Briefe an die Leser | Juli 2014


Hobby-Filmrezensenten im Internet!

Es kann durchaus sein, daß ein Film, mit dem sich ein Regisseur X »auf dem Regiestuhl zurückmeldet« ein »bildgewaltiges Epos« ist, das durch ein raffiniert konstruiertes Drehbuch »zu überzeugen weiß«, mittels »subtiler Kameraarbeit brilliert« und obendrein mit einem »hochkarätigen Cast aufwartet«. Eines kann ein Film aber nicht: Er kann nicht einer der besten Filme sein, »die je das Licht der Leinwand erblickt haben«, denn was wird im dunklen Saal auf die Leinwand projiziert? Genau.

Wenn Ihr also Eure Phrasen vor der Niederschrift in Zukunft etwas genauer prüft, dann kommt vielleicht doch noch irgendwann eine Kritik zustande, die mit »fundiertem Sachverstand zu beeindrucken versteht«.

Das hofft jedenfalls: Titanic

Bosnischer Möchtegernmacker Saša Stanišić!

»Ich gebrauche sie für das, was ich tue … Sie ist für mich in ihrer Flexibilität und Schönheit zum Teil zu einer Spielgefährtin geworden, die ich, ja, ähm, sehr gerne benutze.« So, Saša Stanišić, äußerten Sie sich bei der Annahme Ihres Leipziger Buchpreises über Ihre Gespielin, die Sie als die deutsche Sprache zwangsouteten. Nun wissen wir zwar, was da drunten am Balkan für rauhe Sitten herrschen, wundern uns aber ein wenig, wie Sie es mit Ihrer besitzergreifenden Handhabe zartfühlender Wesenheiten so weit im ernsthaften Literaturbetrieb schaffen konnten. Zwischenzeitlich fürchteten wir sogar, Sie könnten Ihre Spielgefährtin in einer Nacht- und Nebelaktion in einem schwarzen Van nach Bosnien entführen – sowas kommt ja immerhin vor, und zwar gar nicht selten! Und was, Stanišić, täten dann wir? Aber dann riefen wir uns wieder Ihr Erscheinungsbild ins Gedächtnis – die lieben Rehäuglein, den kreuzbraven Seitenscheitel, die zart beflaumten Wänglein –, und da waren wir sofort beruhigt bzw. war alles wieder gut. Denn als die einzigen Spielgefährtinnen, die Sie allem Augenschein nach zu »benutzen« imstande sind, erweisen sich letztlich die tranigen Schwiegermütter, die Ihre Bücher kaufen. Und diese Ladies, Stanišić, können Sie unseretwegen gerne alle haben! Greifen Sie zu, es gehört alles Ihnen.

Wahre Liebe kennt keine Besitzansprüche: Titanic

Unbekannte Demonstrantin!

Anfang Mai setzten Sie sich mit 150 anderen in München für die Legalisierung von Cannabis ein. Auf Ihrem Plakat stand: »MARIHUANA IST KEINE DROGE !!! ES RETTET LEBEN UND IST NEBENBEI DIE HEILUNG GEGEN KREBS !!!!« Heilung gegen Krebs? Auf jeden Fall tut Marihuana Ihrem Deutsch nicht gut.

Ansonsten auf Ihrer Seite: Titanic

Dalai Lama, Eure Heiligkeit!

Sie, geistliches Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, werden jetzt 79 Jahre alt, legen aber keinen Wert auf Geburtstagsfeiern: »Sie gefallen mir ebensowenig wie formelle Anlässe und Zeremonien. Für mich ist Schlaf wichtiger als Geburtstagsfeiern.« Hey, Lama, das eine tun und das andere nicht lassen! Schon mal was von Kindergeburtstag gehört? Um drei Uhr nachmittags geht’s los, und nach ein paar Stunden Schabernack und Schnitzeljagd liegen Sie spätestens um sieben in der Lotosstellung.

Erleuchtete Lebenshilfe von Titanic

Beste »Brisant«-Moderatorin Mareile Höppner!

Munter erzählten Sie der Bunten: »Ich bin so eine Art Vakuumpumpe voll guter Laune für meine Umgebung. Bei mir kann man sich anlehnen und ausquatschen. Für Freunde und Kollegen bin ich eine Kummertante, bei der man alles abladen kann. Ich platze schier vor Energie.« Moment mal, Höppner: Sie sind eine vor Energie platzende, mit guter Laune gefüllte Vakuumpumpe, bei der man seinen Kummer abladen und sich anlehnen kann? Heißt das, Sie saugen die Sorgen Ihrer Umgebung auf und verwandeln diese in einen leicht übergeschnappten Frohsinn? Oder macht sich da bei Ihnen doch mehr Vakuum als Pumpenhaftigkeit bemerkbar?

Findet das alles äußerst vakuominös: Titanic

Akad., 56, w!

In einer Kontaktanzeige der Süddeutschen Zeitung suchen Sie »nette Leute mit Niveau zum Skat spielen, Raum Neufahrn (kein Sex)«. Kein Sex? Akad., 56, w, gab’s da in der Vergangenheit Mißverständnisse wegen des – äh – Reizens?

Kleiner Scherz von Titanic

Nochmals, hochgeschätzte Wissenschaftler!

Ihr habt auch festgestellt, daß die Menschen die Gefährlichkeit von Hurrikans mit Frauennamen chronisch unterschätzen. Dies führe zu mehr Todesfällen, weil etwa Evakuierungsempfehlungen nicht befolgt würden. Nun überlegt Ihr, das System der Wirbelsturmbenennung zu ändern. Gute Idee! Wir hätten sogar einen Vorschlag: Nehmt doch einfach Nachnamen hinzu: Wenn Angela Merkel, Maggie Thatcher oder Cindy aus Marzahn nahen, wird die Bevölkerung schon rechtzeitig Reißaus nehmen!

In Evakuierungsfragen führend: Titanic

Sie wiederum, BDI-Präsident Ulrich Grillo,

erläuterten der Rheinischen Post Ihre Vorstellungen von einem flexiblen Rentensystem: »Wir müssen mehr dazu kommen, daß die Menschen größere Wahlmöglichkeiten haben und nicht fragen: Wie lange müssen wir arbeiten? Sondern: Wie lange dürfen wir arbeiten?« Uns, Grillo, drängt sich da aber eine ganz andere, ebenfalls sehr beliebte Frage auf: die mit dem alten Verein von z.B. Ulrike Meinhof und wo der wieder steckt, wenn man ihn braucht.

Um Antwort bittet: Titanic

Dein Name indes, Pilotprojekt PAST,

mag als Akronym zwar schnöde für »Prozeßsicherer Automatisierter Straßenbau« stehen, scheint uns für die hiesigen Straßenbauprojekte aber trotzdem ungemein gut zu passen.

Deine »Back to the Future«-Fans von Titanic

Hergehört, Medienleute!

Daß Ihr Euch in den letzten Jahren das Wort »vorprogrammiert« abgewöhnt habt und nach und nach zu »programmiert« übergegangen seid – Hut ab. Daß Euch inzwischen hie und da sogar auffällt, wie dumm und hirnlos jede Stellungnahme klingt, die mit einem »Fakt ist« eingeleitet wird – fein! Und wo Ihr gerade so lernfreudig seid: Könnt Ihr Euer neues, um eine Silbe erweitertes »Faktum ist« nicht bitte auch sein lassen? Das klingt nämlich trotz der pseudolateinischen Endung nicht lässig-klassisch, sondern allenfalls häßlich-affig.

Spricht Fakt: Titanic

Werte Revisionisten von der »FAZ«!

Angesichts Eurer im Kampf gegen Auflagenschwund und Bedeutungsverlust schon länger zur Schau getragenen Flexibilität vergißt man gelegentlich, wes Geistes Kind Ihr im Grunde stets geblieben seid. Dann aber erscheint erst montags ein Leitartikel zur angeblich in der DDR gepflegten »einseitigen Freundschaft« zum Russen: »Wer das Kriegsende miterlebt hatte, mußte über seine schlimmen Erfahrungen schweigen: Mord und Selbstmorde, Vergewaltigung, Lager, Reparationen. Die Feuerwalze der Roten Armee zerstörte auf dem Weg nach Berlin Städte wie Frankfurt (Oder), Prenzlau oder Demmin derart, daß die Wunden bis heute schmerzen.« Dabei wird selbstverständlich komplett verschwiegen, welche ungleich schlimmeren Verwundungen diese »Feuerwalze« nötig gemacht hatten. Und dann verkündet am Freitag Euer Berthold Kohler zu den D-Day-Feierlichkeiten: »Putin aber will und kann sich mit Gedenkfeiern nicht begnügen, weil er Rußland nicht viel anderes zu bieten hat als den Traum von alter imperialer Größe. Für Moskaus Nachbarn jedoch ist das ein wiederkehrender Alptraum, den auch ihre Jugend noch kennt. Die D-Days, an denen ihre Befreiung von Besatzung und Fremdherrschaft begann, sind erst fünfundzwanzig Jahre her« – womit Kohler so tut, als wäre das blutige Ende des Dritten Reiches mit dem praktisch friedlichen Zerfall der Sowjetunion gleichzusetzen, einem Zerfall, nebenbei, der »Moskaus Nachbarn« nur zu solchen machte, weil Rußland die Sowjetunion verließ und mit der GUS noch eine Auffanggesellschaft gründete.

In so einer FAZ-Woche wird einem jedenfalls wieder offenbar: Ihr wart und bleibt die Lieblingskinder unserer Mütter, unserer Väter.

Weiterhin schönes Verdrängen wünscht: Titanic

Cool, Cro!

Wirklich cool, wie es im »Zeit online«-Interview mit Dir schnuckeligem Pop- und Rap-Panda nach elend langem, langweiligen Geplauder über Gott, die Welt und Stuttgart dann doch noch zu einem schön pubertären Moment kommt. Einer der beiden Interviewer: »Sie legen sich gerade auf den Tisch. Sind Sie gelangweilt?« Und dann Du, Cro: »Wollt’ nur kurz meinen Kopf ablegen, ich finde Stühle ohne Kopflehne so bescheuert und sinnlos.«

Yo, Cro! Genauso bescheuert und sinnlos wie dieses Mit-24-Noch-Immer-Wie-17-Sein, nicht? Bzw. wie Dein neues Album!

Für immer jung, dumm und ohne Kopflehne: Titanic

Gute Nachrichten, Thomas Bach (IOC)!

Rio de Janeiros Bürgermeister teilt mit, es sei nicht möglich, bis zu den Olympischen Sommerspielen 2016 die stark verschmutzte Guanabara-Bucht zu reinigen, in die jahrzehntelang ungeklärte Abwässer eingeleitet worden sind. »Die Segler berichteten von schwimmenden Sofas, Tierkadavern – darunter angeblich auch ein totes Pferd – und haufenweise Plastiktüten, denen sie mit ihren Booten ausweichen mußten«, meldet »Spiegel online«. Im Februar noch stellten Sie, Bach, »Transparenz im IOC und eine Debatte über dessen Rolle in der Gesellschaft« in Aussicht. Jetzt endlich haben Sie Gelegenheit anschaulich und transparent zu machen, wo das IOC sich immer schon befand: tief im Sumpf, tief in der Scheiße!

Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel: Titanic

Franz Ferdinand!

Nun haben Sie’s also gottlob hinter sich, das hundertste Jubiläum jenes denkwürdigen Tags in Sarajevo, an dem es »Peng!« machte und Ihr liederliches Leben als Thronfolger und Nichtsnutz endlich weggeblasen wurde. Sie hätten es nicht soweit kommen lassen dürfen, es hätte einen Ausweg gegeben. Sie wissen, was wir meinen? Ja, genau: Hongkong, 22. Juli 1893. Auf Ihrer Weltreise bekamen Sie Gelegenheit, »den Opiumrausch beobachten zu können«, der Sie ausweislich Ihres Reisetagebuchs ziemlich faszinierte: »Der Opiumraucher braucht, um sich in den Zustand der ersehnten Betäubung zu versetzen, mehrere Pfeifen, die er in gewissen, durch Tabakrauchen oder träumerisches Nichtsthun ausgefüllten Pausen schmaucht.« Gleich am nächsten Tag erlagen Sie der Versuchung: »Um mir ein eigenes Urtheil bilden zu können, rauchte ich zwei Pfeifen Opium, die mir ein alter Chinese mit freudvollem Eifer ›stopfte‹« – doch wie kläglich endet der so hoffnungsvoll begonnene Satz? So: »…wäre aber nicht im Stande, hieran Geschmack zu finden; denn der Rauch erinnerte an jenen stark parfümierten Tabakes und mundete mir in keiner Beziehung.«

Kaum auszudenken, welch angenehmen Verlauf die Weltgeschichte genommen hätte, wenn Sie sich noch ein drittes Pfeifchen genehmigt, dabei nicht gepafft, sondern inhaliert und schließlich Gefallen gefunden hätten am träumerischen Nichtsthun und Opiumschmauchen! Wegen uns hätten Sie ruhig hundert Jahre sitzenbleiben können in jener Hongkonger »Opiumhöhle«. Im »Zustande der vollständigsten Bewußtlosigkeit«, der »den Gipfel des Genusses« kennzeichnet, wie Sie mit Kennerblick feststellen. Den Torpedo-Rammkreuzer, mit dem Sie unterwegs waren, hätten Sie im Hafen von Hongkong verrosten lassen können! Und bevor Sie Ihr Leben als glücklicher Opiumraucher beschlossen hätten, hätten Sie noch ein paar Container voll nach Wien geschickt. Damit bei der Abwicklung von Kakanien alles harmonisch abläuft, und auch der Herr Hüttler aus Braunau noch ein Pfeifchen abkriegt!

Tja, das wär‘s gewesen… Titanic

Jette Joop (46), Designerin!

Nach Ihrem Tod möchten Sie als Kettenanhänger am Hals Ihrer Tochter Johanna (derzeit 17) baumeln. Der Bild-Zeitung sagten Sie: »Ich will verbrannt werden, die Asche soll dann zu einem Diamanten gepreßt und in einem Anhänger verarbeitet werden. Dann hat meine Tochter mich sprichwörtlich am Hals. Das klingt sicher etwas außergewöhnlich, aber so sind wir Joops eben.«

Doch, liebe Frau Joop, warum denn erst sterben und verbrennen und pressen? Wenn Sie sich einfach lebensgroß in einem Anhänger verarbeiten lassen, hätte Ihre Tochter auch ohne Sprichwort viel mehr von Ihnen am Hals!

