Briefe an die Leser | August 2018


Innenärgernis Horst Seehofer!

Neulich schalteten wir im ZDF »Aktenzeichen XY – ungelöst« ein – denn soweit sind wir mittlerweile, dass wir »Aktenzeichen XY« zur Ablenkung und Entspannung brauchen –, und da baute sich mittendrinne wer vor unseren Augen auf? Sie, Herr Minister!

Sie sind nämlich heuer Schirmherr des XY-Preises für Zivilcourage, welcher an Personen verliehen wird, die durch beherztes Eingreifen Straftaten verhindert haben. In einem Onlinevideo versichern Sie, damit andere Menschen motivieren zu wollen, »dass sie sich ein Beispiel nehmen, nicht für eine Kultur des Wegschauens, sondern des Helfens und des Zusammenhalts« einzustehen.

Wir müssen an dieser Stelle nachfragen. Wie weit darf Zivilcourage, darf Nothilfe gehen? Angenommen, wir werden Zeuge, wie jemand, sagen wir mittels Abschiebemaßnahmen und qua Verbannung von Rettungsbooten, das Absaufen und anderweitige Krepieren von Flüchtenden verursacht: Haben wir dann die Erlaubnis, wenn nicht die Pflicht, dem Täter gepflegt aufs Maul zu hauen? Reicht Pfefferspray? Die Hunde loslassen?

Rechtsberatungsgesuch von Titanic

Wann, Oliver Schmidt (ZDF),

kommt beim Fußball eigentlich der Video-Schiedsrichter zum Einsatz? »Klar und offensichtlich falsch muss eine Entscheidung sein. Es geht nicht darum, ob sie korrekt war.« Aha. Und wie ist das werte Befinden sonst so?

Immer korrekt: Titanic

Bundesfamilienministerin Dr. Giffey und Bundesgesundheitsminister Spahn!

Ihr zwei seid also ausweislich einer Pressemitteilung tatsächlich und bindestrichbefreit »Demenz Partner«. Fürwahr: Nach kurzem Online-Konsil bestätigen wir Euch beiden hic et nunc und geradeheraus, dass Ihr mindestens vier von acht der auf www.demenz.behandeln.de zu findenden Symptome zeigt. Bei dem Punkt »Wandering« waren wir uns zunächst unsicher, können es uns aber inzwischen lebhaft vorstellen: Die Franziska weiß mal wieder so gar nicht, wo sie lang soll, Jens stottert etwas Unverständliches in Richtung »privatisieren und dann rechts abbiegen«, er möchte Kanzlerin werden, sie dagegen die Sarrazin des kleinen Mannes. So etwa?

Dementis bitte an Titanic

Souverän, US-Justizminister Jim Sessions,

wie Sie Vorwürfe parierten, die in Ihrem Lande zwischenzeitlich praktizierte Trennung von Kindern illegaler Einwanderer von ihren Eltern erinnere an Nazi-Methoden: »Das ist natürlich eine komplette Übertreibung. In Nazi-Deutschland haben sie versucht, die Juden davon abzuhalten, das Land zu verlassen.«

Allerdings! All diese aufopferungsvollen Bemühungen von Hitler, Himmler, Eichmann und all den anderen, um bloß die Juden im Land zu halten – und was war der Dank? Wanderlustig, als wären sie verdammte Mexikaner, haben sie sich trotzdem reihenweise vom Acker gemacht!

Freut sich schon auf weitere Geschichts-Sessions: Titanic

Liebe Tagesschau,

den Sieg Mexikos über die deutsche Männerfußballnationalmannschaft ordnetest Du als »erste Niederlage zum Auftakt eines großen Turniers unter Bundestrainer Löw« ein. Das ist natürlich ein Skandal! Aber in welche Kategorien fiel dieses Spiel denn noch? War es vielleicht der dritte Sieg Mexikos gegen eine Mannschaft, die acht oder mehr Konsonanten im Namen trägt? Oder das Spiel mit der niedrigsten Tordifferenz bei zugleich höchster Anzahl an Brillenträgern im Publikum in der Geschichte der WM? Sollte dem so sein, erfahren wir es sicher bei der renommiertesten Nachrichtensendung um 20 Uhr im Ersten.

Ist da sehr zuversichtlich: Deine beste monatliche Satirezeitschrift diesseits des Mains Titanic

Staatssekretär im Innenministerium Stephan Mayer!

»Transitzentren sind keine Gefängnisse. In den Zentren kann sich jeder frei bewegen, raus darf aber niemand«, erklärten Sie. Das ist logisch, schließlich sind Handschellen auch keine Fesseln. Man kann sich darin frei bewegen, solange man sich auf die Finger beschränkt.

Sie wiederum sind kein Idiot. In Ihrem Kopf drin können Sie frei denken, raus kommt dabei allerdings nichts.

Gruß vom Hofgang! Titanic

Gib es zu, Kia Motors!

Du hast Deinen Mitarbeiter Steffen Cost nur deshalb zum Deutschland-Geschäftsführer gemacht, weil Du Dir von ihm eine niedrigere Cost-Income-Ratio, eine optimierte Cost-Benefit-Analyse sowie die Einführung eines Cost-plus-Systems versprichst. Und wenn er diese Ziele verfehlen sollte, dann lässt Du ihn halt heimlich im Langener Waldsee verschwinden – als Sunk-Cost!

Lacht auf seine Kosten: Titanic

Nachrichtenpatin Marietta Slomka!

»Terror von Linksradikalen, Stichwort RAF, das kannte man. Terror von rechts, das hatten sich viele Ermittler nicht vorstellen können«, verkündetest Du anlässlich des Urteils im NSU-Prozess in Deinem Journal, und nein, rechtsradikaler Terror, womöglich noch durchgeführt bzw. unterstützt von staatlichen Stellen, davon hat man in Deutschland noch niemals nicht je ein Sterbenswörtchen gehört.

Auch immer noch total überrascht: Titanic

Hey, Sticks’n’Sushi Berlin!

Ihr sucht gerade Kellnerinnen und Kellner und habt dazu bei Facebook eine Stellenanzeige kursieren lassen, die Eure Anforderungen erfreulich deutlich macht: »Bei Sticks’n’Sushi stellen wir nur Mitarbeiter ein, die ein großes Lächeln und ein kleines Ego mitbringen. Wir stellen echte Persönlichkeiten ein. Menschen, die das Wir vor das Ich stellen.«

Ihr sucht also, mit anderen Worten, servile Duckmäuser, die sich klaglos ausbeuten, zusammenschreien und kündigen lassen, auf dass Ihr jederzeit in neuen Stellenanzeigen nach Ersatz für sie suchen könnt. Solche »echten Persönlichkeiten« zu finden, die auf ihre Persönlichkeit zugunsten der Volks- oder Betriebsgemeinschaft verzichten, sollte hierzulande wohl gelingen!

Aber unter uns: Die Chefs in Eurer Fischbude sind weiterhin die mit dem kleinen Lächeln und dem großen Ego, nicht wahr?

Von Persönlichkeit zu Persönlichkeit: Titanic

Aber, aber, Frau Nahles …

Nach der wackligen Versöhnung von CSU und CDU in bezug auf den »Asylstreit« ließen Sie verlauten: »Es gibt ja keinen Automatismus, wenn sich die beiden Unionsschwestern einigen, dass wir das dann mittragen.«

An dieser Stelle möchten wir widersprechen: Dies ist nicht nur ein ausgeprägter Automatismus Ihrer Partei, er wird auch noch hervorragend durch den Mechanismus ergänzt, die eigene Autonomie und Entscheidungsfreiheit zu überschätzen.

Gute Besserung! Titanic

Klaus-Peter Wolf!

Ihre Ostfrieslandkrimis »Ostfriesenkiller«, »Ostfriesengrab«, »Ostfriesenblut«, »Ostfriesensünde«, »Ostfriesenfalle«, »Ostfriesenangst«, »Ostfriesenmoor«, »Ostfriesenwut«, »Ostfriesenfeuer«, »Ostfriesentod«, »Ostfriesenschwur« und »Ostfriesenfluch« verkaufen sich zwar wie geschnitten Brot, aber Sie haben vergessen, Titelschutz für »Ostfriesenmasche«, »Ostfriesendurchfall«, »Ostfriesenkotze« und »Ostfriesenscheiße« zu beantragen. Das haben wir inzwischen selbst getan. Da wir jedoch nicht die Absicht hegen, die Welt mit weiteren Ostfrieslandkrimis zu verunstalten, bieten wir Ihnen ein Tauschgeschäft an: Wir geben die Titel frei, und Sie versprechen uns dafür, dass Sie sich von Ihrem Schreibtisch ins Privatleben zurückziehen und nie wieder ein Buch veröffentlichen werden.

Top? Titanic

Zappzapp, ZDF Info!

Zu einer Deiner faszinierenden Terra-X-Sendungen über unser tolles Universum hast Du in der Programminformation angemerkt: »Die Lichtgeschwindigkeit scheint unüberwindbar, obwohl wir im vergangenen Jahrhundert die Schallmauer durchstoßen haben.« Und das ist fraglos richtig, obwohl im Sommer Pappelrinde auch in Honolulu nicht zu den beliebtesten Fleischspeisen zählt.

Grüßt mit Lichtgeschwindigkeit in den Äther: Titanic

Deutsche Konservative!

»Spiegel online« informiert uns über Euren Flirt mit dem österreichischen Kanzler: »Kurz genoss es, wie ihn Deutschlands Konservative als ›jungen Metternich‹ und Alternative zu Merkel anhimmelten.«

Was sollen wir sagen? Recht habt Ihr, Sebastian Kurz mit einem früheren Politiker zu vergleichen! »Jung« stimmt auch so weit. Doch danach liegt Ihr ein gutes Jahrhundert daneben.

Aber immerhin seid Ihr auf dem richtigen Weg.

Weiter so! Titanic

Piep-piep, FAZ!

Über ein Treffen zwischen Angela Merkel, Miriam Meckel und der Künstlichen Intelligenz, dem Roboter Sophia, schriebst Du: »Es dauert nur ganz wenige Minuten, bis der Unterschied zwischen Roboter und Mensch … ganz deutlich wird.«

Wahrlich ein schöner Satz, doch könntest Du vielleicht noch dazuschreiben, wer was ist?

Unsicher: Titanic

Immer wieder Sie, Martin Walser!

Also gut: Sie sind der leibliche Vater von Jakob Augstein. Weiter ist Sascha Anderson, Schriftsteller und ehem. IM, Ihr Schwiegersohn. Doch Moment, halt! Auch Schauspieler Edgar Selge hat eine Ihrer Töchter geehelicht. Sagen Sie mal, Walser, nur zur Sicherheit: Mit TITANIC-Mitarbeitern sind Sie aber nicht verwandt, oder? Weil, das wäre ja furchtbar.

Nichts für ungut! Titanic

Wilfried Biedermann!

Da hat das Schicksal in Ihnen doch tatsächlich einen formidablen Landtagskandidaten für die AfD gefunden. Nun hoffen wir bloß, dass sich die zahlreichen Brandstifter in Ihrer Umgebung an die dramaturgische Vorlage halten und demnächst Ihr Oberstübchen ausräuchern.

Feuer frei! Titanic

Und sagen Sie, Volker Münz (ebenfalls AfD):

Wenn Sie die geplanten Ausgaben des neuen Haushalts der Bundesregierung als zu groß kritisieren, dann deshalb, weil Sie eher für Kleingeldbeträge wären?

Klimper, klimper: Titanic

Baumarktriese Obi!

Löblich ist es natürlich, dass Du durch den Verkauf des Zauntyps »Limes« mit dafür Sorge trägst, die Schrebergärten rheinländischer Patrizier auch im 21. Jahrhundert alemannenfrei zu halten. Dass Du allerdings eine mannshohe, mediterran aufgepeppte Reminiszenz des antifaschistischen Schutzwalls unter dem Namen »Nostalgie« an den Mann zu bringen versuchst, lässt unsere Herzen wahrlich höher schlagen! Wie viel Meter des Betonzauns könntest Du denn so auf die Schnelle liefern? Reicht es für alles oder erst mal nur für Sachsen?

Niemand hat die Absicht, etc. Titanic

Winke winke, Prof. Herfried Münkler!

So was wie den »Asylstreit« (CDU/CSU) muss einer wie Sie natürlich analysieren, auch mal im »Stern«: »Dieses leichtfertige Spielen mit der politischen Stabilität ruft ungute Erinnerungen an Weimar hervor« – im Gegensatz zu den vielen guten, die man derzeit bekommt, wenn man »Weimar« hört –, aber: »Soweit wird es nicht kommen.« Sollten Sie den ersten Satz ernst meinen, ist der zweite leichtfertig. Meinen Sie den zweiten ernst, ist der erste Alarmismus, Phrase.

Ja, jetzt, wo wir es sagen: »So wie seinerzeit in der SPD lässt sich die Ursache des Streits auch in der Union nicht allein an persönlichen Feindschaften festmachen. Heute wie damals steht dahinter ein Konflikt um den politischen Kurs.« Ach! »Ich glaube, dass die politische Mitte weiter eine Rolle spielt.« Oha! »Früher sprach man von ›Italienisierung‹ der Politik, heute müsste man von der ›Niederlandisierung‹ sprechen.« Soso. »Der deutschen Europapolitik droht nun das, was ich das ›französische Syndrom‹ nennen würde.« Hm.

Dieses leichtfertige Spielen mit Sinn und Sprache ruft ungute Erinnerungen an andere Ihrer Veröffentlichungen hervor. Man müsste wohl von »Deutschlandisierung« des Denkens sprechen, es ist das, was wir »Politikwissenschaftssyndrom« nennen würden.

Soweit ist es schon gekommen, fürchtet: Titanic

Dein, Feuerwehr Trier-Olewig,

ehemaliges Gerätehaus geriet kürzlich in Brand, konnte aber schnell gelöscht werden. Du weißt Dich schon zu beschäftigen, wenn mal nicht soviel los ist, gell?

Auch immer da, wo’s brennt: Titanic

Wolfgang Tiefensee!

Sie sind nach einer langen und steilen Karriere vom ehemaligen Bürgermeister Leipzigs über den Job des Bundesverkehrsministers zum Thüringer Wirtschaftsminister aufgestiegen und durften dementsprechend der »Thüringer Allgemeinen« ein Interview geben, von dem wir freilich nur die Überschrift lasen: »Große Investments sind Chefsache!«

Durchaus richtig, nur was haben Sie damit zu tun?

Ihre Praktikanten von Titanic

Sehr ermutigend, Xing,

sind Deine Push-Nachrichten ja nicht gerade. Uns eh schon einsam fühlend, so ganz allein in der großen Stadt, greifen wir unser vibrierendes Handy, und was lesen wir, rücksichtsvoll formuliert? »Herr XY, wer interessiert sich für Sie?«

Ja, was sollen wir dazu sagen? Wenn wir den gähnend leeren Chatverlauf betrachten: wohl niemand. Danke für die Erinnerung.

Sucht noch ein paar nette Jobs beim Sprung von der Brücke: Titanic

Auf ein letztes, Käßmann!

Der »Bunten« verrieten Sie, dass Sie in Ihrer Kirche viele Arten von Frauenfeindlichkeit erlebt haben: »Als ich als Bischöfin kandidierte, wurde ich als ›Mädchen‹ bezeichnet. Da war ich eine gestandene Frau im Alter von 41 Jahren mit vier Kindern. Als ich Generalsekretärin des Kirchentags wurde, meinten manche, man müsse meine Kinder vor dem Ehrgeiz der Mutter schützen.«

Yes, Frau Käßmann. Der wahre Skandal ist doch allerdings, dass Sie all die Jahre niemand vor sich selbst geschützt hat.

Ihre Frauenfreunde auf der Titanic

Und freilich Glückwunsch, Terézia Mora,

zum spätestens seit S. Lewitscharoff so wertvollen Büchnerpreis, den man aber immer noch nicht für gar nichts kriegt: »In Terézia Moras jüngstem Erzählungsband ›Die Liebe unter Aliens‹ kehrt eine Protagonistin, die gerade in London eine Gastdozentur angetreten hat, in Gedanken in das Dorf ihrer Kindheit zurück« (SZ) – also, alles was recht ist: Noch exakter »auf Augenhöhe mit der Gegenwart« (Jury) kann eine Autorin nicht sein.

Insofern restlos einverstanden: Titanic

Aber apropos, Weltgeist!

Dass Mora im ungarischen Sopron geboren ist, das auf deutsch »Ödenburg« heißt, dafür hätt’s auch mal einen Preis verdient!

Tusch! Titanic

Brrm, brrm, William Dunlop!

Sie arbeiten im denkbar überflüssigsten aller Berufe, nämlich dem des Motorradrennfahrers. Bzw. arbeiteten – denn am 7. Juli dieses Jahres hat es Sie im irischen Skerries bei einem Training zerbröselt. Wie übrigens auch Ihren Vater, Mr. Robert Dunlop, der am 15. Mai 2008 in Nordirland mit seiner Honda einen tödlichen Unfall baute. Ähnlich Ihrem Onkel, Joey Dunlop, der am 2. Juli 2000 in Tallinn in der direkten Konfrontation einem Baum unterlag …

Weshalb man, dritter totgeraster Dunlop innerhalb von 18 Jahren, schon mal fragen könnte: Woran liegt’s denn? Etwa an den Reifen?

Rät zum Wechsel: Titanic

Dr. rer. nat. Angela Merkel!

Die »Welt« zitiert Sie, eine gestandene Physikerin, in Sachen Seehofer-Divergenzen mit der Formulierung »Das ist mehr als wirkungsgleich«.

Dürfen wir hier an Robert Recorde erinnern? Den walisischen Mathematiker, der die Bedeutung des modernen Gleichheitszeichens in seinem Werk »The Whetstone of Witte« bereits 1545 mit dem schönen Satz »bicause noe 2 thynges can be moare equalle« erläuterte? Dass also Ihre Formulierung sprachlich so breiig ist wie logisch/mathematisch/naturwissenschaftlich ehrverletzend?

Immer mehr oder weniger die Ihre: Titanic

Sie, lieber Thomas Hummel (SZ),

zaubern uns zur Abwechslung ein Lächeln auf die Lippen: »Wie schon in ähnlichen Fällen davor, randalieren seitdem junge Leute nachts auf den Straßen. Als im Herbst 2005 zwei Jugendliche bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen waren, war es zu wochenlangen Krawallen im ganzen Land gekommen. Besonders gerne gehen dabei Autos in Flammen auf.«

Und besonders gerne lesen wir die »Süddeutsche Zeitung«. Titanic

Kleiner Junge aus der Audi-Werbung!

»Mein Vater sagt: Das Gas, mit dem unser Auto fährt, kommt vom Wind.«

Es tut uns wirklich leid, Dir das sagen zu müssen, aber Dein Vater ist ein ausgemachter Trottel. Titanic

So so, Markus Söder (CSU),

die Sorge um die Demokratie treibt Sie also um. Damit begründeten Sie zumindest gegenüber Dunja Hayali im Morgenmagazin den tieferen Sinn Ihres Mantras vom Asyltourismus.

Erfreulicher reagierten Sie immerhin auf Hayalis Nachfrage, ob Sie mit Ihrer Wortwahl einfach nur Wahlkampf betrieben und der AfD Themen und Stimmen abjagen wollten: Die Politik dürfe man nicht den Populisten überlassen.

Heißt das, Sie treten den Rückzug an?

Kann’s kaum erwarten: Titanic

Dann aber, Söder,

erklärten Sie im bayerischen Landtag: »Für mich persönlich gilt: Ich werde das Wort Asyltourismus nicht wieder verwenden, wenn es jemanden verletzt.«

Das ist vorbildlich, Söder, kann aber nur der Anfang sein. Wie wäre es, wenn Sie künftig überhaupt kein Wort mehr verwenden täten, hm?

Ihre Sprachtrainer von Titanic

Ziemlich ernüchtert, Stadt Mannheim,

hat uns, dass Du Deinen Plan zur Schaffung eines sogenannten Trinkerraums vorerst doch nicht umsetzen wirst. Eine ganz ähnliche Einrichtung, in der der Konsum von Bier und Wein in gewissem Umfang erlaubt ist, hat sich bei uns in Frankfurt nämlich bereits bewährt. Sie nennt sich Kneipe.

Ein Trinkertraum: Titanic

Verehrte Claudia Neumann!

Sie sind die erste Frau, die im deutschen Fernsehen Weltmeisterschaftsspiele der Männer kommentierte, und zogen deshalb den Hass und die Hetze der versammelten deutschen Dumpfdödel auf sich. Sie und Ihr Sender wurden mit Wagenladungen von sexistischen Beschimpfungen und Gewaltphantasien eingedeckt – zweifellos ein übler Scheiß.

In der »Zeit« zeigten Sie sich glücklicherweise davon überzeugt, dass der Hass nicht Ihnen als Person gelte, sondern ein gesellschaftliches Phänomen darstelle. Einverstanden. Einen Einwand möchten wir allerdings an der Stelle anbringen, wo Sie den unflätigen Kritikern unverdrossen zuriefen: »Geht länger zur Schule. Bildet euch weiter, erweitert euren Bewusstseinshorizont, dann lernt man auch, andere Haltungen zu tolerieren.« Denn das mag, Frau Neumann, ja durchaus sein, aber wissen Sie, was dann auch passiert? Man interessiert sich nicht mehr für Fußball!

Und jetzt schnell ab in die Abendschule: Titanic

Yo yo yo, Hiphop.de!

Du bist, wie uns zugetragen wurde, bekannt dafür, in Deinen Videos aus Werbegründen böse Wörter zu zensieren. Nun titeltest Du, was auf dem Zeltplatz vom Openair Frauenfeld so »geht«, nämlich »Bier, Br*ste & Badespaß«.

Die Clickbait-Thumbnail-Artikelvorschau auf Twitter machte dann jedoch deutlich, was mit »Br*ste« gemeint war: die Oben-ohne-Ansicht der dort rumlümmelnden und saufenden, mehr oder weniger alten Männer. Egal, Geschlechter sind ja eh konstruiert. Dafür steht doch das Gendersternchen, oder?

Weiterhin real: Titanic

Keine schlechte Idee, Albert Darboven (Kaffee),

mit Ihren 82 Jahren jetzt Ihr Erbe zu regeln. Allerdings, das Presswesen vermeldet’s, soll nicht Ihr leiblicher Sohn nach Ihnen die Bohnen rösten, sondern ein Herr namens Andreas Jacobs, der wiederum aus dem konkurrierenden Bremer Kaffeeunternehmen Jacobs stammt. Damit alles rechtlich funktioniert mit dem Gesellschaftsvertrag, wollen Sie den Andreas nun adoptieren.

Eine schöne Geschichte fürs nächste Kaffeekränzchen! Sagen Sie, welche bewusstseinserweiternden Zugaben rührt man sich in den Bohnentrank, um auf solche juristischen Winkelzüge zu kommen? Und gibt’s auch eine Taufe? Mit Weihmokka? Das wäre die Krönung! Titanic

Language, Berthold Kohler (Hrsg. FAZ)!

Denn wie schrieben Sie neulich zum Asylstreit in der Union? »Die CSU, die als bayerische Regierungspartei deutlich näher an der Wirklichkeit der Flüchtlingskrise war als viele Träumer und Schönredner in Berlin-Mitte, hat immer noch ein besseres Sensorium für die Unzufriedenheit mit und das Aufbegehren gegen die Flüchtlingspolitik der großen Koalition als CDU und SPD zusammen.«

Verspürt eine gewisse Unzufriedenheit mit die Schreibpolitik von der FAZ: Titanic

Sie hingegen, Ulrich Schulte (Taz),

sind mal so richtig entrüstet über die Irren da oben: »Seehofer offenbart ein seltsames Demokratieverständnis, indem er von seinen Parteifreunden einen Blankoscheck verlangt. Auch die Unionsabgeordneten, die die Ideen ja beschließen müssen, wirken wie Duckmäuser. Sie müssten den Innenminister auffordern, endlich den Wortlaut vorzulegen. Eine Entscheidung, die Deutschlands Ruf in der Welt prägen wird, darf so nicht verhandelt werden.«

Dass Sie, immerhin Parlamentschef der linksalternativen Zeitung schlechthin, Humanität nur unter Hinweis auf Nation und Ehre einzufordern vermögen, ist dann doch verblüffend. Plädieren Sie bald genauso emphatisch für teureres Benzin, damit die Erdölindustrie mal etwas mehr verdient? Für bessere Bildung, damit Ihre Kinder nicht mehr auf so niedrigem Niveau mit dem doofen Kevin aus der Plattenbausiedlung über den Sinn normativer Pausenbrotregeln diskutieren müssen? Oder für weniger Obdachlosigkeit, damit es vor dem Alnatura nicht mehr so schlecht riecht? Nein, am besten von allem wäre wohl ein Gratis-Taz-Abo. Dann lernen wir alle noch viel mehr über Demokratie.

Bitten dafür um einen Blankoscheck:

Ihre Pressefreunde von Titanic

Großartige Idee, »tz«!

Ein Live-Ticker zum Helene-Fischer-Konzert im Olympiastadion: »Es folgt das Lied ›Lieb mich‹«; »Helene trägt jetzt einen roten Body, an dem eine Art Umhang aus ebenfalls roten Fäden herunterfällt.« Und so weiter. Was erwartet uns als nächstes? Eine Lesung von Juli Zeh im Snapchat-Format? Die Audiospur zur Schach-WM?

Gehörlos durch die Nacht: Titanic

Vorbildlich subtil, GMX,

enlarvst Du auf Deiner Website die Haupt-, Neben- und sonstigen Widersprüche unseres Konsum- im allgemeinen und Reiseverhaltens im speziellen. In einem redaktionellen Beitrag berichtest Du über einen Vortrag des Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch zur kommenden Klimakatastrophe: »Die Tourismusbranche sei für acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich, erklärt Lesch, und ereifert sich vor dem größtenteils studentischen Publikum darüber, dass so viele Abiturienten nach Australien oder Neuseeland reisen.«

Und das muss ja nun auch wirklich nicht sein! Schließlich kann man als Alternative auch per Kreuzfahrtschiff in die Karibik fahren, wie man einer »Mein Schiff«-Anzeige des Reiseveranstalters TUI entnehmen kann, mit welcher Du Deinen kritischen Artikel finanzierst … Oder konterkarierst? Unsinn: illustrierst! Jetzt stimmt’s.

Weshalb sich auch überhaupt nicht ereifert: Titanic

Alter Namenspatron Peter Hartz (77)!

Sie beklagen sich darüber, dass die Zwangsarbeitsindustrie Ihr Label trägt (»Ich würde der Hartz-Kommission einen anderen Namen geben«), und werben gleichzeitig in einer Videoserie für Ihr altbacken neoliberales »Minipreneure-Konzept«: »Dabei geht es darum, dass sich Langzeitarbeitslose selbst zum Projekt machen.«

Und sogar die Alten taugen, wenn schon nicht zum dann endlich selbstbestimmten Leben, so doch als Diener des Leistungsfetischs: »Aber wir können ihnen helfen. Wissen Sie, 2030 wird etwa jeder dritte Saarländer im heutigen Rentenalter sein. Was sollen die alle machen: Fernsehen und spazieren gehen? Nein, man sollte sie fragen: Was könnt und wollt ihr leisten? Ein 80jähriger Dachdeckermeister kann nicht mehr selbst aufs Dach steigen.«

Das, altes Eisenherz Hartz, finden wir aber arg pessimistisch! Wir würden Ihnen auch noch mit 80 gehörig aufs Dach steigen:

Grußlos Titanic

Je nun, Accor Hotels!

»Hamburg ab 59 EUR – Wo Fernweh eine Heimat hat« ist schon mal ein genialer Slogan. Aber nach welchem Ort sehnen sich denn all die Menschen in Hamburg? Dahin, wo Heimweh keine Heimat hat? Wäre das dann nicht der viel bessere Claim, zumindest für die Menschen aus Nicht-Hamburg, die sich, wenn sie woanders sind … Moment, wir müssen länger darüber nachdenken. Irgendwelche Tips, wohin wir uns dafür zurückziehen könnten?

Weh-weh-weh Titanic

Und die besten Fragen, SZ,

stellst halt immer noch Du: »Warum nur fällt es den heimischen Spitzenköchen so schwer, einen eigenen Stil zu kreieren?«

Falls damit aber so ein unverwechselbar einheimischer, nämlich phrasensatter und salzarm draufloskreierender wie Deiner gemeint ist, wollen wir hoffen, unsere Spitzenköche lesen Dich nicht.

Sondern lieber die Topfgucker von Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg