Briefe an die Leser | Dezember 2021
Sie, Fußballer Joshua Kimmich,
wollten sich also nicht gegen Covid-19 impfen lassen, weil es noch keine Studien über Langzeitfolgen gebe. Abgesehen davon, ob Sie mittlerweile geimpft sind, raten wir Ihnen: Überlegen Sie sich doch das nächste Mal, wenn der Ball aus der Luft angerauscht kommt, das mit dem Köpfen noch einmal und weichen Sie lieber elegant aus. Die vielen Kopfbälle haben schließlich schon so manchen Ihrer Kollegen zerebral langzeitgeschädigt und dann beim »Doppelpass« auf Sport1 enden lassen.
Bleiben Sie gesund! Titanic
Mathias Döpfner!
Nun ist Ihr geheimster Wunsch endlich in Erfüllung gegangen: Die New York Times hat sich ausführlich mit Ihrer beeindruckenden Persönlichkeit beschäftigt! Wie? Sie haben sich das ein bisschen anders vorgestellt? Eher so in die Richtung, wie Sie hierzulande in all den Jahren gehandelt wurden, nämlich als honoriger, verantwortungsbewusster Schöngeist, der nebenbei den Springer-Konzern managt? Und der sich kürzlich für eine schlappe Milliarde US-Dollar die US-Zeitung Politico zulegte?
Stattdessen stehen Sie jetzt als schwer verwirrter Verschwörungsheini und Apokalypseapostel da, der gegen eine Windmühle namens »DDR-Obrigkeitsstaat« kämpft – womit Sie Spahns Pandemiemaßnahmen zu meinen beliebten. Und der einem Bild-Chefredakteur, der sich seine Praktikantinnen gefügig zu machen versuchte, standhaft die Stange hielt. Alles nur eine »aus der Emotion heraus entstandene private Nachricht an einen Freund«, stammelten Sie jetzt als Entschuldigung in Ihrer Eigenschaft als Präsident des Bundesverbands der Zeitungsverleger. »Bei allen, die sich dadurch verletzt fühlen«, fügten Sie betrübt an, »möchte ich mich entschuldigen.«
Klaro, kein Problem! Zwanzig Jahre lang die Hetz- und Hinrichtungsmaschine namens Bild antreiben und zum Abschied leise »Sorry« flüstern – vielleicht hätten Sie einfach bei Ihrem Jazz-Kontrabass bleiben sollen!
Ihre »Propaganda-Assistenten« auf der Titanic
Nicht schön, Stiftung »Plant-for-the-Planet«!
Wie wir durch Deine Kampagne erfahren, verschaffen uns Bäume »wertvolle Zeit, um Emissionen zu reduzieren. Deswegen hat Leni Klum gerade 41 000 Bäume gepflanzt.«
Dein Einsatz für den Klimaschutz in allen Ehren, aber eine minderjährige Influencerin für Deine Zwecke derart schuften zu lassen, geht wirklich zu weit.
Schwer enttäuscht: Titanic
Hauruck, Hendrik »Josef« Wüst!
Sie sollen als Nachfolger Laschets und neuer Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen mit unschuldigen 46 Jahren einen Generationenwechsel in der überalterten Union einleiten. Da Sie bislang vor allem als stockkonservativ, autobahnverliebt und durch die Rent-a-Rüttgers-Affäre bekannt wurden, bemühen Sie sich schon länger um ein neues Image – als Landesvater: »Ich bin nicht mehr so streitlustig und ungestüm wie damals und gehe achtsamer mit den Gefühlen anderer um.« Auslöser dafür, werden Sie nicht müde zu betonen, sei die kürzliche Geburt Ihres ersten Kindes gewesen. Das glauben wir Ihnen gern. Manchmal muss man erst Vater werden, um zu verstehen, dass gerade bei den eigenen Leuten viel mehr Scheiße passiert, als man sich zuvor überhaupt nur vorzustellen vermochte.
Meint streitlustig wie ehedem: Titanic
Grüß Gott, Heribert Prantl (»Süddeutsche«)!
Um Ihr neues Buch, eine Textsammlung, zu bewerben, schreiben Sie: »Die Demokratie ist eine anstrengende Angelegenheit, sie ist der Ort von Mühsal und Qual, von Besserung und Läuterung. Sie ist das Fegefeuer als Staatsform. Sie ist der richtige Ort, um das Notwendige, das Notwendende, zu tun. Demokratie«, noch einmal, »ist das Fegefeuer als Staatsform.«
Und Ihre Texte sind der Zunder, der es entfacht? Der Reisig, der es auflodern lässt? Das Wasser, das es löscht? Oder einfach die lauten Schmerzensschreie einer bedrängten, katholisch zutiefst verkorksten Kreatur, die von ihren lebenslangen Religionsobsessionen samt ihrer Bilderwelt partout nicht lassen kann?
Bekennen Sie zügig, Prantl!
Und zwar den Beichtvätern von der Titanic
Ei, Manfred Weber (CSU),
jetzt ließen Sie sich erneut zum Fraktionsvorsitzenden der EVP wählen, und zwar mit 162 Stimmen, elf Enthaltungen und keiner Gegenstimme. Wie haben Sie das denn angestellt? Ganz einfach: Bei der digitalen Wahl konnten die Parlamentarier nur auf Ihren Namen oder auf »Enthaltung« klicken, Ablehnen war nicht vorgesehen.
Mensch, Weber, vor zwei Jahren hatten Sie gute Aussichten auf das Amt des Kommissionspräsidenten, aber dann ist’s Ursula von der Leyen geworden, die bei der Europawahl nicht mal angetreten war. So was Niederträchtiges wollten Sie nie mehr erleben, was? Klasse Trick und Exempel für künftige Wahlen!
Dazu gratuliert: Titanic
Sie aber, Mateusz Morawiecki,
sehen ein wenig sehr so aus wie eine grotesk verkniffene Mischung aus Saskia Esken und Alexander Dobrindt mit der Frisur von Clark Kent, stehen der nationalkonservativen PiS-Regierung in Polen vor, pfeifen ganz gerne mal auf den Zivilisationsfortschritt demokratischer Gewaltenteilung und haben sich mit einer fleißigen Disziplinarkammer zur Bestrafung von Richtern und Staatsanwälten in der EU nicht nur Freunde gemacht. Umso löblicher, dass Sie in Ihrer Funktion als Ministerpräsident nicht wenig diplomatisches Geschick bewiesen und Ihre Miteuropäer via Financial Times davor warnten, versprochene Gelder für Polen zurückzuhalten: »Wenn sie den Dritten Weltkrieg beginnen, werden wir unsere Rechte mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen.« Und wir hatten schon Sorge, Sie könnten den Streit eskalieren lassen!
So was von erleichtert: Titanic
Kommissarischer DFB-Präsident Peter Peters!
Bis der DFB einen neuen Präsidenten gefunden hat, lenken Sie dessen Geschicke und sagen in WDR-Interviews Sätze wie diesen: »Die Entscheidung, die WM nach Katar zu geben, war falsch und fiel in einer Zeit, als der Fußball käuflich war.«
Haha! Falls Sie nach dem DFB noch nichts vorhaben, können Sie mit solchen Sprüchen jederzeit bei uns anfangen!
Wird immer käuflich bleiben: Titanic
Deutsche Top-Journalisten Marco Evers (»Spiegel«) und Ulf Poschardt (»Welt«)!
Sie haben, merkwürdig genug, das gleiche gestörte Verhältnis zur Gravitation. Während Sie, Poschardt, via Twitter angesichts der Entlassung J. Reichelts fragten, wie man sich »eine Moral vorstellen« müsse, »in der erwartet wird, dass man einen Freund fallen lässt, wenn er am Boden ist«, behaupteten Sie, Evers, in Ihrer »Meinung« im Spiegel, der »Talkshow-Dauergast und Bestsellerautor Precht« sei »intellektuell abgestürzt«.
Nun, in aller Kürze: Etwas kann nur abstürzen bzw. fallen gelassen werden, wenn es sich zuvor nicht bereits am Boden befunden hat. Und schon gar nicht kann etwas von oben herabfallen, das schon immer unterirdisch war, wie die beiden Figuren, um die es in Ihren Einlassungen geht.
Grüßt aus der Vogelperspektive: Titanic
Wir sind baff, Sandra Maischberger!
In Ihrer Sendung hatten Sie neulich den historischen Wahlverlierer Armin Laschet zu Gast und hielten ihm im Interview mehrere quälende Minuten lang noch einmal alle Versäumnisse und Fehler seines Wahlkampfes vor. So weit, so gähn. Doch am Ende hatten Sie noch eine Sache in petto, die er Ihrer Meinung nach gut gemacht hatte, und spielten ein Bild von Laschet ein, auf dem er ein Mobiltelefon ohne Zuhilfenahme seiner Hände am Ohr hält. Magic! Wie habe er das gemacht, wollten Sie wissen, und so wollte es auch Ihr strunzdummes Publikum, das sich für diese Zirkusnummer doch tatsächlich zu einem ersten Applaus hinreißen ließ.
Armin Laschet ließ die Frage offen, doch wir wissen nun immerhin, dass Sie es schaffen, selbst einen Karnevalsclown wie AL noch als sympathisch rüberkommen zu lassen, verglichen mit einer Schreckschraube, wie Sie eine sind.
Vom Talkschauen sprachlos: Titanic
Kiffende Profisportler!
Ja ja: Euer Einsatz für die Cannabis-Entkriminalisierung im Sport ist sicher wahrhaftig und Euer Anliegen absolut begreiflich. Dennoch amüsiert uns die Vorstellung, wie Ihr bald dicht bis in die Zehenspitzen mit gefühlt zentnerschweren Beinen einen Leichtathletik-Negativrekord nach dem anderen aufstellt, in Straßenklamotten auf dem Basketballplatz erscheint, weil Ihr den Turnbeutel zu Hause vergessen habt, Euch Ambient-Light ins Formel-1-Cockpit einbauen lasst und beim Ringkampf Kicheranfälle bekommt.
Würde dann endlich mal wieder Sport schauen: Titanic
Na, Ariadne von Schirach?
Sie firmieren als Autorin wie als Philosophin und haben sich nach Ihrer Magisterarbeit zur »Identität als nomadisches Schweifen zwischen Existenzmöglichkeiten« (Quelle: Wikipedia) eine Existenz mit abschweifenden Identitäten ermöglicht, in der Sie nomadisch allerlei publizistische Weidegründe abgrasen: Lust, Lebenskunst, Charakterkunde, Gesellschaft, Schöpfung.
Neuerdings wollen Sie einen gesellschaftlichen Trend ausgemacht haben, hin zu einer Mischung aus Spiritualität und Wellness. Und für diese super freshe Beobachtung haben Sie in Ermangelung eines vorhandenen ein, wie Sie sagen, eigenes Wort erfunden, nämlich – Achtung, jetzt kommt es: Spiritualness. Zumindest erzählten Sie das der Welt, die so was immer dankbar abdruckt. Und da fragen wir uns: Könnten auf dem Weg zur Begriffserfindung auch Ausschweifungen und Spirituosen Ihre nomadische Existenz begleitet haben? Nein? Dann bleibt alles ein Rätsel und unsereins wie immer ariadnefadenlos im Irrgarten der Möglichkeiten unseres Vergnügens. Schweifend: Titanic
Japanische Meteorologiebehörde,
beim kürzlichen Ausbruch des Vulkans »Apo« mahntest Du die Bevölkerung, »sich dem 1592 Meter hohen Berg unter keinen Umständen zu nähern« (tagesschau.de).
Gut, dass Du’s sagst! Wir dachten, dass man bei Vulkanausbrüchen immer erst mal zum Krater laufen sollte, um nachzuschauen, was da drin eigentlich los ist. Wer weiß, vielleicht ist’s am Ende ja doch wieder viel Lärm um nichts.
Wieder was gelernt: Titanic
Heda, Cornelia Funke!
Nach Jahren der Dürre haben Sie sich, wie Sie der Zeit berichten, entschlossen, Ihre Farm in Malibu aufzugeben: »Natürlich, eigentlich sollte der Mensch Kalifornien verlassen und zugeben, dass unsere Art der Zivilisation dort gescheitert ist; dass die Einzigen, die mit diesem Land umgehen konnten, die amerikanischen Ureinwohner waren. Von ihnen hätten wir viel lernen können. Stattdessen kommen immer mehr Millionäre nach Malibu.«
Nun ist mit Ihnen, der erfolgreichsten deutschen Jugendbuchautorin, wenigstens eine Millionärin weggezogen. Und wo zieht man als solche – demütig und ehrfürchtig geworden – danach hin? Ins Kloster? Auf eine kleine Berghütte? Nein: »In der Toskana, nahe Volterra, besitzt Funke nun fünf Hektar Land mit 300 Olivenbäumen« (Zeit) und mehreren Gebäuden. Allerdings zunächst recht spartanisch: »Die 500 Kisten, in die ich mein Leben gesteckt habe, kommen erst Ende November an.«
Mensch, Funke! Das ist, ob Sie es glauben oder nicht, immer noch die gleiche »Art der Zivilisation«! Wenn Sie uns nicht glauben, fragen Sie doch mal die 300 alten Olivenbäume um Rat. Die flüstern nachts manchmal Weisheiten.
Bella Ciao! Titanic
Respekt, Sabine Beinschab!
Sie sind eine österreichische Meinungsforscherin respektive Meinungsmacherin, wie sich durch Chat-Leaks um Jung-Altkanzler Kurz herausgestellt hat. »Der jungen Meinungsforscherin … wird vorgeworfen, für die ÖVP Umfragen frisiert zu haben, die dann in der Tageszeitung Österreich Platz gefunden haben sollen. Zudem soll sie dem Finanzministerium Scheinrechnungen ausgestellt haben, die dort wiederum einer ›Betrugsbekämpfungsstudie‹ zugeordnet und beglichen worden sein sollen«, entnahmen wir dem Kurier und müssen gestehen: Beinhart, Beinschab! Nicht nur, dass Sie sich Ihre Betrügereien als »Betrugsbekämpfungsstudie« abgelten ließen – ein von Ihnen gegründetes Marktforschungsinstitut heißt »Research Affairs«. Und eine »Umfragen-Affäre« mit einer »Forschungs-Affäre« benannten Firma zu verbinden, sollte in seiner offenen Kühnheit fast schon strafmildernd wirken.
So die forsche Meinung von Titanic
Hört, hört, »Kopfzentrum Leipzig« (HNO-Praxis)!
In großen Lettern steht bei Dir am Eingang: »Kameraüberwachung! Keine Medikamente und kein Bargeld in der Praxis!« Nun, das ist deutlich. Da wir gleichwohl unbedingt behandelt werden wollten, haben wir unsere Schmerztabletten und unser Geld in den Mülleimer vorm Haus geschmissen. Falls wir auf den Videoaufnahmen dennoch verdächtig wirken: Darauf zu sehen sein könnten lediglich unsere Nahrungsergänzungsmittel und etwas Spielgeld vom letzten Monopoly-Abend.
Das versichert leicht verschnupft an Eides statt: Titanic
Ganz kurz, Sebastian Fitzek,
weil Sie dem Spiegel die Tage flüsterten: »Nichts schockiert mich mehr als die Realität.« Sagen Sie: Lesen Sie folglich Ihre eigenen Bücher nicht?
Treffsicher und schnell: Titanic
CSU-Urgestein Peter Ramsauer!
Bei »Hart aber fair« zum Thema »Zieht Euch warm an – wie teuer sollen Heizen, Sprit und Lebensmittel noch werden?« äußerten Sie auf die Frage, ob man von Italien lernen könne, das jetzt drei Milliarden ausgibt, um ärmeren Haushalten zu helfen: »Von Italien lernen, heißt von einem hochverschuldeten, von einem verdammten Schuldnerstaat lernen zu müssen!« Und kamen gar nicht wieder runter: »Die spekulieren alle darauf, wenn es zu dieser neuen Regierung kommt, dann werden die Schulden in Europa vergemeinschaftet, und die Deutschen werden schon zahlen. Nicht mit mir! Das ist unverantwortlich!«
Ist ja gut, Ramsauer, dann halt ohne Sie. Stehen Sie weiter schön in der Ecke rum und krakeelen Sie vor sich hin!
Hart und fair: Titanic
Vernichtend, Mars (Planet),
las sich die Zusammenfassung einer Studie der Washington University in St. Louis. Du seist »wohl zu klein, um genug Wasser lange halten zu können« – und ohne Wasser kann kein Leben entstehen.
Wir aber wollen Dich noch nicht aufgeben! Hast Du es mal mit Kraterbeckenbodentraining versucht? Gewichtsreduktion? Mit dem Rauchen aufgehört? Könntest Du Dir auch eine medikamentöse Behandlung vorstellen oder einen künstlichen Schließmuskel?
Hat eine Schwäche für orangene Blasen am Himmel: Titanic
Guten Tag, Jasper von Altenbockum!
In Ihrem Kommentar in der Online-Ausgabe der FAZ am Tag der Konstituierung des neuen Bundestags konnten wir noch von der »Ausgrenzung der AfD« lesen, deren Kandidat bei der Wahl der Vizepräsidenten (wie gewohnt) durchfiel. Warum aber durfte dieser schöne Ausdruck des ehrlichen Mitleids mit den rechtsextremen Opfern der »schwachen Integrationskraft« des Parlaments nicht auch in der Printausgabe am folgenden Tag erscheinen? Wir vermissten ihn schmerzlich.
Wird der Politikredaktion Ihrer Zeitung (oder dem einen oder anderen Herausgeber) Ihr (oft gar nicht sooo) heimliches Faible für den rechten Rand langsam selber unheimlich? Egal. Wir warten jedenfalls auf das nächste mindestens halbseitige Gauland-Interview über die »bürgerliche Mitte«, »bürgerliche Tugenden« o.ä., eine richtige Spezialität und Preziose der FAZ und ihrer wahrlich starken Integrationskraft.
Mit bürgerlichsten Grüßen Titanic
Du, »Redaktionsnetzwerk Deutschland«,
fragst in einer Schlagzeile: »Kein entspannter Corona-Winter?« Eine sehr schwierige Frage! Denn normalerweise verheißen Komposita mit dem Wort »Corona« ja automatisch Entspannendes: Coronapandemie, Coronaleugner, Coronakrise, Coronahotspot, Coronatote … Warum sollte es jetzt ausgerechnet beim flauschigen Winter anders sein?
Fragt entspannt zurück: Titanic
Hallo, Rembrandt!
»Nennt mich Rembrandt«, forderst Du jetzt. Zumindest, wenn wir den Werbeplakaten des Frankfurter Städel-Museums glauben dürfen. Da haben wir das nämlich anlässlich einer Ausstellungseröffnung gelesen: »Nennt mich Rembrandt«. Und seither geht uns dieser ungewohnte, dieser rembrandtneue Name, den Du da keck forderst, nicht aus dem Sinn: Rembrandt. Rembrandt. Rrrrembrandt. Hm. Na ja. Wir üben noch.
Aber prinzipiell voll okay für uns, Rembrandt, so heißen zu wollen; schließlich hast Du, Rembrandt, wie jeder andere das Recht auf Selbstbezeichnung und Empowerment und Remmidemmi, voller Support, volles D’accord, und wenn Du Dir künftig alle anderen Bezeichnungen verbittest und verbietest – wir stehen hinter Dir. Nix mehr »Milzbrand«. Oder »Rubens«. Oder »die alte Holländerschmiersau«, das klänge ja in der Tat ziemlich herabwürdigend. Uns geht das geradezu perlend von den Lippen: Rembrandt. Remmmbrandt.
Rembremerdengbrandt …
Ach, wo wir grad reden, Rembrandt: Was ein »Rebranding« ist, weißt Du? Nein? Und ob dem Städel da was mit »Rembrandt« und »Rebranding« durcheinandergekommen ist und es Deiner etwas angestaubten Künstleridentität einen neuen Anstrich verpassen wollte, einen neuen Schmiss, eine vollständige Ummünzung Deines Markenkerns im Geiste der Transition von Facebook, Inc. zu Meta oder Dieter zu Max Moor, mit völlig neuen Augen und radikal gegenwärtig-zeitgenössischem Blick, nur um am Ende halt doch wieder beim alteingeführten Öd-Namen »Rembrandt« zu landen – das weißt Du auch nicht? Na, sei’s drum.
Dann mal mal weiter, Rembrandt! Und lass Deine Vermarkter vermarkten. Denn siehe: Die einen haben Einfalt, die anderen den Pinsel.
Nennt sich Titanic: Titanic
Ach, Uli Hoeneß,
da haben Sie ja mal wieder alle überrascht mit Ihrer Weisheit und Ihren fortschrittlichen Ansichten! Dieser kritische Blick, mit dem Sie auf die Welt schauen und Kontroversen auslösen: Da kann sich so mancher eine Scheibe Wurst von abschneiden. Wurst, nicht Tofu! Denn wie Sie ja sagen, akzeptieren Sie zwar noch a bissl den Vegetarier, den Veganer aber überhaupt gar net, denn der ist generell krank und militant. Ja, pfui, diese Leute! Da fühlen Sie sich als Wurst-Papst angegriffen, denn die Veganer wollen Anarchie und »Krieg dem Würstchen«, sind schlimmer als der schwarze Block!
Dass Sie nun, nachdem der Shitstorm über Sie hereinbrach, »irgendwann« mal im Vegan-Lokal des sicherlich kranken und gewaltbereiten Ex-Nationaltorhüters Timo Hildebrand essen gehen wollen, zeugt von Mut und bayerischer Offenheit. Aber Obacht: Am Ende werden Sie noch süchtig und auf Dauer senkt sich Ihr Blutdruck! Und ohne currywurstrotes Gesicht kann Sie nicht mehr ernst nehmen: Titanic
Und sagen Sie mal, Elke Heidenreich!
Wo wir gerade Schokolade aßen, nämlich die Ritter-Sport-Sorte »Weiße Voll-Nuss« – da … nun ja, kam uns der »Gedanke«, dass … also … Tantiemen? Oder so?
Immer wieder gern: Titanic
Hören wir, Anna Friedrich und Annika Gollnik,
ein bisschen Erstaunen aus Ihrem Artikel für faz.net heraus, wenn Sie schreiben: »Ernährungsberater, Coach oder Tätowierer kann sich jeder nennen. Das birgt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Nicht zuletzt für die Glaubwürdigkeit der Berufstätigen«? Denn Sie stellen in Ihrem Text »Ungeschützt: Berufe ohne Regeln« weiter fest, dass sich dort Menschen in Jobs tummeln könnten, die »ohne besondere Fachkompetenz nachweisen zu müssen« machen, was sie eben machen.
Herrje, das ist ja wie beim Journalisten bzw. der Journalistin!
Hihi: Titanic
Französischer Ex-Präsident Nicolas Sarkozy!
Im März wurden Sie wegen versuchter Bestechung zu drei Jahren Haft verurteilt, Ende September verwiesen die Richter Sie wegen Verstößen bei der Wahlkampffinanzierung für ein Jahr in den Hausarrest und versahen Sie mit einer Fußfessel.
Und dass Sie nun ein Kunstbuch mit dem Titel »Promenades«, also Spaziergänge, vorgelegt haben, findet nachgerade délicieux: Titanic
Glückwunsch, Julia Ducournau,
zum Gewinn der diesjährigen Goldenen Palme in Cannes für den auch von der Kritik schwer abgefeierten Film »Titane«. Tatsächlich ließ der ja auch keine Wünsche von uns Body-Horror-Maniacs offen. Nachdem die weibliche Hauptdarstellerin von einem Auto schwanger geworden ist, fließt ihr immer mal wieder – Ölwechsel muss sein – Motoröl aus Brüsten und Unterleib, am Ende gebiert sie zu johnwilliamsartiger, hochsakraler Mistmusik – the horror, the horror – einen Hybriden aus Mensch und Auto und haucht dabei, so viel weibliche Opferbereitschaft muss sein, ihr Leben aus, währenddessen sich ihr Zweitvater den frischgeborenen Enkel auf die behaarte Brust legt und sehr, sehr glücklich ist.
So weit, so verblasen und kitschig. Nur eine Frage hätten wir noch: Wie soll das Mischwesen bloß heißen? Wie finden Sie Claude Citroën, Rita Renault oder Paul Peugeot? Oder vielleicht noch besser: Raoul/ine Schrott?
De rien. Vos Titanes du Titanic
Du, Fernsehzeitschrift »TV 14«,
hast eine Sendung über die »Wunderwelt Chemie« wie folgt angekündigt: »In der Antike ging man von vier Elementen aus: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Inzwischen sind bereits 118 bekannt«, bzw. sogar 119, wenn man Elemente wie Dich dazu zählt.
Elementar gebildet: Titanic
Prächtig, Elon Musk,
dünkt uns die Menschenverwertungskette, die Sie zur Einweihung Ihrer Tesla-Großfabrik im brandenburgischen Grünheide skizzierten. »Macht Rambazamba für den Rest des Abends. Berlin-Brandenburg rockt!« lasen Sie dort deutschradebrechend von Ihrem Smartphone ab. Sie beließen es aber nicht dabei, den Anwesenden damit ein Vergnügen auf dem Niveau eines fünftklassigen Zirkus zu wünschen. Außerdem kündigten Sie »eher beiläufig« die »wohl größte Nachricht für eingefleischte Tesla-Fans« an, wie eine Reporterin des Magazins Capital berichtete, nämlich ein eigenes »Gigabier«. Die Reporterin erspähte futuristische »flakonartige Flaschen mit dem blauen Tesla-Logo« auf einem Foto als Verpackung des Gebräus.
Hört sich nach einem Ihrer typischen Pläne an, Musk. Denn etwas nüchterner betrachtet wollen Sie also erst die Leute in Ihrer Fabrik ausbeuten, sie dann mit ein bisschen Rambazamba-Schrott amüsieren, den sie sich mittels eines Biers schöntrinken sollen, das wiederum Ihnen die Penunzen, Dollars, Bitcoins oder so in die Taschen spült. Und wenn uns nicht alles täuscht, sieht Ihre »Gigabier«-Flasche auch eher wie ein etwas futuristischer, auf dem Kopf stehender Sarg aus.
Eher kein Zufall, vermutet Titanic
Etwas Richtiges, Karin Prien,
Bildungsministerin von Schleswig-Holstein und Mitglied im CDU-Bundesvorstand, sagten Sie über die laut Tagesspiegel »klaren« Ambitionen der Kandidaten für den CDU-Vorsitz nach Arminion Laschet: »Machtanspruch gehört zur Politik. Wir leben ja nicht im Mädchenpensionat.«
Und wissen Sie was, Frau Prien, das bestätigte sich, als wir das letzte Mal unvorsichtigerweise an Ihrer Parteizentrale vorbeischlenderten. Es roch dort sehr ungewaschen nach Jungs-Umkleidekabine eines Landschulheims. Versichern Ihnen Ihre Privatschnüffler von der Titanic
Ob Sie, Felix Magath,
dem einen oder anderen Spieler während Ihrer aktiven Trainerzeit Angst einjagen konnten, sei mal dahingestellt; aber selbst uns wurde es etwas schwummrig ums Gemüt, um nicht zu sagen mulmig in der Magengegend, als Sie im Sport-1-»Doppelpass« auf die Frage des Moderators, ob Mark van Bommel »Trainer kann«, solcherart antworteten: »Ja, er hat das, sammer, Führer-Gen in sich …«
Vorausgesetzt, das »sammer« bezog sich nicht auf den ehemaligen Spieler Sammer, sondern war eine Kurzform von »sagen wir mal«, dann stellt sich die Frage, was Mark van Bommel in Zukunft wohl mit seinem »Führer-Gen« anstellen wird, nachdem der VfL Wolfsburg (ausgerechnet!) ihn kurz darauf und kurzerhand geschasst hat?
Ängstlich: Titanic
»Braunschweiger Zeitung«!
Die Ankündigung einer Lesung unseres Ex-Chefs Thomas Gsella geriet Dir kürzlich zwar quantitativ adäquat, ansonsten aber seltsam verschwurbelt, weil dem Konjunktiv I völlig sinnfrei verfallen: »Gsella gelte als legitimer Erbe der ›Titanic‹-Dichter F. W. Bernstein und Robert Gernhardt«, stellst Du zweifelnd fest. »Viele Jahre sei er dort Redakteur gewesen, von 2005 bis 2008 sogar Chefredakteur. Mit Martin Sonneborn und Oliver Maria Schmitt sei er bis heute auch als ›Titanic Boygroup‹ unterwegs«, misstraust Du allem und jedem. Auch Gsellas literarisches Schaffen findest Du suspekt: »30 Bücher habe er mittlerweile gefüllt mit satirischen oder anders komischen Texten, mitunter auch in Prosa.« Und so weiter und so fort.
Wir aber, Braunschweiger Zeitung, können Dich beruhigen: Das hat schon alles seine Richtigkeit. Deshalb beim nächsten Mal beim schlichten Indikativ bleiben, rät: Titanic
Virologe Hendrik Streeck!
In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur zu Ihrem neuen Buch »Unser Immunsystem« ging es auch um die Frage, wie man das Immunsystem stärken kann. Sie empfehlen unter anderem: Hühnersuppe, heiße Zitrone und Lachen.
Klingt gut! Und hilft das auch gegen Sie?
Fragen die Virologinnen auf der Titanic
Jair Bolsonaro!
Deinem hirngerodeten Tun könnte man nicht nur einen Brief, sondern ganze Briefromane widmen. Doch eine Schrecklichkeit wollen wir exemplarisch herausgreifen. So lasen wir im Spiegel Dein jüngstes Statement zu den Opfern der Pandemie: »Vor wenigen Tagen wurde offiziell, dass in Brasilien mehr als 600 000 Menschen an den Folgen des Virus gestorben sind. ›In welchem Land sind keine Menschen gestorben? Sag’s mir‹, antwortete Bolsonaro nun einem Reporter auf eine Frage nach den Coronatoten. ›Ich bin nicht hergekommen, um mich zu langweilen.‹«
Wenn Dich Fragen zu Coronatoten langweilen, was bringt Dich sonst noch zum Gähnen? Lass uns raten: Berichte über die Abholzung des Regenwaldes? Dokumentationen über Verbrechen der brasilianischen Militärdiktatur? Und zum Einschlafen zählst Du ermordete indigene Umweltschützer, oder? Hoffentlich wird die Welt nicht mehr lange mit Deiner Präsidentschaft gelangweilt, gähnt hoffnungsfroh Titanic
Sehr geehrter Herr Ofarim,
falls Sie mal in Frankfurt sind und bei uns einchecken wollen, möchten wir Sie auf eine Bedingung hinweisen. Am Kettchen dürfen Sie tragen, was immer Sie wollen, seien es abgeschnittene Biberöhrchen oder Mäusepfötchen, aber Sie müssen versprechen, nicht zu musizieren.
Ihr Hotel Titanic
Ja, Marlene Knobloch,
man kann Carolin Kebekus für die »lustigste Frau Deutschlands« halten. Z.B., wenn man einen kulturellen Horizont hat, der von ARD bis ZDF reicht und man den »Deutschen Comedypreis« für eine bedeutende Auszeichnung hält.
Dann muss man aber nicht eine »Seite 3« in der Süddeutschen mit schalen Witzen von Kebekus vollmachen und behaupten, sie sei eine »relevante Satirikerin«.
Bittet um etwas mehr Sachlichkeit: Titanic
Erst mal Glückwunsch, Cloë McCardel,
zur 44. Durchschwimmung des Ärmelkanals und damit auch zum neuen Weltrekord. Wir fragen uns nur: Wollen Sie sich nicht bald mal für eine Seite entscheiden?
Uferlos grüßt Titanic