Das klingt sicher etwas außergewöhnlich, aber so ist eben Titanic

Doch immerhin, »Zeit«-Herausgeber Joffe,

ist in der Aufregung um Ihren Kollegen di Lorenzo ganz untergegangen, daß Sie der Kabarettsendung »Die Anstalt« Unterlassungserklärungen zukommen ließen. Und zwar, weil Ihnen und anderen Journalisten Ihrer Zeit der Vorwurf gemacht wurde, mit zahlreichen Mitgliedschaften in Netzwerken und Lobby-Organisationen eine unangebrachte Nähe zur Macht zu pflegen. Aber, Joffe, wieso müssen Sie sich denn da so aufregen? Um zu ersehen, daß Sie die Meinung der Herrschenden zur herrschenden Meinung machen, braucht es keinen Blick in Ihre Mitgliedsausweise, da genügt das Lesen einer Ihrer Artikel. Jedoch würde uns schon ein wenig interessieren, in welchen Netzwerken Sie passionierter Sprachstolperer und Katachresenkasper mitwirken: In der Atlantik-Krücke? Bei den Schiefen-Bilderbergern?

Fragt im Bewußtsein ihrer Machtlosigkeit, gerade was Joffe-Kritik betrifft: Titanic

Huhu, »Süddeutsche«!

»Als Verlierer geboren – Studie zeigt: Jedes dritte Kind hat keine Aufstieg-Chance« und also nur die Aussicht auf Gelegenheit-Jobs, Gesundheit-Probleme und Armut-Kriminalität; von den fehlenden Ausdruck-Möglichkeiten im Spitzenjournalismus zu schweigen!

In Deinen Höhen möchte nicht leben: Titanic

Chapeau, Wissenschaftler!

Ihr habt nun laut Süddeutsche.de eine »überraschend einfache Erklärung dafür gefunden, warum viele Jugendliche einen unzurechnungsfähigen Eindruck machen, sobald sie in die Pubertät kommen: Ihr Gehirn ist in dieser Zeit schlicht weniger durchblutet«. Aber, Ihr lieben Forscher, weiß denn nicht ohnehin jeder, daß bei Heranwachsenden in diesem Alter das Blut vornehmlich in anderen Körperregionen benötigt wird?

Kichert und wird rot: Titanic

Bischof Norbert Trelle!

»Jede Generation hat versucht, das Heilige in der Welt zu finden. Auch heute gehen wir auf diese Suche«, schreibst Du in einem Brief an Deine Schäfchen. Aber läßt Du Deine Meßdiener für gewöhnlich mit Gummistopfen knebeln und Erlenmeyerkolben schütteln? Oder warum sonst zelebrierst Du 1200 Jahre Bistum Hildesheim unter dem Slogan »Ein heiliges Experiment«? Mit der Forschungsfrage, »wie Glauben und Kirche menschlich … zu gestalten sind«. Genau das fragen wir uns auch: Experiment gescheitert!

Wünscht Dir aber viel Erfolg beim Suchen und Fragen: Titanic

Oliver Creutz c/o »Stern«!

In der Rubrik »Das Fernsehgericht tagt« lobpreisen Sie den in der Tat ungewöhnlich gelungenen ARD-Dokumentarfilm »Das Mädchen«, der das Schicksal der deutschen Polit-Aktivistin Elisabeth Käsemann beleuchtet, die 1977 in Argentinien von der Junta festgenommen, gefoltert und ermordet worden ist. Obwohl über den Fall bestens informiert, hat der DFB damals im Zusammenhang mit einem Freundschaftsspiel vor der anstehenden Fußball-WM auf jede Intervention zugunsten Käsemanns verzichtet. Sie, Oliver Creutz, schließen Ihre Betrachtungen mit der Überlegung: »Das, was 1977 passiert ist, kann sich wiederholen. Wie wird der DFB sich wohl verhalten, wenn die Fußball-WM 2018 in Rußland ansteht?« Das aber alarmiert uns nun doch ein wenig. Denn uns fällt nur eine einzige deutsche Politaktivistin ein, die regelmäßig beim bösen Russ’ verkehrt: Kohls »Mädchen« Angela. Und wenn die in die Hände von Putin fallen sollte, dann schweigt der DFB doch garantiert gleich doppelt!

Wir haben gewarnt: Titanic

Du liebes Wetter!

Daß nicht nur immer die Sonne scheinen kann, sondern die Natur auch Regen braucht – geschenkt. Daß auch Starkregen und sogar Hagel ihren Sinn haben, damit die Blumen ab und an eins auf die Köpfchen bekommen, denn sonst werden sie übermütig – auch gut. Aber warum bloß kommt kräftiger Niederschlag seit ein paar Jahren jedesmal gleich mit einem Gewitter daher? Ist das der Tribut an unsere Zeit mit ihren baßlastigen »Beats«-Kopfhörern? Läßt Du Deine Wolken einfach nicht mehr ohne Dolby-5.1-Rummsbumms und volle Lightshow aus dem Haus?

Dabei wäre es doch auch für die jüngere Generation schön, Dich mal friedlich »schlecht« erleben zu können, ganz ohne Lebensgefahr so richtig durchnäßt sein zu dürfen und aneinander zu bestaunen, wie die am Körper klebenden Klamotten die interessantesten Wölbungen sichtbar machen.

Die Gelegenheit dazu wünschen ihr jedenfalls die Blitzmerker von Titanic

Und Du, Tagesschau!

Nach dem Autounfall beim Training der Fußballnationalmannschaft in Südtirol hast Du stets verschämt vom »Hauptsponsor« gesprochen, ohne den hinlänglich bekannten Namen der Marke mit dem gut abbrechbaren Stern zu nennen. Anschließend hast Du nur Bilder von Karossen gezeigt, die mit Tüchern zugehängt waren, damit von der DFB-Sponsorenaktion, bei der zwei Menschen verletzt wurden, ja kein schlechtes Licht auf den auch als Elchtestverlierer bekannten schwäbischen Autohersteller fällt. Könntest Du, Tagesschau, das in Deinem vorauseilenden Unternehmensgehorsam in Zukunft bei allen anderen Marken ähnlich halten? Einfach den Namen Apple ignorieren, wenn der Konzern uns mit neuem Schnickschnack behelligt, das Kürzel NSA einsparen, wenn die Geheimdienstler unsere Gespräche belauschen, die CDU weglassen, wenn die fade Kanzlerin spricht, oder die SPD, wenn der dicke Gabriel redet usw. usf. Ja?

Dann, Tagesschau, würde doch glatt zu Hauptsponsoren Deiner Nachrichten: Titanic

Du, Fa. Ferrero,

willst Dir nicht nur die seit kurzem möglichen Top-Level-Domains .ferrero und .rocher sichern, sondern, als Hersteller von Kinder-Schokolade, Kinder-Überraschungseiern usw., auch .kinder. Wobei »sichern« bedeutet: Nur Du darfst Internetseiten mit diesen Endungen betreiben. Das nun findet der Deutsche Kinderschutzbund nicht gut, weil Eltern glauben könnten, unter .kinder neutrale Informationen zu finden, statt dessen aber auf Süßigkeitenseiten landen. Die Verbraucherzentrale will hingegen erst einmal abwarten, was auf den von Dir unter dieser Endung betriebenen Webseiten überhaupt zu sehen sein wird. Als Reaktion auf diese Untätigkeit will der Kinderschutzbund sich nun an das Bundesfamilienministerium wenden. Die für die Vergabe der .kinder-Domain zuständige ICANN hat den Fall währenddessen, wie andere strittige Fälle auch, erst einmal »eingefroren«, was Dich wiederum zu einem Protestbrief veranlaßt hat.

Die Lage ist also ein bißchen unübersichtlich. Was Du, Ferrero, aber auf keinen Fall tun solltest, ist, Dir weitere Gegner an einer neuen Front zu schaffen. Erkläre also wenigstens schon einmal Deinen Verzicht auf .schokoladenonkel, ja?

Küßchen: Titanic

Buongiorno, Giovanni di Lorenzo, guten Tag!

Die Aufregung um Ihre doppelte Stimmabgabe bei der Europawahl erschien uns eindeutig übertrieben, genauso wie die anschließende Strafanzeige. Das Ganze war doch eine Lappalie – im Vergleich zu Ihren anderen Vergehen: Leitung der Zeit-Redaktion, Zusammenarbeit mit Josef Joffe, Herausgeberschaft beim Berliner Tagesspiegel, Moderation der Talkshow »3 nach 9«, Buchprojekt mit Karl-Theodor zu Guttenberg und Verbreitung des Geschwätzes von Helmut Schmidt. Wann, di Lorenzo, werden Sie eigentlich dafür endlich zur Verantwortung gezogen? Wann, di Lorenzo, werden Sie eigentlich dafür endlich zur Verantwortung gezogen?

Fragt sicherheitshalber zweimal: Titanic

Und übrigens, Gott:

Was ist eigentlich mit dem lange angekündigten und langsam überfälligen »Großen Erdbeben« in Kalifornien/USA? Hätte das nicht sofortige, sintflutartig heilende Wirkung auf die gesamte Weiterentwicklung der verdammten Menschheit? Wenn Silicon Valley und Hollywood und vielleicht auch noch Las Vegas gleich mit – zur Not tut’s auch ein Meteorit – auf einmal so sehr Vergangenheit wären wie die Dinosaurier im Death Valley?

Dann bezeugten auch wir: Es gibt doch einen Gott!

Und der heißt Titanic

Brasilianischer Justizminister José Eduardo Cardozo!

Sie haben an den Patriotismus Ihrer Landsleute appelliert, damit diese auf Proteste während der Fußball-WM lieber verzichten, »um nicht das Image Brasiliens im Ausland zu beflecken«.

Es ist nun aber zo, äh, so: Wenn die Bevölkerung eines Landes, in dem Armut und Korruption derart verbreitet sind, ein die mediale Aufmerksamkeit der gesamten Restwelt auf sich ziehendes Größtereignis nicht nutzen würde, um auf die schlechten Zustände im Land hinzuweisen, dann könnte das Ausland denken, daß die Leute da allesamt Schiß haben. Und das bzw. der täte das Nationalimage doch nun wirklich beflecken.

Eigentor: Titanic

Ganz ehrlich, Kim Dotcom!

Wir wollten diesen Bild-Plus-Bezahlbericht wirklich gern lesen: »Bild-Besuch bei Kim-Dotcom: ›Früher war ich dick und doof‹. Lesen Sie, was der Multimillionär heute über sich denkt.«

Aber weil Sie natürlich keinen Cent wert sind, haben wir uns beim Anblick ihres unverändert fidelen Vollmopsgesichts gedacht: Dünner als früher scheint er ja nicht geworden zu sein. Also etwa weniger doof? Weil er jetzt »denkt«? Und das sogar noch wie immer, nämlich über und an sich selbst?

Früher eher gertenschlank und genial: Titanic

Und übrigens, Maike Kohl-Richter:

»Ich war kein Groupie von Helmut« – nein, klar, Groupies sind ja diejenigen, die Sex haben. Die dagegen, die immer tonnenschwere Sachen schleppen müssen, die Gerätschaften justieren und die Gerüste auf- und wieder abbauen, heißen Roadies.

Nichts zu danken: Titanic

Überrascht, Sat.1?

»Wir hätten Bettina Wulff gern in unserem ›Promi Big Brother‹-Haus begrüßt. Leider hat sie unsere Einladung nicht angenommen.« Uns überrascht das keineswegs. Denn es ist eben nicht jedermanns Sache, sich ein in einer Provinzstadt gelegenes, total verrammeltes und unter ständiger Kameraüberwachung stehendes Haus mit abgetakelten Ex-Promis zu teilen und, gepusht durch die ständige Medienaufmerksamkeit, in den unappetitlicheren Google-Suchrankings immer die vorderen Plätze zu belegen – jedenfalls nicht zum zweiten Mal.

First Ladies first: Titanic

Hochverehrter Helmut Kohl!

Ihre blutjunge Gattin Maike hat der Presse nach jahrelangem Stillhalten mitgeteilt, Sie hätten ihr einmal im Privaten über die Spendenaffäre gesagt: »Die war sehr deutsch, sehr deutsch in dem, wie einer verfolgt wird. Es war blanke Rache.« Wie wahr, geschätzter Altkanzler! Wir erinnern uns noch mit Schrecken an die Schilder, die Sie und Ihre Maike in aller Öffentlichkeit tragen mußten: »Kauft nicht beim Kohl!« bzw. »Ich bin am Ort das größte Schwein und laß mich nur mit Helmut ein!«

Überraschend undeutsch erscheint uns allerdings, daß Sie danach lediglich in einen Rollstuhl deportiert wurden statt in ein Vernichtungslager. Aber wie unbeirrt Sie von dort aus immer noch Widerstand leisten, liebster Dr. Kohl, gegen das Deutsche an den Deutschen, die alten Feinde vom Schlage Merkels sowie Gevatter Tod – das macht Ihnen so schnell keiner nach!

Erst recht nicht Titanic

Hallo, Firma Adidas!

Da hattest Du die hübsche Idee, zur Fußballweltmeisterschaft verschiedene Starspieler wie Lukas Podolski, Arjen Robben und Dani Alves in Werbeanzeigen posieren zu lassen, wie sie stolz ein, wie Du betonst, ganz normal in der Fleischerei um die Ecke erstandenes, leicht blutiges Rinderherz in die Kamera halten (»How far will you go? I will give my heart for my country«), und schon gibt es wieder großes Gequake von irgendwelchen Tierschützern, die das unmoralisch finden.

Unsere Solidarität aber ist Dir sicher: Daß nämlich Leute, die bereit sind, ihr Herz für ihr Land zu geben, ganz generell nichts anderes sind als Ochsen und Rindviecher – das darf auch ruhig mal etwas deutlicher gezeigt werden.

Mit Herzblut dabei: Titanic

Mensch, Fabian Hambüchen!

Mit großem Mitgefühl lasen wir in der Bild, daß Sie und Ihre Freundin Caroline sich getrennt haben. Traurig gemacht hat uns vor allem Ihre Begründung für die Trennung: »Der Spagat zwischen Universität, Training und Beziehung ist leider nicht gelungen.« Denn wenn selbst ein Profi wie Sie, zigfacher Europa-, Weltmeisterschafts- und Olympia-Medaillensieger, in einer seiner Paradeübungen versagt, weil er nicht weiß, wie viele Beine man dazu braucht – von der Sache mit den Ringen mal ganz zu schweigen –, wie soll das dann uns Fernsehsesselsportlern gelingen?

Heimliche Liebesgrüße von Titanic

Ach herrje, Schirrmacher!

Sie machen Sachen! Da haben Sie uns jahrelang bespaßt als Dauerfürchter vor Zukunft, Internet, Jugendkult und Martin Walser, als unermüdlicher FAZ-Feuilletonstiefel in Übergröße zusammenschusternder Hochrisikoformulierer, als Stauffenberg-Apologet, Reich-Ranicki-Mitdackler, Untergebenen-Nemesis und Genom-Entschlüssler – und was tun Sie, 54jährig und immer noch zart riesenbabygesichtig? Sterben einfach. Anstatt uns weitere schöne Jahre mit klapprigen Bestsellern zu versorgen, die sich praktisch von selbst parodieren! Anstatt weiter Sätze zu zaubern wie diesen, Googles Methoden ins Metaphorische hebenden: »Wenn wir durch die Stadt spazieren, kommen ab und zu ein paar Menschen vorbei, die hundert Meter groß sind.« Mensch, Schirrmacher, Ihre Qualitäten waren doch mindestens gut für fünf »Briefe an die Leser« per annum! Wer soll uns jetzt den allgegenwärtigen Feuilletonkasper machen, den eine Satirezeitschrift dringend braucht? Der Joffe vielleicht? Der Kurbjuweit vom Spiegel? Alan Posener? Da lachen ja die Hühner!

Machen Sie’s gut: Titanic

Du, Boko Haram,

bist eine islamistische Terrorsekte, deren Name übersetzt »Westliche Bildung ist unrein« bedeutet. Abgesehen davon, daß Deine Mitglieder vollkommen wahnsinnig sind – bei näherer Betrachtung mancher Schultoilette kann man eigentlich nur zum selben Schluß kommen.

Wäscht sich die Hände in Unschuld: Titanic

Strammgestanden, Bastian Schweinsteiger!

Kurz vor der Abreise zur WM in Brasilien waren Sie zum obligatorischen Rapport bei der Bild und ließen sich über »Willenskraft« aus. »Der Wille, den Titel zu holen« sei beim gesamten deutschen Team vorhanden, berichteten Sie, und »wenn jeder mitzieht«, dann sei das »ganz Große möglich«. Bei allem, was durch diesen »unbedingten Willen« und die Bereitschaft, sich »füreinander zu quälen«, ermöglicht werde, sei es nur klar, daß »die anderen Nationen« Deutschland um dieses Potential beneideten. Die »physische Stärke« habe man »in der jüngeren Vergangenheit jedoch etwas verloren«, weshalb man sich nun erst recht auf »Lauf- und Kampfbereitschaft«, die »typisch deutschen Tugenden« eben, zurückbesinnen solle. Keine Ausrede dürften außerdem »die Bedingungen vor Ort« sein, man müsse sich einfach überwinden und »mit extremen Temperaturen umgehen können« – und wenn es, Schweinsteiger, in Brasilien wieder und wider Erwarten nicht klappt: In vier Jahren schon geht’s zur WM nach Rußland! Da haben Sie mit Ihrem willensstarken Trupp die Möglichkeit, bei extremen Temperaturen einen alten deutschen Fluch zu besiegen. Für uns alle!

Es sichern sich schon mal die Tickets fürs Finale in Stalingrad:

Ihre Problemfans von der Titanic

Ähem, Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD),

auf »Spiegel online« sagten Sie, daß Edward Snowden ein faires und menschenwürdiges Verfahren in Amerika verdient habe: »Und die USA täten gut daran, der Welt zu demonstrieren, was Rechtstaatlichkeit bedeutet. Sie sollten ihren Teil zur Aufklärung beitragen.«

Meinen Sie, Maas, damit die Rechtsstaatlichkeit, wie sie die USA etwa in Guantánamo demonstrieren? Oder diejenige, die sie an den Tag legen, wenn sie Menschen in fremden Ländern mit Drohnen abballern? Und glauben Sie, Maas, denn auch sonst an den Weihnachtsmann?

Fragt fair und menschenwürdig: Titanic

Hey, Süddeutsche.de!

»Islamistische Taliban-Extremisten stürmten ein Terminal, das für Privatmaschinen und Frachtflugzeuge genutzt wird«, schreibst Du in Deinem Vorspann zur Nachricht über das Massaker auf dem Flughafen von Karatschi, und da sind wir bei allem Entsetzen doch froh, mit welcher Präzision Du die Täter bezeichnest. So daß es gar nicht erst zu dummen Verwechslungen mit den fundamentalchristlichen Taliban-Extremisten oder gar den islamistischen Taliban der liberal-bürgerrechtlichen Mitte zu kommen braucht.

Merci, danke und vergelt’s Gott! Titanic

Schlagersänger Karel Gott (74)!

Es heißt, früher hätten Sie nach einer Liebesnacht einen Schuh der Dame als Andenken behalten. Auf die Frage, ob Sie die Schuhe in einem Regal sammeln, sagten Sie in der NDR-Talkshow: »Ja, früher … Schuhfetischist. Aber sie haben das gerne gemacht.« Schuhfetischist? Haben Sie also anstelle der Damen deren Schuhe begattet? Und die Schuhe waren soweit einverstanden? Oder die Besitzerinnen?

Bittet um Aufklärung: Titanic

Gott zum Gruß, Katholiken!

»Mit Christus Brücken bauen« lautete das Motto Eures diesjährigen Katholikentags. Nur: Warum wollt Ihr denn unbedingt welche »bauen«? Wäre es nicht besser, die vorhandenen maroden Brücken erst einmal zu sanieren?

Fragen Euch die protestantischen Hobbyingenieure auf der Titanic

Wimmer wimmer, Christian Wulff!

Bei der Vorstellung Ihres Buches »Ganz oben, ganz unten« heulten Sie praktisch Rotz und Wasser. Man habe Ihr »Leben durchwühlt«, ein regelrechtes »Jagdfieber« mit »zerstörerischer Häme« habe geherrscht; Sie forderten »mehr Respekt und mehr Wohlwollen«, schließlich wären Sie »auch heute der Richtige in dem Amt«. Schluchz, schnief und tränenkuller! Ihre Schlußfolgerung: »Mein Fall darf sich in der Bundesrepublik nicht wiederholen.« Und in dem Punkt, weinender Wulff, sind wir im Gegensatz zum zuvor zitierten Genöle ganz bei Ihnen und fordern: Nie wieder Krieg, nie wieder Hitler und nie, nie wieder Wulff!

Darauf bekreuzigt sich dreifach: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Nachdem wir, »Spiegel«,

Deine Überschrift »Mann steckt sich bei Milchkühen mit Vogelgrippe an« gelesen hatten, müssen wir selbst kurz in ein Fieberdelirium verfallen sein. Auf einmal waberte da Schlagzeile nach Schlagzeile vor unseren Augen vorbei: »Affe steckt sich bei Vögeln mit Rinderwahnsinn an«, »Vogel steckt sich bei Mann mit Affenpocken an«, »Rind steckt sich bei Hund mit Katzenschnupfen an«, »Katze steckt sich bei Krebs mit Schweinepest an« und »Wasser steckt sich bei Feuer mit Windpocken an«.

Stecken sich auf den Schreck erst mal eine an:

Deine Tierfreund/innen von Titanic

 Mmmh, Futterparadies Frankfurt a. M.!

Du spielst in einem Feinschmecker-Ranking, das die Dichte der Michelin-Sterne-Restaurants großer Städte verglichen hat, international ganz oben mit: »Laut einer Studie des renommierten Gourmet-Magazins Chef’s Pencil teilen sich in der hessischen Metropole 77 307 Einwohner ein Sterne-Restaurant.«

Aber, mal ehrlich, Frankfurt: Sind das dann überhaupt noch echte Gourmet-Tempel für uns anspruchsvolle Genießer/innen? Wird dort wirklich noch köstlichste Haute Cuisine der allerersten Kajüte serviert?

Uns klingt das nämlich viel eher nach monströsen Werkskantinen mit übelster Massenabfertigung!

Rümpft blasiert die Nase: die Kombüsenbesatzung der Titanic

 Cafe Extrablatt (Bockenheimer Warte, Frankfurt)!

»… von früh bis Bier!« bewirbst Du auf zwei großflächigen Fassadentafeln einen Besuch in Deinen nahe unserer Redaktion gelegenen Gasträumlichkeiten. Geöffnet hast Du unter der Woche zwischen 8:00 und 0:00 bzw. 01:00 (freitags) Uhr. Bier allerdings wird – so interpretieren wir Deinen Slogan – bei Dir erst spät, äh, was denn überhaupt: angeboten, ausgeschenkt? Und was verstehst Du eigentlich unter spät? Spät in der Nacht, spät am Abend, am Spätnachmittag oder spätmorgens? Müssen wir bei Dir in der Früh (zur Frühschicht, am frühen Mittag, vor vier?) gar auf ein Bier verzichten?

Jetzt können wir in der Redaktion von früh bis Bier an nichts anderes mehr denken. Aber zum Glück gibt es ja die Flaschenpost!

Prost! Titanic

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Gemischte Gefühle, Tiefkühlkosthersteller »Biopolar«,

kamen in uns auf, als wir nach dem Einkauf Deinen Firmennamen auf der Kühltüte lasen. Nun kann es ja sein, dass wir als notorisch depressive Satiriker/innen immer gleich an die kühlen Seiten des Lebens denken, aber die Marktforschungsergebnisse würden uns interessieren, die suggerieren, dass Dein Name positive und appetitanregende Assoziationen in der Kundschaft hervorruft!

Deine Flutschfinger von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Verabschiedungsrituale

Wie sich verabschieden in größerer Runde, ohne dass es ewig dauert? Ich halte es so: Anstatt einen unhöflichen »Polnischen« zu machen, klopfe ich auf den Tisch und sage: »Ich klopf mal, ne?«. Weil mir das dann doch etwas unwürdig erscheint, klopfe ich im Anschluss noch mal bei jeder Person einzeln. Dann umarme ich alle noch mal, zumindest die, die ich gut kenne. Den Rest küsse ich vor lauter Verunsicherung auf den Mund, manchmal auch mit Zunge. Nach gut zwanzig Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und ich verpasse meine Bahn.

Leo Riegel

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Räpresentation

Als Legastheniker fühle ich mich immer etwas minderwertig und in der Gesellschaft nicht sehr gesehen. Deshalb habe ich mich gefreut, auf einem Spaziergang durch Darmstadt an einer Plakette mit der Aufschrift »Deutscher Legastheniker-Verband« vorbeizukommen. Nur um von meiner nichtlegasthenischen Begleitung aufgeklärt zu werden, dass es sich dabei um den »Deutschen Leichtathletik-Verband« handele und und umso teifer in mein Loch züruckzufalllen.

Björn Weirup

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
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04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster