Briefe an die Leser | September 2022


Hey, Martin Huber (CSU)!

Wahrscheinlich, weil Sie Martin Huber heißen, wurden Sie, der Huaba-Martin, im Mai zum CSU-Generalsekretär gemacht. Was soll ein Martin Huber auch sonst tun in Bayern? Herzliche Glückwünsche nachträglich jedenfalls!

Als christsozialer Generalsekretär ist es natürlich Ihre wichtigste Aufgabe, für Stimmung zu sorgen. »Deutschland ist in der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg und außer Symbolfotos vor einer Turbine ist vom Kanzler nichts zu hören und zu sehen. D ist faktisch führungslos«, twitterten Sie neulich famos. Und legten wegen des großen Erfolgs (über 600 Faves!) zwei Tage später nach: »Deutschland ist in der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg und dabei vollkommen führungslos.«

Respekt, Huber (Martin)! Mit Ihrer digitalen Performance würden Sie auch ein Bierzelt im Metaverse zum Kochen bringen. Nur eine Frage haben wir jetzt: Im Zweiten Weltkrieg war »D« ja nun vieles, aber gewiss nicht »führungslos« … Herrscht demnach aktuell nicht eine noch größere Krise als damals?

Bitte um Antwort auf Twitter! Titanic

Glückwunsch, Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg,

nämlich zum Vize-Europameistertitel Ihres Teams! Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung konnten wir entnehmen, dass Sie Ihre recht erfolgreiche Truppe »mit Seriosität – aber auch mal mit einem Augenzwinkern« geführt hätten. Was das denn nun wieder heißen sollte, konnten wir uns allerdings erst nach und nach erschließen: Das Gruppengefühl Ihres Betreuerstabs hätten Sie zum Beispiel dadurch gestärkt, dass Sie regelmäßig zu »Hüttenabenden im Schwarzwald« und zu Ihnen nach Hause eingeladen hätten, »um sich auszutauschen, persönlicher kennenzulernen, gemeinsam zu kochen oder auch mal Gin zu verkosten«. Auch Ihr Londoner Hotel bei der EM hätte dann »einige edle Tropfen parat« gehalten, so die tratschsüchtige Sonntagszeitung kurz vor der Promillegrenze zur niederträchtigen Unterstellung.

Mit anderen Worten: Für die FAS war mit Ihnen alles paletti und so erfolgreich, weil in puncto Alkohol bereits alles wie bei den Fußball-Herren ist.

»Prost, prost, Kameradinnen«, grölt und lallt da aus übervollem Herzen (und Glase) mit:

Ihre Titanic

Hey, »Bild«,

mal eine Denkaufgabe: Guter Rat ist? Genau: teuer. Wenn Du nun Deinen »Anti-Teuer-Rat« etablieren willst, dann ist das Gegenteil, »Anti«, von teurem Rat? Ja: billig. Und billiger Rat ist …?

Lässt Dir noch etwas Zeit zum Nachdenken: Titanic

Ein kleiner Vergleich, Dr. jur. Jan Redmann,

Vorsitzender der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag, war Ihnen nach dem Skandal um und dem Rücktritt von Patricia Schlesinger als Intendantin des RBB offenbar wichtig. Eine Abfindung für Schlesinger sei nicht angebracht, sondern eine fristlose Kündigung. »Wenn eine Kassiererin für einen unterschlagenen Pfandbon gekündigt wird, muss das erst recht für eine herausgehobene öffentliche Repräsentantin gelten«, sagten Sie.

Dass Sie die Entlassung einer Kassiererin wegen ein paar Cent gerecht finden, ist zwar keine Überraschung. Aber es ist doch ganz hübsch für das Mitglied einer Partei, die es schon mal mit Millionen an Schwarzgeld zu tun hatte, Hunderttausend davon locker in einen Briefumschlag gesteckt.

Bitte frei- und weitermachen! Titanic

Tatütata, Dortmunder Polizei!

Nachdem man Dich verständigt hatte, weil ein 16jähriger unbegleiteter Flüchtling aus dem Senegal im Innenhof seiner katholischen Jugendwohngruppe mit einem Messer herumfuchtelte, warst Du umgehend mit elf Mann hoch zur Stelle. Als Deine Spezialkräfte dann eigenen Angaben zufolge feststellten, dass der 16jährige das Messer »in suizidaler Absicht einsetzte« und »Stiche in den eigenen Bauch andeutete«, versuchten sie, ihn zu beruhigen, erst mit einem Pfefferspray, dann mit einem Elektro-Taser.

Unglücklicherweise waren sie damit nicht erfolgreich, so dass einer der elf Beamten zwecks finaler Beruhigung der Zielperson wie auch zur Verhinderung einer Selbstverletzung des Delinquenten diesen mit fünf Schüssen aus seiner MP5 zu Tode brachte.

Operation gelungen, Patient tot! Angesichts Deines erfolgreichen Einsatzes, Dortmunder Polizei, schlagen wir vor, Du machst gleich Nägel mit Köpfen und tust Dich mit der Telefonseelsorge zusammen: Jedes Mal, wenn ein Lebensmüder dort anruft, rückt Dein Fliegendes Suicide-by-Cop-Kommando (FSCK) mit einer Maschinenpistole an und erledigt die Sache. Zwar nicht ganz geräuschlos, aber kompetent und im Sinne des Anrufers. Und die vermaledeite Statistik der von Polizisten Erschossenen würde verblassen, überstrahlt von der humanitären Aktion der polizeilich verhinderten Selbstmorde!

Deine PR-Berater von der Titanic

Hört, hört, »Bunte«!

Anlässlich der neuen Beziehung Michael Ballacks (45) mit einer 21jährigen frohlocktest Du: »Seit dem schrecklichen Schicksalsschlag vergangenen Sommer, als sein Sohn Emilio mit nur 18 Jahren bei einem Quad-Unfall in Portugal tödlich verunglückte, hat man den einstigen Fußballstar nicht mehr so glücklich gesehen.«

Puh, Bunte! Ballack mit diesem Satz Freude über den schrecklichen Schicksalsschlag zu unterstellen – das wäre sogar uns zu hart! Aber Du bzw. Deine Anwälte werden es schon wissen. Titanic

Scharf, Frankreich!

Aufgrund von Dürreausfällen gibt es kaum mehr Senf in Deinen Supermarktregalen. Vor allem der beliebte Dijon-Senf wird derzeit knapp. Da kommt ein Gastronom wie Pierre Grand-Girard in Douarnanez aus
der Bretagne schon mal in die »Bredouille«, wie die Tagesschau uns mittelscharf aufs Baguette zu schmieren versucht. Und ein Ende der Geschmacklosigkeit ist noch lange nicht in Sicht! Es wird wohl Jahre dauern, bis die Landwirtschaft so umgestellt ist, dass das goldfarbene Gold endlich wieder in Strömen fließt.

Vielleicht kannst Du Dich bis dahin ja mit etwas Ketchup über Wasser halten.

Deine pommes de terre von der Titanic

Du, »The Lancet«,

hast als medizinisches Fachblatt die Studie eines internationalen Forscherteams publiziert, die »für unter 40jährige Frauen eine Alkoholmenge von zwei Esslöffeln Wein oder 100 Millilitern Bier pro Tag empfiehlt. Männer unter 40 sollten noch weniger trinken – höchstens ein Schnapsglas (40 Milliliter) voll Bier oder zwei Teelöffel Wein pro Tag. Bei über 40jährigen hingegen könnten ein oder zwei Drinks helfen, Herzkrankheiten, Infarkten und Diabetes vorzubeugen.«

Aber mal ehrlich, The Lancet, meinst Du nicht auch, dass es irgendwie gesellschaftlich zu noch mehr schlechter Laune führt, wenn auf Ü-30-Partys Bier in Schnapsgläsern (Achtung: Schaumkrone!) und Wein per Pipette ausgeschenkt wird, während sich anderswo die Altvorderen feuchtfröhlich gesundsaufen dürfen?

Versucht sich derweil die Welt lieber schönzutrinken – und zwar geschlechts- und altersunabhängig: Titanic

Im Blaulicht-Blog, »Berliner Morgenpost«,

berichtest Du regelmäßig über Berliner Kriminalfälle. Was dort allerdings der Mann soll, der mit einem Brotmesser drohte, um Rum zu erbeuten, ist uns schleierhaft. Brotmesser und Rum, wenn das kein Mundraub war, was dann?

Immer im Einsatz für die kleinen Leute und den kleinen Hunger:

Deine Titanic

Ganz unverbindlich, »Justlo«,

bewirbst Du Deine App mit einer wild tanzenden jungen und wenig bekleideten Frau und der Behauptung, wir könnten damit »Frauen ohne Verpflichtungen« finden. Das passt uns gut, denn als Freigeister haben auch wir recht wenige Verpflichtungen. Mit dieser »Frau ohne Verpflichtungen« könnten wir schon vormittags in den Zoo, mittags dann den ersten Aperol genießen, lange Radtouren auch wochentags unternehmen.

Du siehst, die App und die Frauen dort würden zu uns passen. Ausprobieren werden wir Justlo dennoch nicht. Wir lassen uns einfach ungern zu etwas verpflichten, deshalb wird es mit uns leider nichts.

Freiheit, Freiheit, ist das Einzige, was klickt, meint Titanic

Heda, »Spiegel«!

»Wird Joe Biden zu senil für das Präsidentenamt?« fragst Du blitzgescheit. Ja, wo kämen wir denn hin, wenn der US-Präsident zu senil für sein Amt würde und nicht etwa über ein ausgewogenes Maß an Senilität verfügte, wie die anderen Staatslenker dieser Welt?

Blickt besorgt auf die Senilität der Spiegel-Redaktion: Titanic

Gack-gack, Vermonter Huhn »Bug«!

Du bist, entnehmen wir der Sommerlochpresse, in Deinem Heimatkaff Hinesburg auf ein Fahrzeug gestiegen und hast Dich so ins 20 Kilometer entfernte Burlington kutschieren lassen. Bei dem erkorenen Wagen handelte es sich nun – das kann man sich nicht ausdenken – um einen Pick-up. Einen PICK-up!

Die Schlusspointe Deiner kleinen Odyssee stimmte uns dann jedoch traurig. Deine Familie hat Dich nämlich inzwischen umbenannt, von »Bug« in »Amelia«, nach der Flugpionierin Amelia Earhart. Und wie es mit der ausging, weiß man ja. Bzw. eben nicht. So dass sich wohl bald nicht die Frage stellt: »Why did the chicken cross the road?«, sondern »Where did the chicken cross the road?«

Put-put-put: Titanic

Überrascht und beeindruckt, Porsche,

hat uns Deine ganzseitige Anzeige neulich in der Tageszeitung, ein echter Hingucker. In weißer Schrift auf einer abgedunkelten Fotocollage stand da »Sport ist eine Haltung. Sie ist das, was uns antreibt« und einige Nullsätze mehr, die in der Aussage gipfelten: »Denn wir sind«, und dann, in Riesenlettern: »SPORTMADE«.

Das ganze Blabla über dem schönen Wort »Sportmade« überlasen wir natürlich und dachten geradweg: »Ach, so nennen sie bei Porsche ihren wichtigsten Fürsprecher Christian Lindner?«

Macht die Fliege: Titanic

Hola, spanische Staatsanwaltschaft!

Du forderst acht Jahre Haft für die im Verdacht des schweren Steuerbetrugs stehende Pop-Sängerin Shakira. Wir finden das unverantwortlich! Hast Du schon mal an die anderen Häftlinge gedacht, die acht Jahre lang Shakiras quäkendes Gejodel ertragen müssten? Oder ist Folter in Spanien etwa nicht verboten?

Waka waka eeeh eeeh! Titanic

Lauterbach!

Die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ab Herbst bezeichnen Sie in einem Schaubild als »Winterreifen« bzw. »Schneeketten«. Offenbar setzen Sie beim »Corona-Fahrplan« in der Tradition von Bundesnotbremse und Corona-Ampel gerne auf Auto-Metaphern, damit die Maßnahmen auf möglichst breite Akzeptanz bei der pandemiemüden Bevölkerung stoßen.

Aber haben Sie das auch zu Ende gedacht? Es ist ja so, Lauterbach, dass Autofahrer höchst unterschiedlich vorgehen, was die Bereifung ihrer Pkw betrifft. Die einen gurken das ganze Jahr über mit Winterreifen durchs Land, andere ziehen sie erst drauf, wenn der erste Schnee fällt, und einige davon haben ihr Profil längst abgefahren. Und die wollen Sie alle gleichermaßen ansprechen? Da wundert es nicht, dass Sie inzwischen als »Joschka Fischer der Pandemiebekämpfung« gelten, der sowohl bei Maßnahmenbefürwortern als auch -gegnern unbeliebt ist.

Manchmal ist es besser, in der Spur zu bleiben, dann braucht’s am Ende womöglich auch gar keine Schneeketten gegen Infektionsketten.

Das zumindest raten Ihnen Ihre Verkehrsfunkerinnen von Titanic

Mojib Latif!

Sie sind Präsident der Hamburger Akademie der Wissenschaften und einer der ältesten Hasen der Klimaforschung, die »elendigen Verzichtsdebatten« aber trotzdem leid. Denn Klimaschutz macht ja auch Freude, nicht wahr: »Eine autofreie Innenstadt ist ruhig und grün. Man hat Platz und atmet saubere Luft. Wer möchte das nicht?«

Sagen wir Ihnen: Die Leute, die in ihren viel zu dicken, prächtig klimatisierten Wagen in die Innenstadt brummen wollen, um anderen möglichst viel Platz wegzunehmen. Denn eine ruhige und grüne Innenstadt, die wäre ja was Demokratisches, während das dicke Auto der Knall ist, den die Ellbogengesellschaft »Freiheit« nennt.

Also bitte auf derlei Debattenbeiträge verzichten, ja?

Gruß nach Hamburg, solange es noch steht! Titanic

Und apropos, Benjamin Bessinger von n-tv.de!

Sie haben ein Solarelektroauto rezensiert und waren nur mäßig zufrieden: »Die Fahrleistungen liegen ganz im Gegensatz zu Preis und Proportionen auf dem Niveau eines Kleinwagens. Schließlich leisten die vier Radnabenmotoren zusammen gerade mal 180 PS, von 0 auf 100 km/h gönnt sich der Flachmann stolze zehn Sekunden, und schon bei 160 km/h ist es vorbei mit dem Vortrieb.«

Nein, die Formel 1 gewinnt man damit nicht. Aber um aus Ihrer Welt in eine nicht ganz so vernagelte zu gelangen, in der Kleinwagen nicht 180 PS benötigen und den Vortrieb ein Bundesgesetz regelt, könnte es reichen.

Hoffnungsvoll: Titanic

O weh, »Frankfurter Neue Presse«!

Du bist laut Selbstbezichtigung »die große regionale Tageszeitung für Frankfurt und die Rhein-Main-Region«, gehörst zur Ippen-Gruppe und verhältst Dich in der Regel eher unauffällig konservativ.

Über Deinen neulich bei Facebook beworbenen Artikel »Nudeln kochen: Nudelsieb nie in die Spüle stellen« sprachen die Leser allerdings ihr eindeutiges Urteil: »Einer der unsinnigsten Posts, die ich je gelesen habe. Clickbaiting pur, ganz schlimm«, »Info für Schwachsinnige«, »Ganz wichtig ist, dass die Öffnung des Nudelsiebs oben ist« und »Demnächst bei FNP: Türen richtig öffnen. Erst Klinke nach unten drücken, dann Tür ziehen oder drücken. Der Trick ist das richtige Timing!«

Der verlinkte FNP-Artikel bestand jedoch selber lediglich aus der nahezu wortwörtlichen Abschrift eines unter ihm verlinkten Artikels des Ippen-Trash-Portals Ruhr24 und erklärte auf äußerst umständliche Art tatsächlich die Geheimnisse des Nudelkochens für Außerirdische (»Um die Nudeln aus dem Kochtopf zu bekommen und das heiße Wasser abzuschütten, verwenden die meisten Menschen ein sogenanntes Nudelsieb. Es besteht aus Plastik oder Metall und kostet in gängigen Geschäften oft nur ein paar Euro«). Er gipfelte in der erwähnten Warnung vor den schrecklichen Gefahren des Abgießens im Spülbecken: »Entweder passt das gekochte Essen nicht ins Sieb oder einzelne Nudeln und Kartoffeln landen in der Spüle.«

So weit, so unspektakulär, FNP, unsere Frage ist nur, warum Du diesen lächerlichen gesponserten Artikel Runde um Runde ständig neu herumschickst und damit die konstante Verärgerung bzw. Belustigung Deiner Social-Media-Leserschaft in Kauf nimmst. Einfach nur, weil es Klicks bringt? Und Dir angesichts dessen im regionalen Wettbewerb neben FAZ (»die Große«) und FR (»die Kleine«) die Charakterisierung als »die Bescheuerte« vollständig recht ist?

Okay, wenn Du meinst … Wundert sich halt nur: Titanic

Auweia, Birgit Schrowange,

stolze 64 Jahre sind Sie alt – und immer noch nicht altersmilde. Das Konzept Ihrer Sendung »Unser Mallorca« erklärten Sie der Bunten nämlich so: »Ich habe mit Obdachlosen in einer Höhle gesessen – und bei Reichen in ihrer 20-Millionen-Villa, ich singe mit Franziska van Almsick in einer Karaoke-Bar und mit Mickie Krause im ›Megapark‹.« Nicht schlecht, Schrowange! Wie Sie van Almsick ohne Not als Obdachlose verunglimpfen und Krause als Bewohner einer 20-Millionen-Bumsdisko dissen – dafür Respekt von uns!

Falls Sie demnächst rechtliche Beratung brauchen, stellen wir gerne Kontakt zu unserer Anwältin Gabi Rittig her. Pro bono! Titanic

Sie, Jan Brachmann,

sind offenbar Moralist, dekretieren Sie in der FAZ doch so dröhnend wie degoutant: »Beethoven darf kein Privileg für Besserverdienende mit Hochschulabschluss sein«. Besserverdienen und Hochschulabschluss hingegen dürfen nämlich schon sein, sonst wüsste einer wie Sie ja gar nicht, was er den ganzen Tag lang machen soll.

Hauptsache, die Ausgebeuteten hören immer schön fleißig den Hochkultur-Schlonz weg, sonst fällt ihnen am Ende noch die Revolution ein!

Pfeift auf Ihre Moral: Titanic

Wasser marsch, Donald Trump!

Wie man jetzt hört, haben Sie während Ihrer allzu schnell verstrichenen (ersten) Amtszeit streng geheime Regierungsdokumente die Toilette runtergespült! Dafür wollen wir Ihnen »respect« zollen, denn bei unserem Kanzler (Awkward Olaf) fanden sich laut Presseberichten Top-Secret-Zettel auch schon mal einfach so im Hausmüll.

Im Vergleich handeln Sie also sehr verantwortungsvoll! Wir rufen: Please save us from this mad man, Mr. Trump! Titanic

Servus, Hubert Aiwanger!

»Ich kann die Kühe halt nicht mit dem Hubschrauber auf die Weide fliegen und ihnen auch keine Windel anlegen. Das passiert eben, dass die Kuh auf die Straße scheißt«, lautet Ihre Antwort auf das sog. »Fladengate«. Die Wiederkäuer eines Bauern irgendwo in Bayern hatten beim Überqueren einer Straße so große Hinterlassenschaften produziert, dass ein Anwohner mit dem Kinderwagen darin steckenblieb und den Fall der Gemeinde vortrug. Aber warum, Aiwanger, sollen Windeln und Hubschrauber in der Kuhhaltung ein Tabu sein? Wo Sie doch vor nicht allzu langer Zeit auch meinten, Deutschland sei sicherer, »wenn jeder anständige Mann und jede anständige Frau ein Messer in der Tasche haben dürfte«.

Wenn sich dieser Vorschlag nämlich durchsetzt, dürfen wir froh sein, wenn ein Fladengate vor dem Gemeinderat und nicht in der Notaufnahme endet. Und wer fliegt dorthin, wenn’s schnell gehen muss? Genau, ein Helikopter, Sie Rindvieh! Wollen Sie Ihr Ministeramt nicht endlich aufgeben und künftig Ihre Artgenossen wickeln? Vorschlag von Titanic

Sportreporter Heinz Florian Oertel,

Sie versprechen auf dem Rücken Ihres Buches »prägnante Bonmots«, und siehe da, vorne steht drauf: »Wenn man aufsteht, wird die Verbeugung tiefer«. Da haben Sie mit 94 einen Toptitel für Business-Yoga formuliert, mit dem Sie auf einem neuen Ackerfeld noch mal richtig durchstarten können!

Wir freuen uns auf weitere Bücher und Themen, mit denen Sie Ihrem Image als »streitbarer Geist« den Grund bereiten: »Wenn man klein ist, gelingt Aufplustern besser«, »Auf dem Boden liegend bist du demütiger«, und »Lol. Auf dem Boden lacht man besser«.

Grüße Ihrer Fallstudien-Judoka von Titanic

Wiederum Sie, Dr. Christina Beckord,

sind Soziologin und geben an der Uni Bielefeld Statistik-Vorlesungen. Dafür sind Sie nun mit dem Karl-Peter-Grotemeyer-Preis für herausragende Lehre ausgezeichnet worden. Und das absolut zu Recht, wie Sie im Interview mit dem dortigen Uni-Magazin unter Beweis stellen: Auf die Frage, was Ihre Lehre denn ausmacht, überraschen Sie mit der Feststellung: »Ich denke, dass ich mich bemühe, meine Studierenden als Menschen zu sehen.« Also nicht etwa als Zahlen in einer Ihrer Statistiken. Da können wir nur sagen: Hut ab vor dieser beeindruckenden Leistung!

Sieht Menschen stets nur als Abo-Zahlen: Titanic

Eine Frage, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen!

»Mit fast 98 Prozent kennt fast jeder Befragte das 9-Euro-Ticket, zwei Drittel kennen es sogar gut«, hast Du herausgefunden, und da würde uns schon interessieren, anhand welcher Kriterien diese Daten ermittelt wurden. Hast Du den Leuten Fragen gestellt wie »Sind Sie mit dem 9-Euro-Ticket per Du?«, »Gehen Sie mit ihm gern mal ein Bier trinken?«, »Kennt das 9-Euro-Ticket Ihr dunkelstes Geheimnis?« oder: »Gießt Ihr 9-Euro-Ticket Ihre Pflanzen, wenn Sie mal verreist sind (natürlich nicht mit dem ÖPNV)?«

So macht Meinungsforschung Spaß!

Findet zumindest Deine Titanic

Couchpotato Anna Ermakowa!

Von der Bunten auf den Insolvenzverschleppungsprozess gegen Ihren Vater angesprochen, antworteten Sie: »Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht so recht, wie ich damit umgehen sollte, aber ich glaube nicht, dass man vor seinen Gefühlen und Emotionen weglaufen kann.«

Wenn Sie nicht wegrennen wollen, wie wäre es, beim nächsten Mal einfach Ihre Gefühle und Emotionen ein bisschen Pingpong miteinander spielen zu lassen? Es freuen sich schon auf großes Tennis: Ihre Hometrainer von der Titanic

Henry Kissinger, alte Frankenkruste!

Schon klar: Sie sind steinalt, haben jahrzehntelang Außenpolitik gewuppt und können von sich behaupten, Nixon, Mao und Heinz Erhardt noch persönlich erlebt zu haben. Wenn Sie im Spiegel-Interview aber davor warnen, dass eine von der Bundesregierung angekündigte wertegeleitete Außenpolitik einen »missionarischen Impuls« und »einen erneuten militärischen Konflikt wie im Dreißigjährigen Krieg zur Folge haben« könnte, fühlen wir uns von Ihnen hinters Licht geführt.

Oder haben Sie den Dreißigjährigen Krieg etwa auch miterlebt? Wie wir in Ihrer alten Heimat sagen: Tschüssikowski! Titanic

Sie, Damien Hirst,

sind laut Tagesspiegel der »Elon Musk des Kunstbetriebs«. Was das genau heißen soll, möchten wir gar nicht erst wissen. Interessant fanden wir allerdings Ihr jüngstes Vorhaben: »Der 57jährige Künstler hat nun das spektakuläre Finale einer Aktion angekündigt, die seit 2016 läuft und sich ›The Currency‹ nennt, die Währung. Ab dem 9. September will er in seiner Galerie in London täglich eines seiner Bilder verbrennen.«

Dadurch wollen Sie den Wert physischer Bilder in Zeiten digitaler Kopien wie »Non-Fungible Token« hinterfragen – so Ihre, seien wir ehrlich, Ausrede. Denn der wahre Grund, Hirst, ist doch etwas ganz anderes. Bei den aktuellen Energiepreisen braucht man einfach jedes Heizmaterial, das man kriegen kann. Stimmt’s? Wussten wir’s doch!

Hat stets zündende Ideen: Titanic

Eben noch, »Süddeutsche Zeitung«,

hatten wir Deine allgemeine Kollegin aus Frankfurt für die heißen Zeilen »Wenn die Preise steigen, sind die Folgen nicht für alle gleich. Es kommt auf das Einkommen an« belobigt; da musst Du zeigen, dass Du’s noch besser kannst: »Inflation trifft vor allem Geringverdiener«.

Den fälligen Pressepreis bitte trotzdem an die Großverdiener bei Titanic

Obacht, Chris Rock!

»Will Smith has reached out to Chris Rock«, schreibt die BBC. Hoffentlich hast Du Dich diesmal schneller wegducken können!

Verfehlt selbst jede Punchline: Titanic

Cheryl S. Harrison,

Sie sind Assistant Professor am Department of Oceanography & Coastal Sciences der Louisiana State University. Bereits eine frühere Studie zu den Auswirkungen eines Atomkriegs hatte ergeben, dass infolge der Abschirmung des Sonnenlichts durch emporgeschleuderten Rauch, Ruß und Staub die Temperaturen praktisch sofort um sechs Grad Celsius auf das Niveau der letzten Eiszeit sinken würden (»Nuklearer Winter«).

In einer neuen Studie beschreiben Sie nun detailliert die Folgen eines Atomkriegs auf die Ozeane, das Vorrücken des Meereises und die Auswirkungen auf die Lebensbedingungen aller im Meer lebenden Organismen. Klar, Harrison, das ist nicht nur schön und gilt auch für regional begrenzte Kriege mit Atomwaffen.

Aber eine Senkung der mittleren Temperatur um 1,8 Grad Celsius durch eine begrenzte atomare Auseinandersetzung hat als schnell umsetzbare Maßnahme gegen die Erderwärmung doch durchaus Charme, oder? Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 »Welt«-Feuilletonist Elmar Krekeler!

»Friede eurer gelben Asche, Minions!« überschrieben Sie Ihre Filmkritik zu »Ich – einfach unverbesserlich 4«. Vorspann: »Früher waren sie fröhliche Anarchisten, heute machen sie öde Werbung für VW: Nach beinahe 15 Jahren im Kino sind die quietschgelben Minions auf den Hund gekommen. Ihr neuestes Kino-Abenteuer kommt wie ein Nachruf daher.«

Starkes Meinungsstück, Krekeler! Genau dafür lesen wir die Welt: dass uns jemand mit klaren Worten vor Augen führt, was in unserer Gesellschaft alles schiefläuft.

Dass Macron am Erstarken der Rechten schuld ist, wussten wir dank Ihrer Zeitung ja schon, ebenso, dass eine Vermögenssteuer ein Irrweg ist, dass man Viktor Orbán eine Chance geben soll, dass die Letzte Generation nichts verstanden hat, dass Steuersenkungen für ausländische Fachkräfte Deutschlands Todesstoß sind und dass wir wegen woker Pronomenpflicht bald alle im Gefängnis landen.

Aber Sie, Elmar Krakeeler, haben endlich den letzten totgeschwiegenen Missstand deutlich angesprochen: Die Minions sind nicht mehr frech genug. O tempora. Titanic

 Lieber Fritz Merz,

im Podcast »Hotel Matze« sagst Du, dass Du in Deutschland große Chancen bekommen hättest und etwas zurückgeben wolltest. Jawollo! Wir haben da direkt mal ein bisschen für Dich gebrainstormt: Wie wär’s mit Deinem Privatjet, dem ausgeliehenen vierten Star-Wars-Film oder dem Parteivorsitz? Das wäre doch ein guter Anfang!

Wartet schon ganz ungeduldig: Titanic

 Oha, »Siegessäule«!

Als queeres und »Berlins meistgelesenes Stadtmagazin« interviewtest Du anlässlich der Ausstellung »Sex. Jüdische Positionen« im Jüdischen Museum Berlin die Museumsleiterin und die Kuratorin und behelligtest die beiden unter anderem mit dieser Frage: »Linke, queere Aktivist*innen werfen dem Staat Israel vor, eine liberale Haltung gegenüber Homosexualität zu benutzen, um arabische und muslimische Menschen zu dämonisieren. Diese Aktivist*innen würden Ihnen wahrscheinlich Pinkwashing mit der Ausstellung unterstellen.«

Nun ist das Jüdische Museum Berlin weder eine Außenstelle des Staates Israel, noch muss man als Journalist/in irgendwelchen »Aktivist*innen« ihre antisemitischen Klischees, dass letztlich doch alle Jüdinnen und Juden dieser Welt unter einer Decke stecken, im Interview nachbeten. So können wir uns aber schon mal Deine nächsten Interviewfragen ausmalen: »Frau Pastorin Müller, Sie bieten einen Gottesdienst zum Christopher Street Day an. Betreiben Sie damit Pinkwashing für den Vatikanstaat?« oder »Hallo Jungs, ihr engagiert euch in einem schwulen Verein für American Football. Betreibt ihr damit nicht Pinkwashing für Donald Trump?«

Wird diese Artikel allerdings nicht mehr lesen: Titanic

 Wie kommt’s, »Krautreporter«?

In einem Artikel zum Thema »Konkurrenz im Job« stellst Du die These auf: »Konkurrenz ist nicht so verpönt wie ihr Ruf.« Aber warum? Was hat der Ruf der Konkurrenz denn bitte verbrochen? Womit hat er seinem Renommee so geschadet, dass er jetzt sogar ein schlechteres Image hat als die Konkurrenz selbst? Und weshalb verteidigst Du in Deinem Artikel dann nur die Konkurrenz und nicht ihren Ruf, der es doch viel nötiger hätte?

Ruft Dir fragend zu:

Deine genau im gleichen Ausmaß wie ihr Ruf verpönte Titanic

 Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Du warst der jüngste TITANIC-Chefredakteur aller Zeiten. Du warst der Einzige, der jemals eine klare Vorstellung davon hatte, wie das ideale Heft aussehen musste, und hast immer sehr darunter gelitten, dass sich Deine Utopie nur unzureichend umsetzen ließ. Aus Mangel an Zeit und an Mitarbeiter/innen, die bereit waren, sich Nächte um die Ohren zu schlagen, nur um die perfekte Titelunterzeile oder das richtige Satzzeichen am Ende des Beitrags auf Seite 34 zu finden.

Legendär der Beginn Deiner satirischen Tätigkeit, als Du Dich keineswegs über einen Abdruck Deiner Einsendung freutest, sondern Robert Gernhardt und Bernd Eilert dafür beschimpftest, dass sie minimale Änderungen an Deinem Text vorgenommen hatten. Das wurde als Bewerbungsschreiben zur Kenntnis genommen, und Du warst eingestellt. Unter Deiner Regentschaft begann die Blütezeit des Fotoromans, Manfred Deix, Walter Moers und Michael Sowa wurden ins Blatt gehievt, und manch einer erinnert sich noch mit Tränen in den Augen daran, wie er mal mit Dir eine Rudi-Carrell-Puppe vor dem iranischen Konsulat verbrannt hat.

Nach TITANIC hast Du viele, die ihr Glück weder fassen konnten noch verdient hatten, mit Spitzenwitzen versorgt und dem ersten deutschen Late-Night-Gastgeber Thomas Gottschalk humortechnisch auf die Sprünge geholfen. Und dass River Café, eine deutsche Talkshow, die live aus New York kam, nur drei Folgen erlebte, lag bestimmt nicht an Deinen Texten. Auf Spiegel online hieltest Du als ratloser Auslandskorrespondent E. Bewarzer Dein Kinn in die Kamera, und gemeinsam mit Tex Rubinowitz hast Du das Genre des Listenbuches vielleicht sogar erfunden, auf jeden Fall aber end- und mustergültig definiert, und zwar unter dem Titel: »Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen«. Und diese eine Geschichte, wo ein Psychiater in ein Möbelhaus geht, um eine neue Couch zu kaufen, und der Verkäufer probeliegen muss, wo stand die noch mal? Ach, in der TITANIC? Sollte eigentlich in jedem Lesebuch zu finden sein!

Uns ist natürlich bewusst, dass Du auch diesen Brief, wie so viele andere, lieber selber geschrieben und redigiert hättest – aber umständehalber mussten wir das diesmal leider selbst übernehmen.

In Liebe, Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

 Verabschiedungsrituale

Wie sich verabschieden in größerer Runde, ohne dass es ewig dauert? Ich halte es so: Anstatt einen unhöflichen »Polnischen« zu machen, klopfe ich auf den Tisch und sage: »Ich klopf mal, ne?«. Weil mir das dann doch etwas unwürdig erscheint, klopfe ich im Anschluss noch mal bei jeder Person einzeln. Dann umarme ich alle noch mal, zumindest die, die ich gut kenne. Den Rest küsse ich vor lauter Verunsicherung auf den Mund, manchmal auch mit Zunge. Nach gut zwanzig Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und ich verpasse meine Bahn.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster