Briefe an die Leser | November 2013


Und servus, Nikolaus Neumeier!

In den euphorischen Tagen nach der Bundestagswahl wurden Sie als Leiter der Redaktion bayerische Landespolitik beim BR von einem Ihrer Kollegen interviewt. Und da stellte Ihnen dieser hinterhältige Mensch doch glatt die Frage, ob man aus der Tatsache, daß die CSU ihr Landtagswahlergebnis von 47,7 Prozent eine Woche später bei der Bundestagswahl dann noch mal auf 49,3 steigern konnte – ob man daraus nicht am Ende ableiten könne, daß Angela Merkel in Bayern noch ein bißchen beliebter sei als Horst Seehofer. Und was antworteten Sie, Nikolaus Neumeier, ganz spontan und fast ein bißchen beleidigt? »Nein, das glaub ich gar nicht!« – Was einem halt so an devoten Reflexen rausrutscht, wenn man in Pjöngjang Journalistik studiert und bei Radio Belarus volontiert hat. Wie? Sie haben an der katholischen Universität Eichstätt studiert und beim BR gelernt? Es war allein die journalistische Sorgfaltspflicht, die Ihnen gebot, dieser subtilen Herabwürdigung eines tadellosen Ministerpräsidenten Einhalt zu gebieten? Nicht etwa die Angst davor, daß es Ihnen ergehen könnte wie dem WDR-Team, das kürzlich per Seehofer-Dekret wg. Unbotmäßigkeit des Landes verwiesen wurde (»Die müssen raus aus Bayern«)? Wo Sie sich doch schon so weit im landesväterlichen Enddarm vorgearbeitet haben, daß einer Berufung zum Pressesprecher des Landes- und Parteichefs praktisch nichts mehr im Wege stünde?

Na, dann will mal nichts gesagt haben: Titanic

Wie süß, Dieter!

»Der Poptitan ist gerührt.« – »Ihm steht das Wasser in den Augen.« – »Ein Tränchen kullert.« Und warum? Weil du, Dieter Bohlen, bei »Das Supertalent« nach 30 Jahren überraschend Deinen »Entdecker« Rainer Felsen (70) wiedertriffst, der mit Dir Dein erstes Demo aufgenommen und Dir einen Plattenvertrag besorgt hat. Wie Du dem Felsen schon ganz richtig gesagt hast, Dieter: »Wärst du nicht gewesen, dann würde ich heute vielleicht Torf stechen.« Und diese Welt eine bessere sein.

Deswegen auch ein Kullertränchen von: Titanic

Heda, Hape Friedrich (Noch-Innenminister, CSU)!

Nach der Katastrophe vor Lampedusa, bei der mehrere hundert afrikanische Flüchtlinge ertranken, weil das marode Schiff ihrer Schleuser in Brand geraten war, sagten Sie der Welt am Sonntag: »Fest steht, daß wir noch stärker die Netzwerke organisierter und ausbeuterischer Schleusungskriminalität bekämpfen müssen.« Die Schleuser seien es, »die die Menschen mit falschen Versprechungen in Lebensgefahr bringen und oftmals in den Tod führen«. Ein kühner Gedanke, Friedrich! Wissen Sie nämlich, wie man diesen Banden von heute auf morgen das Handwerk legen könnte? Indem der Staat einen preiswerten und sicheren Schleuserservice anbietet. Oder halt, indem Europa einfach die Grenzen öffnet!

Schiebt ab: Titanic

Wie unklug, Sinead O’Connor (46)!

Da legten Sie sich mit der frisch auspubertierten Popsexbombe Miley Cyrus an und warfen ihr öffentlich vor, sich »zu prostituieren«. Mal abgesehen davon, daß das Mileys Job ist – überlegen Sie doch mal! Was hätte denn aus Ihnen werden können, wenn Sie, statt sich eine Glatze scheren zu lassen und Papstfotos zu zerreißen, lieber lasziv an harten Hämmern geleckt und nackt auf einer Abrißbirne die Wucht Ihres Sexlebens symbolisiert hätten? Sie hätten berühmt werden können!

Schade, Gelegenheit verpaßt, findet Titanic

Ihr, liebe Forscher,

habt nun den Kampf gegen illegale Drogen für gescheitert erklärt. Die Qualität von Klassikern wie Cannabis, Kokain und Heroin wie auch von brandneuen Rezepturen steige bei gleichzeitig sinkenden Preisen. Dagegen könne auch das härteste Vorgehen internationaler Gesetzeshüter nichts mehr ausrichten.

Prima! In den nächsten Studien belegt Ihr bitte noch die Wirkungslosigkeit von Sport, gesunder Ernährung sowie dem Verlassen des Bettes an Wochentagen, und es sind auf ewig die Euren:

die gesetzestreuen Konsumenten von Titanic

Valerie Haller, Börsenreporterin des ZDF!

»Billiges Geld führt zu Blasen«, teilten Sie uns im Heute-Journal mit. Heißt das, wir müssen uns bei günstigen Pediküre-Angeboten Sorgen machen?

Fragen die Fußpflegebedürftigen auf der Titanic

Hoho, Süddeutsche.de!

