Briefe an die Leser | Dezember 2022


Ihnen, Frankfurter Ex-Oberbürgermeister Peter Feldmann,

möchten wir versichern, dass wir nicht zu den über 200 000 Wahlberechtigten gehörten, die Sie am 6. November bei der Farce namens »Bürgerentscheid« aus dem Amt gewählt haben. Zumal einige in der Redaktion aus guten Gründen (verkatert / vorbestraft / in Köln gemeldet) gar nicht abstimmen konnten.

Wichtig ist uns festzuhalten: Wer mit TITANIC im Aufzug nach oben fährt, der bleibt gefälligst auch oben. (Die Tür zum Treppenhaus klemmt.) Dass Sie uns zum 40. Heftjubiläum 2019 Ihren Festsaal im Römer für einen würdigen Rahmen zur Verfügung stellten, sich zu ein paar warmen Worten hinreißen ließen und sogar unserem damaligen Chef Hürtgen kurz Ihre Amtskette überließen, haben wir jedenfalls nicht vergessen.

Und seien wir ehrlich: Welcher humorbefreite Apparatschik auch immer als nächstes unseren verrotteten Wolkenkratzermoloch regiert – er oder sie wird weder unanfällig für gewisse Verlockungen der Macht sein noch weniger »selbstherrlich« (Frankfurter Rundschau, gewohnt herablassend). Stattdessen ganz sicher nicht so unterhaltsam wie, lieber Herr Feldmann, Sie.

Einen Kolumnenplatz hält gerne für Sie frei: Titanic

Hey, Meta!

»Im Metaversum werden Schüler*innen für den Geschichtsunterricht in die Vergangenheit reisen«, versprichst Du uns in einem Deiner gesponserten Posts auf Instagram und Co. Da wird man einst wohl gar nicht wissen, in welches Jahr man zuerst reisen möchte, nicht wahr: zurück ins alte Ägypten, ins antike Griechenland oder spaßeshalber doch einfach noch mal ins Jahr 2022, als Du verzweifelt versuchtest, uns das Metaversum als the next big thing zu verkaufen?

Zeitlose Grüße Titanic

Bergmannsheil, SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert!

»Das mag kitschig klingen, aber für mich bedeutet Wandern Freiheit«, outeten Sie sich im Interview mit der Bunten als Wanderfreund. So volksnah hat man Sie schon lange nicht erlebt. Dabei sind laut Umfragen Wählerwanderungen weg von den Genoss/innen ja nicht erst seit gestern wieder im Trend. Oder versuchen Sie etwa, mit den Stimmen Schritt zu halten?

Sind Ihnen immer meilenweit voraus:

Ihre Wandervögel von der Titanic

Stillgestanden, »Spiegel«!

»Macht sich in den USA Kriegsmüdigkeit breit?« fragst Du in einer Artikelüberschrift. Ja, wo kämen wir hin, wenn die USA die Ukraine nur nüchtern-rational, aus Verantwortungsbewusstsein oder gar zögerlich mit Kriegsgerät unterstützten und nicht euphorisch und mit Schaum vor dem Mund, wie es sich für eine anständige Kriegspartei gehört?

Spiegel-müde grüßt Titanic

Entspannt sehen Sie, Christian Priesmeier,

Vorsitzender der Vereinigung der Luther-Nachfahren, die wachsende Konkurrenz zwischen Halloween und dem Reformationstag: Sie selbst hätten vor Jahren in den USA eine Luther-Statue eingeweiht und danach erlebt, wie Familien nach dem Gottesdienst umhergezogen sein und »Süßes, sonst gibt’s Saures« gerufen hätten. Der Reformationstag müsse sich geschlagen geben, Halloween sei der Gewinner, aber das sei nicht schlimm, ließen Sie versöhnlich verlauten. Mit anderen Worten: Der Reformationstag hält auch die andere Wange hin?

Grusel-Grüße Titanic

Sie, Xi Jinping,

sind nach Einschätzungen nicht nur des Spiegels auf dem Höhepunkt Ihrer Macht angekommen und haben aus Ihrem innersten Zirkel die letzten kritischen Stimmen entfernt: »Es sind nur noch Ja-Sager dabei.« Da fragen wir uns besorgt, ob Ihre Unterhaltungen nicht wahnsinnig langweilig werden? Nein? Ja, wenn Sie meinen, dann haben Sie natürlich recht!

Hat’s geahnt: Titanic

Einerseits, Stuttgarter Hauptbahnhof,

könnte es sein, dass Reisende von Dir wirklich irgendwann einmal 15 Minuten schneller nach Ulm kommen werden als heute. Andererseits wirst Du seit nun fast 13 Jahren tiefergelegt und zwingst den Gästen bauhalber längere Wege zu den Bahnsteigen auf.

Wir haben zu einer dieser Gelegenheiten mal gerechnet: Wenn in den letzten 13 Jahren täglich 200 000 Leute (Zahl: Internet) versucht haben, durch Dich zum Zug zu kommen, macht das 949 Millionen. Sagen wir, dass sie nur fünf Minuten länger gebraucht haben als vor den Bauarbeiten, dann hat das 4,74 Milliarden Minuten gekostet. Macht in Ulmfahrtverkürzungen ungefähr 316 Millionen. Und soooo prima ist Ulm doch nun auch wieder nicht, oder?

Bussi von Titanic

Sicher, Matthew Healy,

dass Sie, Sänger der britischen Band The 1975, die Dinge einigermaßen korrekt zusammenkriegen? Der Süddeutschen Zeitung sagten Sie einerseits: »Ich habe ›Krieg und Frieden‹ gelesen, weil ich die Person sein wollte, die ›Krieg und Frieden‹ gelesen hat.« Und andererseits: »Wir sind vielleicht die journalistischste Band da draußen.« Kein Journalist und keine Journalistin da draußen hat »Krieg und Frieden« gelesen, wollten mal gesagt haben:

Ihre Bücherwürmer von der Titanic

Werte Commerzbank,

auf den Plakaten in Deinen Filialen grinsen uns allerlei Erfolgsmenschen an, die uns arme Schlucker ungefragt mit Slogans wie »Vermögen braucht Mut«, »Vermögen braucht Passion« oder – darf’s noch etwas beliebiger sein? – »Vermögen braucht Impulse« behelligen. Da stellt sich uns eigentlich nur noch die Frage: Braucht Vermögen Phrasen?

Erbittet sich, wenn das so ist, fünf Euro fürs Phrasenschwein: Titanic

Sie, Olaf Scholz,

haben die Protestaktionen, bei denen sich Klimaaktivist/innen an Kunstwerke klebten, deutlich kritisiert und ließen sich gar zu folgendem Tipp hinreißen: »Ich glaube, dass es andere Wege gibt, seine Meinung auszudrücken. Vielleicht könnte etwas Kreativität helfen.«

Tja, um ehrlich zu sein, Scholzomat: Jemand, der seine Maßnahmenpakete »Wumms« und »Doppel-Wumms« nennt, sollte beim Thema Kreativität besser schweigen.

Klebt Ihnen gerne verbal eine: Titanic

Apropos: Entschlossene Taten, Scholz,

wollen Sie auf entschlossene Worte folgen lassen. Das verkündeten Sie bei Ihrer Rede auf der Weltklimakonferenz. Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man bedenkt, wie »entschlossen« Ihre Worte, lieber Olaf Scholz, für gewöhnlich klingen.

Umso mehr hat es uns überrascht, dass es, just nach Ihrer Rede, in Deutschland tatsächlich zu entschlossenen Taten im Bereich Klimaschutz kam: Eine Gruppe Klimaaktivist/innen wurde für 30 Tage in Gewahrsam genommen, da sie angekündigt hatte, sich auf Straßen festzukleben. So erstrahlt Ihre Aussage natürlich in einem ganz neuen Licht!

Bleibt grundsätzlich unentschlossen: Titanic

Guten Flug, Tim Clark!

Sie sind der Präsident der Fluggesellschaft Emirates und, wie die Zeitschrift Aerotelegraph mitteilt, auf der Suche nach einem Nachfolger des eingestellten Großflugzeugs A 380: Der Rumpf aus ultraleichtem Verbundstoff, die Triebwerke 25 Prozent sparsamer. Und auf Fenster könne man künftig verzichten, sie verursachten nur zusätzliches Gewicht, man könne sie ja durch leichte Bildschirme ersetzen.

Well, Clark ... Aber wie wäre es mit dem Verzicht auf ein Fahrwerk? Zumindest die Landung kann ja mühelos als Rutschpartie erfolgen. Oder, noch effizienter, wie wäre es, künftig auf Fluggäste und ihr Gepäck zu verzichten? Sie verursachen erhebliches zusätzliches Gewicht, und man kann sie durch leichte Pappmascheefiguren ersetzen.

Aus dem Thinktank Ihrer Titanic

Heil, Nikolaus Blome!

In Ihrer Totalkolumne »Jetzt erst recht(s)« – super Wortspiel übrigens – beim Spiegel machen Sie sich allerlei Sorgen über die extremen Protestformen der »Letzten Generation«: Kleben, Kartoffelbrei und Tomatensoße.

Und wir teilen Ihre Bedenken: Das führt uns glasklar in den Faschismus, was die Kids da aufführen. Und so hängen Sie sich am Ende Ihres Textes mit Recht am Zitat von FFF-Rädelsführerin Luisa Neubauer auf, die bei Lanz vom »Notstand« gesprochen hatte, und fragen: »Wissen die jungen Leute, wes’ Geist sie da sind? Ihr Denken scheint mir nicht weit weg vom Denken eines Carl Schmitt, dem gewissenlosen Nazi-Juristen und -Apologeten, der laut Wikipedia ›gelegentlich‹ auch als ›Klassiker des politischen Denkens‹ bezeichnet wird.«

Nun kann nicht jeder und jede so gut mit Wikipedia umgehen wie Sie, verehrter Nikolaus, aber wir glauben, dennoch zu verstehen: Die Teens und Twens sind nicht nur Kinder im Geiste der Nazis, sondern pfeilgrad deren gespenstische Wiedergänger/innen. Spuknazis aus einer anderen Dimension bzw. aus dem Kopf eines Kolumnisten mit dem sechsten Sinn.

Danke, dass Sie uns Woche für Woche auf Ihren unheimlichen Dachboden mitnehmen! Titanic

Nichts für ungut, Tasmanischer Tiger!

Nachdem wir Menschen Dich vor circa 100 Jahren absichtlich ein bisschen ausgerottet haben, um unsere Schafe zu schützen, machen wir den Fehltritt jetzt sofort wieder gut, versprochen! Du hast uns glücklicherweise etwas in Alkohol eingelegtes Erbgut zurückgelassen, und das dröseln wir nun auf, lassen Dich dann von einer Dickschwänzigen Schmalfußbeutelmaus in Melbourne austragen, wildern Dich in Australien aus und fangen dann ziemlich sicher an, Dich wieder abzuknallen, wie wir es mit den mühsam wiederangesiedelten Wölfen ja auch machen. Irgendjemand muss ja auch an die Schafe denken.

Aber trotzdem alles wieder vergeben und vergessen, gell?

Finden zumindest Deine dünnschwänzigen Breitfußjournalist/innen von der Titanic

Heeeey, Bros und Dudes,

unser Beileid. Erst starb der Red-Bull-Gründer und Rechtsmedia-Sponsor Dietrich Mateschitz im jungen Alter von 78 Jahren, dann der McFit-Gründer Rainer Schaller. Wenn jetzt noch Jordan Peterson etwas passiert, wollen wir uns gar nicht vorstellen, was Ihr dann macht.

Aber denkt bitte immer dran: Zumindest Nietzsche kann Euch niemand mehr nehmen.

Haut rein! Eure Titanic

Ähem, Livia Gerster (»FAZ«),

in Ihrem Kommentar mit dem Titel »Nicht verhandelbar« sprechen Sie sich für härtere Sanktionen gegen den Iran aus und erzählen von einer ukrainischen Zivilistin, die durch einen Drohnenangriff Russlands getötet worden sei: »Die Drohne, die in ihre Wohnung einschlug, hatte Iran an Putin geliefert. Der selbst ernannte Gottesstaat Iran terrorisiert die Menschen nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb seiner Grenzen.« Bei aller berechtigten Kritik an den Irren in Iran: Bitte machen Sie nicht den Waffenlieferanten für den Terror des Waffenanwenders verantwortlich, sonst müssen wir wohl bald auch in der FAZ lesen, dass Deutschland die Menschen im Jemen terrorisiere.

Fürchtet um unseren guten Ruf: Titanic

Griaß eich, Reinhold und Diane Messner!

Nachdem wir im Inhaltsverzeichnis Eures ersten gemeinsamen Buches »Sinnbilder: Verzicht als Inspiration für ein gelingendes Leben« die Kapiteltitel »Verzicht als Stil«, »Verzicht als Hoffnung«, »Friede durch Verzicht« und »Die Mutter des Verzichts« gelesen hatten, waren natürlich auch wir zum Verzicht bereit – und zwar auf die Lektüre Eures Buches!

Konnten auf diese Pointe nun wirklich nicht verzichten:

Eure Flachlandtiroler auf der Titanic

Abgefahren, namentlich nicht genannter Mann,

was wir über Ihren recht untypischen Fahrzeugdiebstahl bei focus.de lasen: »Ein 25 Jahre alter Mann hat in der südpolnischen Großstadt Kattowitz eine Straßenbahn gestohlen und ist damit durch die Stadt gefahren. Unterwegs ließ er sogar noch mehrere Fahrgäste zusteigen. Erst eine Stromabschaltung konnte ihn stoppen.«

Da kommen für uns gleich mehrere Fragen angerauscht: Sahen die zugestiegenen Fahrgäste nach dem Vorfall mitgenommen aus? Hatten Sie, wenn schon keinen Straßenbahn-Führerschein, dann wenigstens eine Fahrkarte? Und war Ihnen nicht klar, dass es eine waghalsige Flucht vor der Polizei deutlich erschwert, wenn man auf Schienen unterwegs ist?

Auf unsere Witze kann man immer einsteigen: Titanic

Gruselig, was Sie, Stefan Wolf,

Präsident des Gesamtverbandes der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie, der Süddeutschen Zeitung anvertrauten: »Wir Unternehmer werden oft als Monster ohne Gefühle dargestellt.« Ja, wär’s Ihnen denn lieber, wenn man Sie als fröhliche, zufriedene, erregte Ungeheuer sehen würde, während Sie Leute ausbeuten, entlassen und nebenbei die Umwelt verpesten?

Fragen kalt:

Ihre Geisterjäger/innen von der Titanic

Endlich sprichst Du es aus, tagesschau.de!

Was wurde nicht rumgedruckst und verkrampft formuliert bei der Einordnung von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie wurde als »Rechtspopulistin«, »Ultrarechte« und immer wieder als »Postfaschistin« kategorisiert, um die Dinge nicht beim Namen nennen zu müssen.

Auch Du selbst, liebe Tagesschau, hast Dich lange nicht zu einer Meloni angemessenen Bezeichnung durchringen können. Da waren wir für eine Sekunde dann überrascht, wie treffend Du sie in einem Satz Deines Artikels zur Regierungserklärung bezeichnet hast: »die Führerin«. Nur hast Du dann leider den Satz mit »der Rechtsaußenpartei Brüder Italiens« beendet und damit alles wieder kaputtgemacht.

Findet, dass knapp daneben auch vorbei ist:

Deine Titanic

Hola, Collien Ulmen-Fernandes!

Endlich erfüllen Sie und Ihre Familie sich den langjährigen Traum von einem Haus auf Mallorca, herzlichen Glückwunsch dazu. Die Suche sei wegen der gestiegenen Immobilienpreise zunächst nicht leicht gewesen, »aber dann haben wir doch unser Traumhaus gefunden.« Ein Glück! »Unsere Tochter war in dem Moment überzeugt, als sie gesehen hat, dass der Pool die Farben wechselt.« Von blau zu gelb, vermuten wir? Haha! Aber warum wollten Sie überhaupt auf die Insel?

»Berlin ist manchmal schon sehr anstrengend. Wenn man in Spanien aufsteht und aus dem Fenster schaut, ist man gleich wesentlich entspannter.« Ja, außer man gehört zu den armen Schlucker/innen, die kein Haus mit Pool auf Malle haben, sondern in einem Wohnblock im Zentrum Madrids leben. Aber das muss ja jeder und jede für sich selbst entscheiden, stimmt’s?

Adios mit os! Titanic

Freundin der Sonne Mai Thi Nguyen-Kim!

In einer vor kurzem erschienenen Episode Ihrer Show »Maithink X« stellten Sie »Die Tricks der Kosmetikindustrie« vor. Bevor wir die Folge schauen, was haben wir zu erwarten? Verdeckt die Industrie ihre Schandtaten? Übertüncht sie ihre Sünden? Werden Unreinheiten einfach übermalt? Oder kommt am Ende doch raus, dass die Machenschaften der Kosmetikindustrie porentief rein sind?

Malt sich Ihre Antwort einfach aus: Titanic

Erfrischend ehrlich, finden wir, wie Du, Hirmer (Herrenmode in Übergrößen),

Deine Käufer mit Flyern zu »Stammkundentagen« in Deine Filialen locken willst! Aber hast Du gar keine Angst, dass Dir dabei die eine oder andere Zweigniederlassung zusammenkracht?

Fragen Deine (Pointen-)Schwergewichte von der Titanic

Gierige Ex-»RBB«-Intendantin Patricia Schlesinger!

Dass Sie von Rechnungen für Essenseinladungen über Privatreisen bis hin zum Audi mit Massagesitzen alles mitgenommen haben, was Ihnen Ihr öffentlich-rechtlicher Sender eilfertig hinterhergeschmissen hat, ärgert uns merkwürdigerweise gar nicht mal so sehr wie das, was das Rechercheteam Ihres früheren Senders in einem Bericht festhielt, nachdem es Ihre Champagner-Ausgaben von 2300 Euro im Laufe Ihrer Dienstzeit moniert hatte:

»Gleichzeitig tauchen selbst Kleinigkeiten in Rechnungsposten auf: beispielweise Haribo-Fruchtgummis für 12,32 Euro, oder Lakritz, Kekse und Gummibärchen (25,86 Euro) sowie ›Sweeties (Nüsse, Schokolade) für die Fahrt nach Hamburg‹. Ist ein Jahressalär von 303 000 Euro (plus Boni) nicht ausreichend, um persönliche Bedürfnisse nach einem Snack zwischendurch aus der eigenen Geldbörse zu befriedigen?«

Klar, das ist ein valides Argument. Wichtiger aber als der Hinweis auf Ihr Gehalt: Sweeties für die Fahrt nach Hamburg zahlt seit Anfang aller Zeiten jeder und jede aus eigener Tasche! Das ist Ehrensache!

Merken Sie sich das für die nächste Intendanz, raten Ihre Sweeties von Titanic

Sehr geehrte Frau Vorsitzende Fernsehrichterin Barbara Salesch,

wie wir der Gala entnehmen konnten, haben Sie sich in Ostwestfalen ein Bauerngut gekauft und saniert. Dabei wird es sich doch wohl nicht etwa um einen Gnadenhof handeln?

Fragt unschuldig: Titanic

Generell eine gute Idee, Regionalverband Ruhr,

dass Du für die Bewohner der in Dir zusammengeschlossenen Städte unter besserbereit.ruhr Infomaterialien zu den Themen Energiesparen, Verhalten im anstehenden Winter bei möglichen Strom- und Gasausfällen und so weiter zusammengestellt hast.

Nicht ganz überzeugen konnte uns dagegen der zugehörige Slogan »SELBST IN SCHWIERIG STECKT EIN WIR«. Denn ein »WIE« und ein »WER« und »IHR« stecken da genauso drin, wie auch die Worte »GIER« und »REICH«, ganz zu schweigen vom dräuenden »ER«, bei dem es sich offensichtlich nur um Putin handeln kann.

War das also vielleicht doch eher ein SCHEI… Slogan?

Fragt sich Titanic

Guten Appetit, TV-Koch Alfons Schuhbeck!

Nichts läge uns ferner, als über Ihren Steuerhinterziehungsprozess zu scherzen, der für Sie mit drei Jahren und zwei Monaten Freiheitsstrafe geendet hat. Etwas ganz anderes möchten wir ansprechen, nämlich Ihre Einlassung am zweiten von insgesamt vier Verhandlungstagen, während der Sie laut Handelsblatt »lang und breit über die Vorzüge« von Ingwer palaverten, »aber auch über Knoblauch, Kardamom oder Rosmarin«, bis Sie schließlich einsahen: »Ich könnte stundenlang über Gewürze reden, aber das ist wohl der falsche Zeitpunkt.«

Und ob das der falsche Zeitpunkt war! Mensch, Schuhbeck, die gute alte Gewürz-Verteidigung, die hebt man sich doch für ganz zum Schluss auf, die pfeffert man dem Gericht (!) nach den Kreuzkümmelverhören prisenweise entgegen. Wozu zahlen Sie denn gleich zwei Anwälten gesalzene Stundensätze? Bleibt zu hoffen, dass Sie bei der Revision die Safranfäden in der Hand behalten!

Die Gewürzmühlen der Justiz mahlen langsam, weiß Titanic

Ein wenig, Dr. phil. Marie-Agnes Strack-Zimmermann,

haben Sie – derzeit oft zu vernehmende Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses – sich doch getäuscht, als Sie irgendwie naturgesetzlich den Kompromiss kritisierten, die chinesische Staatsreederei Cosco als Minderheitsaktionärin mit lediglich 24,9 Prozent am Hamburger Hafen zu beteiligen: »So wenig, wie es in der Natur ein bisschen schwanger gibt, so wenig gibt es bei dem Hafendeal in Hamburg ein bisschen Chinesisch.«

Einmal abgesehen von den 105 Gerichten eines deutschen Chinarestaurants, die alle höchstens ein bisschen chinesisch sind, würden Ihnen, Strack-Zimmermann, wohl auch Rehe, Marder, Seehunde, Dachse, Fischotter oder Kängurus widersprechen, wenn sie mit Ihnen reden müssten. Diese possierlichen Naturvertreter befleißigen sich nämlich der Keimruhe, um die richtige Zeit für die Geburt abzupassen, vorher sind sie, nun ja, nur ein bisschen schwanger. Es ahnen aber schon, dass Sie das nicht überzeugen wird:

Ihre Naturfreaks von der Titanic

Ein Porno, lieber Papst,

schwächt Ihrer Ansicht nach den Geist, drum haben Sie bei einem Treffen mit angehenden Priestern in Rom davor gewarnt: »Das reine Herz, das Jesus jeden Tag empfängt, darf solche pornografischen Informationen nicht empfangen.« Meinen Sie wirklich, der Heiland hat ein Problem damit? Im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es doch »Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen« – oder haben wir das immer falsch verstanden? Haben uns eh schon gewundert, warum er das direkt neben seinem Vater macht respektive was dessen Hand da zu suchen hat. Aber sei’s drum, wir schlagen einfach mal folgenden Kompromiss vor: Pornos ja, aber nur, wenn die Darsteller/innen verheiratet sind!

Muss beim Wichsen jetzt immer an Sie denken: Titanic

Helfen Sie uns weiter, Innenministerin Nancy Faeser!

Auf Ihrem Twitter-Kanal haben Sie angemerkt, wir seien alle gemeinsam in der Verantwortung, »illegale Einreisen zu stoppen, damit wir weiter den Menschen helfen können, die dringend unsere Unterstützung brauchen«. Das wirft bei uns einige Fragen auf: Zunächst ist uns unklar, wie genau Sie sich vorstellen, dass Bürgerinnen und Bürger illegale Einreisen stoppen. Etwa mit der Flinte, wie es einst Ihre Bundestagskollegin von Storch forderte? Das können Sie als selbsternannte Antifaschistin ja sicher nicht gemeint haben, oder? Außerdem ist uns der Zusammenhang zwischen dem Stoppen illegaler Einreisen und der Hilfe für notleidende Menschen schleierhaft.

Außer natürlich Sie meinen damit, dass die von Ihrem Amtsvorgänger und der EU vorangetriebene Kriminalisierung von Flucht gestoppt werden müsse, damit Menschen, die dringend unsere Unterstützung brauchen, geholfen wird.

Kann sich Ihre Aussage nicht anders erklären: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gute Idee, Porsche-Vorständin Barbara Frenkel …

Sie haben Ihre Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung das (zufälligerweise auch von Porsche produzierte) synthetische Benzin, also E-fuels, subventionieren und somit billiger machen müsse. Denn: »Der Kraftstoff, den wir herstellen, ist viel zu teuer, als dass wir ihn so verwenden könnten.«

Dieser Superidee schließen wir uns gerne an: Wir tippen jetzt jedes Heft auf unseren eigens entwickelten »E-tools« (Kryptotinte), aber weil das doch aufwendiger ist als die Arbeit am PC, fordern wir dann gemeinsam mit Porsche Geld vom Staat, um die Heftkosten zu drücken, ja? Nein? Dann sehen Sie bitte endlich ein, dass Sie sich mit Ihrer ineffizienten Deppentechnologie auf dem Markt nicht durchsetzen werden, und sagen Sie Ihren peinlichen Brummbrumms Lebewohl.

Wünscht Ihnen keine gute Fahrt: Titanic

 Ach, »Welt«,

wohl mangels Materials bewarbst Du online einen sieben Jahre alten Artikel aus dem Archiv, und zwar mit den Worten: »Wenn ihr diese Wörter benutzt, wirkt ihr intelligenter.« Dazu ein wahlloses Foto einer jungen Frau.

Nun wollen wir Dich nicht enttäuschen, müssen aber doch auf einen wichtigen Umstand hinweisen, der Dir anscheinend entgangen ist. Man muss nämlich nicht nur bestimmte Wörter benutzen, um intelligent zu erscheinen, sondern diese auch noch in eine komplizierte Reihenfolge bringen, die oft ganz entscheidend ist.

Dumm für oft Welt hält Journalist/innen: Titanic

 Bssssssssssssss, Bienen!

Bssssssssssssss, Bienen!

In den USA ist gerade ein Impfstoff für Euch freigegeben worden, nämlich gegen die Amerikanische Faulbrut, die Euch seit einer Weile dahinrafft. Nun wollten wir schon höhnen: »Haha, jetzt wird zurückgestochen! Da merkt Ihr mal, wie unangenehm das ist«, doch dann lasen wir die entsprechende Meldung genauer und erfuhren, dass das Vakzin gar nicht injiziert, sondern dem Gelée Royale für Eure Königinnen beigemengt wird. Erschreckend, wie sich wieder einmal die Impfgegner/innenlobby durchgesetzt hat!

Zeichnet somit erst mal keine Beeontech-Aktien: Titanic

 Hallo, Literaturkritik!

Was ist los mit Dir? Alt geworden? Müde? Wir waren doch so gut aufeinander eingespielt: Du liest ein neues Werk von Raphaela Edelbauer (»Das flüssige Land«, 2019 / »Dave«, 2021), gerätst aus dem Häuschen, schreibst irgendwas wie »sprachlich souverän« und »Raffinesse« und »Kafka« und »enorme Sprachmächtigkeit« und abermals »Kafka«, und wir schauen uns das schwergelobte Werk etwas genauer an und finden lauter wundersame Stellen, die Du wahrscheinlich überlesen hast: »Der ganze Raum zitterte glückselig vor Neid wie ein trotziger Block Aspik« zum Beispiel. Oder: »Selbst wenn jemand bloß geschäftig und zielgerichtet den Gang hinunterging, war sein Streben vom Habitus eines Handgemenges«. Oder: »Da richtete sich Pawel jäh auf, und die Lider waren wie von transparenten Seilen an der Stirn aufgerafft.«

So weit, so gewohnt. Aber jetzt? Erscheint »Die Inkommensurablen«, Edelbauers dritter Roman in knapp dreieinhalb Jahren – und Du, Literaturkritik, versagst plötzlich. Mäkelst rum! Erstmalig! Hältst das zwar alles weiterhin für »glänzend« und »klaren Stil«, meinst aber, dass sich »da und dort kleine Fehler eingeschlichen« hätten; findest das Buch stur »faszinierend«, aber auch »faszinierend misslungen«; attestierst auf einmal »Manierismus«, ja stellst (mit dem Spiegel) die ganz großen bangen Fragen: »Mist oder Musil?«

Heißt das, dass Dir allmählich was schwant? Dass Du Lunte gerochen hast? Verdacht schöpfst? Dass Dir an Sätzen wie »Dessen Reaktion produzierte eine ungeheure Diskrepanz« oder »Junge Charmeure in Militäruniform liefen ein paar Mädchen nach, die sich beim Kaufen einer Brezel aus der Auslage eines groben Böhmen kokett umdrehten« irgendwas auf-, irgendwas missfällt – Du weißt nur noch nicht, was genau?

Und also R. Edelbauer bloß noch sieben oder acht Romane schreiben muss, bist Du in zehn oder elf Jahren auf dem Laufenden bist, was die Sprachmächtigkeit dieser Art von Literatur betrifft?

Na dann – durchhalten!

Wünscht Titanic

 Nice one, Ted Cruz!

Sie sind US-Senator und mittlerweile auch hierzulande als rechter Hardliner und Schwurbelkopf der Republikaner halbwegs bekannt. Derzeit setzen Sie sich für die Begrenzung auf zwei Amtszeiten für Senator/innen ein. Und wollen gleichzeitig für eine eigene dritte kandidieren.

Diesen Ansatz finden wir sehr vielversprechend, um die Anliegen Ihrer Partei durchzubringen. Sie sollten ihn unbedingt auch auf andere Themen anwenden! Unsere Vorschläge: Waffenniederlegungen gegen schärfere Waffengesetze, Abtreibungskliniken gegen Abtreibungen und offene Grenzen gegen Einwanderung.

Für weitere Tipps stehen jederzeit zur Verfügung:

Ihre Snowflakes von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 It’s not a Bug

Als Gregor Samsa, Programmierer, eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett erfreulicherweise zu einem ungeheueren Feature verwandelt.

Christian Kroll

 Marktregeln

Leuten, denen es in der Supermarktschlange nicht schnell genug geht und die deshalb eine unschuldige Mitarbeiterin ankeifen, fehlt das nötige Kassenbewusstsein.

Viola Müter

 Beim mittelmäßigen Zahnarzt

»Bitte weit aufmachen! Nicht erschrecken, meine Mundhöhlentaschenlampe ist mir vorhin ins Klo gefallen, ich muss eine Wunderkerze benutzen.«

Torsten Gaitzsch

 Post vom Mediator

Beigelegt: ein Streit.

Andreas Maier

 Medienkritik

Ich kann diese Parfum-Influencer auf Youtube einfach nicht riechen.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 24.02.:

    Die Deutsche Welle über das Krieg-Spezial im aktuellen Heft und andere themenverwandte Titel (Artikel in russisch, aut. Übersetzung).

  • 10.02.:

    Spiegel berichtet: "EU-Untersuchung Russland soll Fake-'Titanic'-Titelseiten verbreitet haben"

  • 10.01.: "Der Teufel vom Dachboden" – Eine persönliche Pardon-Geschichte in der Jungen Welt von Christian Y. Schmidt.
  • 13.12.:

    Anlässlich des 85. Geburtstages Robert Gernhardts erinnert Christian Y. Schmidt in der Jungen Welt an den Satiriker und Vermieter.

  • 26.10.:

    Chefredakteurin Julia Mateus spricht über ihren neuen Posten im Deutschlandfunk, definiert für die Berliner-Zeitung ein letztes Mal den Satirebegriff und gibt Auskunft über ihre Ziele bei WDR5 (Audio). 

Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EURSonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!
Titanic unterwegs
02.04.2023 Fürstenfeldbruck, Kunsthaus Greser und Lenz