Briefe an die Leser | Juni 2015


Und, Deutsche Topganovenbanker Breuer, Ackermann und Fitschen!

Ganz egal, wie glimpflich es wieder für Euch ausgeht: Es ist einfach schön, Eure Visagen mal wieder vor Gericht zu sehen. Gibt einem den kurzzeitigen Glauben an diese »Gerechtigkeit« zurück und für ein paar Sekunden lang sogar die wunderbare Vision, auch Euch mal hinter Gittern zu wissen.

Ein paar Jährchen wären allerdings noch visionärer: Titanic

Katholiken!

Weil für Euch das Konzept des Teufels ja auch außerhalb der traumatisierenden Welt des Kasperletheaters existiert, der Höllenfürst zeitweise sogar Besitz von so manchem Schaf aus Eurer Herde ergreift und dann ausgetrieben werden will, habt Ihr Euch nun schon zum zehnten Mal zur Diskussionsrunde »Exorzismus und Gebet der Befreiung« in Rom getroffen. Dort konntet Ihr u.a. vier Punkte definieren, die zu erfüllen sind, um als vom Teufel besessen zu gelten (Sprechen in fremden Sprachen, übernatürliche Kräfte, Sehen von weit entfernten Dingen, Abneigung gegen Gott), und habt bei uns damit für Irritation gesorgt. Heißt das, daß beispielsweise Arnold Schwarzenegger als österreichischer Kraftprotz mit Satellitenfernseher sich nur mal kritisch gegenüber dem HErrn äußern müßte – und Ihr rückt dann gleich mit Eurer Teufelsaustreibermannschaft an? Hat Euch das wirklich der Heilige Geist so eingegeben? Oder am Ende der Leibhaftige selbst, um damit wieder nichts als Wirrsal zu stiften?

Gleichviel, Satan zum Gruße! Titanic

Wohnkaufhaus »Preis-Rebell«!

Ist Dein Name eigentlich Programm? Wenn ja, dann müßte das ja bedeuten, daß Du gegen den allgegenwärtigen Kampf um niedrige Preise aufbegehrst und den Kunden mit hohen Preisen locken möchtest.

Für so viel Aberwitz wünschen Dir viel Erfolg beim Aufwiegeln

die Ernst-Rebellen von der Titanic

Sie hingegen, Gauck,

haben der Süddeutschen ein Interview gegeben, in dem Sie, wenn wir uns nicht verzählt haben, 29mal »ich« sagen. Gleichwohl kommen Sie zu dem Schluß: »Das Amt ist nicht geschaffen, einer einzelnen Person eine Bühne zu geben.« Einmal angenommen, Gauck, dieser Satz wäre richtig: Möchten Sie etwa andeuten, daß hinter jedem dieser 29 Ichs eine andere Person steckt? Und flüstert Ihnen im Kopf manchmal jemand zu, daß Sie sich zu diesem alten Typen auf die Bühne stellen sollen, der Ihnen so ähnlich sieht?

Bevor Ihr Antwortstapel eintrifft, bespricht die Ferndiagnose schon mit sich im Kollegenkreis: Titanic

Psst, Gregor Gysi (67)!

Als Fraktionsvorsitzender der Linkspartei hielten Sie die jüngst enthüllte Spionagekooperation von Bundesnachrichtendienst und NSA im Hörfunkinterview für einen »riesigen Skandal«. Auf die Frage, ob die Kontrolle des BND grundsätzlich verbessert werden müsse, sagten Sie: »Wahrscheinlich müßte man zum Beispiel dem Ausschuß unangemeldete Besuche erlauben bei jeder Abteilung. Das sind ja ausgesuchte Leute, die werden ja gewählt im Bundestag, das ist ja nur eine kleine Gruppe. Die müßten eigentlich immer hingehen können und sagen, wir wollen uns das ansehen, wir wollen uns jenes ansehen, wir wollen mit dem sprechen, und zwar nicht mit acht Wochen vorher anmelden, sondern einfach so. Ich sage das jetzt nur so schnell, ich muß da länger drüber nachdenken. Man muß sich lauter Dinge überlegen, um zu sagen, so kann man wenigstens einigermaßen eine Kontrolle gewährleisten.« Aber, Gysi, gerade das schnelle Sagen ohne längeres Nachdenken macht Sie so unverwechselbar.

Das sollten Sie keinesfalls aufgeben, rät: Titanic

O weh, Wibke Becker!

In der FAS, jenem blümchenbunten Malbuch der Reaktion, gruselten Sie sich öffentlich vor ausländischen Leihmüttern, die in Ihren Augen nur wenig von einer gemeinen Hure unterscheidet: »Wenn das Kind auf der Welt ist, übergibt sie die Ware an ihre Auftraggeber, und der Job ist erledigt. Auch dieses Produkt kann man nur im Ausland kaufen. Die Kinderlosen, die sich als Opfer ausgeben, werden als Konsumenten dieser Frauen zu Tätern. Denn künstliche Reproduktion beruht in beiden Fällen auf Ausbeutung.« Und so geht das eine ganze Seite lang, mit den Drittweltmüttern und den Entrechteten der Erde, die Ihnen, Becker, sonst munter am Popöchen vorbeigehen, aber total gut in den Kram passen, wenn’s gegen die Homoperversen und ihre Helfershelfer geht. Leider beruht Ihr ganzes Argument auf einem einzigen Umstand: daß nämlich die Leihmutterschaft hierzulande verboten ist. Wär’ sie’s nicht, Schluß wär’s mit der Ausbeutung im Ausland, Schluß natürlich auch mit Ihrer Solidarität mit dem Trikont. Damit das nicht passiert, müssen Leute wie Sie Ihre stumpfen Artikelchen zusammenstöpseln. Anschließend übergeben Sie diese künstlich reproduzierten Texte ein paar geilen alten Männern, die Sie heimlich dafür verachten, und der Job ist erledigt. Die Leser, also die Opfer Ihrer Artikel, werden als Konsumenten der FAS zu Tätern. Und Sie, Frau Becker, macht das dann zu – na?

Ihre Katalogkinder von der Titanic

Iranische Herrenfriseure!

Ihr habt Euch laut Eurem Verbandschef also neue Regeln für islamkonforme Frisuren auferlegt. So sind in Zukunft »satanische« und »homosexuelle« Frisuren verboten – woran auch immer Ihr diese erkennt. Aber ganz im Ernst: Respekt. Für Fundamentalisten wie Euch ist es durchaus schon ein Fortschritt, wenn Ihr Euch an der Frisur und nicht gleich am ganzen Kopf stört.

Ha(ar), ha(ar)! Titanic

Partei »Die Rechte«, Dortmund!

Ihr Herrenmännchen beklagt Euch auf Eurer Homepage über Not am deutschen Mann: Es gebe zu wenige deutsche Prostituierte. Nur etwa acht Prozent der in Dortmund registrierten Dienstleisterinnen besäßen einen deutschen Paß, und dabei sei nicht einmal auszuschließen, daß darunter auch eingebürgerte Frauen seien. Nun hättet Ihr nicht eigens darauf hinweisen müssen, daß es offenbar keine gibt, die ohne finanzielle Entschädigung mit Euch in die Kiste steigen würde. Aber danke für die Gelegenheit, Euch endlich den fälligen Rat zu geben: Dann fickt Euch doch selber.

Gern geschehen: Titanic

Hey, Kinder!

Erfreuliche Nachricht: Immer mehr von Euch leben laut Arbeitsagentur von Hartz IV! Das heißt im Umkehrschluß aber auch, daß immer weniger von Euch an Hartz IV sterben. Ihr seid eben verdammt zähe kleine Biester und laßt Euch nicht die Butter vom Brot nehmen, die Ihr nur vom Hörensagen kennt!

Weiter so: Titanic

Holla, Volker Weidermann!

Dürfen wir Sie kurz daran erinnern, mit welchen Worten Sie in der FAS Ihren Nachruf auf Günter Grass eröffnet haben? »Glauben in Zweifel zu verwandeln. Das große Dafür in ein großes Dagegen. Schuld in Unschuld. Schwerelosigkeit in Bleigewichte. Einen Riesen in einen Zwerg. Schweigen und Verdrängen verwandeln in einen Fluß der Worte, der nie zu enden schien.« Das Niveau dieses begnadeten Einstiegs haben Sie zwölf Spalten später sogar noch unterboten, und zwar im Zusammenhang mit der Gegnerschaft zwischen Grass und Reich-Ranicki: »Jetzt sind sie beide tot. Ist da irgendwo ein Knacken zu hören? Das Knacken von Nüssen? Oder ist das Streit? Sind das die Nachgeborenen? Die von heute?«

Ist da zwischen den Zeilen ein Tschilpen zu hören? Das der Meise unter Ihrem Pony? Oder ist das die verklausulierte Bitte um die Überweisung in eine logopädische Spezialklinik?

Uns würde es schon genügen, wenn Sie Ihren unendlichen Fluß der Worte in Schweigen verwandeln könnten. Titanic

Glückwunsch, liebe Wienerinnen und Wiener!

Wenn Ihr demnächst einen wildgelockten, gummiwangigen, in ein Buch vertieften, bizarre Zigarillos schmauchenden Romancier und Schöngeist gemächlich von Kaffeehaus zu Kaffeehaus schlurfen seht, dann ist das unser Michael, der feine Herr Ziegelwagner. Bzw. jetzt eben Euer feiner Herr Ziegelwagner, schnüff. Denn nach sechs Jahren TITANIC-Dienst kehrt er heim ins Österreich, zu wildgelockter Frau und gummiwangiger Tochter. Und beglückt fürderhin Euch mit der Kenntnis der Namen und Geburtsdaten sämtlicher Staatsoberhäupter, der in Endlosschleife gepfiffenen Jurassic-Park-Melodie, Spontanfragen wie »Soll ich mal rülpsen, hihi?«, knuffigen Filzstiftporträts alter Männer und natürlich Texten, Texten, Texten der Spitzenklasse, seien es die lyrischsten Gedichte, die parodistischsten Persiflagen, die klügsten Kritiken, die kecksten Satiren oder die aufgeblasensten Romane. Seid bitteschön recht lieb zu ihm, Wienerinnen und Wiener. Hetzt ihn nicht unnötig, überfordert ihn nicht mit moderner Technik, redet mit ihm in seinem merkwürdigen Dialekt, haltet ihm die schönsten Spazierwege in Euren Parks und auf dem Zentralfriedhof frei, dann ist er auch lieb zu Euch und präsentiert Euch zum Dank, wenn Ihr großes Glück habt, präzise Stimmenimitationen, spitze Affenschreie und erotische Auftritte in Hundekostümen plus Windel, wie wir aus bester Erfahrung wissen.

Vergeßt außerdem nicht reichlich Eierspeis und Trank – aber nicht zu scharf! – und setzt ihn auf alle verfügbaren Long- und Shortlisten. Verdient hat er’s!

Sagen Euch mit Handkuß die Ziegelwagnerianer von der Titanic

Heda, David Steinitz (»SZ«)!

Ihr Lob des Sci-Fi-Films »Ex Machina« über Cyber-Traumfrauen in allen Ehren, aber daß es Ihnen gleich derart die Sprache verschlägt: »Auch hierfür hat Ihr Traumfrau-Lieferant die Weiten des Internets durchforstet und analysiert, um einen klugen künstlichen Verstand zu kreieren … Alex Garland führt damit weiter, was das Kino schon geträumt hat, bevor überhaupt die Eltern der heutigen Silicon-Valley-Nerds geboren waren: Wesen und Emotionen so perfekt künstlich zu kreieren, daß sie gänzlich menschlich werden … Zuletzt haben sie die Weiten des Alls in ›Interstellar‹ kreiert, und auch ihre halbmenschliche Ava, mit Schauspielerinnenkopf und durchsichtigem Kunstkörper, ist ein Geniestreich der Tricktechnik.«

Wie, Steinitz, machen Sie das, wenn Sie so eine doppelplusgute, perfekt künstliche, herrlich unmenschliche Rezension kreieren: Kreieren Sie sich da erst mal einen schönen Kaffee, oder schaffen Sie das auch so?

Ihr emotionales Wesen Titanic

Da hat, Martin Stratmann,

also der Direktor des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen, Nikos Logothetis, bekanntgegeben, Experimente künftig nur noch an Nagetieren und nicht mehr an Primaten durchzuführen. Woraufhin Sie, Stratmann, ihm in Ihrer Eigenschaft als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft beigesprungen sind und betont haben, man halte »chronisch-invasive Neurokognitionsexperimente an Rhesusaffen« keineswegs für entbehrlich. Der Grund, sie auszusetzen, liege vielmehr in der »massiven Hetz- und Drohkampagne« – Veröffentlichung von Fotos aus dem Institut, Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, eine daraus folgende polizeiliche Hausdurchsuchung – von Tierschützern: »Hier ist ein Wissenschaftler an die Grenzen seiner physischen und psychischen Belastbarkeit getrieben worden.«

Da wollen wir im Namen der Wissenschaft bloß hoffen, daß der Schädel von Herrn Logothetis auch mit allen zur Verfügung stehenden Meßapparaten verdrahtet war, denn so ein im Grenzbereich laufendes Spitzenprimatenhirn steht der Forschung ja nicht alle Tage zur Verfügung!

Monkey see, monkey do: Titanic

Clueso, Du Schnulzenkasper!

Dürfen wir fragen, wie vollbescheuert Du eigentlich bist? »Udo« (Lindenberg!) »war für unsere Karriere ein echtes Momentum«, gabst Du neulich wie ein schwachsinniger Fußballprofi mit Gehirnerschütterung der HNA zu Protokoll. Lindenberg sei ein guter Freund und reiße »Sprüche, bei denen man sich einfach nur wegschmeißen könnte vor Lachen«. Sicher ein köstlicher Typ, der Udo! Zumindest, wenn man so ein trotteliger Einfaltspinsel wie Clueso ist. Doch selbst dann braucht man ab und an eine Pause, schaut »auch mal einen doofen Film mit wenig Anspruch«, ist »dann gerne sehr leicht« und macht »Blödsinn«. Denn klar: »Der Job, besonders das Texten verlangt mir viel Konzentration ab, dann will ich einfach mal nicht nachdenken müssen.«

Wir haben, Federgewicht Clueso, allerdings eher den Verdacht, daß Du in Deinen gedankenlosen Pausen die Texte gehörig überarbeitest und in den gefühligen Superquatsch verwandelst, der uns leider viel zu oft aus dem Radio entgegendudelt. Na? Noch nicht genug, Du Erfurter Hanswurst? Okay! Was Dich, die stets gelassene Kiffbirne, richtig wütend mache, wollte die HNA abschließend von Dir wissen. Und Überraschung: »Ja, die Leute kennen mich nur so, aber ich bin eigentlich ein Hitzkopf und kann sehr jähzornig sein. Wütend werde ich zum Beispiel, wenn man mich grundlos provoziert.« Haha, was für einen Scheiß Du schon wieder zusammenredest, Oberniete Clueso! Na? Na? Na? Komm halt vorbei, Du Flasche!

Dich halbe Portion erledigt jederzeit: Titanic

Möp möp, Seat!

Beim diesjährigen Rock-am-Ring-Festival rockst Du als Sponsor wieder kräftig mit und bietest allerlei Autospaß an, z.B. ein »gratis Fahrsicherheitstraining« oder »Taxifahrten auf dem Slalom Parcours«. Außerdem wirbst Du: »Und dank des Seat Car-a-oke kannst du selbst erleben, was es bedeutet, Rockstar zu sein.« Stark, Seat! Schließlich ähneln die Auftritte von Rockstars einer gelungenen Autofahrt: zuerst etwas vorglühen, ein paar Umdrehungen nachlegen, um ordentlich auf Touren zu kommen, dann Vollgas geben und bei der nächsten Gelegenheit mit dem Kopf voran in eine Menschenmenge crashen! Dein »Car-a-oke« kannst Du Dir übrigens sparen, denn wie wir die Klientel des Rock am Ring einschätzen, erleben die stets vollgetankten Festivalbesucher schon beim Sicherheitstraining und Slalomfahren, was es heißt, wie ein Rockstar zu kübeln.

Schnallt sich lieber an: Titanic

Cool, Universitätsstadt Marburg!

Vom Zug aus ist ein Graffito an Deinem Bahnhofsgelände zu sehen, ein Porträt von Friedrich Nietzsche mit einem Zitat aus »Also sprach Zarathustra«. Ganz schön kraß, was Dein Untergrund da so an die Wände taggt! Was einen wohl sonst noch so erwartet, wenn man nachts durch Deine Gassen zieht? Promovierte Gangsterrapper, die sich gegenseitig im jambischen Versmaß battlen? Marodierende Denkerbanden, die »Hegel Hustlers« gegen die »Kant Posse«? Alte Blechtonnen, in denen minderwertige Literatur brennt?

Fährt mit leisem Schaudern dann doch lieber weiter: Titanic

Erster Wiener Feinbäcker Heberer!

An so ziemlich jedem deutschen Bahnhof nötigst Du uns Deine Backwaren auf, die, wie Du verkündest, »nicht nur besonders frisch, sondern auch genauso erlesen sind«. Logisch, das ist eben »Handwerk, Tradition und Leidenschaft seit über 120 Jahren«. Heberer, alter Quasimonopolist, hast Du Deine Produkte in den letzten 120 Jahren eigentlich mal probiert? Kleiner Tip: Sie sind inzwischen trocken.

Fürchten sich schon wieder vor dem nächsten Feinstaubkrümelinferno:

Deine Zugreisenden von der Titanic

Und Sie, Bestatter Herbert Glück,

luden jüngst zu einer »Langen Nacht der Bestattung« in Ihre Räumlichkeiten in St. Georgen/Niederösterreich. Aber wie lange hat die Veranstaltung denn letzlich gedauert? Etwa bis in alle Ewigkeit, amen?

Bleibt nie bis zum Schluß: Titanic

Ui, »Bild«!

»Gaffer-Kontrolle auf der Autobahn!« geifertest Du in der Ausgabe vom 5. Mai über einen »Schaulustigen«, den die Polizei dabei erwischt habe, wie er im Vorbeifahren mit dem Handy einen »schweren Unfall« gefilmt haben soll. »Nicht nur moralisch eine glatte 6!« urteilst Du. Und da geben wir Dir ausnahmsweise recht. Und hoffen sehr, daß die Polizei an diesem Tag auch all die anderen Gaffer und unglücksgeilen Voyeure unschädlich gemacht hat. Etwa die auf Deiner Seite 4 (»So ist Sex im TV mit dem eigenen Ehemann«), Seite 5 (»Haftbefehl gegen den Schlagerstar: Roberts ist jetzt ein Gejagter!«), Seite 6 (»Wurde Inga [5] Opfer eines Verbrechens?«), Seite 9 (»Richter nimmt Freunde vom Koma-Schläger in die Mangel«), Seite 11 (»Christina Stroh [25] weint um ihren Araber ›Malachi‹«) …

Wäre da zur Abwechslung mal für Polizeigewalt: Titanic

Nachrichtenagentur Reuters!

Wenn Du zur gleißenden Neuigkeit, daß der Glühbirnenhersteller Osram das Geschäft mit seinen Privatkunden abspalten will, jemanden aus dem Bankhaus Lampe um eine Einschätzung bittest, sollen wir das dann eigentlich einleuchtend finden? Oder willst Du da jemanden hinters Licht führen?

Solcherart Heimleuchten verbäte sich aber: Titanic

Sie wiederum, Joschka Fischer,

wissen in Ihrer »Außenansicht« in der Süddeutschen genau, warum’s die neue griechische Regierung versaut hat, nämlich »weil sie den Unterschied zwischen Wahlkampf und Regierungshandeln ganz offensichtlich nicht verstanden hat oder auch verstehen wollte … Genau in diesem Punkt aber liegt die Wesensdifferenz zwischen Regierung und Opposition in der Demokratie: Opposition darf wünschen und versprechen und sogar träumen. Regierung muß unter den gegebenen Bedingungen (und nicht in Wunschwelten oder in theoretischen Systemen) handeln.«

Aber vorwerfen wollen Sie das Syriza doch wohl nicht, oder? Es hat halt nicht jeder eine berufliche Vorbildung wie Sie, bei der man 180°-Wenden auf Hauptverkehrsstraßen ohne Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer üben und sie dem verschreckten Fahrgast bei fröhlich weitertickendem Taxameter auch noch als »Regierungshandeln« verkaufen kann.

Hier bitte anhalten. Titanic

Th. Gottschalk!

Kreuzfidel und brachialsympathisch wie stets stellten Sie, grade 65 geworden, Ihre Autobiographie »Herbstblond« vor. Offenbar mangels anderer interessanter Anekdoten erzählen Sie darin, gelegentlich Ihre Kinder geohrfeigt zu haben – was aber nicht so schlimm ist, waren das doch bloß »Ausrutscher« (Focus) und »persönliche Schwächen« (Schweiz-Magazin), auf die Sie »sicherlich nicht stolz« sind (OK-Magazin). Bei Markus Lanz im Fernseh plauderten Sie dann noch exkulpierend über Ihre eigene Kindheit und über die Watschen der Frau Mama, die Ihnen beim Klavierüben zuteil wurden. »Hat mir nicht geschadet«, resümierten Sie.

Hat es nicht, Gottschalk? Wir wollen es mal mit einer Analogie versuchen: Wenn ein Haus, das kurz nach seiner Errichtung einen Dachschaden kriegt, jahrzehntelang unrepariert herumsteht – wie wahrscheinlich ist es dann wohl, daß den Bewohnern 65 Jahre nach ihrem Einzug auffällt, daß es reinregnet?

Eben.

Veilchenblau: Titanic

Harald Martenstein, alter Kindskopf!

Wie wir Ihrer Zeitmagazin-Kolumne entnehmen mußten, haben Sie ein seltsames Balg in die Welt setzen lassen: »Das Baby schreit ununterbrochen. Morgens, wenn es seine Äuglein auftut, beginnt es damit« – also schreit es nicht ununterbrochen – »und bis zum nächsten Morgen hört es nicht mehr auf.« Oder eben doch. Wann macht es denn nun die Äuglein zu, um sie morgens wieder auftun zu können? »Tag und Nacht sind nicht leicht zu unterscheiden. Die Zeit, in der das Baby etwas weniger schreit, heißt ›Tag‹.« Es schreit also weder nachts noch tags ununterbrochen, denn: »Wenn man es auf den Arm nimmt, gibt es kurz Ruhe, für zwei oder drei Minuten.« Immerhin. Indes: »Dann schreit es, weil es vom Herumgetragenwerden genug hat. Sobald man es auf den Boden setzt, schreit es, weil es wieder auf den Arm genommen werden will.« Oder schreit es womöglich, weil es einem offensichtlich schwer verwirrten Mann ohne Zeitempfinden und Kenntnis, daß man Babys nicht »setzt«, ausgeliefert ist? So oder so: »Diesem Baby kann man es nicht recht machen … Jetzt sagen die Leute, was willst du, Babys sind so.« Und wissen Sie was, Martenstein? Die Leute liegen falsch. So sind Babys nicht unbedingt. Aber eines können wir Ihnen angesichts Ihres aus sinnlosen Gründen dauerunzufriedenen Schreihalses versichern: Einen Vaterschaftstest werden Sie niemals machen müssen.

Ist doch auch was!

Wäh wäh: Titanic

Alle Achtung, Roland Nelles!

In Ihrer Eigenschaft als »Ressortleiter Politik und Leiter des Berliner Büros sowie Mitglied der Chefredaktion von Spiegel online« haben Sie nach jahrzehntelangen Recherchen in einem spektakulären Spon-Kommentar alles über die »Methode Merkel« herausgefunden: »Enttarnt – die Methode Merkel … Sie ist, kurz gesagt: eine ganz normale Kanzlerin.«

Wir, Roland Nelles, haben auch etwas herausgefunden, und zwar etwas noch viel Spektakuläreres: Wenn Sie Ihren Vornamen von Roland in Sensatio ändern würden, dann hießen Sie…? Na?

Gell, da staunen Sie. Titanic

Ach ach, Hugo Egon Balder (65)!

Über das deutsche Unterhaltungsfernsehen urteilten Sie im Stern: »Es ist nicht in der Krise – es ist eine Katastrophe. Das liegt an Bürokratie und an der gesellschaftlichen Entwicklung. Mein Gott, heute wird alles verboten. Früher hatten wir Sex, Drugs und Rock’n’Roll. Heute haben wir Rauchverbot, Frauenquote und Laktoseintoleranz!« Und leider immer noch Sie, Balder. Könnte man den zahlreichen Verboten nicht einfach noch eins hinzufügen?

Genau.

Darüber freute sich: Titanic

Und Du, Genosse Gabriel,

kritisiertest den Streik der Lokomotivführer »scharf«, wie wir den Medien entnahmen. Scharfe Kritik an Arbeitskämpfen? Aus der SPD? Was ist eigentlich aus Dir, Gabriel, und Deiner Partei geworden? Früher, beim Noske, ging es noch mit Auftragskillern gegen Liebknecht und Luxemburg und mit Freikorps und Gemetzel gegen diese Spartakus-Loser. Später, beim Schröder, dann immerhin noch mit Arbeitsmarktreformen und Gedöns gegen die Unterschicht. Denk Dir also etwas Spektakuläreres aus, Gabriel. Wenn Du Dich zum Beispiel einfach einmal auf diesen Weselsky draufsetzen würdest?

Auf, auf zum Kampf, fordert Titanic

Thomas Roth (Tagesthemen)!

Zu den ertrinkenden Flüchtlingen im Mittelmeer fiel Ihnen in einer Anmoderation ein: »Bei schönem Frühjahrswetter wird die Zahl der Flüchtlinge wohl weiter ansteigen, denn offenbar hält kein Risiko die Afrikaner vom Traumziel Europa ab.« So stellt man sich das also in einem Tagesthemenmoderatorenköpfchen vor: Diese Afrikaner sitzen in ihren Lehmhütten, bis einer sagt: »Laß uns doch dieses Jahr nach Europa schippern, da wollte ich immer schon mal hin!« In Wahrheit aber, das weiß doch jeder, kommen die alle nur wegen der traumhaften Nachrichtensendungen hierher, also auch ein kleines bißchen, Thomas Roth, Ihretwegen. Bitte keine falsche Bescheidenheit.

Es grüßt bei bestem Frühjahrswetter aus dem Traumziel Frankfurt: Titanic

Betrunkener Bretone (22)!

Weil Sie auf einem Werftgelände entschlossen ein Schlauchboot wiederbelebten, wurde die Polizei auf Sie aufmerksam. Den Beamten sagten Sie, »daß die Person nicht ansprechbar ist und gerettet werden muß. Ich habe bereits einen Krankenwagen alarmiert und es mit einer Herzdruckmassage versucht«. Mann, Sie konnten doch nicht wissen, daß es dem Boot gutging, wo es so komisch dalag und sich nicht bewegte! Und falls sich jetzt jemand über Sie lustig macht: Lieber einmal zuviel reanimiert, als weggucken und sehen, daß man weiterkommt, wenn jemand in Not ist!

Meinung von Titanic

Und nun zu Ihnen, Götz Hamann (»Zeit«)!

»Claus Weselsky vollbringt eine atemberaubende Leistung. Er zerstört in diesem Jahr geschätzte 500 Millionen Euro Wohlstand … Trotzdem darf das kein Anlaß sein, ein Grundrecht wie das Streikrecht einzuschränken – und damit die Freiheit. Laßt die Lokführer streiken! Deutschland wird dadurch nicht untergehen. Viel eher werden die Lokführer verschwinden, denn sie könnten in den nächsten Jahren durch Roboter ersetzt werden. Und die streiken nicht … Ist das bedauerlich? Nein, diese Entwicklung ist in der industrialisierten Welt oft zu beobachten. Arbeitsplätze werden durch technischen Fortschritt vernichtet, die Menschen müssen etwas Neues lernen, und das verlangt ihnen viel ab. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind die Chancen auf einen anderen Job aber gut. Letztlich bewirkt Claus Weselsky also aus den falschen Gründen das Richtige. Er zwingt die Deutsche Bahn, sich von Grund auf zu modernisieren … Eine moderne Bahn, das hätte was.«

Kann es sein, »Götz Hamann«, daß Sie sehr genau wissen, wovon Sie reden, weil sich hinter Ihrem Namen bereits ein Roboter versteckt? Ein Schreibprogramm mit perfekten Algorithmen zur Produktion neoliberaler und staatstragender »Meinungen« samt Subroutinen für Süffisanz und Logikresistenz? Andererseits wissen wir Science-Fiction-Geschulten, daß Roboter tatsächlich nicht streiken, sondern sich irgendwann über die ihnen eingeschriebenen Grenzen und somit ihre Herren erheben. Und wenn sich die Zeit ein ähnliches Schicksal wie das von Ihnen für die Lokführer vorhergesehene ersparen will, muß sie wohl weiterhin auf echt menschliche Schreiberlinge setzen, die auf solche oder irgendwie eigene Gedanken nie kämen.

Ihr Job ist also sicher! Bedauerlich, wie es ist.

Humane Grüße: Titanic

Vox-Fresse Guido Maria Kretschmer!

Wenn wir dem Onlineauftritt der Bild Glauben schenken dürfen, zeigten Sie sich dem Traditionsscheißblatt »privat wie nie«. Also wahrscheinlich sehr zurückhaltend und abweisend im Gespräch durchs Schlüsselloch Ihrer verschlossenen Haustür – weshalb der Bericht konsequenterweise auch hinter der Bild-plus-Bezahlschranke versteckt wurde.

Kleiner Tip, wenn Ihnen Ihre Privatsphäre so wichtig ist: Noch privater, wenn nicht gar am allerprivatesten ist’s hinter der SZ-Paywall.

Vermutet zumindest: Titanic

Du, Internetportal Heilpraxisnet.de,

versuchst potentielle Leser für gewöhnlich mit Hammerüberschriften wie »Milchhaut kann durch ständiges Rühren verhindert werden« oder »Augenkrankheiten kommen im Alter« zu begeistern. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber wenn Du Dich jetzt in die große Politik einmischen willst (»Neurochirurg: Der Kopf eines sehr kranken Menschen soll transplantiert werden«), ein kleiner, aber sehr ernstgemeinter Rat: Den Bouffier überläßt Du besser uns,

Deinen Heilpraktikern von Titanic

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks!

Von der Kölnischen Rundschau wurden Sie gefragt, wie Sie das deutsche Klimaziel erreichen wollen, wenn der Emissionshandel weiterhin so schlecht funktioniere: »Derzeit kostet eine Tonne Kohlendioxid etwa sieben bis acht Euro, soviel wie eine Pizza. Wie teuer muß es werden?« Sie verwiesen auf eine soeben in der EU beschlossene Reform, die den Ausstoß von Kohlendioxid »mittelfristig auch wieder teurer« mache: »Wie teuer genau, will ich nicht abschätzen. Aber ein ordentliches Tellergericht sollten Sie dafür bekommen, um in Ihrem Bild zu bleiben.« Diese vage Angabe, Frau Hendricks, läßt freilich Raum zur Interpretation. Ein ordentliches Tellergericht kann unserer Erfahrung nach gut und gerne auch mal zwanzig oder dreißig Euro kosten. Aber vermutlich wollten Sie Ihre Kompetenz nicht überschreiten – für derlei Fachfragen ist in der Regierung gewiß der Kollege Gabriel zuständig.

Zahlen, bitte! Titanic

Huhu, Udo Jürgens!

Endlich steht Dein Grabmal nach Deinen letzten Wünschen, ein von weißem Tuch »verhangener« (promiflash.de) Flügel für 75 000 Euro, auf dem Dein metergroßes Autogramm »prangt«. Und sieht aus wie der verhüllte Reichstag, auf dessen Dach eine gigantische goldene Rose lastet. Und weil Du selbst als Asche nicht unter die banale Erde kommen, sondern im Kitschhimmel bleiben wolltest, wurde Deine Urne im Marmorinneren dieses Klotzklaviers (sechs Tonnen) versenkt. Doch warum hast Du Dir nicht, wie zu geschmacklosen Lebzeiten, ein durchsichtiges Acryl-Klavier gewünscht? Dann könnten die Friedhofsbesucherfans auch jetzt noch etwas von Dir sehen!

Hauptsache, es muß nie wieder was von Dir hören: Titanic

Prost Mahlzeit, Europa!

Die Weltgesundheitsorganisation warnt in einer aktuellen Prognose vor einer »Übergewichtskrise enormer Ausmaße«. Die Zahl der Fettleibigen in Deinen Ländern soll demnach bis 2030 stark steigen. Vielleicht eine naive Idee von uns, aber könnte man das Durchschnittsgewicht in Europa nicht am schnellsten und effektivsten senken, indem man ein paar Flüchtlinge reinläßt?

Braucht erst mal einen Schnaps: Titanic

Gewiß, Lothar Matthäus!

Die aktuelle Mannschaft von Bayern München mit »all ihren Stars« und dem »breiten Superkader« kann, das wissen Sie in Ihrer Kolumne in Sport Bild, »sicherlich fast jeder trainieren.« Und wer es aber nicht kann und deshalb auch nie darf, das weiß sicherlich ganz Fußballdeutschland.

Einschließlich Titanic

Christian Lindner (FDP)!

In der »Huffington Post« schwärmten Sie von der derzeitigen Situation Ihrer Partei im bundespolitischen Niemandsland: »Wir fragen nicht mehr, wie etwas ankommt bei der Kanzlerin, Kommentatoren der Medien oder bestimmten Klientelgruppen. Wenn wir heute etwas vertreten, dann nur aus Überzeugung.« Ihre Zukunft sehen Sie allerdings nicht in dieser außerparlamentarischen Komfortzone, sondern in Berlin: »Ich will die FDP 2017 wieder in den Bundestag führen und dann auch dort arbeiten.« Was dann wie genau aussehen wird? In altbewährter liberaler Tradition Ihre Überzeugungen wieder dahingehend umzukrempeln, daß sie bei der Kanzlerin, Kommentatoren der Medien oder bestimmten Klientelgruppen ankommen?

Die Merkel, den Poschardt und die Pharmaindustrie wird’s freuen, nicht aber Titanic

Literaturkritiker Denis Scheck!

Auf die Frage von Tagesthemen-Moderatorin Pinar Atalay, ob man denn mit Günter Grass einen politischen Literaten verloren habe oder einen Schriftsteller, der Politik gemacht hat, antworteten Sie souverän: »Gott sei Dank beides!« Besser hätten wir unser eigenes Aufatmen auch nicht in Worte fassen können.

Hoch lebe die Ehrlichkeit! Titanic

Na na, SPD!

Was hören wir da: Du möchtest die Mehrwertsteuer auf Süßigkeiten von sieben auf 19 Prozent erhöhen? Angeblich, weil die Deutschen sich zu ungesund ernähren. Gib’s doch zu: In Wirklichkeit machst Du doch auch das wieder nur, um den Edathy zu ärgern!

Aber bitte nicht auf Kosten Deiner Schleckermäuler von Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Oha, »Siegessäule«!

Als queeres und »Berlins meistgelesenes Stadtmagazin« interviewtest Du anlässlich der Ausstellung »Sex. Jüdische Positionen« im Jüdischen Museum Berlin die Museumsleiterin und die Kuratorin und behelligtest die beiden unter anderem mit dieser Frage: »Linke, queere Aktivist*innen werfen dem Staat Israel vor, eine liberale Haltung gegenüber Homosexualität zu benutzen, um arabische und muslimische Menschen zu dämonisieren. Diese Aktivist*innen würden Ihnen wahrscheinlich Pinkwashing mit der Ausstellung unterstellen.«

Nun ist das Jüdische Museum Berlin weder eine Außenstelle des Staates Israel, noch muss man als Journalist/in irgendwelchen »Aktivist*innen« ihre antisemitischen Klischees, dass letztlich doch alle Jüdinnen und Juden dieser Welt unter einer Decke stecken, im Interview nachbeten. So können wir uns aber schon mal Deine nächsten Interviewfragen ausmalen: »Frau Pastorin Müller, Sie bieten einen Gottesdienst zum Christopher Street Day an. Betreiben Sie damit Pinkwashing für den Vatikanstaat?« oder »Hallo Jungs, ihr engagiert euch in einem schwulen Verein für American Football. Betreibt ihr damit nicht Pinkwashing für Donald Trump?«

Wird diese Artikel allerdings nicht mehr lesen: Titanic

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Du warst der jüngste TITANIC-Chefredakteur aller Zeiten. Du warst der Einzige, der jemals eine klare Vorstellung davon hatte, wie das ideale Heft aussehen musste, und hast immer sehr darunter gelitten, dass sich Deine Utopie nur unzureichend umsetzen ließ. Aus Mangel an Zeit und an Mitarbeiter/innen, die bereit waren, sich Nächte um die Ohren zu schlagen, nur um die perfekte Titelunterzeile oder das richtige Satzzeichen am Ende des Beitrags auf Seite 34 zu finden.

Legendär der Beginn Deiner satirischen Tätigkeit, als Du Dich keineswegs über einen Abdruck Deiner Einsendung freutest, sondern Robert Gernhardt und Bernd Eilert dafür beschimpftest, dass sie minimale Änderungen an Deinem Text vorgenommen hatten. Das wurde als Bewerbungsschreiben zur Kenntnis genommen, und Du warst eingestellt. Unter Deiner Regentschaft begann die Blütezeit des Fotoromans, Manfred Deix, Walter Moers und Michael Sowa wurden ins Blatt gehievt, und manch einer erinnert sich noch mit Tränen in den Augen daran, wie er mal mit Dir eine Rudi-Carrell-Puppe vor dem iranischen Konsulat verbrannt hat.

Nach TITANIC hast Du viele, die ihr Glück weder fassen konnten noch verdient hatten, mit Spitzenwitzen versorgt und dem ersten deutschen Late-Night-Gastgeber Thomas Gottschalk humortechnisch auf die Sprünge geholfen. Und dass River Café, eine deutsche Talkshow, die live aus New York kam, nur drei Folgen erlebte, lag bestimmt nicht an Deinen Texten. Auf Spiegel online hieltest Du als ratloser Auslandskorrespondent E. Bewarzer Dein Kinn in die Kamera, und gemeinsam mit Tex Rubinowitz hast Du das Genre des Listenbuches vielleicht sogar erfunden, auf jeden Fall aber end- und mustergültig definiert, und zwar unter dem Titel: »Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen«. Und diese eine Geschichte, wo ein Psychiater in ein Möbelhaus geht, um eine neue Couch zu kaufen, und der Verkäufer probeliegen muss, wo stand die noch mal? Ach, in der TITANIC? Sollte eigentlich in jedem Lesebuch zu finden sein!

Uns ist natürlich bewusst, dass Du auch diesen Brief, wie so viele andere, lieber selber geschrieben und redigiert hättest – aber umständehalber mussten wir das diesmal leider selbst übernehmen.

In Liebe, Deine Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Endlich, »ARD«!

Seit Jahren musst Du Dich rechtfertigen, weil Du immer wieder die NS-Enthusiast/innen von der AfD zu Kuschelkursinterviews einlädst und ihnen eine gebührenfinanzierte Plattform bietest, damit sie Dinge verbreiten können, die sich irgendwo zwischen Rassenlehre und Volksverhetzung befinden. Aber jetzt hast Du es den Hatern endlich gezeigt und AfD-Anführer Tino Chrupalla in das härteste Interviewformat ever eingeladen: »Frag selbst«, das freaky Social-Media-Format von der Tagesschau, das schon Olaf Scholz mit knallharten Fragen à la »Wann Döner wieder drei Euro?« niedergerungen hat. Wir sind uns sicher: Besser als mit einem Kartoffelranking auf dem Twitch-Kanal der Tagesschau kann die AfD gar nicht entlarvt werden!

Legt schon mal die Chips bereit: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Verabschiedungsrituale

Wie sich verabschieden in größerer Runde, ohne dass es ewig dauert? Ich halte es so: Anstatt einen unhöflichen »Polnischen« zu machen, klopfe ich auf den Tisch und sage: »Ich klopf mal, ne?«. Weil mir das dann doch etwas unwürdig erscheint, klopfe ich im Anschluss noch mal bei jeder Person einzeln. Dann umarme ich alle noch mal, zumindest die, die ich gut kenne. Den Rest küsse ich vor lauter Verunsicherung auf den Mund, manchmal auch mit Zunge. Nach gut zwanzig Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und ich verpasse meine Bahn.

Leo Riegel

 Räpresentation

Als Legastheniker fühle ich mich immer etwas minderwertig und in der Gesellschaft nicht sehr gesehen. Deshalb habe ich mich gefreut, auf einem Spaziergang durch Darmstadt an einer Plakette mit der Aufschrift »Deutscher Legastheniker-Verband« vorbeizukommen. Nur um von meiner nichtlegasthenischen Begleitung aufgeklärt zu werden, dass es sich dabei um den »Deutschen Leichtathletik-Verband« handele und und umso teifer in mein Loch züruckzufalllen.

Björn Weirup

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster