selbsternannter »Anti-Aggressions-Trainer« geben Sie bei Bild-TV mit wutverzerrtem roten Gesicht Ihren scharfen Senf zu allem dazu, was die Bild-Giftküche zu bieten hat. Thema egal, ob »Klima-Kleber«, Journalist/innenschelte oder hastdunichtgesehn, Hauptsache Fäuste geballt, Muskeln aufgepumpt und ahnungslos Meinungen rausgeplärrt. Unser Vor-Schlag: Vielleicht sollten Sie mal ernsthaft über ein Anti-Aggressions-Training nach … Bitte beruhigen Sie … war doch nur ein nett gemeinter …

HILFE! Titanic

Das Französische, Schauspielerin Paula Beer,

hat es Ihnen offenbar angetan. Im Gegensatz zum Deutschen erlaube es »das Plaudern, es klingt nicht blöd, wenn man einfach nur quatscht. Wie geht’s? Super. Und selber? Ja, toll. Ich hab ja eine Zeitlang in Paris gelebt, viele Franzosen reden einfach nur miteinander, um Kontakt zu haben, nicht wegen des intellektuellen Austauschs«, sagten Sie dem Tagesspiegel.

Sie haben lange nicht mehr mit Deutschen geredet, non?

Au revoir! Titanic

Nichts leichter als das, Carsten Linnemann …

Sie sind stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU und arbeiten gerade an einem neuen Grundsatzprogramm. Dafür haben Sie große Pläne: »Eine kleine Vision habe ich: Man könnte jeden Bürger wecken um drei Uhr nachts, und er wüsste sofort, wofür die CDU steht: Erstens, zweitens, drittens …« Linnemann, wenn Sie jeden Bürger um drei Uhr nachts wecken und ihn fragen, wofür die CDU steht, wird man Ihnen antworten: Das ist die Partei, die die Bürger/innen nachts um drei weckt und alberne Sachen fragt.

Verrät Ihnen visionär: Titanic

Stillgestanden, »Radio Bielefeld«!

Was wird im Lokalradio nicht alles getestet: Vom Eierkocher bis zum Waffeleisen ist vieles dabei. Du, liebes Radio Bielefeld, hast Dich jetzt aber auf etwas größere Dimensionen verlegt und schicktest kurzerhand Deine Außenreporterin auf einen nahegelegenen Truppenübungsplatz, um mal eben den Leopard 2 zu testen. Die Reporterin wäre vor lauter Begeisterung am liebsten gleich bis zur Ostfront durchgefahren, begnügte sich bis auf Weiteres aber damit, uns sehr detailliert von dem Innenleben des Panzers (»Puh, ist das eng!«) sowie von der Wahnsinnspower (»Sage und schreibe 1000 PS!«) zu berichten.

Trotz dieser Abwechslung in Deinem sonst nur aus Werbung und Ed Sheeran bestehenden Programm müssen wir sagen, dass wir enttäuscht sind: Da testest Du schon einen Panzer und lässt einfach die wichtigsten Fragen aus: Wie viele Leute kann man gleichzeitig wegballern? Was passiert, wenn man die geilen 1000 PS mit Vollgas in ein Mehrfamilienhaus krachen lässt? Und wann dürfen deutsche Soldat/innen endlich wieder mitschießen?

Befiehlt Dir, Meldung zu machen: Titanic

Berliner Verwaltung, altes Haus,

bislang haben wir Dich für Deine Fairness geschätzt: Du hast zwar die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus verkackt, aber immerhin eine Wiederholungswahl angeboten. Und auch wenn man bei Dir jahrelang auf einen Termin im Bürgeramt wartet, ignorierst Du alle Berliner/innen immerhin gleichermaßen.

Jedenfalls dachten wir das, bis wir Deine Antwort auf Wolfgang Ischingers Tweet lasen. Der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz rief online um Hilfe, weil auch er keinen Termin bei Dir bekam. Prompt antwortete ihm nicht nur ein Bezirksstadtrat aus Berlin-Lichtenberg, sondern gab ihm sogar seine Mailadresse! Angeblich macht er das bei den anderen Berliner/innen auch so. Na ja. Wir sehen darin eher den korrupten Einfluss der anbrechenden CDU-Herrschaft in der Hauptstadt.

Steht lieber in Frankfurt als in Berlin Schlange: Titanic

Elon Musk, schon wieder!

Die traurigen Nachrichten aus dem Twitter-Hauptquartier in San Francisco, das Du seit einiger Zeit zugrunde sparst, wollen einfach nicht abreißen. Nachdem Du dem Reinigungs- und Catering-Personal dort gekündigt hattest, was wohl für erhebliche Mengen Müll, knurrende Mägen und Verdruss unter den Übriggebliebenen sorgt, haben wir nun gehört, dass Du Deinen Angestellten ihre Büro-Topfpflanzen zum Kauf angeboten hast.

Wahnsinn, Musk! Pflanzen sind so wichtig für die seelische Gesundheit der Beschäftigten. Wenn sie die in der restlichen Zeit leasen müssten, zu einer überhöhten Monatsrate, könntest Du doch viel mehr Geld rausschlagen!

Findet Deine Wege kaum mehr ergründlich: Titanic

Wow, Michael Wendler!

Sie scheinen mächtige Verbündete zu haben, denn zwar setzt Ihr ehemaliger Haussender RTL 2 Ihre geplante Baby-Doku noch vor Ausstrahlung und Geburt des Kindes wegen Kritik an Ihren rechten Aussagen ab und bemüht sich klarzustellen, dass man sich von »Extremismus aller Art« stets distanziert habe. Doch dann berichtet bild.de ausführlich über diesen Vorfall, und nur einen Tag später wirft Springer die komplette Bild-Führungsriege raus?

Bricht diesen Brief sicherheitshalber mal ab und grüßt gaaaaanz lieb: Titanic

Nüchtern betrachtet, Wolfgang Kubicki,

werden Sie es in diesem Sommer mit der Konterrevolution aufnehmen müssen. Denn was, wenn nicht eine ordentliche Schippe Sand ins Getriebe Ihres Freiheitskampfes soll es sein, dass Ihre eigenen Partisanen, also die Gemeinde Kampen auf Sylt, es jetzt verboten haben, am Strand zu zelten, lautstark zu feiern, zu musizieren, zu betteln und Alkohol in größeren Mengen zu trinken?

Gut, das Zelt dürfte nicht Ihre bevorzugte Herberge sein. Und wenn Sie singen, ist das sicher kein Musizieren. Aber Ihnen zu verbieten, nach Aufmerksamkeit zu betteln und derweil die zweite Flasche Weißwein zu entkorken? Da hat wohl jemand das FDP-Grundsatzprogramm nicht zu Ende gelesen. Zwar sagte einer der in Kampen herrschenden Verbotsvasall/innen, wie der stellvertretende Bürgermeister dort erstaunlicherweise nicht genannt wird, dem NDR, dass das Bier und der Champagner im Strandkorb weiter erlaubt seien. Aber das hört sich doch sehr nach Mengen an, bei denen die Freiheit längst noch nicht tanzt und feiert, gell, Kubicki?

Berauschende Grüße von Titanic

Juhu, Netflix-Show »Too Hot to Handle«!

Um das volle Preisgeld in Höhe von 200 000 Euro zu erhalten, müssen Deine Kandidatinnen und Kandidaten vier Wochen ohne Sex auskommen.

Das Konzept gefällt uns sehr, denn allein dieses Jahr hätte damit schon über eine halbe Million verdient: jede und jeder in der Redaktion von Titanic

So geht das aber nicht, mecklenburg-vorpommerische Finanzbeamtin!

Da haben Sie doch einfach die Steuererklärung der »Stiftung Klima- und Umweltschutz MV« verbrannt! Und das geht ja dann doch einen Schritt zu weit!

Dass die Klimastiftung nicht wirklich Klimaschutzziele verfolgt, sondern vor allem dafür da ist, die Gaspipeline Nord Stream 2 an US-Sanktionen gegen Russland vorbei fertigzustellen, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Und dass die verbrannten Dokumente wahrscheinlich Hinweise auf Schenkungen der Nord-Stream-AG gegeben hätten und somit Steuern in Höhe von zehn Millionen Euro fällig geworden wären, ist auch mehr als eine Vermutung. Aber nun auch noch die Verbrennung der Papiere? Wissen Sie denn nicht, was das wieder an CO² freisetzt?

Fragen sich Ihre Ökos von Titanic

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Oha, »Siegessäule«!

Als queeres und »Berlins meistgelesenes Stadtmagazin« interviewtest Du anlässlich der Ausstellung »Sex. Jüdische Positionen« im Jüdischen Museum Berlin die Museumsleiterin und die Kuratorin und behelligtest die beiden unter anderem mit dieser Frage: »Linke, queere Aktivist*innen werfen dem Staat Israel vor, eine liberale Haltung gegenüber Homosexualität zu benutzen, um arabische und muslimische Menschen zu dämonisieren. Diese Aktivist*innen würden Ihnen wahrscheinlich Pinkwashing mit der Ausstellung unterstellen.«

Nun ist das Jüdische Museum Berlin weder eine Außenstelle des Staates Israel, noch muss man als Journalist/in irgendwelchen »Aktivist*innen« ihre antisemitischen Klischees, dass letztlich doch alle Jüdinnen und Juden dieser Welt unter einer Decke stecken, im Interview nachbeten. So können wir uns aber schon mal Deine nächsten Interviewfragen ausmalen: »Frau Pastorin Müller, Sie bieten einen Gottesdienst zum Christopher Street Day an. Betreiben Sie damit Pinkwashing für den Vatikanstaat?« oder »Hallo Jungs, ihr engagiert euch in einem schwulen Verein für American Football. Betreibt ihr damit nicht Pinkwashing für Donald Trump?«

Wird diese Artikel allerdings nicht mehr lesen: Titanic

 Endlich, »ARD«!

Seit Jahren musst Du Dich rechtfertigen, weil Du immer wieder die NS-Enthusiast/innen von der AfD zu Kuschelkursinterviews einlädst und ihnen eine gebührenfinanzierte Plattform bietest, damit sie Dinge verbreiten können, die sich irgendwo zwischen Rassenlehre und Volksverhetzung befinden. Aber jetzt hast Du es den Hatern endlich gezeigt und AfD-Anführer Tino Chrupalla in das härteste Interviewformat ever eingeladen: »Frag selbst«, das freaky Social-Media-Format von der Tagesschau, das schon Olaf Scholz mit knallharten Fragen à la »Wann Döner wieder drei Euro?« niedergerungen hat. Wir sind uns sicher: Besser als mit einem Kartoffelranking auf dem Twitch-Kanal der Tagesschau kann die AfD gar nicht entlarvt werden!

Legt schon mal die Chips bereit: Titanic

 Also echt, Hollywood-Schauspieler Kevin Bacon!

»Wie wäre es eigentlich, wenn mich niemand kennen würde?« Unter diesem Motto verbrachten Sie mit falschen Zähnen, künstlicher Nase und fingerdicken Brillengläsern einen Tag in einem Einkaufszentrum nahe Los Angeles, um Ihre Erfahrungen als Nobody anschließend in der Vanity Fair breitzutreten.

Die Leute hätten sich einfach an Ihnen vorbeigedrängelt, und niemand habe »Ich liebe Dich!« zu Ihnen gesagt. Als Sie dann auch noch in der Schlange stehen mussten, um »einen verdammten Kaffee zu kaufen«, sei Ihnen schlagartig bewusst geworden: »Das ist scheiße. Ich will wieder berühmt sein.«

Das ist doch mal eine Erkenntnis, Bacon! Aber war der Grund für Ihre Aktion am Ende nicht doch ein anderer? Hatten Sie vielleicht einfach nur Angst, in die Mall zu gehen und als vermeintlicher Superstar von völlig gleichgültigen Kalifornier/innen nicht erkannt zu werden?

Fand Sie nicht umsonst in »Unsichtbare Gefahr« am besten: Titanic

 Augen auf, »dpa«!

»Mehrere der Hausangestellten konnten weder Lesen noch Schreiben« – jaja, mag schon sein. Aber wenn’s die Nachrichtenagenturen auch nicht können?

Kann beides: Titanic

 Wie kommt’s, »Krautreporter«?

In einem Artikel zum Thema »Konkurrenz im Job« stellst Du die These auf: »Konkurrenz ist nicht so verpönt wie ihr Ruf.« Aber warum? Was hat der Ruf der Konkurrenz denn bitte verbrochen? Womit hat er seinem Renommee so geschadet, dass er jetzt sogar ein schlechteres Image hat als die Konkurrenz selbst? Und weshalb verteidigst Du in Deinem Artikel dann nur die Konkurrenz und nicht ihren Ruf, der es doch viel nötiger hätte?

Ruft Dir fragend zu:

Deine genau im gleichen Ausmaß wie ihr Ruf verpönte Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Der kästnerlesende Bläser

Es gibt nichts Gutes
außer: Ich tut’ es.

Frank Jakubzik

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
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