Briefe an die Leser | April 2017


Schnupper, schnupper, Gewürzmischerei »Sonnentor«!

Die Sorten Deiner »Fünf Helferlein der Wieder Gut! Linie«, v.a. »Klara Kopf« (»macht Platz für kreatives Kopfkino«), »Dita Detox« (»ins Reine kommen«) und »Irma Imun« (»die besten Immunbooster aus der Natur«), klingen ja schon recht gewagt. Aber wo bleiben »Dagmar Dachboden« (der Duftcocktail für ein intaktes Oberstübchen), »Liesel Leiste« (für alle Latten am Zaun) und »Berta Becher« (für ein vollständiges Tassensortiment im Schrank)?

Geru(c)hsame Grüße Titanic

Alle Achtung, Jürgen Freyschmidt (FAZ)!

Sie warnten jetzt vor einer »Feminisierung der Medizin«. Diese hätte furchtbare Folgen für alle, weil Frauen nämlich das Studium häufiger abbrechen oder wegen Familiengründung und ähnlicher Kinkerlitzchen hinterher nur halbtags oder gleich gar nicht arbeiten. Aber warum gibt es bloß so viele Medizinstudentinnen? Ganz einfach: wegen des Numerus Clausus, denn »70 Prozent der Frauen haben eine bessere Abiturnote als Männer«.

Nur weil die Weiber also schlauer sind, dürfen die jetzt alle studieren. Das ist so ungerecht! Denn »bedeutet eine Durchschnittsabiturnote um 1 nun, daß der Kandidat oder die Kandidatin geeigneter für den ärztlichen Beruf ist als Kandidaten mit einer Durchschnittsnote von 2 oder mehr?« Natürlich nicht! »Um ein engagierter und passionierter Arzt zu sein, muß man kein glänzendes Abitur haben.« Für den ärztlichen Beruf geeigneter ist im Zweifel also eher ein dummer Typ als eine schlaue Frau, weshalb es eben unabdingbar ist, »eine Quote von 50 Prozent weiblichen und 50 Prozent männlichen Bewerbern festzulegen« und »statt der Abiturnote ein Losverfahren einzuführen«. Damit auch männliche Trottel wieder eine faire Chance bekommen! Das leuchtet uns ein. Und jetzt verstehen wir auch endlich, wie es zu der Besetzung der FAZ-Redaktion gekommen ist!

Engagiert und passioniert wie immer: Titanic

Bushido!

Du bist wegen versuchten Betrugs vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten zu einer elfmonatigen Bewährungsstrafe und einer Geldbuße von 10 000 Euro verurteilt worden. Als Inhaber des Aquaristikgeschäfts »Into The Blue« sahst Du Dich im Haifischbecken der Branche anscheinend genötigt, zu Gangsta-Methoden zu greifen und Dir aalglatt mit einem fingierten Einbruch von Deiner Versicherung 360 000 Euro zu angeln. Daß Du den Schnüfflern ins Netz gegangen bist, ist insofern nicht verwunderlich. Schließlich fängt ohne wasserdichtes Alibi selbst der kleinste Fisch vom Kopf an zu stinken.

Wärst Du mal lieber für immer abgetaucht! Titanic

Ach, »Tagesspiegel«…

Unter die Headline »Das war spitze!« die Zeile »Vor 30 Jahren starb Hans Rosenthal« zu setzen, das war natürlich auch schon wieder spitze.

Was Hänschen nicht lernt, lernt der »Tagesspiegel« nimmermehr, oder? Titanic

Wundert uns gar nicht, Bayer AG,

daß Du in einer Anzeige dafür wirbst, daß das Leben nicht mit 60 enden dürfe. Schließlich macht man mit den Medikamenten für die Oversixties erst den richtigen Reibach.

Weiß auch ohne Medizin Titanic

Elffacher Surfweltmeister Kelly Slater!

Von Ihrem Berufsstand erwartet man ja nie sonderlich erhellende Statements, aber mußten Sie nach der tödlichen Haiattacke auf einen Kollegen bei La Réunion im Indischen Ozean wirklich »ein Abschlachten von Haien« fordern?

Gerechtigkeit geht doch so, Slater: Wenn Sie und Ihre Kumpane sich im Meer, angestammte Heimat und Jagdrevier der Haie, herumtreiben, sind Sie dort als Eindringlinge auf eigenes Risiko unterwegs. Kommen allerdings die Haie zu Hunderten aus dem Meer auf den Strand hochgewandert und wollen unsere Babes in die Beine beißen, dann dürfen Sie zu Recht mit dem Abschlachten beginnen und die bösen Fische mit Ihrem Board erschlagen.

Deal? Titanic

Harald Martenstein!

»Über Widerspruch, Zweifel und Humor« betitelten Sie eine Ihrer Kolumnen und merkten darin an: »Ich kann nicht in jeder Woche etwas Lustiges schreiben.« Kein Problem, aber einmal im Leben wäre ja wohl nicht zuviel verlangt! Titanic

Seit uns neulich, ZDF,

in Deiner Mediathek nebeneinander die Episoden »Unter Druck« aus der neuen Staffel von »Bettys Diagnose«, ebenfalls »Unter Druck« aus der Serie »Der Kriminalist« und schließlich »Jetzt oder nie« (»Die Bergretter«) angepriesen wurden, sorgen wir uns ein bißchen, ob uns demnächst aus Mainz die Themenwoche »Burnout« ins Haus bzw. Fernsehkastl steht.

Plädiert, wie auch sonst bei Dir, auf »nie«: Titanic

Ale-oh, Mats Hummels!

Wie furchtbar, daß »der Umgang mit den Spielern in den vergangenen neun, zehn Jahren immer respektloser geworden ist«. O mei! »Die Hemmschwelle, Spieler zu beschimpfen oder zu beleidigen, liegt immer niedriger«, so klagten Sie es »Sport Bild« kürzlich. Und woran’s liegt, wissen Sie, Hummels, der Sie ja mindestens so clever wie der Müller-Thomas sind, auch: »Auf uns, Trainer wie Spieler, projizieren viele Fans ihren Frust und werden ausfallend. Das äußert sich dann eben in Beleidigungen oder, noch schlimmer: sogar in Spuckattacken.«

Nicht, daß wir uns falsch verstehen: Für Fußballfans haben wir ebensowenig übrig wie Sie, Herr Abwehrchef. Daß aber arme Schlucker, die ihr weniges Geld zusammenkratzen, um in einem perversen Eventtempel voller Automarken und der Reklameshow sonstiger Großkonzerne einen Haufen Multimillionäre anzufeuern, bisweilen auch mal frustriert Lust darauf haben, dem Klassenfeind und Ausbeuter auf die Mütze zu spucken, möchten wir nicht mal mit einer gelben Karte ahnden. Geschweige denn als Tätlichkeit strafen.

Aus dem Mittelfeld deklassieren Sie Ihre Dribbler von Titanic

Peng, Andreas Schwer!

Sie sind Manager bei der feinen Waffenschmiede Rheinmetall und, hihi, beschwerten sich kürzlich darüber, daß man aufgrund »rigider Kontrollregimes« kaum noch in »strategische Wachstumsregionen wie den Nahen Osten exportieren« könne. Und mal ehrlich, das geht zu weit. Wo es schon eine so vortreffliche Wachstumsregion für Mordwerkzeug gibt, soll man da nicht hinliefern dürfen?

Aber zum Glück haben Sie schon einen Plan, wie wir dem »Stern« entnehmen: Was Sie nicht exportieren dürfen, möchten Sie »einfach vor Ort« neu entwickeln. Panzer und Munition zum Beispiel, und die türkische Partnerfirma gehört sogar einem »glühenden Erdoğan-Bewunderer«. Deutsche Manager hält eben nichts auf. Ha!

Vorerst also beruhigt: Titanic

Sie wiederum, Diplompsychologin Elisabeth Raffauf,

motivieren uns einfach nicht.

Müde: Titanic

Nur ganz kurz, Oliver Samwer!

Sie haben Ihre ersten Milliönchen damit gemacht, ahnungslosen Schulkindern mit arschteuren Klingelton-Downloads (Jamba) das Taschengeld abzuknebeln, galten späterhin als eines dieser angeblichen Unternehmerwunderkinder (»Rocket-Internet« mit Zalando, Delivery Hero, Hello Fresh etc.), hängen jetzt aber an der Börse hart in den Seilen und müssen derzeit so tun, als ob Sie noch eine Geheimwaffe im Hemdsärmel hätten. Da kann selbst einen gewieften Investorenverarscher wie Sie leichter Selbstzweifel überkommen, oder?

Aber man kennt ja Ihr Geheimrezept: »Ich dusche immer so lange, bis die Zweifel weg sind.« Wie viele Stunden gehen pro Tag fürs Reinwaschen drauf? Zehn, zwölf, zwanzig? Na, vielleicht ist Ihre deutsche Superseifenblase ja sogar die erste, die noch vor denen von Uber, Snapchat & Co. platzt!

Guten Crash! Titanic

Sigmar Gabriel (Deutschland)!

Mit »Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf, und dazu gehört eben der Vergleich mit Nazi-Deutschland« haben Sie Ihrem türkischen Außenministerkollegen Mevlüt Çavuşoğlu aber mal so richtig die Hammelbeine langgezogen. Wir fragten uns aber dann doch, welche Grenzen es noch so gibt, die man Ihrer Meinung nach nicht überschreiten darf. Könnte es die zwischen der Türkei und der Europäischen Union sein – zumindest wenn sie ein Kriegsflüchtling passieren möchte? Und gehen wir recht in der Annahme, daß wegen dieser wirklich gefürchteten Grenzüberschreitung Ihr Türkenrüffel soviel Wucht besaß wie die Mahnung im Falle Deniz Yücel zuvor, dessen lächerlich begründete Einkerkerung Sie so kommentierten: »Das ist eine viel zu harte und deshalb auch unangemessene Entscheidung.«? Ein paar Schläge auf Yücels Hinterkopf oder so hätten es doch auch getan, was? Aber solange niemand Yücel mit Nazi-Deutschland vergleicht …

Angemessen begrenzte Grüße Titanic

Sie, Fede Alvarez,

sind Regisseur des Films »Don’t Breathe« sowie der kommenden Fortsetzung »Don’t Breathe 2«, dessen Schauplatz Hongkong sein wird. Dürften wir Sie vorab um eine kleine Stellungnahme bitten? Ist der blinde Antagonist weiterhin derselbe wie im ersten Teil, oder zwingt in der Fortsetzung der dichte Hongkonger Smog die Protagonisten zum Luftanhalten?

Und Teil drei spielt dann zur Gräser- und Pollensaison?

Neugierig niesend: Titanic

Wahnsinn, Verbraucherzentrale NRW!

Was Du da wieder herausgefunden hast: Ein Viertel des Kantinenessens in den Schulen Deines Bundeslandes landet in der Mülltonne! Ein absoluter Irrsinn – der Rest wird tatsächlich gegessen?

Zufriedenes Bäuerchen von Titanic

Freundschaft, Genossin »TZ«!

»Bierpreisbremse. Das ist ja wie in der DDR!« titeltest Du zum Vorhaben der Stadt München, die Bierpreise auf dem Oktoberfest zu deckeln. Und unter den Konterfeis so dreister wie feister Großgastronomen kündigtest Du sogar eine Revolution an: »Die Wiesn-Wirte gehen auf die Barrikaden«.

Nun stimmt es ja, daß viele Wiesnbesucher in ihrem unbedingten Willen, einmal im Jahr aus ihrem trostlosen kleinbürgerlichen Mief auszubrechen, die DDR in Teilen wieder erlebbar machen, aber etwas Entscheidendes fehlt doch: eine Mauer rund um die Theresienwiese, mit den Wirten dahinter und Gebirgsschützen auf den Wachtürmen. Dann, erst dann, würden wir Dir, »TZ«, gern recht geben.

Arbeitet nach wie vor an der endgültigen Teilung: Titanic

Glückwunsch, Archäologen!

»Archäologen haben mitten in Kairo eine mehrere Meter große Pharaonenstatue entdeckt«, hieß es neulich bei »RP online«. Mitten in Kairo! Habt Ihr schon mal in Gizeh, im Tal der Könige oder auch am Nilufer vorbeigeschaut? Da gibt es bestimmt auch ganz tolle Sachen zu »entdecken«.

Tip von Titanic

Andreas Scheuer (CSU)!

»Wahrheit kann weh tun«, wissen Sie, und Martin Chulz (oder »Chulden-Chulz«, wie Sie ihn nennen) müsse sich der Frage stellen, »was daran sozial gerecht sein soll, wenn deutsche Sparer für griechische Schulden zahlen müßten«. Nun, daß Ihnen suspekt ist, was sozial, aber nicht national-sozial ist, sollte wohl niemanden überraschen. Und jetzt ab, bevor wir Ihnen eine… na ja, Sie wissen schon. Titanic

Eins aber, Jörges,

ließen Sie uns dann doch noch wissen. Weil rechtspopulistische Politikerinnen wie Frauke Petry und Marine Le Pen den Triumph des US-amerikanischen Präsidenten bejubelten, empfahlen Sie in einer Videobotschaft: »Laßt sie uns ab jetzt Trumpisten nennen!« Unseretwegen, Jörges! Aber dürfen wir Journalisten wie Sie und Helmut Markwort, die Blätter wie »Stern« und »Focus« nach dem Vorbild der »Bild«-Zeitung heiter auf niederstes Niveau heruntergeführt haben, dann auch als Diekmannisten bezeichnen?

Ihre Titanisten von Titanic

Da ziehen Sie sich, Hans-Ulrich Jörges,

endlich langsam vom Journalismus zurück und verkünden Ihren Abgang beim »Stern«, doch nicht ohne im Interview mit »Meedia« noch mal klar zu machen, wie hervorragend Ihr Weg von irgendwann einmal irgendwie links zu dummdödelig-neoliberal mit Ihrer Karriere als Kolumnen-und Talkshow-Rauhbein fürs bräsige Mitte-Rechts-Publikum harmoniert. »Es gibt reichlich Journalisten, die netto so wenig herausbekommen wie eine Kassiererin im Supermarkt. Das darf nicht sein«, sagten Sie, väterlich die Sorge um den Nachwuchs im Sinn. Freilich nur um den journalistischen, denn außer das Wissen, daß eine Kassiererin eben naturgemäß erst einmal immer weniger zu verdienen hat als ein Journalist, muß dieser für den »Stern« offensichtlich bis heute nicht viel mitbringen. Warum das so sein soll, verraten Sie nicht, vielleicht fragt man dafür aber auch einfach besser eine beliebige Kassiererin.

Es winkt von Kasse 3: Titanic

Bonjour, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)!

Als saarländische Noch-Ministerpräsidentin mitten im Wahlkampf beurteilten Sie die allgemeine Begeisterung für Martin Chulz gar nicht so skeptisch, wie man hätte denken können. Sondern gerieten darob im Gespräch mit der »Welt am Sonntag« in eine regelrechte Sektlaune: »Mich erinnert diese Euphorie an eine Flasche Schaumwein, die lange fest verschlossen war. Mit dem Rücktritt von Sigmar Gabriel ist der Korken raus, und in der SPD perlt jetzt alles über.«

Was ja nicht nur ungemein anziehend klingt, sondern auch allerlei sexy Assoziationen weckt, wenn es von einer gestandenen Prosecco-Lady wie Ihnen kommt! Wer möchte da nicht mitfeiern, -perlen, -schäumen? Doch höchstens Gabriel, der unter die Decke geknallte Korken, der sich jetzt erst mal erholen muß. Und natürlich Chulz selber, der ja bekanntlich seit Jahrzehnten nicht mehr trinkt.

Um aber doch noch eine versteckte Spitze gegen den politischen Konkurrenten loszuwerden, fügten Sie maliziös hinzu: »Bleibt abzuwarten, ob da wirklich guter Schaumwein drin ist oder dieselbe Pritzelbrause wie unter Sigmar Gabriel.« Und das, Frau Kramp-Karrenbauer, wunderte uns dann doch. Warum denn abwarten? Warum nicht in die SPD übertreten und sich selber einige Schlucke vom berauschenden Naß sichern? Vielleicht ist es nur »Pritzelbrause«, vielleicht aber auch köstlichster Schampus – Hauptsache, es knallt und bringt die politischen Verhältnisse zum Tanzen!

Schon ganz beschwipst: Titanic

Hallihallo, Ingo Kloep!

Als ehemaliger Mathematikstudent und späterer Steuerfachangestellter erklärst Du in einer Werbekampagne des IT-Dienstleisters Datev, warum Du »unbedingt« Steuerberater werden willst. Und auch wenn das in Deinem Nerd-Kosmos einer der größten vorstellbaren Träume sein mag, hier ein paar Klarstellungen zu Deinem angepeilten Beruf: »Eine echte Challenge« ist das wohl nur für Leute, die auch ihren täglichen Gang zum Starbucks an der Hauptstraße als Abenteuerausflug empfinden. Der Slogan »Rock Deine Zukunft – und werde Steuerberater« wiederum macht uns hoffen, Dir und den Datev-Werbeheinis zeigen demnächst ein paar unterbeschäftigte Hells Angels, was ein echter Rocker so macht. Deine Hoffnung schließlich, daß der Job »extrem zukunftssicher« ist, weil es »sicher« immer »Steuern und komplizierte Fragen dazu« geben wird, die werden hoffentlich zunichte machen:

Deine Revolutionäre von Titanic

Noch genauer, Biathlon-Expertin Kati Wilhelm,

wollen wir bitte nicht wissen, worauf die Erfolge von Weltmeisterin Laura Dahlmeier beruhen: »Sie kann ihren Körper genau einschätzen… und weiß, wo sie mal Abstriche machen muß.«

Es dankt: Titanic

First Lady Melania Trump!

Sie beabsichtigen, den Gemüsegarten Ihrer Vorgängerin Michelle Obama im Weißen Haus weiter zu pflegen, namentlich »den Küchengarten und den Rosengarten«, wie uns Ihre Beraterin Stephanie Winston Wolkoff via CNN wissen ließ. Da Sie allerdings mit Ihrem zehnjährigen Sohn Barron zunächst noch in New York bleiben und erst zum Schuljahresende im Sommer in den Amtssitz nach Washington übersiedeln werden, müssen wir Sie vorwarnen. Statt der vormals gut bestellten, in voller Blüte stehenden Felder werden Sie dann wohl verwildertes Ödland vorfinden, auf dem lediglich unkontrolliert Klatschmohn und Kratzdisteln wuchern. Und in Ihren Beeten wird es nicht besser aussehen.

Rät darüber hinaus von russischen Bewässerungsanlagen ab: Titanic

Hmmm, Heinrich-Böll-Stiftung,

einen von Dir verbreiteten Podcast überschreibst Du mit der rhetorischen Frage samt Antwort: »Wie mächtig sind die Agrar- und Lebensmittelkonzerne? Sehr, sehr mächtig.«

Etwas merkwürdig finden wir jedoch, daß 1. wir Deinen beworbenen Beitrag bereits fünfmal in unserem Newsfeed gesehen haben, während die »Agrar- und Lebensmittelkonzerne« selbst dort gar nicht auftauchen, 2. Du rund 60 Millionen Euro jährlich vom Bund erhältst, 3. Deine Mutterpartei zehn Prozent aller Bundestags- und rund zwölf Prozent aller Landtagsmandate innehat und sie 4. in neun Landesregierungen mitmischt und sogar einen Ministerpräsidenten stellt. Könnte es da, nur ganz vielleicht, sein, daß eigentlich Du und Deine Getreuen einen guten Teil der Macht haben, aber einfach nichts an den herrschenden Zuständen ändern wollen?

Denk mal drüber nach! Titanic

Megaleistung, Alex Westerlund!

Wie wir der Weltpresse entnehmen, hast Du in Minecraft das neue Apple-Hauptquartier in Cupertino »nach echten Konstruktionsplänen« mit digitalen Bauklötzchen nachgebastelt und dafür 232 analoge Lebenszeitstunden verplempert.

Was hätte man in diesen Tagen nicht alles erleben können, Alex?

Na ja, in Deinem Fall nicht viel, was? Titanic

Lifestyle-Magazin »In«!

Von Ruby O. Fee, ihres Zeichens Hauptdarstellerin im Sat.1-Streifen »Die Ketzerbraut«, wolltest Du kürzlich wissen: »Ruby, sind Sie
mit 21 nicht ein wenig zu jung für diese Rolle? Immerhin spielt die Geschichte im 15. Jahrhundert?«

Die Antwort liegt doch, und als Lifestyle-&-Beauty-Redaktion hättest Du da wirklich von selber drauf kommen können, auf der Hand: Schauspielerinnen aus dem 15. Jahrhundert werden heutzutage nur noch ungern besetzt, in diesem Alter verbringen die einfach zu viel Zeit in der Maske.

So erklärt man sich das jedenfalls auf dem alten Think-Tanker Titanic

Was für ein Flash, Elvira (13)!

Da probst Du gerade mit Deinen Mitstreiterinnen Anais und Leonie für Euren »Voice Kids«-Auftritt, als plötzlich – schluck! kreisch! – der supersüße Ed Sheeran auftaucht und einfach ein bißchen mit Euch arbeitet!

Ed Sheeran! Und Du, Elvira! Und dann steht später auf Bild.de Dein Jubelschrei: »Ed Sheeran weiß, daß ich existiere!«

Und was noch viel toller ist, real existierende Elvira (13): Wir jetzt auch!

Mindestens genauso geflasht: Titanic

Faz.net!

»Fast jeder fünfte bestreitet den Klimawandel. 16 Prozent der Deutschen sind von der Existenz des Klimawandels nicht überzeugt – mehr als in anderen europäischen Ländern. Erneuerbare Energieträger sehen die jedoch positiv.«

Erstens: sind 16 Prozent, wie ein Grundschulkind ausrechnen kann, nur fast jeder sechste. Zweitens: ist »nicht überzeugt« nicht unbedingt dasselbe wie »bestreiten«. Drittens: stehen »die« im Stall und machen muh. Und viertens: wird das mit dem Qualitätsjournalismus auch immer schwerer, was?

Solidarisch: Titanic

Wirklich menschlich, Vodafone,

finden wir Deine Idee, in der Warteschleife bei der Störungsannahme das Lied »Human« von Rag’n’Bone Man zu spielen. Nach zwanzigfacher Wiederholung von »I’m only human after all / Don’t put the blame on me« ist die Schuldfrage für den Telefonausfall wohl für jeden geklärt.

Leider verschweigst Du uns, daß die Lösung unseres Problems dann doch eher Glückssache zu sein scheint: »Some people got the real problems / Some people out of luck / Some people think I can solve them / Lord heavens above.«

Vor Gericht, auf hoher See und in der Vodafone-Hotline ist man in Gottes Hand. Titanic

Kurz vor Ihrem Abgang, Joachim Gauck,

konnten Sie das bundespräsidiale Geplapper natürlich ebensowenig lassen wie all die elenden Jahre davor. Bei einem Bürgerempfang in Jena rieten Sie den Medien, häufiger über Erfolge und gut Funktionierendes zu berichten. Interessanter Gedanke, Gauck, vor allem, weil Sie dann ja gar nicht mehr im geschätzten Preßwesen vorkämen!

In der Hoffnung, daß Ihr Gehirnapparat ab jetzt nur noch so gut funktionierende Ideen ausstößt, grüßt Titanic

Du wiederum, Johanneskirche zu Wuppertal-Elberfeld,

hast in Deinem Mitteilungskasten ein Foto des niedlichen Playmobil-Martin-Luthers mit der Frage »Herr Luther, was würden Sie heute auf Facebook posten?« versehen.

Weil der Herr Luther verhindert ist, und das, nebenbei, seit geraumer Zeit, möchten wir an seiner Stelle antworten. Natürlich das, was er am besten konnte: antisemitische Hetze und Kacka- und Furzgeschichten nämlich. Und er hätte zweifellos, weil er sich damit bei Facebook unter seinesgleichen befunden hätte, eine Menge Likes dafür erhalten.

These von Titanic

Altbundespräsident Christian Wulff!

Nun, da frisch ein neuer Frühling übers Land rollt, die Blümchen blühen, die Krume aufkrustet und frische, pralle Sprößlinge ans Licht schießen, da wünschen wir uns von Ihnen eine zweite Amtszeit. Freilich nicht als Bundespräsident – da haben wir ja schon eine Ersatznull gefunden –, sondern eine zweite Amtszeit als Spargelbotschafter.

Ja, wir dachten auch erst, das sei ein Witz, war aber alles echt: Sie wurden für das vergangene Botanikjahr allen Ernstes und in praxi zum »Spargelbotschafter« ernannt. Ehre, wem Ehre gebührt! Doch leider ist auch hier Ihre Erfolgsbilanz ziemlich mickrig geblieben. Da hat Ihre ehemalige Ex Bettina, mit dem Fahrradhelm auf dem Frisierkopf tatsächlich als bundesweite »Stadthelm-Botschafterin« unterwegs, beinahe mehr geleistet.

Also bitte, Wulff, machen Sie uns doch noch ein Jährchen den Spargel-August, bittebitte! Damit wir endlich den bundesrepublikanischen Spargelwuchs und -absatz befördernde und befeuernde große Sätze hören wie »Wer bei uns leben will, muß sich auf bestimmte Dinge einlassen: Gleichheit des Gemüses, Blanchierfreiheit und Bekämpfung der Kalorienarmut durch Zugabe von zerlassener Butter. Wer das nicht akzeptiert, kann nicht bei uns leben.« Und noch mehr freuen wir uns natürlich auf Ihren Klassiker: »Die Kartoffel gehört zweifelsfrei zu Deutschland! Die Mohrrübe gehört zweifelsfrei zu Deutschland! Aber der Spargel gehört inzwischen auch zu Deutschland.«

Das, Wulff, wär’ doch was! Mit diesem Spruch auf den Lippen und der behelmten Alt- und Neugattin auf dem niedersächsischen »Spargelradweg« die Stange hochhaltend – so wollen wir Sie sehen!

Wünschen sich Ihre Sparschäler von der Titanic

Hey, »Bild«!

Da bist Du aber ganz schön ins Schnauben geraten: »Verantwortungslose« bzw. »Spinner« behinderten laut Deinem Bericht in einem »abscheulichen Nervenkrieg« die Rettungsarbeiten nach einem Unfall auf der A5, indem sie sich »an die Einsatzfahrzeuge hängten, um die zu überholen, die eine Gasse bildeten«. Da fällt uns etwas ein, das wir schon länger einmal fragen wollten: Gibt es eigentlich die »Bild«-Leser-Reporter-Aktion noch? Ja?

Schreibt Dir aber weiterhin lieber Briefe: Titanic

Heiliger Vater Franziskus!

Gelobt sei der HErr, sein Reich komme, sein Wille usw. Dürfen wir vortragen? Okay! Daß es ausgerechnet »Zeit«-Kasperl Giovanni di Lorenzo sein mußte, dem Sie als erstem deutschen Journalisten ein Interview gewährten – Essigschwamm drüber! Wir erlauben uns jedenfalls, Seine Heiligkeit aus eben jenem Gespräch zu zitieren: »Typisch Journalisten! (lacht)«, »… und es gab keine Schwiegermutter, die dazwischenfunken konnte (lacht)«, »Das könnte man sagen. (lacht)«, »Ich bin übrigens auch gläubig, wissen Sie? (lacht)«, »… aber ich war nicht dabei, zu heiraten! (lacht)«, »Eben. (lacht)«, »Und dann haben sie ihn zum Papst gemacht. (lacht)«, »Da müssen Sie meinen Beichtvater fragen! (lacht)«, »Ein kluger Kopf. (lacht)« – O Gott, o Gott, aufhören! Wir liegen doch bereits mit Tränen in den Augen und Schluckauf vor Lachen unterm Altar! Hihihi, also daß eine solche Spaßkanone wie Sie… Du lieber Franziskus! Danke, einfach danke. Wie schön, daß ein Papst heutzutage über sich selbst lachen kann.

Siebzehn Rosenschwänze (lol!) und fünfmal Amen! Titanic

Wow, Patrick Sensburg (CDU)!

Sie als Vorsitzender des NSA-Untersuchungsausschusses, der sich auch mit fragwürdigen Methoden des Bundesnachrichtendienstes befaßt, haben die erst Ab- und jetzt Angehörten, darunter Angela Merkel, ja aber mal so richtig in die Mangel genommen, wie? So lasen wir in der »Süddeutschen«, die Ihren Ausschuß als »eine mißtrauische Runde von Parlamentariern« beschrieb: »Selbst der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, der CDU-Mann Patrick Sensburg, beginnt Fragen schon mal mit dem Satz: ›Was mich halt so ein bißchen stutzig macht …‹.«

Nicht doch! Das haben Sie nicht gewagt! Sie haben die Kanzlerin persönlich knüppelhart und knochentrocken mit einem direkt zwischen die Augen gefeuerten »Was mich halt so ein bißchen stutzig macht …« in die Ecke gedrängt?

Werden Sie doch Polizist! Oder noch besser: Geheimagent! Vielleicht finden Sie dann ja sogar mal etwas über den BND heraus.

Hört und liest jedes Wort: Titanic

Huuuuhuuuu, Jakob Augstein!

Zu einem vorzeitigen Ende der Präsidentschaft Trumps schrieben Sie: »Das Risiko einer Amtsenthebung wäre gewaltig: Bürgerkrieg.« Au weia! Meinen Sie nicht eher, daß gleich das ganze Universum implodiert? Pillendosis sicherheitshalber sofort verdoppeln, befiehlt Ihnen Titanic

Türkischer Justizminister Bekir Bozdağ!

Sie wollten im baden-württembergischen Gaggenau auftreten und dort für die türkische Verfassungsreform werben, doch die Stadt untersagte den Auftritt. Ihre Reaktion darauf (»Es ist eine Skandalentscheidung und eine Entscheidung, die gegen die diplomatische Höflichkeit verstößt«) können wir allerdings nicht verstehen. Seien Sie doch froh, daß Sie nicht im Land eines irren Despoten (Kretschmann/Grüne) auftreten mußten. Und vor allem: Seien Sie froh, daß Sie nicht nach Gaggenau mußten!

Diplomatisch und höflich wie immer: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick