Briefe an die Leser | März 2018


Guggn emol, Rheinland-Pfälzer!

Innerhalb Deutschlands geben die Menschen in Baden am meisten Geld für Wein aus, mehr als 3,30 Euro pro Flasche. Die Saarländer investieren ähnlich viel. Schlußlicht in der Tabelle seid Ihr, Rheinland-Pfälzer: Obwohl Ihr bundesweit die größte Menge Wein vertilgt, ist Euch eine Flasche weniger als 1,99 Euro wert.

Na, Hauptsache, es fließt gut, und die OH-Guppen fluten zügig das Hirn, was? Und bei einem solchen Schnäppchenpreis könnt Ihr am Abend lässig 16 Viertele schlotzen und steht bimbesmäßig immer noch tadellos da.

Rechnung von Titanic

Ach, Trump-Regierung …

Aus der Tagesschau erfuhren wir, daß Du »die Entwicklung von Atomwaffen mit einer geringeren Sprengkraft vorantreiben« willst. Zuerst waren wir von dieser eigenwilligen Form der Diplomatie und Friedenspolitik irritiert, bis wir den Grund dafür erfuhren: Die jetzigen Atomwaffen könnten nicht der Abschreckung dienen, da niemand mit einem wirklichen Einsatz rechne.

Laß Dir gesagt sein: Seit dem Beginn Deiner Legislatur rechnen nicht nur alle mit einem Einsatz dieser Waffen, wir sind sogar über jeden Tag verwundert, an dem es nicht so weit kommt.

Grüße aus dem Bunker Titanic

Forscher/-innen der University of Colorado Boulder!

Ihr habt im Zentrum der Galaxie ein supermassives Schwarzes Loch namens SDSS J1354+1327 gestalkt und darüber im »Astrophysical Journal« berichtet: »Wir haben das Objekt dabei beobachtet, wie es speist, rülpst und schläft und dann wieder speist, rülpst und schläft.«

Liebes Astronomenteam, für solche Beobachtungen muß man doch nicht 800 Millionen Lichtjahre in die Ferne schweifen. Wenn Ihr Objekte dabei beobachten wollt, wie sie verdichtete Gaswolken einsaugen und dann sternhagelvoll speisen, rülpsen und schlafen, reicht ein Besuch in einer irdischen Studenten-WG! Und die »nicht sehr guten Tischmanieren« von Schwarzen Löchern sieht man genausogut beim Redaktionsschluß-Dinner der Titanic

Schade, Marco Bizzarri!

Wie wir dem »Spiegel« entnehmen, haben Sie jahrelang einen Großteil Ihres Millionengehalts als Gucci-Chef und »Liebling der Analysten« über eine Briefkastenfirma in Luxemburg an eine Schweizer Fake-Adresse bezogen und dadurch jede Menge Steuern gespart. Ein derartiges Verhalten hätten wir aber gerade von Ihnen, Signore Bizzarri, am allerwenigsten erwartet. Schließlich ist es nicht im geringsten absonderlich, ausgefallen, eigenwillig schroff-verzerrt, extravagant, grotesk, seltsam, schrullenhaft, wunderlich oder irre, sondern einfach nur: vorhersehbar.

Enttäuscht: Titanic

Bei Dir, »Neues Deutschland«,

lasen wir einen Artikel über den »Kritischen Agrarbericht 2018«, und zwar unter der Überschrift »Wachstum ist nicht alles«. Und wir Ahnungslosen hatten doch tatsächlich gedacht, genau darum gehe es in der Landwirtschaft.

Dafür dann eben mit den dicksten Kartoffeln: Titanic

Sie, Gesche Joost,

arbeiten als Digitalbotschafterin der Bundesregierung von Sigmar Gabriels Gnaden eigentlich »unabhängig« und »ehrenamtlich«. Jetzt hat ein Rechercheteam von »Spiegel« und »Report Mainz« allerdings aufgedeckt, wie gut Sie vernetzt sind: ein bißchen zu gut nämlich. Aufsichtsrätin bei Ing-Diba, Kuratorin der Telekom-Stiftung und »Principal Investigator« des »Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft« heißen nur einige der teils fürstlich bezahlten Posten innerhalb des »Systems Gesche Joost« (»Spiegel«).

Uns beschleicht da ein schrecklicher Verdacht: Kann es sein, daß Sie eine künstliche Intelligenz in einem menschlichen Körper sind, mehr Bot als Botschafterin, so etwas wie Skynet, ein sich selbständig ausbreitendes Computernetzwerk mit dem Ziel, in sämtlichen Gremien, Vorständen und Executive Boards des Landes einen Joost-Host zu installieren? Augenblick – da kommt gerade eine Nachricht aus dem Redaktionsfaxgerät … Oh. Sie sind ab sofort unsere neue Herausgeberin? Ähm, dann … herzlich willkommen?

Richtet ein zusätzliches Büro ein: Titanic

Hey, Frau aus der Schlange,

die Sie mit einem Denn’s-Biomarkt-Beutel bei Edeka einkaufen gehen: Was wollen Sie uns da so subtil bewußt machen? Daß Sie eigentlich Besseres gewohnt sind und sich nur zufällig/ausnahmsweise auf unseren traurigen Level herabbegeben haben?

Oder kommt es Ihnen darauf an, auf dem Rückweg vor der Nachbarschaft die Fassade aufrechtzuhalten, auch wenn es finanziell gerade nicht so gut läuft? Werden Sie gemobbt, wenn Sie nicht zeigen, daß Sie eigentlich vorbildlich sind?

Wundert sich: Titanic

Schockiert, Christopher Lauer,

waren wir nach Deiner Ankündigung, Dich mit sofortiger Wirkung aus der Politik zurückziehen. Nachdem Du Dich gerade erst vom langsam sinkenden Boot der Piraten auf den Schulzzug gerettet hattest, verläßt Du dieses zugegeben etwas zum Stehen gekommene Gefährt jetzt ebenfalls. Und sprichst statt dessen auf Twitter die drängenden Probleme unserer Zeit an: »US-Startups schießen Autos auf den Mars. Deutsche Startups liefern dir Essen auf Fahrrädern, aber nur von Restaurants aus einem Umkreis von 2 km um Deinen Wohnort.« Wie immer legst Du den Finger in die Wunde, aber dürfen wir Dich um eines bitten? Versuche bloß nicht, als nächstes Foodora umzukrempeln. Wenn Du das auch noch an die Wand fährst, verhungern Tausende junger Startupper in ganz Deutschland. Sprich doch lieber bei der FDP vor!

Rät Titanic

Haha, FAZ-Kopf Joachim Müller-Jung!

Wenn es um die Ehre der Autoindustrie für Deutschland geht, werfen Sie schon mal Ihren Wortspielmotor an, und der stottert: »Die Enthüllungen über die Abgasversuche … haben einen moralischen Airbag ausgelöst. Die Industrie hat den Frontalzusammenstoß provoziert … eine ethische Geisterfahrt.« Nun muß sie wohl mal einen ethischen Gang zurückschalten, in die Moralbremsen steigen, durch den Werte-TÜV, bei dem die Firmenphilosophie aufgebockt … Ähm, hust, keuch … herrje, Müller-Jung, womit haben Sie da unsere Hirne eingenebelt?

Bricht den Versuch besser ab: Titanic

Hui, Christian Lindner!

Nachdem wir kurze Zeit erfrischend wenig von Ihnen gehört hatten, sahen wir Sie doch wieder im Fernsehen, bei Anne Will, und da hatten Sie dermaßen glasige, rötliche Augen, daß wir uns gefragt haben, ob Ihnen kurz vor der Aufnahme Peter Altmaier auf die Füße getreten ist und Sie deswegen weinen mußtenoder ob Sie Martin Schulz backstage verbal attackiert und einen wunden Punkt getroffen hat. Oder haben Sie, um Ihre street credibility anzukurbeln, einfach einen geraucht?

Würde gerne wissen: Titanic

Du, Erich-Fromm-Gesellschaft,

hast am 21. Februar dieses Jahres etwas an den Jenaer Soziologen Prof. Dr. Hartmut Rosa verliehen, kannst Dich aber ausweislich Deiner Website bis heute nicht entscheiden, ob es der »Erich-Fromm-Preis«, der »Erich Fromm Preis« oder gar der »Erich Fromm-Preis« war. Unfromm, wie wir sind, können wir Dir für diese Höchstleistung leider weder den »Erich-Frommpreis« noch den »Erichfromm-Preis« zuerkennen. Aber die Thorsten-Schäfer-Gümbel-Ehrenmedaille der Annegret-Kramp-Karrenbauer-Stiftung ist Dir sicher.

Viele Grüße, auch an Herrn Fromm-Preis! Titanic

Kuckuck, Dirk Müller!

Irgend etwas muß in unserem Kaffee gewesen sein, denn neulich lasen wir freiwillig ein Interview, das »Focus Money« mit Ihnen, dem »Mister Dax«, geführt hatte. Wir rechneten eh mit dem Allerschlimmsten, aber Ihre Aussage »Wenn die Börse eines lehrt: Dann ist es Demut« pustete uns gleich so dermaßen das Hirn durcheinander, daß wir uns erst ein paar Sätze später bei »Da geht es ein bißchen zu wie im Casino« und »Für Zocker ist das ein Paradies« wieder einigermaßen erholen konnten.

Es ist also doch noch die gute alte Frankfurter Börse. Gott sei Dank! Jagen Sie uns, Müller, bitte nie wieder einen solchen Schrecken ein. Daß Sie dem Geld-»Focus« später im Gespräch noch »Wir haben noch nie in einer Demokratie gelebt« steckten, hat dann zum Glück nicht mehr gelesen: Titanic

Rammstein-Keyboarder Christian Lorenz alias Flake!

Als Alt-Prenzlberger leben Sie seit einigen Jahren wieder in dem Haus, in dem Sie aufgewachsen sind, erkennen aber einem Interview in der »Süddeutschen Zeitung« zufolge das Berlin Ihrer Kindheit nicht wieder: »Es ist, als sei die Wohnung in eine andere Stadt gesetzt worden. Nürnberg vielleicht. Es gemahnt mich hier vieles an eine westdeutsche Kleinstadt.« Oder gar an die Gentrifizierungen in süddeutschen Metropolen? Wolfsburg vielleicht. Nicht zu vergessen die Boomtowns Ostdeutschlands, Rothenburg ob der Tauber und Hallig Hooge, wa? Eins scheint jedoch all diesen Orten gemein, wie Sie zumindest selbstkritisch anmerken: »Es leben inzwischen sehr viele unangenehme Menschen hier.«

Ziehen deswegen auch gar nicht erst zu Ihnen nach Dummsdorf: die Deutschlandkenner von Titanic
(Frankfurt am Rhein)

Aber hallo, Barbara Vinken!

In der WOZ schrieben Sie noch einmal, was schon die französischen Catherines in ihrem offenen Brief über #Metoo geäußert hatten. Neben der ständigen Projektion, es handele sich bei Kritikerinnen der Debatte, im Gegensatz zu den lynchenden Hexenjägerinnen, um »geistreiche«, »starke« Frauen »mit Autorität«, die sich ihren Stand »selbst zu verdanken« haben (Frau Robbe-Grillet führten Sie aber als »Ehefrau eines berühmten Autors«), entführten Sie uns ungefragt in ihren Sprachsnob-Porno und sinnierten über »dem Eros Unterworfene und andere dem Eros Unterwerfende«, »erotische Profile«, »Subjekte vom Genuß«, »passive Hingabe«, »alle, dem Eros unterworfen«, »Bateaux-mouches«, einen »Diskurs, indem wir alle der Gewalt des Eros unterworfen sind«, »Verteidigung des Eros«, »erotische Affizierung«, »erotische Entrückung«, »erotische Draufgänger«, »Erosverachtung« und »wenn wir in die Klauen des Eros geraten, der uns bekanntlich unterwirft«.

Kann es sein, daß Sie einfach nur gern ficken?

Munkelnd: Titanic

Sehr geehrter Wladimir Putin,

neulich lasen wir, daß Sie in der Kaukasusrepublik Tschetschenien ein Skigebiet aufbauen wollen. Indem Sie den Gebirgsbewohnern eine wirtschaftliche Perspektive bieten, wollen Sie den Radikalismus aus dieser Gegend vertreiben. Ob das nicht vergebliche Liebesmüh ist? Bei uns, vor allem in Bayern und im benachbarten Österreich, gibt es bereits eine Menge Skigebiete und trotzdem mehr als genügend grimmige Schluchtentrolle mit radikalen Ansichten.

Da mal drüber nachdenken. Titanic

Und aber, Fa. Matze Marpe (Hauptstadt)!

Deine Brillen sind, lasen wir beim Optiker, »handmade in Germany«, so daß es sich im ganzen also um Brillen von »Matze Marpe – handmade in Germany« handelt, so daß also, trügen wir eine Brille von Matze Marpe und fragte uns wer nach der Herkunft eines Deiner smart urbanen Nasenfahrräder, wir sagen müßten: »Weiß nicht« oder »Gucci«, weil das ja für Leute, die nicht mit allem einverstanden sind, ein Ding der Unmöglichkeit ist, auf die Frage nach ihrer Brille mit »Matze Marpe – handmade in Germany« zu antworten.

Hattest Du Dir schon so gedacht? Zielgruppe und so?

Weiterhin viel Durchblick wünscht Titanic

Liebe Katharina Schwabedissen!

Als Gewerkschaftssekretärin und Politikerin der Linkspartei geißelten Sie den Kompromiß, den Union und SPD zur Beschränkung des Familiennachzugs von Kriegsflüchtlingen in den Bundestag einbrachten, kurz vor seiner Verabschiedung mit durchaus angemessenen Worten: »Zum Kotzen ist diese Debatte!« Lachen mußten wir aber über die Begründung, die Sie Ihrem Facebook-Post anfügten: »Wer Waffen in alle Welt verkauft, muß auch für die Folgen Verantwortung übernehmen!«

Hand aufs Herz, Frau Schwabedissen: Würde Sie denn eine verantwortungsvolle und demgemäß unbegrenzte Aufnahme von Kriegsflüchtlingen tatsächlich mit den grandiosen Exporterfolgen der deutschen Rüstungsindustrie versöhnen? Könnte das Land also gerne megatonnenweise Kriegsgerät in Krisengebiete liefern, wenn es sich anschließend hingebungsvoll um die davor fliehenden Asylbewerber kümmerte?

Oder ist das nur wieder ein Beispiel für die um sich greifende Ätschebätsch-Logik, die uns irgendwelche beliebigen argumentativen Waffen andrehen will, ohne sich um die Folgen zu scheren?

Um etwas mehr Verantwortung im Diskussionsgefecht bittet Titanic

Saxophonist Beat Kappeler!

Zu den Schweizer Orchestern, in denen Sie mitspielen, zählt auch das renommierte Sinfonieorchester Basel. Was wir, ehrlich gesagt, sehr bedauerlich finden. Ein Mann wie Sie, Beat, darf sein Talent doch nicht an die klassische Musik verschwenden. Sie gehören in eine Beat-Band!

Yeah, yeah, yeah! Titanic

Tanit Koch!

Ihren Rückzug als Chefredakteurin der »Bild«, wo Sie dem ohnehin schon vorgesetzten Marken-Chef Julian Reichelt nun auch formal Platz machen mußten, begründeten Sie wie folgt: »Wenn zwei Menschen professionell nicht harmonieren, läßt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen«, aber damit sei nun Schluß. Denn Ihnen ist klar geworden, daß »›Bild‹ sich nicht durch Kompromisse« auszeichnet, »sondern durch Klarheit«.

Und wissen Sie was? Das begrüßen wir sehr! Damit hat »Bild« endgültig wieder das Gesicht, das es verdient, nämlich die Haßfratze von Julian Reichelt. Und im Sinne der Klarheit sehen wir Sie dann demnächst ja sicherlich wieder als »Bild-Girl«. Dann ist endlich alles wieder an seinem Platz.

Kompromißlos: Titanic

Frank Bsirske!

Als Gründer und Dauerdiktator der beliebten Gewerkschaftssimulation »Verdi« haben Sie geruht, der Taz ein Interview zu geben – die darüber so begeistert war, unangenehme Fragen wie etwa nach Ihrer Komplizenschaft bei der Einführung von Hartz IV gleich ganz außen vor zu lassen, um sich statt dessen enkelmäßig anzukuscheln (»Wird das nicht irgendwann langweilig, so lange denselben Job zu machen?«). Einen seltenen Höhepunkt erreichte die Hofberichterstattung mit der letzten Frage: »Zum Abschluß die Bitte um eine Ergänzung: Lachen gehört zu einem Gewerkschafter…«, worauf Sie, Bsirske, geistig ganz auf der Höhe Ihres Interviewers, mit »… einfach dazu!« konterten.

Lachen gehört natürlich ebenso einfach zum Metier des Seifensieders, des Scharfrichters und des Leichenwäschers, aber die brauchen normalerweise keinen aufs allerbeliebigste herbeigeschriebenen human interest, der beim Interview mit Leuten wie Ihnen gerade so die Maske der Menschlichkeit vor dem Zerbröckeln bewahrt.

Und jetzt bitte lachen! Titanic

Sag mal Du, »Teekanne«-Tee!

Es ist ja prima, auf Deine »Selection Highland Darjeeling«-Packung »hand picked loose leaf tea« zu schreiben; noch primaer ist es, diesen wunderbar losen Tee erst portionsweise in ein pyramidenförmiges Kunststoffnetz zu füllen und dieses Netz dann noch einmal in ein Kunststofftütchen zu stecken.

Unloser, »Teekanne«, geht es nicht; und was verstehst Du also unter »lose«? Daß die Teeblätter nicht zusammenkleben? Oder daß Du nur eine sehr lose Ahnung vom Müllproblem hast?

Deine losen Mundwerke von Titanic

Sie gibt’s ja auch noch, Jürgen Trittin!

In der Taz verteidigten Sie die programmatische Ausrichtung Ihrer Partei, zum Beispiel bei der Vermögenssteuer: »Das steht bei uns immer noch so im Parteiprogramm. Ich habe mir neulich mal den Spaß gemacht, mir die Parteiprogramme von 2009, 2013 und 2017 anzusehen, und festgestellt: Diese Forderung und auch andere zur Verringerung der gesellschaftlichen Ungleichheit standen immer mit drin.« Haha! Klingt ja fast, als wären Sie überrascht. Aber wenn’s im Programm stand, dann wurde ja sicher alles dafür getan. Weiter meinten Sie zum gescheiterten »Jamaika«-Versuch: »Wir haben bei den Sondierungen eine massive Entlastung der unteren Einkommen erreicht …«

Ja, wie? Sie haben schon in den Sondierungen, also noch vor den eigentlichen Verhandlungen, Forderungen durchgesetzt? Einfach nur, indem Sie sie geäußert haben? Das ist ja schier unglaublich! Was werden Sie als nächstes tun? Die Altersarmut bekämpfen, indem Sie sich öffentlich gegen sie aussprechen? Die Rüstungsexporte stoppen, indem Sie die Augen schließen und es sich ganz doll wünschen? Dann kann ja nichts mehr schiefgehen!

Hakt Sie trotzdem ab: Titanic

Joe Kaeser!

»Mich beschäftigen die Schicksale der Menschen«, behaupteten Sie (vermutlich ohne rot zu werden) in der »Süddeutschen Zeitung«, als Sie gefragt wurden, ob Sie bzw. die Ihnen unterstehende Firma Siemens mit »den geplanten Entlassungen in Ostdeutschland« nicht am Ende »die AfD stärken« würden. Ihre Anteilnahme ist allerdings nicht auf Ihrem eigenen Unternehmermist gewachsen, sondern verdankt sich einer für Sie offensichtlich inspirierenden Unterhaltung in privatem Rahmen: »Meine älteste Tochter hat vor kurzem zu mir gesagt: ›Papa, Jobs sind nun mal ein wichtiger Bestandteil im Leben.‹ Das hat mich echt nachdenklich gemacht.« Mit Recht!

Und weil Kindermund bekanntlich Wahrheit kundtut, Ihre Tochter zudem kein naiver Dreikaeserhoch, sondern ein lebenserfahrener Mensch zu sein scheint und Sie offensichtlich bis zum überraschenden Gespräch mit dem Nachwuchs Jobs nicht als wichtigen Lebensbestandteil betrachtet haben, ergo auch nicht zu benötigen scheinen: Wie wäre es also, Kaeser, wenn Sie Ihre eigene Entlassung planen und fristlos durchführen würden?

Findet echt bedenkenswert: Titanic

Philipp Wittrock (»Spiegel online«)!

Manchmal kommen auch wir an unsere Grenzen bei der verzweifelten Erziehung von Journalistenschulenabgängern und »Spiegel«-Aufsteigern wie Ihnen. Denn es ist sicherlich vollkommen unmöglich, Ihnen verständlich zu machen, was alles bzw. daß alles an diesen Worten falsch ist, die Sie als »Kommentar« zum Koalitionsvertrag in Ihr Boulevardportal gehauen haben: »Aufbruchstimmung? Großer Wurf? Na ja. Die Erwartungen an eine neuerliche Große Koalition sind gering. Genau darin liegt die Chance für Union und SPD.«

Wer solchen Meinungsblindtext, den man zu beliebigen Themen von SZ bis »Zeit« genau so lesen muß, zudem mit der Überschrift »Überrascht uns!« versieht, dem sei nicht nur die Große Koalition gegönnt, sondern auch …

Ja, was?

Würde Sie gern überraschen: Titanic

Hey, Musikfachblatt »Billboard«!

Folgende Frage stellst Du via Twitter: »Marc Anthony or Enrique Iglesias? Who’s your favorite Latin daddy with twins?« Unbestritten ein wichtiges Thema, aber gehört das nicht eigentlich eher zu Pornhub?

Deine Enrique-Fanatiker von Titanic

Bonjour, Volker Kauder (CDU)!

»Heute kann man sich gar nicht mehr vorstellen, daß es in unserem Land möglich wäre, für einen Krieg gegen Frankreich zu mobilisieren«, parlierten Sie im Bundestag anläßlich des 55. Jahrestags der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages. Wie kommt es aber zu dieser Phantasielosigkeit? »Dies hat etwas damit zu tun, daß wir Frankreich als einen Teil von uns betrachten«, so Ihre Erklärung.

Jetzt hoffen wir, daß das Auditorium wie meist Ihre Rede selig verschlafen hat, denn exakt dieses Argument hat unsere Ahnen bereits des öfteren zur genau gegenteiligen Aktion motiviert. Schon vergessen? Googeln Sie einfach mal »Elsaß-Lothringen«.

Regermanisierte Grüße von Titanic

Sie, Deutschlandfunk-Moderator Jürgen Wiebicke,

wollten in der »Länderzeit« aus einem nicht von einer Kirche, sondern dem Humanistischen Verband betriebenen Hospiz in Berlin klären, »wie das geht, atheistisch zu sterben«. Da wir den Rest Ihrer ziemlich langen Sendung leider nicht verfolgt haben, treibt uns die Frage um: Hat Ihnen ein Atheist aus dem Jenseits seine Erfahrungen schildern können? Wenn ja, haben Sie das gewonnene Wissen schon teuer an die eine oder andere Kirche verscherbeln können?

Oder sind Sie inzwischen wegen Blödheit kaltgestellt worden?

Fragt, auf ewig lebendig, Ihre Titanic

Pharmaindustrie!

Wenn man all Deine Tablettenschachteln betrachtet, weiß man ja selten, was drin ist. Hexanol, Paracetamol … da muß man erst umständlich das Kleingedruckte lesen oder einfach drauflos raten. Höchstens das Kindern empfohlene »Flatulini« oder das Erwachsenen vorbehaltene »Hyperviril« sind löbliche Ausnahmen.

Und dann das: die »PiDaNa«, die »Pille danach«! Ein narrensicherer Name, bei dem es kein Wunder ist, daß das Produkt inzwischen Marktführer in seinem Segment ist. Wie wäre es denn, wenn Du einfach alle Deine Produkte umbenenntest?

Würden Beruhigungspillen »BeRuPi« heißen oder Antidepressiva »AnDeSi«, jeder würde sie sich sofort wie Smarties einwerfen. Und was sich hinter »AbFüTro«, »FiZä« oder »GleiMi« verbirgt, versteht wohl jedes Kind. Gute Geschäftsidee?

Da nicht für!

Deine SchlaMi-Schlucker von Titanic

Übrigens, »Welt«,

was geht bei Deinen Autoren und Autorinnen eigentlich so ab, daß Du einen Artikel über »die traurige Sex-Realität von Paaren und Ü-30ern« unter der Rubrik »Neues aus der Redaktion« erscheinen läßt? Ach, wir wollen’s lieber gar nicht wissen.

TMI! Titanic

Hallo auch, »Welt«,

die Du da schlagzeiltest: »Sturmtief Burglind: Helgoland zeitweise vom Festland abgeschnitten«. Der Begriff »Hochseeinsel« sagt Dir aber schon etwas, oder?

Mast- und Schotbruch wünscht Titanic

Einen Versuch, »Hamburger Morgenpost«,

war es natürlich wert: Ein Strafprozeß wurde laut Artikelüberschrift gegen einen »G20-Bubi« geführt. Daß Du damit die »Krawall-Barbie«-Aktion der »Bild« imitieren willst, ist ja ganz offensichtlich, aber wir müssen Dich enttäuschen: Bei Deinem Publikum zieht einfach nichts so gut wie der gute, alte Sexismus. Da hilft auch kein noch so gutgemeintes Altersbashing. Aber warum bloß kennen wir die Bedürfnisse Deiner Leser besser als Du?

Wundern sich die Seite-3-Barbies von Titanic

Donnerwetter, Lisa Fitz!

In Ihrem Augenöffner-Song »Ich sehe was, was du nicht siehst« stellen Sie nicht nur korrekt fest: »Die Welt wird fieser«, sondern fragen sich und uns rhetorisch: »An wem mag’s liegen?«, was Sie in den folgenden quälend langen Minuten wenig subtil beantworten: »Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern … Rothschilds, Rockefeller, Soros & Consorten, die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten. Die … JP Morgans, Goldman Sachs und deren Schranzen … Kaltblüter … gierige Männer, Mördergreise« und so fort. Für diesen Mut zur Wahrheit werden Sie auf einschlägigen Verschwörungsseiten gefeiert, daß Didi Hallervorden neidisch werden könnte.

Auch wir möchten uns Ihre Zeilen zu Herzen nehmen, insbesondere den Abschnitt »Mach den Mund auf und sage, was du siehst! Die Wahrheit ist oft leider ziemlich fies«. Wohlan: Wir sehen und vor allem hören eine abgehalfterte Bayernschranze, die als fiese Xavier-Naidoo-Kopie das Einmaleins der Weltregierungsnulpen herunterrappt, um mit schleimigem Beifall aus dem übelriechendsten Aluhut-Keller zu kompensieren, daß sie auf dem Scheißeberg des reichsdeutschen Kabaretts keine Euros mehr hortet.

Fies genug?

Shalömchen Titanic

Liebe »Zeit online«!

Noch aus dem alten Jahr, nämlich vom 12.12.2017, doch so fresh wie quasi von morgen, stammt Deine Meldung »Berliner Senat will Werbeverbot für Abtreibung abschaffen«. Wir brauchten tatsächlich geschlagene fünf Minuten, bis wir uns sicher waren, ob wir das jetzt gut oder schlecht finden. Wir meinen darüber hinaus, daß auch umgekehrt die Schweigeerlaubnis betr. eines eventuellen Nicht-Schwangerseins in keinem Fall kommuniziert werden sollte.

Deine Hirnverdreher auf der Titanic

Matthew LoPresti!

Sie sind demokratisches Mitglied des hawaiianischen Abgeordnetenhauses und berichteten CNN über Ihre persönlichen Erfahrungen vom 38 Minuten währenden Raketenfehlalarm Mitte Januar: »Ich saß mit meinen Kindern in der Badewanne, und wir haben gebetet.«

Sauber; aber wäre es nicht sinnvoller gewesen, statt sich metaphorisch von allen Sünden reinzuwaschen, irgendwo realen Schutz zu suchen?

In God we don’t trust: Titanic

AfD!

Jetzt ist der Vorsitz im Haushaltsausschuß des Bundestags also an Dich gegangen, und zwar an Dein Mitglied Peter Boehringer. Verrätst Du damit nicht Deine Ideale? Schließlich ist Haushalt seit jeher Frauendomäne!

Warnt Dich vor den aus Wut überkochenden Frauen in Deiner Fraktion:

das Küchenkabinett von Titanic

Und überhaupt, Kühnert:

Haben Sie angesichts Ihres Kampfes und Ihrer Kampagne gegen eine erneute große Koalition denn überhaupt keine Angst vor der Strafe Ihrer Partei? Sie wissen doch, was aus der früheren Juso-Vorsitzenden Andrea Nahles geworden ist: Erst wurde sie SPD-Generalsekretärin, dann Fraktionsvorsitzende und nun sogar Parteichefin. Und das schlimmste: Zwischendurch war sie sogar selbst Ministerin in einer großen Koalition! Deshalb: Passen Sie gut auf sich auf! Andernfalls drohen auch Ihnen Partei- und Regierungsämter lebenslänglich.

Warnung von Titanic

Ach je, Kevin Kühnert, bekannter Juso!

Nachdem der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD zustande gekommen war, erklärten Sie Phoenix, Sie seien zwar immer noch gegen die große Koalition, andererseits müsse man auch anerkennen, daß gewisse »Projekte« nicht zu verwirklichen seien, wenn man sich aus der Regierung heraushalte; die SPD-Verhandlungsführer hätten alles gegeben, nur mit der CDU sei eben mehr nicht möglich gewesen. Und da klangen Sie fast schon genau so, wie Sie in einigen Jahren klingen werden, wenn Sie eifrig Waffenexporte an religiöse Fanatiker absegnen, Agenden aushecken und jede andere Schweinerei, die deutsche Kapitalinteressen erfordern, beflissen und ohne jeden Widerstand durchführen werden. Genau wie alle anderen Juso-Vorsitzenden vor Ihnen.

Jetzt schon gelangweilt: Titanic

Haha, Elon Musk,

da haben Sie doch tatsächlich, prust!, Ihr Cabriolet, einen roten Tesla Roadster, in eine Rakete gestopft, diese unten angezündet und das Ganze zum Mars geschickt. Herrlich! »Es ist ein kindischer Spaß, aber kindische Späße sind wichtig«, erklärten Sie dazu. Als milliardenschwerer Jokester stehen Sie ja überhaupt für die spaßigen Seiten des Lebens, weswegen Sie zur Freude der weltweiten Wirtschaftspresse auch bewiesen haben, daß ein Elektroauto durchaus überteuert, übermotorisiert und in seiner Energiebilanz verschwenderisch genug sein kann, um auch für statushungrige Kindsköpfe interessant zu bleiben. Die Art von Spaß, die Ihresgleichen meint, hat nämlich immer nur mit einer Grenzüberschreitung zu tun: der Unbescheidenheit. Die Verschwendung als etwas Rebellisches zu tarnen ist ein cleverer Trick der Dunklen Macht, aber die Rebellion hat Euch durchschaut!

Ihre Spaß-Krieger der Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ho ho ho, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro!

Ho ho ho, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro!

Mitten im Streit um das wohl von Ihnen manipulierte Wahlergebnis bei der Präsidentschaftswahl haben Sie wieder einmal tief in die politische Trickkiste gegriffen: »Es ist September, und es riecht schon nach Weihnachten«, frohlockten Sie in einer Fernsehansprache. »Als Dank an das kämpferische Volk werde ich daher Weihnachten per Dekret auf den 1. Oktober vorziehen.«

Wir haben sogar eine noch bessere Idee, Maduro: Könnten Sie nicht per Dekret Weihnachten von Anfang Oktober bis Ende Dezember stattfinden lassen? Im Gegensatz zum Kanzler in seinem kapitalistischen Schweinesystem können Sie doch sicher bestimmen, dass die planwirtschaftliche Lebkuchen-Vanillekipferl-Produktion schon im Juni anläuft. So können Sie sich nicht nur ein paar Tage, sondern ganze drei Monate Ruhe zum Fest schenken!

Rät Titanic

 Stefan Schlatt, Reproduktionsbiologe an der Uni Münster!

Sie gaben im Zeit-Wissensteil ein ganzseitiges Interview, das wie folgt betitelt wurde: »Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes«. Eine billige Masche der Zeit, mit einer bizarren Überschrift Neugier zu wecken, das war uns sofort klar. Dennoch wollten wir natürlich wissen, in welchem Zusammenhang Sie das oben Zitierte von sich gaben.

»Der Testosteronspiegel des Mannes geht nur langsam zurück, vor allem, weil er im Alter immer dicker wird und nicht mehr so gesund ist wie mit 25. Dies zeigt sich dann an der Hormonproduktion im Hoden. Bergleute haben früher Kanarienvögel mit unter Tage genommen, die Alarm schlugen, wenn die Luft dünner wurde. Man könnte sagen: Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes.«

Wo sollen wir anfangen, Schlatt? Der Kanarienvogel diente Bergleuten als Indikator für die sinnlich nicht wahrnehmbare Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung. Diese soll in Ihrer Metapher wohl der niedrige Testosteronspiegel sein, der nicht etwa durch das Übergewicht, sondern nur durch den Hoden zu erkennen ist. Und das geschieht wie, Schlatt? Schlägt der Hoden Alarm, indem er laut zwitschert? Sind die Kanarienvögel unter Tage nicht vielmehr verstummt und tot umgefallen? Und was ist in Ihrer Analogie eigentlich der Käfig für den singenden Hoden?

Fest steht hier im Grunde nur eins: Bei Ihnen piept es gehörig – im Kopf und in der Hose.

Tirili: Titanic

 Bitte schön, Annika Stechemesser!

Sie sind Klimaforscherin in Potsdam, wurden in der Frankfurter Rundschau am Tag nach den brisanten Landtagswahlen zum Thema »effektiver Klimaschutz« interviewt, und da wir heute auf keinen Fall Witze mit Namen machen wollen, lassen wir das einfach mal so stechen, äh, stehen!

Ganz lieb grüßt Ihre Titanic

 Katsching, Todd Boehly!

Sie haben sich von Ihrem sauer Errafften den englischen Fußballverein FC Chelsea angelacht, der Titel holen soll, allerdings unter Ihrer Leitung lediglich einen einstelligen Tabellenplatz im nationalen Wettbewerb vorzuweisen hat. Zur Generalüberholung der in der Mittelmäßigkeit versackten Blauhemden sind auf Ihr Geheiß für über eine Milliarde Euro insgesamt 39 Fußballer verpflichtet worden, womit der aktuelle Kader mindestens 44 Spieler umfasst (darunter zehn Torhüter, von denen laut derzeit gültigem Regelwerk leider trotzdem nur einer das Tor hüten darf).

Zu dem über Ihrer Truppe ausgekübelten Spott tragen wir allerdings nicht bei, aus unserem Mund also keine Mutmaßungen über beengte Verhältnisse unter der Dusche oder die vollen Körbe am Trikotwaschtag. Denn selbstverständlich wird ein ausgebufftes Finanzgenie wie Sie, Boehly, seine Gründe haben, viermal elf Freunde mit Verträgen, die zum Teil bis ins nächste Jahrzehnt laufen, auszustatten. Denn wissen wir nicht alle, dass in diesen unsicheren Zeiten das Geld auf der Bank am besten aufgehoben ist?

Guckt eh lieber von der Tribüne aus zu: Titanic

 Keine Frage, DHT Speditionsgesellschaft,

steht da auf Deinen Lkw, sondern eine Aussage: »Lust auf Last«.

Als Du damit auf der Autobahn an uns vorbeirauschtest, waren wir erst mal verwirrt: Kann man wirklich Lust auf etwas haben, was laut Duden »durch sein Gewicht als drückend empfunden wird«? Erst dachten wir noch, dass Du vielleicht was anderes damit meinst. »Last Christmas, I gave you my heart«, »Last uns froh und munter sein«, »I last my heart in San Francisco« – irgendwie so was.

Aber offenbar behauptest Du tatsächlich einfach, dass Du Spaß an der monotonen und zermürbenden Aufgabe hättest, dem Kapitalismus seine Waren über die stinkenden Autobahnen zu fahren, dabei Sonntage auf zugepissten Autohöfen zu verbringen und Dich beim Überholmanöver von Teslas und Audi A-Sonstwas anhupen zu lassen. Diese »Lust« wünschen wir Dir von ganzem Herzen, aber vermuten doch ganz stark, dass Dir der Spruch von jemandem auf den Lkw diktiert wurde, der bei der Berufswahl »Lust auf Marketing« hatte und seine Mittagspausen nicht in der Fahrerkabine, sondern beim Bagel-Laden in der Innenstadt verbringt.

Fahren an der nächsten Ausfahrt ab: Deine Leichtgewichte von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Obacht!

Die Ankündigung von Mautgebühren ist furchterregend, aber so richtig Gänsehaut bekomme ich immer erst, wenn bei Google Maps als »Warnhinweis« auftaucht: »Diese Route verläuft durch Österreich.«

Norbert Behr

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
11.10.2024 Coesfeld, Stadtbücherei Gerhard Henschel
12.10.2024 Bad Lauchstädt, Goethe Theater Max Goldt
12.10.2024 Freiburg, Vorderhaus Thomas Gsella
12.10.2024 Magdeburg, Moritzhof Hauck & Bauer