Als Guido Barilla, Chef des gleichnamigen Nudelhauses, im Internet für seine homophoben Äußerungen angegiftet wurde, schriebst Du, der Mann habe sich später für seine Aussagen entschuldigt, doch da sei es schon zu spät gewesen: »Die Pastaproduzenten aus Parma sind zum Ziel eines Shitstorm geworden, als würden sie nicht Penne und Pesto, sondern Panzer und Giftgas in die Welt exportieren.« Bloß, Süddeutsche.de, gibt es gar keine Shitstorms gegen Panzer- und Giftgasproduzenten; weißt Du warum? Erstens verbreiten die ihre zurückgebliebenen Ansichten nicht vereinzelt in Interviews, sondern dauerhaft per Mord und Totschlag in Drittweltländern, und zweitens läßt sich gegen deren Produkte schlecht zum Boykott aufrufen.

Klärt Dich gerne weiter über dieses verrückte Internet auf: Titanic

Vera Lengsfeld, alte Haubitze!

Nachdem eine offizielle Ausstellung »zur Aufarbeitung der SED-Diktatur« in Stuttgart anläßlich des verordneten nationalen Taumels zum Tag der deutschen Einheit von einer linksextremen Gruppe kreativ umgestaltet worden war, stellten Sie bei der »Achse des Guten« unter der Überschrift »Dumm, dümmer, SAntifa« die Frage, »wie lange die SAntifa und ähnliche Gruppierungen noch von Steuergeldern gepäppelt werden sollen«. Jetzt fragen wir uns einerseits schon aus blankem Eigeninteresse, wie »die Vermummten, die nicht genug Mumm haben, ihr Gesicht zu zeigen und sich der Diskussion zu stellen«, eigentlich immer an diese geilen Steuergelder herankommen, und andererseits wundern wir uns fast noch mehr über Ihre laffe, geradezu gutmenschliche Milde: Nur viermal »SAntifa« und »SAntifaschisten« im Text, was ist denn da los? Hätten es nicht mindestens »geschichtsvergeSSene SAntifaschisteNS« sein können, die die »Endlösung der Ausstellungsfrage« betreiben?

Enttäuscht: Titanic

Lieber Matthias Fornoff c/o »Heute«!

Zu Bildern der gerade wieder aufgerichteten Costa Concordia salbaderten Sie: »Das Wrack ist in einem ziemlich schlechten Zustand.« Wir lassen das einfach mal so liegen und richten den Satz nicht wieder auf – sein Zustand ist einfach zu schlecht. Titanic

Seltsam, »Spiegel«!

Auf acht seltsam verbitterten, geradezu trotzigen Seiten wetterte Dein Autoren-Trio Abé, Amann und Feldenkirchen con brio gegen die nichtwählende Bevölkerung. »Die Schamlosen« hieß der Artikel, der die Politikverdrossenheit nicht mehr bloß in bildungsfernen Schichten verortete, sondern auch »Deutschlands Eliten« von ihr durchsetzt sah. So weit, so uninteressant. Rasant  wurde es jedoch, als Du beschriebst, wo sich diese unverschämten Demokratiesaboteure tummeln: »Die neuen Nichtwähler trifft man inzwischen überall, in Zahnarztpraxen, an Stammtischen, in der Berliner Künstlerszene oder im Internet.« Und als wäre das nicht genug, scharen sie dort eine feste Gefolgschaft um sich, wie Du drei Seiten später mitteilst: »Ihre Nachahmer findet man in Zahnarztpraxen, an Stammtischen oder in der Berliner Kunstszene.«

Nun kommen uns diese Orte, von denen Du ja regelrecht besessen zu sein scheinst, gar nicht so elitär vor. Dennoch begannen wir zu rätseln, welche parodontösen Saufkünstler Du denn letztlich auf dem Kieker hast. Aber als Du dann Peter Sloterdijk, Richard David Precht, Moritz Bleibtreu und Samy Deluxe als Beispiele anführtest – spätestens da, lieber Spiegel, wurde uns klar, daß Deutschlands Nichtwähler noch immer vornehmlich aus dem bildungsfernen Milieu stammen.

Nichts für ungut: Titanic

Krawallschachtel Clemens Meyer!

Im Interview mit dem Tagesspiegel hielten Sie große Stücke auf sich selbst: »Ich habe die Großen studiert, Tolstoi, Proust, Joyce … Ich korrespondiere mit diesen Schriftstellern, früher zum Beispiel mit Hemingway … Ich habe meinen Döblin studiert, Dos Passos, all die anderen, das erwarte ich von Literatur« usw. usf., es war grad zum Grünwerden vor Ekel. Sie schlossen dann allerdings: »Der Klassenbeste wollte man doch nie sein, das waren immer die Idioten!« Gut für Sie also, daß Ihr Wunsch in Erfüllung ging und Sie den Deutschen Buchpreis nicht bekommen haben. Andererseits: Noch schlimmer als die Klassenbesten sind doch immer die fiesen Streber und Arschkriecher, bei denen dennoch alles nur Behauptung bleibt, weil sie’s einfach nicht draufhaben.

Korrespondenz beendet. Titanic

Hallihallo Daniela Katzenberger!

