Briefe an die Leser | November 2022


Huhu, Journalist/innen!

Besonders hart scheinen die Verwirrungen und Kämpfe der vergangenen Monate um grammatisches und soziales Geschlecht, das man auch Gender nennt, Euch zugesetzt zu haben. Denn in jedem zweiten Eurer Artikel stimmen seit geraumer Zeit – wahrscheinlich seit Beginn der tobenden Diskussionen – die Anschlussbezüge nicht mehr, wie in diesem willkürlich bei Zeit online herausgegriffenen Artikel über einen ukrainischen Spitzenkoch, der inmitten des Krieges mit den Traditionen seiner Heimatküche spielt:

»Aber an diesem Abend hat Mezencev das Schmalz zunächst vorsichtig erhitzt, auf gesalzenem Eis gekühlt, luftig geschlagen und ihn mit geräucherten Schmalzwürfeln und Salz aus der ältesten Salzmine des Landes bestreut.« Liebe Journalist/innen (in diesem Fall von Zeit online): Es heißt »das Schmalz«, das Genus ist neutral, also muss er »es« und nicht »ihn« mit geräucherten Schmalzwürfeln usw. usf., okay?! Prinzip verstanden?

Macht das also bitte in Zukunft generell einfach wieder richtig, greift notfalls zum Äußersten und lest Texte noch einmal sorgfältig, bevor Ihr sie veröffentlicht! Sonst werdet Ihr überflüssig, und am Ende schreibt sich dann jede Person ihren luftig geschlagenen Schmalz allein.

Und das kann niemand wollen, schon gar nicht Titanic

Gute Fahrt, Radprofi Max Walscheid!

Sie haben die Sehnsucht nach immer mehr Spektakel bei der Tour de France kritisiert: »Wir fahren so schnell, so attraktiv, da kann man auch mal einen Berg rausnehmen.« Ähm, Walscheid, an was denken Sie? Planieren? Forttragen? Schlichtes Umfahren?

Bittet um Klärung: Titanic

Oberniedersachse Stephan Weil!

Auf die Frage nach Ihrem liebsten Ort in Niedersachsen nannten Sie die Ostfriesischen Inseln: »An sonnigen Abenden kommt da auch die Karibik nicht mit.«

Schon klar, Weil: Als ewiger Ministerpräsident müssen Sie stets die Liebe zu Ihrem Bundesland kundtun, das verstehen wir. Aber tun Sie das doch bitte auf eine Art, die halbwegs glaubwürdig ist. Als ob Sie für einen Bahamas-Urlaub nicht jederzeit Borkum versenken lassen würden!

Mit Gruß aus der Stadt, die nie schläft (Frankfurt): Titanic

Ach ja, liebe »Zeit« …

»Nobelpreisträger Anton Zeilinger hat die Quantenphysik salonfähig gemacht«, schriebst Du, und prompt erinnerten wir uns an früher, als man Kindern noch drohte: »Pass immer schön auf in der Schule, sonst musst du später bei der Quantenphysik arbeiten!« Wie häufig riefen unsere Eltern uns hinterher: »Kämm dir die Haare, bevor du rausgehst! Du siehst ja aus wie ein Quantenphysiker!« Und wie sehr fürchteten wir uns vor den meist schon etwas größeren Quantenphysikern, die an Straßenecken lungerten, auf den Boden rotzten und uns um Kippen anschnorrten …

Genau so war’s damals, liebe Zeit! Oder so ähnlich. Ist ja quantengehupft wie quantengesprungen, nicht wahr?

Dennoch noble Grüße von Deiner Titanic

Haha, Informationstechnikzentrum Bund!

»Diggi, talisier Deutschland« steht auf riesigen Plakaten, mit denen Du für irgendein duales Studium wirbst. Dürfen wir mitmachen bei den witzig-jugendlichen Wortspielen? Wie wär’s damit: »Alter, native Energien braucht das Land!« oder, äh: »Dude, arfst die Zukunft gestalten.« Hahahaha! Und auf diese Art erreicht man reihenweise junge Leute, ja? Nein, gar nicht?

Hat sich das fast schon gedacht: Titanic

Zugegeben, »Süddeutsche Zeitung«,

wir haben nach der Überschrift nicht mehr weitergelesen, aber sag: »Man sollte früh auf hohen Blutdruck achten«, das widerspricht schon etwas den Ansichten der Schulmedizin, nicht wahr? Raucht jetzt erst mal eine: Titanic

Wenn Du, Steam,

an einem »Gratiswochenende« (!) das Spiel »Payday (!!) 2« mit einem Rabatt von 50 Prozent (!!!) anbietest: Ist das ein Zeichen dafür, dass Du es mit Zahlen nicht so hast, oder eher für das Gegenteil? Oder ist ein etwas lockererer Umgang mit Marketing und Mathematik notwendig, um Platzhirsch in der Games-Industrie zu werden? Gib uns gerne ein paar Tipps, die sich womöglich auch in der Medienbranche anwenden lassen!

Bleibt trotzdem weiterhin »free« to read: Titanic

Ein wichtiges Zeichen für Musikerinnen setzt Du, Spotify,

mit Deinem progressiven Gleichberechtigungsprogramm »Spotify Equal«. Mit aufwändigen Marketingkampagnen vermarktest Du dort ausgewählte Künstlerinnen auf Deiner Plattform und empowerst sie damit aber so richtig: Dank Dir wissen jetzt junge Musikerinnen endlich, dass sie das gleiche Recht haben, von der Streamingindustrie abgezockt zu werden wie ihre männlichen Kollegen. Feminism rockz!

Deine Girl Bosses von Titanic

Wo hast Du nur Deinen Kopf, Staatstheater Braunschweig?

Du hast mit dem Schauspiel »Vergessen, dass« ein Stück zum Thema Alzheimer und Demenz auf die Bühne gebracht. Dass Du uns in Deiner obligatorischen Vorab-Mail »einen unvergesslichen Theaterbesuch« wünschst, wirkt dann aber doch etwas gedankenlos.

Denkt zumindest: Titanic

Äußerst fleißiger Albert Link, c/o »Bild«!

Angesichts der eher bescheidenen Reform des ALG II zum »Bürgergeld«, mit dem Arbeitslose nicht mehr ganz so schäbig abgekanzelt werden sollen wie zuvor, schäumten Sie: »Hartz-Irrsinn: Wer arbeitet, ist künftig der Dumme«. Da haben wir uns kurz gewundert: Wieso künftig? Sie arbeiten doch jetzt schon!

Dreht sich gleich wieder um: Titanic

Servus, Markus Söder!

Wegen der Energiekrise fordern Sie, die drei verbliebenen Kernkraftwerke mindestens bis Mitte 2024 weiterzubetreiben, und schimpfen: »Habeck und die Ampel riskieren bewusst einen Blackout. Wenn wir die Kernkraftwerke abschalten, fehlt Strom für zehn Millionen Haushalte.« Wir wissen nicht ganz, was Ihr Problem ist, Söder: Mit Blackouts kennt Ihre Partei sich doch prima aus (wir verweisen auf Otto Wiesheu et al.). Dadurch sollten Sie doch für den Fall der Fälle gut vorbereitet sein!

Sorglose Grüße Titanic

Sag mal, Schleswig-Holstein,

warum zeigst Du Dich bei Hobby-Glücksrittern eigentlich so janusköpfig? Einerseits warst Du lange Zeit das einzige Bundesland, in dem man legal Online-Glücksspiel betreiben und spielen konnte, andererseits bist Du weiterhin das einzige Bundesland, in dem die Suche mit einem Metalldetektor ohne Genehmigung verboten ist. Hast Du dafür eine schlüssige Erklärung? Oder ist die Entscheidung für Verbot oder Erlaubnis etwa eine reine Glückssache?

Hat bei dieser Frage ein gutes Gefühl:

Deine Titanic

Warum bloß, »Welt«?

Ein Blick auf Deine Website allein am 6. Oktober dieses Jahres wirft Fragen auf. Zu den Überschriften nämlich. Zum Beispiel zu dieser: »Warum Gasspeicher-Füllstände wenig über Deutschlands Energiesicherheit aussagen«, aber auch: »Warum die Entlastung weite Teile der Deutschen kaum erreicht«. Tja, warum nur? Doch Du erklärst schon wieder weiter: »Warum die Vorgeschichte des Hitler-Putsches bis heute falsch erzählt wird«, »Warum beim Musical die Corona-Delle überwunden ist« und »Warum Forschern nun eine Triage droht«. Zumindest bei letzterem Problemfeld könnte die Antwort auch im folgenden Beitrag verborgen liegen: »Warum kein Pilz so anziehend ist wie der Fliegenpilz«.

Und fast hätten wir schon den Artikel »Warum die Welt nur noch idiotische ›Warum‹-Clickbaiting-Überschriften schreibt« verfasst, da scrollten wir zu einem Beitrag mit dem erfrischend anderen wie erhellenden Titel: »Um den Idiotentest zu bestehen, verzichtete ich ein Jahr auf Alkohol und Bananen«. So aber wird das doch erkennbar nie was! Darum, Welt, fang lieber wieder mit dem Saufen an.

Warum die Banane krumm ist, erklärt Dir dann gerne Titanic

Smart, Putin!

Sie haben Ihre Mobilmachung noch einmal überdacht und beschlossen, die Studenten von Privatuniversitäten doch nicht zum Kriegsdienst einzuziehen.

Das ist sicherlich eine sehr sinnvolle Entscheidung, aber uns drängt sich die Frage auf: Wie vermitteln Sie den sicherlich nicht wenig einflussreichen Eltern der Zöglinge, dass Sie für Ihre Armee strebsame, fähige und disziplinierte Menschen suchen, die auf eigenen Beinen stehen, enthaltsam leben, sich motiviert für die gesetzten Ziele einsetzen, und daher die verzogenen Gören der Reichen nicht gebrauchen können?

Gaudeant igitur. Titanic

Sieg Heil, Melanie Müller!

Huch, das ist uns so rausgerutscht. Sorry. Wir wollten doch nur … weil Sie doch neulich bei einem Konzert … Nein, missverstehen Sie uns nicht! Bleiben Sie bitte hier! Was wir eigentlich schreiben wollten: Ruhm und Ehre der Schlager-MM! Was? Auch nicht recht? Oder nicht rechts genug? Na, egal, wie sagt man so schön? Jeder das Ihre. Titanic

Du, beXXXXXXXXe chinesische Videoplattform TikTok,

wurdest nun mit einem verXXXXten Wortfilter ausgestattet, der Beiträge mit Begriffen wie »LXXXQ«, »schXXl« oder »SXXXXen« automatisch löscht. Das ist eine XXXXXXXXXXX Idee aus den XXXXXX Köpfen Deiner Entwickler/innen, die die Welt viel XXXXXXXXX macht und mal wieder zeigt, was für XXXXXXX Menschen so bei Dir arbeiten.

Wird das ja wohl noch sagen dürfen: Titanic

Saluto romano, Jana Schimke (CDU)!

Sie sind in Personalunion Bundestagsabgeordnete, Vorsitzende des Ausschusses für Tourismus und stellvertretende Bundesvorsitzende der Wirtschafts- und Mittelstandsunion der CDU/CSU. Nach der Wahl in Italien twitterten Sie als Reaktion auf die Meldung »EU-Abgeordnete besorgt über Wahlergebnis« folgende historische Analyse: »Früher hat man dem politischen Mitbewerber zur Wahl gratuliert und dann die Zeit der Zusammenarbeit abgewartet. Und man wusste eine Niederlage zu akzeptieren.«

Mag schon sein. Aber in dem Früher, das Sie da meinen, waren eben auch keine Faschisten an die Macht gekommen. In dem Früher hingegen, in dem Faschisten an die Macht gekommen sind, gab es umgehend gar keine Wahlen mehr, und die Zusammenarbeit mit den politischen Mitbewerbern beschränkte sich in der Regel darauf, sie zu verfolgen, einzusperren oder gleich umzulegen. In diesem Früher allerdings wären Sie als Frau und zweifache Mutter wohl auch kaum in eine derart exponierte politische Funktion gelangt. Und nur für diesen einen individuellen Fall muss dann eben zähneknirschend doch mal zugeben, dass damals nicht alles schlecht war: Titanic

Extremismusforscher Alexander Straßner!

Sie sehen in der Klimabewegung Parallelen zur Entstehung der RAF, Ihnen zufolge fehlt es den Gruppierungen nur noch an extremistischen Galionsfiguren, um ähnliche Wege einzuschlagen. Außerdem fordern Sie mehr Kompromissbereitschaft auf Seiten der Klimaschützer. Wieso Sie – in alter zentristischer Tradition – allerdings nicht auch die Gegenseite kritisieren und dem Klima vorwerfen, die Welt zu kompromisslos zu zerstören, erläutern Sie nicht weiter.

Unabhängig davon können wir Sie allerdings beruhigen: Sowohl Brandanschläge als auch Flugzeugentführungen haben einen derart schlechten ökologischen Fußabdruck, dass diese auch für die radikalsten Klimaschützer/innen nicht in Frage kommen sollten.

Gemäßigter Gruß von Ihrer Titanic

Fragen über Fragen, »Bild«,

stellen sich uns allen in diesen unübersichtlichen Zeiten. Dir zum Beispiel die folgende: »Ist Lauterbachs Pandemie-Radar eine Blindschleiche?« Knifflig, Bild! Weil Blindschleichen nicht nur außerordentlich sensibel auf Erschütterungen reagieren, sondern auch ziemlich gut sehen können? Weil Lauterbach ein Reptilienmensch ist und die schuppigen Wesen nun mal gern um sich hat? Oder weil Du halt eine echte Blindwühle bleibst?

Hat Dich stets auf dem Radar: Titanic

Huhu, Björk!

Würden Sie unterschreiben, was der Spiegel über Ihr neues Album schreibt? »Bassklarinetten und Streichinstrumente leiten die Sängerin mit organisch-erdwarmem Druck behutsam brummend durch das Rhizom ihrer aufkeimenden Emotionen.« Weil: Das ist exakt das, was wir dachten, als wir Ihre neuen Stücke angehört haben!

Oder bleiben Sie bei Ihrer eigenen Beschreibung, die Sie – kein Witz! – im Guardian fahren ließen: »Lass mal sehen, wie es ist, wenn Du in dieser Fantasie zu Mittag isst und danach furzt«?

So oder so, genial wie immer!

Meint: Titanic

Sehr wortgewandt bist Du, »Neue Westfälische«!

Das hast Du jüngst unter Beweis gestellt mit Deinem Artikel »Musik-Entertainer Sasha spielt Konzertshow in Bielefeld«. Da wüssten wir ja zu gern, welcher Schreib-Journalist für diese Headline-Überschrift verantwortlich war. Oder schreiben bei Dir mittlerweile nur noch Roboter-Maschinen?

Grüße von Deinen Satire-Komödiant/innen von Titanic

Auf falschen Wegen, »RBB«,

scheint bei Dir das Geld unterwegs zu sein. Erst hat Deine Ex-Intendantin Patricia Schlesinger sich einen Luxus-Dienstwagen sowie ein für sie standesgemäßes Büro geleistet und ein einigermaßen kostspieliges Medienhaus geplant. Nun musstest Du, RBB, als einer der federführenden Sender einräumen, dass ein palästinensischer Terrorist 2000 US-Dollar von einer Produktionsfirma erhalten hat. Der war 1972 in München an dem Anschlag auf die israelische Olympia-Mannschaft und der Tötung von elf Sportlern und einem Polizisten beteiligt. Er habe jedoch kein Honorar für das Interview in einem Film über das Attentat erhalten.

Vielmehr seien »Nutzungsrechte« sowohl für »das Interview, als auch für zur Verfügung gestellte Dokumente und Fotos« und eine »zeitlich begrenzte Exklusivität« vereinbart und bezahlt worden. Wovon Du aber nichts gewusst hättest. Okay. Sicherheitshalber, RBB, solltest Du den Mann beim Geldausgeben an Frau Schlesinger vermitteln. Dann kommt er mit der Summe immerhin beim Parkett nicht sehr weit.

Beraterhonorar wie immer an Titanic

Angehalten, Anke Rehlinger!

Sie – SPD-Ministerpräsidentin des Saarlandes – sagten zur Debatte um die Nachfolgeregelung des Neun-Euro-Tickets: »Wir brauchen einen Ausbau des ÖPNV. Was nutzt mir der günstige Bus, der letztlich nicht fährt?« Aber, Rehlinger, immer noch besser als der teure Bus, der letztlich nicht fährt!

Findet: Titanic

Liebe Lobos!

»Wüsstest du, wie du reagieren solltest, wenn heute eine Atombombe im Bundestag einschlägt?« fragt Ihr uns im Ankündigungstext der Folge »Was, wenn Putin die Atombombe wirft« Eures Pärchenpodcasts. Nun, wir wüssten natürlich, wie wir reagieren würden: Nämlich indem wir schnellstens Twitter nach einem klugen und einordnenden Statement von Euch durchforsteten und uns dabei als treue Fans einen Rabatt-Code für Jod-Tabletten sicherten. Aber dann, o weh, würde uns einfallen, dass Ihr ja selbst in Bundestagsnähe wohnt und jetzt vermutlich Opfer der Putin’schen Reverse-Gentrifizierung geworden seid. Und ohne Euch als moralische Stütze wüssten wir dann wohl doch nicht, wie wir mit dieser eher unangenehmen Situation umgehen sollten!

Ratlose Grüße Titanic

Hey, »Bild«-Zeitung!

Online kamen wir an einer Deiner Werbungen vorbei und lasen die Schlagzeile: »Klartext über den Linksdrall bei der ARD«. Und weißt Du, warum wir minutenlang so schlimm verwirrt, ja beinahe restlos desorientiert waren? Wir hatten zuerst »AfD« gelesen!

Nun aber wieder berappelt: Titanic

Etwas unappetitlich, Papst Franziskus,

predigten Sie zum 60. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils herum. Jenes Konzil erinnere daran, dass die Kirche Gemeinschaft sei. Doch, Obacht: »Der Teufel will das Unkraut der Spaltung säen«, wussten Sie.

Das finden wir allerdings dem Unkraut gegenüber etwas unfair. Hat es doch, soweit wir das beurteilen können, einen ganz ordentlichen biologischen Nutzen, etliche Blumenbeete werden mit ihm überhaupt erst für die Augen genießbar. Und dann ist da ja auch noch die hierzulande zu den Zeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils eher als Unkraut gescholtene Rauke. Wollen Sie, Franziskus, etwa, dass wir versuchen, die beim Italiener aus dem Essen zu fingern, nur weil irgendwelche Ketzer in der Küche die einfach Rucola nennen und allem hinzufügen, was anders als eine Kartoffel aussieht?

Geht da lieber ins Fegefeuer: Titanic

Meghan Markle, Herzogin von Sussex!

»Ist Meghan Markle noch zeitgemäß?« fragt die Zeit in einer Überschrift. Ja, sind Sie noch zeitgemäß, möchten wir Sie, Frau Markle, fragen: Wann haben Sie Ihr letztes Update durchgeführt? Ist ein Reboot überfällig? Oder ist die aktuelle Markle-Version einfach heillos veraltet und ohnehin nicht mehr zu gebrauchen?

Fragt, schlau wie die Zeit: Titanic

Apropos: Ganz mitleidig, »Spiegel«,

wurdest Du in Deinem Artikel über das Leben der Queen. In einem »Pflichtenkerker« habe sie »lebenslang« gesteckt, doch nicht nur das. Zudem hätte sie auf Freiheiten, die »die Menschen des Westens« wie »selbstverständlich« auslebten, verzichten müssen: »Nicht die Berufsfreiheit, nicht die Reisefreiheit, nicht die freie Religionswahl, nicht das Recht auf Freizügigkeit, nicht der Schutz der Privatsphäre – und die Meinungsfreiheit erst recht nicht« hätte die Arme genießen dürfen.

Und wenn diese Freiheiten nicht gegeben sind, was bleibt dann noch? Also außer ein paar Schlössern und Milliönchen, einem bewiesenermaßen langen und gesunden Leben, Reisen um den Globus, unglaublichen Erlebnissen und der Gewissheit, dass alle noch so unfähigen Nachkommen für die nächsten mindestens 300 Jahre in Wohlstand und Sicherheit leben werden? Fast nichts!

Müssen erst mal runterkommen vom Mitleid:

Deine Adelstrauerbegleiter von der Titanic

Nachgedacht, Sabine Rennefanz!

Sie fanden es in Ihrer Kolumne im Spiegel unverständlich, »warum Verteidigungsministerin Lambrecht so defensiv bleibt«. Wir finden es hingegen unverständlich, wie Sie das nicht verstehen können. Das Defensive steckt doch praktisch schon in der Jobbezeichnung!

Hält Ihnen gern den Spiegel vor, falls Sie verstehen, was das bedeutet:

Ihre Titanic

Eine ungewohnt treffende Assoziation, Bundeskanzler Olaf Scholz,

entschlüpfte Ihnen bei einem Bund-Länder-Gipfel, als es darum ging, wie die geplanten Entlastungspakete und die Gaspreisbremse zu finanzieren seien. Laut einem Tagesspiegel-Bericht sagten Sie zu den Ministerpräsident/innen: »Wir sind hier nicht auf’m Fischmarkt, ihr wollt immer mehr, mehr.«

Jetzt mal unter uns Fischkutter-Kapitän/innen: Haben Sie beim Blick in die toten Augen Ihrer Kolleginnen und Kollegen aus den Ländern jemals an etwas anderes gedacht als an dahinsiechende Fische? Und wenn wir Ihnen, Scholz, beim Reden zuschauen und -hören, beschleicht uns auch jedes Mal der Gedanke, dass Sie vorher schon ein Weilchen auf Eis gelegen haben. Es raten Ihnen daher zu einem evolutionären Sprung:

Ihre Aquarianer/innen von der Titanic

Chapeau, Cards against Humanity!

Angesichts des in den USA bedrohten Rechts auf Abtreibung versprachst Du, 100 Prozent Deiner Gewinne aus »forced-birth states« an das »National Network of Abortion Funds« zu spenden. Und da wollten wir einfach mal bravo sagen, dafür, wie treu Du Deiner Marke bleibst. Denn mit der so reduzierten Geburtenzahl setzt Du Dich ja tatsächlich aktiv gegen mehr Humanity ein.

Hut ab und Baby weg, ruft da

Deine Titanic

Hey, Aliens!

Was mussten wir im Spiegel lesen? »Kornkreise verursachen in Großbritannien Schäden von Zehntausenden Euro. Laut einer Analyse des Guardian waren seit 2018 mehr als 40 Fußballfelder Ackerland von Kornkreisen betroffen. Das seien Schäden von 30 000 Britischen Pfund (rund 34 000 Euro).«

Früher, liebe Außerirdische, konnte man Eure Zerealienschnörkel vielleicht noch als Sci-Fi-Rahmenhandlung verwenden und in esoterischen (Korn-)Kreisen abfeiern. Aber falls Ihr es nicht mitbekommen habt, stecken wir auf der Erde durch den Krieg in der Ukraine in einer kernigen Getreidekrise. Könntet Ihr da nicht für ein paar Monate auf Euren mystischen »Signs«-Blödsinn verzichten?

Bittet mit vulkanischen Grüßen Titanic

Good evening, Mitri Sirin!

Als Moderator der Heute-Nachrichten wiesen Sie am Abend vor der Beisetzung Königin Elisabeths II. auf die stundenlange Übertragung des monarchischen Trauerzugs in Ihrem Sender hin und beendeten diese morbide Programmempfehlung für den kommenden Tag mit einem tiefen Blick in die Augen der Zuschauer/innen und dem nachdrücklichen Versprechen: »Das wird ein Mega-Event!«

Und dass diese Wendung damit ins offizielle Nachrichtendeutsch übernommen wurde, begrüßen zutiefst bzw. feiern hart und derbe: Ihre Leichenfledderer von Titanic

Schlecht recherchiert, »Bunte«,

hattest Du, als Du Karl-Theodor zu Guttenbergs Frau Stephanie fragtest, ob es sie ärgere, oft als »die Frau von« bezeichnet zu werden. Natürlich heißt die Frau des ehemaligen Verteidigungsministers mit Nachnamen ebenfalls zu Guttenberg und nicht von Guttenberg, Bunte!

Deine Qualitäts-Klatschjournalisten von und zu Titanic

Sie, Liz Truss,

geben jetzt seit einigen Monaten die marktbesessene Thatcher-Wiedergängerin, wollen ein »neues Großbritannien für eine neue Ära« aufbauen, nennen als Prioritäten »Wachstum, Wachstum, Wachstum« und planten inmitten der aktuellen Krisen, den Spitzensteuersatz für Ihre spitzenverdienenden Freundinnen und Freunde gleich ganz abzuschaffen.

Das sorgte für viel Unmut im Königreich, was Sie wiederum kommentierten: »Wann immer es eine Veränderung gibt, gibt es auch Erschütterungen.« Doch wissen Sie was, unerschütterliche Liz? Irgendwann ist Wahltag, und dann kommt vielleicht eine alte kontinentale Hoffnung zum Tragen: »Wann immer es eine Erschütterung gibt, gibt es auch Veränderungen.«

Cheerio! Titanic

Moooooment, Moritz!

Das hast Du Dir ja schön ausgemalt, was? Die TITANIC-Karriere im Schnelldurchlauf wuppen! Nämlich in Gestalt eines circa 15jährigen Frech-Bubs als Thomas Gsellas persönlicher Zivi reüssieren, wenige Jahre später, geistig gereift und um ein Haar studiert, Redakteur für Lyrik, Hotpants, Twitter und legendäre Medienstreiche werden und sich dann jugendlich motiviert und – trotz ständigem Schokomilchkonsum und zwei Hauptmahlzeiten pro Tag – kernig-stramm in Tim Wolffs zerschlissenen Chefsessel plumpsen lassen.

Und nun? Gibst Du das Amt zwölf Monate zu früh einfach ab, im Lenz Deines Lebens und immer noch beinahe zurechnungsfähig! Weil Du meinst, das »Game« namens TITANIC, wie Ihr Jungspunde sagt, »durchgespielt« zu haben? Weil Du genügend »Achievements« gesammelt hast? Gut, Du hast die Grundversorgung der Redaktion mit Mio Mio gesichert, hast Maden durch die Decke auf Dich regnen lassen, mit unserem Kult-OB Peter Feldmann geklüngelt, als schlechtester Helmut-Kohl-Imitator aller Zeiten Heft-»Gechichte« geschrieben (s. Ausgabe 12/13) und bei »Onkel Lam« so oft die Nummer 43 bestellt, bis das sogar die Besitzerin bedenklich fand.

Was kann ein Mann in Deinem Alter noch erreichen? Na, wenn Du meinst. Mögest Du glücklich werden in Deiner alt-neuen Heimatstadt München, wo die Mieten scheint’s günstiger sind als in Frankfurt. Und Friedhöfe, über die Du so gerne flanierst, soll es dort ja auch ganz schöne geben. Aber auf eine gemeinsame Maß mit der Schickeria lädst Du, lieber Moritz, dann hoffentlich zur nächsten Wiesn ein:

Deine Kolleginnen und Kollegen von Titanic

RIP, Coolio!

Du warst ein One-Hit-Wonder der 90er und bist jetzt mit 59 Jahren, also wie man so sagt: zu früh, gestorben. Solltest Du daher von irgendwo da oben im Gangsta’s Paradise ein bisschen missmutig auf Dein Leben zurückschauen, so möchten wir Dir zu bedenken geben, dass es so schlecht doch auch nicht war. Immerhin hast Du eine Weile lang Beachtung gefunden.

Ganz im Gegensatz zu, beispielsweise: Uncoolio. Von dem hat nie jemand etwas gehört, geschweige denn wurde über ihn geschrieben. Außer in diesem Moment und danach auch niemals mehr in Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Lieber Fritz Merz,

im Podcast »Hotel Matze« sagst Du, dass Du in Deutschland große Chancen bekommen hättest und etwas zurückgeben wolltest. Jawollo! Wir haben da direkt mal ein bisschen für Dich gebrainstormt: Wie wär’s mit Deinem Privatjet, dem ausgeliehenen vierten Star-Wars-Film oder dem Parteivorsitz? Das wäre doch ein guter Anfang!

Wartet schon ganz ungeduldig: Titanic

 Also echt, Hollywood-Schauspieler Kevin Bacon!

»Wie wäre es eigentlich, wenn mich niemand kennen würde?« Unter diesem Motto verbrachten Sie mit falschen Zähnen, künstlicher Nase und fingerdicken Brillengläsern einen Tag in einem Einkaufszentrum nahe Los Angeles, um Ihre Erfahrungen als Nobody anschließend in der Vanity Fair breitzutreten.

Die Leute hätten sich einfach an Ihnen vorbeigedrängelt, und niemand habe »Ich liebe Dich!« zu Ihnen gesagt. Als Sie dann auch noch in der Schlange stehen mussten, um »einen verdammten Kaffee zu kaufen«, sei Ihnen schlagartig bewusst geworden: »Das ist scheiße. Ich will wieder berühmt sein.«

Das ist doch mal eine Erkenntnis, Bacon! Aber war der Grund für Ihre Aktion am Ende nicht doch ein anderer? Hatten Sie vielleicht einfach nur Angst, in die Mall zu gehen und als vermeintlicher Superstar von völlig gleichgültigen Kalifornier/innen nicht erkannt zu werden?

Fand Sie nicht umsonst in »Unsichtbare Gefahr« am besten: Titanic

 Wurde aber auch Zeit, Niedersächsische Wach- und Schließgesellschaft!

Mit Freude haben wir die Aufschrift »Mobile Streife« auf einem Deiner Fahrzeuge gesehen und begrüßen sehr, dass endlich mal ein Sicherheitsunternehmen so was anbietet! Deine Mitarbeiter/innen sind also mobil. Sie sind unterwegs, auf Achse, auf – um es einmal ganz deutlich zu sagen – Streife, während alle anderen Streifen faul hinterm Büroschreibtisch oder gar im Homeoffice sitzen.

An wen sollten wir uns bisher wenden, wenn wir beispielsweise einen Einbruch beobachtet haben? Streifenpolizist/innen? Hocken immer nur auf der Wache rum. Streifenhörnchen? Nicht zuständig und außerdem eher in Nordamerika heimisch. Ein Glück also, dass Du jetzt endlich da bist!

Freuen sich schon auf weitere Services wie »Nähende Schneiderei«, »Reparierende Werkstatt« oder »Schleimige Werbeagentur«:

Deine besserwisserischen Streifbandzeitungscracks von Titanic

 Hi, Daniel Bayen!

Sie sind sehr jung und waren mit Ihrer Firma für Vintage-Klamotten namens Strike vorübergehend sehr erfolgreich. Die ist jetzt pleite, machte aber zeitweise 2,9 Millionen Euro Umsatz. Der Bedarf war so groß, dass Correctiv-Recherchen zufolge sogar massenhaft Neuware zwischen die Secondhand-Bekleidung gemischt wurde. Auch Sie räumten demnach ein, gefälschte Ware geordert zu haben. Allerdings, so behaupten Sie, nur, um Ihren »Mitarbeitern zu zeigen, wie man gefälschte Ware identifiziert und aussortiert«.

Aber Bayen, Ihre Expertise besteht doch darin, neue Sachen auf alt zu trimmen. Also versuchen Sie bitte nicht, uns solche uralten Tricks zu verkaufen!

Recycelt Witze immer nach allen Regeln der Kunst: Titanic

 Hände hoch, Rheinmetall-Chef Armin Papperger!

Laut einem CNN-Bericht lagen deutschen und US-amerikanischen Geheimdiensten Hinweise zu russischen Plänen für einen Angriff auf Sie vor. So etwas nennt man dann wohl »jemanden mit seinen eigenen Waffen schlagen«!

Mörderpointe von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Liebesgedicht

Du bist das Ästchen,
ich bin der Stamm.
Du bist der Golo,
ich Thomas Mann.
Du bist Borkum,
ich bin Hawaii.
Du bist die Wolke,
ich bin gleich drei.
Du bist das Würmchen,
ich bin das Watt.
Du bist die Klinke,
ich bin die Stadt.
Du bist das Blättchen,
ich jetzt der Ast.
Sei still und freu dich,
dass du mich hast.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster