Briefe an die Leser | Januar 2022


Nur kurz, Sebastian Kurz!

»Ich war die letzten zehn Jahre«, sprachen Sie auf Ihrer letzten Rücktrittspressekonferenz, »mit hundertprozentiger Begeisterung dabei, und ich hatte immer enorme Freude an der politischen Arbeit.«

Hundert Prozent? Woher stammt die Zahl? Wurde sie von Ihrer persönlichen Meinungsforscherin Sabine Beinschab ermittelt? Das hieße, dass der Wert auch nicht hochfrisierter wäre als all die Beliebtheitsumfragen, mit deren Hilfe Sie schnurstracks ins Kanzleramt flutschten. Wir hätten von Ihnen eigentlich ein bisschen mehr erwartet als die im Slimfit-Milieu üblichen hundert Prozent!

Nur mit neunzigprozentiger Begeisterung dabei, fast ein bisserl enttäuscht: Titanic

Hi, Herr Wendt (DPolG)!

Sie haben vor der Legalisierung von Cannabis gewarnt. »Durch die Gewinne, die der Handel und der Staat erzielen wollen, wird Cannabis erheblich teurer«, sagten Sie der Deutschen Presse-Agentur. »Der illegale Handel mit billigeren Produkten wird aufblühen, denn in Apotheken können dann nur Wohlhabende ihren Bedarf decken, Kinder, Jugendliche und Geringverdiener werden weiter zum Dealer um die Ecke laufen.«

Sind Sie also für die Abgabe von Cannabis durch gemeinnützige Vereine ohne Gewinnabsicht? Es ist natürlich schon schade, da haben Sie recht, wenn die Kinder sich das Cannabis in der Apotheke nicht leisten können, denn sonst könnten sie sich dort auch gleich das neueste Medizini-Heft holen. Das hat der Dealer wahrscheinlich gar nicht.

Wir finden Ihre Idee jedenfalls bedenkenswert und meinen: Damit Leute, die Gewinne erzielen wollen, nicht die Preise hochtreiben, sollten auch gleich alle anderen Produkte illegal werden. Wir haben schließlich mit der größten Inflation seit Jahrzehnten zu kämpfen, da braucht es innovative (möglicherweise bereits bekiffte?) Köpfe wie den Ihren!

Blüht auch auf: Titanic

Ob, Corona-Spinner,

das Risiko einer Covid-Impfung tatsächlich größer ist als die Nebenwirkungen einer ordentlichen Dosis Pferdeentwurmungsmittel: Das probiert Ihr ja gerade vereinzelt aus. Und einen kleinen Trumpf kann Euch tatsächlich niemand nehmen: An Eure mit Ivermectin vollgepumpten Leichname traut sich im Grab bestimmt kein Wurm mehr heran.

Alternativmedizinische Grüße von Titanic

Was ist da los, deutsche Medien?

»Die radikalen Impfgegner vom Alpthal« besuchte der Spiegel und fragte dazu mit brennendem Reporterehrgeiz bereits im Teaser: »Nun verweigerte ein Dorf gar dem Impfbus die Einfahrt. Was ist da los?« Gute Frage. Der auch die Taz nachgeht: »Im Schwarzwaldkreis Rottweil sorgen Impfgegner für gereizte Stimmung. Was ist da los?« Womöglich Ähnliches wie im Nordosten. Die B.Z.: »Was ist da los? Corona-Lage in Brandenburg doppelt so schlimm wie in Berlin«. Aber nicht nur im Zuge der Pandemie verlangt überraschender Tumult nach unverzüglicher Aufklärung: »Was ist da los? Bei Bella Hadid fließen Tränen« (N-TV); »Was ist da los? Anouar wurde bei The Voice disqualifiziert« (Berliner Kurier); »Was ist da los? NFL-Superstar schon wieder verletzt«. Gut, dass Bild sich der Sache annimmt, denn die FAZ ist gerade mit Wichtigerem beschäftigt: »Die neue Apple Watch 7 ist angekündigt, aber Garmin hält sich bei seinem Top-Produkt zurück. Was ist da los?«

Der, die, das, / wer, wie, was / wieso, weshalb warum? / Wer nicht fragt, bleibt dumm – sicherlich. Wer allerdings immer dasselbe fragt, auch.

Überfragt: Titanic

Wir staunen, Lothar Wieler!

Als braver Direktor des Robert-Koch-Instituts haben Sie lange genug die regelmäßig ansteigenden Inzidenzzahlen verkündet, vor immer neuen Infektionswellen gewarnt, die absehbaren Pandemieverläufe modelliert und sich ansonsten vornehm zurückgehalten, wenn Ihre Mahnungen und Warnungen den Politikern wie den Bürgern zum einen Ohr rein und zum anderen gleich wieder rausgingen. Damit war nun allerdings mitten in der vierten Welle Schluss.

Bei einer Videoschalte mit Sachsens Ministerpräsident Kretschmer und einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Spahn machten Sie der Politik in Bund und Ländern schwere Vorwürfe: In vielen Bereichen sei vorschnell geöffnet worden, das Impftempo entschieden zu gering geblieben. Sie könnten es zudem nicht mehr ertragen, begleiteten Sie Ihre »superdüsteren« Prognosen, wie Ihre Ratschläge in den vergangenen 21 Monaten ignoriert worden seien. In der Zeit prophezeiten Sie wenig später, dass die Corona-Lage auf jeden Fall schlimmer werde, und attackierten erneut die Untätigkeit der Politiker: »Es ist bemerkenswert, dass man offensichtlich immer wieder die Hand auf die heiße Herdplatte legen muss, um zu merken, dass man sich dann verbrennt.«

Und um an dieser Stelle mal einzuhaken, geduldiger Professor Wieler: Wie viele kalkulierte Ausbrüche dieser Vehemenz wollen Sie sich und uns denn noch gönnen, ehe Sie auch mal die Namen dieser Politiker nennen? Namen wie zum Beispiel – Kretschmer und Spahn? Ach, vergessen Sie’s! Versuchen Sie’s halt und ziehen Sie Ihr Ding an der heißen Herdplatte einfach durch. Als weisungsgebundener Beamter werden Sie sich vielleicht mal die Hand, aber gewiss nicht den Mund verbrennen.

Alle Daumen drückt jedoch vorläufig: Titanic

Bettina Jarasch, c/o Berliner Grüne,

da haben Sie nun also in Berlin eine rot-grün-rote Regierungskoalition ausgehandelt, und Sie wagten bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags die kühne Ansage: »Die nächsten Jahre entscheiden über die Zukunft von Berlin.«

Wenn Sie sich da mal nicht irren! Wir würden ja fast so weit gehen zu prognostizieren: Die nächsten Jahre sind die Zukunft von Berlin!

Visionär: Titanic

Danke, Adele!

Nur wenige erfolgreiche Künstler/innen legen sich mit Plattenfirmen und Streaming-Giganten an, weil es ihnen um die gute Sache geht. Und jetzt haben Sie, wie wir zahlreichen Berichten entnehmen, im Alleingang dafür gesorgt, dass die Ausbeuter von Spotify endlich – endlich! – über ihren Schatten springen. Unbekannte Bands und Sängerinnen, prekäre Jazz-Musiker, kirchenmausarme Rapper und Blaskapellen profitieren jetzt, weil Sie, Adele, in diesem unbarmherzigen Geschäft mit Ihrem Einfluss und Ihrer Popularität etwas bewegt haben. »Das war der einzige Wunsch, den ich in unserer sich ständig wandelnden Branche hatte«, twitterten Sie, nachdem Spotify eingelenkt hatte. Und tatsächlich: Seit kurzem wird dank Ihrem Engagement auf den Albumseiten von Spotify der Shuffle-Button nicht mehr angezeigt. Was für eine Geste! In Ihren Worten: »Unsere Kunst erzählt eine Geschichte und unsere Geschichten sollten so gehört werden, wie wir es beabsichtigen.«

Wo kämen wir auch hin, wenn bei gefühligem Kitsch-Geträller wie dem Ihrem Track 3 und 5 vertauscht wären! Scheren Sie sich mit Ihren scheiß Millionen zum Teufel.

Das wünscht sich: Titanic

Gratulation, Wiedehopf,

zum Titel »Vogel des Jahres 2022«! Wir hoffen, dass Dir der Ruhm nicht allzu sehr zu Wiedekopf steigt, Du auch hinkünftig mit beiden Krallen auf dem Ast bleibst und nicht vollends abhebst. Zu oft haben Deine Vorgänger jegliche Bodenhaftung verloren und flüchteten sich hernach flatternd in den Alkohol. Denke immer daran: Eine Halbe macht noch keinen Sommer!

Will endlich wieder Hopfen: Titanic

Gott zum Gruße, nimmersatter Pariser Erzbischof Michel Aupetit!

Sie haben bei Papst Franziskus Ihr Rücktrittsgesuch eingereicht, nachdem die französische Wochenzeitschrift Le Point über eine angebliche Affäre berichtet hatte, die durch eine von Ihnen versehentlich an Ihre Sekretärin statt an Ihre Geliebte adressierte Mail aufgeflogen war. Tua culpa! Auch für einen geistlichen Schmecklecker wie Sie gilt schließlich das Gebot weltlicher Ge- und Wollüste: Aupetit, pardon!, Appetit holt man sich woanders, gegessen wird zu Hause. In Ihrem Fall eben im Haus des Herrn – und zwar fleischfrei!

Verzehrempfehlung von Titanic

Du, Olaf Scholz (SPD),

bist ja nicht so der extrovertierte Typ. Aber da Du jetzt wahrscheinlich schon Kanzler bist, stellt sich die ganze Republik die brennende Frage, was sich wohl hinter der nüchternen Fassade des Scholzomaten versteckt. Christian Lindner (FDP) lüftete bei der Pressekonferenz zum Koalitionsvertrag ein kleines Geheimnis: »Olaf Scholz verfügt über ein inneres Geländer, um aus einer klaren Werthaltung heraus dieses Land nach vorne zu führen und weit mehr Menschen zu repräsentieren, als nur sozialdemokratisch, grün oder liberal gewählt haben.«

Nun wollen wir natürlich mehr darüber erfahren, was sich da alles tief drinnen im Zweckbau Scholz abspielt. Gibt es eine Lüftungsanlage, die frischen Wind in die Bundesrepublik bläst? Wärmeisolierte Sprossenfenster, durch die wir in die Zukunft blicken? Ein klimaneutrales Blockheizkraftwerk, das die soziale Kälte vertreibt? Gar eine Einbauküche, die unser aller Wohlstand nährt?

Würde sich sehr über eine Gebäudebesichtigung freuen: Titanic

Liebe Alte,

»Drogenhandel und Abzocke von Senioren« titelte kürzlich die Braunschweiger Zeitung. Also, dass Ihr abgezockt werdet, finden wir natürlich echt doof, aber: Wie läuft es denn so mit der Rentenaufbesserung durch den Drogenhandel?

Fragt schon mal prophylaktisch: Titanic

Bah, Wolfgang »The Face« Joop!

Sie wären sooo gerne Hochkultur, zumindest Haute Couture, und so unverblümt elitär wie Lagerfeld oder wenigstens ein bisschen geistreich, sind aber nur ein dürftig formulierender Missbrauchsverharmloser aus der Provinz, der als schlampig auf Adonis operiertes Gesichts-Experiment mit 77 Jahren immer noch bei Aldi überteuerten Plunder vertickt und sich für ein New Yorker It-Girl hält.

Und damit das irgendjemand mitbekommt, geben Sie dem Spiegel oder der FAZ Interviews, in denen Sie Sottisen versuchen und sich zitieren lassen mit dem Satz: »Du musst auch ugly können.« Wenn Ihnen das so wichtig ist, sind wir gerne dabei. Denn immer, wenn irgendwo Ihr Gesicht auftaucht, denken wir: »Stimmt schon, der Joop ist ein Meister aus Deutschland.« Ugly genug? Nichts für ungut. Titanic

Hoppla, Roberto Blanco!

Im ORF antworteten Sie auf die Frage der Moderatorin Vera Russwurm nach Enkelkindern kurz und knapp: »Nix.« Auf die Nachfrage »Nix Enkel?« sagten Sie unter großem Gelächter: »Isch mach mei eigenes Enkelkind.« Klar: Ein bisschen Spaß muss sein, Roberto, aber hier hört er auf. Als, zugegeben, agiler, um nicht zu sagen kregeler 84jähriger sollten Sie eigentlich zur Vernunft gekommen sein und den Wunsch nach Kindern resp. Enkelkindern, noch dazu selbstgemachten, mittlerweile aufgegeben haben. Denken Sie nur an den Klimawandel und die Überbevölkerung.

Ach, machen Sie doch, was und wen Sie wollen! Titanic

Wir haben Fragen, Tante »Zeit«!

Du nimmst wahr, dass die »Pandemie ein wenig aus dem Zentrum der öffentlichen Debatten verschwunden« sei. Wie müssen wir uns das vorstellen? Wie verschwindet etwas ein wenig aus dem Zentrum? Wurde die Pandemie von anderen Themen so weit aus dem Zentrum der Debatte gedrängt, dass sie nun zum Teil über dieses hinausragt? Oder hat sich ein Teil von Corona aus dem Mittelpunkt vom Acker gemacht? Oder hängt dieses Sprachbild vielleicht einfach etwas schief?

Zentrale Grüße von Deiner Titanic

Königin Elisabeth II. (95)!

Da haben Sie doch tatsächlich die prestigeträchtige Auszeichnung »Oldie des Jahres« abgelehnt! Über Ihren Privatsekretär ließen Sie das Seniorenmagazin The Oldie, das den Titel vergibt, wissen: »Ihre Majestät glaubt, man ist so alt, wie man sich fühlt. Daher ist die Queen der Meinung, dass sie nicht die relevanten Kriterien erfüllt, um die Auszeichnung zu akzeptieren, und hofft, dass sich ein geeigneterer Kandidat findet.«

Quite amusing, Your Majesty! Was aber könnten relevante Kriterien für diesen Titel sein? Noch steileres Alter? Vierte Zähne? Wenn man sein Portrait auf den Geldscheinen nicht mehr erkennt? Wenn die eigenen Corgies versuchen, einem das Fleisch von den Knochen zu nagen?

Schon lange älter, als sie sich fühlt: Titanic

Famila-Einkaufsmarkt!

Auf Bildschirmen in Deinen Märkten präsentierst Du nicht nur aktuelle Warenangebote, sondern wirbst auch um neue Arbeitskräfte mit dem Satz »Wir suchen Frischfleisch!«.

Wie sieht der Berufsalltag bei Dir dann aus? Wird man ordentlich durch den Fleischwolf gedreht, in eine Firmenpelle gepresst, um dann im »Hackfleisch TV« zu enden, wie Du das Programm nennst, das auf dem Monitor hinter Deiner Fleisch- und Wursttheke flimmert?

Bei dieser Jobaussicht verzichten wir lieber auf eine Bewerbung und frönen unserer Fleischeslust auf andere Hausmacherart.

Deine knackigen Würstchen von der Titanic

Aua, Charlotte Roche!

Weh tat’s schon, als uns die Süddeutsche Zeitung auf Facebook unter der Überschrift »JETZT KÖNNTE ES KURZ WEH TUN« daran erinnerte, wie Du 2018 Deine Liebe zum deutschen Wald ins hauseigene Magazin geheideggert hattest: »Der Indianer in mir vermisst echte Erde unter den Füßen«, hieß es da etwa, oder »Da fehlt dann die Demut vor dem Universum«. Nach drei Jahren wollten wir mal vorsichtig nachfragen, ob die »Anspannungen, Blockaden und Verkrampfungen« in »Rücken, Nacken und Darm« sich inzwischen schon gelöst haben.

Mit Grüßen aus dem Großstadtdschungel: Titanic

Sportartikelhersteller Nike!

In Deiner neuen Werbung lässt Du Fußballer Kylian Mbappé innert einer Minute sagen: »Alright!«, »Fast!«, »Again!«, »Faster!«, »Let’s go faster!«, »Now super fast!«, »Super mega fast!« Wir haben uns den Spot mehrmals und ganz in Ruhe angeschaut. Nun sind wir sicher: Es geht um Geschwindigkeit.

Entschleunigte Grüße der Blitzmerker von Titanic

»Süddeutsche Zeitung«!

In Deinem Artikel »Wut als Wegweiser« beschäftigtest Du Dich mit Emotionen am Arbeitsplatz: Sie »können als Kompass dienen und bei Entscheidungen nützlich sein«. Dabei verweist Du auf die US-amerikanische Hirnforscherin Jill Bolte Taylor und ihr Buch »Mit einem Schlag«. Hier beschreibt die Autorin als »90-Sekunden-Regel«, dass jede Emotion einen biochemischen Lebenszyklus von 90 Sekunden habe. Lässt man die Emotion zu, ohne sich in ihr zu verstricken, werde sie innerhalb dieser 90 Sekunden anschwellen, ihren Höhepunkt erreichen und schließlich abklingen. Mit Taylor schließt Du daraus: »Gelingt es, das aufkommende Gefühl zu registrieren und zu beobachten, ohne zu reagieren, seien Menschen nicht mehr Spielball ihrer Emotionen und könnten sich nach anderthalb Minuten bewusst dafür entscheiden, tatsächlich einen Teller gegen die Wand zu werfen oder doch lieber angemessener reagieren.«

Angemessener reagieren als einen Teller gegen die Wand werfen? Was könnte das sein? Den nervigen Kollegen zu einem Salzsäurebad einladen? Die Autobremsen der Chefin manipulieren? Den ganzen verdammten Stall abfackeln?

Bittet um Aufklärung: Titanic

Sie, Michael Panse,

waren als CDU-Landtagsabgeordneter für Familienpolitik zuständig und auch Beauftragter der Thüringer Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen. Ob Sie beruflich dogmatisch-konservativ waren oder nicht, können wir nicht sagen. Angesichts von drei Söhnen im Alter von 13 bis 31 von drei verschiedenen Frauen, denen Sie immer entwischten, als die Kinder etwa drei Jahre alt waren, müssen Sie zumindest privat ein echter Pragmatiker sein. Und zu so viel Flexibilität wollten wir Ihnen einfach mal gratulieren.

Ihre Titanic

Sänger Max Mutzke!

Zum Thema Klimawandel und Verkehr klagten Sie im Interview: »Es gibt bei uns eine Verbindung, da fahr ich 10-12 Minuten mit dem Auto hin. Weil der Ort aber auf dem Berg liegt, fährt der Bus mehrere Stationen an und es dauert fast zwei Stunden. Aber da arbeiten Leute.«

Wir wissen nicht, wie der Berg, auf dem Sie wohnen, beschaffen ist und wer dort die Busrouten plant. Aber mal angenommen, Sie würden wegen der langen Busfahrt den einen oder anderen Auftritt verpassen, wäre das nicht ein weiterer Grund für die »Öffis«?

In diesem Sinne: Go green!

Titanic

Werte Fußballer,

wir kennen Eure Unart, sich bei der kleinsten Fremdberührung mit einem lauten Schmerzensschrei theatralisch zu Boden zu werfen, um sich danach alle möglichen Körperteile haltend und von Höllenqualen gepeinigt zu winden. Aber was wir in der Berliner Zeitung lasen, hat uns trotzdem überrascht: »Tod vorgetäuscht: Ex-Fußballer aus NRW zu Gefängnisstrafe verurteilt«. Also, der hat wirklich übertrieben.

Findet: Titanic

Moin, Kay Richert (FDP)!

Bei Ihrer Rede im Schleswig-Holsteinischen Landtag zur Förderung der niederdeutschen Sprache drückten Sie Bedauern aus, dass durch Ihren Beitrag nicht die gesamte Debatte auf Niederdeutsch geführt werde.

Sprachliches Talent bewiesen Sie dennoch. Während sich alle anderen Redner einsprachig auf Platt ausdrückten, bewiesen Sie Ihre bilingualen Fertigkeiten. Beispielsweise durch Ihre Freude über die »starken Player«, die sich der Förderung des Niederdeutschen »committen«. So viel diversidad hätten wir Ihnen am Anfang Ihrer Rede not really zugetraut.

Chapeau & farvel Titanic

Respekt, Svenja Flaßpöhler!

Bei allem philosophischen Dünnpfiff, den Sie in letzter Zeit abgelassen haben (vgl. TITANIC 12/21) – an einer Stelle bei »Hart aber fair« stellten Sie die richtige Frage: »Sie haben gerade gesagt, wir haben keine Zeit, ja, wir müssen, es geht um Menschenleben. Das sehe ich sogar ein … Wenn man’s jetzt mal extrapoliert auf den Klimawandel … Wir haben keine Zeit, wir müssen jetzt sofort was ändern. Nach Ihrem Verständnis ... dann müsste man wirklich sofort richtig hart durchgreifen. Keine Autos mehr, keine Flugzeuge mehr und so weiter ... Weil klar ist, dass unser System, so wie wir es fahren, das auf der Steigerungslogik beruht, das ist ein System, was diesen Klimawandel nicht verhindern wird, sondern ihn befeuern wird. Wären Sie dafür, dass sich da jetzt Leute hinstellen und sagen, wir haben keine Zeit, wir müssen das jetzt einfach machen, zack, aus, Ende der Diskussion?«

Eine sehr gute, zumal gestochen scharf ausformulierte Idee, Flaßpöhler! Allerdings scheint’s, es gäbe schon diese Leute, die sich da hinstellen und genau das fordern. Vielleicht möchten Sie sich ihnen ja anschließen. Wir sehen es quasi vor uns: FFF – Flaßpöhler for Future. Dann jetzt bitte aber raus auf die Straße und in Zukunft nicht mehr im Fernsehen rumsitzen.

Danke, zack, aus, Ende der Diskussion: Titanic

CDU-Dauerbewerber Friedrich Merz!

Bei einer Veranstaltung haben Sie mitgeteilt, dass Sie als CDU-Vorsitzender »der Anwalt der jungen Generation« sein wollen. Das ist eine vielversprechende Ansage, Merz! Und welches anwaltliche Stundenhonorar wollen Sie dann verlangen? 10 000 Euro? 5000? Oder nur 1000?

Fragt die junge Generation von Titanic

Sylt Marketing Gesellschaft!

Du machst auf dem Festland mit dem Slogan »Sylt macht sychtig« auf die umrissbekannte Nordseeinsel aufmerksam. Und ja, sie hat noch mehr negative Eigenschaften! Sylt ist syndhaft teuer, das Publikum dort verhält sich dynkelhaft. Ja, die ganze Ynsel ist bei genauerer Betrachtung das reinste Shythole, ein Besuch dort kompletter Unsynn!

Steht fürs nächste Brainstorming gerne bereit: Titanic

Och nee, Annalena Baerbock!

Gleich in Ihrem ersten Tagesthemen-Interview nach Verabschiedung des Ampelkoalitionsvertrags antworteten Sie auf die Frage nach den Streitpunkten bei drei so unterschiedlichen Verhandlungspartnern mit frechem Augenzwinkern und Glucksen in der Stimme: »Bekanntermaßen erzeugt Reibung ja nicht nur Wärme, sondern auch neue Kraft.«

Aber zum einen ist »Neue Kraft durch Reibung« gar kein so toller Slogan, Frau Baerbock, wenn doch für alle offenkundig ist, wie reibungslos die FDP ihre wichtigsten Vorhaben durchgedrückt hat, und zum anderen haben wir die Schnauze von Ihren halben Anzüglichkeiten jetzt schon voll.

Nichts zu danken: Titanic

Ach, Simon-Bolivar-Polizeischule in Tulua (Kolumbien),

das hattest Du Dir sicher anders vorgestellt mit dem kolumbianisch-deutschen Kulturaustausch im Rahmen Deiner »internationalen Woche mit Deutschland als Gastland«. Jetzt verurteilen die deutsche und die israelische Botschaft Deine lieb gemeinte Aktion, und der Staatschef entschuldigt sich sogar öffentlich. Dabei haben Deine Polizeischüler doch nur den Saal geschmückt: mit schwarz-rot-goldenen Luftballons und Deutschlandfahnen und halt Hakenkreuztischtüchern, SS-Uniformen, Nachbildungen von Nazi-Waffen und sogar, so viel Mühe!, einem Hitlerbärtchen.

Und nun schimpfen alle! Ärgerlich. Dabei war das sicher vor allem ein Kommunikationsproblem. Du hättest wohl Deine Gastfreundschaft nicht bei Twitter kundtun sollen. Sondern direkt in den Whatsapp-Gruppen Deiner deutschen Kollegen.

Nächstes Mal besser machen!

Titanic

Bei Ritter Sport, Ritter Sport,

lasst Ihr die Hälfte Eurer Kakaoplantagenflächen unberührt für einheimische Tier- und Pflanzenarten. Und warum? »Damit sie ungestört ein tierisch gutes Leben führen können. Und das schmeckt man.« Das muss aber nicht sein. Einfach einen hygienischen Zaun zwischen die Hälften, und Ihr erspart Euch Marketing-Debakel wie Okapi-Betelnuss, Traube-Gnu, Paranuss-Aguti, Wabenkröte-Pianga, Halbbitter-Tenrek, Passionsfrucht-Ganze-Wanze und natürlich den Jetzt-Schon-Klassiker Affe-Banane.

Bittersüß: Titanic

Was man, Förde-Sparkasse in Kiel,

sich so ersehnt, hast Du auf Deiner Webseite unter der Überschrift »Wünsche erfüllen und Träume verwirklichen – Mit dem Sparkassen-Privatkredit« gezeigt. Da lugt ein Tannenbaum aus einem Auto-Kofferraum, und daneben schaut ein lachendes blondes Mädchen mit roter Bommelmütze heraus.

Uns ist ja klar, dass Ihr armen Banken es derzeit sehr schwer habt, aber geht das nicht zu weit? Wenn jemand den Privatkredit bei Dir nicht mehr zurückzahlen kann, nimmst Du dann das Kind in Zahlung? Den Baum auch? Müssen noch alle Nadeln dran sein?

Fragt geschäftlich: Titanic

Sehr gescheit, Alexander Graf Lambsdorff,

äußerten Sie sich zu der alten Frage, warum nach wie vor so wenige Frauen in die Politik gingen: Dies hänge damit zusammen, dass vor allem für Frauen Familie und Beruf schwer zu vereinen seien. Ihre Lösung? »Da fehlt es oft an Zeit und Betreuungsmöglichkeit für ein zusätzliches politisches Ehrenamt. Um diese Situation zu ändern, die Gesellschaft weiterzuentwickeln, ist dennoch mehr politisches Engagement von Frauen in unseren demokratischen Parteien unentbehrlich.«

Frauen müssen sich also stärker politisch engagieren, um mehr Zeit zu haben, um sich stärker politisch zu engagieren? Warum ist denn darauf vor Ihnen noch niemand gekommen?

Hat schon eine Idee, woran das liegen könnte: Titanic

Guck doch mal, »Spiegel«,

nur weil von Gazproms angekündigter Gaslieferung »noch nichts zu sehen ist«, muss das nicht heißen, dass noch nichts da ist. Das Zeug ist ja notorisch schwer mit den Augen zu erkennen. Viel Glück auf der Suche weiterhin, und wenn mal keine Taschenlampe zur Hand ist, leiht Dir gerne ein Feuerzeug: Titanic

Ahoi, TV-Moderator Frank Plasberg!

Wie Ihre Gattin, die Autorin Anne Gesthuysen, in der Bunten illuster ausplauderte, ist es ein Kindheitstraum von Ihnen, »mal alle großen europäischen Flüsse eigenhändig zu befahren«, weshalb Sie nun ein fast 100 Jahre altes Schiff besitzen. Weil Ihre Angebetete – also Ihre Frau, nicht die Jolle! – allerdings Ihre Leidenschaft fürs Nautische offenbar nicht teilt (»Als wir das Schiff bekommen haben, habe ich zu ihm gesagt, ich bleibe maximal eine Nacht«), haben Sie sich »etwas ganz Großartiges überlegt« und ihr etwas geschenkt – nämlich eine handgeschnitzte Klobrille! »Er hat das extra organisiert, weil ihm wichtig war, dass ich auch mal über Nacht bleibe – das ist wahre Liebe«, zeigte sich Ihre Gemahlin von Ihrer Schipperei ins romantische Fahrwasser gerührt.

Piratenhut ab, Plasberg! Und wenn Sie demnächst Ihrer vom Wogen und Schwojen speiübel gewordenen, über der von Ihnen aufgepimpten Bordschüssel hängenden Ehefrau beim Kotzen auch noch die Haare zurückhalten, sollte Ihre gegenseitige Zuneigung erst recht keine Grenzflüsse mehr kennen.

Volle Kraft voraus! Ihre Traumschiffer vom Love Boat aka Titanic

Du, »La Pieve«,

bist eine landwirtschaftliche Genossenschaft aus Italien und hast von PR-Sprech wohltuend wenig Ahnung. So hattest Du auf die kleine Pappschale voller Kakis, die wir kauften, folgenden Slogan gedruckt: »Sehr ›lecker‹ auf dem Tisch«. Und nachdem wir Deine Früchte probiert haben, müssen wir gestehen: Selten war eine ironische Hervorhebung durch Anführungszeichen richtiger als bei diesem »lecker«.

Dankt für Deine Ehrlichkeit, aber findet Deine Kakis kacke: Titanic

Andreas Bursche (»WDR 5«)!

Zum Schockthema »Gewalt in der Düsseldorfer Altstadt« fragtest Du neulich im »Mittagsecho«: »Wer hat recht: Die Statistiken, die besagen, dass es keinen Anstieg an Straftaten gibt, oder das Gefühl?«

Als quotenbewusster Journo von heute weißt Du natürlich, dass Statistiken oder gar Fakten keine Oma hinterm Ofen hervorlocken. Gefühle hingegen, insbesondere negative gegenüber nicht-biodeutschen Teenagern, sind das Lebenselixier Deiner Zielgruppe (Studienräte a.D. 80+). Somit erübrigt sich wohl Deine Frage.

Bleibt dann lieber bei True-Crime-Podcasts: Titanic

Ihr Knusperköpfe von Funny-frisch!

Auf Euren »Chipsfrisch«-Chipspackungen wird stolz verkündet, Euer Trägermaterial für Fett und Salz, also die Kartoffel, stamme nur von ausgesuchten Landwirten.

Ihr sagt aber nicht, nach welchen Kriterien diese Landwirte ausgesucht werden. Dürfen wir raten? Ihr nehmt die dümmsten.

Always funny: Titanic

Hust, Benedict Cumberbatch (45)!

Beim Dreh eines Westerns erlitten Sie wegen Kettenraucherei Ihrer Figur eine Nikotinvergiftung. Blimey! Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass die klassische Cowboy-Figur langsam ausgedient hat und die Zeit reif ist für moderne Wildwesthelden, die dampfen statt paffen und sich im Bohnenburger-Saloon Wortgefechte liefern?

Wir meinen: Das Oldschool-Geballer hat keine Zukunft. Sprechen Sie am besten mal mit Kollege Baldwin darüber!

Schießt stets unter die Gürtellinie: Titanic

Wie viele Achtundsechziger, Udo Knapp,

bist auch Du, je älter Du wurdest, politisch immer weiter von links nach rechts marschiert: Du warst der letzte Vorsitzende des SDS, anschließend in einem Verein namens »Proletarische Linke«, um dann in den Achtzigern auf dem rechten Flügel der Grünen zu landen und schließlich bei der SPD, und zwar eigentlich nur, damit Du was in den Kolonien werden konntest, am Ende stellvertretender Landrat. Heute kritisierst Du die Gewerkschaften dafür, dass sie nur immer wieder Lohn fordern, wie man das als einer, der nichts gelernt hat bis aufs Lamentieren, halt so macht.

Dieser Weg verbindet Dich mit dem wohl dümmsten deutschen Sänger, Wolf Biermann, weshalb Du dem »alten weisen Mann« (Dein O-Ton) auch neulich so kenntnisfrei wie pathetisch zum Geburtstag gratuliertest: »Biermann hat den größten Teil seines Lebens in zwei furchtbaren deutschen Diktaturen verbracht. In beiden hat er gelitten, aber beide hat er mutig streitend und widerstehend überlebt.«

Wie man nun aber jeder Biermann-Bio entnehmen kann, hat der walrossbärtige Dödelbarde nur acht Jahre unter den Nazis und 23 Jahre in der DDR gelebt; die restlichen 53 jedoch im goldenen Westen (britische Besatzungszone, BRD und Gesamtdeutschland). Daher nun unsere Frage: Bist Du Dir, Udo Knapp, sicher, dass Du auf Deine alten Tage die Bundesrepublik Deutschland, in der Du so schöne Posten innehattest, wirklich als furchtbare Diktatur bezeichnen willst?

Wie meinen? Es stand doch bloß in der Taz, und in keiner richtigen Zeitung? Und rechnen konntest Du noch nie? Na dann, weitermachen, Udo, aber vielleicht demnächst doch ein bisschen, he, he, knapper.

Kurz angebunden: Titanic

Mut machen, »Börsenblatt für den deutschen Buchhandel«,

ist Dein Geschäft. Aber so? Bücher aus dem doch recht grauen Themenspektrum Recht / Wirtschaft / Steuern kommen beim Publikum nicht mehr so gut an, hast Du gerade festgestellt. »Am guten Angebot der Verlage kann es nicht liegen«, glaubt Dein Redakteur Michael RöslerGraichen im Editorial.

Woran denn dann? An der Sprache? Den Themen? Dem Umstand, dass vieles online auch flotter zu kriegen ist? In der Buchhandlung Graff in Braunschweig hat man die Wirtschaftsbücher jedenfalls ins zweite Obergeschoss verbannt. Was nach Meinung des Börsenblatt-Autors »die Abwärtsspirale« wiederum verstärkt würde. Sicher, um runterzukommen, muss man erst mal oben gewesen sein. Und sei es im zweiten Stock.

Weiterhin guten Abstieg wünscht Titanic

Apropos Literatur, Juli Zeh:

Bei der Aktion »Fair lesen«, in der unter anderem Sie forderten, dass Buchneuerscheinungen erst nach sechs bis zwölf Monaten in Bibliotheken ausleihbar sein sollten, unterstützen wir Sie voll und ganz. Jede Aktion, die die Verbreitung Ihrer Bücher, wenn auch nur kurzfristig, verhindert, ist zu begrüßen. Wir würden sogar noch weiter gehen: 100 Jahre Karenzzeit für Ihre Schwarten, wie wäre das?

Herzlichst Titanic

Hut ab, IT-Leute von Audible!

Der Radiospot, den Eure Künstliche Intelligenz da im Pilotprogramm produziert hat, war schon beinahe perfekt. Gut, drei Bücher in Folge heißen selbst dann nicht »Triologie«, wenn sie vom Fitzek sind, bei einer »spurlos verschwundenen« Figur, zu der eine »einzige Spur« führt, hätte vielleicht noch mal ein Mensch drüber schauen sollen, und auch die Automatenstimme braucht noch Tuning, damit sie nicht wie eine Droidin mit defektem Hemmbolzen klingt. Aber ansonsten reife Leistung.

Von (humanoider) Radiowerbung so einiges gewohnt: Titanic

»Lonely Planet«!

Im neuen Reiseführer »Ultimative Reiseziele Deutschland – Die Top-250-Liste« konstatierst Du zu Platz eins: »Leipzig ist wirklich cooler als Berlin und angesagter als München, vor allem bei den Millennials«.

Und wer München zum Vergleich in der Kategorie »angesagt« heranzieht, kann vor allem nur eins sein: Boomer. Weitere Beweise für diese These gefällig? Auf dem zweiten Platz folgt in Deiner Auflistung der Bodensee, auf dem dritten die Elbphilharmonie. Weiter haben wir nicht gelesen, vermuten aber, dass coole Destinationen wie die Dresdner Frauenkirche oder der Kölner Dom nicht allzu lang auf sich warten lassen.

Oh, it’s lonely at the top!

Weiß nur zu gut: Titanic

Und dass Sie, Angela Merkel,

bei den Blasmusikern der Bundeswehrkapelle zwecks Abschiedsständchen zwei Songs geordert haben, die in deren »Notenarchiv nicht vorhanden« waren, wie der zuständige Oberstleutnant wissen ließ, nämlich die Oldies »Du hast den Farbfilm vergessen« von Nina Hagen und »Für mich soll’s rote Rosen regnen« von Hildegard Knef – das ist ein Vorgang, der Ihre und die in Ihrer Regierungszeit sich manifestiert habende Verschnarchtheit einerseits, Ihre gleichzeitig dem Patriarchat aber doch gelegentlich freundlich die Stirn bietende Frechheit und Verschmitztheit andererseits so hübsch ambivalent illustriert, dass für eine Sekunde nicht mehr ganz so streng sein mag und Ihnen starke Ohren und dann aber einen feinen Ruhestand wünscht: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick