Briefe an die Leser | Juni 2016
Huhu, Schwimmweltmeister Marco Koch!
Laut Süddeutscher Zeitung ernähren Sie sich »nach dem Konzept ›Vegan mit Fleisch‹« – das ist lustig, basieren unsere Trinkgewohnheiten doch auf dem verwandten Ansatz »Abstinent mit Doppelbock«!
Die »Milch« macht’s! Titanic
Roland Nelles @spiegel.de!
»Komischerweise tritt doch häufiger als gedacht genau das Szenario ein, das zuvor alle Bescheidwisser ausgeschlossen haben (den Autor dieser Zeilen inklusive)«, stellten Sie in einem Kommentar zur möglichen Präsidentschaft Donald Trumps fest. Das bestätigt, was man schon immer ahnte. Ob Redaktionsteam, Geburtstagsgesellschaft oder Freundeskreis: wer Bescheid weiß, schließt Sie aus.
Exklusiv: Titanic
US-Sängerin Taylor Swift!
Wie Sie der Vogue verrieten, hatten Sie als Kind den Wunsch, in die beruflichen Fußstapfen Ihres Vaters, Vermögensberater bei einer Tochterfirma der Bank of America, zu treten: »Als ich fünf Jahre alt war, wußte ich, daß mein Vater Börsenmakler ist, aber nicht, was das ist. Trotzdem bin ich zu den Leuten gegangen und habe erzählt, daß ich als Erwachsene Börsenmaklerin werde.« Angesichts des inflationären Gedudels Ihrer Hits im Radio und auf allen Musikkanälen im TV sowie der Geschäftsstrategie, sich die Markenrechte sogar für einzelne Textzeilen Ihrer Lieder sichern zu lassen und von jedem finanziell zu profitieren, der diese zu kommerziellen Zwecken nutzt, seien Sie versichert: Zumindest die Mentalität Ihres kindlichen Traumberufes haben Sie sich auch als Künstlerin zu eigen gemacht.
Ihre Bären und Bullen von Titanic
Gesetzliche Krankenkasse DAK!
Einerseits ist es lobenswert, daß Du bereits Deine jüngsten Mitglieder zur Gesundheitsfürsorge ermutigst und mit einem Schreiben deren Eltern an die kostenlose Vorsorgeuntersuchung U7a zwischen dem 34. und 36. Lebensmonat erinnerst. Andererseits mußt Du nicht über steigende Krankenkosten, leere Kassen und aufgebrauchte Reserven jammern, wenn Du dem Schrieb als Give-away eine Packung Malstifte mit dem Warnhinweis »Nicht geeignet für Kinder unter 36 Monaten aufgrund verschluckbarer Kleinteile« beilegst und damit Notfallambulanzen und chirurgischen Praxen volle Wartezimmer bescherst!
Auch für Kleinkinder geeignet: Titanic
Also bitte, Ministerpräsident Ramelow (Die Linke)!
Ihr in Thüringen nur scheinbar nicht mitgeschnittener Satz in Richtung Antifa-Demonstranten: »Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid!«, sollte vielleicht kumpelhafte Anti-Arroganz beweisen, aber deswegen kann man doch immer noch bei der Höflichkeitsform bleiben, ja? Selbst in Ihrer Position.
Würde Sie schließlich auch ums Verrecken nie duzen: Titanic
Sie, Anke Mohnert,
sind Geschäftsführerin der Hamburger Drogenberatungsstelle »Palette« und möchten die Konflikte zwischen Anwohnern und Dealern im Schanzenpark mit einem Verhaltenskodex beilegen, nach welchem »etwa in der Nähe von Schulen und Kitas nicht gedealt werden darf«. Ihr Fazit: »Aufeinander zugehen, miteinander sprechen: Das würde mehr Erfolg bringen als Repressionen und Verbote.« Und wenn die Hamburger Pfeffersäcke mit ihren Exklusivgymnasiumskids erst mal auf die Dealer zugegangen und mit ihnen ins Gespräch gekommen sind, könnte es ja doch noch ganz gechillt werden im Kiez.
Wo Dealer, Eltern und Kinder endlich an einem Strang bzw. Tütchen zögen, da käme direkt auch einmal vorbei: Titanic
Servus, Pep Guardiola!
Sympathisch waren Sie uns nie. Wie auch? Als stattliche Verkörperung der anscheinend unausweichlichen neoliberalen (Selbst-)Optimierung. Als effizienter Zurichter von Menschen, die einstmals von einem nebensächlichen Spiel beseelt waren, zu Figuren auf Ihrem Spielfeld. Als erster Repräsentant eines freudlosen Perfektionswahns, der aus dem leichten schönen Spiel, das Johan Cruyff in Ihr Barcelona gebracht hatte, ein schweres schönes Spiel gemacht hat, das nur mit brachialer Spielverweigerung aufgehalten werden kann. Als martialischer Dampfplauderer, der für »Super super super«-Spieler und Verein »sein Leben gegeben« hat. Als katalanischer Nationalist. Als Mann, der viel zu enge Hosen höchst ansehnlich tragen kann.
Aber nun, da wir von Kicker-Chefreporter Karlheinz Wild bis Bild-Vollpfeife Alfred Draxler, vom Bayern- bis zum Event-Fan, hören durften, daß es Ihnen, Pep, nicht gelungen sei, »unsere Herzen zu erreichen«, erobern Sie doch noch ein Eckchen des unseren. Denn wer von Leuten nicht geliebt wird, in deren Herzen Schrebergartenfressen wie Jupp Heynckes und Möchtegern-Gentleman-Gangster wie Uli Hoeneß wohnen, der kann einfach kein ganz schlechter Mensch sein.
Super-super-super-Grüße: Titanic
Gewerkschaft Ver.di!
Gibt es einen besonderen Grund, warum Du – statt tüchtig Streik, Radau und Rabatz zu machen, um die Vergesellschaftung der Produktionsmittel voranzutreiben – uns Kollegen in jedem zweiten Deiner Briefe die »exklusive Sterbegeldversicherung des Ver.di-Mitgliederservice« anpreist wie extrem saures Bier? Mit vorausgefüllter Beitrittserklärung, Rückumschlag und Sätzen wie: »Denn wer denkt schon gern daran, wie es im Todesfall den eigenen Angehörigen geht? Und doch lohnt es sich, daran zu denken und schon jetzt für den Fall des Falles vorzusorgen!«
Hast Du, Ver.di, denn keine drängenderen Probleme? Ist die Zukunft für Dich etwa – gestorben?
Dich Todgeweihte grüßen: die vereinten Dienstleister von Titanic
Tilman Krause, alter Lustmolch!
Die Deutschen, so lamentierten Sie in der Welt, »fremdeln gegenüber allem Positiven, das sie vorzuweisen haben«, sie verstünden sich »nicht auf Selbstfeier« und hätten schlicht »kein erotisches Verhältnis zu ihrer Nation«, ganz anders als etwa die Franzosen, welche die ihre »als Lustobjekt betrachten«. Ein Jammer. Aber was könnte da helfen, Krause? Müßte Deutschland einfach mal richtig gefickt werden?
Einverstanden: Titanic
TV-Moderatorin Andrea Kiewel!
Um dem bizarren Unterhaltungsmix Ihres »ZDF-Fernsehgartens« aus Hitparade, Hobbythek und »Wetten, daß…?«-Außenwette mit einem in die Jahre gekommenen Sex-Drugs-&-Rock’n’Roll-Lifestyle noch einen draufzusetzen, wünschten Sie sich Udo Lindenberg als Gast in Ihrer Show: »Ich bin großer Udo-Lindenberg-Fan, und ich weiß, daß er sonntags, wenn er aufwacht, oftmals auch beim ›Fernsehgarten‹ hängenbleibt.«
Ob Sie Ihren Lieblingskünstler allerdings mit dieser indirekten Unterstellung, bereits vormittags vollgedröhnt bis obenhin zu sein, in Ihre Sendung locken können, werden wohl nie erfahren
die Langschläfer von Titanic
Liebe FDP,
da Du uns neuerdings mit Abreißkalendersprüchen der Sorte »Die Zukunft hat die Farbe, die Du ihr gibst« ankumpelst, sich hinter dem grellbunt hinterlegten Sprüchlein bei genauerer Betrachtung dann aber doch wieder nur der hinlänglich bekannte scheißwirtschaftsfreundliche Leistung-muß-sich-wieder-Lohnen-Bums, der alte deutsche Hut des Liberalismus, verbirgt, wirst Du es uns sicher nicht übelnehmen, wenn wir damit in altbewährter Manier verfahren: Kurz lesen, abreißen, wegwerfen.
Nichts für ungut. Titanic
Sie, Jakob Augstein,
haben es schon wieder getan. Angesichts des Wahlsiegs des neuen Londoner Bürgermeisters Khan frohlockten Sie: »Khan hat sich in der Wahl gegen einen Milliardärssohn durchgesetzt, der Goldsmith heißt.« Und wenn jemand so heißt und Sie das so betonen, dann heißt das natürlich etwas, nämlich daß er »aus einer jüdischen Familie stammt«, weshalb er, wie es des Juden Art ist, im Wahlkampf »ein schmutziges Spiel mit den Rassismen« spielte, indem er Khan »in die Nähe von Antisemiten rückte«.
Wer kennte es besser als Sie, Augstein, dieses schmutzige Judenspiel. Doch Sie lassen sich nicht beirren: »Die Islamfeindlichkeit ist das Gerücht über den Muslim. Adorno ging es freilich um den Antisemitismus. Aber die Muslimfeindlichkeit hat in Deutschland den Antisemitismus längst als gefährlichsten Rassismus abgelöst. Dieser spaltet die Gesellschaft.« Worin er sich dann doch noch vom Antisemitismus unterscheidet, denn der eint ja eher die Gesellschaft. Zumindest die Ihrige.
Muß Sie nicht in die Nähe von Antisemiten rücken: Titanic
Nice try, »Welt«,
Deine Follower auf Twitter mit der Clickbait-Zeile zu ködern: »Mit diesen Tricks machst du dich selbst ganz einfach glücklich«. Allerdings dürften solche »Tricks« den meisten Menschen seit der Pubertät bekannt sein.
Mutmaßen die Hand- und Kopfarbeiter von Titanic
Sie, Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU),
haben sich im Tagesspiegel gegen die Vorwürfe gewehrt, Sie seien viel zu oft auf Auslandsreisen. Wenn man Sie einlade, verträten Sie eben auch das Land Berlin: »Das gehört zu meinen Aufgaben. Es ist absurd, mir hier Lustreisen zu unterstellen.« Daß mit Ihnen, Henkel, garantiert nicht mal ein Lustwochenendausflug möglich wäre, weiß jeder, der Sie schon gesehen hat oder Ihr Gerede ertragen mußte.
Aber warum bleiben Sie nicht trotzdem zu Hause und gönnen Ihrer Entourage mal eine schöne Sause? Fragen Ihre Reiseplaner von der Titanic
Maybrit Illner!
»Kann Deutschland Integration?« fragten Sie im Titel Ihrer Sendung vom 21. April. Nun, wenn »Integration können« zuallererst bedeutet, Migranten die deutsche Sprache beizubringen, dann können wir nur antworten: Hoffentlich nicht! Bejahen können wir dagegen die Frage: »Kann Illner uns mal?«
Kann Satzbau: Titanic
Tüt-tüt, EU-Digitalkommissar Oettinger!
Ihr Rat an den ADAC, sich auf die Internetisierung des Straßenverkehrs einzustellen und »lieber Schlaglöcher zu akzeptieren als Funklöcher«, eröffnet schöne Perspektiven. Wenn uns demnächst in einem akzeptierten Schlagloch die Achse bricht, bestellen wir uns einfach ein E-Meal, chillen im ADAC-»Mängelforum« und fahren online Autorennen.
Mut zur Straßenlücke! Titanic
Geschätztes Bundesumweltministerium!
Du lädst anläßlich Deines 30. Jubiläums zu einem großen »Festival der Zukunft« nach Berlin. Alle, die Lust und Zeit haben, sollen zwei Tage lang im September darüber diskutieren, wie die »Umweltpolitik der Zukunft« aussieht, und die ganze Veranstaltung steht unter dem – natürlich – zukunftsweisenden Titel »Umweltpolitik 3.0«.
Nun, liebes Ministerium, Deine Kollegen vom Bundeswirtschaftsministerium sind in der Schlagwortschlacht um die Zukunft aber bereits bei der »Industrie 4.0« angekommen. Daß die Wirtschaft dem Umweltschutz immer einen Schritt voraus ist, kann sich wieder mal an zehn Fingern abzählen: Titanic
Hochverehrte Shakespeare- Experten!
Anläßlich des Dichters 400. Todestages haben wieder einige von Euch die Hypothese ausgegraben, daß es gar nicht Shakespeare selber war, der die ganzen Dramen und Sonette gedichtet hat. Das stimmt mit unserer Vermutung überein: In Wahrheit hat die nämlich alle ein Mann geschrieben, der zufällig denselben Namen hatte.
Zwischendurch gern mal albern: Titanic
Schon megadoof, Beauty-Bloggerin Anna Maria Damm,
wenn man als willige Kosmetik-PR-Hure für einen »Veet Sensitive Precision Beauty Styler«-Werbeclip dann eben doch nur die heimarbeitende Tupperparty-Tante für z.B. Augenbrauenrasierer geben muß und im Home-Office-Werbestudio mit Deko-Schlafzimmer noch dusseligeren Pubertierenden mit mindestens dreimal »Mega!« in den paar Sekunden ein Product Placement um die Ohren haut, das sich wirklich nicht gewaschen hat.
Aber am megadööfsten muß wohl sein, mit solchen verdorbenen Existenzen auch noch heimlich Mitleid zu haben, oder?
Megagrüße: Titanic
Dr. Markus Umhau!
Sie leiten am Freiburger Universitätsklinikum die Blutspendezentrale. Sind Sie bei den Blutspenden zugegen? Und verlieren dann mehr Spender das Bewußtsein, als wenn Sie in der Kantine einen Kaffee trinken?
Blutleere Grüße: Titanic
Was, liebe US-Drehbuchautoren,
macht Ihr eigentlich, wenn im Zuge der gegenseitigen Annäherung von Kuba und den USA der Zigarrenhandel legalisiert wird? Dann geht Euch ein hübsches und bewährtes Symbol für die Doppelmoral von Gesetzeshütern flöten. Werden die zwielichtigen Beamten dann künftig Kim-Jong-Un-Frisuren tragen und sich Perserteppiche in die Büros hängen? Werden sie sich hin und wieder an Stelle eines Bourbons einen kräftigen Schluck libyschen Öls gönnen?
Ach nein, lieber nicht spoilern!
Bitten die Seriennerds von Titanic
Ach, ach, Lutz Bachmann!
Wegen Volksverhetzung wurden Sie nun zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen verurteilt, weil Sie nachweislich im Internet Flüchtlinge mit Beschimpfungen wie »Viehzeug«, »Dreckspack« und »Gelumpe« belegt hatten. Womöglich wird eine solche Strafe in Ihren Kreisen als Auszeichnung und Bestätigung empfunden, und vielleicht blicken Sie nun sogar zufriedener auf Ihr langes Strafregister, das bislang vor allem Einbrüche und Rauschgiftdelikte verzeichnet.
Wie auch immer, die insgesamt 9600 Euro dürften für Sie eine Stange Geld darstellen. Macht sich da nicht Wut in Ihnen breit? Nein, nicht auf die Gerichte, die auch bloß ihre Arbeit verrichten. Und die Regierung oder das Gesetz für Ihre Misere verantwortlich zu machen, würde ebenfalls zu kurz greifen, nicht wahr? Schließlich gehören zum Verhetzen immer zwei. Also zögern Sie nicht und lassen Sie Ihrem Haß auf die Leute, die Ihnen das angetan haben, freien Lauf! Nur Mut, wir sagen’s auch nicht der Polizei.
Zwinkersmiley: Titanic
Heda, Senat von Berlin!
Du hast jetzt also eine neue PR-Kampagne ausgeschrieben: »Ziel ist, mit der Kommunikationsstrategie Berlin als Fahrradhauptstadt sowie das Radfahren in Berlin und die damit verbundenen Effekte weiter zu etablieren, zu entwickeln und zu stärken.« Die mit dem Radfahren in Berlin verbundenen Effekte weiter etablieren, entwickeln und stärken? Also von Rechtsabbiegern zu Tode gefahren werden? Oder wie gerade der Piraten-Politiker Steffen Burger von einem Opel-Fahrer zu dicht überholt und anschließend krankenhausreif geschlagen zu werden? Ist es denn wirklich schon so schlimm mit der Wohnungsnot in der Hauptstadt, daß Du auf anderem Weg keinen freien Wohnraum mehr schaffen kannst?
Na dann Hals- und Beinbruch! Titanic
Merhaba, Turkish Airlines!
Daß Fluglinien Metropolen verbinden, ist eine ebenso bekannte Erkenntnis wie die, daß Werbegraphiker gelegentlich auf veraltetes Bildmaterial zurückgreifen. Aber was soll uns in Deiner aktuellen Großflächenkampagne eine New Yorker Skyline am Horizont mit deutlich erkennbaren Twin Towers sagen – in Verbindung mit dem Claim »Enjoy the flight«?
Bleibt lieber am Boden: Titanic
Bei der Sperma-Allergie, »Spiegel online«,
kann es, wie wir Dir entnehmen, »zu Schwellungen und Rötungen, Quaddelbildung und Ausschlag am ganzen Körper kommen. Ist sie stärker ausgeprägt, bleibt es nicht dabei. Den Patienten wird übel, sie bekommen Durchfall oder müssen sich erbrechen.« Genau die gleichen Symptome also, die wir regelmäßig bei uns beobachten, wenn wir Deine Artikel lesen.
Holt sich trotzdem erst mal einen runter: Titanic
Hallöchen, Thilo Sarrazin!
Die FAZ befragte Sie zu Ihrem Heul- und Jammerbuch »Wunschdenken«, und Sie beteten deshalb schnell noch mal alles herunter, was Ihnen an der Welt so mißfällt, insbesondere der mangelnde Grips der »rund 1,2 Millionen Flüchtlinge, Asylbewerber und illegalen Zuwanderer des Jahres 2015«, über die Sie zu vermelden wußten: »Sie stammen zumeist aus Ländern mit niedriger Bildungsleistung. Ihr kulturelles und kognitives Profil ähnelt dem der muslimischen Zuwanderer aus diesen Herkunftsländern, die bereits in Europa sind.« Kann man sich ja denken, was das bedeutet: Gute Nacht, Deutschland!
Um die angestaubten Vererbungslehren, von denen Sie so besessen sind, etwas moderner klingen zu lassen, argumentieren Sie mit dem Begriff der »kognitiven Kompetenz«. Über den dozierten Sie begeistert: »Die kognitive Kompetenz versucht man zum Beispiel mit den Pisa-Tests zu messen. Sie ist das kombinierte Ergebnis des formalen Bildungsprozesses, der Familie, des sozialen Umfelds und der angeborenen individuellen Befähigung.« Und? »Wir beobachten hier weltweit ein starkes Gefälle mit unterdurchschnittlichen Werten in Südamerika, Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten – und überdurchschnittlichen Werten in Ostasien.« Aha! Und: O weh!
Aber wissen Sie was, Herr Sarrazin? Daß ein solch bürokratischer Esel, verkniffener Superlangeweiler und Ärmelschonerrassist wie Sie es hierzulande zum Bestsellerautor bringen kann, stellt der kognitiven Kompetenz der Deutschen ein derart vernichtendes Zeugnis aus – also mittlerweile glauben selbst wir, daß das Land an seiner eigenen Abschaffung arbeitet.
Und darum überholt uns ja auch bald die ganze Welt, selbst der Nahe und der Mittlere Osten!
Orakelt Ihnen Ihre Titanic
@Pontifex!
Um Dir, Papst Franziskus, und damit dem Wort Gottes noch näher zu sein, folgen wir Dir selbstverständlich auf Twitter. Als wir neulich auf der Suche nach frohen Botschaften Deine gesegnete Profilseite besuchten, fiel uns auf, daß Du zwar über neun Millionen Follower hast, aber nur acht anderen Accounts folgst – und zwar Deinen eigenen auf lateinisch, deutsch, italienisch, spanisch, portugiesisch, polnisch, französisch und arabisch. Interessierst Du Dich etwa nur für Dich selbst, Deine Worte, Deine Tweets? Aber ist das nicht eitel und selbstsüchtig und damit eine Todsünde?
Glaubt nicht mehr an 140 Zeichen und Wunder: Titanic
Sie, uns bisher unbekannte Ise Bosch,
sind Enkelin Robert Boschs und damit Millionenerbin und scheinen, nach einem Stern-Interview zu urteilen, trotz dieses Geburtsnachteils fähig, solch ein Leben mit Sinn zu füllen. Sie können also womöglich auch einen entdecken, wenn die olle Hamburger Illustrierte Sie als »eine der unbequemsten Stifterinnen des Landes« vorstellt. Oder?
Wissen Sie vielleicht, wie viele unbequeme Stifterinnen es denn in Deutschland gibt? Treffen Sie sich mit den anderen auf Spendengalas und streiten mit wenig genehmen Ansichten, demonstrativer Störrischkeit und harten Champagnerstößchen um diesen Titel? Und was bedeutet das überhaupt, »unbequeme Stifterin«? Halten Sie den Begünstigten Ihrer Stiftung das Geld unter die Nase – und reißen es wieder weg, wenn diese zugreifen wollen? Geben Sie Geld ausschließlich an unbequeme Organisationen wie den Verfassungsschutz, Nordkorea oder was immer Dieter Nuhr gemeinnützig so macht?
Oder ist es am Ende ganz einfach, und man kann auf Ihnen, Ise Bosch, nicht gemütlich sitzen oder liegen?
Fragen Ihre bequemen Sinnsucher von der Titanic
Ey, Mallorca-Mob!
Daß der Ballermann-Hit 2016 »Aua im Kopf« heißt: vor so viel Einsicht und Ehrlichkeit kann man doch nur den nassen Hut ziehen!
Den Du auf dem Aua hast. Titanic
Beileid, Sigmar Gabriel!
Noch von einer fiesen Gürtelrose im Gesicht gezeichnet, dementierten Sie bei RTL das von Helmut Markwort in die Welt gesetzte Gerücht, Sie würden jeden Moment als Parteivorsitzender zurücktreten: »Daß man in Deutschland als Politiker nicht mal mehr krank werden darf, ohne daß einer dummes Zeug erzählt, hat mich auch bißchen überrascht.« Uns ebenfalls. Wo in Deutschland doch sonst so wenig dummes Zeug erzählt wird!
Dann borgten Sie sich ein bißchen Ironie aus der Literaturgeschichte: »Mark Twain hat, als es die Nachricht über seinen Tod gab, eine Anzeige veröffentlicht, daß die Nachricht über sein vorzeitiges Ableben deutlich übertrieben gewesen sei. Ähnlich ist es bei mir auch.«
Mag wohl sein, Gabriel! Aber bedenken Sie erstens, daß Twain nach der Todesnachricht vom 21. April 1910 aus freien Stücken auf eine solche Anzeige verzichtete; und zweitens, daß der große Autor auch tot noch gesünder aussah als Sie im frühen Mai.
Nichts zu danken: Titanic
Du, Fa. Rommel Spedition + Logistik GmbH,
schreibst auf Deiner Homepage, daß Du ein 1932 gegründetes expandierendes Logistikunternehmen bist. Deshalb sorgst Du auch täglich dafür, daß auf deutschen Straßen deutsche Lkw rollen, und bist dabei ganz schön schlau: Du wirbst auf deinem Fuhrpark mit einem Fuchs für Deine Dienste.
So schlecht, wie immer behauptet wird, kann es um das deutsche Geschichtsbewußtsein also gar nicht bestellt sein, findet Titanic
Ihr, amerikanische Wissenschaftler,
habt schon wieder was herausgefunden: Wer regelmäßig zu dem Schmerzmittel Paracetamol greift, wird angeblich mit der Zeit weniger empfindsam für den Schmerz seiner Mitmenschen. Und wißt Ihr was? Das ist uns völlig egal.
Schluck & weg: Titanic
Und Sie, Christian Weber,
haben es den, wie Sie schreiben, »sogenannten Gender Studies« in der Süddeutschen Zeitung mal ordentlich besorgt. Es gibt nämlich, so finden Sie, durchaus Unterschiede zwischen den Geschlechtern, und zwar auch natürliche Unterschiede, die nicht sozial konstruiert seien. Penisse zum Beispiel! Außerdem seien Frauen »freundlicher, Männer aggressiver. Frauen haben häufig bessere sprachliche Fähigkeiten, Männer können besser Objekte im Geist rotieren lassen. Und es hat einen Grund, wieso mehr Männer die Lehrstühle für Mathematik besetzen. Und ebenso sicher ist, daß diese zumindest zum Teil auch natürliche Ursachen haben.« Usw. usf.
Es gibt aber etwas, lieber Herr Weber, was noch sicherer ist, als daß Lehrstühle für Mathematik mindestens zum Teil auch natürliche Ursachen haben: daß nämlich Ihr Herrenstammtischgeschwurbel in einem seriösen Wissensteil niemals hätte erscheinen dürfen. Vermutlich sind Ihnen und dem zuständigen Ressortleiter da ein paar Synapsen durchgeknallt? Vielleicht als Sie zusammen mal wieder etwas zu aggressiv das eine oder andere Objekt in Ihrer Rübe herumrotiert haben? Kann das sein?
Macht ja nichts, kann passieren.
Grüße! Auch an Ihre Penisse! Titanic
Schönen guten Tag, Intellektuelle!
Ihr habt gegen die Mitte März getroffene, grundrechtsverletzende Vereinbarung der EU mit der Türkei zur Rückführung von Flüchtlingen einen Aufruf gestartet. Davon erfuhren wir Anfang Mai aus einer winzigen Spalte in der Süddeutschen und lasen, daß bisher lediglich
50 Feuilletonlieblinge wie Durs Grünbein und Robert Menasse unterzeichnet haben. Kann es sein, daß Eure Mühlen noch langsamer mahlen als die der EU-Institutionen? Oder stellen bei Euch halt inzwischen nationalistische Grenzschützer wie Sloterdijk und Safranski die Mehrheit?
Wünscht Euch einen Gedankenblitz: Titanic
Carsten Maschmeyer!
Für Ihren Bestseller »Die Millionärsformel« werden Sie im Netz bejubelt: »Maschmeyer hat mit seinem Buch meiner Enkelin die Augen geöffnet«, schreibt ein User, der sich »Marcus Bauer« nennt, auf der Internetseite des Tagesspiegel. »Ein anständiger Mann, der aus Fehlern lernt«, weiß ein »Graf Taunus«. Andere loben Sie als jemanden, der »langfristig denkt und investiert, er will Startups wirklich unterstützen und das nicht nur mit Geld«, oder schreiben: »Was besseres kann man sich doch als junger Unternehmer nicht wünschen.«
Über solche Einträge haben Sie sich bestimmt mehr gefreut als über z.B. diesen: »Von dem würde ich keinen Euro annehmen« oder »Wenn er was für sein Image tun will … könnte er doch beispielsweise 100 lebenslange Partnerschaften für prekäre Rentner verlosen.« Zum Glück blieben dieser und ein paar andere negative nicht lange unwidersprochen: »Verstehe gar nicht, wo bei einigen das Problem liegt. Der Typ gibt echt einleuchtende Tips, wo für jeden was dabei ist« (ein »Dennis Goldmann«) und: »Verstehe ich was falsch? Hat der nicht mit AWD erfolgreich gearbeitet?« (»Sinja Marschalke«).
Merkwürdigerweise waren diese Maschmeyer-Anhänger, wie auch »Peter Charpentier« und »Kristina Larsson«, laut Tagesspiegel allesamt Erstkommentierer, die sich dazu alle kurz zuvor registriert und ihre zugehörigen Facebookprofile in der Erscheinungswoche des Buches angelegt hatten. Da liegt ein Verdacht nahe, alter »Drückerkönig« (NDR) – den diverse Ihrer Repräsentanten aber bereits dementiert haben; derartige Formen des Reputationsmanagments böten sie überhaupt nicht an.
Bleibt nur eine Möglichkeit: Sie, Maschmeyer, stecken höchstselbst dahinter, saßen tagelang hinterm Rechner, um zu beschönigen und zu manipulieren. Das würde uns einleuchten. Es ist ja das ganze Geheimnis Ihrer »Millionärsformel«. Und wer wollte schon ernsthaft einem Schmierlappen wie Ihnen das Image aufpolieren? Aber immerhin: Daß Sie gelegentlich tatsächlich Kosten sparen können, hätten Sie somit bewiesen.
Dafür ein wenig Lob von den Cassandra Müllers und Lord Souvenirs von der Titanic
Manch einer, Phil Schiller,
mag in dem Umstand, daß Sie als Apples »Senior Vice President of Worldwide Marketing« sich höchstselbst per Twitter in eine Diskussion um die korrekte Pluralbezeichnung von Apple-Produkten eingemischt und sich vehement gegen die Verwendung eines angehängten -s ausgesprochen haben – »One need never pluralize Apple product names« –, einen weiteren Beleg für den in Ihrem Unternehmen herrschenden Verschlankungs- und Kontrollwahn sehen.
Wir dagegen halten es bloß für eine durchaus realistische Sicht auf die Entwicklung Ihrer Verkaufszahlen.
Von keinem I-Phone gesendet: Titanic
Pech gehabt, Problemwolf Kurti!
Aber so ist das mit der Tiermigration: Wer hier als Zivilisationsfremder selbst nach Gummigeschoß-»Vergrämung« (Niedersächsisches Umweltamt) nicht mindestens eine Armlänge Abstand hält und sogar jungen Müttern mit Kinderwagen hinterherläuft, wird halt »letal entnommen«.
Aber tröste Dich: Als Wolf mit so einem Namen hätten wir schon längst Suizid begangen.
Heul! Titanic
Deutsche Bahn!
Nach der Verwüstung einer Deiner Züge im Anschluß an ein Fußballspiel zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV soll bei Dir nun also aufgerüstet werden. Ganze Urinalwaggons »dort, wo üblicherweise Fahrräder oder Kinderwagen abgestellt werden«, einzig für den Einsatz bei Fußballspielen, seien nun in Planung, da die herkömmlichen Züge nicht auf den exzessiven Bierkonsum der Ultragruppen und dessen Folgen ausgelegt seien. Etwas erstaunt hat uns diese Meldung allerdings schon. Rollende Klowagen? Mit Pissoirs statt Sitzreihen? Steht dieses Angebot bei Dir, liebe Bahn, nicht ohnehin schon seit Jahren im Portfolio unter dem Namen »Regional-Expreß«?
Läuft bei dir! Titanic