Briefe an die Leser | März 2020


Hey, Engländer!

Am 31. Januar seid Ihr mit Great Britain aus der EU ausgetreten, und das ZDF war live in London dabei. Der Reporter mitten in der Crowd war dem Anlass entsprechend begeistert: »Das ist ein bisschen wie Public Viewing beim Fußball-WM-Finale!«

Und jetzt verstehen wir endlich auch Eure Brexit-Feierwut, denn bei so was wart Ihr ja nun wirklich schon ewig nicht mehr dabei.

Party on with three lions on a shirt! Titanic

Guten Tag, Thomas Kemmerich (FDP)!

Nach Ihrem Rücktritt als Kurzzeit-Ministerpräsident von Thüringen war zu lesen, dass Sie beabsichtigen, Ihr Gehalt von 93 000 Euro zu spenden. Klar, verstehen wir. Für einen FDPler sind 93 000 Euro nur Kleingeld. Davon hätten Sie sich nicht mal einen gescheiten Friseurbesuch leisten können.

Ihre Finanzberater von Titanic

Insa Wilke, Literaturkritik!

In der SZ besprachen Sie Ronald M. Schernikaus neu aufgelegtes Hauptriesenwerk »Legende« und waren trotz Kommunismus teils einverstanden, teils aber auch nicht: »Das alles ist überaus beeindruckend, vor allem, wenn man bedenkt, wie jung dieser Autor war. Enttäuschend und dann doch vielleicht auf eine gewisse Jugendlichkeit und den Jargon der Zeit zurückzuführen sind die vereinfachenden politischen Parolen: ›übrigens ist der rohstoff billig. auch haben die neger keine maschinen, also kein wunder daß die neger unsere sprache sprechen und nicht wir ihre.‹ Interessant ist, wie solche Sätze in ihrer auf Effekt setzenden Rücksichtslosigkeit heute allein dadurch überführt werden, dass rassistische Begriffe vollkommen unreflektiert in dieser linken Figurenrede verwendet werden. Das ist Ende der achtziger Jahre nicht mehr zu entschuldigen, sondern zeigt eine Selbstgefälligkeit, die auch nicht durch Ironie-Behauptung zu retten ist.«

Interessant, Insa Wilke, ist allerdings außerdem, dass promovierte Literaturexpertinnen glauben, Figurenrede dürfe nicht unreflektiert sein, und aber nicht merken, wenn sie’s gar nicht ist: Wer die Maschinen hat, dessen Sprache wird gesprochen, und wer keine Maschinen hat, ist der Neger. Etwas weniger rücksichtslos auf Effekt setzend: Müssten nicht die einen billigen Rohstoff aus der Erde buddeln, während den anderen immer die Maschinen gehören, gäbe es das N-Wort nicht, falls das keine vereinfachende politische Parole ist. Oder sogar Kritik der politischen Ökonomie!

Wir empfehlen hierzu mehr Reflexion und weniger Selbstgefälligkeit, vielleicht auch bloß ein paar Youtube-Minuten mit dem Lennon-Ono-Kracher »Woman is the nigger of the world«, sofern das 1972 noch zu entschuldigen war.

Ihre gewissen Jugendlichen und Ironie-Behaupter auf der Titanic

Neeeeiiin, Pangolin!

Nicht Du, süßes, liebes Pangolin! Glauben wir der Weltpresse (Stand: Mitte Februar 2020), sollst Du, lebender Tannenzapfen, drolliger Baumkraxler, das Coronavirus auf den Menschen übertragen haben. Deinetwegen wird die Seuche jetzt womöglich nicht nur zur Pandemie, sondern zur Pangomie. Dabei dachten wir, Du seist, weil man Dich auch als Schuppentier kennt, lediglich für Schuppenflechte verantwortlich, wie ja auch Dein Verwandter, das Gürteltier, für die Gürtelrose – siehst Du, jetzt haben wir uns auch noch eine Kalauergrippe eingefangen.

Deine Pun-goline bei Titanic

Respekt, liebe »Konkret«,

das hat uns schon beeindruckt: Nach dem beklagenswerten Hinschied Deines geschätzten Herausgebers, Geschäftsführers und wie nebenbei auch Autors Hermann L. Gremliza verharrtest Du löblicherweise nicht in Trauer-, gar Schockstarre, sondern zeigtest Dich der Zukunft zugewandt, indem Du des Herausgebers Tochter Friederike »Fritzi Busch« Gremliza ausweislich Deines Impressums als neue Herausgeberin und Verlagsgeschäftsführerin flugs installiertest, um auch weiterhin an der Speerspitze des schreibenden Prekariats die zügige Überweisung der trinkgeldhohen Honorare zu garantieren.

Damit sind wohl Nordkorea und »Konkret« die einzigen noch überlebenden kommunistischen Institutionen, die dank des dynastischen Prinzips mutig immer weiterkämpfen. Und das finden wir als alte Linkshegelianer natürlich spitze.

Bau auf, bau auf! Titanic

Haarabspalter von Braun!

Wenn Ihr uns anbietet, Eure neuen Rasierer im »Test-Lab« 14 Tage lang risikofrei zu testen, ist damit dann unser finanzielles oder gesundheitliches Risiko gemeint?

Fleckenbärtig: Titanic

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD)!

Als »rundes Paket« hast Du stolz den Gesetzesentwurf zum Kohleausstieg bis 2038 präsentiert. Aber hast Du mal darüber nachgedacht, dass ein solches »rundes Paket« auch Nachteile mit sich bringt? Immerhin gibt es für das mühsam zusammengeschnürte Bündel keinen passenden Karton, dann ist es nicht stapelbar, passt in keine Packstation, und auch das Versandetikett lässt sich schlechter aufkleben und abscannen. Und wenn das Paket trotzdem am Zielort ankommt, plumpst es womöglich noch dem Zusteller von der Sackkarre. Kurz: Die Wahrscheinlichkeit, dass es unterwegs irgendwo verlorengeht und am Ende nichts bewirkt, ist gar nicht mal so gering. Insofern passt das Bild insgesamt ja irgendwie doch ganz gut.

Runde Grüße! Titanic

Müssen wir uns, Deutsche Wirtschaft,

ernsthaft Sorgen um Dich machen? Nein, es geht nicht um die übliche, vom »Ifo-Geschäftsklimaindex« alle naslang verkündete »Eintrübung« Deiner Stimmung. Sondern um die bundesweit großflächig an Bahnhöfen und Bushaltestellen angebrachten Werbeplakate für »Smartsleep«, Slogan: »Wacher aufwachen«.

Denn als Werbeträger für dieses Produkt »mit Riboflavin – Trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei« haben sich unter anderem zur Verfügung gestellt: »Robert, Marketing Manager und Fitnessmodel«, »Daniela, Human Resources Specialist, Wakeboarderin« sowie »Andrea, Managerin, 3-fache Mutter«.

Steht es also wirklich schon so schlecht um Dich, dass sich Deine Führungskräfte kein echtes Kokain mehr leisten können?

Fragt sich ausgeschlafen: Titanic

Angeklopft, Phoebe Waller-Bridge!

Mit gefeierten Serien wie »Fleabag« und »Killing Eve« sind Sie der strahlende Star am Drehbuchhimmel und wurden für den neuen Bond-Film »No Time To Die« noch hastig angeheuert, um u.a. die Dialoge und Darstellungen der weiblichen Charaktere glaubwürdiger und blutvoller zu machen. Und so freuen wir uns auf den Filmstart im April schon jetzt: auf eine Armada mehrdimensionaler Bond-Women mit komplexen Persönlichkeitsstrukturen, interessanten Abgründen und Rückblenden auf brüchige Kindheiten, die zwischen Böse und Gut hin und her changieren, den Helden argumentativ aushebeln, rauchen, fluchen, ein süffisantes Bonmot nach dem anderen heraushauen und garantiert nicht »Kissy Suzuki« oder »Pussy Galore« heißen.

Und bleiben Sie bitte, bitte am Ball: Auch Filmreihen wie »Batman« oder »Stirb langsam« könnten Ihre Expertise gebrauchen, und selbst Neuverfilmungen von Pornos wie »Prinzessin auf der Eichel« oder »Auf Schloss Bums klappern die Nüsse« erhielten aus Ihrer Feder den feineren Wortwitz und die herrlichsten Plot-Twists.

Ihre Moneypennies von Titanic

Wie läuft’s denn so, Whanganui-Fluss (Neuseeland)?

2017 wurden Sie zu Ihrem eigenen Schutz vom Staat Neuseeland zur juristischen Person erklärt und mit sämtlichen Personenrechten ausgestattet. Und da diese Meldung um die Welt ging, sind Sie nun so etwas wie eine Person des öffentlichen Lebens, oder nicht? Damit haben Sie das Recht erworben, in dieser Rubrik verspottet zu werden.

Tja, dann wollen wir mal! Was haben Sie seither denn so getrieben, mal sehen … hm, keine fragwürdigen Äußerungen zu den Waldbränden in Australien … keine unlauteren Nebeneinkünfte … kein dämlicher Haarschnitt. Herrgott, nicht mal im Dschungelcamp waren Sie, obwohl das bei Ihnen um die Ecke ist! Tun Sie uns einen Gefallen und melden Sie sich wieder, wenn Sie eine Affäre mit Veronica Ferres haben oder eine eigene Modelinie herausbringen.

Bis dahin entzieht Ihnen jeglichen Einfluss (haha!) in dieser Rubrik: Titanic

Alles klar, »Spiegel«!

»Wie Trump, bloß von links« betitelst Du einen Kommentar darüber, dass auch Bernie Sanders oder Elizabeth Warren als US-PräsidentInnen problematisch wären. Ist das diese Hufeisentheorie, von der immer alle sprechen? Müssen alle Phänomene, die es rechts gibt, links genauso auftreten? Quasi spiegelverkehrt? Oder ist da vielleicht eher der »Spiegel« verkehrt?

Wortwitzige Grüße von Deiner Titanic

Du, Fahrschule Neandertal,

hast Dich nach der einzigen Sehenswürdigkeit in Deinem Heimatstädtchen Mettmann benannt. Und die angehenden Pkw-Lenker lernen bei Dir, wie sie sich durchsetzen in der rauen Verkehrswelt? Beim Parkplatzsuchen so aggressiv sein wie ein angeschossenes Mammut? Überholenden das Bärenfell vollhauen? Die Vorfahrt wird mit der Keule eingeklagt? Na dann, Fahrschule Neandertal, pack den Säbelzahntiger in den Tank!

Deine Fußgänger von Titanic

Schön für Sie, Juli Zeh!

Sie sind ja seit einer Weile nicht mehr nur »Schriftstellerin« und Talkshow-Dauergast, sondern auch noch Verfassungsrichterin in Brandenburg und finden das ganz toll, wie Sie mit ergreifenden Worten mitteilen: »Das ist tatsächlich in der Fantasie schon die Erfüllung eines Traums, in der Realität ist es das erst recht. Es macht nicht nur Spaß, sondern es erfüllt mich geradezu.«

Wollen Sie also sagen, dass etwas, das man sich wünscht, noch großartiger wird, wenn es wirklich in Erfüllung geht und nicht bloß in der Fantasie? Sie erschüttern unser Weltbild, Frau Zeh!

Wissen Sie, welchen Wunsch wir in unserer Fantasie Realität zu werden erträumen? Den, wo Sie vom Richterinnen-Dasein dermaßen erfüllt sind, dass Sie mit dem Schreiben und/oder Reden aufhören!

Nicht nur Spaß: Titanic

Sie, Christoph Kindervater, parteiloser AfD-Soldat,

hatten bei der Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten ja eine ganz seltsame Rolle zu spielen. Immerhin muss es trotz vorheriger Absprache ein komisches Gefühl sein, als Kandidat keine einzige (in Zahlen: echt absolut keine) Stimme zu bekommen. Dass Sie sich selbst nicht wählen, ging wahrscheinlich leicht von der Hand: Sie wissen selbst ja am besten, wessen Geistes Kindervater Sie sind und ergo wie ungeeignet für jedes politische Amt außer Blockleiter. Aber dass sich dann auch alle Kameraden bei der Stimmabgabe einen (historischen) Fliegenschiss um Sie scheren und Sie einfach so links, also rechts liegen lassen … Kommt da nicht doch ein bisschen Dolchstoß-Feeling auf? Und wird Ihnen für diesen wahltaktischen Heldentod wenigstens das »Eiserne Kreuz am Stimmzettel« verliehen?

Obwohl, will es eigentlich gar nicht wissen: Titanic

US-Trash-TV-Star Braunwyn Windham-Burke!

Sie sind Mutter von sieben Kindern und gehen laut »People«-Magazin nie ohne Klebeband auf Reisen: »Im Flugzeug kann ich damit die Klapptische zukleben. Und wenn irgendetwas kaputtgeht, ein Kinderwagen oder ein Koffer, macht Klebeband es wieder heil. Es gibt nichts, was Klebeband nicht kann.«

Und das Beste, unter uns: Mit dem Zeug kann man die Gören auch mal für ein Stündchen zum Schweigen bringen, gell?

Ihre gestressten Mütter von Titanic

Knusper, knusper, Helmut Markwort!

In Ihrem Leib- und Magenblatt »Focus« referierten Sie herrlich volksnah über den Irrsinn der viel diskutierten Bonpflicht. Statt nämlich sachlich Argumente wiederzukäuen, wurden Sie ganz konkret: »Die Verkäuferin tut mir leid. Weil ich eine Butterbrezn für einen Euro und fünfzig Cent gekauft habe, muss sie mir einen Kassenbon anbieten.«

Schon recht: ein vollkommener Wahnsinn ist das. Aber Markwort, bleiben Sie doch bitte ehrlich! Eine Brezn? Wer soll Ihnen das denn abkaufen? Es raschelten doch gewiss mindestens fünf Stück in Ihrer Frühstückstüte. Und da wird es steuerlich schon interessant … Oder sitzen bei Burda die Spesen nicht mehr so locker?

Aufklärung fordern Ihre Breznsalzer von Titanic

Ihr Hochkaräter!

Ausweislich des »Göttinger Tageblatts« wartet ein »hochkarätiges Programm« in der südniedersächsischen Life-, hoppla: Leinestadt auf Euch, und zwar der erste Leine-, stop: »Life-sciencestart-up-day«. Er »soll dem Austausch innerhalb der Leine-«, fuck: »Lifescience-community dienen« und wird von »Marco Janezic« von der, jetzt ganz vorsichtig: »Life Science Factory« eröffnet, woraufhin »Sven Wagner, Head of Business Development bei Satorius« (aus Göttingen) und »Güngör Kara, Chief Digital Officer bei Ottobock« (aus Duderstadt, bei Göttingen) Vorträge halten. Schon wollten wir Euch dissen, weil das alles so provinziell und eben doch sehr deutsch ist, doch dann nahm uns Euer hochkarätiges High-Quality-Finish den Wind out of the sails: »Einen internationalen Impuls bringt Finn Age Hänsel ein, Serial Entrepreneur, Investor und Managing Director & Founder der Sanity Group.«

Alles gesund also und keinen serial Impuls zum Hänseln finden deshalb die hochkarätigen Managing Directors & Founders der Titanic

Saarländischer Ministerpräsident Tobias Hans (CDU)!

Im Interview mit der »Rheinischen Post« haben Sie über die Werteunion gesprochen und behauptet, ein Bekenntnis zu dieser Vereinigung sei eine Beleidigung für alle CDU-Mitglieder.

Richtig, Hans. Man kann ja in der CDU schließlich auch ganz normal Nazi sein, da braucht’s wahrlich keine Werteunion, stimmt’s?

Grüße von den Bekennern auf der Titanic

Und, werte Union,

wenn Deine – Eigenschreibweise! – »WerteUnion« so viel Wert auf alte Werte legt, wieso missachtet sie dann die althergebrachten Grundsätze der deutschen Kompositabildung und tritt auch noch das lateinische Leerzeichen mit Füßen? Sind wir hier bei McKinsey?

Wertneutrale Grüße Titanic

Jürgen Klinsmann!

Sie erklärten nach Ihrem überstürzten Rückzug vom Trainerposten bei Hertha BSC in einer Videobotschaft an die Fans, wie das so war mit »dem Ding« in Berlin: »Wir haben dann des Ding angeschoben, wir haben uns ins Hotel simma rein und ham des ganze, ham losgelegt und ham losgelegt auch mit viel, viel Enthusiasmus, mit viel Unterstützung von euch, mit viel Unterstützung von der Stadt in Berlin und haben des dann durchgezogen, und da hat sich auch bei mir ’ne richtige Freude entwickelt auch ’n Spaß mit einer Mannschaft, die also so was von tollen sag jetzt mal Charakteren und Typen drin hat, wo’s auch wirklich Spaß macht, ne?«

Was weniger Spaß macht, Klinsmann, ist es, Ihnen bei dem völlig vergeblichen Versuch zuzusehen, einen halbwegs verständlichen (von richtig wollen wir gar nicht reden) Satz in Ihrer Muttersprache (Schwäbisch) aufzusagen. Dass Sie im deutschen Lieblingssport als intelligenter Macher mit Führungsqualitäten gelten, sagt eigentlich alles über … Was? Gelten Sie gar nicht?

Trotzdem wenig beeindruckt: Titanic

Florian Illies (48)!

Solange Sie noch in Ihren goldenen Vierzigern sind, soll uns um die goldenen Zwanziger nicht bange sein: »1919 entstand eine Republik ohne Gebrauchsanleitung. Aber es gab keine Ärzte oder Apotheker mehr, die man zu Risiken und Nebenwirkungen befragen konnte. Dr. med. Alfred Döblin und Dr. med. Gottfried Benn schrieben statt Rezepten nur noch Prosa und Poesie, und so vertrauten sich die Massen lieber Dr. Caligari und Dr. Mabuse an, den beiden Halbgöttern in Weiß, deren unheimliche Doktorspiele in den frühen Zwanzigern das Dunkel der Kinos eroberten.«

Gebrauchsanleitung, Ärztemangel, Döblin und Doktorspiele mit Mabuse: Glückwunsch, dass Sie in der flotten »Zeit«, in deren Herausgeberrat Sie so kuschelweich sitzen, schon überhaupt gar keine Schranken mehr kennen müssen. Aber sagen Sie mal bzw. apropos: Wer schreibt denn Ihnen so die Rezepte? Oder wer schreibt sie Ihnen nicht? Wo Dr. Dolittle ja gleichfalls nicht mehr praktiziert?

»Zu Flachem, das sich selbst benennt« (Dr. Benn): Titanic

Sie schon wieder, Jan Fleischhauer!

Nach der Wahl von Thomas Kemmerich zum thüringischen Ministerpräsidenten twitterten Sie: »›Dammbruch‹, ›Tabubruch‹, ›Zivilisationsbruch‹. Der Niedergang des Journalismus zeigt sich auch in dem phrasenhaften Überbietungswettbewerb, der in Wahrheit eine furchtbare Sprachunfähigkeit offenbart.«

Uns wundert nicht, dass Ihnen zur Wahl eines FDP-Präsidenten durch die Stimmen der AfD nichts anderes einfällt. Man will ja schließlich niemanden vergraulen, gell?

Opportunistische Grüße von Ihrer Titanic

Ostfrieslandkrimi-Autorin Sina Jorritsma!

Als Verfasserin von »Friesenkoch«, »Friesenlist«, »Friesenbraut«, »Friesenstrand«, »Friesenkreuz«, »Friesenwrack«, »Friesenblues«, »Friesenwahn« sowie zahlreichen weiteren Friesenromanen können Sie uns doch bestimmt sagen, wie viele Ostfriesinnen man braucht, um einen originellen Titel für einen Ostfrieslandkrimi zu finden, oder?

Bittet um Antwort unter dem Kennwort »(F)riesenscheiß«: Titanic

Wehrbeauftragter Hans-Peter Bartels!

In Ihrem neuen Jahresbericht vermerken Sie äußerst charmant, deutsche Soldaten seien »dicker, schwächer und dümmer als früher«.

Wie, Bartels, soll denn nun das kürzlich von Ihnen auf einer Pressekonferenz gepriesene »Ikea-Prinzip« (»aussuchen, bezahlen, mitnehmen«) für die Bundeswehr funktionieren? Die Dummen kapieren die Anleitung nicht, die Schwachen kriegen die Schrauben nicht rein, und die Dicken machen mit ihren Wurschtfingern alles wieder kaputt …

Oder ist das der Plan: Die Dicken versuchen’s mit der Anleitung, die Dummen schrauben, und die Schwachen dürfen die Sachen dann vorsichtig ausprobieren? Ja, so mag’s gehen. Dann doch wieder zuversichtlich: Titanic

Ralph Brinkhaus!

Zum Thema »Überschuss von 19 Milliarden in der Staatskasse« bilanzierten Sie bei Anne Will: »Ob das 19, 17 oder 13 Milliarden sind, das hängt von der Rechengröße ab.«

Da haben Sie ja eine schöne Nebelkerze geworfen. »Abgeleitete Rechengrößen« existieren nicht konkret in der beobachtbaren Wirklichkeit. Das ist bei einem Überschuss in der Staatskasse eindeutig nicht der Fall, er existiert ganz konkret in der beobachtbaren Wirklichkeit. Also kann es sich nur um eine »originäre Rechengröße« handeln, mithin eine, die unabhängig vom beobachtenden Subjekt und verfolgten Zweck da ist.

Und eine Milliarde ist immerhin eine Eins mit neun Nullen. Neun mal Sie, das kann sich widerwillig sogar vorstellen: der Mathe-Grundkurs von Titanic

Howdy, Jürgen von der Lippe!

Mensch, wie lang ist das inzwischen her, dass man Ihre geschmacksneutrale Hawaiihemd-Parade über den Bildschirm flimmern sah? Früher freute man sich auf Sie und Ihre Show »Geld oder Liebe«, in der Singles zueinander oder zumindest zu etwas Geld finden konnten. Ja, es war still geworden um Sie, was womöglich der Grund ist, warum Sie sich jetzt mit schuftigen Altherrenparolen zurück in die Medienlandschaft wimmern. Greta doof, #MeToo doof und überhaupt alles doof, was dem alten weißen Heteromann den Spaß verdirbt. Sie dürfen nicht mehr baggern und glotzen, weshalb gleich die ganze Menschheit ausstirbt, und dass eine schwedische Teenie-Lady bemerkt, dass die Welt am Arsch ist, wollen Sie als Grantler auch nicht hören. Stattdessen verwechseln auch Sie Sexismus mit Höflichkeit und plädieren für mehr Eier-Getrommel der white old men.

Fazit, alter Dödel-, sorry, Blödelbarde: Hawaiihemden sind ziemlich out, und zuweilen auch die Menschen, die drinstecken.

Aloha: Titanic

Namaste, Inder!

Ihr habt, wie wir auf Tagesschau.de gelesen haben, im Bundesstaat Kerala zwei Hochhäuser mit Luxuswohnungen sprengen lassen, weil sie »zu nah am Wasser gebaut waren«.

Müssen wir uns jetzt fürchten, wenn wir mal Urlaub bei Euch machen?

Wüssten gern: die Heulsusen von Titanic

Wohingegen Ihr, Japaner und Japanerinnen,

350 Stunden im Monat arbeitet, eine »Input-Gesellschaft« seid, die Einsatz und Loyalität mehr belohnt als Erfolg, und das Ganze frisch bis zum Karoshi durchzieht. Warum tut Ihr Euch das an? »Viele japanische Angestellte wissen einfach nicht, wie man den Job wechselt«, schreibt Hiroshi Ono in einem Aufsatz zum Thema. Hey, Japaner, das muss nicht sein! Zum Glück gibt es Bücher wie »… dann bin ich auf den Baum geklettert!« (Dirk Rossmann), »Ich bin so frei. Raus aus dem Hamsterrad – rein in den richtigen Job« (Emilio Galli Zugaro, Jannike Stöhr) und »Bin ich hier der Depp?« (Martin Wehrle).

Von Dumm-Deutschland lernen heißt leben lernen. Titanic

Euch schließlich, liebe Chinesen,

in deren Restaurants wir mindestens einmal monatlich einfallen, würden wir Hypochonder ja gern mal in die allgemeine Stereotypenhysterie mit einstimmen und fragen, ob Ihr auch bestimmt nicht diese komische Lungenkrankheit habt … Aber wir fürchten, Ihr würdet uns was husten!

Trotzdem ansteckend fröhlich: Titanic

Hemmungslos entzückt, Dennis Book,

waren wir, als wir im »Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel« lasen, dass Sie Vertriebsdirektor bei Thalia sind.

Zu toppen wäre unsere Begeisterung nur dann, wenn Sie zum Geschäftsbereich Digitales wechselten und es sich dann herausstellen würde, dass Sie mit zweitem Vornamen Edgar heißen.

Mit vorfreudigen Grüßen Titanic

Papst Franziskus (Mann)!

In Ihrer apostolischen Ermahnung »Geliebtes Amazonien« nagelten Sie noch mal ein paar Grundsätze der katholischen Kirche schön fest: Lockerung des Zölibats, Weihe von Diakonissen oder Priesterinnen – nicht mit Ihnen. Auch warnten Sie vor einer »Klerikalisierung der Frauen«, wenn sie, Gott bewahre, zu heiligen Weihen zugelassen würden. Gleichwohl sollten Frauen »Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben, die nicht die heiligen Weihen erfordern und es ihnen ermöglichen, ihren eigenen Platz besser zum Ausdruck zu bringen«. Was ungefähr heißt: Lasst die Damen nach dem Rumgebete einfach noch fix den Laden feucht durchwischen sowie Kelch und Hostienschale spülen?

Gut gemacht, Heiliger Vater! Mit dieser Einstellung ersparen Sie es uns fürderhin, uns erst lange mit grässlichem Messwein besaufen zu müssen, bevor wir Sie und Ihren Verein für einen Haufen misogyner Spinner halten.

Es grüßen weiterhin mit einem kühlen Bier in der Hand: Ihre Höllenhunde von der Titanic

Hoppla, Mareile Höppner!

Erst sagten Sie, dass Sie sich dem Dresdner Semperopernball verbunden fühlen. Also sprangen Sie bei ebenjenem ein, nachdem die Tagesschau-Ansagerin Judith Rakers als Moderatorin abhandengekommen war, weil der Ballvereins-Chef dem ägyptischen Diktator Abdel Fattah Al-Sisi einen Orden verliehen hatte. Schneller als die Polizei erlaubt, sagten Sie: »Ich spiele also von Herzen gern die Feuerwehr und fühle mich geehrt, das zweite Mal den Ball zu moderieren.«

Das galt dann aber nur so lange, wie ein australisches Monsterfeuer einen Quadratmeter Wald verzehrt. Weil Sie nämlich nun »Opfer und Zielscheibe von schlimmstem Hass und Anfeindungen geworden« seien. Echt schade. Zu gern hätten wir doch gesehen, wie Sie, von Ihrem Management als »Moderatorin, Adels-Expertin, Fashionista, Entertainerin« angepriesen, i.e. Moderatorin des obskuren »Brisant«-Magazins und von etlichem Schlagerschrott, das ganze Opernball-Geschwerl ordentlich nassgemacht hätten.

Und mal unter uns Hobby-Firefightern: Lag’s nicht vielleicht doch daran, dass Sie einfach zu blöd waren, den Löschteich zu finden?

Mit dieser brennenden Frage verabschieden sich auch schon: Ihre Freiwilligen Feuerwehrfrauen von der Titanic

Stop, unbekannte mit Corona infizierte Dame in London,

die Sie sich mit einem Uber-Taxi ins Krankenhaus haben bringen lassen: Wie viele Sterne haben Sie für die Fahrt gegeben? Und wie viele erhalten?

Hüstel: Titanic

Ihr, ORF-Online-Redakteure,

seid kürzlich mit einer besonderen sprachlichen Perle baden gegangen. Euer Bericht über eine Einigung im Streit zwischen Äthiopien und Ägypten um den Bau eines Nil-Wasserkraftwerks trug nämlich folgende Schlagzeile: »Durchbruch für Äthiopiens Megastaudamm«. Jessasmaria! Auf welche Headlines Eurerseits dürfen wir uns zukünftig noch freuen? »Durchschlagende Erfolge in der Gewaltprävention«, »Durchatmen nach Gasaustritt«, »Durchbruch bei Blinddarm-OP«?

Schon ganz titelgeil: Titanic

Abermals Du, »DB mobil«!

Es ist grundsätzlich plausibel, dass sich die Deinem Namen als Kundenmagazin der Deutschen Bahn innewohnende Beweglichkeit auch inhaltlich in einer gewissen Flexibilität abbildet, wie man heute so sagt. Findest Du aber nicht, dass Du mit dieser Flexibilität etwas zu weit gehst, wenn Du auf Seite 20 Deiner Februar-Ausgabe in der tollen Rubrik »Deutschland verstehen mit Instagram« den Facebook-»Dienst« launig lobst, und zwar mit dem überzeugenden Argument: »Instagram weiß sehr genau, wann der #krapfen Hochsaison hat«, auf Seite 21 dann jedoch »Zwei Gesellschaftskritiken in Buchform« empfiehlst, darunter Nena Schinks Buch »Unfollow! Wie Instagram unser Leben zerstört«, denn siehe: »Es macht süchtiger als Zigaretten und depressiver als ein langer Winter: Nena Schink zeigt, wie Instagram unser Leben ruiniert«?

Das findest Du natürlich nicht, weil es Dir eh wurscht ist, womit Du Deine Hefte vollschreibst.

Kann Dir schon lange nicht mehr folgen: Titanic

Was, luxemburgischer Außenminister Jean Asselborn,

hat der Deutschlandfunk eigentlich gegen Sie in der Hand, dass er Sie augenscheinlich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen und zu jedem beliebigen außenpolitischen Thema interviewen kann? Wann immer wir dort reinschalten, sind Sie zu Gast. Werden Sie erpresst? Oder sind Sie ganz einfach der Wolfgang Bosbach der Hörfunkwelt?

Gehen Sie doch auch mal ins Frühstücksradio, denn dort hört Sie garantiert nicht: Titanic

Heda, »Hamburger Abendblatt«,

da hast Du es den rotgrün-versifften Hamburger Verkehrsplanern ordentlich gegeben: »3414 Straßenbaustellen in einem Jahr – aber gearbeitet wird nur tagsüber«. Ein Wahnsinn, klar. Aber vielleicht ändern sich ja die Mehrheitsverhältnisse demnächst in Deinem Sinne. Merk Dir doch für den Fall schon mal folgende Schlagzeile vor: »Marode Infrastruktur – endlich handelt der Senat: 3414 Baustellen in einem Jahr«.

Falls jedoch der amtierende Senat seine Bauarbeiter doch noch nachts auf die Baustellen scheuchen sollte, käme vielleicht in Frage: »3414 Straßenbaustellen: Nächtlicher Baulärm empört Anwohner. Anna P.: ›Kann seit Wochen nicht mehr richtig schlafen.‹ Das Abendblatt sprach mit Betroffenen …« Und für Deine Ratgeberseite: »Experten warnen: Nachtarbeit bringt den Biorhythmus durcheinander und schädigt Nerven und Kreislauf«.

Hilft immer gern: das Qualitätsjournal Titanic

Recht haben Sie, Sigmar Gabriel!

Auch wir finden den Generalverdacht schlimm, nur weil »man nach dem Ende seiner politischen Laufbahn eine Aufgabe in der Wirtschaft wahrnimmt«, würde man automatisch die eigene »Seele verkaufen«. Was für ein Humbug, gerade bei Ihnen. Denn wo nichts ist, da kann auch nichts verkauft werden. Lernen sicher auch bald die Aktionäre der Deutschen Bank!

Bei unsrer Seel’: Titanic

Martenstein!

»Das Abitur ist dank Abi-Inflation eh nicht mehr viel wert«, gab’s jetzt günstig wie immer in Ihrem dem »Zeit-Magazin« angeschlossenen Altressentiment-Shop. Aber kommen Sie, Marte: Das Abi war zu Ihrer Zeit schon wertlos. Sie haben’s ja schließlich auch!

Volle Punktzahl für Titanic

Immobilienunternehmer Christian Krawinkel!

Sie haben gespendet, und zwar ausgerechnet an die Höcke-AfD, und zwar ausgerechnet kurz nach der fürchterlichen Ministerpräsidentenwahl in Thüringen, und zwar 100 000 Euro. Begründung: aktuelle politische Ereignisse. Sie seien »parteipolitisch nicht gebunden« und nähmen nur Ihre »Rechte als Bürger« Ihres »Vaterlandes« wahr. Wenn man hört, dass Sie auch schon mal einen Teil von Boris Beckers Trophäen mit der Begründung ersteigert haben, ein Zeichen für den »Volkshelden des Sports« und gegen die »Gier gewisser Finanzierungsinstitute« (lassen Sie uns raten: Rothschild?) setzen zu wollen, rundet sich das Bild von Ihnen ab.

Apropos Bild: Man findet nur wenige von Ihnen, aber auf einem sehen Sie aus wie ein vorbestrafter Rocker, den man in einen Maßanzug gesteckt hat, auf dem anderen wie ein Immobilienmakler, der zu Fastnacht als Rocker verkleidet geht. Das scheint uns ungefähr so konsequent wie wenn man gleichzeitig »parteipolitisch nicht gebunden« und Großspender für Höcke sein will.

Weiß hingegen ganz eindeutig, was von Ihnen zu halten ist: Titanic

Sehr geehrte Frau Anna von Treuenfels,

als FDP-Politikerin haben Sie sich für eine schmissige Plakatreihe ablichten lassen. In gediegenem Schwarzweiß blicken Sie so sturmerprobt wie arrogant mit Ihrer Föhnfrisur in die Kamera. Perlenohrringe und Lederjacke – das fetzt.

Cool sind auch Ihre Claims, etwa »Mietpreisbremsen bauen keine Häuser«. Aber sind Sie da nicht hinter Ihren Möglichkeiten geblieben? Warum nicht der Eppendorfer Wählerklientel noch mehr aus dem Herzen sprechen? »Radwege bauen keine SUV« oder »Obdachlosenhilfe baut keine Villen« oder »Eine CO2-Steuer finanziert mir nicht mein Koks«? Das nächste Mal bitte nicht nur wie eine Domina gucken, sondern auch wirklich die verbale Peitsche knallen lassen!

Untertänigst: Ihre Leibeigenen von Titanic

»Zeitschrift für Kulturwissenschaften«!

Da in Deiner aktuellen Ausgabe ein Aufsatz mit dem schönen Titel »Populalalala. Kulturwissenschafts- und Soziologiemusik« zu lesen ist, möchten wir Dich hiermit zur Veröffentlichung weiterer Texte dieser Art anregen. Empfehlenswert scheinen uns dabei vor allem unsere eigenen Forschungsbeiträge »Tatütata! Tatütataschenbuch! Polizeireform und Suhrkamp-Kultur«, »Hahahahannover. Niedersachsen in der Gegenwartskomik« und natürlich »Shalalalala! Shalalalala! Shalalalalaberfächer. Kulturwissenschaft und Soziologie«.

Ta-daa! Titanic

Wow, Jan Schaumann!

Sie sind Managementberater, »Stiltrainer« und Buchautor aus Berlin und antworteten in der Rubrik »Jobcoach« der »Süddeutschen Zeitung« auf die Frage »Wie stoppe ich die Lästerei von Kollegen? Wie schaffe ich es, dem Einhalt zu gebieten, ohne anschließend gemobbt zu werden?« so: »Wie heißt es so schön: Sprich nicht über dich selbst; das wird erledigt, sobald du den Raum verlässt.«

Heißt es das so schön, ja? Wenn einer über sich selbst spricht, müssen die anderen das nicht mehr erledigen, sobald er den Raum verlässt? Langweilen die sich dann und machen am Ende schlimmere Sachen als Tratschen und Lästern?

Fragt (tuschelnd) Titanic

Ihr von McDonald’s!

Wenn Ihr Eure Kunden unter Auslobung eines vermeintlich chancengünstigen Sticker-Gewinnspiels ermuntert, sich Eure dicksten Produkte doppelt und dreifach reinzuschlagen, dann begleitet ihre Customers’ Journey doch auch konsequent weiter und preist als Gewinne keine Reisen oder Autos an, sondern das, was man nach dem Besuch bei Euch wirklich brauchen kann: Blutdruckmessgeräte, Diabetes-Bestecksets oder Herzschrittmacher.

Marketingtipp von Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gute Idee, Porsche-Vorständin Barbara Frenkel …

Sie haben Ihre Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung das (zufälligerweise auch von Porsche produzierte) synthetische Benzin, also E-fuels, subventionieren und somit billiger machen müsse. Denn: »Der Kraftstoff, den wir herstellen, ist viel zu teuer, als dass wir ihn so verwenden könnten.«

Dieser Superidee schließen wir uns gerne an: Wir tippen jetzt jedes Heft auf unseren eigens entwickelten »E-tools« (Kryptotinte), aber weil das doch aufwendiger ist als die Arbeit am PC, fordern wir dann gemeinsam mit Porsche Geld vom Staat, um die Heftkosten zu drücken, ja? Nein? Dann sehen Sie bitte endlich ein, dass Sie sich mit Ihrer ineffizienten Deppentechnologie auf dem Markt nicht durchsetzen werden, und sagen Sie Ihren peinlichen Brummbrumms Lebewohl.

Wünscht Ihnen keine gute Fahrt: Titanic

 Hallo, Literaturkritik!

Was ist los mit Dir? Alt geworden? Müde? Wir waren doch so gut aufeinander eingespielt: Du liest ein neues Werk von Raphaela Edelbauer (»Das flüssige Land«, 2019 / »Dave«, 2021), gerätst aus dem Häuschen, schreibst irgendwas wie »sprachlich souverän« und »Raffinesse« und »Kafka« und »enorme Sprachmächtigkeit« und abermals »Kafka«, und wir schauen uns das schwergelobte Werk etwas genauer an und finden lauter wundersame Stellen, die Du wahrscheinlich überlesen hast: »Der ganze Raum zitterte glückselig vor Neid wie ein trotziger Block Aspik« zum Beispiel. Oder: »Selbst wenn jemand bloß geschäftig und zielgerichtet den Gang hinunterging, war sein Streben vom Habitus eines Handgemenges«. Oder: »Da richtete sich Pawel jäh auf, und die Lider waren wie von transparenten Seilen an der Stirn aufgerafft.«

So weit, so gewohnt. Aber jetzt? Erscheint »Die Inkommensurablen«, Edelbauers dritter Roman in knapp dreieinhalb Jahren – und Du, Literaturkritik, versagst plötzlich. Mäkelst rum! Erstmalig! Hältst das zwar alles weiterhin für »glänzend« und »klaren Stil«, meinst aber, dass sich »da und dort kleine Fehler eingeschlichen« hätten; findest das Buch stur »faszinierend«, aber auch »faszinierend misslungen«; attestierst auf einmal »Manierismus«, ja stellst (mit dem Spiegel) die ganz großen bangen Fragen: »Mist oder Musil?«

Heißt das, dass Dir allmählich was schwant? Dass Du Lunte gerochen hast? Verdacht schöpfst? Dass Dir an Sätzen wie »Dessen Reaktion produzierte eine ungeheure Diskrepanz« oder »Junge Charmeure in Militäruniform liefen ein paar Mädchen nach, die sich beim Kaufen einer Brezel aus der Auslage eines groben Böhmen kokett umdrehten« irgendwas auf-, irgendwas missfällt – Du weißt nur noch nicht, was genau?

Und also R. Edelbauer bloß noch sieben oder acht Romane schreiben muss, bist Du in zehn oder elf Jahren auf dem Laufenden bist, was die Sprachmächtigkeit dieser Art von Literatur betrifft?

Na dann – durchhalten!

Wünscht Titanic

 Ach, »Welt«,

wohl mangels Materials bewarbst Du online einen sieben Jahre alten Artikel aus dem Archiv, und zwar mit den Worten: »Wenn ihr diese Wörter benutzt, wirkt ihr intelligenter.« Dazu ein wahlloses Foto einer jungen Frau.

Nun wollen wir Dich nicht enttäuschen, müssen aber doch auf einen wichtigen Umstand hinweisen, der Dir anscheinend entgangen ist. Man muss nämlich nicht nur bestimmte Wörter benutzen, um intelligent zu erscheinen, sondern diese auch noch in eine komplizierte Reihenfolge bringen, die oft ganz entscheidend ist.

Dumm für oft Welt hält Journalist/innen: Titanic

 Nice one, Ted Cruz!

Sie sind US-Senator und mittlerweile auch hierzulande als rechter Hardliner und Schwurbelkopf der Republikaner halbwegs bekannt. Derzeit setzen Sie sich für die Begrenzung auf zwei Amtszeiten für Senator/innen ein. Und wollen gleichzeitig für eine eigene dritte kandidieren.

Diesen Ansatz finden wir sehr vielversprechend, um die Anliegen Ihrer Partei durchzubringen. Sie sollten ihn unbedingt auch auf andere Themen anwenden! Unsere Vorschläge: Waffenniederlegungen gegen schärfere Waffengesetze, Abtreibungskliniken gegen Abtreibungen und offene Grenzen gegen Einwanderung.

Für weitere Tipps stehen jederzeit zur Verfügung:

Ihre Snowflakes von Titanic

 Bssssssssssssss, Bienen!

Bssssssssssssss, Bienen!

In den USA ist gerade ein Impfstoff für Euch freigegeben worden, nämlich gegen die Amerikanische Faulbrut, die Euch seit einer Weile dahinrafft. Nun wollten wir schon höhnen: »Haha, jetzt wird zurückgestochen! Da merkt Ihr mal, wie unangenehm das ist«, doch dann lasen wir die entsprechende Meldung genauer und erfuhren, dass das Vakzin gar nicht injiziert, sondern dem Gelée Royale für Eure Königinnen beigemengt wird. Erschreckend, wie sich wieder einmal die Impfgegner/innenlobby durchgesetzt hat!

Zeichnet somit erst mal keine Beeontech-Aktien: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 It’s not a Bug

Als Gregor Samsa, Programmierer, eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett erfreulicherweise zu einem ungeheueren Feature verwandelt.

Christian Kroll

 Beim mittelmäßigen Zahnarzt

»Bitte weit aufmachen! Nicht erschrecken, meine Mundhöhlentaschenlampe ist mir vorhin ins Klo gefallen, ich muss eine Wunderkerze benutzen.«

Torsten Gaitzsch

 Marktregeln

Leuten, denen es in der Supermarktschlange nicht schnell genug geht und die deshalb eine unschuldige Mitarbeiterin ankeifen, fehlt das nötige Kassenbewusstsein.

Viola Müter

 Post vom Mediator

Beigelegt: ein Streit.

Andreas Maier

 Medienkritik

Ich kann diese Parfum-Influencer auf Youtube einfach nicht riechen.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 24.02.:

    Die Deutsche Welle über das Krieg-Spezial im aktuellen Heft und andere themenverwandte Titel (Artikel in russisch, aut. Übersetzung).

  • 10.02.:

    Spiegel berichtet: "EU-Untersuchung Russland soll Fake-'Titanic'-Titelseiten verbreitet haben"

  • 10.01.: "Der Teufel vom Dachboden" – Eine persönliche Pardon-Geschichte in der Jungen Welt von Christian Y. Schmidt.
  • 13.12.:

    Anlässlich des 85. Geburtstages Robert Gernhardts erinnert Christian Y. Schmidt in der Jungen Welt an den Satiriker und Vermieter.

  • 26.10.:

    Chefredakteurin Julia Mateus spricht über ihren neuen Posten im Deutschlandfunk, definiert für die Berliner-Zeitung ein letztes Mal den Satirebegriff und gibt Auskunft über ihre Ziele bei WDR5 (Audio). 

Sonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EUR
Titanic unterwegs
25.03.2023 Meinerzhagen, Stadthalle Martin Sonneborn
02.04.2023 Fürstenfeldbruck, Kunsthaus Greser und Lenz