Wie die Medien uns mitteilen, ermitteln Sie demnächst in einem Regionalkrimi der ARD.

Tippt darauf, daß Sie den Fall nicht lösen werden: Titanic

Rugby, Manu Tuilagi,

ist, einem britischen Sprichwort zufolge, ein »ruffian’s game«, ein Spiel von Raufbolden, denn es wird mit viel Körperkontakt und ganz und gar unzimperlich gespielt. Man bringt beispielsweise den Gegner mit einem »ankle-tap« zum Fallen oder schmeißt ihn mit einem »dump tackle« gleich selbst hin – erlaubt ist so manches, sofern unterhalb des Halses attackiert und kein Ein-Hand-Griff verwendet wird. Wenn Sie, Tuilagi, also noch einmal als Mitglied des Rugby-Teams »British and Irish Lions« zwecks Belobigung für einen Sieg in die Downing Street eingeladen werden, dann verpassen Sie beim Posieren fürs Erinnerungsfoto dem britischen Premierminister David Cameron nicht wieder Hasenohren und entschuldigen sich auch noch anschließend auf Twitter dafür, sondern setzen Sie gefälligst beide Hände und Ihre 112 kg so ein, wie Sie es gelernt haben!

Rough said: Titanic

Simon Pegg (43), Schauspieler und Drehbuchautor!

Im Zeitungsinterview sehen Sie Männer einmal so: »Frauen haben einen anderen Zugang zum Leben. Egal, ob sie mit zwanzig, dreißig oder vierzig Kinder bekommen, sie haben diese Fähigkeit, das gibt ihrem Leben einen echten Sinn. Wir Typen stehen nur rum und warten auf die nächste Gelegenheit, um Sex zu haben. Die Zeit dazwischen müssen wir irgendwie totschlagen. … Statt Verantwortung zu übernehmen und erwachsen zu werden, bilden wir uns zurück in Richtung Mutterleib. Wir Männer, meine ich. Wenn man drüber nachdenkt, sind wir lächerlich. Samenspender, das war’s. … Wir Kerle mit unserem Trieb: Ständig müssen wir uns messen, müssen Dinge zerstören.« Und so fort. Aber, Pegg, bei Ihrem modischen und stereotypen Geplapper müssen Sie sich entscheiden: Entweder sind Sie ausschließlich Samenspender, oder Sie messen sich ständig und zerstören Dinge. Beides gleichzeitig geht nicht.

Und schließen Sie nicht von sich auf andere, sonst mißt sich mal mit Ihnen: Titanic

Huhu, »Coiffeur for Haarmony«!

Eben dachten wir noch, daß die Zeit der bekloppten Namen für Friseure endlich abgelaufen ist. Doch dann machtest Du in Berlin-Friedrichshain die Welt mal wieder ein wenig schlechter. Wobei allerdings in Deinem Falle die letzte Dauerwelle noch nicht gelegt ist: »Coiffeur for Haarmoney« sollte Dein Busineß doch noch besser betonen, oder? Denn: Schnipp-Schnapp für Kohle, darum geht’s doch am Ende.

Findet Deine stets frisch frisierte Titanic

Je nun, Cher:

Sie gehen laut Ihrer Aussage im Reader’s Digest kaum mehr aus, »weil heute jeder ein I-Phone hat. In dem Moment, in dem ich irgendwo auftauche, werden gruselige Fotos von mir gemacht, die sofort auf Twitter oder Facebook landen.«

Aber wenn ein Foto von Ihnen, das mit sämtlichen Filtern aus dem Little Photoshop of Horrors bearbeitet wurde, auf dem Cover Ihrer neuen CD landet, stellen Sie sich doch auch nicht so an!

Shoop shoop: Titanic

Hochverehrter Boris Becker!

»Scheidungskrimi – das hört sich spannend an«, schreiben Sie laut Bild-Exklusivvorabdruck in Ihren neuesten Memoiren über die Trennung von Ihrer Ex-Frau Barbara. »Aber für diejenigen, die in dem Rosenkrieg drinstecken, geht der Unterhaltungswert gegen Null.« Und mehr als diese zwei Sätze hätte es, so wie früher, bei Ihnen doch eigentlich gar nicht gebraucht.

Vorteil Titanic

Arme Ameisen!

Wenn Euch der üble Pilz Ophiocordyceps  unilateralis befällt, der Euer Hirn kontrolliert und Euch zu blattbeißenden, ansteckenden Zombies macht, Ihr dann eigentlich wie ferngesteuert erhöhte Orte aufsuchen wollt, damit der aus Eurem Hinterkopf alsbald wuchernde, Sporen verschießende Pilzturm Eure Artgenossen infizieren kann, Eure Kollegen aber den Braten riechen und Euch deshalb nun zum Sterben in die Einsamkeit tragen – dann, wackere Ameisen, haltet Euch diesen Trost vor Augen: So ergeht es auch jedem Menschenwesen, das in Firma, Behörde oder Redaktion eine schöne, neue Idee vorstellt!

Mitfühlend: Titanic

Denkwunder Richard David Precht!

Da bittet Sie die Süddeutsche Zeitung, über Geld zu plaudern, und was soziologisieren Sie sich da zurecht? »Wäre jeder Millionär, würde gewiß die Scheidungsrate massiv zunehmen.« Nun ja, Precht, wahrscheinlicher wäre natürlich, daß wir es dann mit einer ansehnlichen Inflation zu tun hätten und es sich keiner leisten könnte, auf das Millionenkonto des Ehepartners zu verzichten. Es bliebe also alles, wie es ist, und Schönlinge, Bestsellerautoren und Philosophensimulanten hätten auf dem Heiratsmarkt weiterhin die besten Karten, weil ihre Buchverkäufe und Fernsehauftritte im Zweifelsfall noch ein paar Fantastilliarden mehr abwerfen.

Ihre Medienphilosophen mit Nebenfach VWL von der Titanic

Guten Tag, Friedrich Schmidt!

Sie wissen ja, daß Sie nicht mehr und nicht weniger als ein Journalist sind, der vermischte Nachrichten formuliert. In der FAZ haben Sie sich anläßlich eines Beitrags über den im Berliner Zoo wohnhaft gewesenen Eisbären Knut gleichwohl als Historiker betätigt und den Lesern einen gerafften Überblick über die jüngere Zeitgeschichte verschafft: »Knut war ein Berliner Star, der größte vielleicht seit Marlene Dietrich, größer gewiß als Harald Juhnke, der keine zwei Jahre zuvor gestorben war. Und er war, für eine freilich viel zu kurze Zeit, das freundliche Gesicht des neuen, gutgelaunten Deutschlands, das kein Jahr zuvor im schwarz-rot-goldenen Weltmeisterschaftstaumel den Spagat vorweggenommen hatte, den nun auch der Eisbär so charmant vollbrachte: potentiell gefährlich, aber verdammt knuffig.«

In Anerkennung dieses schamlos zusammengeseierten Blödsinns über den im Taumel vorweggenommenen Spagat erkennen wir Ihnen hiermit den verdammt knuffigen Felicitas-von-Lovenberg-Preis für gute Laune zu.

Viel Spaß damit! Titanic

Achtung! Achtung! Breaking News!

Anna Poth wird 90!
Singet, jubelt, tiriliert!
Hebt die Gläser, sauft und lacht!
Und von allem reichlich!
Denn wer je ihr Freund sich
nennen durfte, hat kapiert,
was uns alle staunen macht:
Diese Anna – unvergleichlich!

Pardon, Titanic, Sossenheim:
Chlodwigs Muse, Chlodwigs Lust,
Chlodwigs heißer Sonnenschein.
Auch uns andern war bewußt:
Weit und breit ist keine so
kraftvoll, stolz und sinnenfroh.

Herz geht auf wie Gartentür!
Und im Garten?
Stehen wir.
Du gefällst uns immer noch.
Alte Anna. Doch, doch, doch.

Was als Meldung dies ergibt:
Anna Poth wird sehr geliebt.

Nur mal kurz, liebe Bundesregierung!

Es ist schon richtig, daß Chemikalien wie Fluorwasserstoff und Natriumcyanid zur Herstellung von Zahnpasta benötigt werden. Gleichzeitig aber auch zur Herstellung von Giftgas. Und wenn ein Diktator wie Assad in Deutschland über 100 Tonnen von dem Zeug bestellt, dann braucht der das sicher nicht zur Mundhygiene. Und wo wir gerade dabei sind: Die Saudis brauchen die Panzer, deren Ausfuhr Du in jüngster Zeit genehmigt hast, nicht, um damit in die Sommerfrische ans Meer zu fahren, und auch die 24 Panzerhaubitzen, die Du an Katar liefern läßt, kauft der Emir nicht, weil sie an Silvester so schön böllern. Auch wenn er Dir das fest in die Hand verspricht.

Daß man Dir aber auch immer alles erklären muß!

Deine Spaßgranaten von der Titanic

Holla, Hans-Ulrich Jörges!

In Ihrem »Zwischenruf« im Stern erlebten Sie die beginnenden Koalitionsverhandlungen so: Bei der CDU wäre der »Christliche Verein Irrlichternder Männer (CVIM)« mit einem »Mähdrescher«, von Seiten der SPD hingegen die »Genossenschaft Roter Zinnober (GeRoZ)« mit »scharfen Äxten« auf die Felder entsandt worden, um die »Dummheit zu dicken Garben« zu binden. Dummheit sei nämlich ein »nachwachsender Rohstoff«, der nie versiege. »Manche bauen ihn gewerbsmäßig an. Die einen auf wogenden Feldern, die anderen in wuchernden Plantagen.« Jeder könne die Dummheit wachsen sehen, »ihre Blüte bestaunen und bei der Ernte zuschauen«, und selten würde »Dummheit so prachtvoll zu Markte getragen«, fassen Sie zusammen, wie im Moment von SPD und Union. Na ja, na ja, das stimmt schon alles irgendwie. Aber am blitzsaubersten bestellt wöchentlich sein Feld immer noch: Hans-Ulrich Jörges.

Weiterhin guten Dung wünschen Ihre Agrarexperten von: Titanic

Hui, »Süddeutsche«!

Einen Kommentar zur Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa mit über 300 jämmerlich ersoffenen Afrikanern leitest Du mit folgenden zartfühlenden Worten ein: »Hunger, Naturkatastrophen, Kriege: Solange es Leid auf der Welt gibt, werden Menschen versuchen, nach Europa zu fliehen. In Zeiten der Globalisierung bietet diese Entwicklung aber auch Chancen. Denn es sind immer die Mutigsten, Klügsten, Wendigsten, die sich zur Wanderung entschließen.« Weltweit Hunger, Naturkatastrophen, Kriege und Leid als wirtschaftliche Chance für Europa – man muß eben immer auch die andere Seite der Medaille betrachten. Zumal es ja letztlich überhaupt nur die Allermutigsten, -klügsten und -wendigsten sind, die die Überfahrt dann auch noch überleben. Das spart später sogar aufwendige Eignungstests, nicht wahr? Es ist schon eine tolle Sache mit dieser Globalisierung!

Bleibt da chancenlos: Titanic

Hiya, Incredible Hulk!

Da kämpft man wie Du jahrzehntelang mit aller Gewalt um den nötigen Respekt, und dann so was: Am 21.9. zeigte das »Aktuelle Sportstudio« einen per Photoshop in Dich verwandelten Jürgen Klopp, was ja eigentlich schon frech genug ist. Kommentiert aber wurde das Bild von der Moderatorin Müller-Hohenstein so: »Hier ham wir Hulk Hogan, glaub’ ich. Hulk Hogan ganz in grün.« Und wäre das, Incredible Hulk, nicht ein veritabler Grund zum Ausrasten?

Falls Du Sender- oder Moderatorinnenadresse brauchst: einfach melden bei Titanic

Iris Radisch (»Die Zeit«)!

Durch eine Indiskretion des Rowohlt-Verlags, der damit die Tagebücher von Imre Kertész bewirbt, ist bekannt geworden, daß von Ihnen gegen den Autor folgende Aussage vorliegt: »Das Werk von Imre Kertész ist ein Staudamm, an dem die Nachkriegsliteratur nicht vorbeikommt.« Wenn dieser Satz überhaupt etwas bedeutet, dann nichts Gutes. Sie könnte so wunderbar ungestört und triumphal in die Zukunft fließen, die Nachkriegsliteratur, hier an Fahrt gewinnend durch eine metertiefe Epochenschwelle, dort sich in epische Breiten dehnend, an deren Ufern der müde Wanderer die nackten Füße ins gemächlich vor sich hin plätschernde Wasser halten kann. Nur am Kertész-Staudamm kommt sie nicht vorbei. Sie ist nicht gewaltig genug, um ihn einzureißen, kann aber auch nicht um ihn herumfließen. Also staut sie sich und staut sie sich, bis sie irgendwann das Umland überschwemmt. Dann müssen unschuldige Bürger evakuiert werden und ehrenamtliche Nothelfer Sandsäcke schleppen, bloß weil dieses steinerne Monument, das sogar Nazi-Deutschland überlebte, sich so beharrlich sturgestellt hat. Und die Zeche zahlt das deutsche Volk, dessen epischer Fluß sich zwar mit klappernden Mühlen, aber nicht mit naturfremden Dämmen verträgt. Das haben Sie wahrscheinlich nicht gemeint. Aber wenn die Sprache zum unfreiwilligen Kalauer schrumpft, kommt das Unbewußte zu sich selbst.

Wasser marsch! Titanic

Tarō Asō (73), japanischer Finanzminister!

Sie raten Ihrer liberaldemokratischen Partei LDP, sich für die geplante Änderung der Verfassung am Vorbild der Nazis zu orientieren: Die deutsche Weimarer Verfassung sei unbemerkt, ohne daß es jemandem aufgefallen sei, durch die Verfassung der Nazis ersetzt worden. »Warum können die Japaner nicht von dieser Taktik lernen?« fragten Sie bei Ihrem Parteitreffen. Aber, Asō, die Verfassungsänderung durch die Nazis ist durchaus bemerkt worden, die Nazis haben die Bemerker halt bloß umgebracht.

Ob die Japaner solche »Taktik« heute wieder lernen wollen, bezweifelt Titanic

Wirklich, Cinemaxx?

»Emotionen sind das schönste Geschenk«? Warum haben wir uns dann noch nie über die Tränenausbrüche, den Tobsuchtsanfall oder die bodenlose Verzweiflung gefreut, die uns immer erfassen, sobald wir eine Deiner synthetischen Gemütlichkeitsfabriken betreten?

Setzt weiterhin lieber auf die Internet-Flatrate: Titanic

O Mann, Til Schweiger!

Schon klar: Wenn irgendwo noch ein Euro zu machen ist, dann läßt man den nicht liegen. Also gibt es jetzt den Zeichentrickfilm »Keinohrhase und Zweiohrküken«. Aber warum mußten Sie den Hasen selbst sprechen? Glauben Sie wirklich, es gibt Menschen, die ins Kino gehen, um Ihre Stimme zu hören? Sie sind doch immer als erster auf den Barrikaden, wenn es um Gewalt gegen Kinder geht. Warum ersparen Sie den Kleinen diese Grausamkeit nicht?

Ehrlich empört: Titanic

Prima, Aldi Süd!

Daß Deine Führungskräfte im Zentrallager Mahlberg aufsässige Lehrlinge mit Frischhaltefolie gefesselt haben sollen, erscheint uns vernünftig. Man darf die Ware eben nicht verderben lassen, auch nicht die billigste.

Informiert: Titanic

Pfui, Laura Himmelreich!

Für den Artikel »Es ist uns nicht egal…« ließ Ihr Arbeitgeber, der Stern, in der Woche der Bundestagswahl Mitarbeiter und Prominente kundtun, was sie an Deutschlands Politik so richtig auf die Palme bringt. Sie selbst beschweren sich darüber, »in einem Land zu leben, das alten Menschen ihre Würde nimmt«. Moment, Himmelreich – Einspruch! Wenn wir uns recht erinnern, waren es doch Sie, die den armen alten Brüderle (68) mit Ihrem Dirndlbusen erst schamlos verführt und anschließend medial vernichtet hat. Und jetzt ist er auch noch arbeitslos!

Sehr, sehr böse mit Ihnen: Titanic

Um Himmels willen, lieber Leo!

Wie soll das denn nun hier ohne Dich laufen? Wer notiert denn jetzt jede eventuell mal brauchbare Idee? Wer liefert noch beim achten Redigat detaillierte Textverbesserungen? Wer schreibt, wenn es sein muß, in einem genialischen fünfminütigen Rutsch sechsseitige Reportagen nieder? Wer erledigt für uns Pinkel-Päpste, watscht selbsternannte Feen ab und brüllt die Anwohner nieder? Wer stellt künftig jeden Nachmittag die großen Fragen des Lebens: »Was ist eigentlich bei Facebook los?«, »O Gott, wo ist denn mein Geld schon wieder hin?«, »Kann dieser Esel nicht einfach sterben?«

Wer spielt nun den ganzen Tag immer wieder das gleiche Youtube-Lied, dreht schon nach einem Schnaps durch und schleppt mit uns Praktikanten in die »Hex«? Wer, kurz, bringt die nötige Portion Wahnsinn in den müden Redaktionsalltag, hinter dem sich der Rest verstecken und gruppieren kann? Der brave Ziegelwagner, der zuneigungssüchtige Wolff? Der routinierte Tietze, der reservierte Gaitzsch? Der väterliche Rürup, die gütige Werner, der grünschnabelige Hürtgen, der… Halt! Wir haben ja noch den irren Hintner!

Wohlan, wir werden das schon hinkriegen – und sehen uns sowieso noch. Also bis gleich.

Es bleibt doch stets die Deine: Deine Titanic

Stillgestanden, »Bild«-Zeitung!

Zum Abzug der deutschen Truppen aus Kundus kommst nicht einmal Du umhin, eine »bittere Bilanz der Bundeswehr-Mission« zu ziehen. Dazu zeigst Du eine Galerie der Gesichter der Toten dieses »blutigen Jahrzehnts«, wenn auch nur solche der 54 deutschen Soldaten und nicht etwa die Opfer von Oberst Klein und Konsorten. Doch was hat’s letztlich gebracht? »Die Sicherheitslage hatte sich zuletzt verschlechtert«, attestierst Du. Die Bundeswehr ziehe ab, »ohne Stabilität zu hinterlassen«, »die Taliban sind auf dem Vormarsch«, »das Land taumelt einem Bürgerkrieg entgegen«. Alles nicht so richtig schön, aber war der Afghanistan-Einsatz deswegen ein Bombenabwurf in den Ofen? Aber nicht doch, läßt Du Deinen Julian Reichelt kommentieren: »Die Bundeswehr hat sich in Afghanistan unter schwersten Bedingungen, im Gefecht, bewiesen! Der Krieg am Hindukusch hat eine völlig neue Generation junger, kampferprobter Offiziere hervorgebracht, die die Bundeswehr über Jahrzehnte prägen wird. Und Deutschland hat gelernt, den Dienst seiner Soldaten wertzuschätzen. Die Bundeswehr hat die Feuerprobe Afghanistan bestanden!«

Denn was wüßte Deutschland mehr wertzuschätzen als ein blutiges Jahrzehnt mit massenhaft Toten und reichlich verbrannter Erde einzig zu dem Zweck, daß sich unsere Soldaten mal richtig beweisen konnten? Mit der so geprägten Generation kampferprobter Offiziere wird sich zweifellos noch allerhand anfangen lassen – aber warum nur über Jahrzehnte? Doch wohl die nächsten 1000 Jahre!

Zeitlos: Titanic

Joachim Gauck (Bundespräsident)!

Nach der Bundestagswahl befahlen Sie die Vorsitzenden aller im neuen Bundestag vertretenen Parteien zu »Gesprächen« zu sich ins Schloß, um sich »im Austausch« gepflegt über »die Situation zu informieren«, so stand’s jedenfalls in der Presse. Und auch, daß über die Inhalte des Geredes Stillschweigen bewahrt werden solle. Sagen Sie, Gauck, können Sie das nicht immer so machen? Sie reden ein bißchen mit allen, und danach halten alle schön die Klappe?

Mit der Situation wäre dann ziemlich zufrieden: Titanic

Wazzup, Michael Roth (SPD)?

Im Kurzinterview mit dem Spiegel fordern Sie von ihrer Partei den Mut, »Unbekannte in Spitzenpositionen« zu hieven, man solle in den eigenen Reihen »neue, unverbrauchte Köpfe« suchen. Nur ganz vorsichtig nachgefragt: Kennen Sie etwa jemanden, auf den diese Eigenschaften zutreffen? Möglicherweise fällt ja ausgerechnet Ihnen wer ein? Na? Ach kommen Sie: Vollkommen unbekannt sind Sie erstens schon mal, Schloth, pardon, Roth. Zweitens mit schlappen 43 Jahren unseretwegen auch gerade noch irgendwie »neu«. Aber darf drittens jemand unverbraucht genannt werden, der im selben Interview ohne Scham erklärt, daß sich junge Wähler »mehr Frauen, mehr Buntheit« und – Trommelwirbel – »auch weniger Phrasen« wünschen?

Nein, Roth, nein nein. Titanic

Pleitepräsident Barack Obama!

Wegen akuter Ebbe in der US-Staatskasse aufgrund der republikanischen Etatblockade schickten Sie im Oktober 800 000 Staatsbedienstete in den unbezahlten Zwangsurlaub – aber keineswegs wahllos und durch die Bank alle. Vielmehr informierte uns eine Infografik des Handelsblatts, welche Personengruppen einpacken mußten und welche weiterarbeiten durften. Sinnvoll schien uns da, daß bei der NASA die »TV-Mitarbeiter« freibekamen (alte Folgen von Star Trek als Ersatzprogramm), während die »ISS-Wissenschaftler« im Orbit verblieben (Spritkosten!). Einverstanden auch, daß Sie im Schatzamt die »Gelddrucker und -graveure« zum Bleiben verpflichteten (frisches Geld = bezahlbare Gehälter), hingegen keinen Bedarf für »Bearbeiter von Lizenzen zur Produktion und zum Vertrieb von Wein« sahen (Biervorräte auf Hawaii ausreichend).

Warum aber, Obama, haben Sie im Gesundheitsministerium zwar die »Lebensmittelkontrolleure« nach Hause geschickt, nicht aber die »Mitarbeiter, die mit Labortieren arbeiten«? Wir ahnen es: Verrückte Regierungswissenschaftler forschen dort längst an der Züchtung riesiger gehörnter Paarhufer, die als Sündenböcke der nächsten Haushaltskrise durch die Straßen Washingtons marodieren und das Kapitol niedertrampeln sollen. Woraufhin dann Sie, Mr. President, ganz allein am Steuerknüppel einer F16 die Ordnung wiederherstellen und per Kondensstreifen in den Himmel schreiben: »Yes, I can!«

Lassen Sie’s halt vom Emmerich verfilmen! Titanic

Herzlichen Glückwunsch, Kölner Weihbischof Ansgar Puff!

Frisch geweiht saßen Sie nun erstmals in der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda und berichteten Domradio.de von Ihren Eindrücken: »Ich war überrascht von der Herzlichkeit, von der Bereitwilligkeit der Mitbrüder. Da wurde immer wieder nachgefragt, wie es einem geht und wie man die Versammlung wahrnimmt.« Wie schön! Und so verständlich! Aber wie erlebten Sie denn die gemeinsamen Gottesdienste? »Ein neues Gefühl! Ich muß mich da noch ein wenig dran gewöhnen, die ganzen Sachen, die man da so anziehen muß als Bischof, ich muß immer vor dem Spiegel schauen, ob ich auch alles richtig anhabe.«

Und wenn nicht – auch nicht schlimm! Mit Ihnen, Ansgar Puff, wird das so oder so was mit der Öffnung der katholischen Kirche!

Prophezeien Ihre völlig verzauberten Fans auf der Titanic

Dirk Nowitzki (35), Basketballer!

In einem Werbefilm für die kommende Saison laufen Sie durch die Geschäftsräume Ihres Clubs Dallas Mavericks und fragen jeden Mitarbeiter: »Weißt du, welcher Tag heute ist?« Die Antwort lautet jedesmal »Spieltag«. Nowitzki, nach Ihrer eher schlichten Werbung für eine Frankfurter Direktbank ist das jetzt aber mal richtig gut ausgedacht. Da vergißt sicher keiner, daß heute Spieltag ist!

Freut sich mit Ihnen: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Sie wiederum, André Berghegger,

haben als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes nach dem Einsturz der Dresdner Carolabrücke eine »Investitionsoffensive für die Infrastruktur« gefordert, da viele Brücken in Deutschland marode seien. Diese Sanierung könnten jedoch Städte und Gemeinden »aus eigener Kraft kaum tragen«, ergänzten Sie. Mit anderen Worten: Es braucht eine Art Brückenfinanzierung?

Fragt Ihre Expertin für mehr oder weniger tragende Pointen Titanic

 Gott sei dank, »Focus«!

Du schreibst: »Fleischkonsum sinkt, Mitarbeiter fehlen. Fachkräftemangel trifft die Wursttheke«. Aber sieh es doch mal positiv, lieber Focus: Es wäre doch viel schlimmer, wenn aufgrund des hohen Fleischkonsums die Mitarbeiter/innen verschwinden würden …

Grüße aus der Fleet Street schickt Titanic

 Priwjet, Roderich Kiesewetter!

Priwjet, Roderich Kiesewetter!

»Die AfD ist nicht besser oder schlechter als das BSW. Beide sind Kinder derselben russischen Mutter«, sagten Sie der FAS.

Da haben wir aber einige Nachfragen: Wer sind denn die Väter? Hitler und Stalin? Oder doch in beiden Fällen Putin? Und wenn BSW und AfD dieselbe Mutter haben: Weshalb ist der Altersunterschied zwischen den beiden so groß? War die Schwangerschaft mit dem BSW etwa eine Risikoschwangerschaft? Und warum sollte es keine Qualitätsunterschiede zwischen den Parteien geben, nur weil sie die gleiche Mutter haben? Vielleicht hat Russland ja sogar ein Lieblingskind? Können Sie da bitte noch mal recherchieren und dann auf uns zurückkommen?

Fragt die Mutter der Satire Titanic

 Philipp Bovermann (»SZ«)!

Früher hatten Sie Angst vor der Klimakatastrophe. Heute sind Sie Mitte dreißig und haben dazugelernt: »Ich kann heute nur noch darüber staunen, wie wenig tief mich die Tatsache bekümmert, dass der Planet überhitzt, dass Arten verschwinden, Ökosysteme kollabieren, Regenwälder brennen, Meeresböden sich in Wüsten verwandeln. Menschen werden sterben, Menschen sterben schon heute, das Leid der Tiere sprengt alle Vorstellungskraft – aber jetzt stehe ich auf meinem Balkon, habe mir ein Leben aufgebaut, mit einem tollen Job, einer tollen Frau, einer tollen Tochter, unten auf dem Teich schwimmt eine Entenfamilie vorbei, und geblieben ist nur die sanfte Sorge, dass ich mir zu wenig Sorgen mache. Ich grusele mich vor mir selbst. Aber nur ein winziges bisschen.« Denn »vielleicht ist es rational, wegen des Klimawandels ruhig zu bleiben und sich auf das Leid im Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Welt wird schon nicht gleich untergehen.«

Nein, Kollege Bovermann, wird sie nicht, jedenfalls Ihre nicht. An den Menschen in Südostasien oder Osteuropa, betroffen von einem exemplarischen Regen aus der neuen Klimagegenwart, schwimmen derweil keine Entenfamilien, sondern ihre toten Töchter vorbei, während Sie sich so arg auf das Leid im Hier und Jetzt konzentrieren, dass es alle Vorstellungskraft sprengt.

Vorm ewigen Jungspießer gruselt’s da ein bisschen: Titanic

 Stefan Schlatt, Reproduktionsbiologe an der Uni Münster!

Sie gaben im Zeit-Wissensteil ein ganzseitiges Interview, das wie folgt betitelt wurde: »Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes«. Eine billige Masche der Zeit, mit einer bizarren Überschrift Neugier zu wecken, das war uns sofort klar. Dennoch wollten wir natürlich wissen, in welchem Zusammenhang Sie das oben Zitierte von sich gaben.

»Der Testosteronspiegel des Mannes geht nur langsam zurück, vor allem, weil er im Alter immer dicker wird und nicht mehr so gesund ist wie mit 25. Dies zeigt sich dann an der Hormonproduktion im Hoden. Bergleute haben früher Kanarienvögel mit unter Tage genommen, die Alarm schlugen, wenn die Luft dünner wurde. Man könnte sagen: Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes.«

Wo sollen wir anfangen, Schlatt? Der Kanarienvogel diente Bergleuten als Indikator für die sinnlich nicht wahrnehmbare Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung. Diese soll in Ihrer Metapher wohl der niedrige Testosteronspiegel sein, der nicht etwa durch das Übergewicht, sondern nur durch den Hoden zu erkennen ist. Und das geschieht wie, Schlatt? Schlägt der Hoden Alarm, indem er laut zwitschert? Sind die Kanarienvögel unter Tage nicht vielmehr verstummt und tot umgefallen? Und was ist in Ihrer Analogie eigentlich der Käfig für den singenden Hoden?

Fest steht hier im Grunde nur eins: Bei Ihnen piept es gehörig – im Kopf und in der Hose.

Tirili: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Alle meine Aversionen

Was ich überhaupt nicht schätze:
»Mädchen, ich erklär dir ...«-Sätze.

Was ich nicht so super finde:
Bluten ohne Monatsbinde.

Was ich gar nicht leiden kann:
Sex mit einem Staatstyrann.

Den Rest, auch Alkoholkonzerne,
mag ich eigentlich ganz gerne.

Ella Carina Werner

 Obacht!

Die Ankündigung von Mautgebühren ist furchterregend, aber so richtig Gänsehaut bekomme ich immer erst, wenn bei Google Maps als »Warnhinweis« auftaucht: »Diese Route verläuft durch Österreich.«

Norbert Behr

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella